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BLATTWERK AUSGABE No.11 – September bis Dezember 2019

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IM

GESPRÄCH

MIT ...

... HAUPTDARSTELLER TONY WEGAS

Wie war das, als man mit diesem Stück auf dich zugekommen

ist?

Zuerst war ich sehr überrascht, weil ich nie gedacht hätte,

dass irgendjemand auf die Idee käme ein Theaterstück für

mich zu schreiben. Und ich konnte mir am Anfang nicht so

richtig vorstellen, was es werden soll – ich hatte klassisches

Theater im Kopf. Aber das hier ist sehr künstlerisch und

modern angelegt, kein Nestroy, in den man geht und weiß,

was einen erwartet. Das gefällt mir total gut so!

Die Initialzündung kam, als Katharina Tiwald dich mit

Gips auf der Bühne gesehen hat. Erinnerst du dich auch

noch so gut an diesen Auftritt?

Ja natürlich, das war total lustig. Ich hatte mir den Haxn gebrochen

und lag mit Liegegips im Spital. Und dann hab ich

den Arzt gefragt, ob er mir frei gibt, weil ich einen Auftritt

habe, den ich nicht absagen kann. Der war einverstanden

und hat mir sogar noch einen Rollstuhl geborgt. (lacht)

Caruso war ein berühmter Opern-Tenor – wie war es, sich

den musikalischen Charakter der Figur zu erarbeiten?

Mit Ferry zu arbeiten ist einfach herrlich – er ist ein Traummusiker

und wir kennen einander schon seit 20 Jahren und

verehren einander sehr. Es ist eine Freude, mit ihm Musik

zu machen. Und ich habe tatsächlich schon lange einen Titel

in meinem Programm, der „Caruso“ heißt und der für Caruso

geschrieben wurde. Herausgebracht hat ihn Pavarotti

und ich singe ihn – wenn der Rahmen passt, also nicht bei

Tanzveranstaltungen – in der Version, wie Andrea Bocelli ihn

gesungen hat, das ist irrsinnig schön. Er fängt relativ zart an

und macht mit der Stimme beim Refrain richtig auf …

Der Caruso im Stück zieht Bilanz über sein Leben – wird

der Tony Wegas da auch nachdenklich dabei?

Ja, natürlich. Ich glaube, dass bei niemandem nur positive

Sachen da sind, jeder Mensch hat irgendwo so etwas wie

eine kleine Leiche im Keller, also einfach etwas, von dem

man nicht möchte, dass es alle wissen und das man lieber

in sich weiterträgt. Bilanz ziehen, das ist ja auch eine

Abrechnung mit sich selbst, da schaut man: Was war gut?

Was zu viel? Was zu wenig?

Bei diesem Bilanzziehen werden aus Erfahrungen oft

Lebensweisheiten. Was ist deine Lebensweisheit?

Das ist echt schwierig … (lacht), wenn ich eine Lebensweisheit

hätte oder gehabt hätte, dann hätt' ich mir sicher den

einen oder anderen Blödsinn ersparen können in meinem

Leben. Was ich an mir aber beobachte: Je älter ich werde,

desto demütiger werde ich dem Leben gegenüber. Also

vielleicht ist das meine Lebensweisheit: Es ist nichts selbstverständlich

und das Leben ist nicht von Haus aus leicht

und toll, sondern du musst es leiwand und toll machen.

Wenn du willst, dass sich etwas ändert, musst du dich ändern

und nicht von den anderen erwarten, dass sie sich

ändern!

... AUTORIN KATHARINA TIWALD

Du hast Caruso Tony Wegas so richtig auf den Leib geschrieben,

warum?

Das ist wirklich durch Zufall entstanden. Ich hab Tony bei

einem Auftritt erlebt, für den er aus dem Spital geholt worden

war – das war zu einer Zeit, als ich eine Biografie über

Enrico Caruso gelesen habe. Der ist bei einem seiner letzten

Auftritte krank auf der Bühne gestanden, musste von seiner

Sopranpartnerin gestützt werden und hat Blut gespuckt.

Und als ich Tony mit dem Gips gesehen hab, da haben in

meinem Kopf die Funken geschlagen. Und glücklicherweise

hat Tony schnell zugesagt.

Was fandest oder findest du an dieser Figur Caruso so

spannend?

Mir gefallen solche Typen wie er – der kommt aus einer

kleinstbürgerlichen Familie in Neapel, aus ärmlichen Verhältnissen

und wird weltberühmt. Er ist jemand, der die

Schichten wechselt und da hab ich mich gefragt, wie er damit

umgeht, wie er tut in seinem Aufstieg, welche Formen

er pflegt, welche Rituale er entwickelt. Er hatte zum Beispiel

eine Münzsammlung oder hat Krippen gebaut. Seine Villen

hat er sich kitschig eingerichtet und zweimal am Tag hat er

gebadet, dazu mehrmals am Tag das Gewand gewechselt.

Solche selbst entwickelten Rituale finde ich total interessant

und auch sympathisch.

Und was magst du am Wegas'schen Caruso?

Ich war einfach so neugierig auf diese Stimme, wenn sie

etwas anderes singt, als ein Tony Wegas für gewöhnlich

singt. Wie klingt das? Und weil der Tony ja jetzt schon älter

ist, als Caruso es je geworden ist, bietet das dramaturgisch

natürlich einige Möglichkeiten. Ansonsten kann ich mir

romantische Vorstellungen zu meiner Figur oder was ich

mir wünsche, nicht leisten – dadurch, dass ich im Vorstand

der Theaterinitiative bin, bin ich z.B. auch mitverantwortlich

für die Finanzierung und auch auf dieser Ebene involviert.

Ein Stück aus der Hand zu geben, ist außerdem immer

spannend – das ist jetzt mein achtes und die Umsetzung

war für mich bis jetzt jedes Mal eine schöne Überraschung.

Caruso sagt an einer Stelle: „Ohne Musik wäre das Leben

ein öder Provinzbahnhof.“ Welches Wort würdest

du für „Musik“ einsetzen?

Bücher!!!

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