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Die Kraft des Evangeliums 2/2020

Eine Ausgabe vom Missionswerk Voice of Hope

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tigung nicht lösen konnten, und dass erst jetzt, in<br />

der neutestamentlichen Epoche, die Gerechtigkeit<br />

durch den Glauben verfügbar sei. Doch das ist<br />

nicht das, was der Apostel hier sagen will. Er sagt,<br />

dass die Gerechtigkeit Gottes offenbart wurde, d. h.<br />

deutlich wurde. Sie ist das, was Abraham suchte,<br />

aber nur in vager Form empfing. Er konnte sie<br />

von weitem sehen, doch sie blieb verschleiert und<br />

vage, wahrnehmbar nur durch Verheißungen, die<br />

sich auf die Zukunft bezogen. Nun wurde diese<br />

Verheißung erfüllt, denn das Sühneopfer Jesu<br />

Christi wurde dargebracht.<br />

<strong>Die</strong> von den Propheten bezeugt wird. Es ist<br />

keine brandneue, im Alten Testament völlig unbekannte<br />

Botschaft. <strong>Die</strong> Lehre, die nun im Werk<br />

Christi kristallklar wird, ist dieselbe, die Gott Abraham,<br />

Mose, David, Jeremia und Jesaja verkündigte:<br />

Der Gerechte soll durch den Glauben leben.<br />

<strong>Die</strong> Rechtfertigung geschieht allein aus Glauben.<br />

<strong>Die</strong>s war das Leitprinzip, das Martin Luther im 16.<br />

Jahrhundert aussprach, und es wurde zum Eckstein<br />

protestantischer Theologie.<br />

Nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den<br />

Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf<br />

alle [kommt], die glauben (V.22). Hier kommt<br />

Paulus zum Kern seiner Botschaft, zum Herzen<br />

seines Themas.<br />

An dieser Stelle ist es notwendig, einige Begriffe<br />

zu erklären. Das Motto der Reformation ist<br />

<strong>Die</strong> Rechtfertigung durch den Glauben allein. Das Wort<br />

»durch« bezieht sich auf die Mittel, durch die etwas<br />

vollendet wird, das Werkzeug, das uns mit<br />

Christus verbindet. Manche denken, dass bereits<br />

der Glaube an sich (im Gegensatz zu den Werken<br />

<strong>des</strong> Gesetzes) derart verdienstvoll sei, dass er uns<br />

einen Platz im Reich Gottes einbringe. Vielmehr<br />

ist der Glaube das Mittel, das uns an Christus<br />

bindet.<br />

Möglicherweise ist es präziser, die Lehre der<br />

Rechtfertigung durch den Glauben allein so zu<br />

formulieren: <strong>Die</strong> Rechtfertigung ist in Christus<br />

allein zu finden. Seine Gerechtigkeit rechtfertigt<br />

uns. Seine Verdienste sind es, die uns einen Platz<br />

im Reich Gottes bereiten. Der Glaube verbindet<br />

uns mit Ihm, so dass wir in Gottes Augen an Seiner<br />

Gerechtigkeit teilhaben. <strong>Die</strong>se Gerechtigkeit<br />

wird jeder Person geschenkt, die auf Christus vertraut.<br />

WAS IST RECHTFERTIGENDER GLAUBE?<br />

Als Luther dieses Konzept im 16. Jahrhundert verkündigte,<br />

provozierte dies ein Widerspruchsgeschrei,<br />

das die damalige christliche Kirche spaltete.<br />

Viele befürchteten, dass Luther den Gedanken<br />

lehre, dass jeder nur einen lässigen, unbekümmerten<br />

Glauben an Jesus haben müsse und dann<br />

jede Art von Gottlosigkeit ausleben könne, wie es<br />

ihm gefällt. Solch eine Lehre würde ernsten Bemühungen<br />

von Christen um ein gottseliges Leben<br />

den Boden entziehen. Somit war Luther gezwungen,<br />

die Frage zu stellen: »Was ist rettender Glaube?«<br />

Er beschrieb den rettenden Glauben als fi<strong>des</strong><br />

viva, einen lebendigen und fruchtbaren Glauben –<br />

einen Glauben, <strong>des</strong>sen Herz für Gott schlägt.<br />

Manche Menschen denken, dass Protestanten<br />

für ihre Erlösung auf Christus allein vertrauen,<br />

während Katholiken vollständig auf sich und<br />

ihre guten Werke vertrauten. Das ist einfach nicht<br />

wahr. <strong>Die</strong> römisch-katholische Kirche hat noch<br />

nie gelehrt, dass Menschen aufgrund ihrer guten<br />

Werke, ohne die erlösende Tat Christi gerechtfertigt<br />

würden. Doch was Rom ablehnt, ist das Konzept<br />

<strong>des</strong> Glaubens »allein«.<br />

Ich will die Unterschiede umreißen. Es beginnt<br />

im Verständnis <strong>des</strong> ersten Schrittes der Rechtfertigung.<br />

Der Protestantismus lehrt, dass das<br />

Werkzeug, wodurch wir in eine gerechtfertigte<br />

Beziehung mit Jesus Christus gebracht werden,<br />

der Glaube ist.<br />

Rom betrachtet das Problem der Rechtfertigung<br />

auf zweierlei Weise: Zunächst findet die<br />

Rechtfertigung durch die Taufe statt, wenn die<br />

Gnade der Rechtfertigung der Seele <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong><br />

eingeflößt wird. Das Kind wird daraufhin so<br />

lange im Zustand der Gnade bleiben, wie es sich<br />

von Todsünden rein hält, also von Sünden, die so<br />

schwer wiegen, dass sie die Fähigkeit besitzen,<br />

die Gnade der Rechtfertigung zu zerstören. Wenn<br />

eine Person eine Todsünde begeht, gibt es jedoch<br />

einen zweiten Weg zur Rechtfertigung. Das Vatikanische<br />

Konzil von Trient im 16. Jahrhundert<br />

beschreibt das Sakrament der Buße als den zwei-<br />

20 | <strong>Die</strong> <strong>Kraft</strong> <strong>des</strong> <strong>Evangeliums</strong> 2/20

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