KB_Finale_Sommer_2023_Nonprint
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Magazin für Kunst und Kultur<br />
DER KUNSTBLITZ<br />
kostenlos<br />
Juli - September|<strong>2023</strong><br />
www.kunstblitz.de<br />
06 | Unteres Belvedere<br />
66 | Hamburger Kunsthalle<br />
12 | MUSEUMSINSEL BERLIN, ALTE NATIONALGALE-<br />
60 | ART A10 Wildau
Érik Desmazières<br />
Archive des Imaginären<br />
Eine große Schlacht, 1974 und 1977, Feder und Pinsel in Tusche, laviert, auf Bristol, 65 x 50 cm<br />
8.7. bis 22.10.<strong>2023</strong><br />
Panorama Museum Bad Frankenhausen<br />
Di bis So 10 - 17 Uhr<br />
www.panorama-museum.de
UNTER UNS<br />
Liebe Leser*innen,<br />
offensichtlich haben manche Menschen in<br />
Deutschland das Bedürfnis, einen der größten<br />
Schätze unserer Zivilgesellschaft zu zerstören.<br />
Sie ahnen es schon: Wir reden über die Demokratie.<br />
Verrückterweise, aber leider nicht<br />
anders zu erklären, leidet anscheinend ein<br />
Teil der Bevölkerung unter einer ausgeprägten<br />
Form von Masochismus, da es auch in<br />
unserem Land Befürworter von Diktaturen<br />
und ihren Vertretern gibt. Mit gesundem<br />
Verstand ist dies wirklich nicht zu erklären!<br />
Entweder sind sie naive Opfer einer gezielten<br />
manipulierten Desinformation oder sie<br />
genießen es wirklich, bei der leisesten Kritik<br />
geschlagen, gefoltert und eingesperrt zu<br />
werden… Masochisten eben!<br />
Unsere Empfehlung an dieser Stelle: Liebe<br />
Liebhaber*innen von Diktaturen, verlassen<br />
Sie bitte das Land! Hier können Sie nicht<br />
glücklich werden! Suchen Sie sich einen Ort<br />
aus, an dem keine Menschenrechte respektiert<br />
werden, an dem Sie sich als Individuum<br />
keinerlei politische Äußerungen erlauben<br />
können, wo Sie in einen Krieg geschickt werden<br />
(und sehr wahrscheinlich sterben), nur<br />
weil ein Diktator von seinem eigenen Imperium<br />
träumt. Sie wissen, wovon wir reden, und<br />
Sie wissen auch, welche Politiker hier diese<br />
absurden Positionen vertreten und unterstützen.<br />
Wenn Sie sie gut finden und sogar<br />
wählen, müssen Sie sich auch bewusst machen,<br />
welche Konsequenzen diese Entscheidung<br />
mit sich bringt. Protestwähler*innen<br />
sind gut beraten, „Fake-Informationen“ zu<br />
durchleuchten und nicht via WhatsApp oder<br />
Mail an Freunde und Bekannten weiterzuleiten.<br />
Glauben Sie mir, das tut Ihnen und den<br />
Empfängern nicht gut, denn auf Lügen kann<br />
keine sichere und gesunde Politik basieren!<br />
Die Geschichte hat es uns gelehrt. Eine repressive<br />
Macht kennt keine Gerechtigkeit<br />
und ist verantwortlich für das willkürliche<br />
Töten unschuldiger Menschen. Dies ist eine<br />
bewiesene Tatsache und sollte nicht aus den<br />
Augen verloren werden!<br />
UND JETZT WIEDER ZURÜCK ZUR KUNST!<br />
Ein wichtiger Hinweis für Künstler*innen, die<br />
an den nächsten Ausstellungen unter dem<br />
Motto „Die leichteste ART, der KUNST zu begegnen“<br />
teilnehmen möchten:<br />
Die „ART A10“ (Wildau, bei Berlin) freut sich<br />
über die neuesten Bewerbungen, die die<br />
Künstler*innen aus der Region Berlin/Brandenburg<br />
bis zum 31.07.<strong>2023</strong> einreichen können.<br />
Die neunte Auflage der „Allee-Center-ART“<br />
(Magdeburg) wird im nächsten Jahr stattfinden!<br />
Das genaue Datum wird noch bekannt<br />
gegeben, jedoch können Künstler*innen aus<br />
der Region Sachsen-Anhalt ab jetzt ihre Bewerbungen<br />
bereits an folgende E-Mailadresse<br />
senden: art.2024@allee-center-art.de.<br />
Wir wünschen Ihnen<br />
eine angenehme Lektüre!<br />
3
DER KUNSTBLITZ | INHALT<br />
6 KOLOSSAL MALEREI IM GROSSFORMAT<br />
UNTERES BELVEDERE<br />
12 SECESSIONEN<br />
KLIMT, STUCK, LIEBERMANN<br />
ALTE NATIONALGALERIE<br />
18 ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
PANORAMA MUSEUM<br />
BAD FRANKENHAUSEN<br />
24 WELCHE MODERNE?<br />
SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
30 WOLKEN UND LICHT<br />
MUSEUM BARBERINI<br />
36 PAULA MODERSOHN-BECKER<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER<br />
MUSEUM<br />
KARL HOFER (1878–1955)<br />
FREUNDINNEN, 1923/24<br />
Öl auf Leinwand, 100 x 81 cm<br />
Hamburger Kunsthalle<br />
© Hamburger Kunsthalle / bpk / VG Bild-Kunst,<br />
Bonn 2022<br />
Foto: Elke Walford<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Eigentümer: Patrizio Medagli Verantwortlich<br />
für den redaktionellen Inhalt: Patrizio Medagli Redaktion:<br />
Patrizio Medagli, Helga Wicher, Giuliana Medagli, Ulrich Walter,<br />
Anke Elster, Elena Medagli. Redaktion Postadresse: Krutscheider<br />
Weg 82, 42327 Wuppertal (Germany) Telefon 0202 738217, info@<br />
derkunstblitz.com, www.derkunstblitz.com. Verlag: Weinheimer<br />
Verlags-GmbH Konzeption/Layout: Eduardo Rahmani, Gertenbachstraße<br />
20, 42899 Remscheid, Tel: 02191 5658298, Fax: 02191 54598,<br />
info@bvg-menzel.de, www.bvg-menzel.de Bildmaterial: A10 Center<br />
Wildau, Albertina Wien, Paula Moderson-Becker Museum, Panorama<br />
Museum, Sprengel Museum, Allee-Center Magdeburg, Unteres Belvedere,<br />
Hamburger Kunsthalle, Museum Barberini, Alte Nationalgalerie<br />
Berlin. Titelseite/Quelle: Unteres Belvedere, Hamburger Kunsthalle,<br />
A10 Center Wildau, Alte Nationalgalerie Berlin.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr<br />
übernommen. Der Nachdruck ist – auch auszugsweise – nur<br />
mit Quellenangabe gestattet. Mit Namen oder Initialen gezeichnete<br />
Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die<br />
der Edition ARTistica wieder.<br />
44 LABORATORIUM DER MODERNE<br />
SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
48 GÖTTER, HELDEN UND VERRÄTER<br />
ALBERTINA WIEN<br />
52 ALLEE-CENTER-ART <strong>2023</strong><br />
60 ART A10 IM A10 CENTER<br />
66 NOTIZEN<br />
4<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Alte<br />
Nationalgalerie<br />
Museumsinsel Berlin<br />
23. 6. – 22. 10. 23<br />
Gustav Klimt, Judith, Detail, 1901, © Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll<br />
Klimt<br />
Stuck<br />
Liebermann<br />
Eine Ausstellung der Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, in Kooperation<br />
mit dem Wien Museum, ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie.<br />
Mit Unterstützung von<br />
www.smb.museum/ang<br />
5
DER KUNSTBLITZ | UNTERES BELVEDERE<br />
KOLOSSAL<br />
MALEREI IM GROSSFORMAT<br />
HANS MAKART, BACCHUS UND ARIADNE,<br />
1873–1874<br />
Foto: Belvedere, Wien<br />
6<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
BIS 27. AUGUST <strong>2023</strong><br />
7
DER KUNSTBLITZ | UNTERES BELVEDERE<br />
V<br />
orstellungskraft und Mut. Bei den<br />
Ergebnissen handelt es sich meist<br />
um künstlerische Hauptwerke, die<br />
eindrucksvoll, spektakulär, aus Platzgründen<br />
aber selten zu sehen sind. Mit Formaten<br />
von bis zu zehn Metern präsentiert die<br />
8<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Schau im Unteren Belvedere kolossale Gemälde<br />
aus der eigenen Sammlung vom Barock<br />
bis zur Gegenwart. Ein Dialog zwischen<br />
zeitgenössischer und historischer Kunst ermöglicht<br />
dabei das Wiedersehen mit lange<br />
nicht gezeigten Meisterwerken, eröffnet<br />
HANS MAKART, DIE NILJAGD, 1876<br />
Foto: Belvedere, Wien<br />
Hans Makart, Venedig huldigt Caterina Cornaro, 1872–1873<br />
Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien<br />
9
DER KUNSTBLITZ | UNTERES BELVEDERE<br />
ADOLF HIRÉMY-HIRSCHL, DIE SEELEN AM ACHERON, 1898<br />
Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien<br />
neue Perspektiven auf bereits Bekanntes<br />
und verspricht spannende Entdeckungen.<br />
Gezeigt werden rund 20 monumentale<br />
Werke von Künstler*innen wie u.a. Max<br />
Oppenheimer, Hermann Nitsch, Tina Blau,<br />
Carl Moll, Herbert Brandl und Hubert<br />
Scheibl. Faszinierende Bildwelten, ausladende<br />
Gesten, romantische Landschaften<br />
und monochrome Farbfelder ziehen die<br />
Besucher*innen in ihren Bann. Hans Makart<br />
und seinen opulenten Historiengemälden<br />
ist ein eigener Raum gewidmet.<br />
Unteres Belvedere<br />
Rennweg 6<br />
1030 Wien<br />
www.belvedere.at<br />
10<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
VON DER HEYDT<br />
M USEUM<br />
WUPPERTAL<br />
FRANZISKA HOLSTEIN<br />
FREUNDSCHAF TS-<br />
ANFR AGE N°2<br />
1.4.–– 24.9. 2 3<br />
Die Ausstellung wird gefördert durch<br />
Franziska Holstein, o.T. (12/18 II VD),<br />
<strong>2023</strong>, Siebdruck, <strong>2023</strong> © VG Bild-<br />
Kunst, Bonn <strong>2023</strong> / Courtesy Galerie<br />
Friese, Berlin<br />
11
DER KUNSTBLITZ | MUSEUMSINSEL BERLIN, ALTE NATIONALGALERIE<br />
Secessionen.<br />
KLIMT, STUCK, LIEBERMANN<br />
BIS 7. MAI <strong>2023</strong><br />
GUSTAV KLIMT, JUDITH,<br />
1901, Öl auf Leinwand, 84 x 42 cm © Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll<br />
12<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Bis 22. Oktober <strong>2023</strong><br />
DORA HITZ, KIRSCHENERNTE,<br />
vor 1905, Öl auf Leinwand, 160 x 232 cm, © Staatliche Museen zu Berlin,<br />
Nationalgalerie / Reinhard Saczevski<br />
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie<br />
– Staatliche Museen zu<br />
Berlin in Kooperation mit dem Wien<br />
Museum (Die Ausstellung wird von<br />
Mai bis Oktober 2024 auch im Wien Museum<br />
gezeigt.).<br />
„Secessionen. Klimt, Stuck, Liebermann“ in<br />
der Alten Nationalgalerie widmet sich erstmals<br />
den drei Kunstmetropolen in München,<br />
Wien und Berlin an der Jahrhundertwende<br />
im Vergleich. Mit dem Aufbruch in die Moderne<br />
drängten die künstlerischen Avant-<br />
13
DER KUNSTBLITZ | MUSEUMSINSEL BERLIN, ALTE NATIONALGALERIE<br />
MAX LIEBERMANN, LANDHAUS IN HILVERSUM,<br />
1901, Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Jörg P. Anders<br />
garden nach inhaltlicher und institutioneller<br />
Freiheit. Zahlreiche Künstler*innen der neuen<br />
Kunstströmungen von Symbolismus, Jugendstil<br />
und Impressionismus wurden zuerst<br />
auf den viel beachteten Secessionsausstellungen<br />
präsentiert. Die Ausstellung umfasst<br />
rund 200 Gemälde, Skulpturen und Grafiken<br />
von 80 Künstler*innen. Neben vielen neu zu<br />
entdeckenden Künstler*innen rückt die Kooperation<br />
mit dem Wien Museum das Oeuvre<br />
Gustav Klimts mit zahlreichen Beispielen<br />
in den Mittelpunkt, das erstmals in diesem<br />
Umfang in Berlin gezeigt werden kann. In Abspaltung<br />
(auch Secession) von traditionellen<br />
Künstler*innen-vereinigungen und überkommenen<br />
Strukturen etwa der Kunstakademien<br />
strebten die neuartigen Zusammenschlüsse<br />
nach ästhetischem Pluralismus und künstlerischer<br />
Individualität. Die bedeutendsten<br />
Secessionen im deutschsprachigen Raum<br />
entstanden in enger zeitlicher Abfolge und<br />
mit personellen Überschneidungen: 1892 in<br />
14<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
lavanya, Thomas Theodor Heine, Dora Hitz,<br />
Josef Hoffmann, Max Klinger, Käthe Kollwitz,<br />
Max Kurzweil, Walter Leistikow, Sabine Lepsius,<br />
Elena Luksch-Makowsky, Carl Moll, Koloman<br />
Moser, Maria Slavona, Max Slevogt,<br />
Fritz von Uhde, Lesser Ury, Otto Wagner, Julie<br />
Wolfthorn sowie von internationalen Gästen<br />
wie Ferdinand Hodler, Edvard Munch, Auguste<br />
Rodin, Giovanni Segantini oder Jan Toorop.<br />
Die Gegenüberstellung der drei Secessionen<br />
verdeutlicht gemeinsame Ziele und Ambitionen<br />
jenseits der spezifischen lokalen Ausprägung<br />
und beleuchtet das Phänomen der<br />
Secessionen für die Kunstentwicklung in<br />
Westeuropa. Neben neuen Ausstellungsfor-<br />
CARL MOLL, SALON IM HAUS VON CARL MOLL AUF<br />
DER HOHEN WARTE,<br />
1903, Öl auf Leinwand, 53,5 x 35,5 cm,<br />
Wien Museum © Birgit und Peter Kainz,<br />
Wien Museum<br />
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WERKSTATT<br />
Individuelle Lösungen für Ihre perfekte Präsentation.<br />
München, 1897 in Wien und 1899 in Berlin.<br />
Bis heute werden diese mit den prägenden<br />
Protagonisten Gustav Klimt, Franz von Stuck<br />
und Max Liebermann und ihrem Schaffen<br />
verbunden. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung<br />
Werke von Lovis Corinth, Josef Engelhart,<br />
Hugo von Habermann, Emilie von Hal-<br />
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15
DER KUNSTBLITZ | MUSEUMSINSEL BERLIN, ALTE NATIONALGALERIE<br />
MAX KURZWEIL, DAME IN GELB,<br />
1899, Öl auf Leinwand, 171,5 x 171,5 cm, Wien Museum © Birgit und Peter Kainz, Wien Museum<br />
maten zählten dazu die Internationalität und<br />
die Förderung von Avantgarde in jeder Form,<br />
die nicht zuletzt innovativen Strömungen<br />
wie Impressionismus und Symbolismus auch<br />
im deutschsprachigen Raum zum Durchbruch<br />
verhalf.<br />
Museumsinsel Berlin,<br />
Alte Nationalgalerie<br />
Bodestr. 1-3,<br />
10178 Berlin<br />
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr<br />
16<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
FRANZ VON STUCK, DIE SÜNDE um 1912, Öl auf Leinwand,<br />
88 x 52,5 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger<br />
17
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN<br />
Archive des Imaginären<br />
Érik Desmazières<br />
ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
Krabbenstudie, 1991<br />
Radierung mit Roulette und Aquatinta, 29,7<br />
x 23,9 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong><br />
Érik Desmazières, Sohn eines französischen<br />
Diplomaten, geboren<br />
1948 in Rabat und seit 1967 in Paris<br />
lebend, gilt als einer der bedeutendsten<br />
Grafiker der Gegenwart in Frankreich.<br />
Er ist nicht nur Präsident der Société<br />
des peintresgraveurs français und Mitglied<br />
der Académie des Beaux-Arts, sondern auch<br />
Chevalier de la Légion d’Honneur, Officier<br />
de l’ordre national du Mérite, Chevalier des<br />
Palmes Académiques und Officier des Arts<br />
et Lettres. Nach einem Diplom in Politikwissenschaften<br />
und kurzzeitigem Interesse an<br />
Architektur wandte er sich 1972 ganz der<br />
Radierkunst zu.<br />
Seither ist ein so kostbares wie rares Œuvre<br />
entstanden, das bislang nur etwa 300 Werke<br />
umfasst, in seiner Art jedoch absoluten<br />
18<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
19
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN<br />
ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
Der verlassene Platz, 1979<br />
Radierung, 49,5 x 64,6 cm<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong><br />
ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
Die große Schlacht, 1978<br />
Radierung und Kaltnadel, 51 x 70,4 cm<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong><br />
Ausnahmecharakter hat. Sein Stil ist figurativ,<br />
die Handhabung der Radiertechnik<br />
von vollendeter Kunstfertigkeit. Während<br />
sich sein Frühwerk eher dem Visionären<br />
fantastischer Räume, Landschaften, Flugmaschinen,<br />
auch Albträumen und dem<br />
Treiben mysteriöser Krieger zuneigt, erscheinen<br />
neuere Arbeiten entschieden realistischer.<br />
„In der Realität verankert, auf die<br />
Érik Desmazières wie ein Demiurg einwirkt,<br />
hat jedes seiner Werke eine Vorgeschichte,<br />
eine Anekdote, die er gerne als Schlüssel zu<br />
seiner Entstehung wieder aufleben lassen<br />
möchte. So erzählt er von vertrauten und<br />
geliebten Orten, die oft vom Verschwinden<br />
bedroht oder bald nicht mehr zugänglich<br />
sind, die in ihm den unbändigen Wunsch<br />
geweckt hätten, sie in Zeichnungen und<br />
Radierungen festzuhalten; oder von Personen,<br />
einer Begegnung, einem Auftrag und<br />
der Öffnung zu anderen, nunmehr inspirierenden<br />
Welten, der Welt der Bibliotheken,<br />
der Bücher, der Orte des Wissens und der<br />
Kuriositätenkabinette mit ihren vielfältigen<br />
Naturalia- und Vanitas-Motiven. Er spricht<br />
auch Reminiszenzen an Geheimnisse von<br />
Zeit und Raum an, die er aus den Quellen<br />
der Kunst und Literatur schöpft: Piranesi,<br />
Dürer, Tiepolo, Callot, Vinci, Borges, Vernes,<br />
Calvino, Eco, Gracq, Kafka, Fritz Lang, um<br />
nur die Offensichtlichsten zu nennen. All<br />
diese Bezugnahmen werden zum Nähr-<br />
20<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
21<br />
ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
Der Sacco di Roma, 1986, Radierung mit Aquatinta, 64,6 x 49,3 cm, Galerie Documents 15, Paris., © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong>
DER KUNSTBLITZ | PANORAMA MUSEUM BAD FRANKENHAUSEN<br />
IN MEMORIAM FRIEDRICH II., 2010<br />
Öl auf Leinwand, 189 x 250 cm<br />
Besitz der Künstlerin<br />
Foto: Falko Behr<br />
ÉRIK DESMAZIÈRES<br />
Kriegsherr, 1982 und 1987, Radierung mit Aquatinta, mit Aquarell und Gouache<br />
gehöht, 19,7 x 24,8 cm, Privatsammlung, © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong><br />
boden seiner Intuition, aus dem sich seine<br />
alptraumhaften Fantasien speisen oder auf<br />
dem seine architektonischen Konstruktionen<br />
und seine Städte aus Papier errichtet<br />
sind. Unaufhörlich scheint das Werk nach<br />
dem Werk zu rufen. Aus diesem für seinen<br />
Schaffensprozess so charakteristischen<br />
Nachhall ergibt sich als untergründige Prägung<br />
seines Werks die ständige Wiederkehr<br />
der Leitmotive, die sich durch die Zeit zieht<br />
und diese verwischt, wobei bestimmte Themen<br />
und Motive zeitweise an Bedeutung<br />
gewinnen, stark anschwellen und wieder<br />
abebben.“ (Anne-Marie Garcia, Kuratorin<br />
der Ausstellung)<br />
In der Retrospektive mit 16 Kapiteln werden<br />
180 Werke aus 50 Schaffensjahren<br />
präsentiert, darunter imaginäre Städte und<br />
Kuriositätenkabinette, Babel und Metropolis,<br />
aber auch Pariser Ansichten, Interieurs<br />
und Passagen, magische Bibliotheken und<br />
wunderbare Naturstücke. Die Exposition<br />
steht unter der Schirmherrschaft des<br />
französischen Botschafters in Deutschland,<br />
François Delattre.<br />
Gerd Lindner<br />
22<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
23
DER KUNSTBLITZ | SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
WELCHE<br />
MODERNE?<br />
IN- UND OUTSIDER DER AVANTGARDE<br />
Bis 17.9.23<br />
Die Ausstellung „Welche Moderne?<br />
In- und Outsider der<br />
Avantgarde“ widmet sich den<br />
Wahrnehmungen und Deutungen<br />
Moderner Kunst. In einer hochkarätigen<br />
Auswahl mit rund 100 Werken aus privaten<br />
und öffentlichen Sammlungen treffen<br />
Künstler*innen der so genannten naiven<br />
Malerei in der Nachfolge von Henri Rousseau<br />
auf Vertreter*innen der klassischen<br />
Avantgarde. Dabei wird ersichtlich, dass<br />
die vermeintlichen Außenseiter*innen, die<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend<br />
in Vergessenheit gerieten, in ihrer Zeit geschätzt<br />
und anerkannt waren und im engen<br />
künstlerischen Austausch mit ihren<br />
Künstlerkolleg*innen standen, auf die sich<br />
die Erzählung der Moderne später weitgehend<br />
fokussiert. Die Werkauswahl mit Arbeiten<br />
von Henri Rousseau, Camille Bombois<br />
und Séraphine Louis mit Pablo Picasso, Max<br />
Beckmann und Marc Chagall u.a. ermöglicht<br />
eine neue Lesart Moderner Kunst. Den<br />
Ausgangspunkt von „Welche Moderne?“ bildet<br />
die erste große Überblicksschau „naiver“<br />
Malerei „Les maîtres populaires de la réalité“,<br />
die parallel zur Weltausstellung 1937 in Paris<br />
und im Anschluss in Zürich, London und im<br />
Museum of Modern Art in New York gezeigt<br />
wurde. Insgesamt sechs Künstler*innen, die<br />
dort präsentiert wurden, geht die Ausstellung<br />
in jeweils eigenen Kapiteln in ihren<br />
Verflechtungen mit den Vertreter*innen der<br />
klassischen Avantgarden nach: Werke von<br />
24<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
RUDOLF KOPPITZ BEWEGUNGSSTUDIE, 1925/1926<br />
Gummidruck, 59x50 cm ALBERTINA, Wien, Dauerleihgabe der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt<br />
25
DER KUNSTBLITZ | SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
Henri Rousseau, Camille Bombois, André<br />
Bauchant, Séraphine Louis, Adolf Dietrich<br />
und Adalbert Trillhaase treffen auf Arbeiten<br />
von Pablo Picasso, Fernand Léger, Marc<br />
Chagall, René Magritte, Max Beckmann,<br />
Otto Dix, Christian Schad und Alexander<br />
Kanoldt. Gemeinsam präsentiert, zeichnen<br />
sie ein anderes Bild von der Ausbildung der<br />
modernen Kunst und stellen den vermeintlichen<br />
Kanon von „In“- und „Out“sidern der<br />
Klassischen Moderne in Frage.<br />
Die Kurator*innen Reinhard Spieler, Direktor<br />
Sprengel Museum Hannover, und Manja<br />
Wilkens, Freie Kuratorin Düsseldorf: „Wir<br />
möchten ein neues Licht auf die Geschich-<br />
HENRI ROUSSEAU, DIE ALLEE IM PARK VON SAINT-CLOUD,<br />
ca. 1908, Öl auf Leinwand, 46,2 x 37,6 cm, Frankfurt am Main, Städel<br />
Seite 27: 1 CHRISTIAN SCHAD, MEXIKANERIN, 1930, Öl auf Leinwand, Museen der Stadt Aschaffenburg © Christian-<br />
Schad-Stiftung Aschaffenburg (CSSA) / © VG Bild-Kunst Bonn, 2021, Foto: Stefan Stark 2 ADOLF DIETRICH, SELBST-<br />
BILDNIS, 1932, Öl auf Karton, 63 x 55 cm, Kartause Ittingen; Foto: Thurgauische Kunstgesellschaft / Pro Litteris 3<br />
CHRISTIAN SCHAD, LOTTE (DIE BERLINERIN), 1927/28, Öl auf Holz, 66,2 x 54,5 cm; © Christian-Schad-Stiftung Aschaffenburg<br />
(CSSA) / VG Bild-Kunst Bonn, 2021; Foto: Herling/Gwose, Sprengel 4 CAMILLE BOMBOIS, OHNE TITEL, 1935, Öl<br />
auf Leinwand, 73 x 60 cm; Courtesy Sammlung Zander, Köln<br />
te der klassischen Moderne werfen, die seit<br />
dem Zweiten Weltkrieg als eine Abfolge<br />
von Expressionismus, Kubismus, Futurismus,<br />
Konstruktivismus, Dada und Surrealismus<br />
erzählt wird, und die Frage stellen, ob wir<br />
diese Geschichte anders erzählen müssen.“<br />
Obgleich die – bis auf wenige Ausnahmen<br />
männlichen – Vertreter der „naiven“<br />
Kunst mit Henri Rousseau eine regelrechte<br />
Ikone aufbieten konnten, gerieten die<br />
Mitstreitenden und Nachfolger*innen<br />
Rousseaus nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
weitgehend in Vergessenheit oder wurden<br />
zu Außenseiter*innen, zu „Primitiven“, die<br />
von wenigen geschätzt und gesammelt<br />
wurden, erklärt.<br />
26<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
27
DER KUNSTBLITZ | SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
OTTO DIX, DIE ELTERN DES KÜNSTLERS II, 1924,<br />
Öl auf Leinwand., 118 x 130,5 cm, © VG Bild-Kunst Bonn, 2021;<br />
Foto: Herling/ Gwose, Sprengel Museum Hannover<br />
Alexander Leinemann, Co-Kurator der<br />
Schau: „Die Ausstellung will Abstand nehmen<br />
von einem einseitigen Zuschreibungsparadigma.<br />
Vielmehr wollen wir die engen<br />
Verbindungen und Verflechtungen mit bekannten<br />
Vertreter*innen der Klassischen<br />
Moderne in den Mittelpunkt stellen und<br />
scheinbar allgemeingültig geführte Kategorisierungen<br />
hinterfragen.“<br />
„Welche Moderne?“ stellt zum Auftakt<br />
ausgewählte Werke von Henri Rousseau,<br />
Séraphine Louis, André Bauchant, Camille<br />
Bombois, Adolph Dietrich, Dominique-Paul<br />
Peyronnet, Maurice Utrillo und René Rimbert<br />
vor, die in der Ausstellung 1937 gezeigt<br />
wurden. Die folgenden Kapitel widmen<br />
sich jeweils einzeln diesen Künstler*innen<br />
und bringen sie zusammen mit jenen der<br />
klassischen Avantgarde. Ergänzend ist mit<br />
Adalbert Trillhaase ein Künstler integriert,<br />
der nicht in der Ausstellung in Paris vertreten<br />
war, aber für den Kontext in Deutschland<br />
als gänzlich eigenständige Position von<br />
besonderer Bedeutung ist.<br />
SPRENGEL MUSEUM HANNOVER<br />
Kurt-Schwitters-Platz<br />
30169 HANNOVER<br />
+49 (0)511 168 43924<br />
www.sprengel-museum.de<br />
28<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Maina-Miriam Munsky<br />
Im Kaltlicht<br />
der OP-Lampe<br />
@ Maina-Miriam Munsky, Abdecktuch, 1975, Acryl auf Nessel, 180 x 150 cm, Sammlung Schüler, Düsseldorf<br />
4.6.<strong>2023</strong> - 22.10.<strong>2023</strong><br />
Wilhelm-Fabry-Museum, Benrather Straße 32a, Hilden<br />
www.wilhelm-fabry-museum.de<br />
DI/MI/FR: 15 - 17 Uhr, DO: 15 - 20 Uhr, SA: 14 - 17 Uhr, SO: 11 - 17 Uhr<br />
29
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI<br />
Wolken und Licht.<br />
Impressionismus in Holland<br />
Bis zum 22. Oktober<br />
30<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
31<br />
PETER PAUL RUBENS, DER STURZ DES PHAETON, 1604/O5, vermutlich überarbeitet um 1606-1608, Öl auf Leinwand 98,4 x 131,2 cm,<br />
National Gallery of Art, Washington, Patrons‘ Permanent Fund, © Courtesy National Gallery of Art, Washington
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI<br />
FERDINAND<br />
HART NIBBRIG<br />
BLUMENFELDER,<br />
1881<br />
Öl auf Leinwand<br />
40 x 61 cm<br />
Stedelijk Museum<br />
Amsterdam, Nachlass<br />
Frau Westendorp-Osieck<br />
SEITE 33:<br />
JAN TOOROP<br />
TRIO FLEURI,<br />
1885/86<br />
Öl auf Leinwand<br />
110 x 95 cm<br />
Kunstmuseum<br />
Den Haag<br />
Bis zum 22. Oktober präsentiert das<br />
Museum Barberini die Ausstellung<br />
Wolken und Licht. Impressionismus<br />
in Holland. Entstanden<br />
in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum<br />
Den Haag, zeigt die Schau, wie sich Künstlerinnen<br />
und Künstler durch die französischen<br />
Einflüsse zu einer ganz eigenen,<br />
holländischen Form des Impressionismus<br />
inspirieren ließen.<br />
Die Landschaftsmalerei hat in den Niederlanden<br />
ihren Ursprung, wobei der Realismus<br />
der Alten Meister des 17. Jahrhunderts<br />
lange der Maßstab blieb. Als französische<br />
Künstler in den 1830er Jahren im Wald<br />
von Fontainebleau das Malen unter freiem<br />
Himmel begannen und die Erfahrung<br />
des Moments zum Gegenstand ihrer Bilder<br />
machten, schufen sie die Grundlagen<br />
für die künstlerische Bewegung des<br />
Impressionismus. Nur wenig später, Ende<br />
der 1840er Jahre, fingen auch Maler in<br />
den Niederlanden an, en plein air, unter<br />
freiem Himmel, zu arbeiten. Die Künstler<br />
ließen idealisierende oder romantische<br />
Landschaftskompositionen hinter sich<br />
und zielten auf eine realistische Naturdarstellung.<br />
Um 1870 entwickelte sich Den Haag zum<br />
künstlerischen Zentrum in Holland. Die<br />
Künstler der Haager Schule fingen die<br />
sich wandelnden Lichtstimmungen der<br />
32<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
33
DER KUNSTBLITZ | MUSEUM BARBERINI<br />
VINCENT VAN GOGH<br />
WALDRAND, 1883<br />
Öl auf Leinwand<br />
33,8 x 48,5 cm<br />
Kröller-Müller Museum,<br />
Otterlo<br />
Natur in hohen Wolkenhimmeln mit vielen<br />
Grauschattierungen ein. Ab den 1880er<br />
Jahren wurden für den Amsterdamer Impressionismus<br />
im Wechselspiel mit impressionistischen<br />
Einflüssen aus Frankreich die<br />
Stadtlandschaft und das moderne Leben<br />
ein Thema, bevor mit dem Pointillismus<br />
die Entfesselung der Farbe die Malerei bestimmte.<br />
Die Ausstellung Wolken und Licht. Impressionismus<br />
in Holland versammelt rund 100<br />
Werke von etwa 40 Künstlerinnen und<br />
Künstlern, darunter Johan Barthold Jongkind,<br />
Vincent van Gogh, Jacoba van Heemskerck<br />
und Piet Mondrian. Zu den Leihgebern<br />
gehören das Rijksmuseum und das Stedelijk<br />
Museum in Amsterdam, das Kunstmuseum<br />
Den Haag, das Dordrechts Museum, das<br />
Kröller Müller-Museum in Otterlo und das<br />
Singer Museum in Laren.<br />
Der Facettenreichtum des Programms verdankt<br />
sich den über 20 teilnehmenden Institutionen<br />
mit mehr als 50 Akteurinnen<br />
und Akteuren des Potsdamer Kulturlebens,<br />
zu denen neben dem Museum Barberini<br />
und der Stiftung Preußischer Schlösser und<br />
Gärten als Initiatoren der Aktion auch das<br />
Potsdam Museum, das Jan Bouman Haus,<br />
34<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
ANTON MAUVE<br />
MORGENAUSRITT AM STRAND, 1876<br />
Öl auf Leinwand<br />
43,7 x 68,6 cm<br />
Rijksmuseum, Amsterdam, Schenkung Herr und<br />
Frau Drucker-Fraser, Montreux<br />
die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße,<br />
das Filmmuseum, die Mühlenvereinigung<br />
Berlin-Brandenburg, der Förderverein Jagdschloss<br />
Stern oder die Liebermann-Villa am<br />
Wannsee zählen. Sie alle beteiligen sich<br />
mit Beiträgen am Blog, der das Veranstaltungsprogramm<br />
begleitet und auf dem jede<br />
Woche bis zum Herbst Artikel, Videos und<br />
Bilderstrecken veröffentlicht werden, wobei<br />
sich zeitgenössische und historische<br />
Themen abwechseln sollen.<br />
Bereits jetzt wird auf der kostenfreien Barberini<br />
App ein Stadtrundgang als Audiotour<br />
zu 20 verschiedenen Orten der Stadt mit<br />
spannenden Holland-Bezügen angeboten.<br />
Der Stadtrundgang steht wie seine Vorgänger-Projekte<br />
„Italien in Potsdam“ und<br />
„Frankreich in Potsdam“ als Audioguide-<br />
Tour auf der App dauerhaft zur Verfügung<br />
und wird im Laufe des Jahres zudem als<br />
Kleiner Kunstführer in der Reihe der Publikationen<br />
der Stiftung Preußische Schlösser<br />
und Gärten veröffentlicht.<br />
PIET MONDRIAN<br />
KLEINES HAUS IN DER SONNE, 1909<br />
Öl auf Leinwand<br />
52,5 x 68 cm<br />
Kunstmuseum Den Haag<br />
Museum Barberini<br />
Humboldtstraße 5-6,<br />
14467 Potsdam<br />
Telefon: 0331 236014499<br />
www.museum-barberini.de/<br />
35
DER KUNSTBLITZ | PAULA MODERSOHN-BECKER MUSEUM<br />
36<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Die Zeichnerin<br />
Paula Modersohn-Becker<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, LIEGENDE MUTTER MIT KIND II, 1906, Öl auf Leinwand, Museen Böttcherstraße, Paula Modersohn-Becker Museum<br />
37
DER KUNSTBLITZ | PAULA MODERSOHN-BECKER MUSEUM<br />
Es ist nicht nur der Umfang von<br />
130 Papierarbeiten, der die Ausstellung<br />
„Die Zeichnerin Paula<br />
Modersohn-Becker“ so besonders<br />
macht. Es sind vor allem auch die unbekannten<br />
Einblicke in Paula Modersohn-Beckers<br />
künstlerische Gedankenwelt und die<br />
neuen Erkenntnisse über ihre Arbeitsweise,<br />
die diese Schau zu einer der wichtigsten<br />
über die norddeutsche Künstlerin mit internationaler<br />
Strahlkraft machen. Möglich<br />
ist dieses Projekt dank der jahrzehntelangen<br />
Arbeit der Paula-Modersohn-Becker-<br />
Stiftung an dem Werkverzeichnis der<br />
insgesamt 1328 Zeichnungen. Bis zum<br />
20. August <strong>2023</strong> sind nun im Paula Modersohn-Becker<br />
Museum Bremen Skizzen,<br />
Zeichnungen, Aquarelle und Pastelle aus<br />
allen Schaffensphasen der Malerin, aus privaten<br />
und öffentlichen Sammlungen, versammelt<br />
– darunter Arbeiten, die erstmals<br />
oder nach Jahrzehnten im Verborgenen<br />
ausgestellt werden und nach Ende dieses<br />
Projekts erneut zurück in ihre Depots kehren.<br />
Dass Paula Modersohn-Becker zu den wichtigsten<br />
Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts<br />
zählt ist unumstritten. Dank der zahlreichen<br />
erfolgreichen Ausstellungen und Retrospektiven<br />
in den letzten Jahren zu ihrem Werk<br />
ist die entscheidende Rolle der Malerin für<br />
die Moderne mittlerweile einem breiten<br />
Kunstpublikum im In- und Ausland bekannt.<br />
Was jedoch bisher wenig bis gar nicht im<br />
Fokus stand, sind die Zeichnungen von Paula<br />
Modersohn-Becker.<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, ALTE FRAU IM<br />
PROFIL, EINEN STOCK HALTEND, 1898/99, Kohle,<br />
Privatsammlung<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, AUF EINEM NIEDRIGEN HO-<br />
CKER SITZENDER MÄNNLICHER AKT NACH RECHTS, 1905,<br />
Kreide, Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen<br />
38<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Wie wichtig der Künstlerin das Arbeiten auf<br />
Papier war, zeigt sich allein in der Anzahl<br />
von 1400 erhaltenen Blättern. Von frühen<br />
Zeichnungen der 16 Jahre jungen Paula Becker<br />
aus London bis hin zu mutigen Kompositionsskizzen<br />
aus ihrem Todesjahr 1907<br />
– die Ausstellung bietet einen Überblick über<br />
die gesamte Schaffenszeit Modersohn-<br />
Beckers. Doch nicht nur das. Eine außergewöhnliche<br />
Qualität der Papierarbeiten,<br />
ist ihre Spontaneität und Intimität. Das<br />
Zeichnen diente der Künstlerin vor allem als<br />
Gedankenstütze, als Übung, als Experimentierfeld<br />
und war nie für die Öffentlichkeit<br />
gedacht. Dementsprechend frei und unmittelbar<br />
hat Modersohn-Becker in Kohle und<br />
Kreide gearbeitet. Besucherinnen und Besucher<br />
können sich auf unbekannte Facetten<br />
im Werk der Malerin freuen.<br />
Unter den Ausstellungsstücken befinden<br />
sich zahlreiche Kunstwerke, die noch nie<br />
oder seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich<br />
ausgestellt waren. Sie stammen aus musealen<br />
und privaten Sammlungen sowie dem<br />
wichtigen Bestand der Paula-Modersohn-<br />
Becker-Stiftung Bremen. Der große Umfang<br />
und die Empfindlichkeit des Materials Papier<br />
machen dieses Ausstellungsprojekt zu<br />
einem äußerst seltenen und aufwändigen.<br />
Denn nach Ende der Laufzeit kehren die 120<br />
Papierarbeiten auf unbestimmte Zeit zurück<br />
in die Depots und sind für die Öffentlichkeit<br />
nicht mehr zugänglich.<br />
Die Ausstellung beginnt dort, wo der Werdegang<br />
von Paula Modersohn-Becker seinen<br />
Anfang nahm: in den Zeichenschulen<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, BÄUERIN, EINE ASTGABEL<br />
TRAGEND, um 1898/99, Tusche, Pastell und Bleistift auf Karton,<br />
Privatsammlung, courtesy Galerie Michael Haas, Berlin<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, LIEGENDER WEIB-<br />
LICHER AKT MIT SITZENDEM KIND, 1906, Kohle,<br />
Paula Modersohn-Becker Museum<br />
39
DER KUNSTBLITZ | PAULA MODERSOHN-BECKER MUSEUM<br />
PAULA MODERSOHN-BECKER, AUF STUHL SITZENDER<br />
WEIBLICHER AKT, 1898/99, Kohle, Paula-Modersohn-<br />
Becker-Stiftung, Bremen<br />
von London und Berlin sowie in Worpswede.<br />
Von Studienblättern, in denen sich<br />
die Künstlerin in Modellierung übte, über<br />
croquis1, mit denen sie ihre Auffassungsgabe<br />
trainierte, hin zu eindrucksvollen lebensgroßen<br />
Aktstudien, veranschaulichen<br />
die Arbeiten zum Auftakt der Ausstellung<br />
das lebendige Lernen und den unermüdlichen<br />
Drang Paula Modersohn-Beckers, ihr<br />
zeichnerisches Können zu verbessern und<br />
zu erweitern.<br />
Die Emanzipation vom Akademischen begann<br />
mit der Jahrhundertwende und ihrem<br />
ersten Aufenthalt in Paris. Die Skizzen aus<br />
dem Louvre deuten bereits an, wohin sich<br />
die Bildsprache von Paula Modersohn-<br />
Becker entwickeln sollte. Sie konzentrierte<br />
sich auf blockhafte Figuren und Formen.<br />
Gezielt beschäftigte sie sich mit außereuropäischen<br />
Kulturen und fokussierte sich in<br />
Gemälden Alter Meister vornehmlich auf<br />
ruhende, unbewegte Figuren. Sie erarbeitete<br />
sich in diesen Studien ein individuelles<br />
Bildgedächtnis, auf das sie im Laufe<br />
der Zeit immer wieder zurückgriff. Paris ist<br />
auch die Umgebung, die Paula Modersohn-<br />
Becker als Experimentierfeld nutzte. In den<br />
Zeichnungen des städtischen Lebens spielte<br />
sie mit der Perspektive, testete die Wirkung<br />
von Figuren im Bildraum aus und – im<br />
malerischen Werk so gut wie nicht vorhanden<br />
– hielt flüchtige Augenblicke fest. Dabei<br />
wurde ihre Strichführung schneller und<br />
die Zeichnungen konzentrierter. Teil dieser<br />
Erzählung in der Ausstellung wird auch das<br />
vollständig erhaltene Pariser Skizzenbuch<br />
von Paula Modersohn-Becker aus den Jahren<br />
1900 und 1903 sein.<br />
Ein weiteres Kapitel der Ausstellung gilt<br />
den „ungemalten“ Bildern von Paula Modersohn-Becker.<br />
Die in diesen Zeichnungen<br />
präsentierten Bildideen wurden malerisch<br />
nicht umgesetzt, ermöglichen jedoch einen<br />
einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt<br />
der Künstlerin und verleiten zu Gedanken-<br />
40<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
41
DER KUNSTBLITZ | PAULA MODERSOHN-BECKER MUSEUM<br />
spielen, wohin die Bildsprache der Malerin<br />
sich entwickelt hätte, wenn sie länger gelebt<br />
hätte.<br />
Im letzten Raum finden Gemälde und vorbereitende<br />
Studien zusammen. An einzelnen<br />
Beispielen kann der Weg zur finalen<br />
Komposition nachvollzogen werden. Im<br />
Zusammenspiel mit den Bildern zeigt sich<br />
bisweilen, wie die Künstlerin bereits in den<br />
Zeichnungen Oberflächenstrukturen und<br />
Farbwerte andeutete. Dem Gemälde „Alte<br />
Armenhäuslerin im Garten mit Glaskugel<br />
und Mohnblumen“ (1907) gingen einige<br />
Varianten voraus. Das Motiv der Mutter<br />
mit Kind lässt sie über Jahre hinweg nicht<br />
los, bis sie schließlich über zahlreiche Studien<br />
zu der monumentalen, archaischen<br />
Interpretation „Liegende Mutter mit Kind<br />
II“ (1906) gelangte. Anlass und Grundlage<br />
für die Ausstellung im Paula Modersohn-<br />
Becker Museum ist das Werkverzeichnis der<br />
Zeichnungen von Paula Modersohn-Becker,<br />
das nach jahrzehntelanger akribischer Recherche<br />
und Forschungsarbeit im <strong>Sommer</strong><br />
dieses Jahres von Wolfgang Werner und<br />
Anne Röver-Kann von der Paula-Modersohn-Becker-Stiftung<br />
herausgegeben wird.<br />
Die Erkenntnisse in der Ausstellung basieren<br />
auf diesem aktuellsten Stand der Forschung.<br />
Dem Stellenwert der Zeichnungen<br />
im Gesamtwerk der Künstlerin wurde bisher<br />
nur marginal Aufmerksamkeit geschenkt –<br />
zu Unrecht. Denn wie die erste Ausstellung<br />
der Zeichnungen von Paula Modersohn-<br />
Becker seit fast 50 Jahren deutlich machen<br />
wird, war das Zeichnen entscheidend bei<br />
der Entwicklung ihrer einzigartigen, modernen<br />
Bildsprache.<br />
FRÜHE AKTSTUDIEN IN DER SONDERAUSSTELLUNG „DIE ZEICHNERIN PAULA MODERSOHN-BECKER“,<br />
Foto: Björn Behrens<br />
42<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
43
DER KUNSTBLITZ | SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
Bis 30.7.23<br />
KUNST VON 1924 BIS 1945 AUS DER GRAFISCHEN SAMMLUNG<br />
LABORATORIUM DER MODERNE<br />
ERICH WEGNER, KARNEVAL, 1928, Aquarell und<br />
Bleistift auf Aquarellkarton, Höhe x Breite: 37,5/<br />
38,7 x 28,6/ 29,5 cm, Sprengel Museum Hannover,<br />
Spende aus der Sammlung der Sparkasse Hannover<br />
(2006); Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel<br />
Museum Hannover<br />
Rund 180 Arbeiten aus der Sammlung<br />
des Sprengel Museum Hannover<br />
vereint die Sonderausstellung<br />
„Laboratorium der Moderne“,<br />
die einen Überblick bietet über künstlerische<br />
Zeichnungen und Druckgrafiken vom<br />
Beginn der Goldenen Zwanziger bis zum<br />
Ende der nationalsozialistischen Diktatur in<br />
Deutschland. Werke von unter anderem Pablo<br />
Picasso, Emil Nolde und Paul Klee, von<br />
Käthe Kollwitz, René Magritte und Grethe<br />
Jürgens erzählen in der Zusammenschau<br />
44<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
vom Reichtum künstlerischer Handschriften,<br />
verschiedener Stile und Ausdrucksweisen in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.<br />
Zwischen 1924 und 1945 zeigt sich die<br />
Kunst in vielen unterschiedlichen Stilen,<br />
die „Laboratorium der Moderne“ zusammenführt:<br />
Tradition und Avantgarde treffen<br />
hier aufeinander und bieten Einblicke in die<br />
Entwicklung der verschiedenen Kunstrichtungen<br />
im Laufe der Jahrzehnte. Bis zum<br />
Ende der Weimarer Republik 1933 setzen<br />
sich in Deutschland die bereits bestehenden<br />
Stile Naturalismus (Käthe Kollwitz), Kubismus<br />
(Pablo Picasso) und Dadaismus (Otto<br />
Dix) sowie Expressionismus (Ernst Ludwig<br />
Kirchner) weiter fort, hinzu kommen Abstraktion<br />
(Kurt Schwitters), Konstruktivismus<br />
(El Lissitzky), Bauhaus (Paul Klee) und Surrealismus<br />
(René Magritte). Außerdem zeigt<br />
sich ab Mitte der 1920er-Jahre mit zunehmender<br />
Urbanisierung die Ausbildung der<br />
Neuen Sachlichkeit (Grethe Jürgens).<br />
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />
1933 gelten viele Künstler*innen<br />
als „entartet“, sie erhalten Berufsverbot,<br />
sind gezwungen ins Exil oder die Innere Emigration<br />
zu gehen, einige passen sich jedoch<br />
den neuen künstlerischen Vorgaben an. Kuratorin<br />
Karin Orchard: „Die Werke spiegeln<br />
die politischen Umstände wider. Während<br />
die Nationalsozialisten hauptsächlich Kunst<br />
im naturalistischen beziehungsweise poe-<br />
tisch realistischen Stil erlauben, zeugen die<br />
Arbeiten der zur gleichen Zeit im Ausland<br />
lebenden Künstler*innen von avantgardistischen<br />
Ideen und Einflüssen – im Nebeneinander<br />
ist das unübersehbar.“<br />
HANNOVER ZWISCHEN 1933 UND 1945<br />
Auch Hannovers Kunst- und Kulturszene<br />
spürt die Auswirkungen des Nationalsozialismus.<br />
So gelingt es Carl Buchheister<br />
PABLO PICASSO, LA FEMME AU TAMBOURIN, PARIS 1938,<br />
Radierung und Aquatinta auf Velin d‘Arches,<br />
Bildmaß: 66,5 x 51,4 cm, Blattmaß: 76 x 57 cm, Sprengel<br />
Museum Hannover, Schenkung Sammlung Sprengel (1969);<br />
Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover<br />
45
DER KUNSTBLITZ | SPRENGEL MUSEUM, HANNOVER<br />
CONRAD FELIXMÜLLER, PORTRÄT THEA STERNHEIM,<br />
1924, Aquarell auf Karton, Blattmaß: 24,7 x 11,3 cm,<br />
Rahmenmaß: 31,2 x 17,8 x 2,6 cm Sprengel Museum<br />
Hannover, Leihgabe Niedersächsisches Landesmuseum,<br />
Hannover; © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2023</strong>; Foto: Herling/<br />
Herling/Werner, Sprengel Museum Hannover<br />
in der Zeit weiterhin künstlerisch tätig zu<br />
sein, indem er von seiner abstrakten Ar-<br />
beit Abstand nimmt und sich stattdessen<br />
gegenständlicher Kunst zuwendet. Andere<br />
Künstler*innen wie Grethe Jürgens oder<br />
Ischi von König können weiterarbeiten, da<br />
sie bereits gegenständlich arbeiten. Andere<br />
wiederum ziehen sich in die Innere Emigration<br />
zurück – Otto Gleichmann oder Ella<br />
Bergmann-Michel – oder stellen ihr künstlerisches<br />
Wirken ein, wie Robert Michel.<br />
Nicht nur für Kunstschaffende auch für<br />
Museen bedeuten die Vorgaben der Nationalsozialisten<br />
eine große Veränderung.<br />
Alexander Dorner, Leiter der Kunstabteilung<br />
des Provinzial-Museum (ab 1933 Landesmuseum,<br />
seit 1950 Niedersächsisches Landesmuseum<br />
Hannover), besitzt seit 1923<br />
bereits eine umfangreiche Sammlung von<br />
Avantgardekunst und passt ab 1933 seine<br />
Ankauf- und Ausstellungspolitik an die<br />
neuen Gesetze der Nationalsozialisten an.<br />
Dadurch kann er sein Amt noch bis 1937<br />
behalten. Auch sein Nachfolger, Ferdinand<br />
Stuttmann, der zusätzlich noch das Kestner-Museum<br />
(seit 2007 Museum August<br />
Kestner) leitet, passt sich beruflich an. In<br />
beiden Museen beschlagnahmen die Nationalsozialisten<br />
1937 insgesamt 264 Werke<br />
auf Papier, die nicht ihrer politischen Ideologie<br />
entsprechen.<br />
Farbige Bildbeschriftungen weisen in „Laboratorium<br />
der Moderne“ auf die zwischen<br />
1933 und 1945 erworbenen Werke hin.<br />
46<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
ERNST LUDWIG KIRCHNER, KÜHE IM FRÜHLING,<br />
1933, Farbholzschnitt in Schwarz, Hellgrün, Dunkelgrün,<br />
Braun, Helllila, Dunkellila, Hellblau, Orange und<br />
Rosa auf Japan, Bildmaß: 34,8 x 50,2 cm, Blattmaß:<br />
39,5 x 60,6 cm, Sprengel Museum Hannover,<br />
Schenkung Bernhard und Margrit Sprengel, Hannover<br />
(1966); Foto: Herling/Herling/Werner, Sprengel Museum<br />
Hannover<br />
EIN LABORATORIUM DER MODERNE<br />
HANNAH HÖCH, DIE TRAGOEDIN, 1924, Collage,<br />
Blattmaß: 16,8 x 12,8 cm, Unterlagenmaß: 19,8<br />
x 14,8 cm, Sprengel Museum Hannover, Leihgabe<br />
Land Niedersachsen; Foto: Herling/Herling/<br />
Werner, Sprengel Museum Hannover<br />
Die Zeit der 1920er- bis 1940er-Jahre ist geprägt<br />
von politischen Umbrüchen, wirtschaftlichen<br />
Krisen, Armut und Arbeitslosigkeit. Auf<br />
der einen Seite versprechen die Goldenen<br />
Zwanziger (1924 bis 1929) während der Zeit<br />
der Weimarer Republik politische Stabilität<br />
und wirtschaftlichen Aufschwung, woraus<br />
wiederum neue Formen der Unterhaltung wie<br />
Kino, Rundfunk oder Sportveranstaltungen<br />
entstehen. Auf der anderen Seite ist die Zeit<br />
aber auch geprägt von den Folgen des Ersten<br />
Weltkriegs und den daraus resultierenden<br />
wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten.<br />
Diese Phase der starken Gegensätze<br />
innerhalb der Gesellschaft ermöglicht unter<br />
anderem künstlerisches Experimentieren wie<br />
in einem Laboratorium.<br />
SPRENGEL MUSEUM HANNOVER<br />
Kurt-Schwitters-Platz<br />
30169 HANNOVER<br />
+49 (0)511 168 43924<br />
www.sprengel-museum.de<br />
47
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA WIEN<br />
BARTOLOMEO PINELLI<br />
DER ZWEIKAMPF ZWISCHEN ETEOKLES UND POLYNEIKES (?), UM 1820<br />
Schwarze Kreide, Feder in Dunkelbraun, Pinsel in Grau und Braun, weiße Deckfarbe 43 x 60 cm<br />
ALBERTINA, Wien © ALBERTINA, Wien<br />
Götter, Helden und Verräter<br />
Das Historienbild um 1800<br />
Die ALBERTINA feiert in ihrem Jubiläumsjahr<br />
mit dieser Ausstellung die großen<br />
Künstler, die zur Zeit Ihres Sammlungsgründers<br />
Herzog Albert von Sachsen-Teschen<br />
tätig waren. Als Initiator der bedeutendsten<br />
Grafiksammlung der Welt sammelte<br />
er im Einklang mit dem zeitgenössischen<br />
Kunstempfinden. Mit Leidenschaft erwarb<br />
er die herausragendsten Kunstwerke direkt<br />
aus den Ateliers der Künstler oder von<br />
den renommierten Akademieausstellungen.<br />
Herzog Albert war an Zeichnungen, Studien<br />
und Skizzen interessiert, ebenso wie an<br />
großformatigen Historienbildern auf Papier,<br />
48<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Bis 27.8.<strong>2023</strong><br />
ANGELIKA KAUFFMANN,<br />
TANKRED TAUFT CLORINDA, UM 1770<br />
Feder und Pinsel in Braun, weiße Deckfarbe<br />
24 × 33 cm ALBERTINA, Wien<br />
© ALBERTINA, Wien<br />
die als vollständig ausgeführte Gemälde in<br />
Tusche, Kreide und Pastell anzusehen sind.<br />
Im Zentrum dieser Ausstellung stehen Werke<br />
des in Österreich lebenden Großmeisters<br />
des Klassizismus, Heinrich Friedrich Füger,<br />
der zur Etablierung dieser Kunstrichtung<br />
in Wien beitrug. Jacques-Louis David, der<br />
1774 den renommierten Prix de Rome gewann<br />
und als bedeutendster französischer<br />
Maler seiner Epoche gilt, ist ebenso mit seinem<br />
Schlüsselwerk Die Kämpfe des Diomedes<br />
vertreten. Die Bandbreite der Themen<br />
umfasst großartige griechische Mythen<br />
von Robert von Langer, literarische Motive<br />
von Johann Heinrich Füssli und römische<br />
Geschichten der bedeutenden Mitbegründerin<br />
der Royal Academy of Arts Angelika<br />
Kauffmann. Die Ausstellung spiegelt die<br />
elitäre und humanistische Denkweise der<br />
Zeit wider. Fast vergessene antike griechische<br />
und römische Mythen werden durch<br />
große tragische Opernstoffe oder alttestamentarische<br />
Erzählungen ergänzt.<br />
Diese Ausstellung wurde gewissermaßen<br />
von Albert von Sachsen-Teschen selbst<br />
kuratiert: Er persönlich hat alle Objekte<br />
ausgewählt, erworben und aufbewahrt.<br />
Diese Präsentation ist somit eine<br />
„Contemporary“-Werkschau des späten 18.<br />
und frühen 19. Jahrhunderts. In diesen<br />
Jahrzehnten erreichte das Historienbild<br />
seinen absoluten Höhepunkt, geprägt von<br />
Idealismus und übertriebenem Pathos – im<br />
Gegensatz zu realistischer Darstellung und<br />
Natürlichkeit. Alles ist grandios, jede noch<br />
so kleine Geste, jede Komposition, jede gefühlte<br />
Emotion. Es besteht ein Bedürfnis,<br />
ja fast ein moralischer Anspruch, im Sinne<br />
Schillers erzieherisch auf den Geist einzuwirken.<br />
Die hier ausgestellten Blätter nehmen<br />
eine besondere Stellung ein, da Historienbilder<br />
traditionell als Krönung jeglicher<br />
künstlerischen Tätigkeit galten. Im Klassizismus<br />
hatte das Ideal, sowohl moralisch<br />
als auch bildhaft, die wichtigste Position<br />
49
DER KUNSTBLITZ | ALBERTINA WIEN<br />
JOSEPH ANTON<br />
KOCH DIE<br />
SINTFLUT, 1797<br />
Aquarell, Deckfarben<br />
50 x 75<br />
cm ALBERTINA,<br />
Wien © ALBER-<br />
TINA, Wien<br />
im künstlerischen Schaffen inne. Der Geist,<br />
die Bildung, die Erfindungsgabe waren das<br />
höchste erstrebenswerte Gut und übertrafen<br />
die Darstellungen der realen Welt wie<br />
Stillleben. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
wurde diese Auffassung von den modernen<br />
Strömungen abgelöst, die das Gegenteil<br />
davon darstellen wollten: Natürlichkeit<br />
und unmittelbare Empfindung.<br />
AKADEMIE UND AKT<br />
Das Zeichnen nach dem nackten lebenden<br />
Modell war ein fester Bestandteil der klassischen<br />
Akademieausbildung im 18. Jahrhundert.<br />
Die Kenntnis des nackten Körpers<br />
in Bewegung war grundlegend für die spätere<br />
Darstellung von Figuren in Gemäldekompositionen,<br />
etwa in Historien oder auch<br />
Allegorien. In ihren ersten Studienjahren<br />
zeichneten die angehenden Künstler nach<br />
grafischen Vorlagen oder Gipsabgüssen,<br />
danach wurden sie zu den sogenannten<br />
Aktklassen zugelassen. Diese fanden, meist<br />
abends, in Zeichensälen statt. In der Mitte<br />
stand ein Podest, das von den Plätzen<br />
der Studenten umgeben war. Das nackte<br />
männliche Modell wurde vom Korrektor in<br />
50<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
ROBERT VON LANGER<br />
DAS MENSCHENGE-<br />
SCHLECHT VOM<br />
ELEMENTE DES<br />
WASSERS BEDROHT,<br />
1804<br />
Pinsel in Grau,<br />
schwarze Kreide<br />
und weiße Kreide<br />
40 x 50 cm<br />
ALBERTINA, Wien<br />
© ALBERTINA, Wien<br />
eine bestimmte Position eingewiesen, in der<br />
es oft mithilfe von Stangen und Seilen verharren<br />
musste. Gezeichnet wurde vorwiegend<br />
bei gleichmäßigem künstlichem Licht<br />
– so wurde der nackte Körper in seiner Plastizität<br />
durch harte Hell-Dunkel-Kontraste<br />
betont. Frauen war der Zugang zu Aktklassen<br />
im 18. Jahrhundert aus moralischen<br />
Gründen verwehrt; sie mussten auf gemalte<br />
oder gezeichnete Vorlagen, auf Abgussmodelle<br />
oder antike Skulpturen zurückgreifen.<br />
Für die Ausstellung schöpft die ALBER-<br />
TINA vollständig aus ihrem eigenen Bestand<br />
an Blättern, die von Albert von<br />
Sachsen-Teschen zu Lebzeiten erworben<br />
wurden.<br />
Propter Homines Halle –<br />
ALBERTINA<br />
1010 Wien<br />
T +43 (0)1 534 83 0<br />
www.albertina.at<br />
51
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART<br />
Allee-Center Magdeburg<br />
ALLEE-CENTER-ART <strong>2023</strong><br />
„Die leichteste ART, der KUNST zu begegnen“<br />
Zwischen dem 17. April und 6. Mai <strong>2023</strong><br />
fand zum achten Mal die „Allee-Center-<br />
ART“ im Allee-Center Magdeburg statt.<br />
Die Ausstellung ist nach zweijähriger Pause<br />
zurückgekehrt! Vierzehn Künstler*innen<br />
aus dem Bereich Malerei, Bildhauerei und<br />
Fotografie wurden aus zahlreichen Bewerbungen<br />
von einer Jury ausgewählt und<br />
wie erwartet, zeigte sich das Publikum<br />
auch in diesem Jahr begeistert und sehr<br />
interessiert. Einige Arbeiten wechselten<br />
den Besitzer. Eine durchaus positive Bestätigung<br />
für die Kunstschaffenden, die bei<br />
der Ausstellung keinerlei Kosten für ihre<br />
Stände, Organisation und Werbung tragen<br />
mussten.<br />
52<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!<br />
PETRA KANN<br />
Center Manager<br />
KUNSTPREISE<br />
Drei Künstlerinnen bekamen Auszeichnungen<br />
von der Jury: Ein Preis, mit € 2.000,00<br />
dotiert, wurde vom Allee-Center Magdeburg<br />
gestiftet, zwei Preise, jeder im Wert<br />
von € 1.500,00 wurden von der Firma<br />
MDCC, Magdeburg und der Stadt Magdeburg<br />
(die sich in Rahmen der Otto Kampagne<br />
einbringt) zur Verfügung gestellt.<br />
Der Publikumspreis (im Wert von 500,00<br />
Euro) ging in diesem Jahr an den Fotograf<br />
Frank Piassek.<br />
Die Protagonisten der<br />
„ALLEE-CENTER-ART <strong>2023</strong>“:<br />
Arif Amirov, Ulrike Basner, Colette Deblé,<br />
Mariella Gänsewig, Beate Gödecke, Rebecca<br />
Hilser, Benjamin Kerwien, Elena Kiseleva-Arendt,<br />
Sabine Kunz, Christoph Kunze,<br />
Nicole Müller, Frank Piassek, Jörg Riemke,<br />
Katrin Zickler.<br />
Jurymitglieder: Dr. Uwe Förster, Petra Kann,<br />
Sandra Y. Stieger, Guido Nienhaus, Georg<br />
Bandarau, Patrizio Medagli<br />
Die neunte „Allee-Center-ART“ ist in Vorbereitung!<br />
Künstler*innen, die an der Ausstellung<br />
teilnehmen möchten, können 10<br />
Fotos ihrer Arbeiten und eine kurze Biografie<br />
an folgende E-Mailadresse senden:<br />
art.2024@allee-center-art.de.<br />
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-<br />
Bewerbungen von Künstler/innen sind<br />
ebenso möglich, wie die Bewerbung von<br />
Künstlergruppen. Die Voraussetzung zur<br />
Teilnahme beschränkt sich nicht auf einen<br />
erfolgreichen Abschluss an einer anerkannten<br />
Kunstakademie; auch Autodidakten,<br />
die Kunst auf hohem Niveau präsentieren,<br />
sind willkommen. Allerdings weisen<br />
wir ausdrücklich darauf hin, dass nur Profikünstler<br />
in die Endauswahl kommen (keine<br />
Hobbymaler, keine Kunsthandwerker).<br />
53
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART<br />
KATRIN ZICKLER freut sich über den erhaltenen Preis<br />
(von der Firma MDCC gesponsert).<br />
BEATE GÖDECKE (links im Bild) empfängt den Allee-<br />
Center-ART-Preis (dotiert mit 2.000,00 Euro, zur<br />
Verfügung gestellt vom Allee-Center Magdeburg).<br />
FRANK PIASSEK zeigt stolz den Publikumspreis (zur<br />
Verfügung gestellt vom Allee-Center Magdeburg).<br />
ELENA KISELEVA-ARENDT bekommt den Ottostadt-<br />
Preis (zur Verfügung gestellt von der Stadt Magdeburg).<br />
54<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
55
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART<br />
Der Bildhauer JÖRG RIEMKE (l.) UND PAT-<br />
RIZIO MEDAGLI (Kurator der Ausstellung).<br />
Der Künstler CHRISTOPH KUNZE.<br />
Der Künstler ARIF AMIROV.<br />
Skulpturen der Künstlerin<br />
KATRIN ZICKLER.<br />
56<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
UROLOGISCHE PRIVATPRAXIS<br />
WUPPERTAL<br />
HEIKE FUDICKAR<br />
DR. MED. GEORG FUDICKAR<br />
Fachärzte für Urologie und Andrologie<br />
Medikamentöse Tumortherapie<br />
Herzogstraße 2 . 42103 Wuppertal<br />
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57
DER KUNSTBLITZ | ALLEE-CENTER-ART<br />
PREISVERLEIHUNG (v. l. nach r.) PATRIZIO<br />
MEDAGLI (HERAUSGEBER VON „DER<br />
KUNSTBLITZ“), JÖRG BÖTTCHER (LAN-<br />
DESHAUPTSTADT MAGDEBURG) GUIDO<br />
NIENHAUS (GESCHÄFTSFÜHRER MDCC<br />
MAGDEBURG-CITY-COM GMBH), FRANK<br />
PIASSEK (KÜNSTLER, PUBLIKUMSPREIS)<br />
UND PETRA KANN (CENTER MANAGE-<br />
RIN, ALLEE-CENTER MAGDEBURG).<br />
KERSTIN SCHNEIDER (DEKORATORIN) UND JETTE<br />
WASCHKAU (ALLEE-CENTER MAGDEBURG)<br />
1) REBECCA HILSER, (2) PETRA KANN,<br />
(3) ULRIKE BASNER, (4) FRANK PIASSEK,<br />
(5) PATRIZIO MEDAGLI, (6) MARIELLA<br />
GÄNSEWIG, (7) KATRIN ZICKLER, (8)<br />
CHRISTOPH KUNZE, (9) ELENA KISELEVA-<br />
ARENDT, (10) SABINE KUNZ, (11) GUIDO<br />
NIENHAUS, (12) JÖRG RIEMKE, (13)<br />
JÖRG BÖTTCHER, (14) NICOLE MÜLLER.<br />
58<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Verwaltung von Eigentumswohnungen<br />
Verwaltung von Mietwohnungen<br />
Verwaltung von Gewerbeobjekten<br />
Hofaue 75 · 42103 Wuppertal<br />
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59
DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU<br />
ART A10 <strong>2023</strong><br />
Wildau, 19. Oktober bis 5. November <strong>2023</strong><br />
„Die leichteste Art der Kunst zu begegnen“<br />
„Wenn es diese Ausstellung nicht gäbe, müsste man sie erfinden!“<br />
Zum Glück gibt es sie schon in Wildau – endlich wieder – nun bereits zum siebten Mal!<br />
MICHAEL DITTRICH<br />
Center Manager<br />
60<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
Am 19. Oktober <strong>2023</strong> ist es wieder<br />
soweit, das A10 Center in<br />
Wildau verwandelt sich in einen<br />
Tempel der Kunst. Künstler*innen<br />
aus der Region Berlin/Brandenburg zeigen<br />
ihre neuen Werke und stellen die Jury des<br />
Kunstpreis Brandenburg vor eine schwierige<br />
Entscheidung. Denn die Qualität der Exponate<br />
wird sicherlich (wie in den vergangenen<br />
Jahren) wieder auf hohem Niveau sein.<br />
Ähnlich wie bei einer internationalen<br />
Kunstmesse bietet die „ART A10“ der regionalen<br />
Kunstszene eine geeignete Bühne und<br />
eine einzigartige Chance, ihre Werke über<br />
350.000 Besuchern präsentieren zu können.<br />
Es sei darauf hinzuweisen, dass diese Ausstellung,<br />
die einen ähnlichen Charakter wie<br />
eine internationale Kunstmesse hat, für die<br />
Teilnehmer*innen absolut kostenlos ist.<br />
Eine kompetente Jury wird alle Bewerbungen<br />
unter die Lupe nehmen und ihre Auswahl<br />
treffen. Ein erfolgreicher Abschluss<br />
an einer anerkannten Kunstakademie oder<br />
die Mitgliedschaft im Verband bildender<br />
Künstler wären erwünscht; allerdings werden<br />
auch Autodidakten, die ihre Kunst auf<br />
hohem Niveau präsentieren, zugelassen. In<br />
der Ausstellung werden Arbeiten aus den<br />
Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und<br />
Bildhauerei gezeigt.<br />
Eine Besonderheit ist sicherlich die Vergabe<br />
des „Kunstpreis Brandenburg“, dotiert mit<br />
insgesamt 5.000,00 Euro, der sich aus drei<br />
Teilen zusammen setzt (erster Preis: 3.000,<br />
Eine kleine Skulptur von AMROT (ART A10 2017)<br />
zweiter Preis 1.500 und dritter Preis: 500<br />
Euro). Das Publikum wird aufgefordert und<br />
gebeten aus allen Kunstschaffenden, seinen<br />
eigenen Favorit zu wählen, der mit dem Publikumspreis<br />
beglückt werden soll.<br />
Die ersten zwei Preise werden von der Jury<br />
vergeben.<br />
Die Kunstwerke können<br />
erworben werden.<br />
Mehrere Kunstwerke bereichern mittlerweile<br />
die privaten Sammlungen aufmerksamer<br />
61
DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU<br />
Ein Werk von RONNY SOMMER (ART A10 2019)<br />
Ein Werk von KARIN KOCH, ÖL AUF KARTON,<br />
61X48 CM (ART A10 2016)<br />
Sammler, die sich auch darauf freuen, neue<br />
Schätze auf der ART A10 <strong>2023</strong> zu entdecken.<br />
Für die verkauften Kunstwerke müssen die<br />
Künstler*innen keine Provision abgeben.<br />
Wie kann man an der<br />
Ausstellung teilnehmen?<br />
Künstler*innen, die sich für die Ausstellung<br />
bewerben möchten, können bis spätestens<br />
31.07.<strong>2023</strong> maximal 10 Fotos der Werke,<br />
die sie in der ART A10 <strong>2023</strong> präsentieren<br />
möchten (eine kurze Biographie ist außerdem<br />
erforderlich), per E-mail an folgende<br />
Adresse senden:<br />
art-a10@derkunstblitz.com<br />
Es gibt keine Altersbeschränkung. Einzel-<br />
Bewerbungen von Künstler/innen sind<br />
ebenso möglich, wie die Bewerbung von<br />
Künstlergruppen.<br />
Ein Werk von TATYANA MUTIG „VERNETZT“ (ART A10<br />
2019)<br />
62<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
DIETER<br />
SCHWALM<br />
DIE KÜNSTLER*INNEN DIE AN DER ART A10 2022 TEILGENOMMEN HABEN.<br />
Ölbilder, Zeichnungen<br />
und Skulpturen<br />
Web:www.arte-artistica.com<br />
Dieter Schwalm Tel. 0202 7866160<br />
d.schwalm@arte-artistica.com<br />
63
DER KUNSTBLITZ | A 10 CENTER, WILDAU<br />
DIE TEILNAHME AN DER VERANSTALTUNG<br />
IST FÜR DIE KÜNSTLER/INNEN KOSTENLOS!<br />
Wer heute noch keinen PC besitzt oder keine<br />
Internetverbindung nutzt, kann die Bewerbung<br />
in Form einer Mappe per Post an<br />
die nachstehende Adresse schicken:<br />
DER KUNSTBLITZ<br />
„ART A10 <strong>2023</strong>“<br />
Krutscheider Weg 82<br />
42327 Wuppertal<br />
Hierbei ist zu beachten, dass das eingesandte<br />
Bewerbungsmaterial (Mappen sowie<br />
das Bildmaterial) von uns nicht an die Bewerber/innen<br />
zurück gesendet wird.<br />
Wie schon oben erwähnt, die Voraussetzung<br />
zur Teilnahme beschränkt sich nicht<br />
auf einen erfolgreichen Abschluss an einer<br />
anerkannten Kunstakademie; auch Autodidakten,<br />
die Kunst auf hohem Niveau präsentieren,<br />
sind willkommen. Allerdings weisen<br />
wir ausdrücklich darauf hin, dass nur<br />
Profikünstler in die Endauswahl kommen<br />
(keine Hobbymaler, keine Kunsthandwerker).<br />
Die Arbeiten werden, wie es bei einer professionellen<br />
Kunstmesse der Fall ist, auf geeigneten<br />
Stellwänden oder in Glasvitrinen<br />
präsentiert (Objekte & Skulpturen). Sie sind<br />
während der Ausstellungszeit über das Center<br />
versichert. Die Kunstwerke können zum<br />
Verkauf angeboten werden; der Verkaufspreis<br />
der Arbeiten entspricht hierbei dem<br />
Versicherungswert. Im Verkaufsfall erhält<br />
der/die Künstler*in den gesamten Verkaufs-<br />
Eine Skulptur von ULI MATHES, „UMARMUNG“ BRONZE<br />
(ART A10 2015)<br />
Ein Werk von GÜNTER BÖHME (ART A10 2016)<br />
preis ohne Abgabe einer Provision. Dies unterstreicht<br />
das Engagement des A10 Center<br />
für die Kunstszene der Region, denn Ziel der<br />
Ausstellung ist es, die regionale Kunstszene<br />
zu unterstützen und ihre künstlerische Produktion<br />
bekannter zu machen.<br />
64<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
MALKURSE in Wuppertal<br />
Möchten Sie Ihre Maltechnik verbessern? Oder suchen Sie eine<br />
Geschenkidee für jemanden, der kreativ ist? Kurse für Acryl- und<br />
Ölmalerei, Aquarell, Pastelle, Tempera & Gouache. Kurse für<br />
Anfänger und Fortgeschrittene.<br />
Dienstag (19:00 bis 21:30 Uhr)<br />
Mittwoch (11:00 bis 13:15 Uhr & 19:00 bis 21:30 Uhr)<br />
G. Medagli<br />
ARTistica Malschule - Vohwinkeler Str. 154 - 42329 Wuppertal<br />
Weitere Informationen über die Malkurse finden Sie im Internet<br />
unter: www.derkunstblitz.com/kurse/malkurs.htm<br />
Kontakt:<br />
art@arte-artistica.com oder telefonisch unter: 0157 88159041.<br />
65
DER KUNSTBLITZ | NOTIZEN<br />
HAMBURGER KUNSTHALLE<br />
1923: GESICHTER EINER ZEIT<br />
Bis 24. September <strong>2023</strong><br />
Zum 100-jährigen Jubiläum der Freunde<br />
der Kunsthalle e. V. würdigt die Hamburger<br />
Kunsthalle im Jahr <strong>2023</strong> ihren bedeutendsten<br />
Förderverein mit einer Ausstellung.<br />
Rund 60 Gemälde, Skulpturen und Werke auf<br />
Papier, die um 1923 entstanden, geben Einblick<br />
in das Kunstschaffen, die Gesellschaft<br />
und Geschichte Deutschlands und Hamburgs<br />
in diesem Jahr. Werke unter anderem von<br />
Alma del Banco, Rudolf Belling, Robert Desnos,<br />
Walter Dexel, Otto Dix, George Grosz,<br />
Karl Hofer, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig<br />
Kirchner, Käthe Kollwitz, Karl Kluth, Rudolf<br />
Levy, Dorothea Maetzel-Johannsen, László<br />
Moholy-Nagy, Anita Rée und Friedrich Wield<br />
sind in den Sammlungsrundgang Klassische<br />
Moderne eingefügt. Sie setzen Schlaglichter<br />
auf eine schillernde Zeit und lassen die<br />
künstlerische Fülle des oft beschworenen<br />
»Krisenjahres« 1923 wiederaufleben.<br />
1923 gilt bis heute als Schicksalsjahr. Die<br />
junge Weimarer Republik war durch Ruhrbesetzung,<br />
Hyperinflation, Verelendung und<br />
Putschversuche erheblichen Spannungen<br />
ausgesetzt. Gleichzeitig gab es in den Zwanzigerjahren<br />
eine breite Kunst- und Kulturproduktion<br />
sowie eine große Sportbegeisterung.<br />
Theater, Kabarett, Tanzveranstaltungen, Konzerte,<br />
Kino und Literatur florierten. Die Kultur<br />
KARL HOFER (1878–1955)<br />
FREUNDINNEN, 1923/24<br />
Öl auf Leinwand, 100 x 81 cm Hamburger Kunsthalle<br />
© Hamburger Kunsthalle / bpk / VG Bild-Kunst, Bonn 2022<br />
Foto: Elke Walford<br />
der Zeit war politisch, avantgardistisch und<br />
geprägt von einer eindrucksvollen Vielfalt, in<br />
der sich Impressionismus, Expressionismus,<br />
Neue Sachlichkeit, Surrealismus und die<br />
angewandte Kunst des Staatlichen Bauhauses<br />
begegneten. Begleitend zur Ausstellung<br />
erscheint voraussichtlich im Mai <strong>2023</strong> eine<br />
Publikation der Kleinen Reihe mit Beiträgen<br />
von Juliane Au, Gabriele Himmelmann, Florian<br />
Ludwig, Karin Schick, Jan Steinke und<br />
Andreas Stolzenburg, ca. 150 Seiten. Sie ist<br />
zum Preis von 14,90 Euro im Museumsshop<br />
erhältlich und kann online über www.freunde-der-kunsthalle.de<br />
bestellt werden.<br />
66<br />
SOMMER | <strong>2023</strong>
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DÜSSELDORF