Streifzüge – los, wir entdecken was!
Ausgabe 2020, Herausgeber: DB Regio AG – Regio Nordost
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© MV FOTO E.V. | CHRISTINE JÖRSS-MUNZLINGER
„De Klockenschauster“: Hans-Joachim Dikow in seiner Werkstatt
© JÜNGLING
Tradition & Handwerk
Handwerkern über die
Schulter geschaut
Graviertes Siegel
Wer macht sich heute noch die Mühe,
Hüte, Uhren, Pelze oder Gravuren
von Hand zu fertigen und zu restaurieren?
Na, zum Beispiel die Frauen
und Männer, denen Sie auf der ManufakTOUR
in Schwerin begegnen und
die in den alten Handwerksberufen
ihre Erfüllung finden.
In einer schmalen Gasse in Schwerin
kann man Carola Frericks durch das
Schaufenster beim Sticheln zuschauen.
Dabei geht es weniger boshaft, sondern
eher genau zu, denn die Graveurmeisterin
arbeitet mit dem Stichel
hauchdünne Linien in Metall ein. Nicht
nur jahrhundertealte Stücke werden in
der Gravur-Manufaktur restauriert,
auch von Kunden mitgebrachte Löffel
oder Ringe werden durch meisterhafte
Verzierungen geadelt.
Schräg gegenüber empfängt der Klockenschauster
Sammler und Menschen mit
Bewusstsein für Wertiges in seiner
offenen Uhrenwerkstatt. Die durchschnittliche
Lebensdauer eines modernen
iPhones beträgt vier Jahre – Hans-
Joachim Dikows Traditionsuhren halten
länger als ein Leben. Mit einem jungen
Designer fertigt er Uhren für alle, die
Freude an mechanischen Dingen haben,
oder arbeitet alte Stücke auf. Und freut
sich auch über Besucher, die ihm einfach
nur über die Schulter schauen und
mit ihm schnacken wollen.
Beide sind Teil der ManufakTOUR in
Westmecklenburg, die interessierten
Gästen traditionelle Handwerkskunst
mit modernem Design und innovativen
Techniken näher bringt. Fünf der insgesamt
20 besonderen Manufakturen
liegen in der Schweriner Innenstadt
und können auf einem Rundgang vom
Bahnhof Schwerin Mitte aus besucht
werden.
Am Schloss führt natürlich kein Weg
vorbei, hier brachten Handwerker der
Vergangenheit Meisterwerke hervor,
wie den Blumen- und Früchtefries im-
Speisezimmer, die holzvertäfelte Bibliothek
mit einem Geheimgang im Bücherschrank
oder den Thronsaal mit seinem
durch den Architekten Stüler gestalteten
prächtigen Dekor.
Etwas bescheidener geht es in der
Buschstraße zu. Ein kleines Fachwerkhaus
trotzte als einziges dem großen
Umbau von Schwerin im 19. Jahrhundert
und behauptet sich etwas windschief
nun schon seit über 300 Jahren. Darin
befindet sich der älteste von einer
Familie geführte Handwerks betrieb der
Stadt: die Kunstdrechslerei Zettler.
Tradition, Handwerk und die richtige
Temperatur spielen im Dolci Note eine
große Rolle. Bei Antonio Lecce entsteht
echt italienisches Gelato – mit
Spezialrezeptur, da das Dolce Vita
deutschen Gaumen oft zu süß ist. Im
Winter wandelt sich Antonios Laden
zur Schokoladenmanufaktur mit passenden
Mitbringseln aus Schokolade
und Marzipan für zu Hause.
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