Bericht_362_Leseprobe
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koordinaten, Planung der Roboterbewegungen einschließlich ihrer Aufteilung auf Roboterachsen / Portalachsen /<br />
Positioniererachsen, deren Synchronisation sowie Kollisionskontrolle und möglichst sogar Kollisionsvermeidung. Ist<br />
das alles überhaupt technisch und wirtschaftlich möglich?<br />
3 Lösungsbausteine<br />
Die folgenden Abschnitte beschreiben, wie die genannten Teilaufgaben im Offline-Programmiersystem „MOSES –<br />
IWA“ (Intelligent Welding Assistant) gelöst wurden.<br />
Am Anfang der Prozesskette stehen Geometrieimport und -analyse sowie die Platzierung der Schweißnähte im<br />
CAD-Modell. Für die Platzierung der Schweißnähte im CAD Modell gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:<br />
1) Sofern der Konstrukteur die Schweißnähte bereits im Rahmen des Konstruktionsprozesses als Bestandteil des<br />
3D-CAD-Modells anlegt, können diese zusammen mit dem Geometriemodell in MOSES importiert und ausgewertet<br />
werden. Einige CAD-Systeme bieten für diesen Zweck eigenständige „Schweißnaht“-Objekte an, welche<br />
graphisch als Zylinder, Fillet oder ähnliches Objekt dargestellt und mit Zusatzinformationen, wie zum Beispiel<br />
dem a-Maß, versehen werden können.<br />
Da es jedoch bislang keinen einheitlichen Standard zur Übertragung der Schweißnahtverläufe im Rahmen der<br />
gängigen CAD-Schnittstellenspezifikationen gibt, hat Autocam zusammen mit Partnern den WISCON-Standard<br />
definiert, der bereits vor einigen Jahren vom deutschen Stahlbauverband (DStV / bauforumstahl e.V.) als Empfehlung<br />
für seine Mitglieder übernommen wurde. Dieser nutzt das XML-Format zur Beschreibung der Schweißnahtverläufe<br />
als Ergänzung zu vorhandenen, gängigen CAD-Geometrieformaten wie DSTV/NC oder STEP. Die<br />
WISCON-Schnittstelle wird bereits mit mehreren Stahlbau-CAD-Systemen genutzt (z. B. Trimble Tekla, AVEVA<br />
Bocad, u. a.) und auch im Schiffbau eingesetzt.<br />
Alternativ dazu können Schweißnähte auch als einfache geometrische 3D-Objekte beschrieben werden, sofern<br />
diese mithilfe von Zusatzinformationen (wie z. B. Layer-Zuordnung, Farbe oder andere Attribute) eindeutig als<br />
Schweißnähte identifizierbar sind. Diese können dann als Bestandteil des 3D-Geometriemodells, z. B. im<br />
STEP- oder im IFC-Format, übertragen werden. In diesem Fall ist lediglich der OLP-seitige Implementierungsaufwand<br />
höher, da es sich meist nicht um standardisierte Lösungen handelt.<br />
2) Sofern der Konstrukteur im Rahmen des Konstruktionsprozesses keine Schweißnähte definiert, ist MOSES mit<br />
seinem Modul „Seamdefiner“ in der Lage, Schweißnahtverläufe im 3D-CAD-Modell selbstständig automatisch<br />
anzulegen. Die CAD-Modelle der Schweißbaugruppen müssen dazu zwei Anforderungen erfüllen:<br />
• Es muss sich um Vollkörper-Volumenmodelle (CSG) handeln.<br />
• die Modelle müssen alle konstruktiven Details enthalten, die für die Platzierung und den Verlauf der<br />
Schweißnähte relevant sind (z. B. Ausrundungsradien).<br />
Auf Grundlage dieser Modelldaten platziert MOSES Nähte basierend auf Regeln und auf einer Analyse des<br />
CAD-Baugruppenmodells automatisch dort, wo es schweißtechnologisch sinnvoll und wo die Zugänglichkeit<br />
gegeben ist. Voraussetzung für die Analyse der Baugruppentopologie ist deren Repräsentation als Vollkörper-<br />
Volumenmodell. Deren Informationsgehalt ermöglicht die Nutzung von CAD-Funktionsbibliotheken zur Ermittlung<br />
der Berührkanten und -flächen von Einzelteilen und damit zur Festlegung von Nahtplatzierungen und<br />
Nahtverläufen. Die erforderliche Nahtdicke wird aus Materialstärke, Blechdickenverhältnis, etc. abgeleitet.<br />
Bild 2. Automatische Nahtfindung im CAD-Modell eines Profil-Bauteils<br />
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