Neue Szene Augsburg 2020-02
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Parteien, denn die Chancen waren nie so gut, dass junge, engagierte Leute
dort gehört werden und ihre Positionen relativ schnell zu einer Umsetzung
bringen können. Durch Fridays for Future wurde eine große Aufmerksamkeit
erreicht, jetzt geht es aber um die konkrete Umsetzung. Ob man dafür in
eine bestehende Partei eintritt oder eine neue gründet, das muss jeder selber
wissen.
Martina: Das stimmt, so wirkt er auch auf mich. Das heißt aber nicht,
dass vielleicht manchmal auch ein Vulkan in ihm brodelt. Aber er strahlt in
kritischen Situationen schon eine gewisse Ruhe und Gelassenheit aus. An Eva
mag ich, dass sie stets ein offenes Ohr für uns Grüne hat und ich habe in den
letzten 16 Jahren weiß Gott auch andere Vertreter der CSU erlebt. Sie möchte
uns immer verstehen und hat großes Interesse an ihren Kollegen.
Weber: „Fridays for Future
muss auch in demokratische
Prozesse übergehen.“
Wie stehen sie zu Fridays for Future, Frau Weber?
Eva: Ich finde es gut, dass die Jugend sich engagiert. Aber das war auch vor
dieser Bewegung schon der Fall. Ich kenne viele junge Menschen, die genau
wissen wollen, wie es weitergeht und sich auch politisch einbringen wollen.
Das sieht man bei allen Jugendorganisationen der verschiedenen Parteien,
auch bei der JU gibt es nach wie vor Zulauf. Es geht aber auch darum, Verantwortung
zu übernehmen und das geht nicht nur durch das Malen von Plakaten.
Fridays for Future muss dann auch in demokratische Prozesse übergehen.
Für die Grünen ist Fridays for Future eine besondere Herzensangelegenheit?
Martina: Man hat lange nicht von der Jugend gedacht, dass sie so politisch
sein kann, aber nun gehen die jungen Leute ja schon seit über einem Jahr
regelmäßig auf die Straße. Ich finde diese Hartnäckigkeit toll und wir haben
die Vertreter ja auch eingebunden. Sie waren im Umweltausschuss im Rathaus
und hatten Kontakt zu den Referenten und Fraktionen, weil wir nicht nur das
Engagement begrüßen, sondern auch wissen wollen, was sie konkret wollen.
Die Demonstrationen haben also nicht nur Aufmerksamkeit geschaffen,
sondern auch schon etwas bewirkt. Man muss sich ja nur die Wahlplakate der
anderen Parteien im Bereich Klimaschutz anschauen, das ist sicher auch eine
Folge von Fridays for Future.
Am 15. März ist es soweit und Augsburg wählt einen neuen OB. Wacht
man als aussichtsreicher Kandidat eigentlich nachts schon mal plötzlich
mit einem hohen Puls auf?
Eva: Ich hatte tatsächlich im Herbst mal so eine Phase, weil einfach mein
Kopf so voll war. Wir haben halt keinen 8 Stunden-Job und dann ist es nach
einem Tag voller Termine tatsächlich manchmal etwas schwer, herunterzufahren.
Aber zur Zeit schlafe ich hervorragend, scheinbar hat mein Körper
begriffen, dass ich schlafen muss, weil es sonst schwierig wird.
Martina: Bei einer Kombination aus einer kleinen Tochter, die manchmal
nachts vor meinem Bett steht und mich aufweckt, und Phasen, in denen echt
viele Themen anstehen, politisch wie familiär, kenne ich diese Situation schon
auch und es tickert nachts schon mal im Kopf. In aller Regel schlafe ich aber
schon sehr gut.
Dirk: Heute habe ich kein Problem mehr mit dem Einschlafen. Vor einem
Jahr war das aber anders, weil ich mir da Gedanken darüber gemacht habe,
ob ich als OB-Kandidat der SPD antreten soll. Aber seit diese Entscheidung
getroffen ist, ist alles okay, weil alles so weit durchdacht ist, dass ich total ruhig
schlafen kann.
Nun noch ein paar persönliche Fragen. Was gefällt ihnen denn besonders
an ihren beiden Konkurrenten, konkret gefragt, welche Scheibe würden
sie sich gerne abschneiden?
Dirk: Von Martina hätte ich gerne den Rückenwind ihrer Partei. Und ich
bin sicher, dass sie über sehr gute Ausgleichsmechanismen verfügen muss.
Schließlich sind die Grünen recht diskussionsfreudig und da ist es bestimmt
nicht immer leicht, das durchzustehen. An Eva schätze ich ihre Ausgeglichenheit.
Ich habe es in den letzten Jahren sehr selten erlebt, dass sie einmal
richtig emotional geworden ist. In neun von zehn Fällen ist sie jedenfalls sehr
wohltemperiert und ausgeglichen.
Wer möchte als nächstes?
Eva: An Martina finde ich toll, dass sie so ein Familienmensch ist. Sie
macht so viel in der Politik, hat aber immer auch einen Blick auf ihre Kinder.
Dies zu organisieren, da ziehe ich meinen Hut. Dirk ist ein sehr relaxter Typ. Er
nimmt manches auf die leichte Schulter, bei denen ich mir denke: „Puh!“