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INFO Mai-Juni 06-2020

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Im Überblick

Gedenken an Otto Saurer

Ein Leben für die Lernenden

Otto Saurer führte als Landesrat die Bildungsagenden des Landes von 2003 bis 2008. Schon zu Beginn seiner politischen

Laufbahn in der Landesregierung ab dem Jahr 1984 war er für die deutsche und ladinische Berufsbildung zuständig.

Am 19. Jänner 2020 verstarb Otto Saurer – Zeit, in INFO seine Verdienste zu würdigen.*

Otto Saurer ist zeitlebens den Bildungswelten

zugewandt gewesen. Selbstlernend

ging er seinen Weg. Die Menschen, die

mit ihm gearbeitet haben, hat er zum Lernen

angespornt, und er hat auch immer wieder

Gelegenheiten zum gemeinsamen Lernen

initiiert und geschaffen. Seine Curiositas,

eine Weltneugierde, war immer der Cura-

Bestimmung nach sozialer Gerechtigkeit und

Chancengleichheit verpflichtet.

Für den Kindergarten, die Bildung von

Anfang an, ja die Bildung generell war es ein

Glücksfall, dass Otto Saurer in seiner letzten

politischen Zeitspanne die Bildung insgesamt

anvertraut worden war. Die frühkindliche

Bildung hat er als essenzielle Grundlage

allen Lernens erachtet und dafür auch die

juridischen Voraussetzungen im Bildungssystem

geschaffen. Für die Verabschiedung

des Bildungsgesetzes im Juli 2008 ging er an

die Grenzen des „Saurer-Möglichen“.

Diesen Spuren kann leicht nachgegangen

werden, und sie sollten immer wieder neu

gelesen werden.

Darüber hinaus bleibt ein anderes Vermächtnis

– Otto Saurers Stärke in den nicht

aggressiven Fähigkeiten:

der Geduld

der Langsamkeit

der Fähigkeit zur Stille

der Bereitschaft und der Kraft, zuzuhören

und aufzunehmen

des Warten-Könnens

des Lassens und der Gelassenheit

der Demut …

Geschätzter Bildungslandesrat, lieber Otto

Saurer, erlaube uns, den großen Dank und

ein Adieu dir auf den Weg mitzugeben.

Christa Messner

Kindergarteninspektorin von 1998 bis 2018

Otto Saurer (1943–2020) bei einer

Studienreise ins Baltikum.

Otto Saurer – Bildungspolitiker

mit Weitblick und Humor

Otto Saurer hat früh erkannt, dass sich

das Bildungssystem auf neue Herausforderungen

in einer sich schnell wandelnden

Gesellschaft einstellen muss. Um den

Menschen berufliche und persönliche

Perspektiven zu eröffnen, brauchte es

eine Bildungsoffensive, die Menschen aller

Altersstufen im Land eine zeitgemäße und

zukunftsorientierte Bildung auf allen Ebenen

ermöglicht.

Die Berufliche Bildung war der erste Zuständigkeitsbereich,

den Otto Saurer als politisch

Verantwortlicher zu gestalten hatte. Er wollte

sie als eigenständigen, gleichwertigen Bildungsstrang

etablieren. Gleichwertig konnte

sie aber nur sein, wenn sie auch zu gleichwertigen

Abschlüssen führte. Daher war es das

weitsichtige Bestreben Saurers, den jungen

Menschen, die in der Berufsbildung waren,

den Zugang zur Matura zu ermöglichen.

National musste Otto Saurer immer wieder

überzeugen und auf die Besonderheiten der

Berufsbildung hinweisen. Er hatte immer

gute Kontakte zu den jeweiligen Ministern

und lud sie nach Südtirol ein, um ihnen

unsere Schulen und unser System zu zeigen

und nahe zu bringen. Die Südtiroler Berufsbildung

hatte und hat in Rom einen guten Ruf

und manches wurde, wenn auch in etwas

anderer Form, von Rom übernommen.

Sehr am Herzen lag Otto Saurer die Zusammenarbeit

mit den Berufsverbänden und

den Sozialpartnern. Ob es um die Planung

von neuen Lehrgängen oder um Ausbildungsordnungen

bei der Lehrlingsausbildung

ging, immer war dem Landesrat die

Zusammenarbeit und die Einbindung der

Sozialpartner und Berufsverbände wichtig.

Otto Saurer begriff sein Berufsbildungsressort

als große lernende Organisation. Diese

kann nur wachsen und gedeihen, wenn sie

ein Leitbild, klare Ziele und Visionen hat,

und wenn sich alle Mitarbeitenden aktiv

einbringen. Die Organisation muss das vorleben,

was sie von ihren „Kundinnen“ und

„Kunden“ erwartet.

Eine menschliche Eigenschaft Otto Saurers

muss besonders erwähnt werden: Seinen

Humor setzte er häufig als Führungsinstrument

ein. Humor war bei ihm die Begabung,

durch eine witzige, treffende Bemerkung

oder einen Spruch Heiterkeit auszulösen, die

Kommunikation zu erleichtern, einen Konflikt

zu entschärfen – und auch einmal einen

Fehler als Mittel der Erheiterung zu nutzen.

Landesdirektion Deutschsprachige

Berufsbildung

* Eine Würdigung in der Februar-März-Ausgabe war

aufgrund des frühzeitigen Redaktionsschlusses

nicht mehr möglich.

Mai/Juni 2020

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