BIBELUNTERRICHT TROTZ AUSGANGSSPERRE? »Wer aber die Güter dieser Welt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt — wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?« (1. Johannes 3,17). Wie würden wir uns verhalten, wenn uns jemand bitten würde, ihn bei uns aufzunehmen, weil er keine Bleibe hat? Daniel Lusenie, Missionar auf Sizilien, berichtet: »Anfang März dieses Jahres meldeten sich drei junge Männer bei mir. Sie fragten mich, ob ich sie bei mir aufnehmen würde. Mein erster Gedanke war: Wohin soll ich mit diesen Männern? Ich schlafe doch selbst nur auf einer Matratze in einem kleinen Raum, der zudem als Lager und Küche dient. Doch ich erinnerte mich an das Jahr 2016, als die Geschwister von Voice of Hope mich aufgenommen haben. Sie haben mir das Evangelium verkündigt, haben mich über die ganzen Jahre versorgt und sogar als Mitglied in der Gemeinde und als Mitarbeiter bei Voice of Hope aufgenommen. Das motivierte mich, für diese drei Männer einen Schlafraum herzurichten. Schnell besorgten wir Matratzen und ein paar Decken; die Stühle und Tische wurden im Versammlungsraum zur Seite geschoben, und schon war alles fertig. Ich kannte diese drei Männer gut; sie waren öfters im Flüchtlingslager dabei gewesen, wenn ich jeweils das Evangelium predigte. Sonntags besuchten sie manchmal den Gottesdienst, und unter der Woche kamen sie auch mal zu den Bibelstunden. Bald darauf hatte einer nach dem anderen seine Aufenthaltsgenehmigung bekommen; somit durften sie nicht mehr im Flüchtlingslager bleiben.« Nur wenige Tage, nachdem Bruder Daniel diese Männer aufgenommen hatte, wurde die Ausgangssperre verhängt. <strong>Die</strong> Menschen durften ihre Häuser nur noch verlassen, um Besorgungen für den täglichen Bedarf zu verrichten oder medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen. <strong>Die</strong> sonst so belebten Straßen in Palermo waren menschenleer. Der Lärm hatte sich in Stille verwandelt. Nur hier und da sah man noch vereinzelt Leute, die meist gerade mit einer Tragetasche vom Einkauf zurückkehrten; sie gingen langsam, um so lang wie möglich an der frischen Luft zu sein, bevor sie wieder in ihre Wohnung mussten. Unser Bruder erzählt: »Als ich dann selbst mal unterwegs war, um einzukaufen oder für ältere Leute die Einkäufe zu erledigen, gab der Herr mir immer wieder Gelegenheiten, den Menschen Jesus Christus zu bezeugen. Dass ich jetzt noch drei Mitbewohner beherbergte, hatte in dieser Zeit den entscheidenden Vorteil, dass ich nicht ständig allein im Versammlungsraum bleiben musste. Als ich diesen Männern vorschlug, die Zeit, die ihnen jetzt zur Verfügung steht, zum Bibelstudium zu nutzen, willigten sie gern ein. Jeden Tag lasen wir mehrere Stunden lang das Wort Gottes, und ich konnte es ihnen auslegen. Ich konnte wiedererkennen, dass das Evangelium die <strong>Kraft</strong> Gottes ist. Der Herr hat so mächtig an diesen Seelen gewirkt, dass nach einigen Wochen alle drei Männer Buße taten. Doch die Ausgangssperre war noch nicht aufgehoben, und so begannen wir, die Grundlagen <strong>des</strong> Glaubens zu studieren.« Liebe Leser, erkennen wir hier nicht wieder, dass Gottes Wege die besten sind? Wir denken oft, dass gewisse Einschränkungen für uns zum Nachteil seien; doch wenn wir sie aus Gottes Hand nehmen, sehen wir Seine wunderbare Führung darin. 12 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/20
Unsere Schwierigkeiten – GOTTES GELEGENHEITEN »Gedenke doch an mein Elend und mein Umherirren, an den Wermut und das Gift! Beständig denkt meine Seele daran und ist tief gebeugt! <strong>Die</strong>ses aber will ich meinem Herzen vorhalten, darum will ich Hoffnung fassen: Gnadenbeweise <strong>des</strong> HERRN sind’s, dass wir nicht gänzlich aufgerieben wurden, denn Seine Barmherzigkeit ist nicht zu Ende; sie ist jeden Morgen neu, und Deine Treue ist groß!« Klagelieder 3,19-23 voiceofhope.de | 13