29.01.2020 Aufrufe

Neue Szene Augsburg 2020-02

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ZOOM

35

Auf einem Jahrmarkt ist für alle Generationen und Geschmäcker etwas

geboten, spiegelt sich das auch in eurem Programm wider?

Tom: Auf jeden Fall. Es wird von Theater, über Hip Hop, Gedichten und

Hörspielen bis hin zur Oper alles Mögliche geboten sein. Durch das vielseitige

Programm wollen wir verschiedene Publikums-Gruppen erreichen und

vereinen. Wir hoffen natürlich, dass dadurch ganz spontan das Interesse an

Veranstaltungen geweckt wird, die man zunächst vielleicht gar nicht so auf

dem Schirm hatte.

Das heißt am 14. und 22. Februar ist für alle Spektakel-Zeit im martini-

Park. Gibt es auch Programm-Punkte, die ihr aus den letzten Jahren

übernommen habt?

Tom: Wir haben uns dazu entschieden, fest etablierte Programmpunkte

wie „Die Lange Brechtnacht” und den „Poetry Slam” beizubehalten. Allerdings

wird „Die Lange Brechtnacht” in diesem Jahr erstmals im Kongress

am Park stattfinden. Toll ist, dass Girisha Fernando es geschafft hat, Musik-

Größen wie beispielsweise „The Notwist” und „Fatoni” zu gewinnen.

Das neue Programmheft und auch die Plakate sind übrigens optisch

ein echter Knaller! Ich habe schon ausführlich im Programm geschmökert,

viele Theaterstücke werden nur für das Brechtfestival produziert...

Tom: Wenn man ein Interesse an bestimmten Texten hat, es aber

niemanden gibt, der sich damit beschäftigt, dann muss man eben selbst

produzieren oder eigene Ideen an andere herantragen. Als Kurator kann man

nur aus dem bereits bestehenden Topf schöpfen. Da gibt es dann aber oft nur

die üblichen Verdächtigen wie „Sezuan”, „Die Dreigroschenoper” und „Mutter

Courage”. Wir haben beim diesjährigen Brechtfestival fast zu 90 Prozent

Premieren und auch einige Uraufführungen. Den Großteil von dem, was

stattfinden wird, kann man vorher nirgendwo anders sehen! Nicht einmal

wir. Und das macht es am Ende so spannend und besonders.

„Unser Ziel ist es, eine

Balance zwischen für

Augsburger und von

Augsburgern zu schaffen.”

Wie geht ihr mit der Herausforderung um, ein Brechtfestival ohne

echtes Theaterhaus auf die Beine stellen zu müssen?

Jürgen: Herausforderung würde ich das nicht nennen. Das ist scheiße.

Natürlich wäre es mit einem funktionierenden Theatergebäude viel einfacher,

ein Spektakel zu organisieren. Im martini-Park hat man mit zahlreichen

technischen Einschränkungen zu kämpfen. Das ist wirklich eine Herausforderung

und teilweise auch eine echte Behinderung, auch wenn man das jetzt

Sonderbegabung nennt. Aber das Team des Staatstheaters unterstützt uns in

all unseren Belangen ganz hervorragend.

Eine Sonderbegabung, die das Staatstheater Augsburg aber seit zweieinhalb

Jahren wunderbar meistert! Hattet ihr im Vorfeld denn Kontakt

zu eurem Vorgänger Patrick Wengenroth und konntet euch ein paar

hilfreiche Tipps holen?

Jürgen: Klar haben wir uns mit Patrick getroffen. Er war auch sehr

kollegial, und ich finde es Blödsinn und unanständig, zu versuchen, unsere

Programme gegeneinander auszuspielen. Ich fand sein Programm großartig,

wir machen nur etwas anderes!

Ihr habt vorher erwähnt, dass ihr euch nicht als Qualitäts-Kontrolleure

seht. Ergibt sich daraus eine besondere Neugierde auf bestimmte

Programm-Punkte?

Jürgen: Ich bin auf alle Sachen gespannt! Die Beiträge sind wirklich sehr,

sehr unterschiedlich. Es gibt natürlich Programm-Punkte, bei denen man

sich weniger vorstellen kann, wie es am Schluss sein wird und darauf ist man

dann natürlich ganz besonders neugierig. Das ist zum einen die Schuloper

„Der Jasager”, die vom Gymnasium bei St. Stephan performt wird oder zum

Beispiel Kathrin Angerer und die Kriegsfibel-Songs. Ich hab keine Vorstellung

davon, wie sich das anhören wird, aber ich weiß, Kathrin ist toll, die

Band ist super, das wird kein klassischer Brecht-Liederabend werden und das

finde ich total aufregend.

Neugierig geworden? Mehr Infos findet Ihr unter www.brechtfestival.de.

Das heißt, ihr versteht euch eher als Künstler und nicht als Kuratoren?

Jürgen: Naja, als Kurator fährt man mit dem Einkaufswagen durch den

kulturellen Supermarkt und packt alles, was einem so gefällt, ins Körbchen,

um dann an der Kasse dafür zu bezahlen. Das ist etwas, was mich überhaupt

nicht interessiert! Ich finde es viel spannender, produktive Situationen zu

schaffen, in denen Künstler die Chance haben, etwas Neues zu machen.

Neues, auf das es sich lohnt, neugierig zu sein. Wir mischen uns da auch

nicht als Regisseure oder Qualitäts-Kontrolleure ein, sondern haben Vertrauen,

dass die Leute, die wir angesprochen haben, großartige Künstler sind.

Wir sind auch schon gespannt wie ein Flitzebogen! Welcher Gedanke

steckt denn hinter dem Entschluss, mehr mit dem Staatstheater zusammenzuarbeiten?

Tom: Hinter dem Brechtfestival stehen zwei große Interessen. Zum

einen, dass man interessante Leute nach Augsburg holt und zum anderen,

dass Programmpunkte auch von Augsburg selbst gemacht werden. Unser

Ziel ist es eine Balance zwischen - für Augsburger und von Augsburgern - zu

schaffen.

Jürgen Kuttner und Tom Kühnel

Foto: Fabian Schreyer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!