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1. Seltsame Zeichen
Unsere Tante Edda hatte ein Geheimnis.
Das fanden wir mitten in den Ferien heraus, mein
Bruder Ludwig und ich. Tante Edda war gerade erst
von einer Weltreise zurückgekommen.
Eigentlich wollten wir uns nur einen Hammer
ausborgen. Wir brauchten einen für das Nagelbild
über Ludwigs Bett. Mama hatte uns verboten, je
wieder ihren Hammer zu nehmen.
Halb fertig sah das Nagelbild aber blöd aus. Wie
praktisch, dass Tante Edda gleich nebenan wohnt
und nie viele Fragen stellt!
Wir gingen also zum Nachbarhaus, durch den
Vorgarten zur Tür und läuteten.
Tante Edda öffnete. Auf dem Kopf trug sie ihren
Hut mit den blauen Federn, mit dem sie aussah
wie ein hübscher Pfau.
„Na, ihr zwei Zwetschken“, sagte sie. „Ihr seht ja
genauso aus wie immer! Kein Stück größer geworden!“
„Wir brauchen einen Hammer“, sagte Ludwig.
Und dann: „Hallo, Tante Edda, schön, dass du
wieder da bist!“ Mama sagt nämlich immer, wir
sollen höflich sein.
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Tante Edda lächelte. „Am tollsten war es in
Japan“, sagte sie. „Aber es ist schön, wieder hier zu
sein. Kommt rein!“ Wir gingen mit ihr ins Wohnzimmer
und setzten uns auf die Couch.
Es roch nach Tante und Kokosmilch.
„Ich hole den Hammer“, sagte Tante Edda.
Ich schaute mir wie immer die Fotos an der Wand
an. Da war Tante Edda, wie sie auf einem Elefanten
ritt, wie sie einen Tiger streichelte und sogar mit
einem Hai tauchte. Auf einem Foto sprang sie
gerade mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug!
Unsere Tante Edda war wirklich mutig!
Gerade dachte ich, dass ich selbst gern einmal
einen Tiger streicheln würde, da stieß Ludwig mich
an und zeigte zum Sofatisch.
Da lag ein Zettel mit lauter seltsamen Zeichen,
die ich noch nie gesehen hatte. Buchstaben waren
das jedenfalls keine.
„Eine Geheimschrift“, flüsterte Ludwig. Er kam
im Herbst schon in die vierte Klasse und musste es
deshalb wissen.
Doch bevor wir uns die Geheimschrift genauer
ansehen konnten, waren Tante Eddas Schritte zu
hören.
„Schnell weg!“, zischte Ludwig, und wir stellten
uns so weit weg vom Sofatisch, wie wir konnten,
und versuchten, nicht zu dem geheimen Zettel zu
schauen. Trotzdem machte Tante Edda ein komisches
Gesicht, als sie uns in der Ecke stehen sah.
„Bitteschön“, sagte sie und gab Ludwig den
Hammer, auf den ich schon ganz vergessen hatte.
Dann schenkte sie uns eine Tafel Nussschokolade,
wahrscheinlich damit wir nicht nach der Geheimschrift
fragten, und machte die Tür hinter uns zu.
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2. Auf geheimer Mission
Am Nachmittag läutete Tante Edda bei uns. Das
war gut, denn Ludwig und ich hatten die ganze
Zeit gegrübelt, warum sie einen Zettel mit Geheimschrift
zu Hause hatte.
„Eines ist klar“, sagte Ludwig zu mir. „Freiwillig
wird sie es uns nicht sagen. Sonst bräuchte sie ja
keine Geheimschrift!“
Da hatte er recht. Zum Glück hatte Ludwig schon
einen Plan.
„Wir müssen nett sein“, sagte er. „Nett und
unschuldig. Vielleicht kommt sie, um Mama von
der Geheimschrift zu erzählen. Die beiden erzählen
sich doch alles!“
Ich nahm Tante Edda also ihren rot-weiß
getupften Hut ab und Ludwig säuselte: „Du siehst
heute aber schön aus, Tante.“
Tante Edda lächelte. „Ihr seid heute aber besonders
süß“, sagte sie, und dann sahen wir gleichzeitig,
dass sie heute wirklich sehr hübsch aussah.
An ihren Ohren funkelten zwei silberne Ohrringe
und sie trug ein goldenes Armband.
Ludwig bekam große Augen.
„Komm mit!“, zischte er und packte meine Hand.
Wir rannten die Stufen hinauf in unser Zimmer und
machten die Tür zu.
„Woher hat sie den Schmuck?“, fragte Ludwig
ganz außer Atem.
„Gekauft“, sagte ich. „Auf ihrer Weltreise.“
„Psst!“, machte Ludwig. „Wir müssen leise überlegen!
Sanne hält Mittagsschlaf.“
Sanne ist unsere kleine Schwester. Sie schläft im
Nebenzimmer, und wenn sie aufwacht, ist der Spaß
vorbei, sagt Ludwig. Sanne kann stundenlang durch
schreien, nur weil der Kakao aus ist oder sie keine
Schokolade zum Abendessen haben darf. Zur Sicherheit
quetschten wir uns unter Ludwigs Schreibtisch,
damit wir bestimmt nicht belauscht wurden.
„Also“, flüsterte Ludwig. „Von welchem Geld
soll sie den Schmuck gekauft haben? Tante Edda
ist doch nicht reich!“
„Vielleicht hat sie im Lotto gewonnen“, flüsterte
ich zurück.
Doch Ludwig schüttelte den Kopf. „Jetzt weiß
ich es!“, sagte er. „Jemand ist gestorben und hat ihr
eine Million hinterlassen!“
„Psst!“, machte ich. „Sonst wacht Sanne auf!
Außerdem hätte Mama uns das erzählt.“
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„Hm“, flüsterte Ludwig. „Stimmt. Vielleicht hat
sie eine Bank ausgeraubt?“
Jetzt musste ich lachen. Tante Edda und eine
Bankräuberin! „Sie ist doch nicht kiminell“, sagte
ich.
„Das heißt kriminell“, sagte Ludwig. „Und wahrscheinlich
hast du recht. Tante Edda ist außerdem
sehr hübsch. Hübsche Frauen müssen keine Banken
ausrauben, glaube ich.“
Also überlegte ich weiter. „Als Königin, zum
Beispiel, bekommt man jeden Tag Gold und
Diamanten!“
Leider waren wir uns ziemlich sicher, dass Tante
Edda nicht Königin geworden war.
„Vielleicht Präsidentin?“, fragte ich.
Ludwig schüttelte den Kopf. „Präsidenten sind
dauernd im Fernsehen und sagen wichtige Dinge.
Tante Edda war noch nie im Fernsehen. Ich glaube,
es gibt nur eine Erklärung.“ Er beugte sich ganz
nah zu mir und flüsterte: „Sie hat einen Geheimberuf!“
„Das glaube ich nicht“, sagte ich. „Tante Edda hat
doch schon einen Beruf!“
„Ach ja?“, fragte Ludwig und kniff die Augen
zusammen. „Und welchen?“
Jetzt mussten wir beide nachdenken. Tante Edda
hatte schon tausend verschiedene Dinge gemacht.
Sie ist Mamas jüngere Schwester und schon um die
ganze Welt gereist. Aber was arbeitete sie bloß?
„Fotografin“, sagte ich. „Deshalb hängen überall
Fotos.“
„Auf den Fotos ist aber Tante Edda drauf“, sagte
Ludwig. „Also hat sie jemand anderer gemacht, ist
doch klar.“
„Vielleicht Köchin“, schlug ich vor. „Tante Edda
kann sehr gut kochen.“
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Ludwig verzog das Gesicht. „Hat sie nicht einmal
bei einer Zeitung gearbeitet?“
„Wir müssen Mama fragen“, sagte ich. „Die weiß das.“
Wir gingen wieder hinunter, aber Mama und
Tante Edda saßen im Wohnzimmer und hatten die
Wohnzimmertür zugemacht. Wir hörten die beiden
kichern und lachen. An der Garderobe hing Tante
Eddas rot-weiß getupfter Hut.
Ludwig fuhr mit den Fingern darüber. „Was
denkst du, Luise“, sagte er, „Warum trägt sie immer
so komische Hüte?“
Tante Eddas Hüte waren wirklich sehr auffällig.
Sie waren groß und bunt, mit Federn und Schnüren
und Tüchern. Einer war voll mit Knöpfen und
ein anderer hatte Augen, den hatte Tante Edda
von einer Reise mitgebracht. Ludwig und ich
fanden ihn ziemlich unheimlich. Ich hatte mich
selbst schon oft gefragt, warum jemand mit ganz
normalen Haaren so seltsame Hüte trug.
„Keine Ahnung“, sagte ich. „Und was machen
wir jetzt? Wie finden wir heraus, woher Tante Edda
das viele Geld hat?“
„Wir fragen sie“, sagte Ludwig. „Das ist die einzige
Möglichkeit! Aber erst, wenn wir mit ihr allein sind.
Geheime Dinge sollten geheim bleiben!“
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3. Der Geheimberuf
Wir benahmen uns also den ganzen Nachmittag
wie ganz normale Kinder. Was Tante Edda konnte,
konnten wir schon lange!
Die Erwachsenen redeten stundenlang im Wohnzimmer,
bis Sanne aus ihrem Mittagsschlaf
aufwachte. Dann trank Tante Edda endlich ihren
Eiskaffee aus, nahm ihren Hut und ging. Wir liefen
gleich hinterher, aber da rief jemand: „Luise!
Ludwig! Jetzt lasst Tante Edda doch mal ein bisschen
in Frieden! Sie ist gestern erst angekommen.“
Das war natürlich Mama. Immer muss sie unsere
Pläne durchkreuzen!
„Warum? Muss Tante Edda arbeiten?“, fragte
Ludwig unschuldig.
„Sie hat noch nicht einmal ihre Koffer ausgepackt“,
sagte Mama.
„Was arbeitet Tante Edda denn?“, fragte ich.
Mama ging in die Küche und schaltete den
Geschirrspüler ein. „Sie hat schon so viel ausprobiert“,
sagte sie. „Kellnerin, Köchin, Reporterin
für eine japanische Sushi-Zeitschrift … Und sie
entwirft natürlich Hüte.“
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„Sie entwirft diese Hüte selbst?“, fragte Ludwig
ungläubig. „Diese Hüte?“
„Aber ja!“, sagte Mama. „Sie hat immer Hüte
gezeichnet, schon als wir klein waren. Viel Geld
verdient sie damit allerdings nicht. Aber wo ist
eigentlich Sanne?“
Sanne hatte gerade die Vase im Wohnzimmer
entdeckt und begoss damit das Sofa. Mama stieß
einen Schrei aus.
„Bume!“, sagte Sanne fröhlich. „Bume tinken!“
Ludwig und ich rannten in den Garten, bevor
Mama eine Aufgabe für uns einfiel. Das Wasser
aufwischen, zum Beispiel.
Anstatt Tante Edda nach ihrem geheimen Beruf
zu fragen, mussten wir also im Garten spielen. Das
Gute daran war, dass wir Tante Edda dabei wenigstens
beobachten konnten. So dachten wir jedenfalls.
Unser Garten grenzt direkt an Tante Eddas
Garten. Allerdings wächst dazwischen eine hohe
hellgrüne Hecke, durch die man nicht schauen
kann. Wenn wir Tante Edda beobachten wollten,
mussten wir uns etwas einfallen lassen.
„Wir machen eine Räuberleiter“, sagte Ludwig.
„Dann kann zumindest einer von uns etwas sehen!“
Ich durfte hinauf, weil Ludwig zu schwer für
mich ist.
„Was siehst du?“, fragte Ludwig von unten. Ich
versuchte, nicht umzufallen und gleichzeitig über
die Hecke in Tante Eddas Haus zu schauen. Das
war nicht leicht.
Auf einmal tauchte Tante Eddas rot-weißer Hut
im Wohnzimmer auf. „Sie geht auf und ab“, sagte
ich nach unten. „Im Wohnzimmer. Und sie hat
etwas in der Hand. Einen Stift.“
„Schreibt sie etwas auf?“, fragte Ludwig.
„Geheimschrift?“
„Nein“, sagte ich. „Aber sie redet. Mit dem Stift.“
Die Räuberleiter wackelte ein bisschen. Ludwig
ächzte. „Sie redet mit dem Stift? Ist sie verrückt
geworden? Luise, wackle doch nicht so viel!“
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Dann kippte Ludwig unter mir um und ich fiel
genau auf ihn drauf. Zum Glück tat ich mir nicht
weh, aber mein Ellbogen traf Ludwig ins Gesicht.
Seine Nase begann wie verrückt zu bluten, deshalb
mussten wir hineingehen und es Mama sagen.
„Spielt jetzt bitte etwas Vorsichtigeres!“, sagte
Mama, nachdem sie Ludwigs Nase verstopft hatte.
Obwohl sie gar nicht wusste, was wir gespielt hatten!
Als wir zurück in den Garten kamen, war Tante
Edda natürlich nicht mehr in ihrem Wohnzimmer.
Wir setzten uns ins Gras. Ludwig sah sehr
zufrieden aus. „Ich weiß jetzt, was Tante Eddas
geheimer Beruf ist!“, sagte er. Er sah mich an, als
müsste ich es auch längst wissen.
Dann beugte er sich zu meinem Ohr und flüsterte:
„Eine Geheimagentin!“
„Was?“, fragte ich. „Wieso denn?“
„Na, wegen dem Stift!“, rief Ludwig. „Jeder
weiß, dass echte Geheimagenten solche Stifte
haben! Außerdem merken sie es sofort, wenn
sie beobachtet werden. Sie sehen sich das eine
Weile an und dann verschwinden sie plötzlich und
niemand weiß, wohin. Deshalb hat sie auch dieses
grässliche Auto!“
Tante Eddas Auto war rot und rostig und ein
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Seitenspiegel fehlte. Trotzdem wurde Tante Edda
nie von der Polizei aufgehalten, obwohl Mama
sagte, Polizisten gäbe es wirklich genug in unserem
Dorf. Und als Mama einmal ein Seitenspiegel
abgebrochen war, musste sie gleich hundert Euro
Strafe zahlen! Tante Edda aber, und das hatten wir
jetzt durchschaut, musste vor der Polizei keine
Angst haben. Sie zeigte wohl nur ihren Geheimagentinnenausweis
her, und dann mussten die Polizisten
hoch und heilig schwören, niemandem etwas
zu verraten.
„Außerdem“, sagte ich zu Ludwig, „sieht Tante
Edda mit dem Auto richtig alt aus. Wie eine alte
langweilige Tante. Obwohl sie noch so jung ist.“
Ludwig schnipste mit den Fingern. „Klar“,
sagte er. „Als langweilige Tante kann man kein
tolles Auto haben. Sonst würden alle misstrauisch
werden. Tante Edda hat wirklich alles bedacht!“
Da fiel mir noch etwas ein. „Und der Schmuck?“
„Eine Belohnung, weil sie einen schwierigen Fall
gelöst hat!“
„Und die Hüte?“
„Ablenkung“, sagte Ludwig. „Pure Ablenkung!“
Und damit war es klar: Tante Edda war eine
Geheimagentin!
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4. Bei Tante Edda in der Nacht
Ludwig wollte mit mir in der Nacht in Tante Eddas
Haus einbrechen und den Stift holen, damit wir ihn
uns ansehen konnten. Ich fand die Idee ein bisschen
gefährlich. Wir wussten ja nicht, ob Tante Edda eine
Waffe hatte und wie sie mit Einbrechern umging!
„Keine Angst, ich beschütze dich“, sagte Ludwig
großspurig. Ich sagte lieber nichts davon, dass er
noch nicht mal in die vierte Klasse ging.
Am Abend sagten wir Mama und Sanne Gute Nacht,
und dann taten wir eine halbe Ewigkeit lang so, als
würden wir schlafen. In Wirklichkeit saßen wir hellwach
und mucksmäuschenstill in unseren Betten.
Nebenan schlief Sanne und durfte auf keinen
Fall aufwachen, denn sonst würde sie Mama auch
aufwecken.
„Pst“, machte Ludwig irgendwann. „Denkst du,
Tante Edda schläft schon?“
„Ich glaube schon“, sagte ich. „Ihr Haus ist dunkel.“
„Gut“, flüsterte Ludwig. „Ich glaube, wir können!“
In diesem Moment wurde draußen eine Tür
geöffnet. Wir stürzten zum Fenster. Tante Edda
stand an ihrer Haustür und sperrte von außen zu.
Sie trug Stöckelschuhe, ein silbernes Kleid und
eine winzige Handtasche.
„Sie trägt keinen Hut“, wisperte Ludwig aufgeregt.
„Das passt zu unserer Idee! Als Agentin muss sie unauffällig
sein, da kann man keinen Hut mit Augen tragen!“
Mit kleinen, schnellen Schritten ging Tante Edda
durch den Vorgarten und zu ihrem rostigen Auto.
Bevor sie einstieg, schaute sie sich um, ob sie
verfolgt wurde. Dann stieg sie ein und fuhr davon.
Das war unsere Gelegenheit!
Wir schlichen aus dem Zimmer, die dunkle
Treppe hinunter und aus dem Haus. Draußen war
es zu kalt für meinen Pyjama, aber ich jammerte
nicht. Ludwig sollte nicht denken, dass ich für
Einbrüche zu klein war.
„Sie hat sicher einen Auftrag“, sagte Ludwig.
„Irgendwo tauscht sie jetzt ihr altes Auto gegen ein
Agentenauto aus.“
„Schlau“, sagte ich. „Sollen wir hineingehen und
den Stift holen?“
Ludwig nickte, aber als wir vor der Tür standen,
fiel uns ein, dass Tante Edda zugesperrt hatte. „So
ein Mist!“, sagte Ludwig.
„Vielleicht durchs Fenster?“, fragte ich.
„Es ist Sommer, da sind viele Fenster offen.“
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Doch Ludwig deutete nach oben. Über der Tür
blinkte ein kleines rotes Licht. „Eine Alarmanlage“,
sagte Ludwig und erklärte mir, dass jeder gute
Geheimagent eine Alarmanlage in seinem Haus
hat. Und Tante Edda war bestimmt eine der besten!
„So ein Mist“, sagte ich auch und gähnte. „Jetzt
sind wir ganz umsonst aufgeblieben.“
„Wir hätten uns in ihrem Auto verstecken
sollen!“, sagte Ludwig, aber weil wir das nicht
getan hatten, mussten wir warten, bis Tante Edda
zurückkam. Wir setzten uns auf die Stufen vor
Tante Eddas Haustür und ich lehnte den Kopf
gegen Ludwigs Schulter. Irgendwann gingen alle
Straßenlaternen gleichzeitig aus. Jetzt war es ganz
dunkel in unserer Straße und Tante Edda war noch
immer nicht zurück.
„Denkst du, ihr ist was passiert?“, fragte ich
schließlich.
Ludwig schüttelte den Kopf.
„Echte Geheimagententreffen dauern die ganze
Nacht“, sagte er. Vor Müdigkeit hatte er schon ganz
kleine Augen. „Oder sogar mehrere Nächte.“ Und
weil wir nicht wussten, wie viele Nächte Tante Eddas
Treffen dauern würde, und es langsam wirklich kalt
wurde, gingen wir eben doch nach Hause schlafen.
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