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INFO Mai-Juni 06-2020

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Wir machen Schule

Interview mit einem Schullaboranten

Hüter der Schränke

Sein Reich erstreckt sich über zwei Stockwerke und mehrere Spezialräume. Er herrscht über Schränke und Schubladen

gefüllt mit Reagenzien, Skalpellen, Chemikalien und technischen Geräten, bedient die Spülmaschine und leistet auch mal

Erste Hilfe. Florian Nischler ist seit dem Jahr 1997 Schullaborant am Realgymnasium in Meran.

Florian Nischler betreut fünf

verschiedene Spezialräume.

Herr Nischler, wie wird man Schullaborant?

Florian Nischler: Als ich vor über 20 Jahren

am Realgymnasium angefangen habe,

war die Berufsbezeichnung noch „Technischer

Assistent“. Später musste man den

Oberschulabschluss nachweisen und ich

habe einen Wettbewerb gewonnen.

Was genau machen Sie bei Ihrer Arbeit?

Die Arbeit des Laboranten unterscheidet

sich ein wenig von Schule zu Schule. Ich

betreue zwei Biologieräume, zwei Chemieräume

und drei Physikräume, früher

gab es auch noch den Physikhörraum.

Diese Räume sind über zwei Stockwerke

verteilt und Sie können sich vorstellen, wie

viele Kilometer ich am Tag zurücklege. Ich

bereite Versuche als Demonstrations- oder

Schülerversuche in Physik und Chemie

vor, räume auf und lade die Spülmaschine

ein, schreibe Bestellungen für Glaswaren

und Chemikalien auf, bespreche mich mit

Vertretern und unserer Schulsekretärin.

Ich kaufe verschiedene Lebensmittel für

Versuchszwecke ein wie Zwiebeln und

Kartoffeln fürs Mikroskopieren. Ab und an

bereite ich Heuaufgüsse zum Beobachten

von Ein- und Mehrzellern vor und tausche

die Klingen bei Skalpellen aus. Es hat sich

auch eingebürgert, dass ich morgens die

Zeitungen mit an die Schule bringe und die

elektronischen Schlüssel der Lehrpersonen

für die Labors programmiere.

Da stellt sich gleich die Frage nach der

Zusammenarbeit mit Lehrpersonen,

Schülerinnen und Schülern ...

Mit den Schülerinnen und Schülern arbeite

ich nicht so viel zusammen, außer eine

Lehrperson fragt mich danach. Sie kommen

zu mir, wenn sie etwas benötigen,

aber insgesamt hat der Kontakt mit ihnen

in den letzten Jahren abgenommen. Doch

ich habe auch schon Erste Hilfe geleistet

mit Eisbeutel und Pflaster. Hingegen ist die

Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen für

Physik, Chemie und Biologie sehr rege und

doch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Unterschiedlich ... inwiefern?

Ja, die einen machen den Unterricht eher

im Klassenraum, manche sind sehr oft

im Labor, manche bereiten die Versuche

selbst vor, andere bitten mich um Unterstützung.

Denn den Überblick, was in

Schränken und Schubladen vorhanden

ist, ob etwas kaputt gegangen ist, den

habe ich. Manche fragen um meine Hilfe

zum Beispiel bei Schülerversuchen schon

frühzeitig an und manchmal kommt eine

Anfrage zur Vorbereitung eines Demonstrationsversuchs

auch kurzfristig. Einige

Lehrpersonen verwenden Apps im Unterricht

und die Schülerinnen und Schüler

können zum Beispiel Akustikversuche auf

ihrem Handy machen.

Was mögen Sie an ihrer Arbeit und was

weniger?

Nach all den Jahren finde ich meine Arbeit

noch immer sehr abwechslungsreich, ich

bin in Bewegung, denn ich könnte nicht

viele Stunden irgendwo sitzen. Ich habe

auch mit vielen Menschen zu tun. Das freut

mich, auch wenn es manchmal schwierig

ist, viele Chefs, ich mein die Chemie-,

Physik-, und Biologielehrpersonen, zu

haben. Ich muss mich auf jede Lehrperson

einstellen, ihre Erwartungen und Anforderungen

an mich gehen manchmal ziemlich

auseinander.

Und was hat sich über die Jahre verändert?

Früher hatten wir ein eigenes Tonstudio,

haben Filme geschnitten. Ich habe Sendungen

wie „Universum“ auf Video aufgenommen,

doch diese Dinge gehören der

Vergangenheit an. Für Schülerversuche

kommt heute oft die App „phyphox“ zum

Einsatz und viele andere digitale und technische

Möglichkeiten werden genutzt.

Interview: Elisabeth Mairhofer

Redaktion INFO

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