Stahlmarkt 09/2019
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48 Aus den Unternehmen<br />
Reaktion auf veränderte Kundennachfrage<br />
und Kostendruck<br />
Schuler stärkt internationale Standorte und reduziert Kapazitäten in Deutschland<br />
Göppingen. Der Vorstand der Schuler AG hat ein Maßnahmenprogramm zur Anpassung der Betriebskapazitäten<br />
in Deutschland an die veränderten Wettbewerbsbedingungen und den gestiegenen Kostendruck beschlossen. Das<br />
bis 2022 angelegte Zukunftskonzept zielt darauf ab, durch die Stärkung der internationalen Standorte weltweite<br />
Wachstumschancen besser wahrzunehmen. Gleichzeitig werde die Produktion an den deutschen Standorten<br />
zurückgefahren. So möchte das Unternehmen seine Rentabilität langfristig verbessern.<br />
Als wesentlichen Grund für die Anpassungsmaßnahmen<br />
gibt Schuler die veränderte<br />
Nachfrage von Automotive-, Industrieund<br />
Hydraulikkunden an. In den vergangenen<br />
Jahren habe sich diese hinsichtlich vollautomatisierter<br />
Pressenlinien, mechanischen<br />
Pressen oder der Servo-Technologie zunehmend<br />
aus Deutschland und Europa weg –<br />
insbesondere nach Asien – verlagert. So<br />
rechnet Schuler zum Beispiel damit, dass<br />
rund 80 Prozent der Aufträge für Pressenlinien<br />
auf Produktionsstätten der Automobilindustrie<br />
im Ausland entfallen werden. Die<br />
für die heimischen Werke relevante Kostenentwicklung<br />
in Deutschland erlaube nach<br />
Angaben des Unternehmens »keine Perspektive,<br />
diese wachsende internationale<br />
Nachfrage wettbewerbsfähig aus Deutschland<br />
bedienen zu können«.<br />
Kapazitäten in Deutschland reduziert<br />
Vorgesehen sei im Einzelnen, die Neumaschinen-Produktion<br />
am Stammsitz in Göppingen<br />
zu schließen. So verkündete es der Konzern<br />
in einer Pressemeldung. Darin heißt es auch,<br />
dass die Verwaltung des Field-Services und<br />
die Außenmontage wie gewohnt in Göppingen<br />
verbleiben. Auch der Unternehmenssitz<br />
inklusive der entsprechenden Zentralabteilungen<br />
sei weiterhin an dem Standort gesichert.<br />
Darüber hinaus sollen in Erfurt und anderen<br />
deutschen Standorten die Kapazitäten für<br />
Fertigung und Montagen reduziert und die<br />
interne Fertigungstiefe verringert werden. Im<br />
Gegenzug möchte Schuler die in den chinesischen<br />
Werken angesiedelte Wertschöpfung<br />
anheben – vor allem im Geschäft mit Automotive-<br />
und Industrie-Kunden.<br />
Foto: Schuler AG<br />
Schuler-Hauptsitz im baden-württembergischen<br />
Göppingen<br />
Gestärkt werden soll auch die Produktion in<br />
Brasilien. So soll das Hydraulik-Geschäft dort<br />
ausgebaut werden. Zur lokalen Globalisierungsstrategie<br />
gehöre allerdings ebenso, dass<br />
Kunden in Europa weiterhin aus Deutschland<br />
bedient werden, verkündete der Konzern.<br />
Verbesserte Rentabilität<br />
durch Einsparungen<br />
Die durch das Zukunftskonzept geplante<br />
Verbesserung der Wettbewerbsposition von<br />
Schuler soll durch Einsparungen bei den Verwaltungs-,<br />
Vertriebs- und Allgemeinkosten<br />
des Konzerns unterstützt werden. Dies<br />
betreffe alle Standorte und Divisionen in<br />
Deutschland. Dementsprechend verringere<br />
sich auch die Zahl der Arbeitsplätze im Rahmen<br />
der Maßnahme um rund 500. Der überwiegende<br />
Teil des Abbaus mit etwa 350<br />
Stellen entfalle auf die Produktion.<br />
Schuler rechnet für das laufende Jahr mit<br />
Einmalkosten des Zukunftskonzeptes in Höhe<br />
von 85 Millionen Euro – insbesondere im<br />
Bereich der Schuler Pressen. Gemäß der Aufstellung<br />
des Konzerns seien davon rund 70<br />
Prozent eigene erwirtschaftete Mittel, der Rest<br />
im Wesentlichen Anschreibungen auf Vermögenswerte.<br />
Die Rückstellungen für diese Aufwendungen<br />
werden laut Schuler im dritten<br />
Quartal ergebnismindernd gebucht. Bei den<br />
Firmenbeteiligungen bestünden Wertminderungen<br />
in Höhe von 25 Millionen Euro.<br />
Diesen Belastungen möchte der Konzern<br />
mit Einsparungen ab dem zweiten Halbjahr<br />
2020 entgegenwirken. Zusammen mit den<br />
Effekten aus dem Restrukturierungsprogramm<br />
des vergangenen Jahres sollen diese<br />
ab 2022 ihre volle Höhe von 60 Millionen<br />
Euro erreichen. Mit einer schrittweisen Verbesserung<br />
der Rentabilität rechne Schuler<br />
»spätestens ab 2021«.<br />
Im Jahr 2018 verzeichnete der Konzern<br />
6 574 Beschäftigte, in Deutschland waren es<br />
4 195. Schuler zufolge soll die aktuelle Verringerung<br />
»so sozialverträglich wie möglich gestaltet<br />
werden«. Betriebsbedingte Kündigungen<br />
seien allerdings nicht auszuschließen. <br />
KONTAKT<br />
Schuler AG<br />
Schuler-Platz 1 · 73033 Göppingen<br />
Tel. +49 7161 660<br />
www.schulergroup.com<br />
stahlmarkt 9.<strong>2019</strong>