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Das Wirtschaftsmagazin für das Bergische und den Kreis Mettmann

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TITEL INTERVIEW DIE ERZWUNGENE RUHE – KRISE, CHANCEN, WANDEL?

„Vieles wird davon abhängen, wie

schnell wir mit welchem Ergebnis

aus der Krise herauskommen“

In jeder Krise steckt eine Chance. Bei aller Dramatik sieht Rechtsanwalt Frank R. Witte, Sprecher

der Geschäftsführung der Vereinigung Bergischer Unternehmer (VBU®), gute Möglichkeiten, Unternehmen

in post-Corona Zeiten neu und besser aufzustellen.

Herr Witte, welche Sorgen beschäftigen Ihre

Mitgliedsunternehmen derzeit am stärksten?

Das hängt maßgeblich davon ab, wie schnell und

massiv die Unternehmen von den Auswirkungen

der Corona-Pandemie betroffen sind. Wer seine

Waren nicht verkaufen kann, weil Abnehmer ihre

Läden zum Beispiel gar nicht öffnen dürfen, bei

dem konzentrieren sich die Sorgen etwa darauf, ob

schnelle und ausreichende finanzielle Hilfen zur

Verfügung stehen. Hier fragt man sich natürlich,

wie schnell zuständige Behörden Anträge bewilligen

und dann tatsächlich auch Gelder fließen.

In anderen Bereichen, bei denen sich erst zu einem

späteren Zeitpunkt Schwierigkeiten abzeichnen,

stellt man sich beispielsweise folgende Fragen:

- Wie lange reichen die eigenen finanziellen

Ressourcen aus?

- Wie groß ist die Lagerreserve?

- Sind Lieferketten mit Vorprodukten unterbrochen?

- Wie steht es um den grenzüberschreitenden

Warenverkehr?

- Kann ich von woanders Vorprodukte in

entsprechender Qualität beziehen?

- Wie rasch kann geliefert werden?

Sind die staatlichen Hilfen für die Industriebetriebe

ausreichend?

Staatliche Hilfen sind erstaunlich schnell und

auch in überzeugender Größenordnung zur Verfügung

gestellt worden. Sie funktionieren aber

nur, wenn auch deren Bewilligung und Auszahlung

erfolgreich bewältigt werden können. Überwiegend

habe ich den Eindruck, dass dies relativ

gut läuft und insbesondere auch von den kleinen

Unternehmen gut angenommen wird. Für mittlere

und größere Betriebe kann sich dies allerdings

differenziert darstellen.

Natürlich kann es überall auch noch immer „etwas

mehr“ sein. Doch hier gilt es, Augenmaß zu

behalten. Zwar sind wir in der glücklichen Lage,

dass viele öffentliche Kassen durch hohe Steuerüberschüsse

aus den vergangenen Jahren gut gefüllt

sind; doch wir reden hier über Milliarden-

Ausgaben, die irgendwie auch refinanziert

werden müssen. Die Staatsverschuldungen wachsen

jedenfalls ganz beträchtlich.

So mehren sich nach nicht unerheblichen Hilfsprogrammen

für die Unternehmen auch die Stimmen,

die ein zusätzliches Konjunkturprogramm

für den Exit fordern. Hier muss aus meiner Sicht

die Politik aufpassen, nicht falsche Signale zu

senden. Abwrackprämien zum Beispiel für Autos

sind meines Erachtens nicht sonderlich zielführend.

Besser wäre es, Kaufanreize für längerfristige

Investitionen zu setzen, beispielsweise im

Bereich umweltfreundlicher Heizungen für Häuser

etc. Es gibt auch noch viele andere Sektoren,

in denen Deutschland Nachholbedarf hat: Ich

nenne beispielsweise Zukunftsfelder wie Digitalisierung,

Mobilität und Energie. Außerdem ist es

höchste Zeit, jetzt schleunigst die Investitionsbremsen

bei Planungs- und Genehmigungsverfahren

zu lösen.

Nach Aussage der meisten Experten ist die

Pandemie noch lange nicht ausgestanden.

22 www.bvg-menzel.de

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