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BLATTWERK AUSGABE No.11 – September bis Dezember 2019

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dem OHO zugutegekommen ist –, haben einerseits unsere

Vorstellungen im Burgenland gezeigt, die der Mehrzahl des

Publikums sehr zu Herzen gegangen sind. Andererseits

konnte man an den überraschten Reaktionen auf unsere

Gastspiele in Wien, Salzburg und Klagenfurt die eigentliche

Bedeutung des Stücks „Der Fluss“ erkennen: dass hier nämlich

ein Liedgut in sechs gesungenen Sprachen dargeboten

wurde, die alle einen Teil der Identität dieses Grenzlandes

abbilden, ohne dass dies sowohl den Menschen hier als

auch jenen im Rest von Österreich in dieser Fülle und Differenziertheit

bewusst gewesen wäre. Ich glaube, es war

Peter Tyran in der Hrvatski Novine, der geschrieben hat,

dass Peter Wagner und Ferry Janoska (er hat die Lieder

arrangiert) eine neue „Volks-Oper“ geschaffen hätten. Das

ist nicht meine Einschätzung, aber immerhin eine, die ich

gelten lassen kann.

„Stärke, die, weiblich:“ stellte

zum Jubiläumsjahr 2011

(90 Jahre Burgenland) Frauen in

den Mittelpunkt. Es entstand ein

Buch, in dem 30 Frauen je drei

Frauen vorstellten – so entstand

eine Sammlung von 90 höchst

interessanten Frauenbiografien

aus dem Burgenland.

Du warst zwischen 2011 und 2015 Obmann des Hauses.

In diese Zeit fällt neben dem Österreichischen Kunstpreis

2013 auch der Bank Austria Kunstpreis 2014 für

die Ausstellung „Wächter über Oberwart“. Worin haben

für dich die größten Herausforderungen für das OHO

in seinem dritten Lebensjahrzehnt bestanden?

PETER WAGNER Ich glaube, die größte Herausforderung für

eine autonome Initiative wie das OHO besteht darin, sich

nicht totzulaufen und seinen Spirit immer wieder aufs Neue

anzufachen. Ich habe mich 2011 als Obmann angeboten,

weil ich das Gefühl hatte, das Haus bräuchte wieder einen

gewissen kreativen Kick und auch neue Motivation. Die

erste Entscheidung bestand darin, uns nicht so sehr als

Kulturinitiative zu verstehen, sondern eher als ein tatsächliches

Kunsthaus der Gegenwart. Diese Orientierung erfolgte

selbst im Vorstand nicht völlig widerspruchslos, war aber

meiner Ansicht nach ein weiterer Schritt im Prozess des

Erwachsenwerdens des Hauses. Selbstverständlich leistet

das OHO weiterhin das, was man gemeinhin unter Kulturarbeit

subsumiert, aber der Fokus ist seitdem doch stärker

auf das gerichtet, was die Kunst in ihren vielen Facetten an

Diskurs in unsere Gegenwart einbringen kann. Abgesehen

von solchen programmatischen Schritten waren dann halt

noch einige eher triviale, wenn nicht gar lästige Angelegenheiten

zu erledigen, die allerdings viel Kraft und Energie

kosteten, so etwa die Reparatur des durch einen Baufehler

schadhaft gewordenen Daches oder gewisse technische

Modernisierungen.

öfter Veranstaltungen besucht und darüber berichtet, mit

Mitwirkenden backstage spannende Interviews führen dürfen.

Daher kannte ich das Haus aus der Sicht der (jungen)

Besucherin sowie der Mitarbeiterin. Der Weg in den Vorstand

ergab sich dann irgendwo fließend als nächster Schritt.

Was sind deine persönlichen Highlights im OHO in den

letzten Jahren?

MARIA RACZ Zu meinen Programmhighlights zählt auf jeden

Fall „Stärke, die, weiblich:“, an dem ich mitarbeiten

durfte, was für mich eine spannende Lehrzeit war. Die 90

burgenländischen Frauen, deren Geschichten im Buch zum

Projekt aufgefächert sind, haben mich beeindruckt, ihre

Lebensgeschichten hören zu dürfen hat mich geprägt. Das

Projekt hatte eine enorme Energie.

Ähnlich die „Wächter über Oberwart“, eine Reflexion der

Stadtgeschichte mit unheimlich großem Tiefgang.

Unbedingt erwähnen muss ich auch „Der Fluss – Die Lieder

der Lebenden, die Lieder der Toten“. Dieses Stück bietet für

mich einen tiefen Einblick in die burgenländische Seele. Es

waren aber auch einige denkwürdige Diskussionsveranstaltungen

dabei, die im OHO stattfanden. Wie zum Beispiel

die Romatagung, bei der die Direktorin des Pécser Gandhi-Gymnasiums

zu Gast war. Insgesamt waren die Erlebnisse

mit und im Offenen Haus sehr lehrreich und prägend.

Du bist nun seit einigen Jahren im OHO-Vorstand tätig.

Wie war dein Weg bis hierhin?

MARIA RACZ Seit acht Jahren bin ich Teil des OHO-Vorstandes.

Davor war ich Angestellte im Haus, da für das Projekt

„Stärke, die, weiblich:“ eine Projektassistenz gesucht wurde.

Danach durfte ich an „Wächter über Oberwart“ mitwirken.

Viel früher, noch zu Schulzeiten, war das OHO immer ein

Treffpunkt zum Fortgehen. Es wurden in erster Linie Konzerte

besucht, vor allem solche, bei denen Schulkollegen

mit ihren Bands auftraten.

Als freie Journalistin während meines Studiums habe ich

Du bist als treibende Kraft und auch als Person, die

immer wieder viel Input liefert, nicht mehr wegzudenken.

Wo siehst du aktuell die Stärken und Schwächen

im OHO?

KATHARINA TIWALD Das OHO ist ein künstlerisches Powerhaus,

ein Energiebündel in vier Wänden und darüber

hinaus. Was hier gemacht und gebracht wird, ist einfach

tolle Qualität, die österreichweit und auch international

geschätzt wird. Dahinter steckt sehr, sehr viel Arbeit – und

relativ wenig Geld. Weil diese Arbeit hier mit vergleichsweise

wenig Menschen gemacht wird (und gemacht werden

muss), ist es schwer, auf so lange Sicht vorauszuplanen,

dass das Programm mit wirklichem Vorlauf beworben wer-

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