MM_514_Strömungsübungen und der Zusammenhang zum Ausdruck
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2.6 Machen und Lassen
Manche Menschen sind ins Machen verliebt. Sie werden zu
Machern. Das Machbare gibt mir die Illusion der Macht. Aber
Atem kann ich nicht machen. Geboren werden und Sterben
kann ich nicht machen. Ich kann eine Pflanze gießen und ins
Licht stellen, aber das Wachsen kann ich nicht machen. Wir
können unser Wachsen nicht machen. Wir wachsen, wenn wir
Bedingungen schaffen, in denen wir lassen können.
Manche glauben, Entspannung- das bringt es. Hauptsache entspannt.
Alles geschieht. Man kann eh nichts machen. So sind
wir ausgeliefert, Opfer der Umstände. Machen und Lassen
können sich aneinander entwickeln, können aneinander wachsen
und zusammenfinden. Die helle Kraft von Machen ist Tatkraft.
Fixiert nur „Machen“ führt in Überidentifikation. Wir halten
das vielleicht für Leidenschaft und erkennen nicht, wie dieser
Biss des Machens unsere Fühlung zu uns selbst verschließt
und zu den anderen. Wir übergehen uns und die anderen. Und
wir halten diesen kleinen Biss für Leidenschaft. Die helle Kraft
von Lassen ist Hingabe. Fixiert nur „Lassen“ führt in Unbeteiligt-Sein.
Unbeteiligt-Sein kann einem Überblick und Losgelöstheit
ermöglichen. Doch es kann auch in Beziehungslosigkeit
und Unverbindlichkeit führen.
„Ja nicht zugreifen, man könnte es verlieren!“ Wenn wir beim
Üben von Bewegung lernen beim Machen zu lassen, dann öffnet
sich der Raum in der Bewegung. Wenn wir lernen, beim
Üben von Bewegung mit wachsendem Lassen das Tun geschehen
zu lassen, dann öffnet sich der Raum in der Bewegung.
Die Bewegung wird vollständiger und vielleicht einmal vollständig
erlebbar. Indem ich mich gelassen habe erlebe ich
mich als Ich-Selbst.
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