Alnatura Magazin Mai 2020
Bunte Rezepte für die ganze Familie // Naturdrogerie-Spezial: nachhaltiges Zuhause // Alnatura Obst und Gemüse: rundum regional
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NACHHALTIGES ZUHAUSE<br />
Grüne Option bei<br />
der Menstruation<br />
Jahrzehntelang hatten Frauen bei der Monatshygiene nur<br />
die Wahl zwischen Binden und Tampons. Das ist vorbei,<br />
seit es Menstruationstassen gibt – wie die von OrganiCup.<br />
Das <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> hat Gitte Dalberg-Larsen interviewt,<br />
Mitinhaberin der dänischen Firma.<br />
Redaktion: Frau Dalberg-Larsen, in<br />
den USA wurden schon in den 1930er-<br />
Jahren Menstruationstassen entwickelt,<br />
die aber bald wieder vom<br />
Markt verschwanden. Heute sind sie<br />
wieder erhältlich, allein Ihr Unternehmen<br />
hat mehr als eine Million Tassen<br />
verkauft. Was hat sich geändert?<br />
Gitte Dalberg-Larsen: »80 Jahre lang<br />
konnte sich in diesem Bereich keine Innovation<br />
durchsetzen. Aber heute beschäftigt<br />
Nachhaltigkeit viele Menschen, und<br />
das weltweit. Eine Tasse hält jahrelang,<br />
während durch die Benutzung von Binden<br />
und Tampons sehr viel Müll anfällt. Dazu<br />
kommt: Tampons enthalten oft Bleichstoffe,<br />
Plastik oder Parfüm. Auch das Bewusstsein<br />
der Frauen ist dahingehend<br />
gewachsen, welche Stoffe sie im Intimbereich<br />
akzeptieren.«<br />
OrganiCup stellt seit 2012 Menstruationstassen<br />
her. Was bewog Sie dazu,<br />
in die Damenhygiene einzusteigen?<br />
»Ein Artikel über Menstruationstassen in<br />
einer dänischen Zeitung gab den Anstoß,<br />
entscheidend war vor allem der Gedanke<br />
der Nachhaltigkeit. Nach einem Jahr war<br />
die Tasse entwickelt, dabei waren viele<br />
Frauen in die Testung involviert: Das Material<br />
musste weich sein und sich beim<br />
Einführen leicht falten lassen, beim Tragen<br />
sollte die Tasse nicht zu spüren sein.«<br />
Ihre Menstruationstassen bestehen<br />
aus medizinischem Silikon. Was ist<br />
der Unterschied zu Plastik?<br />
»Medizinisches Silikon wird aus Sand und<br />
Quarz hergestellt, während Plastik auf<br />
Erdöl basiert und Chemikalien enthält.<br />
Medizinisches Silikon ist sicher für den<br />
Körper, es ist frei von schädlicher Chemie.<br />
Wir sind unter allen Herstellern von<br />
Menstruationstassen übrigens der einzige,<br />
der das AllergyCertified-Label trägt. Unsere<br />
Rohstoffe werden darauf geprüft, dass sie<br />
keinerlei Allergene enthalten. Das Ma terial<br />
ist langlebig und es lösen sich auch keine<br />
Mikroteilchen wie beim Plastik.«<br />
Ihr Firmenname legt nahe, dass die<br />
Tassen biologisch abbaubar sind.<br />
Ist das so?<br />
»Die Verpackung ist biologisch abbaubar,<br />
die Tassen selbst sind es nicht. Sie werden<br />
im Hausmüll entsorgt. Dort richten sie<br />
aber auch keinen Schaden an. Eine Menstruationstasse<br />
bedeutet nur 15 Gramm<br />
Abfall und sie hält lange Zeit. Befragungen<br />
unter unseren 200 000 Followerinnen auf<br />
Facebook und Instagram zeigen, dass sie<br />
dieselbe Tasse durchschnittlich zwei bis<br />
drei Jahre lang benutzen, manche sogar<br />
sechs Jahre.«<br />
Sie verkaufen Ihr Produkt in mehr<br />
als 30 Ländern. Ist der Tampon bald<br />
Geschichte?<br />
»In Ländern wie Deutschland und Dänemark<br />
sind etwa sechs bis acht Prozent<br />
der Frauen auf Tassen umgestiegen. Neun<br />
von zehn unserer Kundinnen sagen, sie<br />
würden sie nicht mehr missen wollen.<br />
Umweltschutz ist dabei nicht das einzige<br />
Argument, viele Frauen empfinden die<br />
Tassen als praktischer. Sie können bis zu<br />
zwölf Stunden lang getragen werden, bevor<br />
sie geleert werden, und sind für alle<br />
Unternehmungen geeignet. Sie trocknen<br />
die Schleimhäute nicht aus, und weil sie<br />
im Körper ein Vakuum bilden, entsteht<br />
auch kein Geruch.«<br />
»Wir hoffen, dass Menstruationstassen<br />
irgendwann genauso normal sind wie Tampons<br />
und Binden«, sagt Gitte Dalberg-Larsen,<br />
Co-Inhaberin von OrganiCup. Als das<br />
Unternehmen 2012 Menstruationstassen<br />
auf den Markt brachte, war das Produkt<br />
noch kaum bekannt. In der Zwischenzeit<br />
sind einige Anbieter hinzugekommen. »Das<br />
zeigt vor allem, dass sich das Bewusstsein<br />
der Frauen wandelt«, kommentiert sie.<br />
Sie spenden auch Tassen, zum Beispiel<br />
an Frauen in Afrika. Werden sie auch<br />
dort angenommen, wo es nicht üblich<br />
ist, sich Produkte zur Monatshygiene<br />
in den Körper einzuführen?<br />
»Je nach Land ist das eine Herausforderung.<br />
Wir suchen die NGOs, mit denen wir<br />
arbeiten, deshalb sehr sorgsam aus. Sie<br />
erklären beispielsweise an Schulen, wie<br />
man die Tassen benutzt. Dann funktioniert<br />
das. In Afrika gibt es mancherorts gar keine<br />
Hygieneartikel, die Mädchen verpassen<br />
dann den Unterricht. Dies zu ändern<br />
ist uns ein Anliegen. Aber auch in der<br />
westlichen Welt ist Monatshygiene nicht<br />
immer eine Selbstverständlichkeit. Auch<br />
hier sind wir aktiv, spenden etwa Tassen<br />
an obdachlose Frauen in den USA.«<br />
Und welche Pläne haben Sie für die<br />
Zukunft?<br />
»Unsere Mission ist, dass Frauen in aller<br />
Welt sicher und hygienisch durch ihre<br />
Periode kommen. Und wir wollen die<br />
erste Wahl bei Produkten der Monatshygiene<br />
werden – weil wir eine nachhaltige<br />
Alternative zu Tampons und<br />
Binden anbieten.« JL<br />
34 <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2020</strong>