Griaß di' Magazin Frühjahr/Sommer 2020
Das Magazin für Memmingen/Unterallgäu und Württembergisches Illertal
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Nachdem es seit fünf Jahren in Ordu einen Flughafen gibt, der sich auf einer<br />
künstlichen Insel im Schwarzen Meer vor Gülyalı befindet, muss die Familie<br />
die Reise auch nicht mehr mit dem Auto antreten. „Das würde ich nicht<br />
mehr mitmachen“, wirft Steffi ein und verzieht das Gesicht bei der Erinnerung<br />
an die beschwerliche Reise. Dabei denkt sie auch an die vielen Koffer<br />
voller Nüsse, die sie, und auch einige Bekannte, von der Türkei mit nach<br />
Deutschland transportiert haben. „Zum Teil war der ganze Kofferraum<br />
voll damit“, seufzt die 47-Jährige. Denn Mustafas Haselnüsse waren gefragt<br />
in der Heimat: „Ich hab‘ noch nie solche guten Nüsse gegessen“<br />
und „Hast du noch welche?“ – so schwärmten Bekannte und Freunde, an<br />
die er die begehrten Knabbereien verteilte. Und so kam Mustafa vor zwei<br />
Jahren ein Gedanke.<br />
Der sich immer mehr zu einer fixen Idee entwickelte. Und schließlich zu<br />
einem realisierbaren Projekt. Mustafa überlegte sich, die Haselnüsse nicht<br />
mehr – so wie üblich in der Türkei – an einen der städtischen Nusshändler<br />
zu geben, sondern selbst als „Vermittler“ tätig zu werden. Da hing viel dran,<br />
wie der 43-Jährige erzählt: eine eigene Fabrik suchen zur Weiterverarbeitung<br />
der Nüsse, ein weiteres, welches die Nüsse röstfrisch vakuumiert und in recyceltem<br />
Papier verpackt – „Das war mir ganz wichtig“, betont Mustafa – und<br />
nicht zuletzt der Entwurf des Verpackungsdesigns. „Das hat meine Schwester<br />
Sibylla übernommen“, ergänzt Steffi. „Sie ist Grafikdesignerin in München.“<br />
Informationen<br />
unter<br />
x<br />
Instagram:<br />
@mustafa.snaturhaselnuss<br />
©VKA / stock.adobe.com<br />
Gesagt, getan. Doch bis es erst mal so weit ist und die Nusskerne überhaupt<br />
verpackt werden können, fällt jede Menge Arbeit an. Und zwar im Falle von<br />
Mustafa für die ganze Familie. Bereits im <strong>Frühjahr</strong>, im März und April, mache<br />
sich Papa Haci-Mehmet daran, die Haselnuss-Sträucher zu düngen. „Mit<br />
einem Gemisch aus Kuhmist vom Nachbarn und alten Haselnuss-Schalen“,<br />
erklärt Mustafa, der sich sein Wissen rund um den Haselnussanbau inzwischen<br />
von seinem Opa und seinem Papa angeeignet hat und hauptberuflich<br />
als Schichtführer bei der Firma Gelita arbeitet. Ende August werden die reifen<br />
Nüsse dann über zwei Wochen hinweg gepflückt. „Dafür sind 20 Leute im<br />
Einsatz, von acht Uhr morgens bis abends um sechs“, erzählt Mustafa. Alles<br />
einheimische Pflücker, darauf lege sein Vater großen Wert. Mit von der Partie<br />
ist natürlich auch die gesamte Familie.