19.06.2020 Aufrufe

ocean7 4/2020

Alva Yachts. Bootsbauer Mathias May und Bootsdesigner Holger Henn suchen die ultimative Symbiose zwischen Mensch, Mobilität und Meer. OceanLife-Törns. Segeln im Einklang mit der Natur, von den Fjorden Norwegens bis zu den Kapverdischen Inseln – natürlich auf einer Explorer-Yacht. esse 330. Die Schweizer Essenz des Segelns, erfahren auf dem Zürichsee. Heimkehrer. Die Rückkehr der Adria-Delfine, dokumentiert vom österreichischen Meeresbiologen Manuel Marinelli. Ant Arctic Lab. Norbert Sedlacek will nun definitiv 34.000 Meilen um die Welt segeln. Und zwar nachhaltig – mit seiner aus Vulkanfaser und Balsakopfholz gefertigten Open60AAL von Innovation Yachts. Im Reich der Finsternis. Nachttauchgänge im freien Wasser als ultimativer Kick für Kenner – mit spektakulären Fotos von Marco Steiner. Eingesperrt im Mittelmeer. 43 Tage lang blieb Sebastian Kummer wegen Corona im Niemandsland zwischen Griechenland und der Türkei hängen. Im ganz persönlichen Interview mit erzählt er von seinen lichten und dunklen Momenten während der Odyssee und wie er sich nach dem Happy End fühlt. Sie weiß alles! Die neue Garmin quatix 6 im wassersportlichen Redaktionstest auf der Alten Donau in Wien.

Alva Yachts. Bootsbauer Mathias May und Bootsdesigner Holger Henn suchen die ultimative Symbiose zwischen Mensch, Mobilität und Meer.
OceanLife-Törns. Segeln im Einklang mit der Natur, von den Fjorden Norwegens bis zu den Kapverdischen Inseln – natürlich auf einer Explorer-Yacht.
esse 330. Die Schweizer Essenz des Segelns, erfahren auf dem Zürichsee.
Heimkehrer. Die Rückkehr der Adria-Delfine, dokumentiert vom österreichischen Meeresbiologen Manuel Marinelli.
Ant Arctic Lab. Norbert Sedlacek will nun definitiv 34.000 Meilen um die Welt segeln. Und zwar nachhaltig – mit seiner aus Vulkanfaser und Balsakopfholz gefertigten Open60AAL von Innovation Yachts.
Im Reich der Finsternis. Nachttauchgänge im freien Wasser als ultimativer Kick für Kenner – mit spektakulären Fotos von Marco Steiner.
Eingesperrt im Mittelmeer. 43 Tage lang blieb Sebastian Kummer wegen Corona im Niemandsland zwischen Griechenland und der Türkei hängen. Im ganz persönlichen Interview mit erzählt er von seinen lichten und dunklen Momenten während der Odyssee und wie er sich nach dem Happy End fühlt.
Sie weiß alles! Die neue Garmin quatix 6 im wassersportlichen Redaktionstest auf der Alten Donau in Wien.

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YACHTING, REISEN UND MEER<br />

4/<strong>2020</strong> Juli/August<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at<br />

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Abenteuer in<br />

der Wildnis<br />

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Im Reich der<br />

Finsternis<br />

Seeungeheuer in<br />

der Tiefe der Nacht.<br />

BOOTSTEST<br />

Die Essenz<br />

des Segelns<br />

Esse 330, ein Daysailer<br />

auf dem Zürichsee.<br />

Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ


–<br />

–<br />

–<br />

–<br />


FOTO: HARRI SKRACH FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Ein Tag zum Feiern?<br />

Es war einmal im Jahre 1992 ein Weltgipfel der United Nations in Rio de Jainero, der dauerte von<br />

3. bis 14. Juni. Was blieb, ist der „Tag des Meeres“, diesen begehen wir nun alljährlich am 8. Juni.<br />

Editorial<br />

TAHSIN ÖZEN<br />

Journalist, Segler und<br />

Liebhaber aller Reviere<br />

und Yachten, Skipper,<br />

Chefredakteur.<br />

redaktion@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Damals hielt man feierlich fest,<br />

dass – man höre und staune –<br />

die Ozeane bedeutend für alles<br />

irdische Leben sind. Heute weiß<br />

man: Jeder Mensch auf dem Planeten<br />

verbraucht durchschnittlich<br />

12 Kilogramm Einwegplastik pro<br />

Monat, rund acht Millionen Tonnen<br />

landen jährlich in den Weltmeeren.<br />

Was nicht unbedingt jeder weiß:<br />

Weit mehr als die Hälfte des Plastikmülls<br />

schwimmt nicht etwa in einem<br />

der fünf gigantischen Müllstrudel,<br />

sondern liegt bereits auf<br />

dem Meersgrund.<br />

Wie viele Tiere das auf oder<br />

knapp unter der Wasseroberfläche<br />

treibende Plastik und Mikroplastik<br />

(< 5 mm) fälschlicherweise als Nahrung<br />

aufnehmen und daran sterben,<br />

„ Betrachtet beides, das Meer<br />

und das Land; gibt es nicht<br />

eine seltsame Analogie in<br />

einem selbst?“<br />

Herman Melville, Moby Dick (1851).<br />

weiß hingegen niemand so genau.<br />

An der Zahl verletzter Tiere und<br />

jener, die sich in Plastik und Netzen<br />

verfangen, lässt sich aber abschätzen,<br />

dass jedes Jahr um die 100.000<br />

Meerestiere wie Wale, Delfine,<br />

Schildkröten und bis zu eine Mil ­<br />

lion Seevögel einen qualvollen Tod<br />

erleiden. Erschütternde Fotos,<br />

Videos und Dokumentarfilme dazu<br />

gibt es leider mehr als genug.<br />

Weiß der Weltenbürger wenigstens,<br />

wen er auf so brutale Weise<br />

quält? Der Ozean ist die größte Proteinquelle<br />

der Erde und als solche<br />

Hauptnahrungsquelle für mehr als<br />

2,6 Mil liarden Menschen. Gleichzeitig<br />

produziert er rund 75 Prozent<br />

des Sauerstoffs unseres blauen Planeten,<br />

reguliert das Klima, sichert<br />

die Trinkwasserversorgung.<br />

Warum ich mich mit diesen Zahlen<br />

beschäftigt habe? Nun, kurz vor<br />

dem 8. Juni erhielt ich eine Pressemeldung<br />

mit Ergebnissen einer<br />

Umfrage zum Thema „Die Ozeane<br />

sind durch Klimawandel und Verschmutzung<br />

immer mehr gefährdet.<br />

Wie sehr beunruhigt dies die österreichische<br />

Bevölkerung?“ Eines<br />

der sinnigen Umfrage-Ergebnisse:<br />

„Acht von zehn Österreichern geben<br />

an, ihr Konsumverhalten künftig<br />

ändern zu wollen, um Plastikmüll<br />

in den Meeren zu reduzieren.“<br />

Das ist zwar sehr löblich, Fakt ist<br />

aber: Mit 8. Juni wurden <strong>2020</strong> weltweit<br />

erneut 150 Millionen Tonnen<br />

Plastik produziert, die Hälfte davon<br />

wird wieder nur ein einziges Mal<br />

verwendet und dann entsorgt werden.<br />

Da helfen keine Absichts bekundungen,<br />

sondern nur mehr<br />

gesetzlich sinnvolle Einwegplastik-<br />

Verbote auf internationaler Ebene.<br />

Gelingt der Staatengemeinschaft<br />

dieses Kunststück, wäre der<br />

8. Juni als „Welttag der Ozeane“,<br />

wie er offiziell richtig heißt, ein<br />

wahrhaft großer Festtag für alles<br />

irdische Leben.<br />

4/<strong>2020</strong> 3


YACHTING, REISEN UND MEER<br />

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Yachten, Reviere, Wassersport und Meer<br />

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Bobby Schenks Buch Die Skipperfibel auf, was die<br />

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www.<strong>ocean7</strong>.at


Cartoon<br />

ILLUSTRATION: INGA BEITZ, WWW.INGABEITZ.JIMDO.COM<br />

..<br />

4/<strong>2020</strong> 5


Inhalt 4/<strong>2020</strong><br />

MALTA. Gozo und Comino sind die drei großen Inseln des 26maltesischen Archipels, die zum Segelabenteuer einladen.<br />

FOTOS: MARKUS SILBERGASSER, ESSE YACHTS, SHUTTERSTOCK<br />

34<br />

48<br />

DIE GROSSE RÜCKKEHR. Delfine im Mittelmeer und besonders in der Adria sind rar,<br />

doch nun wurde nach fast 20 Jahren erstmals auch der Gestreifte Delfin wieder gesichtet.<br />

ESSE 330. Der jüngste und kleinste Wurf der Schweizer Werft wurde auf der boot Düsseldorf im<br />

Jänner als Weltpremiere vorgestellt. Wir berichten von den ersten Probeschlägen am Zürichsee.


Mit News der österreichischen<br />

Verbände YCA und MSVÖ<br />

Österreichische Post AG<br />

MZ 12Z039473 M<br />

<strong>ocean7</strong>, Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt<br />

9 190001 019703<br />

Rubrik<br />

8 SCHAUFENSTER<br />

Ant Arctic Lab: 34.000 Meilen<br />

rund um die Ozeane der Welt.<br />

59 IMPRESSUM<br />

Kolumnen<br />

10 BOBBY SCHENK<br />

Um die Welt foilen?<br />

14 OCEAN WOMAN<br />

Königreich Kombüse.<br />

32 WOLFGANG HAUSNER<br />

Mastbruch am Strand.<br />

38 GOTTFRIED RIESER<br />

So zeigt man Flagge!<br />

45 SKIPPER’S DIARIES<br />

Öko-Apostel der Meere.<br />

66 SAILING POETRY<br />

Mit Casanova in Triest.<br />

Reisen<br />

20 BIO-TÖRNS<br />

Mit einer Exploreryacht<br />

quer durch die Wildnis.<br />

26 MALTESISCHER ARCHIPEL<br />

Segeln dort, wo sich Orient und<br />

Okzident „Hallo“ sagen.<br />

Features<br />

16 TESTSTRECKE<br />

Sie weiß alles! Smartwatch Garmin<br />

quatix 6 im Redaktionstest.<br />

18 EINGESPERRT IM MITTELMEER<br />

Wochen im Niemandsland.<br />

34 DELFINE IM MITTELMEER<br />

Der Gestreifte Delfin erobert in<br />

großen Sprüngen seinen<br />

Lebensraum zurück.<br />

40 IM REICH DER FINSTERNIS<br />

Nachttauchgänge im freien Wasser<br />

als ultimativer Kick für Kenner.<br />

46 YACHTSPORT-ARCHIV<br />

Die österreichische Geschichte<br />

des Yachtsports – jetzt online<br />

nachzulesen in Wort und Bild.<br />

47 JETZT FUNKT‘S!<br />

Zum Short-Range-Certificate<br />

nach royalen Maßstäben.<br />

Yachten<br />

48 ESSE 330<br />

Die Schweizer Essenz des Segelns,<br />

erfahren am Zürichsee.<br />

54 ALVA YACHTS<br />

Bootsbauer Mathias May und<br />

Bootsdesigner Holger Henn suchen<br />

den ultimativen Einklang mit der<br />

Natur. Und es sieht gut aus!<br />

Sport<br />

58 SURFIN‘ AUSTRIA<br />

Auf dem Fluss oder auf dem<br />

Parkplatz: Künstliche Wellen<br />

in Österreich sind angesagt.<br />

Im Verband<br />

60 YACHT CLUB AUSTRIA<br />

64 MOTORBOOTSPORT UND<br />

SEEFAHRTS VERBAND<br />

ÖSTERREICH<br />

ÜBER<br />

JAHRE<br />

Kroatien - Lieblingsrevier<br />

der Segler wieder geöffnet<br />

Istrien & Kvarner Bucht<br />

Kornaten<br />

Split & Mitteldalmatien<br />

Dubrovnik & Süddalmatien<br />

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Schaufenster<br />

8 4/<strong>2020</strong>


Text TAHSIN ÖZEN<br />

Foto CHRISTOPHE FAVREAU<br />

34.000 Meilen<br />

Nach acht Monaten Optimierungs-<br />

und Vorbereitungsarbeiten<br />

wagt Skipper Norbert<br />

Sedlacek am 12. Juli erneut den<br />

Weltrekordversuch, die Erde nonstop,<br />

einhand und ohne Hilfe von<br />

außen über beide Pol-Routen und<br />

durch alle fünf Ozeane des Planeten<br />

zu umsegeln. Seine Festung für die<br />

rund 34.000 Meilen und sieben Monate<br />

im Rahmen dieses Ant Arcitc<br />

Lab-Projekts? Die Open60AAL von<br />

Innovation Yachts, mit der Norbert<br />

Sedlacek und sein Team den nachhaltigen<br />

Bootsbau revolutionieren<br />

wollen. Die Yacht wurde aus recycelbaren,<br />

gesundheitlich und biologisch<br />

unbedenklichen Materialien gebaut.<br />

Rumpf und Deck sind aus Vulkanfaser-Balsakopfholz-Sandwich,<br />

was<br />

auch für mehr Sicherheit der gesamten<br />

Konstruktion stehen soll. Das<br />

Ant Arcitc Lab-Projekt mit Start und<br />

Ziel in Les Sables d’Olonne (Sitz der<br />

Werft) soll das beweisen – wir wünschen<br />

Mast- und Schotbruch!<br />

è www.ant-arctic-lab.com<br />

4/<strong>2020</strong> 9


In den Wind gesprochen<br />

Um die Welt foilen? Teil 1<br />

Noch vor ein paar Jahren wären Prospektangaben wie die über die iFLY (oder ähnliche Foiler) als Utopie<br />

belächelt worden: „Fliegbarer(!) Wind: 6 bis 25 Knoten, Boat Speed bis 30 Knoten, bis doppelte Wind geschwindigkeit<br />

…“ Heute sind das Fakten, alles belegbar – und für Langfahrtyachten sinnvoll adaptierbar?<br />

Und dass die America‘s-Cupper<br />

ebenfalls auf Foilerkufen daherrauschen<br />

werden, ist auch<br />

bekannt. Da fragt sich der Fahrtensegler<br />

natürlich: Wäre das für eine<br />

Weltumsegelung nicht auch mit<br />

Blauwasser-Reiseyachten möglich?<br />

Schließlich nähern sich die Rekord ­<br />

etmale von sportlich ausgewachsenen<br />

Yachten, meist mit mehr Rümpfen,<br />

dem 1.000-Meilen-Etmal. Ist es<br />

da nicht absehbar, dass der Globus<br />

demnächst noch schneller als derzeit<br />

in 42 Tagen umrundet wird?<br />

Dabei ist es gerade einmal fünf<br />

Jahrzehnte her, dass die erste Non-<br />

Stop-Weltumsegelung – damals eine<br />

der ganz großen Weltsensationen –<br />

erst nach 312 Tagen, also fast einem<br />

ganzen Jahr, geschafft war.<br />

Es gibt heute wohl viele, die sich<br />

auf der Suche nach einem geeigneten<br />

Schiff für eine Weltumsegelung auch<br />

fragen: „Wann gibt es denn endlich<br />

eine Fahrtenyacht mit Foiler unterm<br />

Rumpf oder am Ausleger, damit wir<br />

uns nicht mehr mit Etmalen (Strecke<br />

von Mittag zu Mittag) von mickrigen<br />

120 bis 150 Seemeilen begnügen<br />

müssen? Damit wir in zehn Tagen<br />

über den Atlantik brettern können<br />

FOTO: CARLO BORLENGHI<br />

BOBBY SCHENK<br />

ist Weltumsegler,<br />

Navigations-Experte<br />

und Buchautor.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Die AC75 Luna<br />

Rossa ist fit für den<br />

nächsten America‘s<br />

Cup, weil auf Foils.<br />

Eine wünschenswerte<br />

Beschleunigung auch<br />

für Langfahrt yachten?<br />

und nicht in dreiwöchiger Schleichfahrt<br />

oder mehr?<br />

Man könnte aber auch folgendes<br />

fragen: Wenn das Segeln so wunderschön<br />

ist und wir Fahrtensegler von<br />

dieser natürlichen Antriebsweise so<br />

angetan sind, warum um alles in der<br />

Welt haben wir dann den absurden<br />

Ehrgeiz, die Segelei mit rasenden<br />

Schiffen so schnell wie möglich hinter<br />

uns zu bringen?<br />

Gut, die Frage ist jetzt nicht ganz<br />

fair, denn wir Blauwasser- und<br />

Langfahrtsegler begeistern uns eben<br />

nicht wirklich für hohe Geschwindigkeiten,<br />

sondern dafür, auf Langfahrt<br />

zu sein und auf dem eigenen<br />

Heim (= Yacht) zu leben – für das<br />

Blauwasserleben eben. Und da steht<br />

die Geschwindigkeit des „Swimming<br />

home“, wie der große Fahrtensegler<br />

Hiscock seine Weltreiseyachten bezeichnet<br />

hat, nun einmal nicht an<br />

erster Stelle. Bei weitem nicht, denn<br />

die Prioritäten sind ganz anders zu<br />

setzen. Fürs Langfahrtsegeln gilt:<br />

DIE VIERFÜNFTEL-REGEL!<br />

Sie kennen sie nicht? Kein Wunder,<br />

denn ich habe sie gerade erfunden.<br />

Aber das ist nicht etwa meine persönliche<br />

Spinnerei, sondern sie<br />

können sie in zahlreichen Veröffentlichungen,<br />

sei es in Buchform<br />

(so bei Moitessier) oder in tausenden<br />

Segel-Blogs in irgendeiner Form<br />

entdecken. Sie besagt leicht provokant<br />

(damit man sich besser an sie<br />

erinnert, wenn man auf Schiffssuche<br />

ist), dass es auf die Geschwindigkeit<br />

einer Yacht so wie auf viele andere<br />

Eigenschaften (z. B. auf weiches Einsetzen<br />

oder Verhalten am Wind) bei<br />

einer Wanderung über die Weltmeere<br />

nur ganz am Rande ankommt.<br />

Gehen wir einmal von der Planung<br />

einer Weltumsegelung aus:<br />

Wieviele Seemeilen lang ist diese?<br />

Nun, der Umfang der Kugel, auf der<br />

wir leben, beträgt am Äquator exakt<br />

360 Grad. Und folgendes sollten wir<br />

auch heute im GPS-Zeitalter wissen,<br />

sonst verdienen wir den Titel „Navigator“<br />

nicht: Nachdem dort jedes<br />

Grad genau 60 Seemeilen misst, beträgt<br />

der Umfang des Globus folglich<br />

360 x 60, also 21.600 Seemeilen.<br />

Rechnen wir dazu, dass eine Yacht<br />

auch einmal nach Norden (Panama,<br />

Kanaren) oder nach Süden (Neuseeland)<br />

ausweicht, dann kommen wir<br />

für eine „klassische“ Weltumsegelung<br />

auf der Passatroute gerundet<br />

auf 25.000 Seemeilen. Kreuzt man<br />

in arktischen Gebieten herum, sind<br />

es noch weniger. Nebenbei: Wenn<br />

jemand mit gigantischen Meilenzahlen<br />

prahlt, sollte man ihn nach der<br />

Anzahl seiner gesegelten Circumnavigationen<br />

fragen.<br />

Wie lange brauchen wir nun mit<br />

klassischen Fahrtenschiffen für diese<br />

Strecke? Und in welchem Verhältnis<br />

wären wir schneller, könnten unsere<br />

Yachten „fliegen“? Die Antwort samt<br />

ausführlicher Begründung erfahren<br />

Sie in der nächsten Ausgabe … <br />

10 4/<strong>2020</strong>


Segeln hilft<br />

PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

SEANGELS. Auf einer 31 Tage dauernden<br />

Überfahrt von St. Helena zu den<br />

Kapverden keimte in Andreas Chana<br />

der Wunsch auf, sich für benachteiligte<br />

Kinder und Jugendliche einzusetzen –<br />

und zwar, indem er mit ihnen segelt.<br />

„Ich möchte ihnen Lebensfreude geben,<br />

ihnen zeigen, was ich während<br />

meiner Segelreise gefunden habe – die<br />

Verbundenheit zur Natur, die Ruhe in<br />

mir selbst und die Stärke, etwas zu ändern“,<br />

so der Weinviertler. Gemeinsam<br />

mit seinem Freund und Skipper Erik<br />

Gaida und ihren Frauen Karin und Katharina<br />

gründete er im Jänner <strong>2020</strong> den<br />

Verein SEAngels, der schon bald Segelreisen<br />

auf einer 43-Fuß-Dufour-Yacht<br />

in der Adria für Kinder und Jugendliche<br />

ermöglichen soll, die nicht auf die<br />

Butterseite des Lebens gefallen sind. Je<br />

nach Teilnehmer will man Crew und<br />

Programm individuell zusammenstellen.<br />

Auch ein Sozial pädagoge und<br />

medizinisches Personal wird an Bord<br />

sein. Noch nicht alle, aber viele Infos<br />

über das Charity-Projekt und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

sind auf der<br />

noch im Aufbau befindlichen Homepage<br />

abrufbar.<br />

è www.seangels.at<br />

Segeln, damit Kinder aufleben<br />

können – das ist das<br />

Leitmotiv der SEAngels.<br />

Distanz und Umwelt bewahren<br />

Schwarzwasser<br />

kontakt los entsorgen.<br />

MARINA PUNTA GABBIANI. Die in der Lagune<br />

von Marano liegende Marina Punta<br />

Gabbiani hat sich für Nach-Covid-19-Zeiten<br />

gerüstet. Von den Liegeplätzen über den<br />

Coach-Boot Pool bis mit zum Torqeedo-Antrieb. Restaurant wurde Platz geschaffen,<br />

um die vorgeschriebenen Abstände<br />

einhalten zu können. Von Vorteil ist,<br />

dass sich der Yachthafen schon vorher ganz<br />

dem Umweltschutz verschrieben und z. B.<br />

jeden Liegeplatz mit einer Saugstelle für das<br />

Schwarzwasser an Bord ausgestattet hat.<br />

è www.marinapuntagabbiani.it<br />

Blauer Tourismus noch grüner<br />

UMWELTFREUNDLICHER CHARTERN. Transatlantik-Charter im Angebot.<br />

Wie kann man den ökologischen Emissionen und Lärm bei der<br />

Fußabdruck seines Urlaubstörns klein Nutzung des Motors reduzieren –<br />

halten? Das Team der Online-Charteragentur<br />

GlobeSailor hat ein paar Nicht zu vergessen die 4R-Regel:<br />

und auf die richtige Drehzahl achten.<br />

einfache Tipps zusammengestellt: Reduce, Reuse, Repair, Recycle!<br />

Z. B. Emissionen bei der Anreise einsparen<br />

Noch mehr nützliche Tipps unter<br />

<strong>ocean7</strong><br />

–<br />

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für Experten<br />

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gibt es auch<br />

1 06.08.2018<br />

è blog.globesailor.de<br />

16:55 Seite 1<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

DIE RICHTIGEN CHARTER-VERSICHERUNGEN<br />

Gute Agenturen empfehlen YACHT-POOL Charterversicherungen, weil Sie von der Praxisnähe der Deckungskonzepte<br />

und der Schadenabwicklung überzeugt sind.<br />

Durch innovative Produktentwicklung und kundenorientierte Schadenabwicklung genießt YACHT-POOL seit 1976<br />

das Vertrauen und die Treue seiner Kunden und Partner europaweit.<br />

YACHT-POOL Deutschland | Telefon: + 49 89 / 74 67 34 80 | Email: skipper@yacht-pool.de<br />

YACHT-POOL Österreich | Telefon: + 43 5356 / 20433 00 | Email: skipper@yacht-pool.at<br />

www.yacht-pool.com


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Europa auf den Punkt gebracht<br />

BUCHTIPP. Thomas Käsbohrer war<br />

viele Jahre als Verleger tätig, ehe er<br />

nach dem abrupten Ende seiner beruflichen<br />

Karriere beschloss, auszusteigen<br />

und seinen Traum zu verwirklichen.<br />

Seither segelt er auf seiner<br />

Sunbeam37 Levje kreuz und quer die<br />

Küsten Europas entlang. Eine Art<br />

Destillat seiner Reisen ist der neu<br />

erschienene Band Auf dem Meer<br />

zu Hause. Unter der Oberfläche des<br />

scheinbar Alltäglichen entdeckt Käsbohrer<br />

Verblüffendes und erzählt in<br />

seinen Geschichten so ganz nebenbei<br />

auch die Geschichte dieses Kontinents<br />

im Wandel. Er folgt der Küstenlinie<br />

von Land zu Land und berichtet von<br />

vergessenen Buchten, von Stränden<br />

und Hafenstädten, von inspirierenden<br />

Begegnungen mit den Menschen an<br />

Land, vor allem aber vom Leben am<br />

und auf dem Meer.<br />

Thomas Käsbohrer: Auf dem<br />

Meer zu Hause. Was mir mein<br />

Segeltörn entlang Europas Küsten<br />

über das Leben erzählte. Verlag<br />

millemari., 464 Seiten, € 15,–.<br />

è www.millemari.de<br />

verlost unter allen Teilnehmern drei Exemplare des<br />

neuen Buches von Thomas Käsbohrer. Einfach eine E-Mail mit<br />

Betreffzeile „Auf dem Meer zu Hause“ an gewinnen@<strong>ocean7</strong>.at<br />

senden und mit etwas Glück ge winnen! Teil ­<br />

nahme schluss: 30. 7. <strong>2020</strong>, die Ge winner<br />

werden per E-Mail verständigt.<br />

Mit Ihrer Teilnahme erklären Sie sich ein ­<br />

verstanden, den<br />

- News letter<br />

(jederzeit kündbar) per E-Mail zu er halten.<br />

Ihre Daten werden in keiner Form an Dritte<br />

weiter gegeben. Eine Bar ablöse des Gewinns<br />

ist nicht möglich. Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

Aus Liebe zum Meer<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

ÖKO-CHARTER. Sauberkeit an Bord ist ja<br />

nun nicht erst seit dem Cov19-Ausbruch<br />

erwünscht, aber mit der Pandemie hat<br />

sich auch der Einsatz von Reinigungsund<br />

Desinfektionsmitteln dramatisch erhöht.<br />

Um die Umwelt nicht zu sehr zu<br />

belasten, will man bei Pitter Yachtcharter<br />

auf ein neues, unschädliches<br />

Vernebelungs-Verfahren setzen, das mittels<br />

reinem, durch Elektrolyse geladenem<br />

Salzwasser Viren, Pilze, Keime, Bakterien<br />

und selbst Legionellen implodieren lässt.<br />

Auch Gäste können einen Beitrag für<br />

den Umweltschutz leisten: Im Rahmen<br />

der mit Living Ocean initiierten Umweltaktion<br />

„O more mati“ sind in den Basen<br />

Infos und Müllsäcke erhältlich für alle,<br />

die bei der Säuberung der Strände von<br />

angespültem Müll mithelfen wollen. Wie<br />

man Müll an Bord vermeiden oder zumindest<br />

richtig handhaben kann, verrät<br />

der Folder „So wird Segeln noch umweltfreundlicher“.<br />

Gratis-Download unter<br />

è www.pitter-yachting.com<br />

„ Segelte ich auch mein Boot in den Grund,<br />

O, so war es doch selig zu fahren!“<br />

Henrik Ibsen (1828–1906), norwegischer Dramatiker<br />

Keine faulen<br />

Sachen<br />

SONIHULL. Die Königlich Niederländische<br />

Marine geht mit gutem Beispiel<br />

voran und lässt elf Landungsboote mittels<br />

innovativem Ultraschall-Antifouling-System<br />

von Sonihull behandeln,<br />

um die Rümpfe frei von Algen und<br />

Muscheln zu halten. Dieses absolut<br />

umweltfreundliche On-board-System<br />

gibt es natürlich auch für Yachteigner!<br />

è www.sonihull.com<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK


Tiefenpflege<br />

MARINA PUNAT. Kostenlose Schwarzwassertank-Entleerung<br />

für Dauerlieger<br />

und Transitgäste. Separatoren an allen<br />

Waschanlagen, die schädliche Partikel,<br />

die sich bei der Bootswäsche vom Rumpf<br />

lösen, sammeln. Regelmäßige Qualitätskontrollen<br />

des Meerwassers sowie<br />

laufend Analysen des betrieblichen<br />

Schmutzwassers – großen Aufwand unternimmt<br />

die Marina Punat auf Krk, um<br />

das Meer in der mit der „Blauen Flagge“<br />

ausgezeichneten Bucht sauberzuhalten.<br />

Einmal im Jahr säubern Marineros und<br />

Taucher den Meeresgrund – nicht nur in<br />

Null Emission<br />

TORNADO 6M ZERO-E. World Sailing,<br />

der Weltverband aller Segelsportarten,<br />

will bis 2024 die Anzahl der verbrennungsgetriebenen<br />

Coach-Boote bei<br />

Olympic Class Events halbieren. Als Reaktion<br />

auf diese Anforderung hat Tornado<br />

Boats ein neues, klimafreundliches<br />

Coach-Boot für Segelclubs auf den Markt<br />

gebracht: das Tornado 6m ZERO-E. Das<br />

6 Meter lange Festrumpfschlauchboot<br />

wird von einem Deep Blue 50 R-Außenborder<br />

und einer 40-kWh Deep Blue-<br />

Batterie von Torqeedo angetrieben. Für<br />

der Marina, sondern auch in der Umgebung.<br />

Der „Blaue Sack“ hingegen liegt<br />

an der Rezeption für Gäste bereit, die<br />

sich unterwegs umweltfreundlich engagieren<br />

und etwaigen angeschwemmten<br />

Müll einsammeln möchten.<br />

è www.marina-punat.hr<br />

Clubs, die mit weniger Leistung zurechtkommen,<br />

wird gerade ein kleineres Boot<br />

entwickelt, das von einem Torqeedo<br />

10-kW-Motor angetrieben wird.<br />

è www.tornado-boats.com<br />

è www.torqeedo.com<br />

Meeresgründlicher<br />

Jahresputz per<br />

Taucher in der<br />

Marina Punat.<br />

Coach-Boot mit<br />

Torqeedo-Antrieb.<br />

Yacht<br />

Yachtverkauf<br />

Kaufcharter<br />

Neu- und Gebrauchtyachten<br />

offi ce@trend-travel-yachting.com<br />

Endlich<br />

wieder<br />

segeln!<br />

Ob aktuelle Charter<br />

oder für die nächste<br />

Saison – wir sind<br />

immer für Sie da.<br />

Stromschnell<br />

SAY CARBON. Die Say 29E, die derzeit<br />

schnellste Serien-E-Yacht der Welt, gewann<br />

beim German Innovation Award<br />

gleich zwei Preise. In den Kategorien<br />

„Excellence in Business to Consumer –<br />

E-Mobility“ und „Excellence in Business<br />

to Consumer – Travel, Sports and<br />

Outdoor Goods“ platzierte sich die<br />

Say vor allen anderen Einreichungen.<br />

Das ultraleichte, bis zu 95 km/h<br />

schnelle Powerboot aus Carbon wird<br />

von der Say-Bootswerft im deutschen<br />

Wangen gebaut, die E-Technologie<br />

für den Antrieb stammt von Kreisel<br />

Electric aus dem Mühlviertel.<br />

Das nächste Highlight der Werft soll<br />

bald folgen: Das neue Flaggschiff Say 42<br />

absolvierte Ende Mai seine erste Probefahrten.<br />

è www.say-yacht.com<br />

Doppelt aus -<br />

gezeichnete<br />

Say 29E.<br />

Infos und Restwochen-Angebote<br />

Kroatien, Griechenland, Kapverden.<br />

Andere Reviere auf Anfrage.<br />

charter@trend-travel-yachting.com<br />

www.trend-travel-yachting.com


Ocean Woman<br />

Klein, aber oho!<br />

Alexandras Kombüse hätte wohl auch<br />

Paul Bocuse zur Freude gereicht …<br />

Wie angekündigt berichtet Ocean Woman ab sofort aus den Küchen wunderbarer, inspirierender Seefrauen.<br />

Die Kombüse: Vieles, was darin gezaubert wird, hat Stürme erträglicher gemacht, in Flautenzeiten kulinarische<br />

Highlights hervorgebracht, Abende in Buchten verzaubert, Nachtwachen erleichtert und frühe Morgenstunden<br />

beseelt. Es ist also nicht zu unterschätzen, was dieser wichtige Teil eines Schiffes zu verantworten hat!<br />

FOTO: STEFAN HARING<br />

ALEXANDRA SCHÖLER<br />

ist Weltumseglerin,<br />

Sängerin, Regisseurin,<br />

Buchautorin und seit<br />

2010 Ocean Woman.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Ocean Woman-<br />

Sonderausgabe<br />

è www.rishomaru.com<br />

Die Küche auf unserer Risho<br />

Maru ist klein. Puppenküche<br />

sag ich immer. Vorteil dabei:<br />

Man hat alles in Griffnähe! Außer<br />

Plastikgeschirr – das gibt’s bei mir<br />

nicht. Ok., eine Ausnahme: die große<br />

Salatschüssel! Glücklich bin ich<br />

mit meinen orange/cremefarbenen<br />

Café au lait-Schalen aus Papete.<br />

Liegen perfekt in der Hand. Und<br />

natürlich mein Lieblingshäferl aus<br />

San Pietro in Italien, mit Blumen<br />

auf sonnengelbem Tongeschirr.<br />

Immer dabei unsere Blechteller –<br />

geblümt und emailliert – aus Ithaka.<br />

Rostfrei, hübsch, unkaputtbar und<br />

gleich alt wie der Junior-Skipper,<br />

nämlich 20 Jahre!<br />

Wir trinken Wasser aus ehemaligen<br />

Joghurtgläsern aus Italien, Wein<br />

oder Pastis aus tunesischen Teegläsern<br />

aus Menorca. Ein kleiner Wok,<br />

beschichtete Bratpfanne und der<br />

Spaghetti-Topf stehen in zwei Fächern<br />

übereinander unter der Spüle.<br />

Süßwasser- und Meerwasserpumpe<br />

– spart Wasser, klar! Nudelsieb, großer<br />

und kleiner Kochtopf. Wohin<br />

mit den Deckeln? Hab ich nie wirklich<br />

gelöst – irgendwer eine Idee?<br />

Nachkochen an Bord: Alexandras flottes Fladenbrot<br />

Zutaten<br />

500 g Mehl, 2 TL Backpulver, 1 TL Salz, 1 TL Olivenöl, ca. 300 ml Wasser<br />

Zubereitung<br />

Alle Zutaten zu einem geschmeidigen Teig kneten, fünf Minuten rasten lassen.<br />

In mandarinengroße Bällchen teilen, auf einer leicht bemehlten Fläche dünn auswalken.<br />

In einer heißen Pfanne ohne Fett beidseitig hellbraun herausbacken!<br />

In selbstgenähten Stoffsäcken<br />

bringe ich Kochlöffel, Nudelwalker,<br />

Schneebesen, Spaghettizange etc.<br />

unter. Unsere Kühlbox ist klein und<br />

nur selten in Verwendung. Nicht<br />

wirklich nötig, hat sich nach den<br />

viereinhalb Jahren um die Welt herausgestellt<br />

– nun ja, darüber lässt<br />

sich sicher trefflich diskutieren.<br />

Anders hingegen der Backofen.<br />

Das tägliche Brot, die Geburtstags ­<br />

torte, der Osterzopf, meine Sturmbrownies,<br />

die Dosen-Spinatlasagne,<br />

Rosmarinkartoffel, Nudelaufläufe,<br />

Melanzane gratinate, Pizza und vieles<br />

mehr! Natürlich auch gegarter<br />

Fisch aus dem Backofen. Über dem<br />

Küchentisch in einem Regal mit extrahohem<br />

Rand Zucker, Salz und<br />

Gewürze wie Oregano und Co.,<br />

Kümmel, Currymischung, Zimt …<br />

Ein Regal im Stauraum gleich<br />

neben dem Herd ist reserviert für<br />

Tomatendosen, Kokosmilch, Mais,<br />

Nudeln, Mehl. Direkt darunter die<br />

Süßigkeitenkiste für den Skipper.<br />

Für mich die Grissini- und Cräcker-<br />

Box. Salzige Snacks und Schokolade<br />

sind bei Ozeanüberquerungen<br />

essen ziell, beim Insel-Hopping in<br />

Passt zu Pecorino, Kapern, Zwiebel in Balsamico-Essig, getrockneten Tomaten, Mozzarella, Olivenpaste, Basilikumpesto u.v.m.<br />

Kroatien oder Griechenland machen<br />

sie aber auch gute Stimmung!<br />

Ha, fast vergessen: meine zwei<br />

griechischen Blechpfannen für<br />

den Ofen – perfekte Arbeitsgeräte<br />

an Bord und daheim in Wien.<br />

Die Teekanne aus dem Yemen<br />

und die Zuckerdose aus Vanuatu –<br />

so viele Erinnerungsstücke!<br />

Im offenen Regal (Katamaran!)<br />

unter dem Küchentisch: Olivenöl,<br />

Balsamico-Essig, Maiskeimöl und<br />

Gläser mit Essiggurken – Captains<br />

favorite, vor allem in Kombination<br />

mit kroatischen Pasteten.<br />

Das Schönste an meiner Kombüse?<br />

Der Blick aus der Luke! Auf<br />

stürmische See, grüne Inseln, nahende<br />

Tanker, Wüstenberge, blaue<br />

Lagunen, Delfine, meinen Sohn und<br />

meinen Mann, wenn sie mit dem<br />

Dingi herbeirauschen, pink-orangefarbene<br />

Sonnenuntergänge und<br />

schwarze Gewitterwolken, Lichter<br />

einer fremdem Stadt, schwimmende,<br />

lachende Kinder in Vanuatu,<br />

winkende Fischer in Sri Lanka, die<br />

Schiffe unserer Freunde in der sanften<br />

Brise eines ruhigen Anker ­<br />

platzes. Auf Rovinj während einer<br />

Bora und den Kvarner bei Flaute.<br />

Mein Küchenfenster in diese<br />

Welt. Unvergesslich. Schön. Vor allem<br />

bei Sonnenuntergang – an der<br />

italienischen Adria zum Beispiel.<br />

Idealer Speisebegleiter: mein flottes<br />

Fladenbrot und dazu, was man so<br />

in der Kombüse findet, wenn man<br />

zuvor italienisch einkaufen war! <br />

14 4/<strong>2020</strong>


Ganzjahres-Glanz<br />

REVIER<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

KAPVERDEN. Mundschutz, Abstand,<br />

Ansteckungsgefahr? Ganz bestimmt<br />

nicht auf den Kapverden im Atlantik.<br />

Nur 9 der 15 Inseln der Kapverden<br />

sind ständig bewohnt – wer will, segelt<br />

in diesem Archipel also leicht fernab<br />

jeglicher Zivilisation. Dafür inmitten<br />

eines Natur-Segelparadieses, in dem<br />

kein Eiland dem anderen gleicht: Fogo<br />

mit dem Vulkan Pico zum Beispiel,<br />

Brava, die Blumeninsel, oder Santa<br />

Luzia mit seinen langen, feinen Sandstränden.<br />

Sprachbarrieren? Keine, da<br />

mit Trend Tavel & Yachting ein<br />

österreichisches Unternehmen eine<br />

eigene Charterflotte in der Marina<br />

Mindelo auf der Insel São Vicente<br />

(aber auch zwei in Kroatien) betreibt.<br />

è www.trend-travel-yachting.com<br />

Unberührte Natur auf<br />

unbewohnten Inseln –<br />

wie hier auf Santa Luzia<br />

am feinen Sandstrand<br />

Baia de Praia.<br />

Gottes Atem<br />

Günstig auf<br />

die Kornaten.<br />

KROATIEN. Segeltörns im Kornati­Nationalpark<br />

gehören ja fast zum Pflichtprogramm<br />

jedes Adria-Fans. Die atemberaubende<br />

Schönheit der 150 Inseln<br />

und Inselchen zwischen Šibenik und<br />

Zadar und das weitgehend unberührte<br />

Unterwasser-Ökosystem mit azurblauem<br />

bis türkisem Meer machte dieses Revier<br />

weltberühmt. 1929 hat der berühmte<br />

Schriftsteller G. B. Shaw das Revier erlebt<br />

und schrieb daraufhin folgende Zeilen:<br />

„Am letzten Tag der Schöpfung wollte<br />

Gott sein Werk krönen und schuf aus<br />

Tränen, Sternen und seinem Atem die<br />

Inseln Kornati.“ Aber sehen Sie selbst –<br />

Charteryachten zu Kornati-freundlichen<br />

Konditionen gibt es aktuell bei Argos.<br />

è www.argos-yachtcharter.de<br />

Elegant im Dreiländereck<br />

MARINA FRAPA. Klasse statt Masse:<br />

Zwei elegante Hanse 630e sind die<br />

prächtigen Aushängeschilder von<br />

Stadler Yachting mit Sitz in Premstätten.<br />

Die beiden Yachten aber liegen<br />

in der Marina Frapa in Rogoznica,<br />

wurden erst letztes Jahr auf neuesten<br />

Stand gebracht und sind mit vier<br />

Klima an lagen, Sat-TV, Bose-Surround<br />

System, Waschmaschine etc. überkomplett<br />

ausgestattet. Eine elektrisch<br />

ausfahr bare Badeplattform und ein 25<br />

PS starkes Dingi von Zar Formenti erhöhen<br />

den Spaßfaktor in jeder Bucht.<br />

Beide Yachten werden ausschließlich<br />

Skipper-geführt, die Etappen im Dreieck<br />

Kroatien – Italien – Griechenland<br />

können individuell festgelegt werden.<br />

Zu buchen sind die beiden Mini-<br />

Superyachten ab € 8.428,20 inkl. Skipper,<br />

Transitlog und Ortstaxe. Vorbildlich:<br />

Zwei Prozent des Charterpreises<br />

kommen zertifizierten Umweltschutzorganisationen<br />

zugute!<br />

è www.stadler-yachting.com<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Luxus am Mittelmeer<br />

ist leistbar.<br />

Smart durchs Mittelmeer<br />

MEMBERS ONLY. Eine Möglichkeit,<br />

zu günstigen Konditionen auf exklusiven<br />

Motor- und Segelyachten an den<br />

beliebtesten Hotspots des Mittelmeeres<br />

zu urlauben, bietet der Club des<br />

Yacht-Dienstleisters SmartYacht.<br />

Derzeit sparen Clubmitglieder bis zu<br />

60 Prozent im Vergleich zum Charteroder<br />

Hotelpreis, zudem sind aktuell<br />

sechs Monate Test-Mitgliedschaft im<br />

SmartYacht Club gratis.<br />

è www.smartyacht.net<br />

4/<strong>2020</strong> 15


Sie weiß<br />

Teststrecke<br />

Zeigte sie früher die Zeit und vielleicht noch das Datum an,<br />

so ist die Alltagsbegleiterin am Handgelenk mittlerweile zum<br />

kleinen elektronischen Superhirn mutiert. So auch die neue<br />

Garmin quatix 6, mit der wir einen sehr wassersportlichen<br />

Ausflug an die Alte Donau wagten.<br />

Text ROLAND REGNEMER | Fotos GÜNTER PACHSCHWÖLL<br />

Must have?<br />

Redaktions-<br />

Test<br />

Es war nicht Liebe auf den<br />

ersten Blick. So viele Knöpfe<br />

und Menüs mit unend lichen<br />

Funktionen. Ja, das erste Aufeinandertreffen<br />

zwischen der Garmin<br />

quatix 6 und mir war ein … Herantasten.<br />

Für ein paar Wochen<br />

löste sie meinen bisherigen<br />

zeitmessenden Begleiter – ein<br />

schlichtes, einfaches Erbstück<br />

mit Handaufzug – ab. Von<br />

Sekunden-, Minuten- und<br />

Stundenzeiger ohne Datum zu<br />

einem „Ich habe für alle Lebenslagen<br />

die passenden Informationen<br />

parat“-Smartwatch.<br />

In ständiger Verbindung Tag<br />

und Nacht wuchsen wir zusammen.<br />

Kamen uns näher via Sensoren,<br />

natürlich auch über das Handy<br />

und der zugehörigen App. Das anfängliche<br />

Gefühl der Gläsernheit –<br />

woher weiß sie das alles eigentlich,<br />

wie „lebendig“ können Algorithmen<br />

sein? – wich schnell der Neugier<br />

und den Erkenntnissen über<br />

mich selbst. Stiegensteigen und<br />

Schrittanzahl, Schlafphasen und<br />

Stresslevel, ja selbst Atmung und<br />

Flüssigkeits aufnahme wurden einbezogen.<br />

Gewappnet mit soviel Wissen<br />

um die eigene Befindlichkeit wurde<br />

die erste Gelegenheit für einen<br />

Test auf dem Wasser gesucht.<br />

Und mit der zweiten Lockerungswelle<br />

bei der Segelschule Hofbauer


alles!<br />

FOTOS: AGIL DIGITAL TWINS/<br />

GÜNTER PACHSCHWÖLL<br />

(betrieben vom boats2sail-Team)<br />

mitten in Wien auch gleich gefunden.<br />

Wie passend, dass fast zeitgleich<br />

mit der quatix 6 auch zwei<br />

nagelneue Topaz Omega den Weg<br />

nach Wien gefunden hatten!<br />

HOP, DROP UND MOB<br />

Noch war ja das Wettkampfsegeln<br />

nicht erlaubt, also wurde der Fokus<br />

des Tests der quatix 6 auf die allgemeinen<br />

Funktionen der Uhr im Segelbereich<br />

gelegt. Geschwindigkeit,<br />

Herzfrequenz und dazu das Tracking<br />

auf der Oberen Alten Donau.<br />

Dazwischen galt es immer wieder,<br />

den Kompasskurs zu kontrollieren.<br />

Alles gar nicht so einfach auf der<br />

Alten Donau, noch dazu in einem<br />

hochagilen und die koordinativen<br />

Fähigkeiten ausreizenden Omega-<br />

Schwertboot! Dank stark drehendem<br />

und böigem Nordwest-Wind<br />

herrschten in Summe spannende<br />

Bedingungen, um Gerät und<br />

Mannschaft auszureizen.<br />

Im Single-Handed-Mode knackten<br />

wir fast die 8-Knoten-, mit<br />

Vorschoter im Corona-gerechten<br />

Abstandsmodus an Bord dann die<br />

7-Knoten-Marke. Zum Angleiten<br />

auf Halbwind reichte es locker.<br />

Sogar die MOB-Funktion der<br />

quatix 6 wurde angetastet. Bei einer<br />

Einhand-Powerhalse um das<br />

Begleit-Elektroboot wurden die<br />

Grenzen doch tatsächlich knapp<br />

überschritten – uups! Wie das für<br />

den Tester bei frischen 16 °C<br />

Wassertempe ratur und natürlich<br />

ohne langem Neopren endete, ist<br />

eine andere Geschichte – und als<br />

Video auf <strong>ocean7</strong>.at nach zusehen!<br />

„Wir haben uns gleich am Anfang<br />

überlegt, wie wir die wilde Topaz<br />

Omega ein wenig stabilisieren können.<br />

Selbst für erfahrene und eingespielte<br />

Teams kann das bei den<br />

tückischen Windverhältnissen auf<br />

der Alten Donau mit persönlichem<br />

Wasserkontakt enden“, sagt Markus<br />

Hiebeler, seit dem Frühjahr Be ­<br />

treiber der Segelschule Hofbauer,<br />

nach dem Test.<br />

Gemeinsam mit Topper­<br />

Importeur Reinhard Dietze<br />

wurde kurzerhand ein<br />

Ballastschwert entwickelt.<br />

„Wir schauen uns jetzt<br />

beide Varianten nebeneinander<br />

im täg lichen<br />

Segelschuleinsatz an<br />

und machen dann eventuell aus<br />

dem Prototypen eine Kleinserie“,<br />

so Dietze.<br />

Wir hatten jedenfalls viel Spaß<br />

mit der Garmin Quatix 6 auf der<br />

Topper Omega – wie die Kursaufzeichnungen<br />

der Smartwatch vor<br />

der Segelschule Hofbauer zeigen. <br />

Garmin quatix 6<br />

Der allwissende Begleiter<br />

am Handgelenk:<br />

Garmin quatix 6. Auch<br />

mit Solarladelinse und<br />

damit längerer Akkulaufzeit<br />

erhältlich.<br />

Alles im Blick – auf dem<br />

Smartwatch-Display<br />

oder der Handy-App.<br />

Marine-Uhr für Nautiker, die den perfekten Begleiter für das sportliche Abenteuer auf dem<br />

Wasser suchen. Die quatix® 6 Multisport-Smartwatch bietet eine umfassende Konnektivität<br />

mit kompatiblen Garmin-Kartenplottern und weiteren Produkten<br />

an Bord an. Ergänzt mit Satellitennavigations-und Trackingfunktionen,<br />

einem 3-Achsen-Kompass, einem Gyroskop, einem barometrischen<br />

Höhenmesser und vielen weiteren Funktionen. Erhältlich ab € 699,–<br />

è www.garmin.com<br />

Alle Infos zur Topaz Omega und der Topper-Flotte: Österreich-<br />

Importeur Dr. Reinhard Dietze, 4020 Linz, Tel. +43 680/401 78 85<br />

è www.toppersailboats.com<br />

Segelschule Hofbauer, boats2sail, alle Angebote und Kurse unter<br />

è www.hofbauer.boats2sail.com<br />

4/<strong>2020</strong> 17


xxxxx xxxx<br />

Eingesperrt<br />

im Mittelmeer<br />

Seine Geschichte ging durch die Medien: 43 Tage lang blieb Sebastian Kummer im<br />

Niemandsland zwischen Griechenland und der Türkei hängen. Dabei wollte der Skipper<br />

und WU-Professor doch nur für Pitter Yachting einen Segelkat von Frankreich nach Göcek<br />

überstellen. Im ganz persönlichen Interview mit erzählt er von seinen lichten<br />

und dunklen Momenten während der Odyssee und wie er sich nach dem Happy End fühlt.<br />

Des Professors verrückte<br />

Odyssee begann am<br />

18. Februar in Les<br />

Sable d‘Olonne (FR)<br />

und endete am 16. Mai<br />

in Biograd (HR).<br />

Ihr seid mit einer neuen Lagoon 46<br />

am 18. Februar zu dritt in Les Sable<br />

d‘Olonne gestartet. Knapp drei Wochen<br />

später warst du plötzlich allein?<br />

Da ich eine Professur in China<br />

habe, habe ich die extremen Maßnahmen<br />

gegen Covid-19 in China<br />

verfolgt und meine für Mai 2019 geplante<br />

Reise dorthin schon verschoben.<br />

Ich war immer der Meinung,<br />

dass der Virus sehr gefährlich sein<br />

muss, wenn China durch derart<br />

drastische Maßnahmen seine Wirtschaft<br />

schwächt. In Mallorca erfuh­<br />

ren wir, dass ganz Italien zur roten<br />

Zone erklärt wurde. Wir waren uns<br />

schnell einig, dass es das Beste ist,<br />

wenn meine zwei Mitsegler von<br />

Mallorca zurück zu ihren Familien<br />

fliegen. Mir ging es hauptsächlich<br />

darum, dass meine Crew, für die<br />

ich als Skipper verantwortlich bin,<br />

in Sicherheit kam.<br />

Hattest du keine Bedenken, alleine bis<br />

ins türkische Göcek weiterzusegeln?<br />

Eigentlich nicht. Meine Hoffnung<br />

war, dass ich auf dem Weg auf we­<br />

nig Verkehr und vor allem wenige<br />

Fischerbojen und Fischer treffen<br />

würde – das war meiner Erfahrung<br />

nach bei Nachtfahrten die größte<br />

Herausforderung. Ich hatte viel<br />

über Einhandsegeln gelesen und<br />

hatte schon vorher Schiffe alleine<br />

überführt, allerdings ohne Nächte<br />

durchzusegeln.<br />

Bis nach Griechenland ging<br />

ja dann auch alles glatt ...<br />

Nachdem ich gehört hatte, dass<br />

die Einreise in die Türkei nicht<br />

möglich war, beschloss ich, zunächst<br />

einmal Griechenland anzusteuern.<br />

Ich ankerte vor Tilos in<br />

einer unbewohnten Bucht und hatte<br />

gerade das Abendessen auf dem<br />

Herd, als ein Schnellboot der griechischen<br />

Küstenwache hinter meinem<br />

Katamaran auftauchte. Der<br />

Kapitän rief mit einem Megafon<br />

und ein maskierter, schwer bewaffneter<br />

Polizisten richtete, als ich in<br />

Badehose ins Cockpit kam, seine<br />

Maschinenpistole auf mich. Ich erklärte,<br />

dass ich auf einem Überführungstörn<br />

sei und ein Sailing Permit<br />

für Griechenland habe. Die Beamten<br />

kon trollierten meine Papiere,<br />

telefonierten mit ihren Vorgesetzten<br />

und sagten mir, ich hätte ein schweres<br />

Verbrechen begangen, für das sie<br />

mich normalerweise ins Gefängnis<br />

werfen müssten. Wenn ich aber sofort<br />

den Anker lichten und in die<br />

Türkei segeln würde – mein Katamaran<br />

war türkisch beflaggt –,<br />

könnte ich mich der Festnahme entziehen.<br />

Sie sagten aber auch, dass sie<br />

wissen, dass ich nicht in die Türkei<br />

einreisen könne. Ich war perplex,<br />

wusste aber, dass man mit der griechischen<br />

Küstenwache nicht diskutieren<br />

kann. Also lichtete ich den<br />

Anker und fuhr direkt Richtung<br />

Süden und dann an der Südspitze<br />

18 4/<strong>2020</strong>


von Tilos in Richtung Türkei. Für<br />

1,5 Stunden folgte mir die Küstenwache.<br />

Ich rief Volkan, den Stützpunktleiter<br />

von Pitter Yachting in<br />

Göcek an, um das weitere Vorgehen<br />

zu besprechen. Aufgrund des Wetters<br />

und der Situation entschieden<br />

wir, dass es das Beste sei, wenn ich<br />

zunächst Kurs auf die Bucht von<br />

Bozukkale nehme.<br />

Du bist schließlich nach Göcek<br />

gesegelt, aber nicht ganz ...<br />

Am 29. März beschloss ich, in die<br />

Bucht Tersane, ca. fünf Meilen von<br />

Göcek entfernt, zu segeln. Auch um<br />

näher an der Basis zu sein. Sechs<br />

Wochen musste ich in der Bucht<br />

ausharren. Freunde brachten mir<br />

eine türkische SIM-Karte für den<br />

Internetzugang und frisches Obst,<br />

Gemüse und Wasser. In der Türkei<br />

waren alle sehr freundlich, der Betreiber<br />

eines Restaurants bot mir<br />

am nächsten Morgen Hilfe an, die<br />

Fischer fragten, woher ich käme<br />

und boten mir Fisch an. Ich fühlte<br />

mich gut und wurde von Tag zu Tag<br />

ruhiger, weil ich das Gefühl hatte,<br />

geduldet zu sein.<br />

So lange auf einem Boot und immer<br />

in derselben Bucht vor Anker, wie<br />

vertreibt man sich da die Zeit?<br />

Nun, ich war ja in der schönsten<br />

Quarantäne der Welt. Zum einen<br />

fühlte ich mich sehr sicher, da ich ja<br />

nie weniger als vier oder fünf Meter<br />

Abstand zu anderen Menschen hatte.<br />

Mir war auch nie langweilig, ich<br />

hatte stets genug zu tun, hatte einen<br />

gut strukturierten Tag, hielt über<br />

das Internet viel Kontakt zu Freunden<br />

und Kollegen, war bemüht,<br />

mich mit Schwimmen, Kanutouren<br />

und Kraftübungen fit zu halten.<br />

Außerdem konnte ich dank Internet<br />

auch arbeiten. Ich leite an der<br />

Wiener Wirtschaftsuniversität das<br />

Institut für Transportwirtschaft und<br />

Logistik und stand in engem Kontakt<br />

mit meinen Mitarbeitern. Wir<br />

hatten während der Corona krise<br />

viel zu tun, weil wir die gesamte<br />

Lehre auf Online-Veran staltung<br />

umstellen mussten.<br />

Nach 43 Tagen im Niemandsland konntest<br />

du schließlich den Kat in Göcek<br />

abliefern und mit einem anderen<br />

Lagoon-Kat nach Biograd ablegen …<br />

Als ich den Ausreisestempel im<br />

Pass hatte, machte ich auf dem Zollkai<br />

drei Luftsprünge. Auch wenn<br />

die Zeit wunderschön war und ein<br />

wenig Wehmut mitschwang, so<br />

hatte ich das Gefühl, dass es Zeit<br />

war, nach Hause zu kommen. Ich<br />

wollte meine Familie und Freunde<br />

wiedersehen.<br />

Einhand bis nach Biograd – nach all<br />

den Schwierigkeiten ein Klacks, oder?<br />

Ach, schön wär’s gewesen! Aber<br />

schon am zweiten Tag geriet bei<br />

über 30 Knoten Wind meine linke<br />

Hand zwischen Reffleine und Rolle,<br />

ich konnte sie keinen Millimeter<br />

bewegen, hatte unvorstellbare<br />

Schmerzen und Panik, die Hand zu<br />

verlieren. Ich spürte so etwas wie<br />

Todesangst und dachte, wenn ich<br />

nun ohnmächtig werde und nicht<br />

mehr aufwache, zerschellt das Schiff<br />

an irgendeiner Klippe. Doch es gelang<br />

mir, meine Hand zu befreien.<br />

Sie brannte höllisch, also kühlte ich<br />

sie mit dem tiefgekühlten Thunfisch<br />

aus dem Gefrierfach. Ich legte mich<br />

auf das Sofa im Salon, atmete tief<br />

durch und sang dreimal „Großer<br />

Gott, wir loben dich“. Ich bin nicht<br />

besonders gläubig, aber irgendwie<br />

hatte ich in diesem Moment das<br />

Gefühl, dass Gott noch nicht wollte,<br />

dass mein Leben so endet – und<br />

dafür kann man sich schon einmal<br />

bedanken.<br />

Drei Monate hat deine Odyssee<br />

gedauert – wie fühlt es sich an,<br />

wieder zu Hause in Wien zu sein?<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich vorsichtiger<br />

bin als die Menschen, denen<br />

ich in der Stadt begegne. Vielleicht<br />

liegt es daran, dass ich mich<br />

auf dem Schiff so sicher und geschützt<br />

vor Covid-19 gefühlt habe.<br />

Ich vermisse natürlich sehr das<br />

Meer und die Natur, habe aber das<br />

Glück, dass mich aus meiner neuen<br />

Wohnung vieles an die schöne Zeit<br />

auf See erinnert. Auch hier geht die<br />

Sonne wunderschön im Osten über<br />

dem Prater auf, und von meiner<br />

Dachterrasse genieße ich den Blick<br />

auf den Donaukanal. Zudem hat<br />

mich Volkan angerufen, sich nach<br />

meinem Befinden erkundigt und<br />

nebenbei bemerkt, dass eine Bavaria<br />

46 von Biograd nach Göcek<br />

überführt werden müsste.<br />

Vielleicht werde ich ja demnächst<br />

wieder das machen, was viel Spaß<br />

macht und in Corona-Zeiten sehr<br />

sicher ist: Segeln. <br />

<br />

„ Sebastian Kummer hat uns allen<br />

gezeigt, wie wichtig es ist, auch in<br />

schwierigen Zeiten guten Mutes zu<br />

sein und stets nach vorne zu blicken.“<br />

Klaus Pitter, CEO Pitter Yachting<br />

4/<strong>2020</strong> 19


OceanLife-Törns<br />

Segeln<br />

natürlich!<br />

20 4/<strong>2020</strong>


FOTO: DR. MEINHARD KNITEL<br />

Biologen, RYA Yachtmaster, (Ehe-)Partner: Die Österreicher Clemens Stecher und<br />

Barbara Wirleitner sind ein Traumpaar wie aus dem Bilderbuch. Gemeinsam ist<br />

ihnen auch die Liebe zum Meer, die sie gerne mit ihren Gästen an Bord ihrer<br />

Explorer-Yacht teilen. Zum Beispiel im Rahmen eines Ausbildungstörns<br />

oder einer Whalewatching-Expedition, in jedem Fall aber immer so nah<br />

der unberührten Natur, dass man ihren Puls fühlen kann.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos MCO SAILING<br />

4/<strong>2020</strong> 21


OceanLife-Törns<br />

Wilde Flora und Fauna im Atlantik.<br />

Kraftplatz Sanday Island.<br />

Nistplatz auf den Äußeren Hebriden.<br />

An Erfahrung mangelt es<br />

den beiden Gründern<br />

und Inhabern der MCO<br />

Sailing Academy nicht.<br />

Als Ausbildner an pädagogischen<br />

Hochschulen und an Universitäten<br />

gab Clemens seine Begeisterung<br />

für die Wildnis fast sein ganzes Berufsleben<br />

lang an seine Studenten<br />

weiter. Und tut es noch heute mit<br />

unverminderter Leidenschaft, beispielsweise<br />

als zertifizierter RYA<br />

Yachtmaster Instructor.<br />

Biologin Barbara hingegen verbrachte<br />

viele Jahre forschend im<br />

Labor und tauchend im Wasser,<br />

sie hat daher bei der wissenschaftlichen<br />

Planung der OceanLife-<br />

Törns die längeren Hosen an.<br />

Das Einzugsrevier der beiden<br />

erstreckt sich von der Nordsee bis<br />

in den Atlantik, von den Fjorden<br />

Norwegens über die Hebriden<br />

Schottlands bis zu den Inseln der<br />

Kanaren. Für Abenteuer in einer<br />

solch rauen Umbegung bedarf es<br />

natürlich schon eines passenden<br />

Untersatzes. „Es ist uns eine Ehre,<br />

unsere Gäste mit Beginn der Saison<br />

<strong>2020</strong> an Bord unserer neuen<br />

Garcia Exploration 52 willkommen<br />

heißen zu dürfen“, sagt Clemens<br />

erfreut.<br />

Nachvollziehbar, trägt die Alu-<br />

Yacht doch den Stempel des dreifachen<br />

Weltumseglers Jimmy Cornell<br />

und ist mindestens genauso standesgemäß<br />

wie ein Land Rover Defender<br />

für eine Dschungel-Safari.<br />

Auf dieser perfekten Symbiose aus<br />

Team, Material und Revier ruhen<br />

die beiden großen Standbeine der<br />

MCO Sailing Academy:<br />

Segeln lernen in der Königsklasse –<br />

nämlich nach den Reglement der<br />

Ro yal Yachting Asso ciation – und<br />

Beobachtungen von Flora und Fauna<br />

in ihrer ursprünglichsten Form.<br />

22 4/<strong>2020</strong>


YACHTCHARTER<br />

und Segelkreuzfahrten<br />

DEN OZEAN LIFE ERLEBEN<br />

„Die Idee, OceanLife-Törns anzubieten,<br />

war im Grunde die logische<br />

Folge eines Zusammen treffens<br />

zweier Biologen, die vom Meer<br />

und vom Segeln fasziniert sind“,<br />

sagt Barbara.<br />

Was man sich als Teilnehmer an<br />

einem OceanLife-Törn erwarten<br />

kann? Wale und Delfine im Wasser,<br />

die oft so nah sind, dass man ihren<br />

Blas riechen kann. Vögel, Meeressäuger<br />

und eine beeindruckende<br />

Pflanzenvielfalt an abenteuerlichen<br />

Küstenabschnitten und in schroffer<br />

Felslandschaft, die trotz – oder<br />

vielleicht gerade wegen – ihrer<br />

Abgeschiedenheit voller Leben<br />

sind. „Unser besonderes Anliegen<br />

als Biologen ist es, Naturliebhaber<br />

und Fotografen sicher dorthin zu<br />

bringen, wohin sich andere nur<br />

hinträumen“, so Barbara.<br />

Natürlich wird auch gemeinsam<br />

geschnorchelt, werden Wanderungen<br />

an Land unternommen und<br />

naturkundliche Hotspots erkundet.<br />

Alles stets unter der professionellen<br />

Junge Robbe auf und<br />

Delfine vor der Isle<br />

of Skye; Barbara<br />

im Lorbeerwald auf<br />

der Kanareninsel La<br />

Gomera; Blick auf<br />

Loch Maddy in den<br />

Hebriden, Mitte Juni,<br />

22.30 Uhr.<br />

1 500 professionelle<br />

Vercharterer<br />

15 000 Boote in über<br />

180 Revieren<br />

MEHR ALS 10 JAHRE ERFAHRUNG<br />

UND LEIDENSCHAFT<br />

Unsere<br />

Sonderkonditionen<br />

für <strong>2020</strong><br />

Reduzierte Anzahlung<br />

Flexible Zahlungspläne<br />

Restzahlung bei Reiseantritt<br />

Gegen Insolvenz abgesichert<br />

„ Unser ganz besonderes Anliegen<br />

als Biologen ist es, Naturliebhaber<br />

sicher dorthin zu bringen, wohin<br />

sich andere nur hinträumen.“<br />

Dr. Barbara Wirleitner, Leiterin OceanLife-Törns<br />

Bei offiziellen<br />

Reisebeschränkungen:<br />

Kostenlose Verschiebung Ihrer<br />

Charter<br />

Erleichterte Stornierungsbedingungen<br />

bei Neubuchungen<br />

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+49 30 56795183<br />

www.globesailor.de


OceanLife-Törns<br />

FOTO: GARCIA YACHTS<br />

Anleitung und Wissensvermittlung<br />

von Barbara und Clemens, der<br />

übrigens auch Ornithologe ist.<br />

SEGELN IN DER KÖNIGSKLASSE<br />

Viel Wissen vermag der Skipper<br />

mit 25-jähriger Lehramts-Erfahrung<br />

auch als RYA Yachtmaster<br />

Instructor weiterzugeben. Seit<br />

2015 schon ist die MCO Sailing<br />

24 4/<strong>2020</strong><br />

Academy offziell anerkanntes (und<br />

deutschsprachiges!) Trainingscenter<br />

der Royal Yachting Association,<br />

dem könig lichen Segelverband<br />

Großbritanniens.<br />

Entsprechend hoch angesehen,<br />

aber auch anspruchsvoll ist die<br />

Ausbildung zum Yachtmaster.<br />

„Unsere Basis für die praktischen<br />

Kurse befindet sich in der Port<br />

„ Wer sich im Solent zwischen England<br />

und der Isle of Wight seine Hörner<br />

abgestoßen hat, ist fit für alle anderen<br />

Reviere.“<br />

Prof. Clemens Stecher, Leiter MCO-Sailing<br />

Abenteuer auf der Explorer-<br />

Yacht Garcia Exploration 52.<br />

Theorie in Österreich.<br />

Praxis im Solent.<br />

Coastguard<br />

im Anflug.<br />

Hamble Marina an den Ufern des<br />

Solent – der Hamble River gilt übrigens<br />

als erste Adresse für englische<br />

und internationale Sportsegler<br />

und Regatta-Freaks. So begegnet<br />

man hier mit etwas Glück Seglerlegenden<br />

wie Alex Thomson oder<br />

Ben Ainslie auf dem Wasser oder<br />

abends im Pub“, so Clemens.<br />

AUF TUCHFÜHLUNG MIT<br />

DER KÜSTENWACHE<br />

Mit etwas mehr Glück macht<br />

man im Rahmen der RYA-Segelaus<br />

bil dung auch Bekanntschaft mit<br />

der Royal Coastguard, die sich –<br />

ebenfalls übend – vom Helikopter<br />

auf die Explorer-Yacht der Trainies<br />

abseilt. Aber auch ohne Hubschrauber-Einsatz<br />

gilt: Der Solent<br />

als Wasserstraße zwischen England<br />

und der südlich vorge lagerten Isle<br />

of Wight ist eines der besten Ausbildungs-<br />

und Trainingsreviere<br />

der Welt.<br />

RYA-Instructor Clemens: „Wo<br />

finden sich sonst dermaßen viele<br />

Herausforderungen für den Skipper<br />

auf so engem Raum? Wo treffen<br />

reger Schifffahrtsverkehr, alle<br />

erdenklich möglichen Seezeichen,<br />

Untiefen, Strömungen und Tidenhub<br />

über fünf Meter zusammen?<br />

Wer sich hier seine Hörner abgestoßen<br />

hat, ist fit für alle anderen<br />

Reviere.“ Seine nächsten Azubis?<br />

Das Team rund um Julian Kircher<br />

und des Austrian Ocean Race<br />

Project, also die Crew des österreichischen<br />

Ocean Racers Sisi. <br />

è www.mco-sailing.com


PANORAMA<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Segeln und Nachhaltigkeit auf dem Stundenplan<br />

BILDUNG. Das Ocean Race hat sich<br />

das Thema Nachhaltigkeit groß auf<br />

die Fahnen geheftet. Eines der Ziele<br />

der Organisatoren ist es, Kinder und<br />

Jugendliche auf die Problematik der<br />

weltweiten Plastikverschmutzung der<br />

Meere aufmerksam zu machen.<br />

Mitte April sind nun die Lernmaterialien<br />

erschienen, mit denen Kinder<br />

nicht nur den Segelsport im Allgemeinen<br />

und das Ocean Race im<br />

Besonderen kennenlernen, sondern<br />

auch erfahren sollen, wie die Verschmutzung<br />

der Ozeane durch Plastik<br />

unseren Planeten schädigt – und<br />

wie sie Teil der Lösung sein können.<br />

In Österreich nimmt sich das The<br />

Austrian Ocean Race Project<br />

(TAORP), das als erstes österreichisches<br />

Team der Geschichte beim<br />

nächste Ocean Race (Start: Herbst<br />

2021) mit der VO65 Sisi an den Start<br />

gehen will, des Bildungsauftrags an.<br />

Die Unterlagen werden zunächst in<br />

Kooperation mit dem Institut für<br />

Anglistik der Uni Klagenfurt ins<br />

Deutsche übersetzt. Ab Herbst <strong>2020</strong><br />

sollen dann umweltfreundliche<br />

Workshops in Schulen stattfinden.<br />

Vom TAORP-Team wird Stephany<br />

Sigott diese begleiten. Idealerweise<br />

ist die Rosentalerin nämlich nicht<br />

nur die Pressesprecherin des Projekts,<br />

sondern auch Lehrerin – für<br />

Fran zösisch und Englisch (AHS).<br />

è www.ocean-racing.at<br />

Lehrerin Stephany<br />

Sigott vom TAORP-<br />

Team wird den Geist<br />

des Ocean Race in<br />

die Schulen tragen.<br />

Sammel gut im Meer<br />

KAMPF GEGEN PLASTIKMÜLL.<br />

Die deutsche Yachtcharteragentur<br />

Master Yachting unterstützt<br />

als „Independent Supporter“<br />

die Bemühungen von The<br />

Ocean Cleanup, das sich dem<br />

Kampf gegen Plastik in den Ozeanen<br />

verschrieben hat. Während<br />

der letzten Jahre hat The Ocean<br />

Cleanup daran gearbeitet, verschiedene<br />

Technologien zu entwickeln,<br />

mit deren Hilfe das<br />

Sammeln und Recyclen von<br />

Plastik in Ozeanen und Flüssen<br />

effizient durchgeführt werden<br />

kann. Zu den Projekten zählen<br />

unter anderen hunderte Meter<br />

lange Treibnetze, die den Plastikmüll<br />

in Meeren sammeln, und<br />

der Interceptor, eine in Flüssen<br />

verankerbare Sammelanlage.<br />

Master Yachting möchte den<br />

Umweltschützern nicht nur<br />

durch Promotion auf der eigenen<br />

Website, sondern auch durch<br />

besondere Aktionen helfen.<br />

è www.master-yachting.de<br />

è www.theoceancleanup.com<br />

LUXURY | CREWED | CHARTER<br />

Ocean Cleanup mittels Treibnetz.


Maltesischer Archipel<br />

Malta und m<br />

Die maltesischen Inseln sind ein noch wenig beachtetes Segelrevier. Dabei ist der<br />

Archipel mit seinen beeindruckenden Buchten, bezaubernden Sand stränden und<br />

befriedigender Infrastruktur eine abwechslungs reiche Destination für Familien<br />

und sportliche Segelcrews. Fahrtensegler, Blogger und -Autor Markus<br />

Silbergasser weiß aus eigenen „Erfahrungen“, wo es am schönsten ist.<br />

Text und Fotos MARKUS SILBERGASSER<br />

Mit einer Fläche von nur<br />

316 km² ist Malta der<br />

kleinste Inselstaat Europas.<br />

Die südlich von Sizilien<br />

gelegene Inselgruppe verspricht<br />

360 Sonnentage pro Jahr, ziemlich<br />

genauso viele Kirchen, noch mehr<br />

Kultur, Natur, schöne Strände und<br />

Ankerbuchten. Die drei Haupt inseln<br />

Malta, Gozo und Comino liegen so<br />

26 4/<strong>2020</strong>


Typisch Malta: Xlendi Bay auf Gozo –<br />

eine traumhafte Ankerbucht mit<br />

sauberstem, tiefblauem Wasser.<br />

al dort<br />

weit im Süden, dass sie meiner<br />

Meinung nach schon zu den ganzjährigen<br />

Segelgebieten zählen. Erstaunlicherweise<br />

fängt aber in der<br />

Praxis laut den ortsansässigen<br />

Charter basen die Saison erst zu<br />

Ostern an und geht dann meist<br />

nicht über den Oktober hinaus.<br />

Der maltesische Archipel wird als<br />

Segel- und Charterrevier also noch<br />

etwas stiefmütterlich behandelt,<br />

dabei eignet er sich gut als Törn ­<br />

ausgangs- und endpunkt: Malta<br />

kann gut und relativ günstig per<br />

Direktflug aus ganz Mitteleuropa<br />

erreicht werden, die Transfer wege<br />

zu den Charter basen rund um<br />

Valletta sind angenehm kurz.<br />

Das Segelrevier präsentiert sich<br />

einfach, mit abwechslungsreicher<br />

Küste, ohne nennenswerten Gezeitenunterschiede<br />

und einer zufriedenstellenden<br />

Infrastruktur.<br />

TÖRNIDEEN<br />

Für Genuss-Segler ist Malta eine<br />

feine Destination, um gemütliche<br />

Badetörns zu erleben. Man findet<br />

entlang der vorwiegend felsigen<br />

Steilküste rund um die drei Haupt­<br />

4/<strong>2020</strong> 27


Maltesischer Archipel<br />

Malta. Die Altstadt von Valetta dient immer<br />

wieder größeren Filmproduktionen als Kulisse.<br />

Gozo. Die Meersalzpfannen von Xlendi.<br />

Sehenswertes Kleinod: der kleine Friedhof<br />

der Wallfahrtskirche von Mellieha auf Malta.<br />

inseln immer wieder schöne Sandstrände,<br />

perfekt geeignet für Familientörns<br />

mit Kleinkindern.<br />

Für sportlichere Segler bieten sich<br />

von Gozo aus zwei überschaubare<br />

Überfahrten nach Italien an. An der<br />

Südostspitze von Sizilien befinden sich<br />

lohnenswerte Ziele wie beispielsweise<br />

Marzamemi (ca. 60 Seemeilen). Oder<br />

man segelt ca. 70 Seemeilen Richtung<br />

Westen auf die kleine unbekannte Insel<br />

Linosa.<br />

Wer das Segeln so richtig aus kosten<br />

will, dem kann ich eine mindestens<br />

zwei Wochen dauernde Umrundung<br />

von Sizilien (ca. 550 Seemeilen) empfehlen.<br />

Wer sich hochkarätig mit<br />

Sportlern aus aller Welt messen möchte,<br />

dem sei das traditionsreiche Rolex<br />

Middle Sea Race im Herbst ans Herz<br />

gelegt.<br />

Blue Lagoon. Hotspot für Yachties<br />

und Strandurlauber zwischen<br />

Comino und Cominotto.<br />

MALTA, DIE INSEL<br />

Das Einlaufen in den sogenannten<br />

Grand Harbour der Hauptstadt<br />

Valletta gehört zu den eindrucksvollsten<br />

Erlebnissen, besonders mit Blick auf<br />

Naturhäfen im Mittelmeer. Eine Besichtigung<br />

der Altstadt von Valletta ist unbedingt<br />

einzuplanen, ist sie doch eine<br />

der wenigen europäischen Haupt städte,<br />

die man ambitioniert zu Fuß an nur einem<br />

einzigen Tag erkunden kann.<br />

28 4/<strong>2020</strong>


Endlich -<br />

Leinen los!<br />

Kroatien unter Segeln<br />

genießen mit Master<br />

Yachting.<br />

master-yachting.at<br />

Hier war Popeye zu Hause: Die Kulisse<br />

für den Kinofilm kann heute noch auf<br />

Malta besichtigt werden.<br />

Die ziemlich große und<br />

gegen die nordwestliche Dwejra Bay Gozo<br />

Hauptwindrichtung gut Xlendi Bay<br />

geschützte Mellieha Bay lädt<br />

Blue Lagoon<br />

Crystal Lagoon<br />

freundlich zum Ankern ein. Em p ­<br />

Comino<br />

fehlenswert ist der etwas schweißtreibende<br />

Aufstieg zur Wallfahrts­<br />

Mellieha Bay<br />

POPEYE VILLAGE<br />

kirche. Von der Bucht aus kann<br />

man aber auch gut auf die andere<br />

Inselseite an die Westküste zum bekannten<br />

Popeye Village wandern.<br />

Die ehemalige Filmkulisse für<br />

Malta<br />

das Dorf Sweethaven aus dem<br />

Popeye-Kinofilm hat sich zu<br />

Mittelmeer<br />

einer der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten<br />

auf Malta gemausert.<br />

Man zahlt etwas Eintritt, kann aber<br />

das liebevoll gestaltete Filmdorf aus Drittel der hauptberuflichen<br />

idyllischen neufundländischen Fischer leben hier und bringen<br />

Holzhäusern auch ohne Ticket jährlich bis zu 800 Tonnen Fisch<br />

ganz gut von der Straße aus – sozusagen<br />

im Vorbei gehen – bestaunen. könnt ihr dann auch gleich in<br />

an Land. Die frischen Fänge<br />

Ebenfalls urig, aber auf ganz andere<br />

Art ist Marsaxlokk, ein Firants<br />

entlang der Promenade<br />

einem der vielen kleinen Restauscherort<br />

mit arabischem Flair. Zwei verkosten … Tipp: Den am<br />

14° 30‘ E<br />

VALLETTA 35° 53‘ N<br />

MARSAXLOKK<br />

„ Zwei Drittel der maltesischen Fischer leben in<br />

Marsaxlokk, einem Fischerort mit besonderem<br />

arabischem Flair, und bringen jährlich bis zu<br />

800 Tonnen Fisch an Land.“


Maltesischer Archipel<br />

Die Crystal Lagoon auf Comino. Wir haben<br />

hier unsere SY Nambawan gegen das<br />

Schwojen mit einer Landleine gesichert.<br />

„Ein toller Ort für Schwimmabenteuer: Felsenspringen,<br />

Tunnel durchschwimmen oder<br />

Grotten erkunden.“<br />

FOTO: MONIKA HIERATH<br />

MARKUS SILBERGASSER<br />

hat bereits mehr als<br />

33.000 Seemeilen Erfahrung<br />

im Kielwasser und<br />

berichtet von seinen<br />

Törns im Segelblog<br />

è www.untersegeln.eu<br />

Sonntagmorgen stattfindenden<br />

Fischmarkt in Marsaxlokk sollte<br />

man unbedingt einmal gesehen<br />

haben!<br />

GOZO, DIE BUCHTENREICHE<br />

Gozo, die nördlichste, zweitgrößte<br />

Insel des Archipels, ist reich an sehr<br />

schönen Buchten wie beispielsweise<br />

der Xlendi Bay, die mit ihrem kristallklaren<br />

Wasser zum Schwimmen<br />

und Schnorcheln einlädt. Hier lässt<br />

sich auch eine schöne Wanderung<br />

zum Xlendi Tower (den ältesten der<br />

vier noch vorhandenen Wachtürme<br />

auf Gozo), den beeindruckenden<br />

Sandsteinfelsen und den alten<br />

Meersalzpfannen unternehmen.<br />

Die sehr gut geschützte Dwejra<br />

Bay bietet zwar keine Infrastruktur,<br />

aber tolle Plätze über und unter<br />

Wasser. Man kann hier entspannt<br />

im 7 bis 10 Meter tiefen Wasser der<br />

Bucht schwimmen oder die flache<br />

See des Binnenmeeres genießen.<br />

Wem das alles noch nicht reicht,<br />

den zieht es vielleicht in die schäumenden<br />

Wasser rund um das sogenannte<br />

Blaue Loch unter dem<br />

weltweit bekannten Blauen Fenster.<br />

Dies ist der beeindruckendste Platz<br />

zum Tauchen auf ganz Gozo.<br />

COMINO, DIE BLAUE<br />

Spricht man von der Blue Lagoon<br />

auf Malta, dann ist die Lagune zwischen<br />

den Inseln Comino und Cominotto<br />

gemeint. Wunder schön ist<br />

sie, aber leider auch überlaufen.<br />

Wer dem Trubel der Tagesbade ­<br />

gäste auf Comino entkommen will,<br />

der kann mit dem Dingi an der<br />

kleinen, westlicher gelegenen Insel<br />

Cominotto anlanden, um Strand<br />

und Land zu erkunden.<br />

Unweit der Blue Lagoon befindet<br />

sich auf Comino die Crystal<br />

Lagoon. Bei wenig Wind und<br />

Schwell kann man hier gut über<br />

Nacht vor Anker liegen. Ein toller<br />

Ort für Schwimmabenteuer: Tollkühne<br />

Crewmitglieder können hier<br />

aus unterschiedlicher Höhe Sprünge<br />

ins klare Wasser wagen, Felsentunnel<br />

durchschwimmen oder so<br />

viele Grotten und Höhlen erkunden,<br />

wie man sie nur auf Malta in<br />

dieser Hülle und Fülle findet. <br />

Malta entdecken<br />

Auf eigenem Kiel<br />

Wer mit einer Yacht auf Malta einläuft, muss unbedingt<br />

einklarieren – auch dannn, wenn man bereits aus dem<br />

Schengen-Raum kommt. Die maltesische Gastlandflagge<br />

und die Flagge Q sollte gesetzt sein. Wie unsere Erfahrungen<br />

zeigen, geht das in der Marina Mgarr sehr rasch<br />

und unbürokratisch. Man meldet sich vorher via UKW<br />

(Kanal 12) bei den Behörden und darf dann am<br />

Schwimm steg der Marina Mgarr fest machen, um die<br />

Einklarierungsformalitäten durchzuführen. Das Aus -<br />

klarieren ist genauso einfach.<br />

Mit einer Charteryacht<br />

Ab Valletta, Buchungsbeispiele von Master Yachting:<br />

Bavaria Cruiser 45 (Bj. 2018) ab € 3.000,–/Woche oder<br />

Bali 4.5 Katamaran (Bj. 2019) ab € 4.700,–/Woche.<br />

Preise zzgl. Bettwäsche und Endreinigung. Wer plant,<br />

das maltesische Hoheitsgebiet mit einer Charteryacht<br />

zu verlassen, muss das unbedingt schon im Vorfeld der<br />

Buchung abklären.<br />

è www.master-yachting.de<br />

Revierführer und Seekarten<br />

Folgende Literatur der Region verwenden wir persönlich<br />

gerne und können sie euch auch guten Gewissens<br />

weiterempfehlen:<br />

Küstenhandbuch Italien. Ventimiglia–Brindisi, mit<br />

Sardinien, Sizilien und Malta, von Rod Heikell.<br />

Dieser Revierführer ist das unverzichtbare Standardwerk<br />

für jeden Yachtsegler in diesen Gewässern. Es beschreibt<br />

sämtliche Küsten und Inseln und ist so dem Yachteigner<br />

oder Charterskipper ein zuverlässiger Begleiter vor und<br />

während des Törns. Genaue Informationen zu sämtlichen<br />

Häfen und Ankerplätzen werden ergänzt durch wichtige<br />

Informationen zu Formalitäten und Vorschriften, Klima,<br />

Wetter, Land und Leuten.<br />

è www.delius-klasing.de<br />

Seekarten von Imray für den Süden Siziliens und Malta<br />

(M36). Für Sizilien und Umgebung gibt es noch folgende<br />

Charts M19, M31, M35, M47 und M49.<br />

è www.imray.com<br />

Malta: Gozo & Comino von Michael Bussmann. Wir schätzen<br />

die Reise- und Wanderführer vom Michael Müller<br />

Verlag sehr – speziell deren individuelle Wander tipps.<br />

è www.michael-mueller-verlag.de<br />

30 4/<strong>2020</strong>


Neue Online-<br />

Bootsbörse<br />

Seit kurzem steht Verkäufern von<br />

Booten und Skippern in spe ein<br />

neuer und kostenloser Marktplatz<br />

zur Verfügung, der sich insbesondere<br />

an Bootsbegeisterte<br />

in Österreich sowie dem Adria-<br />

Raum wendet. nauticportal24 .at<br />

will Gründer Ingolf Schneider<br />

als kleine, aber überschaubare<br />

Nischenseite mit klar regionaler<br />

Ausrichtung positioniert wissen.<br />

Mit wachsendem Service-Verzeichnis,<br />

über das zahlreiche<br />

nautische Dienstleister von der<br />

Trockenmarina bis zum Yachttransporteur<br />

ganz einfach via<br />

Kartensuche zu finden sind.<br />

è www.nauticportal24.at<br />

Fair transportiert,<br />

fair gehandelt!<br />

ÖKO-FRACHTSEGLER. Seit elf Jahren<br />

transportiert die motorlose Brigantine<br />

Tres Hombres (Bj. 1943) nachhaltige<br />

und biologische Güter wie Rum<br />

und Schokolade zwischen Süd-, Zentral-<br />

und Nordamerika und Europa.<br />

Gegründet wurde das Vorbild für den<br />

Frachttransport unter Segeln vom<br />

Steirer Andreas Lackner und zwei<br />

holländischen Freunden – Tres<br />

Hombres, die ihre Vision von einer<br />

emissionsfreien Handelsflotte erfolgreich<br />

in die Praxis umsetzten. Mit der<br />

PANORAMA<br />

Nordlys (1873 !)<br />

ist nun ein zweites<br />

Segelschiff<br />

auf der Route<br />

Skandinavien –<br />

Portugal unterwegs.<br />

Auf beiden<br />

Frachtseglern kann man auch als<br />

Segelpraktikant mitreisen. Highlight<br />

ist dabei sicherlich die Atlantiküberquerung<br />

– im Dezember soll es wieder<br />

soweit sein!<br />

è www.treshombres.at è www. fairtransport.eu<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Die Nordlys ist das<br />

älteste noch operierende<br />

Frachtsegelschiff<br />

der Welt.<br />

Miteinander kommunizieren<br />

PLUG AND PLAY. Seit April <strong>2020</strong> sind<br />

Generatoren von Fischer Panda offiziell<br />

NMEA2000-zertifiziert, können<br />

sich also mit dem wichtigsten Kommunikationsbus<br />

im Marinebereich<br />

verbinden. Definiert wird der Standard<br />

durch die National Marine Electronics<br />

Association, eine Vereinigung<br />

von Elektronikherstellern und Unternehmen<br />

der Schifffahrtsindustrie, die<br />

die Entwicklung von technischen<br />

Standards für die Kommunikation<br />

zwischen Marine-Elektronikgeräten<br />

fördert. NMEA 2000 ist ein bewährtes<br />

Plug-and-Play-System, das auch an<br />

Bord moderner Privat yachten zum<br />

Einsatz kommt. Geräte, die nach diesem<br />

Standard konstruiert sind, können<br />

über einem NMEA-Adapter Daten,<br />

Befehle und Statusmeldungen mit<br />

anderen kompatiblen Geräten über<br />

einen einzigen Kanal austauschen.<br />

è www.fischerpanda.de<br />

Und so geht’s: Der<br />

Generator kann über<br />

einem NMEA-Adapter<br />

mit anderen NMEA-<br />

Geräten kommunizieren.<br />

Kroatien wir kommen!<br />

Es wird schöner sein als je zuvor.<br />

www.pitter-yachting.com<br />

Ihr Charter<br />

Spezialist<br />

15x Kroatien<br />

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Slowenien<br />

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Hausners Backskiste<br />

Mastbruch<br />

Meist bricht ein Mast einer Yacht auf See unter widrigen Umständen, aber auf Taboo III passierte<br />

das, während der Kat am Strand saß. Das Missgeschick kam jedoch nicht wie ein Blitz aus heiterem<br />

Himmel, es hatte sich schon eine Weile vorher angekündigt.<br />

Seit über einem Jahr beobachtete<br />

ich Ermüdungserscheinungen<br />

des Mastes. Unter Belastung<br />

bog er sich normaler weise<br />

etwas im oberen Drittel, aber letztlich<br />

sah das eher aus wie eine Knickung.<br />

Damals klopfte ich den Mast<br />

mit dem Hammer ab, aber alles<br />

machte einen soliden Eindruck.<br />

Gleich nach dem Indonesientörn<br />

wollte ich der Sache auf den Grund<br />

gehen. Das geschah natürlich wieder<br />

in der Tambobo Bay, wo ich immer<br />

während des Südwestmonsuns liege<br />

und mein Tischler wie ein Fang hund<br />

darauf wartet, auf Taboo III<br />

arbeiten zu können. Nicht nur wird<br />

er von mir besser bezahlt als sonst<br />

wo, er bekommt auch ein ordentliches<br />

Mittagessen, das meine Partnerin<br />

Loida für uns alle zubereitet. Natürlich<br />

gibt es auch eine Kaffeepause<br />

vor- und nachmittags, was besonders<br />

geschätzt wird.<br />

Der hohle Holzmast auf Taboo III<br />

steht auf der Hauptverbindung, ist<br />

drehbar gelagert und lässt sich so<br />

nach achtern aufs Deck kippen. Als<br />

wir die Arbeit angingen, war natürlich<br />

das Dach über dem Steuerstand,<br />

das erst seit ein paar Jahren die vier<br />

Solarpaneele trägt und zudem Schatten<br />

spendet, wunderbar im Weg.<br />

Kein Problem, wir schnitten die<br />

Holzbeine schräg ab, um später die<br />

Konstruktion wieder zusam menleimen<br />

zu können. Der Baum wurde<br />

horizontal mit dem Mast verbunden<br />

und seitlich mit Seilen gesichert, damit<br />

er nicht ausscheren konnte. Die<br />

Großschot nahm die Last auf und<br />

wurde über die Ankerwinde gefiert.<br />

Das klappte auch wunderbar,<br />

der Mast lag bald waagrecht auf dem<br />

Deck, am Fuß gehalten durch einen<br />

20-mm-Edelstahlbolzen, sozusagen<br />

der Drehpunkt, und abgestützt auf<br />

Holzblöcken auf der achterlichen<br />

Verbindung. Wir montierten die Saling<br />

ab, ich zog den Bolzen raus, hob<br />

den Mast etwas an und wollte ihn auf<br />

die Seite drehen. Im selben Moment<br />

brach er mit einem Krach auseinander,<br />

der Masttopp fiel ins Wasser und<br />

bohrte sich in den Sandgrund, während<br />

der Rest noch an Deck lag.<br />

Das war eine echte Überraschung,<br />

weil der Bruch nicht identisch mit<br />

der vermuteten maroden Stelle war.<br />

Jetzt war eindeutig zu sehen, dass<br />

zwei Drittel des Holzes innerlich<br />

verrottet, die äußeren 10 Millimeter<br />

aber solide und hart waren. Somit<br />

war klar: Ein neuer Mast muss her!<br />

Einen zu bauen schreckte mich ab,<br />

denn über die Jahre war es immer<br />

schwieriger geworden, gutes, ofengetrocknetes<br />

Holz in den rich tigen<br />

Längen aufzutreiben. Zum Glück<br />

hatte aber Karl, mein kürz lich verstorbener<br />

Freund, vor dessen<br />

Grundstück ich in Tambobo immer<br />

am Strand liege, einen Alu-Mast seit<br />

Jahren auf der Wiese herumliegen.<br />

Diesen kaufte ich seiner Witwe nach<br />

langem Herumfeilschen ab. Er war<br />

2,80 m zu kurz. Ein Handicap, aber<br />

ich sah das als Herausforderung.<br />

Mast fällt! Das Holz an<br />

der Bruchstelle war zu<br />

zwei Drittel verrottet.<br />

Philippinische Tischler<br />

bei der Arbeit – der<br />

obere solide Holzteil<br />

des alten Mastes<br />

wird eingepasst. Die<br />

ge brochene Spannschraube<br />

ward etwas<br />

aufgebogen, der Holzmast<br />

gelegt.<br />

Piktronik d.o.o.<br />

Piktronik<br />

32 4/<strong>2020</strong><br />

d.o.o.<br />

Cesta k Tamu<br />

T: +386 2 460<br />

info@piktronik<br />

Cesta k Tamu<br />

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WOLFGANG HAUSNER<br />

ist Weltumsegler,<br />

Schriftsteller und<br />

<strong>ocean7</strong>-Autor. Derzeit<br />

weilt er mit seiner<br />

Taboo III, einem<br />

18-Meter-Katamaran,<br />

auf den Philippinen<br />

und bietet individuelle<br />

Mitsegel gelegenheiten<br />

an.<br />

wolfgang-hausner.com<br />

Nach dem Mastbruch entfernten<br />

wir das stehende Gut und kippten<br />

die beiden schweren Teile ins Wasser,<br />

um sie am nächsten Nachmittag bei<br />

hoher Tide an Land zu schaffen. Das<br />

war zwar nicht weit, aber zu dritt<br />

hätten wir uns doch schwer getan.<br />

Acht Fischerleute trippelten zu<br />

diesem Zeitpunkt vorbei. Ich engagierte<br />

sie, um die Trümmer auf die<br />

niedrige Steinmauer zu wuchten,<br />

gab ihnen Geld für einen Imbiss –<br />

und alle waren happy. Mit meinen<br />

beiden Tischlern vermaß ich die<br />

Bohrungen im Mast, denn die<br />

durchgehenden Bolzen mussten<br />

auf den Millimeter genau passen,<br />

die alten Wanten sollten ja wiederverwendet<br />

werden.<br />

100 SCHRAUBEN UND<br />

EIN PAAR NIETEN<br />

Nachdem das oberste Stück des<br />

Holzmastes absolut in Ordnung<br />

war, lag es nahe, diesen Teil in den<br />

Alu-Mast einzuarbeiten, von der<br />

Größe passte es ja. Verlängert wurde<br />

es mit seitlich angeleimten Holzleisten<br />

(4 x 8 Zentimeter im Querschnitt),<br />

die weiter als der solide<br />

Holzteil in den Alu-Mast ragten und<br />

somit auch mehr Leim fläche ergaben,<br />

um diese Konstruktion mit<br />

über hundert Schrauben und Epoxydleim<br />

zu verbinden. Nicht zu<br />

vergessen die beiden soliden internen<br />

Aluprofile, die dem Ganzen<br />

noch mehr Halt gaben.<br />

Mit dem unteren Teil des Mastes<br />

hantierten wir genauso, er musste ja<br />

um zwei Meter verlängert werden.<br />

Dazu verwendeten wir Teile des gefallenen<br />

Mastes – zwar 40 Jahre alt,<br />

aber das Holz war noch hart und<br />

brauchbar. Meine Tischler schnitten<br />

sie mit der Kreissäge raus und<br />

brachten sie mit einem elektrischen<br />

Hobel auf die richtigen Maße. Alle<br />

vorherigen Beschläge am Mast, die<br />

angeschraubt waren, wurden jetzt<br />

genietet. Das End ergebnis war ein<br />

im unteren Teil etwas schlankerer,<br />

weiß lackierter Mast, der vom Vorherigen<br />

kaum zu unterscheiden war.<br />

Aufgerichtet wurde der neue Mast<br />

genauso wie der alte runtergekippt<br />

worden war: über Großschot und<br />

Ankerwinsch. Erst als der Mast wieder<br />

stand, bemerkte mein Tischler,<br />

dass die Spannschraube des inneren<br />

Vorstags, die die ganze Last getragen<br />

hatte, zu zwei Drittel gebrochen<br />

war. Nicht auszudenken, was passiert<br />

wäre, wenn der neue Mast runtergekracht<br />

wäre und ich wieder<br />

von neuem hätte anfangen müssen!<br />

Glücklich montierten wir stehendes<br />

und laufendes Gut und Taboo III<br />

schwamm bald wieder in ihrem<br />

Element.<br />

Seitdem ist Taboo III 934 See ­<br />

meilen gesegelt, was zwar nicht<br />

viel ist, aber der Mast musste sich<br />

bereits unter stürmischen Bedingungen<br />

bewähren.<br />

<br />

17, SI-2000 Maribor, Piktronik Piktronik d.o.o. d.o.o. Slowenien<br />

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Delfine im Mittelmeer<br />

Auf sozialen Medien plötzlich<br />

Bilder von glasklaren Kanälen<br />

in Venedig, einsamen<br />

Stränden direkt vor Großstädten,<br />

aber auch Videos von Delfinen, die<br />

sich bis in die großen Fährhäfen<br />

Italiens vorgewagt haben. Selbst<br />

wenn nicht jedes einzelne dieser<br />

Videos ganz der Wirklichkeit entsprungen<br />

ist, konnte man doch<br />

zumindest einen Atemzug lang<br />

glauben, die ganze Sache hat auch<br />

etwas Gutes: Das Meer kann sich<br />

wieder erholen!<br />

Wir vom Project Manaia hatten<br />

uns schon im Vorjahr die Situation<br />

der Delfine im Mittelmeer genauer<br />

angesehen. Ein Gemeinschaftsprojekt<br />

mit der Marine Mammals<br />

Research Association (DMAD) –<br />

einer Delfin-Forschungsorganisa ­<br />

tion mit Sitz in der Türkei und<br />

Feldstation in Montenegro – führte<br />

uns von Italien über Slowenien,<br />

Kroatien, Montenegro und Albanien<br />

bis nach Griechenland. Die wissenschaftliche<br />

Expedition verlief<br />

34 4/<strong>2020</strong>


Bis vor kurzem befand sich die Welt noch im Ausnahmezustand, alles<br />

stand still. Fast alles. Die Natur nutzte die Zwangspause des Menschen,<br />

um sich zu regenerieren. Der Erholungseffekt, der speziell bei den<br />

Meeressäugern im Mittelmeer schon im Vorjahr erstaunliche Früchte<br />

trug, dürfte heuer verstärkt auftreten. Zum wissenschaftlichen Nachweis<br />

können auch wir Skipper einen wesentlichen Beitrag leisten.<br />

Text und Fotos MANUEL MARINELLI<br />

Heimkehrer<br />

nicht immer ohne Probleme, war<br />

aber ein voller Erfolg mit vielen<br />

neuen Ergebnissen, Sichtungen<br />

und nicht zuletzt Hoffnungen für<br />

die Säuger des Mittelmeeres.<br />

STURM UND FORSCHUNGSDRANG<br />

Bei höchstem Hochwasser im April<br />

brachen wir von Italien aus auf –<br />

genauer gesagt von der Marina<br />

Aprilia Marittima bei Lignano in<br />

der Lagune vom Marano. Mit vollbesetztem<br />

Boot (sechs Meeresbiologen<br />

aus fünf Staaten) galt es zunächst<br />

nach Kroatien überzusetzen.<br />

Und siehe da, gleich am ersten<br />

Tag konnten wir Große Tümmler<br />

vor dem Hafen von Umag sichten.<br />

Dieser Trend setzte sich überraschend<br />

positiv fort, obwohl das<br />

Wetter nicht immer mitspielte: Von<br />

den fünf Wochen an Bord konnten<br />

wir nur 22 Tage auf See verbringen,<br />

die restliche Zeit mussten wir vier<br />

Stürme vor Anker oder im Schutz<br />

der Marinas abwettern. In diesen<br />

22 Tagen unter Segeln konnten wir<br />

4/<strong>2020</strong> 35


Delfine im Mittelmeer<br />

aber gleich ein Dutzend Delfinsichtungen<br />

aus insgesamt 27 Populationen<br />

dokumentieren (Delfine<br />

sind, wie die meisten Segler wohl<br />

schon selbst beobachtet haben,<br />

fast immer in Familienverbänden<br />

unterwegs, deren Größe ziemlich<br />

stark schwanken kann). Gemessen<br />

an der versegelten Strecke sind wir<br />

durchschnittlich alle 92 Kilometer<br />

Delfinen begegnet – ein durchaus<br />

bemerkenswertes Ergebnis!<br />

SKIPPER, BITTE MELDEN!<br />

Im Sinne der Wissenschaft und<br />

zum Schutz der Meeressäuger<br />

teilten wir natürlich alle unsere<br />

Erkenntnisse mit lokalen Orga ­<br />

n isationen und legten bei dieser<br />

Gelegenheit auch gleich den<br />

Grundstein für eine überregionale<br />

Zusammenarbeit, um nicht zuletzt<br />

durch konsequenten Austausch<br />

von Daten und Berichten ein größeres<br />

Abbild der Bestände und<br />

Wanderungen zu bekommen.<br />

Tierbegeisterte Yachties haben<br />

übrigens auch die Möglichkeit,<br />

den Forschern aktiv zu helfen: Wer<br />

bei einem Törn einer Gruppe von<br />

Delfinen begegnet und eine halbwegs<br />

gute (Handy-)Kamera zur<br />

Hand hat, mache ein Foto und<br />

schicke es im Dienste der Wissenschaft<br />

ein (detaillierte Infos entnehmen<br />

Sie bitte dem Kasten auf<br />

der rechten Seite).<br />

GLÜCK IN ALBANIEN<br />

Eine Sichtung der ganz besonderen<br />

Art konnten wir im Rahmen unsere<br />

Expedition ebenfalls verzeichnen:<br />

Die Großen Tümmler sind<br />

zwar nichts Ungewöhnliches – in<br />

Kroatien sind sie beinahe täglich<br />

zu beobachten –, gestreifte Delfine<br />

aber sind eine Rarität im Mittel­<br />

meer, in der Adria wurden sie<br />

schon seit fast 20 Jahren nicht<br />

mehr gesichtet.<br />

Wir hatten das überwältigende<br />

Forscherglück, eine Gruppe von<br />

mehr als 20 Tieren in albanischen<br />

Gewässern anzutreffen. Sie sind ein<br />

gutes Stück kleiner als die Tümmler<br />

und aufgrund ihrer zweifarbigen<br />

Zeichnung sehr gut zu erkennen.<br />

Unsere Stargäste gaben uns<br />

über eine halbe Stunde das Geleit<br />

bis an die griechische Grenze.<br />

50 METER ABSTAND<br />

Wie nah darf man eigentlich den<br />

Tieren kommen? Rein rechtlich<br />

dürfen Skipper zunächst einmal ihr<br />

Boot nicht direkt auf Delfine zusteuern.<br />

Darüber hinaus hat jedes<br />

Land im Detail gesonderte Regelungen,<br />

die besagen, wie lange man<br />

wie nahe einer Gruppe sein darf.<br />

Grundsätzlich aber gilt, dass man<br />

mindestens 50 Meter Abstand zu<br />

den Meeressäugern zu halten hat.<br />

Keine Schuld hat man natürlich,<br />

wenn die Tiere von sich aus auf<br />

einen Sprung vorbeischauen.<br />

Was sich allerdings auch in unserer<br />

Erfahrungen gezeigt hat: Motor<br />

abstellen hilft kaum, um die Tiere<br />

zum Verbleiben zu bewegen. Im<br />

Idealfall (unter Segeln) „reiten“ sie<br />

oft und gerne auf der Bugwelle.<br />

Wenn man unter Maschine unterwegs<br />

ist, sollte man die Drehzahl<br />

nicht ändern. Die Tiere haben sich<br />

genähert, obwohl die Geräusche<br />

unter Wasser laut sind. Wird jetzt<br />

die Frequenz geändert, ist auch damit<br />

zu rechnen, dass die Gruppe<br />

wieder das Weite sucht.<br />

HOFFNUNG AUF MEHR<br />

Conclusio: Auch wenn es oft so<br />

wirkt, als ob das Meer unterhalb<br />

Gestreifter Delfin.<br />

Großer Tümmler.<br />

Alle Delfinarten leben in Familienverbänden.<br />

des Wasserspiegels schon tot und<br />

leer wäre – es gibt viele neue Lichtblicke!<br />

Nicht nur in Form von Delfinen,<br />

sondern auch dank vieler anderer<br />

Meerestiere, Seegräser und<br />

Wasservögel. Es liegt aber letztlich<br />

an uns, ob sich diese positiven<br />

Trends auch entwickeln können!<br />

„In 22 Tagen konnten wir ein Dutzend Delfin sichtungen aus insgesamt<br />

27 Populationen dokumentieren. Gemessen an der versegelten Strecke<br />

sind wir durchschnittlich alle 92 Kilometer Delfinen begegnet – ein<br />

durchaus bemerkenswertes Ergebnis!“<br />

36 4/<strong>2020</strong>


Fünf Wochen waren<br />

Manuel und Pinar<br />

Marinelli mit vier weiteren<br />

Meeresbiologen auf See,<br />

um die Populationen<br />

der Meeressäuger im<br />

Mittelmeer zu erforschen<br />

und die Ergebnisse<br />

mit lokalen NGOs<br />

auszutauschen.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK (3)<br />

Mit den 27 von uns dokumentierten<br />

Meeressäuger-Populationen in der<br />

Adria, im Ionischem Meer und in einem<br />

Teil der Ägäis sind die Bestände<br />

jedenfalls vielversprechend. Und die<br />

Chancen stehen gut, dass wir (trotz<br />

vier Beobachtern zu jeder Zeit an<br />

Deck der Independence) nicht alle<br />

Tiere sichten konnten.<br />

Aufgrund der epidemiebedingt<br />

verlängerten Winterruhe <strong>2020</strong><br />

dürfen wir uns hoffentlich in dieser<br />

Saison wieder zahlreicher Neusichtungen<br />

erfreuen. Sollte auch Ihnen<br />

dieses Glück beschieden sein –<br />

bitte melden! <br />

<br />

Project Manaia – zum Schutz der Meere<br />

Project Manaia ist eine österreichische Non Profit-Organisation, die sich aktiv um<br />

den Schutz der Meere kümmert. An Bord ihres Forschungsschiffes Independence<br />

segeln die Meeresbiologen Michael und Pinar Marinelli seit mehr als zwei Jahren durch<br />

das Mittelmeer und konnten in Zusammenarbeit mit verschiedenen NGOs, aber auch<br />

Feldstationen und Tauchzentren, international richtungsweisende Forschungserfolge<br />

verzeichnen. Nähere Infos und die Möglichkeit, die Arbeit zum Schutz der Meere auch<br />

finanziell zu unterstützen: è www.projectmanaia.at<br />

Delfin-Sichtungen sind ebenfalls willkommen! Benötigt werden ein Foto mit gut sichtbarer<br />

Rückenflosse, Datum, Uhrzeit und die Koordinaten für den Ort der Sichtung (was auf Booten<br />

mit GPS in der Regel kein Problem sein sollte), per E-Mail: è info@projectmanaia.at<br />

Forschungsschiff. Die Independence ist eine Bruce Roberts Mauritius 43. Gebaut in<br />

einer britischen Werft, ist sie mit mehr als 30 Jahren immer noch gut in Schuss. Eine der<br />

wenigen Stahlsegelyachten, die noch das Mittelmeer durchkreuzen. Zwar langsamer, aber<br />

sehr komfortabel, sodass man auch bei Starkwind und Seegang an Bord arbeiten kann.<br />

Forschungsroute 2019. Aprilia Marittima – Umag – Pula – Mali Lošinj –<br />

Zadar – Split – Cavtat – Herceg Novi – Bar – Korfu – Preveza – Lefkas – Pyrgos –<br />

Pylos – Porto Kagio – Kythera – Antikythera – Gramvousa (Kreta) – Plakias (Kreta)<br />

4/<strong>2020</strong> 37


Wissen und Meer<br />

Flagge zeigen<br />

Immer wieder sehe ich abenteuerliche Flaggenführungen auf Sportbooten und Charteryachten. Vielleicht kann<br />

ich mit meinen Ausführungen ein bisschen Ordnung in eine stark vernachlässigte Tradition der Seefahrt bringen.<br />

Da sehe ich auf einer Yacht die<br />

Piratenflagge – Totenkopf<br />

und zwei gekreuzte Knochen<br />

darunter. Nach wie vor kann der<br />

„Jolly Roger“ zu Problemen mit<br />

den Behörden führen – auch wenn<br />

Kinder an Bord sind, gehört diese<br />

Flagge zu den No-Gos auf See. Der<br />

Skipper, der solche Flaggen führt,<br />

sollte bedenken, dass von somalischen<br />

und auch anderen Seepiraten<br />

noch immer Tanker und Yachten<br />

überfallen, Seeleute als Geisel genommen<br />

oder gar getötet werden!<br />

Gehen wir es systematisch an,<br />

es gehört eben zu einer guten Seemannschaft,<br />

mit Flaggen ordentlich<br />

umzugehen. Korrekte Flaggenführung<br />

ist nicht nur Etikette, sondern<br />

auch ein wichtiges Informationsund<br />

Kommunikationsmittel. Denken<br />

wir nur an die Flagge Alpha<br />

(Ich habe Taucher im Wasser) oder<br />

an die Flagge Q (An Bord ist alles<br />

gesund; ich bitte um freie Verkehrserlaubnis;<br />

ich habe noch nicht einklariert).<br />

Der unschätzbare Vorteil<br />

der Flaggen ist die unmittelbare<br />

Verständlichkeit – unabhängig von<br />

den jeweiligen Sprachen.<br />

DIE NATIONALE<br />

Diese Flagge entspricht der Flagge<br />

desjenigen Staates, in dem die Yacht<br />

registriert ist. In Österreich ist das<br />

die rot-weiß-rote Flagge und bitte:<br />

ohne Bundesadler! Die Führung des<br />

Wappens ist nur Behörden, Mitgliedern<br />

der Bundesregierung und anderen<br />

Offiziellen vorbehalten. Die<br />

Nationale wird am Flaggstock im<br />

Heck der Yacht gefahren, auf einer<br />

Ketsch oder Yawl im Topp des Besanmastes.<br />

Auf Charterschiffen wird<br />

sie meistens im Achterstag befestigt,<br />

das ist aber der Vielzahl an abgebrochenen<br />

Flaggstöcken geschuldet. Es<br />

ist außerdem ein Gebot der Höflichkeit,<br />

dass die Nationale nicht als<br />

Clubstander unter der Backbordsaling<br />

gesetzt wird.<br />

Die Nationale wird übrigens nur<br />

tagsüber gesetzt, in der Nacht wird<br />

sie entweder eingerollt oder der<br />

Flaggstock wird abgenommen.<br />

DIE GASTLANDFLAGGE<br />

Wenn man in die Gewässer eines<br />

anderen Staates einfährt, muss die<br />

Flagge des Gastlandes unter die<br />

Steuerbord-Saling gesetzt werden.<br />

Sie soll größenmäßig in einem vertretbaren<br />

Verhältnis zur eigenen<br />

Nationale und in gutem Zustand<br />

sein. Schmutzige oder zerrissene<br />

Gastlandflaggen gelten als grobe<br />

Unhöflichkeit.<br />

Oft sieht man speziell auf kleineren<br />

Sport- und Schlauchbooten die<br />

Gastlandflagge unter der Nationalen:<br />

Eine Flaggenführung aus<br />

Kriegszeiten (Eine Nation hat die<br />

andere besiegt!) – auch das natürlich<br />

eine Beleidigung! Die Gastlandflagge<br />

wird übrigens wie die Nationale<br />

nur tagsüber gesetzt.<br />

DER CLUBSTANDER<br />

Den Ursprung der „Clubflaggen“<br />

findet man im Mittelalter, wo die<br />

Standarten als Bestätigung der Anwesenheiten<br />

von Truppenführern<br />

GOTTFRIED<br />

TITZL RIESER<br />

ist Ausbildungs referent<br />

des Yacht Club Austria,<br />

dem größten Yachtclub<br />

Österreichs. Er ist passionierter<br />

Fahrtensegler<br />

und hat insgesamt so<br />

um die 20.000 See -<br />

meilen in seinen Log -<br />

büchern dokumentiert.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

oder Herrschern vorangetragen<br />

wurden. Heutzutage haben Clubstander<br />

eine ähnliche Funktion:<br />

Wenn ich einen Spaziergang im<br />

Hafen mache, freue ich mich jedes<br />

Mal, wenn ich einen Clubstander<br />

meines Segelclubs entdecke.<br />

Er wird im Großtopp gesetzt. Allerdings<br />

ist das bei den meisten Yachten<br />

technisch nicht möglich, also<br />

setzt man den Clubstander unter<br />

die Backbordsaling. Es entspricht<br />

keiner guten Seemannschaft, wenn<br />

irgendwelche Flaggen als „Clubstander“<br />

gesetzt werden –<br />

ein Segelclub ist ein Segelclub!<br />

SIGNALFLAGGEN<br />

In der Berufsschifffahrt und bei<br />

Regatten werden Flaggen entsprechend<br />

dem internationalen Signalbuch<br />

gesetzt. Üblicherweise werden<br />

sie auf der Backbordseite gehisst.<br />

Abgesehen von den Regattasignalen<br />

sollen auf hoher See keine Flaggen<br />

übereinander gesetzt werden, damit<br />

es zu keiner Verwechslung mit dem<br />

internationalen Notsignal „NC“<br />

(Ich bin in Not und benötige sofortige<br />

Hilfe) kommt.<br />

DIE FLAGGENPARADE<br />

Langzeit- oder Weltumsegler setzen<br />

bei Rückkehr und Einlaufen in ihren<br />

Heimathafen unter der Backbordsaling<br />

oder über die Toppen<br />

(Vorstag und Achterstag) die Nationalflaggen<br />

jener Länder, die sie auf<br />

ihrer Reise besucht haben. Diese<br />

Flaggenparade gibt es auch bei<br />

großen Festlichkeiten im Hafen. <br />

38 4/<strong>2020</strong>


SEGELYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Bente segelt weiter<br />

ÜBERNAHME. Anfang Februar hatte<br />

Bente Yachts Insolvenz angemeldet.<br />

Das Bremerhavener Unternehmen geriet<br />

aufgrund der hohen Entwicklungskosten<br />

für bestehende und in Planung befindliche<br />

Yacht-Modelle in Schieflage.<br />

Retter und Käufer in der Not ist der<br />

Marinabetreiber und Händler Ultramarin,<br />

der am Bodensee Deutschlands<br />

größten Binnenyachthafen besitzt. Stimmen<br />

die Gläubiger zu, sollen die bereits<br />

beauftragten Segelboote in der Werft in<br />

Stettin fertiggebaut und ausgeliefert werden.<br />

Kunden, die eine Bente 24 bestellt<br />

haben und nicht vom Kauf zurückgetreten<br />

sind, sollen ihre Boote diesen Sommer<br />

ohne Abstriche erhalten. Alle georderten<br />

Bente 39 sollen bis zum Sommer<br />

2021 fertiggestellt werden.<br />

è www.benteyachts.com<br />

Frischer Wind für die Bente.<br />

Zieh Leine!<br />

GLOBAL PLAYER. Was nur wenige<br />

wissen: Robline, eine der führenden<br />

Seilmarken für den Segelsport, gehört<br />

dem Welser Seilhersteller Teufelberger.<br />

Ganz groß vertreten sind die Welser<br />

auch beim Kitesurfen: Von den jährlich<br />

verkauften 120.000 Kites und 80.000<br />

Bars hält Robline einen Marktanteil<br />

von rund 35 Prozent. Die Robline­<br />

Leinen sind ab sofort auch direkt im<br />

Handel erhältlich, weiters werden<br />

die Kiteleinen auf praktischen Mini-<br />

Spulen angeboten.<br />

è www.teufelberger.com<br />

FOTO: TAHSIN ÖZEN<br />

Sommerschule<br />

SKIPPERTRAININGS. Alles aus den<br />

Angeln hob die Covid-19-Pandemie,<br />

auch die praktischen Übungseinheiten<br />

für Bootsführer im Frühjahr<br />

fielen ins Wasser. Man muss aber<br />

nicht auf den Herbst warten, um wieder<br />

Schule zu machen: „Wir bieten<br />

heuer auch Skippertrainings im Juli<br />

und August ohne Aufpreis an“, so<br />

Michael Menard von Blue-2 The<br />

Sailing Academy. „Ob Mono- oder<br />

Kat, Gruppen- oder Personal-Training,<br />

wir sind für alle Wünsche offen“,<br />

ergänzt Julian Kircher, Ausbildungsleiter<br />

in der Marina Punat auf Krk.<br />

è www.blue-2.at<br />

Leichtathlet<br />

RACER. Die in der Bretagne ansässige<br />

Segelwerft Pogo Structures erweitert<br />

mit der Pogo 44 ihr Programm im<br />

Mittelklasse-Bereich. Haupt ­<br />

charakteristika des feschen Racers: geringes<br />

Gewicht dank Vakuum-<br />

Infusionsverfahren mit Schaumkern,<br />

hydraulischer Schwenkkiel in Serie,<br />

breites Heck, Doppelruder-Anlage,<br />

Rigg aus Alu (Standard) oder optional<br />

aus Kohlefaser, Einhandtauglichkeit,<br />

doppelte Pinnensteuerung, die auf<br />

Wunsch aber auch durch Steuerräder<br />

ersetzt werden können. Innen ist Platz<br />

für zwei Achter kajüten und wahlweise<br />

ein oder zwei Vorschiffkabinen mit<br />

einer oder zwei Nasszellen. Besonders<br />

gelungen ist der Salon, wo nach vorne<br />

gerichtete Fenster den Blick auf die<br />

Segel erlauben.<br />

è www.pogostructures.com<br />

4/<strong>2020</strong> 39


xxxxx Blackwater-Diving<br />

xxxx<br />

Im Reich<br />

der Finsternis<br />

Die Welt unter Wasser zu erkunden zählt zu den schönsten Varianten des Wassersports. Dazu braucht es<br />

nicht viel. Maske, Schnorchel und Flossen ermöglichen den Einstieg in Poseidons Reich. Wer tiefer gehen und<br />

länger unter Wasser bleiben will, wird sich für das Gerätetauchen entscheiden. Eine gründliche Ausbildung<br />

durch professionelle Tauchschulen ist Voraussetzung für sicheres und gutes Tauchen. Tauchzertifikate<br />

bestätigen den jeweils erreichten Ausbildungsgrad und ermöglichen zunehmend anspruchsvollere<br />

Tauchgänge. Zu den spannendsten Abstiegen zählen ganz bestimmt die Nachttauchgänge. Aber noch viel<br />

anspruchsvoller in Bezug auf Tauchtechnik und erforderlichem Nervenkostüm ist das „Blackwater Diving“.<br />

Doch was genau sind die Unterschiede zwischen einem Nachttauchgang und dem Blackwater-Diving?<br />

Text REINHARD KIKINGER | Fotos MARCO STEINER<br />

40 4/<strong>2020</strong>


Schneller Winzling. Aus dieser Larve<br />

wird einer der schnellsten Fische des<br />

Meeres, ein Fächer- oder Segelfisch.<br />

Voll ausgewachsen kann er eine<br />

Körperlänge von zwei bis drei Meter<br />

erreichen. Die riesige Rückenflosse,<br />

seine Schnelligkeit und das schwert -<br />

artig ausgezogene Oberkiefer nützt er<br />

zur Jagd auf Schwarmfische (Speer -<br />

fische, Istiophoridae).<br />

Nachttauchgänge beginnen üblicherweise<br />

in der Dämmerung<br />

und in Riffnähe. Unter Wasser<br />

ist noch genügend Licht vorhanden,<br />

um das Riff zu erkennen, sich<br />

an ihm zu orientieren und das Auge langsam<br />

an die hereinbrechende Dunkelheit<br />

zu gewöhnen. Mit fortschreitender Dauer<br />

des Tauchganges wird es zunehmend<br />

finsterer, eine Unterwasser-Taschenlampe<br />

ersetzt das fehlende Tageslicht.<br />

Der Schichtwechsel zwischen tag- und<br />

nachtaktiven Rifforganismen ist nun vollzogen.<br />

Die einen haben sich in schützende<br />

Nachtquartiere zurückgezogen, die<br />

anderen verlassen ihre Ruheplätze und<br />

begeben sich auf Nahrungssuche. Korallenpolypen<br />

und Haarsterne sind nun voll<br />

entfaltet, Schnecken, Krebse und viele<br />

nachtaktive Fische sind zu beobachten.<br />

Der Tauchgang hat in der Dämmerung<br />

begonnen, hat uns entlang des Korallenriffs<br />

geführt und uns die nächtliche Welt<br />

des Riffs und seiner Bewohner gezeigt.<br />

BLACKWATER-DIVING<br />

IM FREIEN WASSER<br />

Der Tauchgang beginnt in stockfinsterer<br />

Nacht im freien Wasserkörper. Vor dem<br />

Abstieg lässt das Tauchboot eine Leine<br />

über Bord, an der in unterschiedlichen<br />

Tiefen, z. B. in 5, 10 und 20 Meter Tiefe,<br />

UW-Scheinwerfer befestigt sind. An Bord<br />

wird etwa 10 bis15 Minuten lang gewartet,<br />

dann beginnt der Tauchgang. Das<br />

Licht der UW-Scheinwerfer hat zwischenzeitlich<br />

Planktonorganismen und<br />

andere Bewohner des Freiwassers angelockt,<br />

die nun beobachtet und im Idealfall<br />

fotografiert werden können.<br />

Solche Tauchgänge sind nichts für<br />

schwache Nerven. Der Taucher ist von<br />

pechschwarzer Nacht umgeben, hat außer<br />

den Lampen keinen optischen Orientierungspunkt,<br />

schwebt im freien Wasser,<br />

sieht nicht, was sich außerhalb des Lichtkegels<br />

und hinter seinem Rücken sonst<br />

noch tut … – und weiß, dass auch Haie<br />

nachts jagen.<br />

4/<strong>2020</strong> 41


Blackwater-Diving<br />

Die Flug- oder Knurrhähne sind Bewohner mariner Sandböden. Sie besitzen flügelähnliche<br />

Brustflossen, mit deren Strahlen sie auf dem Boden „laufen“ können. Dieser<br />

juvenile Flughahn nützt seine Brustflossen als Tragflächen (Knurrhähne, Triglidae).<br />

Eine Schnecke, die engelsgleich mit zwei kleinen<br />

Flügeln durch den Ozean schwebt. Sie zählt zu der<br />

Gruppe der Gymnosomata, was „nackter Körper“<br />

bedeutet. Diese schalenlosen Ruderschnecken verbringen<br />

ihr gesamtes Leben im freien Wasserkörper<br />

und ernähren sich von anderen Plankton-Organismen<br />

(Ruderschnecken, Clionidae).<br />

Flagge zeigen – die Larven der Seifenbarsche<br />

(Grammistinae) besitzen ein oder zwei sehr lang<br />

ausgezogene Strahlen der Rückenflosse.<br />

NÄCHTLICHE WANDERUNG<br />

DES PLANKTONS<br />

Die größte Wanderungsbewegung<br />

auf unserem Planeten wird von<br />

kleinen Meerestieren ausgeführt,<br />

dem Zooplankton. Zur Begriffserklärung:<br />

Plankton ist definiert als<br />

jene Organismengruppe, deren<br />

räumliches Auftreten vor allem<br />

durch Meeresströmungen bedingt<br />

ist. Im Gegensatz zum aktiv<br />

schwimmenden Nekton (Fische,<br />

Kalmare etc.) ist Plankton überwiegend<br />

passiv treibend.<br />

Innerhalb dieser Gemeinschaft<br />

sind Zooplankter Tiere, die vom<br />

pflanzlichen Phytoplankton und<br />

dem Bakterioplankton unterschieden<br />

werden. Obwohl Zooplankter<br />

nicht effektiv genug schwimmen,<br />

um die Verfrachtung durch Meeresströmungen<br />

verhindern zu können,<br />

Schnecke auf Reisen. Um neue Lebensräume zu besiedeln, besitzen viele Meerestiere<br />

Plankton-Larven. Die Eier werden freigesetzt und entwickeln sich zu spezialisierten<br />

Schwebformen, die von Meeresströmungen verdriftet werden. Die abgebildete Veliger-<br />

Larve einer Schnecke hat flügelartige Fortsätze, die sie am Schweben halten. Wenn die<br />

Schneckenschale größer und schwerer wird und sich die Schwebe-Lappen zurückbilden,<br />

sinkt die junge Schnecke. Sie beginnt dann ihr neues Leben als Bodenbewohner, weit<br />

entfernt von ihrer Elterngeneration (Schnecken, Gastropoda).<br />

sind sie doch in der Lage, vertikale<br />

Wanderungen durch die Wassersäule<br />

zu unternehmen. Und das tun<br />

sie in einem gewaltigen Ausmaß,<br />

gesteuert werden sie durch den<br />

periodischen Wechsel zwischen<br />

Tag und Nacht. Während der<br />

dunklen Nacht steigt ein Heer an<br />

Organismen zur Wasseroberfläche<br />

auf, um bei Anbruch des Tages<br />

wieder in die Tiefe abzusinken.<br />

Warum? Sie besuchen ihre Weidegründe,<br />

die Phytoplankton-Bestände<br />

in den oberen Wasserschichten!<br />

Dieses pflanzliche Plankton ist<br />

an lichtdurchflutete Oberflächenschichten<br />

des Wasserkörpers<br />

gebunden, um Photosynthese betreiben<br />

zu können. Reiche Weidegründe,<br />

die von Kleinkrebsen bis<br />

zu Mantas und Walhaien als Nahrungsquelle<br />

genutzt werden.<br />

Es sind auch viele Fische hier,<br />

welche die kleineren Konsumenten<br />

innerhalb dieses Nahrungsnetzes<br />

verspeisen. Um diesen tagaktiven,<br />

optisch jagenden Räubern zu entgehen<br />

ist es hilfreich, sich in große<br />

Tiefen hinabsinken zu lassen und<br />

erst im Schutz der Nacht in die nahrungsreichen<br />

Oberflächenschichten<br />

aufzusteigen. Das ist wohl der<br />

Hauptgrund für die tagesperio ­<br />

dischen Vertikalwanderungen<br />

vieler Zooplankter.<br />

ALIENS AUS EINER<br />

ANDEREN WELT<br />

In diesem Fall ist es die Welt des<br />

freien Wasserkörpers, der Tiefe, der<br />

Dunkelheit, der Schwerelosigkeit<br />

und einer speziellen Größenklasse.<br />

Besonders ergiebig sind Begegnungen<br />

mit den Wesen dieser Welten in<br />

Die Familie der Himmelsgucker<br />

umfasst mehrere<br />

Arten bodenlebender<br />

Fische in tropischen und<br />

subtropischen Meeren.<br />

Es sind Lauerjäger, die<br />

meist bis zu den nach oben<br />

gerichteten Augen (Name!)<br />

im Sand eingegraben sind.<br />

An der Unterlippe besitzen<br />

sie einen wurmartigen,<br />

ausstülpbaren Köder, mit<br />

dem sie Fische und Krebse<br />

anlocken und blitzartig<br />

verschlingen. Am Kiemendeckel<br />

haben sie Stacheln<br />

mit sehr wirksamen Gift.<br />

Da sie eher schlechte<br />

Schwimmer sind, schützt<br />

sie das Gift vor Fressfeinden<br />

(Himmelsgucker,<br />

Uranoscopidae).<br />

42 4/<strong>2020</strong>


Freuen wir uns auf<br />

eine Zeit …<br />

AUT 20064 / 0620<br />

Nächtliche Erkundungsreise. Auch die Larven der Rotfeuerfische entwickeln sich im Freiwasser. Die riesigen Brust -<br />

flossen dienen als Schwebhilfen, Meeresströmungen transportieren die Jungfische in neue Lebensräume. Dort werden<br />

sie als bodenlebende Lauerjäger neue Reviere besetzen (Skorpionfische, Scorpaenidae).<br />

Gewässern mit Korallenriffen. Korallenriffe<br />

sind der artenreichste Lebensraum<br />

des Meeres. So gut wie alle<br />

Arten, die das Korallenriff aufbauen<br />

oder in ihm leben, besitzen Larven,<br />

die Teil des Planktons sind.<br />

Das macht Sinn, um neue Lebensräume<br />

zu besiedeln. Und das ist der<br />

Grund, warum Planktonbeobachtungen<br />

in Korallengewässern so aufregend<br />

sind. Das gilt für Aufsammlungen<br />

mit dem Planktonnetz, für die<br />

Auswertung unter dem Mikroskop,<br />

und auch für die Beobachtung in situ<br />

bei Blackwater-Tauchgängen. Viele<br />

planktonische Larval- und Juvenilstadien<br />

werden durch die im Freiwasser<br />

positionierte künstliche Lichtquelle<br />

angelockt und geraten damit vor das<br />

Objektiv des wartenden Tauchers.<br />

Damit enthüllt sich eine Wunderwelt<br />

an Organismen, die von einem<br />

anderen Stern zu sein scheinen.<br />

MARCO STEINER, EIN<br />

MEISTER SEINES FACHS<br />

Ich kenne Marco von meiner langjährigen<br />

Tätigkeit auf den Malediven.<br />

Der Österreicher hat kürzlich die Leitung<br />

der Tauchschule auf der Insel<br />

Kuramathi im Rasdhoo Atoll übernommen.<br />

Marco vereint das Interesse<br />

„ Viele dieser Aliens sind nur wenige Millimeter<br />

groß – aber auch Tigerhaie haben schon beim<br />

Blackwater-Diving vorbeigeschaut.“<br />

… in der der Horizont weit und die<br />

See wieder grenzenlos ist!<br />

Ihre Pantaenius-Crew.<br />

Wien · Tel. +43 1 710 92 22 · pantaenius.at


Blackwater-Diving<br />

Ein juveniler Seifenbarsch<br />

und eine kleine<br />

Meduse schweben<br />

gemeinsam durch die<br />

schwarze Nacht. Seifenbarsche<br />

leben versteckt<br />

in Höhlen und Spalten<br />

des Korallenriffs. Ihre<br />

durchsichtigen Eier<br />

treiben ins offene Meer,<br />

dort entwickeln sich<br />

auch ihre Larven. Der<br />

Name leitet sich von<br />

einem seifenartigen<br />

Hautschleim her. Er ist<br />

giftig und dient diesen<br />

Fischen als Schutz vor<br />

Fressfeinden (Seifenbarsche,<br />

Grammistinae).<br />

Fliegende Fische sind nahe der Wasseroberfläche<br />

zu finden. Bei Gefahr flüchten sie, indem sie die<br />

Oberfläche mit hoher Geschwindigkeit durchbrechen<br />

und mit den ausgebreiteten Brustflossen<br />

durch die Luft segeln. Bei Bedarf werden „Zwischenlandungen“<br />

eingelegt. Dabei berührt nur der<br />

untere Teil der Schwanzflosse das Wasser und beschleunigt<br />

durch rasche Schläge den flüchtenden<br />

Fisch derart, dass er die nächste Etappe fliegen<br />

kann (Fliegende Fische, Exocoetidae).<br />

Dieses Jungtier des Wunderpus<br />

photogenicus (die Art heißt tatsächlich<br />

so) schwebt noch im Freiwasser,<br />

adult lebt dieser spezielle<br />

Krake am Meeresboden. Er wurde<br />

erst im Jahr 2006 wissenschaftlich<br />

beschrieben. Sein Lebensraum<br />

sind flache Sedimentböden in<br />

indomalaiischen Gewässern.<br />

Seine Nahrung besteht aus kleinen<br />

Fischen und Krebsen. Um nicht<br />

selbst Fressfeinden zum Opfer zu<br />

fallen, ahmt er durch Farb- und<br />

Gestaltwechsel giftige Tiere wie<br />

Seeschlangen und Feuerfische nach<br />

(Kraken, Octopodidae).<br />

Ein prächtiges Jungtier des großen Kalmars Thysanoteuthis rhombus,<br />

hier nahe der Wasseroberfläche. Die adulten Kalmare jagen tagsüber im<br />

tiefen Wasser der Hochsee und kommen während der Nacht auch in Ober -<br />

flächennähe. Sie erreichen eine Körperlänge von einem Meter (ohne<br />

Tentakel) und produzieren gallertige Eigelege, die als meterlange Röhren<br />

im Meer driften (Kopffüßer, Thysanoteuthidae).<br />

Papierboote. Sie heißen auch Argonauten und sind mit den Kraken verwandt. So wie diese besitzen sie acht Arme mit<br />

Saugnäpfen. Nur die Weibchen bilden Gehäuse aus, die als Behältnis für das Gelege dienen und für Auftrieb sorgen.<br />

Die Fotos zeigen ein juveniles Weibchen, das auf einem Blatt reitet. Und ein Männchen, das eine Qualle als Transportmittel<br />

nützt. Das schalenlose Männchen verwendet die Qualle wahrscheinlich nicht nur als submarines Gefährt,<br />

sondern auch als Tarnung und eventuell auch als Nahrung (Kopffüßer, Argonautidae).<br />

Die Verwandten dieses Ringelwurms<br />

kriechen im Korallenriff<br />

umher, vergraben sich im Sand<br />

oder leben in Seegraswiesen. Die<br />

Arten der Gattung Tomopteris<br />

haben sich jedoch auf ein Leben<br />

im freien Wasser spezialisiert.<br />

Als sogenannte Holoplankter<br />

verbringen sie ihr gesamtes<br />

Leben als Plankton-Organismen.<br />

Ein zarter Körperbau und seitliche<br />

Paddel an jedem Körpersegment<br />

sind Anpassungen an<br />

diese schwebende Lebensweise<br />

(Ringelwürmer, Tomopteridae).<br />

an der Unterwasserwelt mit exzellenter<br />

Expertise in der Unterwasser-<br />

Fotografie. Er spielt in der weltweit<br />

höchsten Liga, begleitet Expeditionen<br />

mit Ikonen wie David Doubilet<br />

und Sylvia Earl, und seine Fotos<br />

wurden mehrfach ausgezeichnet.<br />

Spezialisiert hat er sich auf die<br />

Wunderwesen, die er während seiner<br />

Blackwater-Dives vor die Linse<br />

bekommt. Anmerkung am Rande:<br />

viele dieser Aliens sind nur wenige<br />

Millimeter groß – die muss man<br />

erst einmal als frei schwebender<br />

Taucher in der Schwärze der Nacht<br />

so gestochen scharf fotografieren!<br />

Aber nicht alles, was durch das<br />

Treiben im Lichtkegel angelockt<br />

wird, ist klein. Auch Tigerhaie<br />

haben bei Marco während seiner<br />

nächtlichen Makro-Fotografie vorbeigeschaut.<br />

Seine Tauchschule zählt weltweit<br />

zu den wenigen, die für qualifizierte<br />

Gäste auch Blackwater-Dives im<br />

Programm hat. Nervenkitzel ist<br />

garantiert, Begegnungen mit den<br />

Wunderwesen der Nacht sind der<br />

Lohn für die Überwindung. <br />

Links<br />

è www.rasdhoodivers.com<br />

è www.kuramathi.com<br />

44 4/<strong>2020</strong>


FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

Skipper‘s Diaries<br />

J‘accuse!<br />

Es dauert 10 bis 15 Jahre, bis ein Zigarettenfilter<br />

auf natürlichem Weg verrottet ist.<br />

Eigentlich sollte man doch annehmen, dass Menschen, die ihren Urlaub<br />

oder ihre Freizeit auf einem Schiff verbringen, einen sorgsamen<br />

Umgang mit der Natur und der Umwelt pflegen. Dass dem nicht so<br />

ist, musste ich leider schon des Öfteren erleben und erlebe es noch<br />

immer. Mir ist schon klar, dass wir uns trotz aller Aktualität dieses<br />

Themas nicht von heute auf morgen in die 150 %-Ökoapostel ver ­<br />

wandeln werden, aber ein bisschen mehr Hirn könnte wie in so<br />

vielen anderen Bereichen auch nicht schaden. Beispiele gefällig?<br />

Ende der 1980er-Jahre, Sveti<br />

Klement, damals noch Jugoslawien,<br />

in der „Dagmar-<br />

Bucht“. Meine heutige Frau und ich<br />

fuhren mit dem Beiboot an Land<br />

der damals noch praktisch unbewohnten<br />

Insel, um ein paar Küchenkräuter<br />

zu besorgen. Auf dem<br />

Rückweg bemerken wir, wie von einem<br />

zweiten Ankerlieger ebenfalls<br />

ein Schlauchboot seinen Weg zum<br />

Ufer sucht. Dort angekommen,<br />

werden zwei prall gefüllte Müllsäcke<br />

am Strand abgeladen und sofort<br />

wieder der Rückweg angetreten.<br />

Die Gesichter der Crew kann<br />

ich bis heute nicht vergessen, als<br />

ich ihnen ihren Mist mit den Worten<br />

„Ihr habt da etwas vergessen“<br />

wieder an Bord geworfen habe.<br />

Irgendwann in den 1990ern,<br />

Santorin, Griechenland, Kamari-<br />

Strand. Durch einen Reiseführer<br />

darauf aufmerksam gemacht, besuchen<br />

wir diesen Strand. Schwarzes<br />

Lavagestein sollte doch etwas Besonderes<br />

sein. Von der Ferne ist<br />

der schwarze Strand tatsächlich<br />

nett anzuschauen, diese weißen<br />

Sprenkel im Sand sind wahrscheinlich<br />

kleine Bimssteine.<br />

Aus der Nähe betrachtet entpuppen<br />

sich die kleinen Weißen als<br />

eine Unzahl von Zigarettenfiltern.<br />

In ungefähr 10 bis 15 Jahren werden<br />

diese ja auf natürlichem Weg<br />

zersetzt sein …<br />

THOMAS PERNSTEINER<br />

ist Skipper, allgemein<br />

beeideter und gerichtlich<br />

zertifizierter<br />

Sachverständiger für<br />

Schifffahrt und Wasserfahrzeuge.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

Falls jetzt jemand argumentiert,<br />

dass das ja lauter Einzelfälle und<br />

noch dazu aus der Vergangenheit<br />

sind, muss ich leider entgegnen,<br />

dass diese Einzelfälle allein aufgrund<br />

der Zunahme der Boots- und<br />

sonstiger Touristen zu einem wirklichen<br />

Thema geworden sind. Wenn<br />

ich beobachte, wie leergetrunkene<br />

Plastikflaschen im Kielwasser mancher<br />

Boote verschwinden oder Zigaretten<br />

lässig über die Reling geschnippt<br />

werden, frage ich mich, ob<br />

sich diese Crew, so sie einen Hoteloder<br />

Kluburlaub verbringen, dort<br />

ebenso benehmen.<br />

Längst kann man die Qualität<br />

einer Ankerbucht nicht nur mehr<br />

im Hafenhandbuch, sondern auch<br />

an der Anzahl der versenkten<br />

Flaschen und Dosen erkennen.<br />

AUCH GLASFLASCHEN<br />

SIND GUTE SCHWIMMER<br />

Mir ist schon klar, dass sich Müll an<br />

Bord ansammelt. Aber es kann mir<br />

niemand erzählen, dass er nicht<br />

während eines klassischen Chartertörns<br />

alle zwei bis drei Tage in einer<br />

Marina oder einer Stadt einläuft<br />

und dort den Abfall landesüblich<br />

entsorgen kann. Landesüblich ist<br />

halt auch so ein Thema, ich gehe<br />

aber davon aus, dass in größeren<br />

Marinas oder Städten die Müllabfuhr<br />

den Standard, den wir von zu<br />

Hause kennen, annähernd erreicht.<br />

Da auch ich nicht perfekt bin,<br />

gebe ich zu, dass ich biogenen Abfall<br />

– also Speisereste, Gemüse- und<br />

Obstschalen, Kaffeesud u. ä. – in respektabler<br />

Distanz zur nächsten<br />

Küste im offenen Meer entsorge.<br />

Glasbehältnisse werden – wenn es<br />

beispielsweise aus Platzgründen<br />

wirklich nicht anders geht, bei großer<br />

Wassertiefe und noch größerem<br />

Abstand zur Küste am Beschlag der<br />

Badeleiter zerschlagen und versenkt.<br />

Bitte wirklich zerschlagen,<br />

weil Flaschen sehr gut schwimmen<br />

und sich Glassplitter am Strand<br />

nicht so toll machen!<br />

Zigarettenstummel werden prinzipiell<br />

in mit ein bisschen Wasser<br />

gefüllten Einwegflaschen gesammelt<br />

und bei Gelegenheit zusammen mit<br />

dem restlichen Müll der ortsansässigen<br />

Abfallwirtschaft vulgo „Mistkübel“<br />

zugeführt.<br />

Wo möglich, wird Plastik, Papier<br />

etc. getrennt entsorgt. Leere Batterien<br />

oder sonstige kleinere Problemstoffe<br />

nehme ich aber mit nach<br />

Hause in der Überzeugung, dass sie<br />

da auch ganz bestimmt sachgemäß<br />

entsorgt werden.<br />

Hand aufs Herz: Wir wollen doch<br />

alle dieselbe Freude an einer intakten<br />

Natur auf dem Wasser ungetrübt genießen<br />

und nicht in einer Kloake herumschippern!<br />

Mit ein bisschen<br />

Rücksicht auf alle(s) ließe sich das<br />

ganz wunderbar arran gieren. <br />

4/<strong>2020</strong> 45


Archiv Austria<br />

Neusiedler See, die ersten „Häuselschiffe“, 1928.<br />

Traunsee, 8 m SL Yacht<br />

(Meter Segellänge),<br />

Kielboot, Spree, 1890.<br />

Alte Donau, Regatta beim Wiener Yacht Club, 1957.<br />

Zeit im Bild<br />

Während man fast alles zur Historie der österreichischen Marine auf einschlägigen Foren im Internet nachschauen kann,<br />

landet man auf der Suche nach der österreichischen Geschichte des Yachtsports oft in der Wüste. Ein für alle zugängliches<br />

Archiv und somit Abhilfe hat jetzt aber Experte Artur Vlasaty geschaffen. Auf dass es weiter wachse und gedeihe.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Fotos ARCHIV HALLE, WIENER YACHTCLUB<br />

FOTO: GERNOT WEILER<br />

ARTUR VLASATY<br />

kennt die Geschichte<br />

der Holzboote auf den<br />

heimischen Gewässern<br />

und ist selbst Besitzer<br />

mehrerer klassischer<br />

Rennjollen.<br />

è a.vlasaty@aon.at<br />

Artur, wie bist du auf dieses<br />

Mammutprojekt gekommen?<br />

Inspiriert hat mich das Internet-<br />

Archiv des „Freundeskreis Klassische<br />

Yachten“ in Deutschland, etwas<br />

in der Richtung sollte doch<br />

auch in Österreich möglich sein.<br />

Du hast es möglich gemacht …<br />

Nun, in Kooperation mit dem Union<br />

Yacht Club Traditionsverband<br />

haben wir eine Website freigeschaltet,<br />

auf der sich unter der Rubrik<br />

„Archiv“ umfassendes Bildmaterial<br />

zur österreichischen Segelsportgeschichte<br />

befindet. Aktuell sind es<br />

über 1.700 Bilddokumente, es<br />

kommen aber laufend neue hinzu.<br />

Was gibt es alles zu sehen?<br />

Den Besuchern wird hier die Möglichkeit<br />

geboten, Bilder über Segler,<br />

Boote, Reviere, Yachtclubs etc. aus<br />

vergangenen Zeiten zu betrachten<br />

und Einsicht in die mit ihnen verknüpften<br />

Textinformationen zu erhalten.<br />

Man stöbert einfach quer<br />

Beet oder sucht gezielt über eine<br />

interaktive Suchmaske, mit der<br />

man Zeit, Ort, Bootsklasse usw.<br />

eingrenzen kann.<br />

Mitarbeit möglich?<br />

Tatsächlich besteht die Möglichkeit,<br />

dass Besucher zusätzliche Informationen<br />

zu einem Foto ergänzen<br />

können. Das geht einfach,<br />

indem man diese Informationen<br />

über Button und Textfeld direkt<br />

über die Website mit uns teilt.<br />

Privates Bildmaterial erwünscht?<br />

Selbstverständlich freuen wir uns<br />

auch über neues Bildmaterial, das<br />

Archiv soll ja wachsen und gedeihen.<br />

Gerne übernehmen wir auch<br />

andere Bilder und Archive in diesen<br />

Bestand, sofern deren Inhalt<br />

mit dem österreichischen Segelsport<br />

in guter Verbindung steht.<br />

Ziel ist es schließlich, ein österreichisches<br />

Yachtsport-Archiv aufzubauen<br />

und dafür zu sogen, dass alte<br />

Archive und Dokumente, die vergessen<br />

irgendwo in Schränken<br />

schlummern, eine neue öffentliche<br />

Heimat finden, um den idealistisch<br />

Interessierten zu erfreuen und der<br />

historischen Wissenschaft auf diesem<br />

Gebiet weiterzuhelfen.<br />

Der UYC-Traditionsverband<br />

gibt die Plattform …<br />

Zwar ist der UYC-Traditionsverband<br />

ausschließlich Dachverein<br />

der österreichischen UYCs, aber<br />

wir grenzen uns mit diesem Archiv<br />

keineswegs von anderen Segelvereinen<br />

ab. Wir möchten ja die gesamte<br />

österreichische Yachtsportgeschichte<br />

mit allen Dokumenten<br />

auf dieser Plattform abbilden und<br />

würden uns auch über Beiträge anderer<br />

Vereine freuen.<br />

è www.uyc-traditionsverband.at/archiv<br />

46 4/<strong>2020</strong>


Advertorial<br />

Jetzt funkt’s!<br />

Jedem Skipper seinen Funkschein. „Doch uneingeschränkt gültig sind nur die von offiziellen Behörden ausgestellten“,<br />

weiß Franco del Fabbro. Als Chef der Funkschule Adlmanninger und Ausbildner bietet er österreichweit Funkkurse<br />

an, an deren positiven Abschluss ein weltweit gültiges SRC-Zertifikat steht.<br />

Warum ist Funkschein nicht<br />

gleich Funkschein, was macht<br />

den Unterschied?<br />

Im Grunde ist es ganz einfach: Ein<br />

behördlich ausgestelltes Funkzeugnis<br />

ist ein offizielles Dokument. Wird<br />

die Ausbildung bei einem Verein<br />

gemacht und auch der Schein von<br />

diesem ausgestellt, dann nicht.<br />

Wie kommt man in den Besitz eines<br />

behördlichen Scheins?<br />

Am Anfang steht natürlich die Ausbildung.<br />

Bevor man sich für eine<br />

Ausbildungsstätte entscheidet, sollte<br />

man also prüfen, ob abschließend<br />

auch ein offizieller Schein erworben<br />

werden kann. So gibt es beispielsweise<br />

private Kurse, an deren Ende<br />

eine Prüfung vor der österreichischen<br />

Fernmelde behörde abzulegen<br />

ist. Wer vor der Komission besteht,<br />

erhält ein UKW-Betriebszeugnis II<br />

ausgestellt, das weltweit gültig ist.<br />

Oder man macht eine rein auf das<br />

nautische Wissen fokussierte Ausbildung<br />

bei einem von der Royal<br />

Yachting Association zertifizierten<br />

Betrieb, besteht die Prüfung und erhält<br />

das RYA Marine Radio Short<br />

Range Certificate. Very british –<br />

und ebenfalls international anerkannt,<br />

das kann ich als RYA-Instructor<br />

und autorisierter Prüfer<br />

bestätigen.<br />

Du bietest an acht verschiedenen<br />

Orten in Österreich Funkkurse an …<br />

Ja, jetzt wieder, aber während der<br />

Covid-19-Epidemie ging das natürlich<br />

nicht. In dieser Zeit erfreute sich<br />

der SRC-Onlinekurs größter Beliebtheit.<br />

Er dauert ca. zehn Stunden und<br />

läuft auf Englisch, was ohnehin die<br />

internationale Funksprache ist. Am<br />

Ende des Kurses gibt es einen Vortest.<br />

Ist dieser bestanden, kann man<br />

zur Prüfung bei uns antreten.<br />

Wie lange dauert der reguläre Kurs?<br />

Grundsätzlich sind die Kurse für<br />

zwei Tage ausgelegt, z. B. Freitag<br />

18.30 bis 21.45 Uhr und Samstag<br />

8.45 bis 16.30 Uhr. Gleich<br />

im Anschluss wird die Prüfung abgelegt.<br />

Wer aus welchen Gründen<br />

auch immer nicht an beiden Tagen<br />

anwesend sein kann oder will, kann<br />

sich verpflichten, im Vorfeld drei<br />

Stunden Selbststudium nach unseren<br />

Vorgaben zu absolvieren, sodass<br />

eine Anwesenheit nur am Samstag<br />

erforderlich ist.<br />

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?<br />

Der Seminarbeitrag liegt je nach<br />

Kurs zwischen 217,– und 357,–,<br />

das RYA-VHF-Handbook ist<br />

inkludiert.<br />

Bietest du auch RYA-Segelkurse an?<br />

Klar, als Chief Instructor ab<br />

Primošten in Kroatien. Wer also<br />

auch den RYA Yachtmaster machen<br />

will, werfe einen Blick auf das White<br />

Wake-Ausbildungsprogramm.<br />

è www.seefunk.net<br />

è www.white-wake.com<br />

FRANCO DEL FABBRO<br />

ist Chef der Funkschule<br />

Adlmanninger und<br />

bietet RYA-zertifizierte<br />

SRC-Funkausbildungen<br />

in ganz Österreich an.<br />

Infos und Termine unter<br />

è info@seefunk.net<br />

Königsklasse:<br />

Funk- und Segelaus -<br />

bildung nach den<br />

Regeln der Royal<br />

Yachting Association.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

4/<strong>2020</strong> 47


Esse 330<br />

Die Essenz<br />

48 4/<strong>2020</strong>


des Segelns<br />

Ein kleines Wetterfenster am Schweizer Zürichsee<br />

erlaubte einen wunderbar entspannten Probeschlag<br />

in einer ganz speziellen Atmosphäre – so speziell wie<br />

die Esse 330 selbst, die später auf der boot Düsseldorf<br />

ihre Weltpremiere feiern durfte.<br />

Text STEFAN DETJEN | Fotos WERFT, STEFAN DETJEN<br />

4/<strong>2020</strong> 49


Esse 330<br />

Man sieht es ihm fast<br />

nicht an, doch Pokerface<br />

Josef Schuchter<br />

ist stolz auf sein neues<br />

Baby. Genau 15 Jahre nach der<br />

Lancierung schwimmt mit der 330<br />

das sechste Modell der Esse-Linie<br />

auf dem Schweizer Zürichsee.<br />

Never change a winning team –<br />

so blieb auch hier alles bei der bewährten<br />

Formel: Idee und Konzept<br />

by Josef Schuchter, Design by<br />

Umberto Felci. Gleich mit dem<br />

ersten Wurf der Esse 850 klatschte<br />

die Fachpresse, jubelten die Fach ­<br />

jurys und Segler, die sich sportlichelegant<br />

fortbewegen wollten,<br />

hatten endlich ihr Boot gefunden.<br />

Das war 2004. „Mit der Esse 330<br />

decken wir eine Nische ab. Es gab<br />

bisher auf dem Markt keine modernen,<br />

sportlichen Boote mit<br />

Daysailer-Linien, auf denen man<br />

auch bequem ein Wochenende verbringen<br />

kann“, sagt Esseboats-Chef<br />

Schuchter. Jetzt liegt der Weekender<br />

im Yachthafen von Stäfa, ein<br />

schöner schneeweißer Kontrast<br />

zu den bunten Bäumen am Ufer.<br />

GUTES VERBESSERT<br />

Schon bei den Vorbereitungen zum<br />

Auslaufen wird schnell klar, warum<br />

sich auch die neueste und kleinste<br />

Esse perfekt fürs Solosegeln eignet.<br />

Die effiziente Anordnung des<br />

Cockpitlayouts spricht Bände über<br />

die Erfahrungen der geistigen Väter.<br />

Schoten und Fallen sind dort,<br />

wo sie hingehören, im großen<br />

Cockpit bleibt genug Manöverraum,<br />

auch wenn die Crewstärke<br />

auf vier Personen anwachsen sollte.<br />

Der Torqeedo-E-Antrieb mit<br />

Saildrive könnte uns lautlos aus<br />

dem Hafen bringen, aber unter<br />

Segeln geschieht das noch leiser.<br />

Draußen herrscht gerade die Ruhe<br />

zwischen zwei Wettersystemen, nur<br />

ein leichter Hauch empfängt uns.<br />

Zum ausgestellten Carbon-Groß<br />

von North Sails gesellt sich nun<br />

auch die passende Selbstwendefock.<br />

Die Esse 330 liegt – wie alle ihre<br />

Schwestern – fein auf dem Ruder.<br />

Das Segelhandling ist einfach, auf<br />

eine Achterstag wurde verzichtet.<br />

Nur keinen unnötigen Stress!<br />

Der schlanke Rumpf der<br />

10-Meter-Yacht nimmt beim<br />

Für die Esse 330 nur<br />

das Beste, wie z. B.<br />

Segel von North Sails,<br />

Pinnenstick-Arretierung<br />

in der Cockpitwand,<br />

Teakdeck (optional),<br />

„esse“-Schriftzug in<br />

den sand gestrahlten<br />

Luken, Torqeedo-<br />

E-Antrieb u.v.m.<br />

50 4/<strong>2020</strong>


Carbon-Groß, Selbstwendefock,<br />

ausfahrbarer Bugspriet<br />

füs Gennackersegeln.<br />

„Der hydraulische Hubkiel auf dem Testboot<br />

ist optional und verringert den Tiefgang von<br />

1,9 auf 1,55 Meter.“<br />

kleinsten Windhauch Fahrt auf<br />

und der reicht auch aus, um die<br />

2,3 Tonnen Bootsgewicht in Fahrt<br />

zu halten. Das Groß der Kilos fällt<br />

unter die Rubrik „Ballastanteil“, das<br />

ergibt perfekte Stabilität. So ist Segeln<br />

ein Genuss, nur leises Glucksen<br />

entlang der Bordwand, sonst<br />

Leichtigkeit des Seins. Dahingleiten<br />

mit Aeolos’ Hilfe.<br />

Die sportliche Seite werden wir<br />

heute wohl kaum ausreizen können,<br />

aber die Leichtwindeigenschaften<br />

sprechen schon einmal für<br />

sich. Ganz wie ihre Vorgänger trägt<br />

auch die neue 330er die sportlichen<br />

Gene in sich. Wer sich die Zahlen<br />

der Esse-Klasse anschaut, kennt<br />

nicht nur die Beliebtheit, sondern<br />

auch die Performance, egal, in welchem<br />

Revier oder bei welchem<br />

Wellenbild. Einmal Racer, immer<br />

Racer – auch wenn wir heute im<br />

Slow-Genießermodus Richtung<br />

Zürich kreuzen.<br />

Gewendet wird mit links und im<br />

Handumdrehen, die Selbstwendefock<br />

flutscht auf die andere Seite,<br />

fertig. Trimm korrigieren, Pinnenstick<br />

in die Vertiefung in der Cockpitwand<br />

stecken (eine Schuchter-<br />

Erfindung) und sich zurücklehnen<br />

– auch das ist Esse-Segeln. Noch<br />

bevor der Gennaker auf dem ausfahrbaren<br />

Bugspriet voll zum Einsatz<br />

kommen kann, schläft der<br />

Wind ein. Schade, diese Erfahrung<br />

müssen wir uns wohl fürs nächste<br />

Mal aufheben.<br />

KEIN SCHNICKSCHNACK<br />

Damit problemloses Segeln möglich<br />

wird, verzichtet man am besten<br />

auf alle unnnötigen Gimmicks.<br />

Dafür sollte alles, was an Bord<br />

kommt, von allererster Güte sein.<br />

Der kundenorientierte Schuchter<br />

setzt auch hier auf Bewährtes.<br />

4/<strong>2020</strong> 51


Esse 330<br />

Der Rumpf in Sandwich-Bauweise<br />

wird in Glas-Epoxy in Italien gefertigt.<br />

Die Werft dort baut seit Jahren<br />

die Rümpfe und ist sorgfältiges<br />

Arbeiten gewöhnt. In Stäfa am<br />

Zürichsee erfolgt die Endmontage.<br />

Das Rigg inklusive Baumkicker ist<br />

aus Karbon, die Beschläge liefert<br />

Harken, das Teakdeck wie auf unserem<br />

Testboot ist optional, ebenso<br />

die mattscharzen Relingsstützen<br />

und der hydraulische Hubkiel,<br />

der den Tiefgang der Esse 330<br />

von 1,9 auf 1,55 Meter verringert.<br />

Spezialist Bartels liefert die Rollfockvorrichtung,<br />

die smart unter<br />

Deck eingebaut wird, so stört absolut<br />

nichts die elegante Linie des<br />

sportlichen Daysailers.<br />

Gepflegt sind auch die Details<br />

des hochwertigen Ausbaus. Schön<br />

die Esse-Schriftzüge in den sandgestrahlten<br />

Deckluken. Selbst die<br />

versenkbaren Klampen sind mit<br />

dem Logo versehen. Der längere<br />

Kajütaufbau steht ihr gut, das<br />

schafft den nötigen Raum fürs<br />

Wochenende.<br />

„Auf Wunsch wird auch ein Diesel aggregat<br />

eingebaut, der Torqeedo Cruise-E-Antrieb mit<br />

Saildrive passt aber viel besser zu dieser Yacht.“<br />

PERFORMANCE BRAUCHT<br />

KEINEN LUXUS<br />

Der Innenraum ist modern-minimalistisch,<br />

die langgezogenen Kabinenfenster<br />

bringen viel Licht unter<br />

Deck. Auch hier gibt es einige<br />

Optionen für den Upgrade der<br />

Wohnlichkeit, aber weniger ist oft<br />

mehr, und eingefleischte Segler<br />

brauchen nicht viel – Hauptsache,<br />

die wassersportliche Performance<br />

passt!<br />

Waschbecken und Marine-WC<br />

genügen fürs Weekend, für mehr<br />

geht man einfach an Land. Der<br />

Innenraum ist mit zwei Sofas und<br />

einem Tisch funktional aufgeteilt,<br />

es folgen zwei Sitzbänke mit Stauraum,<br />

bevor es in den Schlafteil<br />

in der Vorschiffskabine geht.<br />

Die indirekte Beleuchtung schafft<br />

eine angenehme Stimmung und<br />

wertet den Innenraum geschickt<br />

auf. Unter dem Niedergang befindet<br />

sich der Zugang zum Batteriepack<br />

des Torqeedo Cruise mit<br />

Saildrive, auf Wunsch wird auch<br />

ein Diesel aggregat eingebaut.<br />

Irgendwie passt der elektrische<br />

Antrieb jedoch besser zu dieser<br />

modernen Yacht.<br />

<br />

Esse 330<br />

Länge ü. a.<br />

Breite<br />

10 m<br />

2,55 m<br />

Segelfläche (Am-Wind) 60 m 2<br />

Tiefgang<br />

Tiefgang Hubkiel angehoben<br />

Gewicht<br />

1,90 m<br />

1,55 m<br />

2.300 kg<br />

Basispreis exkl. Ust. € 167.000,–<br />

Preis Testboot exkl. Ust. € 198.000,–<br />

Werft/Händler: Schuchter Sportboot AG, CH-8712 Stäfa<br />

è www.esseboats.ch<br />

Langgezogene Kabinenfenster<br />

bringen mehr<br />

Tageslicht in den auf<br />

Funktion getrimmten<br />

Innenraum des Daysailers.<br />

52 4/<strong>2020</strong>


MOTORYACHTEN<br />

Tipps, Trends & Neuheiten<br />

Elektro-Pionier<br />

OBERÖSTERREICH. Wer glaubt, dass<br />

Elek troboote ein neuer Trend sind, der<br />

wird von der Frauscher Bootswerft<br />

eines Besseren belehrt: Die Werft am<br />

Traunsee begann schon 1955 mit der Herstellung<br />

von Holz-Elektrobooten. Heute<br />

sind rund 50 % der von Frauscher ausgelieferten<br />

Boote emissionsfreie Elektroboote<br />

– Tendenz steigend. Noch traditionell<br />

mit Verbrennungsmotoren betreten die<br />

Oberösterreicher einen neuen Markt:<br />

Nach Mallorca und Port Grimaud gründete<br />

die Werft in Miami einen weiteren<br />

Stützpunkt. Als Vorführboote liegen eine<br />

1414 Demon Air, eine 1017 GT und eine<br />

1017 GT Air in der Marina der Ritz Carlton<br />

Residences.<br />

è www.frauscherboats.com<br />

1414 Demon Air goes Miami.<br />

Grün auf Knopfdruck<br />

Greenline hat Großes vor:<br />

Eine 68 Hybrid ist in Bau.<br />

SLOWENIEN. Die auf ihre alternativen<br />

Antriebssysteme bekannte Werft<br />

Greenline baut gerade das erste<br />

Modell ihres Flaggschiffs Greenline<br />

68 als Hybridversion, also mit Diesel-<br />

und Elektromotor. Mit einem<br />

einzigen Schalter lässt es sich von<br />

Diesel-Power auf elektrischen Antrieb<br />

umschalten und damit umweltfreundlich<br />

und emmissionsfrei<br />

cruisen. Die ersten Probefahrten<br />

im Wasser sollen im Dezember stattfinden,<br />

öffentliche Premiere soll im<br />

Februar auf der Miami International<br />

Boat Show sein.<br />

è www.greenlinehybrid.com<br />

Silent Sells<br />

KÄRNTEN. Der österreichische<br />

Pionier in punkto solar ­<br />

elektrisch betriebener Luxuskatamarane<br />

Silent Yachts<br />

darf sich über volle Auftrags ­<br />

bücher freuen. 25 Silent-<br />

Yachten mit einer Länge von<br />

55 bis 80 Fuß wurden bisher<br />

verkauft, elf ausgeliefert, acht<br />

sind in Bau – darunter eine<br />

Silent 55, vier Silent 60 und<br />

drei Silent 80. Im Bemühen,<br />

nachhaltig zu wirtschaften<br />

und neue Impulse für die<br />

Umwelt zu setzen, arbeitet<br />

man bei Silent Yachts nun<br />

mit der britischen Marke<br />

Ecoworks Marine zusammen.<br />

Diese hat sich auf umweltfreundliche<br />

Reinigungsprodukte<br />

spezialisiert.<br />

è www.silent-yachts.com<br />

Für Ihren Komfort an Bord<br />

Marine-Generatoren (ab 3,4 kW)<br />

elektrische Antriebssysteme (ab 3,8 kW)<br />

Das Dach als<br />

Stromerzeuger.<br />

www.fischerpanda.de


xxxxx xxxx<br />

Bootsbauer Mathias May und Bootsdesigner Holger Henn suchen den<br />

ultimativen Einklang mit der Natur und wollen nachhaltige Ecomobile<br />

aufs Wasser bringen, die nicht nur die Umwelt, sondern auch die Herzen<br />

der Eigner höher schlagen lassen dürften. Ihre brandneue Marke Alva<br />

Yachts mit Sitz im Niedersächsischen steht vor allem dafür, dass das Grüne<br />

nicht erst in der Verpackung, sondern schon im Innersten stecken muss.<br />

Wie das aussieht? Wir fragten nach.<br />

Text TAHSIN ÖZEN | Renderings A LVA YACH TS<br />

Ecomobile de<br />

Alva Yachts als neue Marke auf dem<br />

Markt trägt mit einem Nachhaltigkeitskonzept,<br />

das eher auf eine Umweltbewegung<br />

schließen lassen könnte als<br />

auf eine Werft. Eure Leitmotive?<br />

Mathias May: Als passionierte Segler<br />

und Wassersportler sind wir ja<br />

direkt vom Klimawandel und seinen<br />

Folgen betroffen mit immer<br />

stärker zunehmenden extremen<br />

Wetterlagen, Plastikverschmutzung<br />

der Ozeane und durch Erwärmung<br />

hervorgerufene Schäden an Korallen<br />

und Meeresfauna. Verursacher:<br />

der Mensch. Im Kleinen beginnt<br />

das z. B. abends nach einem schönen<br />

Segeltag in einer Bucht, in der<br />

man mit anderen Schiffen liegt, und<br />

um einen herum rattern die Generatoren,<br />

weil die Eigner auf ihren<br />

kalten Weißwein nicht verzichten<br />

wollen. Diese großen und kleinen<br />

Plagen haben uns zu der Frage<br />

geführt, ob man das nicht besser<br />

machen kann? Man kann, wenn<br />

man die Komfortzone verlässt und<br />

über den Tellerrand blickt.<br />

54 4/<strong>2020</strong>


Zukunft<br />

Ocean Eco 90.<br />

Was wollt ihr anders machen als<br />

die Solarpower-Mitbewerber?<br />

Holger Henn: Uns war von Anfang<br />

an wichtig, auf ein integriertes und<br />

nachhaltiges Konzept zu setzen. Wir<br />

wollen die Yacht um die Anforderungen<br />

herum konstruieren und<br />

nicht einfach nur bestehenden Entwürfen<br />

einen grünen Touch geben.<br />

Da gibt es einige, die diesen Ansatz<br />

verfolgen, der wird aber immer nur<br />

ein Kompromiss bleiben.<br />

Mathias May: Es reicht eben nicht,<br />

einfach ein paar Solarzellen auf die<br />

2.000-PS-Yacht zu kleben und einen<br />

E-Motor zu installieren. Eine<br />

E-Yacht muss von Beginn an auf<br />

seine besonderen Funktionen hin<br />

konzipiert werden, dann klappt es<br />

auch mit dem kalten Wein, ohne<br />

die ganze Bucht zu beschallen.<br />

Entwickler und Designer als Founder<br />

von Alva unter einem Dach – ein Zufall?<br />

Holger Henn: Nein, aus den vorgenannten<br />

Gründen ist es die logische<br />

Konsequenz. Als Yachtdesigner und<br />

4/<strong>2020</strong> 55


Alva Yachts<br />

Konstrukteur entwickle ich seit 20<br />

Jahren Boote und Yachten. Seit 2013<br />

leite ich die als Pica Yachts gegründete<br />

und 2019 in Alva Yachts umbenannte<br />

Firma, in dieser Zeit wurden<br />

mehr als 50 Yachten geplant und<br />

ausgeliefert. Mathias als Techniker<br />

und Yachteigner tüftelt seit früher<br />

Jugend genau wie ich an neuen,<br />

futuristischen Konzepten.<br />

Mathias May: Letztes Jahr haben<br />

wir uns zufällig auf der Messe in<br />

Singapur getroffen und im Laufe des<br />

Abends wurde schnell klar, dass wir<br />

viele Ideen und Vorstellungen teilen<br />

und uns in wichtigen Dingen auch<br />

perfekt ergänzen. Alva Yachts war<br />

geboren. Dass unsere beiden Söhne<br />

die gleiche Leidenschaft für Design<br />

und Yachtbau geerbt haben und<br />

ebenfalls mit an Bord sind, ist das<br />

Tüpfelchen auf dem i.<br />

Auffallend ist, dass Alva-Design die Solartechnik<br />

nicht verbergen will, sondern<br />

bewusst ins Erscheinungsbild integriert.<br />

Wie trifft hier Form auf Funktion?<br />

Holger Henn: Ja, wir sind überzeugt,<br />

dass grüne Technologie auch optisch<br />

sehr attraktiv sein kann, und<br />

das wollen wir zeigen. So haben wir<br />

die Dachfläche unserer Eco-Kats –<br />

bei uneingeschränktem Komfort<br />

und voller Bootsfunktion – bis auf<br />

den Rumpf heruntergezogen. Primär,<br />

um möglichst viele Solarpanele<br />

unterzubringen, das erkennt man<br />

aber erst bei genauem Hinsehen.<br />

Auf den ersten Blick ist das keilförmige<br />

Roof-Top ein stylisches<br />

Design element mit hohem Alva-<br />

Wiedererkennungswert. Das gilt im<br />

Übrigen für alle Solarpanele rund<br />

um unsere Wasserfahrzeuge, deren<br />

funktionalen Wert wir ebenso hoch<br />

setzen wie den optischen.<br />

Ocean Eco 90, Salon.<br />

Aushängeschilder sind die autarken<br />

Solarkatamarane Ocean Eco 90 und 60.<br />

Auch eine 80-Fuß-Segelyacht und<br />

spacige Floating Homes sind geplant.<br />

„ CO 2 , das sich in der Produktion nicht<br />

vermeiden lässt, wollen wir durch den<br />

Einsatz von Ökostrom ausgleichen.“<br />

Holger Henn, Designer und Co-Founder Alva Yachts.<br />

Worin liegt der Luxus innen und außen?<br />

Mathias May: Allen unseren Entwürfen<br />

liegt der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

zugrunde. Wenn wir z. B.<br />

unsere Floating Homes betrachten,<br />

dann sind diese ja nichts anderes als<br />

schwimmende Luxusyachten ohne<br />

Antrieb! Die Funktionen sind ähnlich<br />

einer Yacht. Energieversorgung<br />

sowie Wasser-und Abwasserhandling<br />

zeigen ebenfalls viele Parallelen.<br />

Auch unsere Eco Sail-Baureihe mit<br />

dem derzeitigen Flagschiff OS 82 ist<br />

eine Segelyacht, die auf maximale<br />

Autarkie ausgelegt ist und quasi nebenbei<br />

höchsten Komfort bietet.<br />

Ähnlich wie Power-Kats ist die Segelyacht<br />

mit einer großen Lithium-<br />

Batteriebank, Solarpanelen und einem<br />

E-Motor ausgerüstet, der in<br />

diesem Fall sogar die Rekuperation<br />

im Segelbetrieb ermöglicht.<br />

Holger Henn: All das erlaubt einen<br />

Yachtbetrieb, wie man ihn sonst nur<br />

vom öffentlichen Stromnetz gespeisten<br />

Zuhause kennt. All das<br />

ohne schädliche Emissionen. Dass<br />

Kochen, Warmwasserbereitung und<br />

sogar der Tenderbetrieb ohne fossile<br />

Brennstoffe möglich werden, macht<br />

uns, unseren Fans und somit den<br />

künftigen Alva-Yachts-Eignern sicher<br />

viel Freude!<br />

Die Solar-Kats sind auch in einer Hybrid-<br />

Version zu haben, Dieselgeneratoren<br />

ebenfalls. Wie lässt sich das mit dem<br />

Klimaschutz-Gedanken vereinbaren?<br />

Mathias May: Hierbei hat der Redundanz-und<br />

Sicherheitsgedanke<br />

oberste Priorität. Das Wissen um<br />

die Möglichkeit, notfalls über einen<br />

längeren Zeitraum mit hohen Geschwindigkeiten<br />

unterwegs sein zu<br />

können, ist ein nicht zu vernach ­<br />

lässigender Safety-first-Aspekt. Aber<br />

was wäre Alva Yachts, wenn wir<br />

56 4/<strong>2020</strong>


Ocean Sail 82.<br />

Ocean Eco 60.<br />

Ocean Home.<br />

nicht auch Alternativen für die ganz<br />

großen Strecken zu bieten hätten?<br />

So können wir die Yachten auf<br />

Wunsch mit Brennstoffzellen ausstatten.<br />

Das wird individuell mit<br />

dem Kunden abgestimmt und maßgefertigt.<br />

Für einen Kunden mag die<br />

Ethanol-Zelle erste Wahl sein, der<br />

andere ist vielleicht lieber mit einer<br />

Wasserstoff-Zelle unterwegs. Diese<br />

Vielfalt und unendlichen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

sind durch die<br />

Semi-Custom-Bauweise unserer<br />

Yachten ohnehin gegeben. Und<br />

selbst wenn heute noch für spezielle<br />

Einsatzbereiche ein Dieselgenerator<br />

unabdingbar ist, so kann man schon<br />

mit hocheffizienten, drehzahlgeregelten<br />

Aggregaten – wir setzen auf Spitzenprodukte<br />

von Fischer Panda –,<br />

auf einen grünen Zweig kommen.<br />

Wie viele Yachten werden aktuell gebaut,<br />

wann und wo ist der Stapellauf?<br />

Bad Pyrmont als offizieller Sitz von<br />

Alva Yachts ist rund 220 Kilometer<br />

von der nächsten Küste entfernt …<br />

Holger Henn: Wir arbeiten derzeit<br />

an zwei Yachten, ohne dabei die<br />

Entwicklung der anderen Produkte<br />

zu vernachlässigen. Die erste Yacht<br />

wird im Herbst gewassert und dann<br />

auch für erste Probefahrten zur Verfügung<br />

stehen. Unser Designbüro<br />

steht zwar mitten in Deutschland,<br />

aber Produktion und Testfahrten<br />

der Yachten erfolgen im Mittelmeer.<br />

Das Interior wird in Deutschland<br />

von einem Ausstatter für Business-<br />

Jets gefertigt, was nicht nur Garant<br />

für hervorragende Qualität, sondern<br />

auch für superleichte Bauweise<br />

ist. Montiert wird alles vor Ort.<br />

Welche langfristigen Ziele habt ihr<br />

euch gesteckt, auf welchen Märkten<br />

„ Unser Fokus liegt auf nachhaltigen<br />

Werkstoffen wie Kork, Flachs und<br />

recyceltes Metall.“<br />

Mathias May, Technischer Leiter und Co-Founder Alva Yachts.<br />

erwartet ihr hohen Zuspruch und welchen<br />

Bezug zu Österreich?<br />

Holger Henn: Wir sind dabei unser<br />

Vertriebsnetz auszubauen, der hohe<br />

Qualitätsanspruch muss natürlich<br />

auch bei unseren Partnern sicherstellt<br />

sein. Dabei haben wir unter<br />

anderem in den USA, in Skandinavien,<br />

in der Türkei und im Mittleren<br />

Osten visionäre Unternehmer gefunden,<br />

die mit ihren Firmen ähnliche<br />

Ziele verfolgen wie wir.<br />

Mathias May: Der Bezug zu Österreich<br />

ist übrigens auch da – mein<br />

Vater stammt aus der Steiermark,<br />

dem „Grünen Herzen Österreichs“,<br />

nicht wahr? Österreich ist ganz klar<br />

auch ein wichtiger Markt für uns, ist<br />

hier doch das Interesse an maritimer<br />

E-Mobilität besonders groß.<br />

Wir sind deshalb noch auf der Suche<br />

nach einem österreichischen<br />

Partner, der die Philosophie von<br />

Alva Yachts nicht nur versteht, sondern<br />

auch leben will. Kann, muss<br />

aber kein Steirer sein.<br />

<br />

4/<strong>2020</strong> 57


Sport national<br />

Top-<br />

Alternativen<br />

Die oft einzige Konstante in letzter Zeit war die Ver änderung. Nicht selten sind News-Meldungen veraltet,<br />

noch bevor sie den Leser erreichen. Daher haben wir uns einige Wassersport aktivitäten angesehen, die<br />

heuer (fast) ganz unabhängig von den Pandemie regelungen funktionieren werden.<br />

Text ROLAND REGNEMER<br />

Wir starten im mittleren<br />

Westen Österreichs, genauer<br />

gesagt in Ebensee.<br />

Der beschauliche Ort am Südufer<br />

des Traunsees ist so etwas wie das<br />

„Gallische Dorf “ des Wassersports<br />

in Österreich. Ebensee war der<br />

Dreh- und Angelpunkt der Traunseewoche,<br />

des heimischen RC44-<br />

Projektes und ist jetzt dank des am<br />

29. Mai eröffneten „The.Riverwave“<br />

das Mekka der Fluss-Surfer. Noch<br />

der Rot-Weiß-Roten, aber sobald<br />

sich die Grenzen wieder öffnen,<br />

folgen mit Sicherheit Süßwasser-<br />

Wellenreiter aus dem näheren und<br />

weiteren Ausland.<br />

Viereinhalb Jahre dauerte es von<br />

der Idee bis zum ersten Surf, Ini tia ­<br />

tor und Betreiber Max Neuböck ist<br />

begeistert: „Die Welle hat echt<br />

Druck, ist steil und groß. Wenn<br />

man sie surft, wird sie jedoch<br />

richtig sanft.“<br />

Obwohl die größte künstliche<br />

surfbare Flusswelle der Welt, ist sie<br />

auch für Einsteiger gut geeignet.<br />

Auf die Testphase und die Öffnung<br />

für alle Jahreskartenbesitzer folgt<br />

der Vollbetrieb, heißt: Tageskarten<br />

fürs eigen ständige Surfen oder<br />

Kurse für alle. Gesurft wird im<br />

„Fair Play Mode“ – rein in die Welle,<br />

bis man ausgespuckt wird oder<br />

die Oberschenkel versagen, dann<br />

wieder hinten anstellen oder eine<br />

Pause einlegen.<br />

„Wir haben uns gegen die üb liche<br />

Einteilung in Zeitslots entschieden<br />

und bieten nur Tages-, Wochenend-<br />

und Wochenkarten an. So<br />

können wir rund 100 Sur ferinnen<br />

und Surfer pro Tag in die Welle<br />

lassen“, erklärt Neuböck.<br />

è www.theriverwave.com<br />

PARK AND RIDE<br />

Auch eine Welle, aber gänzlich<br />

künstlich aufgebaut, steht seit 2017<br />

vor den Toren Wiens. Genauer gesagt<br />

auf dem Gelände der SCS in<br />

Vösendorf. Dort wanderte sie im<br />

Winter 2016/17 vom Schwarzenbergplatz<br />

hin.<br />

Chlorwasser-desinfiziert, die<br />

buchbaren Surf-Sessions werden<br />

in kleineren Gruppen umgesetzt.<br />

Mag wie in Ebensee auch hier der<br />

Zutritt zum freien Zuschauerbereich<br />

noch eingeschränkt sein – für<br />

die Surfer gelten keinerlei Restriktionen.<br />

Auch im Wettkampfbereich<br />

arbeitet das Team der City Wave<br />

FOTOS: THE.RIVERWAVE/BUERO36.AT (3), SIMA PICS/CITY-WAVE.AT (2), AGILE DIGITAL TWINS/MARKUS KREINER (2)<br />

58 4/<strong>2020</strong>


Auf dem Fluss oder auf dem Parkplatz: Künstliche Wellen am Südufer des Traunsees und vor den Toren Wiens bringen das Wellenreiten<br />

von den angesagtesten Meeresstränden auch in das klein-feine Binnenland Österreich.<br />

Wenden, Halsen und<br />

Penalties: Auch in der<br />

virtuellen Segelwelt<br />

geht es voll zur Sache.<br />

auf Hochtouren an einer Rumpfsaison.<br />

„Eine Neuauflage der<br />

Citywave Pro Tour“ ist für heuer<br />

– so wie fast alle internationalen<br />

Events – mit ziemlicher Sicherheit<br />

auszuschließen. Für die österreichische<br />

Meisterschaft Anfang<br />

September stehen aber derzeit<br />

alle Ampeln auf Grün“, gibt sich<br />

Michael Krikula seitens der Betreiber<br />

zuversichtlich.<br />

Wen also die Sehnsucht nach<br />

Sonne, Sand, Meer und Swell<br />

plagt, der muss zwar heuer wohl<br />

auf salzige Lippen verzichten, auf<br />

das Surferlebnis vor den Toren<br />

aber ganz bestimmt nicht.<br />

è www.city-wave.at<br />

E-SAILING<br />

Wem die Wellen zu wild und das Wasser<br />

zu kalt ist, dem bleibt immer noch<br />

die Flucht in die virtuelle Realität. Erfreute<br />

sich das simulierte Wettsegeln<br />

am Computer zuletzt schon steigender<br />

Beliebtheit, so brachte der Corona-<br />

Lockdown den endgültigen Durchbruch.<br />

Im Herbst steigt bereits zum<br />

dritten Mal die E-Sailing-Weltmeisterschaft<br />

unter der Schirmherrschaft –<br />

man höre und staune – des „echten“<br />

Weltsegelverbandes. Europameisterschaften<br />

sind in Vorbereitung, auf nationaler<br />

Ebene gibt es in zahlreichen<br />

Ländern bereits eigene Meisterschaften<br />

und Ligen.<br />

In Österreich hat sich mit Johannes<br />

Sablatnig bereits ein erster „Virtual<br />

Race Officer“, also ein Wettfahrtleiter<br />

für virtuelle Regatten, etabliert. Während<br />

des Lockdowns hat er in seiner<br />

Funktion als Vorstandsmitglied der<br />

Österreichischen Laser-Klassenvereinigung<br />

eine Regattaserie im weltweiten<br />

Web für seine jungen Segler etabliert.<br />

Der Erfolg zog gleich die erste<br />

Clubmeisterschaft nach sich, auch<br />

eine Club-Liga analog der Segelbundesliga<br />

ist bereits im Laufen.<br />

Während der intensivsten Phase der<br />

Corona-Pandemie wurde eine rotweiß-rote<br />

Internet-Plattform dazu aus<br />

dem Boden gestampft. Auf dieser werden<br />

neben laufender Berichterstattung<br />

zu nationalen und internationalen<br />

Events auch kommentierte Live-Übertragungen<br />

heimischer E-Sailing-Highlights<br />

gezeigt.<br />

è www.e-sailing.at<br />

<br />

IMPRESSUM<br />

MEDIENINHABER: Satz- und Druck-Team GmbH,<br />

Feschnigstraße 232, 9020 Klagenfurt, +43 463/461 90 25,<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at, office@<strong>ocean7</strong>.at,<br />

Firmenbuchnummer 105347 y, Landes gericht Klagenfurt,<br />

UID ATU 25773801 · ANWENDBARE VOR-<br />

SCHRIFT: Österreichische Gewerbeordnung, Mediengesetz<br />

(www.ris.bka.gv.at) · GESCHÄFTS FÜHRER:<br />

Wolfgang Forobosko · CHEF REDAKTION: Tahsin Özen,<br />

1180 Wien, redaktion@<strong>ocean7</strong>.at · ART-DIREKTION:<br />

Catharina Pichler · GRAFISCHES KONZEPT: Thomas<br />

Frik, www.viertelbogen.at · MIT ARBEITER DIESER<br />

AUSGABE: Inga Beitz, Christophe Favreau, Stefan<br />

Detjen/wave-mag.ch, Mag. Wolfgang Gemünd, Wolfgang<br />

Hausner, Bernd Hofstätter, Dr. Reinhard Kikinger,<br />

Dr. Meinhard Knitel, Univ.-Prof. Dr. Sebastian Kummer,<br />

Mag. Manuel Marinelli, Günter Paschwöll, Thomas<br />

Pernsteiner, Roland Regnemer, Gottfried Titzl Rieser,<br />

Dr. Bobby Schenk, Markus Silbergasser, Alexandra<br />

Schöler-Haring, Prof. Clemens Stecher, Marco Steiner,<br />

Artur Vlasaty, Dr. Barbara Wirleitner, Dr. Alfred Zellinger<br />

· PRODUKTION UND DRUCK: Satz- und Druck-Team<br />

GmbH · ANZEIGEN: Bernd Hofstätter +43 664/552 09 32,<br />

b.hof staetter@<strong>ocean7</strong>.at · EINZELVERKAUFSPREIS: Österreich<br />

€ 4,90 · ABO-PREISE: Bezugs preis Inland für<br />

sechs Ausgaben: € 29,– · ABO-BESTELLUNG: abo@<strong>ocean7</strong>.at,<br />

www.<strong>ocean7</strong>.at · VERTRIEB: Presse Großvertrieb<br />

Austria Trunk GmbH, St. Leonharder Straße 10,<br />

5081 Anif/Salzburg · Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen<br />

Grenzen des Urheberrechts gesetzes bedarf der Zustimmung<br />

des Herausgebers. Die Ver wendung von Zitaten<br />

aus Berichten für Anzeigen ist möglich. Durch Annahme<br />

eines Manuskripts erwirbt der Herausgeber das ausschließliche<br />

Recht zur Veröffent lichung. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung<br />

übernommen. Alle Rechte, auch die Übernahme von<br />

Beiträgen nach § 44 Abs. 1 u. 2 Urheberschutzgesetz, sind<br />

durch den Herausgeber genehmigungspflichtig. Bei<br />

Nichtbelieferung ohne Heraus geber-Verschulden oder<br />

wegen Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche<br />

gegenüber dem Herausgeber.<br />

Verantwortlich für die Mitteilungen des YCA: Yacht<br />

Club Austria, Generalsekretariat 4020 Linz, Lederer gasse<br />

88, www.yca.at · Verantwortlich für die Mitteilungen<br />

des MSVÖ: Motor bootsport und Seefahrts Verband<br />

Österreich, Forchheimergasse 34/118, 1230 Wien,<br />

www.msvoe.at<br />

Jury-Mitglied<br />

4/<strong>2020</strong> 59


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Juli/August <strong>2020</strong><br />

Gefangen im Atlantik<br />

Schon bei der Abreise aus Innsbruck Anfang März befürchteten wir Reisebeschränkungen in Verbindung mit der<br />

Corona-Krise. So waren wir froh, die Bermudas ohne Schwierigkeiten per Flug über London erreicht zu haben.<br />

Nach vier Tagen auf den Bermudas gingen wir am 12. März an Bord der Eye of the Wind, einer 40 Meter langen<br />

Brigg unter der Flagge von Jersey. Insgesamt waren wir 20 Personen, davon neun Crewmitglieder und elf Gäste.<br />

Text und Fotos INGRID KRISMER UND FRANZ VOGLER<br />

Am 13. März hieß es „Leinen<br />

los“! Schon zu Beginn der<br />

Fahrt kam der Wind meist<br />

aus der falschen Richtung, sodass<br />

wir nicht auf kürzestem Kurs die<br />

Azoren ansteuern konnten. Das<br />

Wetter gestaltete sich durchaus<br />

rau und kühl, wir benötigten bei<br />

unseren täglichen Wachen meist<br />

unsere Offshore-Kleidung.<br />

Am vierten Tag nach unserer<br />

Abfahrt informierte uns Captain<br />

Fabian, dass unser Zielhafen Horta<br />

auf den Azoren aufgrund der Corona-Krise<br />

gesperrt ist. Was tun?<br />

Zurück nach Bermuda oder weiterfahren?<br />

Die Entscheidung fiel auf<br />

Weiterfahren. Eine gute Entscheidung,<br />

wie sich später herausstellen<br />

sollte, da zwischenzeitlich die<br />

meisten Karibik-Inseln gesperrt<br />

und alle Flüge gestrichen waren.<br />

Unsere Hoffnung bestand darin,<br />

dass unsere 17-tägige Überfahrt als<br />

Quarantäne anerkannt werden<br />

würde, nachdem keine Krankheitsfälle<br />

an Bord aufgetreten waren.<br />

Auf den Azoren angekommen,<br />

mussten wir vor Anker liegen,<br />

da die Behörden jeweils nur ein<br />

Schiff zu Versorgungszwecken<br />

im Hafen von Horta anlegen ließen.<br />

Da hier ein ausgezeichnetes<br />

Handy netz vorhanden ist, konnten<br />

wir uns beim österreichischen Außenministerium<br />

als Notfall melden.<br />

Durch zahlreiche Telefonate<br />

mit der Heimat und Internetzugang<br />

erfuhren wir mehr über die<br />

aktuelle Situation in Europa.<br />

Auch Portugal, Spanien und<br />

Frankreich hatten zwischenzeitlich<br />

„Stürmisch“ war die<br />

Atlantiküberquerung<br />

mit der Brigg Eye of<br />

the Wind von den<br />

Bermudas bis in die<br />

Niederlande nicht nur<br />

wegen des Wetters,<br />

sondern auch wegen<br />

der Corona-Epidemie,<br />

die in Europa ausge -<br />

brochen war.<br />

60 4/<strong>2020</strong>


ihre Grenzen geschlossen. Unsere<br />

Freunde empfahlen uns, an Bord<br />

der „Arche Noah“ zu bleiben und<br />

uns vom Festland möglichst fernzuhalten.<br />

Schließlich konnten wir<br />

nach drei Tagen vor Anker im<br />

Hafen von Horta anlegen und<br />

Wasser, Diesel und einige Lebensmittel<br />

bunkern. Landgang war<br />

jedoch verboten.<br />

Am 4. April verließen wir Horta<br />

in Richtung Ärmelkanal. Unser<br />

Ziel war ein x-beliebiger Hafen in<br />

Europa. Wir versuchten die Distanz<br />

von 1.225 Seemeilen auf kürzestem<br />

Kurs zurückzulegen. Mit<br />

einer durchschnittlich versegelten<br />

Strecke von 135 Seemeilen pro Tag<br />

waren wir am 12. April (Ostersonntag)<br />

150 Seemeilen von der<br />

Südwestspitze Englands entfernt,<br />

als uns eine Sturmwarnung (Windstärke<br />

8 bis 10 aus Nordost) für den<br />

13. April für das Seegebiet Ärmelkanal<br />

erreichte.<br />

Der Captain wollte kein Risiko<br />

eingehen und änderte den Kurs in<br />

Richtung französische Küste, wo<br />

wir in Douarnenez südlich von<br />

Brest am Ostermontag ankamen.<br />

Crew und Gästen waren Müdigkeit<br />

und Frustration wegen der Ungewissheit<br />

anzumerken. Wir kontaktierten<br />

die österreichische Botschaft<br />

in Den Haag, die schon über<br />

unsere Situation Bescheid wusste<br />

und uns empfahl, die Niederlande<br />

anzulaufen, da alle anderen Grenzen<br />

bereits gesperrt waren.<br />

Als sich der Sturm am 15. April<br />

legte, ging die Fahrt in Richtung<br />

Ärmelkanal weiter. Unser Ziel war<br />

Harlingen in den Niederlanden. In<br />

der Nacht zum 18. April zogen<br />

dann starke Gewitter mit Wind aus<br />

wechselnder Richtung und Stärken<br />

von 5 bis 45 Knoten durch. Es war<br />

echte Schwerarbeit, das Schiff auf<br />

Kurs zu halten, zumal jede Kursabweichung<br />

von der „Canal Control“<br />

per Funk beanstandet wurde. Wir<br />

kämpften uns weiter gegen Wind,<br />

Wellen und Strom entlang der belgischen<br />

und niederländischen Küste<br />

Richtung Harlingen, wo uns von<br />

den Behörden zugesichert wurde,<br />

an Land gehen zu dürfen.<br />

Bei teilweise nur zwei Knoten<br />

Fahrt über Grund verbrauchten<br />

wir bis zu 35 Liter Diesel pro Stunde.<br />

Die Wetterumstände und der<br />

zur Neige gehende Dieselvorrat<br />

zwangen uns, vor der Hafeneinfahrt<br />

nach Amsterdam die Nacht<br />

vor Anker zu verbringen, um besseres<br />

Wetter abzuwarten. Inzwischen<br />

wurden auch die Wasservorräte<br />

knapp, duschen ging nimmer.<br />

Am 20. April, Tag sechs nach unserer<br />

Abfahrt aus der Bucht von<br />

Douarnenez, war immer noch keine<br />

Wetterbesserung in Sicht.<br />

Die Hafenbehörden entschlossen<br />

sich, uns am 20. April in der Marina<br />

Seaport IJmuiden bei Amsterdam<br />

anlegen zu lassen – wo wir<br />

dann auch erstmals nach 39 Tagen<br />

auf See Festland betreten konnten.<br />

Zu besonderem Dank sind wir<br />

dem österreichischen Außenministerium<br />

und der Botschaft verpflichtet,<br />

welche uns mit wertvollen Hinweisen<br />

und Tipps eine reibungslose<br />

Heimreise ermöglichte.<br />

YACHT CLUB AUSTRIA<br />

GENERALSEKRETARIAT<br />

Estermannstraße 6, 4020 Linz<br />

+43(0)732 781086, office@yca.at<br />

www.yca.at<br />

COMMODORE<br />

Christian Schifter<br />

+43(0)664 5315353<br />

cschifter@yca.at<br />

CREW WIEN, NÖ, BURGENLAND<br />

Crew-Commander<br />

Günther Holzinger<br />

+43(0)664 2108020<br />

guenther.holzinger@yca.at<br />

CREW SALZBURG<br />

Crew-Commander<br />

Hubert Kraft<br />

+43(0)664 9645011<br />

hubert.kraft@yca.at<br />

CREW OBERÖSTERREICH<br />

Crew-Commander,<br />

Generalsekretär<br />

Thomas Hickersberger<br />

+43(0)676 3067224<br />

thomas.hickersberger@yca.at<br />

CREW TIROL UND VORARLBERG<br />

Crew-Commander<br />

Johannes Lindig<br />

+43(0)660 5208136<br />

j.lindig@tsn.at<br />

CREW KÄRNTEN<br />

Crew-Commander<br />

Fritz Abl<br />

+43(0)664 2436871<br />

office@yca-crew-ktn.at<br />

www.yca-crew-ktn.at<br />

CREW STEIERMARK<br />

Crew-Commander<br />

Mike Hecker<br />

+43/(0)676 86643046<br />

mike.hecker@yca.at<br />

CREW JUGEND<br />

Jugendbeauftragter<br />

Matthias Eckerstorfer<br />

+43(0)650 5583470<br />

matthias.eckerstorfer@gmail.com<br />

Ausbildung und Clubabende Juli/August <strong>2020</strong><br />

14. Juli Linz-Süd Clubabend – Stammtisch<br />

18. Juli Wien, Alte Donau Jugend Sail Days <strong>2020</strong><br />

19. Juli Solent (8 Tage) Gezeiten-Stromrevier<br />

(Ausbildungswoche)<br />

26. Juli Attersee, Aufham Jugend Sail Days <strong>2020</strong><br />

1. August Wien und Neusiedler See Competent Crew F2 (3 Weekends)<br />

1. August Attersee (2 Tage) Damensegeln<br />

8. August Izola (8 Tage) Competent Crew F1<br />

(1 Woche auf dem Schiff)<br />

11. August Linz-Süd Clubabend – Stammtisch<br />

22. August Schottland (8 Tage) Innere Hebriden (Segeln Spezial)<br />

22. August Thaler See Jugend Sail Days <strong>2020</strong><br />

29. August Kroatien (8 Tage) Jugendtörn Crew OÖ<br />

29. August Punat (8 Tage) Segeln, Wandern und Meer<br />

Kurzfristige Änderungen wegen Corona-Krise vorbehalten, siehe<br />

è www.vereinonline.yca.at<br />

Crew Kärnten: Clubabende 14-tägig,<br />

Ort und Datum siehe è www.yca-crew-ktn.at<br />

AUSBILDUNG<br />

YCA-Ausbildungsleiter<br />

Gottfried „Titzl“ Rieser<br />

+43(0)664 3706027<br />

gottfried.rieser@yca.at<br />

NAUTISCHES<br />

KOMPETENZ-ZENTRUM<br />

Wolfgang Hurch<br />

+43 (0)732 781086<br />

wolfgang.hurch@yca.at<br />

4/<strong>2020</strong> 61


YACHT CLUB AUSTRIA<br />

News Juli/August <strong>2020</strong><br />

Hidden Heroes<br />

Während schön langsam der Alltag wieder einkehrt und die Yachten wieder gesegelt werden können,<br />

schweifen die Gedanken dennoch immer wieder an dieses Horror-Frühjahr <strong>2020</strong> zurück: Ab Mitte März<br />

hieß es bekanntlich Daheimbleiben, Kurzarbeit, womöglich Arbeitslosigkeit, keine Clubtreffen, keine<br />

Versammlungen, alle Restaurants geschlossen, keine Trainings-, Club- und Prüfungstörns, alle Regatten<br />

gecancelt. Das Vereinsleben im YCA war auf Eis gelegt.<br />

Text GOTTFRIED TITZL RIESER | Fotos YCA<br />

Wirklich auf Eis? Mitnichten<br />

– fast könnte man sagen,<br />

ganz im Gegenteil! Es gab<br />

engagierte Mitglieder, Funktionäre<br />

und Trainer, die das Räderwerk mit<br />

Hochdruck am Laufen hielten. Einige<br />

von ihnen wollen wir hiermit<br />

gerne mit großem Applaus vor den<br />

Vorhang bitten:<br />

Wolfgang Hurch, als hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter im Nautischen<br />

Kompetenzzentrum des YCA, Trainer<br />

und Ausbildungsreferent in OÖ,<br />

befand sich im Zentrum des Geschehens.<br />

Er richtete unmittelbar<br />

nach der Messe Tulln ein Home-<br />

Office bei sich zu Hause ein und<br />

koordinierte dort sieben Wochen<br />

hindurch sämtliche Anfragen unserer<br />

Mitglieder. Er „erfand“ unsere<br />

Webinare, organisierte die Absagen<br />

der geplanten Törns, checkte die<br />

Buchhaltung und das Finanzwesen,<br />

arbeitete die Messe Tulln so nebenbei<br />

auf und war bis zu viermal am<br />

Tag als Referent in einem seiner<br />

Webinare eingeteilt.<br />

Oder Mike Hecker, Crew-Commander<br />

aus der Steiermark – ihn<br />

traf die Corona-Pandemie wie ein<br />

Blitz aus heiterem Himmel. Der Gebirgssegler-Cup,<br />

die größte YCA-<br />

Hochseeregatta hätte Mitte April<br />

stattfinden sollen. Als die behördlich<br />

verordneten Restriktionen starteten,<br />

war ihm sofort klar: Der GSC konnte<br />

in der geplanten Zeit nicht stattfinden.<br />

Die Konsequenzen: neuen Termin<br />

organisieren, seinen Teilnehmern<br />

– immerhin 30 Yachten mit<br />

160 Crewmitgliedern – absagen,<br />

neue Ausschreibung formulieren,<br />

neue Teilnehmer anmelden, Race-<br />

Officials organisieren, Unterbringung<br />

in den Marinas sicherstellen, Catering<br />

besorgen, Geld zurückzahlen,<br />

unzählige Telefonate führen, E-Mails<br />

nach Feierabend verfassen … Alles<br />

ehrenamtlich, ohne auch nur einen<br />

Cent dafür zu bekommen. Mike hat<br />

es geschafft: Der GSC <strong>2020</strong> findet<br />

vom 25. bis 29. Oktober <strong>2020</strong> statt.<br />

YCA-Services und -Leistungen<br />

Wir bauen laufend unser Netzwerk zu<br />

starken Partnern aus. Damit können<br />

wir unseren YCA-Mitgliedern attraktivste<br />

Konditionen in vielen Bereichen<br />

an bieten: è www.yca.at<br />

Marinas: Sondertarif für Tages- bzw.<br />

Jahres-Liegeplätze. Italien: Marina<br />

Certosa (Venedig), Marina Aprilia<br />

Marittima (Lignano). Kroatien: Marina<br />

Vrsar, Marina Funtana, Marina Punat,<br />

Marina Frapa in Rogoznica und Dubrovnik,<br />

Marine Project Iberia, Port<br />

Roda de Bara (bei Barcelona)<br />

Charter: Müller Yachtcharter, Phoenix<br />

Yachting, Offshore Boote (Kroatien),<br />

Bav Adria Charter (Kroatien), My<br />

SeaTime Yachtcharter d.o.o. (Kroatien),<br />

Ionian Charter (Griechenland),<br />

Four Seasons Yachting (Deutschland).<br />

Service: <strong>ocean7</strong>-Magazin, Seahelp<br />

GmbH, Seemannsladen.at.<br />

Versicherung: Pantaenius<br />

YCA-Stützpunkte: Marina Vrsar, Marina<br />

Funtana, Marina Punat, Marina Frapa,<br />

Ionian Charter.<br />

Interessierten Sponsoren und Partnern<br />

bieten wir gerne attraktivste Kooperationsformen<br />

und Möglichkeiten<br />

für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Auf Ihre Anfragen und Vorschläge<br />

an unser Marketing Team freuen<br />

wir uns bereits jetzt:<br />

è marketing@yca.at<br />

Als YCA-Mitglied<br />

genießt man<br />

viele Vorteile,<br />

so z. B. auch in<br />

der Marina Frapa<br />

in Rogoznica.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

MASTERS OF WEBINARE<br />

Da waren auch unsere Trainer, die<br />

sich spontan bereit erklärten, unsere<br />

„Webinare“ als Videokonferenzen mit<br />

spannenden Themen zu füllen. Gottfried<br />

Grabner, OSI, meinte dazu:<br />

„Die Webinare waren oft binnen zwei<br />

Stunden ausgebucht – das motiviert<br />

schon sehr und bestätigt, dass wir<br />

auf das richtige Pferd gesetzt haben.<br />

Natürlich lernen wir auch dazu und<br />

manche Themen sind zu komplex,<br />

als dass man sie in einer Stunde umfassend<br />

referieren kann – aber wir<br />

bleiben dran!“<br />

Harald Schwanzer, OSI aus der<br />

Crew Steiermark, bemerkte in sei ­<br />

nen Vorträgen einen interessanten<br />

Aspekt: „Normalerweise treffen homogene<br />

Ausbildungsstufen aufeinander,<br />

also Anfänger mit Anfänger,<br />

Professionals mit Professionals. Das<br />

Webinar war ein super Medium, um<br />

62 4/<strong>2020</strong>


Wolfgang Hurch<br />

Harald Neumayer<br />

Mike Hecker<br />

Offene Karten<br />

Text WOLFGANG HURCH UND<br />

ANTON KNIERZINGER<br />

OPENSEAMAP. Ein Projekt, das frei nutzbare nautische<br />

Daten nach dem Wiki-Prinzip sammelt, daraus<br />

Seekarten erstellt und diese dann ohne rechtliche<br />

Einschränkungen (kostenlos) nutzbar macht. Angezeigt<br />

werden Leuchtfeuer, Seezeichen, Hafenanlagen<br />

und viele nützliche Informationen, leider noch nicht<br />

überall die genauen Tiefenangaben. Aber zur Planung<br />

von Segeltörns, zur Dokumentation oder zur<br />

Darstellung von Informationen sind diese Karten<br />

sehr geeignet. Man kann sie nämlich in Webseiten<br />

einbauen und durch crew-eigene Informationen ergänzen.<br />

Als App können sie auch offline verwendet<br />

werden. Zahlreiche nützliche Informationen wie<br />

Wetter, Marine Traffic und Meeresprofil können in<br />

die Karte eingeblendet werden. Für den Landgang<br />

stehen Straßenkarte, Wikipedia-Informationen über<br />

Sehenswürdigkeiten und Luftbilder zur Verfügung.<br />

Die Seezeichen auf der Karte sind klickbar und zeigen<br />

dann ihre vollständige OSM-Definition.<br />

è map.openseamap.org<br />

Rotina Mihai<br />

hier Brücken zu schlagen. So<br />

konnten Beginner vom breiten<br />

Know-how der YCA-Familie unmittelbar<br />

profitieren.“<br />

In dieselbe Kerbe schlägt auch<br />

Christian Sperner, OSI: „Es war<br />

spannend und gut, dass die Webinare<br />

von so vielen erfahrenen<br />

Nautikern in Anspruch genommen<br />

wurden – wahrscheinlich hat<br />

die Streuung der Themen für Einsteiger<br />

bis zu den Profis einen<br />

wichtigen Beitrag dafür geliefert.“<br />

Rotina Mihai aus Wien wiederum<br />

verwirklichte die Idee, einen<br />

Clubabend als Videokonferenz zu<br />

gestalten. Als Thema hatte sie sich<br />

die Präsentation der „YCA-Skippermappe“<br />

ausgesucht. Ihre Motivation:<br />

„Im YCA haben wir eine<br />

riesige Schatzkiste voll mit Unterlagen,<br />

mit Know-how und mit Expertisen<br />

– wir können so vieles<br />

unseren Mitgliedern zur Verfügung<br />

stellen!“<br />

Dass sich die Webinare nicht<br />

von alleine entwickeln, weiß auch<br />

Franz Schalk: „Ich kalkuliere mit<br />

Gottfried Rieser<br />

mindestens 6 bis 8 Stunden Vorbereitungszeit<br />

für 60 Minuten<br />

Vortrag im Webinar – gute Vorbereitung<br />

ist die halbe Miete!“<br />

Harald Neumayer, Ausbildungsreferent<br />

in Wien befasste<br />

sich mit Themen, die vor allem<br />

dem Fahrtensegler und Charterer<br />

entgegenkommen: „Wer weiß<br />

schon, was man mit dem Leatherman<br />

alles reparieren kann, wenn<br />

das geeignete Werkzeug fehlt?“<br />

Und wie man dem „Pfusch an<br />

Bord“ den Kampf ansagt.<br />

Die Liste unserer „Hidden<br />

Heroes“ würden wir gerne fort ­<br />

setzen, sobald wir ausreichend<br />

Platz finden. Erst in Krisenzeiten<br />

beweist sich die Stärke einer Organisation<br />

– das wurde mit dieser<br />

großartigen Initiative eindrucksvoll<br />

unter Beweis gestellt!<br />

In Summe haben wir bis Redaktionsschluss<br />

rund 80 Webinare<br />

durchgeführt und auf diesem Weg<br />

weit über 700 Teilnehmer vom<br />

Bodensee bis zum Neusiedler See<br />

erreicht.<br />

P.M. Planetarium: Mit<br />

dem Nachtlichtmodus<br />

und der Helligkeitseinstellung<br />

passt<br />

sich die Ansicht an<br />

die realen Licht- und<br />

Sichtverhältnisse<br />

an. Die Planeten sind<br />

durch eine relative<br />

Helligkeitsdarstellung<br />

einfach zu finden.<br />

Sterngucker-App<br />

P.M. PLANETARIUM. Die Sterngucker-App zeigt den<br />

Himmel in seiner realen Ansicht, egal, in welchem<br />

Winkel man das Handy oder das Tablet auch hält.<br />

Egal, ob im Atlantik oder in der Karibik, natürlich<br />

nur im Freien, da offline auf GPS-Basis und kein Internet<br />

erforderlich. Sie halten einfach Ihr Smartphone<br />

in den Himmel, blicken in das Universum und<br />

lernen neue Sterne, Planeten und Sternbilder kennen.<br />

Dank der 360°-Ansicht können Sie sich sofort<br />

orientieren und Objekte am Himmel identifizieren.<br />

è www.apple.com è play.google.com<br />

4/<strong>2020</strong> 63


M<br />

V<br />

S<br />

Ö<br />

MOTORBOOTSPORT UND SEEFAHRTS VERBAND ÖSTERREICH<br />

News Juli/August <strong>2020</strong><br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

JachtVO<br />

ist in Kraft<br />

In der letzten Ausgabe habe ich bereits erwähnt, dass heuer eine neue Jachtverordnung in Kraft tritt.<br />

Dies ist am 8. Mai geschehen. Die neue Verordnung reguliert Prüfungen zur „Ausstellung eines<br />

Internationalen Zertifikates zur Führung von Jachten“ und betrifft daher alle Ausbildungsangebote, die<br />

das Ziel haben, zu so einer Prüfung anzutreten. Andere Ausbildungsangebote wie Manövertraining,<br />

Segeltraining, Sturmtraining und ähnliches sind davon nicht betroffen.<br />

Text HARALD MELWISCH<br />

Die Abwicklung der Prüfungen<br />

und die Inhalte für den<br />

österreichischen IC (International<br />

Certificate) waren bis<br />

jetzt in der Verordnung „JachtPrO“<br />

festgelegt. Nun wurde diese durch<br />

die überarbeitete neue Verordnung<br />

„JachtVO“ ersetzt.<br />

Rund 1.200 ÖsterreicherInnen<br />

erwerben derzeit pro Jahr ein<br />

österreichisches IC. Nun aber<br />

müssen Ausbildungsstätten ihre<br />

Kursinhalte an die neue Verordnung<br />

anpassen und Prüfungsorganisationen<br />

ihre Prüfungen entsprechend<br />

neu strukturieren.<br />

WAS ÄNDERT SICH?<br />

1. Die maximale zeitliche Frist<br />

zwischen Theorieprüfung und<br />

Praxisprüfung betrug bisher zwei<br />

Jahre, nun sind es drei Jahre. Diese<br />

Regelung kommt gerade recht für<br />

alle, die 2018 oder 2019 die Theorieprüfung<br />

FB2 gemacht haben und<br />

in diesem Frühjahr die Praxisprüfung<br />

machen wollten. Dies war ja<br />

wegen Corona nicht möglich.<br />

Diese Frist ist gekoppelt an eine<br />

dreijährige Aufbewahrungsfrist<br />

für die Prüfungsunterlagen bei<br />

den Prüfungsorganisationen.<br />

Für den Fahrtbereich FB3 gibt es<br />

bekanntlich keine gesonderte Praxisprüfung.<br />

Personen, die die Theorieprüfung<br />

FB3 gemacht haben,<br />

müssen zur Ausstellung des IC FB3<br />

die geforderten Seemeilennachweise<br />

erbringen. Dafür haben sie jetzt<br />

auch nur drei Jahre Zeit. Für den<br />

Fall, dass die Theorieprüfung FB3<br />

vor der Praxisprüfung FB2 erfolgt<br />

(was erlaubt ist), läuft die Frist ab<br />

der Praxisprüfung FB2.<br />

2. Alle Prüfungen enthalten die<br />

Prüfungsinhalte für einen Befähigungsausweis<br />

„Motor“. Das<br />

optionale „Motormodul“ der Jacht­<br />

PrO ist nun integriert und verpflichtend.<br />

Dadurch führt jede Prüfung<br />

zum Berechtigungsumfang<br />

„Motor“. Ein Zusatzmodul führt<br />

zu einem Berechtigungsumfang für<br />

„Motor und Segel“. Somit gibt es<br />

nur noch Befähigungsausweise für<br />

„Motor“ oder „Motor und Segel“.<br />

3. Die Anzahl nachzuweisender<br />

Seemeilen und Nachtfahrten<br />

für die einzelnen Fahrtgebiete ist<br />

praktisch gleich geblieben. Bordtage<br />

müssen aber nicht mehr nachgewiesen<br />

werden, für FB3 ist keine Fahrt<br />

von 50 Stunden mehr nötig und für<br />

FB4 kein Anlaufen von vier Gezeitenhäfen<br />

und keine große Überfahrt<br />

von 500 Seemeilen.<br />

Dadurch wären die Anforderungen<br />

theoretisch übersichtlicher, ein<br />

leichter Hang zur Verkomplizierung<br />

zeigt sich im Detail: Seemeilen für<br />

einen Befähigungsausweis „Motor“<br />

können auf Motorbooten oder Segelbooten<br />

mit Motorantrieb gefahren<br />

werden und können weniger<br />

Seemeilen beinhalten. Für „Motor<br />

und Segel“ können Seemeilen teil­<br />

DI HARALD MELWISCH<br />

Präsident des „King<br />

Yachting Club“,<br />

Prüfungsreferent des<br />

MSVÖ – Motorbootsport<br />

und Seefahrts Verband<br />

Österreich und langjähriger<br />

Experte auf dem<br />

Gebiet der Berufs- und<br />

Freizeitschifffahrt.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

64 4/<strong>2020</strong>


weise auf Motorbooten gefahren<br />

werden, teilweise auf Segelbooten<br />

und teilweise auf Segelbooten ohne<br />

Motor und müssen mehr Seemeilen<br />

sein als für „Motor“.<br />

Beispiel FB2: Für „Motor“ sind<br />

300 Seemeilen nötig auf Motorbooten<br />

oder Segelbooten mit Motor ­<br />

antrieb. Für „Motor und Segel“ sind<br />

500 Seemeilen nötig, maximal 300<br />

davon können auf Motorbooten<br />

gefahren sein, mindestens 200 auf<br />

Segel booten mit Motorantrieb und<br />

maximal 200 auf Segelbooten ohne<br />

Motorantrieb. Die Aufschlüsselung<br />

für die anderen Fahrtgebiete ist auf<br />

der neuen Homepage des MSVÖ<br />

nachzulesen.<br />

Der Nachweis von Seemeilen war<br />

in der früheren JachtPrO nur mit<br />

Stapeln von Logbüchern möglich,<br />

jetzt genügt eine (in der Verordnung<br />

definierte) Seemeilenbestätigung.<br />

Der Hang zur Verkomplizierung<br />

hat auch hier zugeschlagen:<br />

Ausgenommen sind eigene Skippermeilen<br />

(für FB3 und FB4 vorgeschrieben),<br />

diese müssen per Logbuch<br />

nachgewiesen werden.<br />

4. Lernziele für die einzelnen<br />

Fahrtbereiche sind zwischen den<br />

Fahrtbereichen verschoben worden.<br />

Daher müssen alle Fragenkataloge,<br />

Karten- und Gezeitenarbeiten für<br />

die Theorieprüfungen neu gestaltet<br />

werden. Auch Strukturen ändern<br />

sich: Die Kartenarbeit FB2 hat<br />

14 Fragen statt 15, Kartenarbeit<br />

FB3 hat 9 Fragen statt 10 usw.<br />

Tipp: Wer demnächst die<br />

neue Praxis prüfung ablegen<br />

will, übe den Schotstek!<br />

Gelingt dieser nicht, ist die<br />

Prüfung vermasselt!<br />

FOTO: HARALD<br />

Die optionale Prüfung zum Pyrotechnik-Ausweis<br />

bleibt unverändert<br />

möglich.<br />

5. Die Praxisprüfung für den<br />

Befähigungsumfang „Motor“ kann<br />

jetzt auch auf einem Segelboot mit<br />

Motorantrieb absolviert werden.<br />

Da die meisten Prüfungen die Be ­<br />

fähigung „Segel“ beinhalten, vereinfacht<br />

sich dadurch die Prüfung zur<br />

Befähigung „Motor und Segel“.<br />

Die Inhalte der Praxisprüfung<br />

wurden gegliedert in „Pflichtpunkte“<br />

und „Wahlpunkte“. Wahlpunkte:<br />

Der Prüfer kann wählen, welche<br />

Punkte er pro Kandidat prüft. Sehr<br />

vernünftig, weil dadurch bei mehreren<br />

Prüflingen die Wiederholung<br />

von Prüfungspunkten vermindert<br />

wird.<br />

Neue Schwerpunkte gibt es auch,<br />

beispielsweise sind vorgeschrieben:<br />

vier Knoten als Pflichtpunkte und<br />

weitere vier Knoten als Wahlpunkte,<br />

von denen aber auch drei geprüft<br />

werden müssen. Somit muss jeder<br />

Prüfling auf sieben Knoten geprüft<br />

werden, die vier Pflichtknoten müssen<br />

bestanden werden, die Wahlknoten<br />

nicht. Zu den Pflichtknoten<br />

gehört übrigens auch der Schotstek,<br />

der auf Freizeitschiffen so gut wie<br />

ausgestorben ist. Vielleicht kommt<br />

er jetzt wieder in Mode …<br />

Die im Rahmen eines Befähigungsausweises<br />

„Binnen“ abgelegte<br />

Praxisprüfung kann auch weiterhin<br />

die Praxisprüfung für den Fahrtbereich<br />

1 ersetzen.<br />

Für die oben erwähnten Anpassungen<br />

der Abwicklung und der Inhalte<br />

der Prüfungen haben Ausbildungsstätten<br />

und Prüfungsorganisationen<br />

eine Frist bis Ende <strong>2020</strong>. Bis dahin<br />

dürfen sowohl „JachtPrO“ als auch<br />

„JachtVO“ angewendet werden, spätestens<br />

ab 2021 jedoch nur mehr die<br />

„JachtVO“. Bereits abgelegte Theorieprüfungen<br />

bleiben im Sinne der neuen<br />

JachtVO gültig. Falls in diesen das<br />

nun allgemein nötige Modul „Motor“<br />

nicht enthalten war, muss dieses<br />

allerdings nachgemacht werden.<br />

Nachrichten für die<br />

Schifffahrt der OSB<br />

SANIERUNGSARBEITEN<br />

Hafen Krems: Sanierungsarbeiten an der Brücke<br />

der Schnellstraße über der Hafeneinfahrt<br />

Krems, Strom-km 1998,2 bis 7. August <strong>2020</strong><br />

durchgehend im ganzen Bereich: Besondere<br />

Vorsicht und Sog und Wellenschlag vermeiden.<br />

Durchfahrtshöhe verringert um einen Meter im<br />

ganzen Bereich. Besondere Vorsicht für ein- und<br />

ausfahrende Schiffe. Die Schifffahrt ist grundsätzlich<br />

nicht behindert.<br />

Chapeau! Robert Oelinger<br />

MSVÖ Fahrtenskippper<br />

2019<br />

Der MSVÖ Fahrtenskipper wird in drei<br />

Kategorien vergeben, die jeweils weiteste<br />

Strecke mit einem Wanderpokal geehrt.<br />

Wir gratulieren allen Empfängern der<br />

Auszeichnungen.<br />

Fotos HERBERT RAPP<br />

Fahrtenskipper Binnen<br />

CORNELIA UMATHUM – Fahrtenskipperpokal Binnen<br />

(Crew Stefan Umathum), 1.506 km<br />

LOTHAR MÜLLER (Crew Barbara Müller), 780 km<br />

GERHARD DURST (Crew Romana Durst ), 509 km<br />

MANFRED FALY (Crew Gabi Faly), 509 km<br />

Fahrtenskipper See/Motor<br />

MAG. ROBERT OELINGER – Fahrtenskipperpokal See/Motor (Crew<br />

Oliver Oelinger, Dr. Christian Winkler, Ing. Landolin Weck), 1.896 nm<br />

WOLFGANG WALLNER (Crew Erika Wallner), 650 nm<br />

Fahrtenskipper See/Segel<br />

KEINE EINREICHUNG FÜR 2019<br />

Bravo! Lothar und Barbara Müller<br />

Neue Homepage des MSVÖ:<br />

è www.msvoe.at<br />

4/<strong>2020</strong> 65


Sailing Poetry<br />

Casanova in Triest<br />

Wir laufen Triest an, treffen im Caffè degli Specchi auf Giacomo Casanova, der<br />

seiner großen Liebe wieder begegnet und eine Bilanz seiner Verbannung zieht.<br />

Heading Trieste, der Molo<br />

Audace hat seinen Namen<br />

vom italienischen Zerstörer<br />

Audace, der hier im November<br />

1918 anlegte, um die Stadt unter<br />

Kontrolle zu bringen; er ist heute<br />

ein Museum, anlegen streng verboten.<br />

Steuere die Katawa also in die<br />

Marina San Giusto, wir machen<br />

fest im Schatten der alten Fischhalle<br />

neben dem Yachtclub Adriaco<br />

mit seinen schönen Holzbooten.<br />

Vor uns die Piazza Grande, heute<br />

Piazza dell’Unità d’Italia, ein europäischer<br />

Platz, der viel zu erzählen<br />

hat; man könnte Triest eine Phantasmagorie<br />

Europas nennen.<br />

Der erste Weg führt mich immer<br />

ins Caffè degli Specchi: Hier<br />

schrieb James Joyce an seinem<br />

Ulysses, Italo Svevo am Zeno Cosini<br />

und hier schrieb ich mein Triestbuch<br />

„Das eine Leben im andern“,<br />

darin auch über Giacomo Casanova<br />

– dem ich hier wieder begegne.<br />

Habe eben einen Essay geschrieben,<br />

erzählt er, um ein Venedig abträgliches<br />

Buch zu widerlegen; ich<br />

hoffe, der Hohe Rat wird das anerkennen<br />

und mir die Rückkehr erlauben.<br />

Darauf stoßen wir bald an/<br />

sage ich, im Caffè Florian.<br />

Der Kellner überreicht Casanova<br />

ein Blatt Papier: „Sie haben auch<br />

Henriette vergessen”. Wir erheben<br />

uns, als die Frau an den Tisch tritt.<br />

Giacomo hat mich vielleicht nicht<br />

vergessen, sagt sie, aber er hat mich<br />

nicht mehr erkannt. Es ist lange her,<br />

sagt Casanova, aber Sie sind eine<br />

schöne Frau geblieben. Auch Sie<br />

sehen noch gut aus, sagt Henriette.<br />

Danke, sagt Casanova, ich bin<br />

glücklich und gestehe es mir auch<br />

ein, allen Moralisten zum Trotz.<br />

Ich habe Ihren Weg durch Europa<br />

verfolgt, sagt Henriette, oft war von<br />

Molo Audace, Trieste.<br />

Ihnen zu lesen, wenn auch nicht<br />

nur Gutes. Das Glück war mir<br />

nicht immer günstig gesinnt, sagt<br />

Casanova, manchmal hat mich das<br />

Schicksal gedemütigt, doch nur,<br />

um mich wieder zu erheben. Ich<br />

reiste durch Europa, weil ich Anerkennung<br />

finden wollte in den Salons<br />

wie an den Universitäten, als<br />

Dichter und als Philosoph. Doch<br />

Sie sind durch Ihre Liebschaften<br />

und Abenteuer bekannt geworden,<br />

sagt Henriette; und gewiss sind Sie<br />

auch ein Poseur, lieber Giacomo.<br />

Was ich nicht bestreite, antwortet<br />

er, Europa ist mir eine Bühne, auf<br />

der ich eine Rolle spiele, in den Palästen<br />

wie in den Hütten … und in<br />

den Bordellen, wirft Henriette ein.<br />

Gewiss, ich suchte stets die Liebe …<br />

Um sie nie zu finden? fragt Henriette,<br />

… um sie zu finden und wieder<br />

zu verlieren, antwortet Casanova.<br />

Doch Sie habe ich am meisten<br />

geliebt, Henriette. Auch ich habe<br />

Sie geliebt, Giacomo, und ich habe<br />

seitdem nicht mehr geliebt.<br />

Es war die Macht meiner Familie,<br />

die mich zwang, Sie zu verlassen.<br />

Nie bedauerte ich es mehr,<br />

sagt Casanova, dass eine Frau mich<br />

ALFRED ZELLINGER<br />

ist Schriftsteller und<br />

erlernte das Segeln in<br />

der O-Jolle des Vaters<br />

auf dem Traunsee. Dort<br />

segelt er heute einen<br />

30er-Schärenkreuzer,<br />

auf dem Meer eine 46er<br />

Grand Soleil.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

verließ, als an jenem Tag, da Sie<br />

mir ihre Botschaft hinterließen, geritzt<br />

ins Fensterglas des Hotelzimmers:<br />

Sie werden auch Henriette<br />

vergessen.<br />

Jetzt fühle ich mich nicht mehr<br />

jung, den Liebesgenuss empfinde<br />

ich weniger stark, die Manneskraft<br />

nimmt ab und ich bemerke, dass<br />

die Frauen sich nicht mehr schon<br />

bei meinem Anblick für mich interessieren,<br />

sondern dass es der Worte<br />

bedarf. Viele Türen sind mir<br />

schon verschlossen.<br />

Anderntags Casanova im Specchi,<br />

in Schriften vertieft. Henriette ist<br />

abreist, sagt er; ich habe jetzt begonnen,<br />

meine Aufzeichnungen zu ordnen<br />

und mache die Erfahrung, dass<br />

es nahezu dasselbe Vergnügen bereitet,<br />

gewisse Ereignisse niederzuschreiben<br />

wie sie zu erleben; man<br />

erlebt alles zum zweiten Mal, das<br />

Schöne wie das Traurige. <br />

Im nächsten Sailing Poetry,<br />

meine Damen und Herren, ver ­<br />

weilen wir noch in Triest und<br />

treffen auf der Ponte Rosso James<br />

Joyce, den interessantesten Schriftsteller<br />

des Jahrhunderts.<br />

66 4/<strong>2020</strong>


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