Griaß di' Magazin Frühjahr/Sommer 2020
Das Magazin für Memmingen/Unterallgäu und Württembergisches Illertal
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Aus dem Fotoalbum, das das Frauenhaus Alexandra H. zum Abschluss mitgegeben hat: Zusammen unternehmen sie Ausflüge für die Frauen mit ihren Kindern.<br />
Verhaltensregeln nahegebracht. Diese beinhalten, dass die Frauen ihre<br />
SIM-Karte abgeben, ihre Nummer wechseln und unter keinen Umständen<br />
die Adresse des Frauenhauses weitergeben – an niemanden. Eine<br />
strenge Regel, um den Schutz aller Frauen und Kinder zu bewahren.<br />
Jährlich werden hunderttausende Frauen Opfer der Gewalt ihrer Ehemänner,<br />
Partner oder Ex-Partner. Statistisch gesehen heißt das, dass<br />
jede Stunde eine Frau von ihrem Partner verletzt wird oder dass jede<br />
vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle<br />
Partnerschaftsgewalt erlebt. Wenn Gewalt im Familien- oder Freundeskreis<br />
bekannt ist (oder vermutet wird), kann man sich telefonisch von<br />
den erfahrenen Mitarbeiterinnen vertraulich beraten lassen. Letztendlich<br />
muss der Schritt für eine Aufnahme ins Frauenhaus aber immer von<br />
den betroffenen Frauen selbst ausgehen, und sie müssen sich persönlich<br />
melden. Sind die Frauen bereit, sich eine neue Existenz aufzubauen,<br />
ist das Frauenhaus immer an ihrer Seite. Sie bieten ihnen, wie Alexandra,<br />
Hilfe für jede Angelegenheit. Neben Rechtsanwälten und Kindergartenplätzen,<br />
gehen die Betreuerinnen mit den Frauen zum Jobcenter, zur<br />
Polizei, beantragen Hartz IV, gehen auf Wohnungs- und Arbeitssuche,<br />
eröffnen ihr ein eigenes Konto und vermittelt zu Therapeuten. Haben<br />
sich alle Angelegenheiten geklärt, können die Frauen ihr neues Leben<br />
beginnen. Wie lange sie in Obhut des Frauenhauses bleiben können,<br />
hängt von dem jeweiligen Fall ab. „Die Verweildauer geht von einer Nacht<br />
bis zu über einem Jahr“, erzählt Silvia. „Manche werden durch ihren kompletten<br />
Scheidungsprozess begleitet. Das nimmt viel Zeit in Anspruch.“<br />
Jede<br />
4.<br />
Frau erlebt mindestens<br />
einmal körperliche oder<br />
sexuelle Gewalt in der<br />
Partnerschaft.<br />
Werden aber die Regeln gebrochen, das Handy benutzt oder das Zusammenleben<br />
gefährdet, gibt es klare Grenzen: Wenn andere Frauen und die<br />
Anonymität des Frauenhauses in Gefahr gebracht werden, muss die Frau<br />
das Haus verlassen. „Die Forderung, ihre Handys auszuschalten, war für<br />
viele Frauen sehr schwer“, erinnert sich Alexandra. „Ich rate es aber<br />
jeder, um nicht nachzugeben, sondern loszulassen.“ Denn auch nach<br />
der Flucht hörten die Drohungen bei Alexandra nicht auf. Ihr Exmann<br />
schickte ihr schreckliche Bilder aus dem Internet von Frauen, die in einem