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INTERNATIONAL Spargel wächst auch in Peru: das ganze Jahr Dass Spargel nicht nur in Rheinhessen und in der Pfalz angebaut wird, zeigte Prof. Dr. Peter-Jürgen Paschold, ehemaliger Leiter des Geisenheimer Fachgebietes Gemüsebau. Er berichtete über den Anbau und die Vermarktung von Spargel in Peru. Im Gegensatz zu den europäischen Bedingungen kann dort das ganze Jahr über Spargel gestochen werden – sowohl der weiße Bleichspargel als auch der beliebte Grünspargel. Die Produktion kann ganz simpel durch Zu- oder Ab - schalten der Bewässerung gesteuert werden. Besonders eindrucksvoll ist der dort herrschende Hygienestandard zur Verhinderung der Einschleppung von Krankheiten und Schädlingen. Überall sind Hand - waschbecken installiert und große Wannen mit Desin - fektionslösung aufgestellt, in denen alle Mitarbeiter und Besucher die Schuhsohlen spülen müssen. Sogar die Busse der Besuchergruppen müssen durch solche Desinfektionswannen fahren. Der peruanische Spargel wird größtenteils im eigenen Land vermarktet. Der hier in Europa in den Wintermonaten erhältliche frische Spargel und Konservenspargel wird vor allem aus China importiert. „Lebensgemeinschaft“ Affe-Opuntie Der Vortrag von Dr. Dietmar Zinner vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen handelte von einer beson - deren „Lebensgemeinschaft“, die in den verschiede nen Sparten der Biologie als Mutualismus bezeichnet wird. Dieter Zinner untersucht die Lebensräume, das soziale Verhalten und die Essgewohnheiten von afrikanischen Mantelpavianen. Opuntien aus dem ersten Vortrag spielen auch hier eine zentrale Rolle. In verschiedenen Gebieten Afrikas konnten sich die Opuntien so stark vermehren, dass für heimische Pflanzenarten, z.B. Olivenbäume und Wacholder, im wahrsten Sinne des Wortes kein Platz mehr war. Wie kann es zu einer der - artigen Massenvermehrung der Opuntien kommen? Dieter Zinner untersuchte vor allem die Schlafge wohnheiten der Mantelpaviane und stellte fest, dass sie vor dem Einschlafen auf einem „Schlafbaum“ zunächst unverdauliche Nahrungsreste ausscheiden. Da die roten Opuntien-Früchte zu den wichtigsten Nahrungs quellen zählen, werden die unverdaulichen Samen nach der Darmpassage ausgeschieden. Aus der Vielzahl „roter Häufchen“ im Stammbereich der Schlafbäume keimen unter günstigen Bedingungen neue, junge Opuntien aus. Damit war eine entscheidende Ursache für die rasche und unkontrollierte Ausbreitung der Opuntien gefunden. Weintrauben in luftiger Höhe Ludwig Kiefer vom Deutschen Entwicklungsdienst berichtete über den ökologischen Anbau von Tafel - trauben in Tarija (Bolivien). Neben den uns bekannten Erziehungssystemen gibt es dort eine bolivianische 28 Spezialität: die „Schinus-Molle“-Baumreben. Die Be - sonderheit ist, dass Reben an mehreren Meter hohen Bäumen empor ranken und so ihre Trauben in luftiger Höhe produzieren. Vorteil ist, dass dort oben stets eine leichte Brise geht und sich dadurch Schadpilze weniger gut ansiedeln können. Leider geht die Anbau - fläche dieser speziellen Erziehungsform immer mehr zurück. Bei der Tafeltrauben-Produktion in Boden nähe gibt es in Bolivien genau die gleichen Probleme, mit denen wir hier zu kämpfen haben: Pilzkrankheiten und Schädlinge. Am schwersten ist der Falsche Mehltau zu bekämpfen. Das wichtigste Fungizid, welches auch im Öko-Anbau eingesetzt werden darf, ist Kupfer. Der bei uns aktuell gültige Grenzwert von 3 kg Reinkupfer pro Hektar und Jahr wird auch unter bolivianischen Verhältnissen nicht überschritten. Wie in Geisenheim, so wird auch in Tarija im ökologischen Weinbau ver - sucht, durch Einsatz alternativer Substanzen auf Kupfer - behandlungen zu verzichten oder den Kupfereintrag dadurch zumindest deutlich zu reduzieren. Fairer Handel Das Schlusswort hatte der Ghanaer Bede Godwill von der GEPA in Alzenau. Die GEPA („The Fair Trade Company“) kümmert sich um „fairen“ Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und anderen Artikeln aus Afrika, Mittel- und Südamerika sowie Asien. Bede Godwill präsentierte Ziele, Aufgaben und Struktur der GEPA. Besonders intensiv ist er auf das Wertesystem der GEPA eingegangen – eine komplexe Interaktion zwischen den drei Säulen Mensch, Ökologie und Öko - nomie. Dazu gehört auch, volks- und weltwirt schaft - liche Missstände aufzuzeigen: Herr Godwill belegte anhand von Zahlen, wie viel Geld wir für Rüstung und Auslandsreisen ausgeben; dem gegenüber stellte er die Defizit-Beträge, die in den oben genannten Ländern für wirklich wichtige Dinge fehlen: Beseitigung von Hunger in der Welt, Projekte im Bereich Gesundheit und Prävention sowie Schulbildung für alle. JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010
Verschiedene Beispiele der Hilfe und Unterstützung wurden erörtert und anschaulich dargestellt. Bis zum Jahr 2015 sollen acht konkrete „Millennium“-Ziele ver - folgt und umgesetzt werden. Diese acht Ziele wurden der Reihenfolge nach anhand eindrucksvoller Bei spiele erläutert. Schade nur, dass so wenige der Geisenhei mer Studentinnen und Studenten gekommen waren – mit diesen Zahlen und Beispielen vor Augen wurde so manchem Zuhörer die überaus komfortable eigene Lebenssituation mal wieder bewusst. Der Geisenheimer Tropentreff endet aber nicht mit dem letzten Vortrag! Traditionell gehen die Gespräche abends ab 18 Uhr im lauschigen Garten von Dr. Werner JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010 Hoffmann, hier besser bekannt als „Kakteen-Hoff - mann“, weiter. Bei Bier, Wein und einem internati ona - len Buffet aus mitgebrachten Speisen wurde bis tief in die Nacht diskutiert und debattiert. Hier ergeben sich auch manchmal interessante Kontakte für ein Berufs - praktisches Semester im Ausland oder Themen für eine Bachelor-Arbeit. Für einen der Geisenheimer Weinbau-Studenten war der Abend in dieser Hinsicht durchaus erfolgreich. Richtig Schluss ist dann erst am nächsten Tag, nach dem „fairen Frühstück“ im Hoffmannschen Garten. Auch das ist ein in der Region einmaliges und beson ders er - wähnenswertes Highlight! Unter dem Motto „Gerechte Preise statt Almosen“ werden ausschließlich Produkte des fairen Handels für dieses gemeinsame Frühstück eingekauft. In diesem Jahr hatte sich der zukünftige Geisenheimer Bürgermeister dazu gesellt! Wie in jedem Jahr konnte Jede(r) das für sie/ihn Beste und Interessanteste beim diesjährigen Geisenheimer Tropentreff finden – entweder vormittags bei den Vor - trägen und/oder abends im Marienthaler Garten. Um eine größere Anzahl Geisenheimer Studentinnen und Studenten mit dieser Veranstaltung zu erreichen, wird überlegt, die Vorträge vom Samstagvormittag auf den Freitagnachmittag zu legen. Im nächsten Jahr werden Sie an dieser Stelle frühzeitig über Zeit und Ort informiert. Prof. Dr. Beate Berkelmann-Löhnertz 29 INTERNATIONAL
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