BLATTWERK AUSGABE No.11 – September bis Dezember 2019
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Summe zur Verfügung, nämlich vier Millionen Schilling. Viel zu
wenig, wie die beiden jungen Architekten selbstbewusst verkünden
ließen. Der Bischof erhöhte nach einer Volumsreduktion des
Bauvorhabens und einem teilweise unfreundlichen Briefverkehr
zwischen Oberwart, Graz und Eisenstadt den Zuschuss auf 4,6
Millionen Schillinge. Die Gesamtbaukosten waren mit 9,5 Millionen
Schillingen veranschlagt. Wieder wurde Triber aktiv. Er rief die
Bevölkerung von Oberwart mittels Flugblättern dazu auf, einen
Monatsgehalt für den Neubau ihrer Kirche zu spenden. Es gelang.
Kurz vor Weihnachten des Jahres 1966 wurde bauverhandelt, zu
Ostern fuhren die Bagger auf.
Es wurde die Kirche der Bevölkerung. Ein pensionierter Oberwarter
Volksschuldirektor besorgte die Bauleitung und war jeden Tag
– möglicherweise nicht zur reinen Freude der Architekten – auf
der Baustelle anwesend. Die Kirche sollte nach Meinung der Architekten
„mit Baustoffen der heutigen Zeit das Ostergeheimnis zum
Ausdruck bringen“. Den beteiligten Baufirmen – Böchheimer und
Universale – und sicher auch den Statikern blieb es überlassen, mit
dem neuen Material Sichtbeton das Ostergeheimnis zum Ausdruck
zu bringen. Sichtbetonbauten waren aber im ländlichen Österreich
etwas Neues und das dauerte. Erst im Dezember des Jahres 1967
konnte die Decke betoniert werden. Auch die Baukosten explodierten.
Aus 9,5 Millionen waren mittlerweile 12,5 Millionen Schilling
geworden. Nach diversen Krisensitzungen entschied man sich
von Seiten der Auftraggeber dazu, zumindest den Rohbau fertigzustellen.
Erst im September 1968 fand die Gleichenfeier statt.
Die Architekten waren besonders nach der Ausschalung sehr oft
vor Ort. Jedes Detail der Einrichtung wurde per Hand gezeichnet,
in Pläne geformt, mit den ausführenden Firmen besprochen und
dann in Beton gegossen. Ladislaus Triber wiederum versuchte
weiterhin, Geld für seinen Prachtbau aufzutreiben. Es gelang ihm
sogar, dass jede Familie Oberwarts die Finanzierung eines Kirchenstuhles
übernahm.
Jeder Bau findet irgendwann einmal ein Ende. Am 19. Oktober
1969 wurde die neue Kirche feierlich eingeweiht. Die halbe Bundesregierung
und die gesamte Landesregierung waren anwesend,
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