Landkreis Ammerland erleben! 2020
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WIRTSCHAFT UND ARBEIT 51<br />
Aus der Nachbargemeinde Bad Zwischenahn stammt eine weitere<br />
überregional bekannte Marke: Rügenwalder Mühle mit Sitz in Kayhauserfeld<br />
produziert unter anderem Streichwurst, Kochschinken<br />
und Frikadellen. Die Hälfte des Sortiments trägt inzwischen<br />
den Vorsatz „Vegetarische“: Schnitzel, Nuggets und Bratwurst<br />
ebenso wie Schinkenwürfel und Hack. In der Branche sorgt<br />
Rügenwalder mit seiner schnellen Anpassung an den fleischlosen<br />
Ernährungstrend für maximale Aufmerksamkeit – nicht nur wegen<br />
der Produkte, sondern vor allem wegen der geschickten Verkaufsstrategie.<br />
Bei der Verleihung eines Marketingpreises gestand der<br />
damalige Marketingleiter Godo Röben: „Jegliche einschlägige<br />
Markenberater, die ich gefragte hatte, haben mir abgeraten, mit<br />
der Marke ‚Rügenwalder Mühle‘ ins vegetarische Segment einzusteigen.“<br />
Dass Röben inzwischen in die Geschäftsführung des<br />
Wurstfabrikanten mit 180-jähriger Tradition aufgerückt ist, dürfte<br />
nicht zuletzt am Erfolg des vegetarischen Sortiments liegen. Und<br />
die nächste Herausforderung wartet schon: die Entwicklung einer<br />
veganen Produktreihe. Auch Meica ist inzwischen auf den vegetarischen<br />
Zug aufgesprungen.<br />
Keinerlei Ambitionen aufs Etablieren einer vegetarischen Alternative<br />
hegt man dagegen beim Verein zum Schutze der Herkunftsbezeichnung<br />
Ammerländer Schinken e. V. Der Zusammenschluss<br />
von neun Metzger- und Fleischerbetrieben hat 1997 das EU-Zertifikat<br />
„geschützte geographische Angabe“ (ggA) erwirkt. Seitdem<br />
darf das traditionsreiche Fleischprodukt nur dann Ammerländer<br />
Schinken heißen, wenn es im namensgebenden <strong>Landkreis</strong> erzeugt<br />
und auch dort verarbeitet oder hergestellt wird. Der rohe und feste<br />
Hinterschinken mit voller Oberschale vom Schwein hat einen<br />
milden und leicht würzigen Geschmack, wenn er aus dem Rauch<br />
kommt. Die zur Herstellung benötigten Hinterschinken müssen<br />
von Schweinen der Rasse „Ammerländer Edelschwein“ oder von<br />
Schweinen mit ebenfalls fester und kräftiger Fleischstruktur sein.<br />
Nach der Schlachtung werden die Hinterteile einige Tage lang<br />
gekühlt, abgehangen und dann gesalzen – gut durchgepökelt sind<br />
die Schinken laut dem Verein nach vier bis sechs Wochen.<br />
Beim Pökeln kommen neben Meersalz auch brauner Zucker,<br />
Pfeffer, Piment und Wacholder zum Einsatz. Allerdings hat jeder<br />
Betrieb seine eigenen Rezepturen. Diese werden über Generationen<br />
weitergegeben und verleihen dem Schinken den jeweils<br />
typischen Geschmack.<br />
Weiter beschreibt der Verein das Verfahren wie folgt: Nach der<br />
Pökelung hängt der Ammerländer Schinken zwei Wochen lang an<br />
der frischen Luft und wird dann über glimmenden Buchenholzspänen<br />
mit einem geringen Anteil Eichenholz für mindestens drei<br />
Monate geräuchert. Das geschieht in einer Räucheranlage oder in<br />
einem Rauchhaus ohne Abzug.<br />
Die Erzeuger verpflichten sich zur strikten Einhaltung der Qualitätsvorgaben:<br />
Demnach muss der Ammerländer Schinken gut<br />
durchpökelt sein, eine kräftig rote Fleischfarbe im Anschnitt, einen<br />
ausgewogenen Speck- und Mageranteil sowie einen bestimmten<br />
Austrocknungsgrad haben. Außerdem dürfen der typische Rauchgeruch,<br />
ein gutes Aroma im Speck und der Schinkengeschmack<br />
im Magerteil nicht fehlen. Na dann guten Appetit!<br />
Mit oder ohne Fleisch? Optisch und geschmacklich oft kaum voneinander zu trennen