E - ArchiMeD - Johannes Gutenberg-Universität Mainz
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1. Einleitung<br />
Ein zentrales Interesse der Physik gilt dem Aufbau der Materie. Dabei beschäftigt sich die<br />
Kernphysik im subatomaren Bereich im Rahmen der Nieder– und Mittelenergiephysik mit<br />
den nuklearen und nukleonischen Freiheitsgraden und deren Wechselwirkung untereinander.<br />
Im Hochenergiebereich ist die Elementarteilchenphysik in der Lage, subnukleonische<br />
Strukturen der Materie aufzulösen.<br />
Hauptgegenstand vieler Untersuchungen in der Kernphysik ist das Nukleon, das nach<br />
heutigem Verständnis in seinen beiden Darstellungsformen als Proton und Neutron der<br />
Baustein der Kerne ist und der starken Wechselwirkung unterliegt. Wie alle stark wechselwirkenden<br />
Teilchen gehört das Nukleon somit zu den Hadronen, einer der beiden Klassen<br />
von Materiebausteinen. Die zweite Klasse bilden die Leptonen, d.h. Elektron, Myon, Tau,<br />
deren Neutrinos sowie die zugehörigen Antiteilchen. Diese unterliegen nur der elektromagnetischen<br />
und der schwachen Wechselwirkung. Im Gegensatz zu den Leptonen, die<br />
punktförmig sind und daher als Elementarteilchen betrachtet werden, setzt sich das Nukleon<br />
aus anderen Teilchen zusammen. Es besitzt eine innere Struktur und wird deshalb<br />
selbst nicht als elementar angesehen.<br />
Die Quantenchromodynamik (QCD) beschreibt als Theorie der starken Wechselwirkung<br />
die elementaren Freiheitsgrade der Hadronen. Dieses sind die Quarks, als die Bausteine<br />
der Wechselwirkung, und die Gluonen, die als Träger der Farbladung die Austauschteilchen<br />
der starken Wechselwirkung bezeichnen. Aufgrund der Stärke der Wechselwirkung<br />
treten diese elementaren Freiheitsgrade jedoch nicht isoliert auf, sondern sind<br />
in beobachtbarer Form stets in Hadronen „eingeschlossen“. So bilden sich aus drei Quarks<br />
Baryonen und aus einem Quark–Antiquark–Paar Mesonen.<br />
Das Nukleon selbst ist somit bereits ein komplexes System, das sich aus drei Konstituentenquarks,<br />
einer Mesonenwolke aus Quark–Antiquark–Paaren und Gluonen zusammensetzt.<br />
Eine konsistente und quantitative Beschreibung des Nukleons im Rahmen der<br />
QCD ist nicht möglich, da aufgrund der großen Kopplungskonstante der starken Wechselwirkung<br />
( s 1 bei kleinen und mittleren Energien) ein störungstheoretischer Potenzreihenansatz<br />
nach s nicht konvergiert.<br />
Zur theoretischen Beschreibung des Nukleons ist man auf die Entwicklung von Nukleonmodellen<br />
angewiesen, wobei ein abgeschlossenes Modell nicht nur bereits bekannte<br />
Eigenschaften wiedergeben, sondern auch bisher experimentell nicht beobachtete Merkmale<br />
des Nukleons vorhersagen können sollte. Als Test solcher Modelle dient das Experiment,<br />
das die Vorhersagen bestätigt oder widerlegt. Im Wechselspiel zwischen Theorie<br />
und Experiment versucht man, durch die Verfeinerung der Modelle und die Verbesserung<br />
der experimentellen Datenbasis den Zusammenhang zwischen dem Nukleon und seinen<br />
Freiheitsgraden sowie deren Wechselwirkung untereinander zu verstehen.<br />
In diesem Rahmen bewegt sich die Arbeit am Institut für Kernphysik der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Mainz</strong>. Mit dem Dauerstrichelektronenbeschleuniger MAMI (MAinzer<br />
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