Journal Hochschule RM - Hochschule RheinMain
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JOURNAL DER HOCHSCHULE RHEINMAIN 3/2010<br />
Projekten erhoben werden. Vielmehr erlaubt<br />
die große Stich pro be auch eine interferenz -<br />
statistische Über prüfung der mit Hilfe qua -<br />
litativer Methoden im ersten Jahr gewonnen<br />
Typologien zu Netz werken, Raumnutzung<br />
und Interessenlagen sowie vermittels ent -<br />
sprechender Operatio na lisierungen der spezi -<br />
fischen Probleme dieser Zielgruppe auch<br />
eine quantitativ solide Be darfsbestimmung.<br />
Leistungen und Fähigkeiten kommen in<br />
den Blick<br />
Bei der Bildung der Fokusgruppen schienen<br />
sich zunächst die von der bisherigen For -<br />
schung konstatierten Abschottungsten denzen<br />
dieser Gruppe zu bestätigen. Später wurde in<br />
der Kritik- bzw. Problemphase der Zukunfts -<br />
werkstätten auch der zum Teil erschreckende<br />
Hintergrund in Form massiver Erfahrungen<br />
von Diskriminierung deutlich – leider auch<br />
im Rahmen der Institutionen Sozialer Arbeit.<br />
Sicher nicht grundlos wandelte sich das an -<br />
fängliche Misstrauen der von uns Angespro -<br />
chenen im Rahmen der ersten Treffen der<br />
Fokusgruppen jedoch recht schnell. Denn<br />
dass die älteren Migrant(inn)en als Subjekte<br />
mit ihren Leistungen, Kompetenzen und<br />
Fä higkeiten in den Blick kamen, war für nahezu<br />
alle Beteiligten eine für Deutschland of fensichtlich<br />
absolut ungewöhnliche Erfah rung.<br />
So zeigte sich an allen Untersuchungsorten,<br />
dass besonders diejenigen, die in ihren Her -<br />
kunftsländern noch in der Landwirtschaft<br />
groß geworden sind, über den eigenen Garten<br />
einen hohen Anteil der familiären Nahrungs -<br />
mittelversorgung abdecken. Zudem werden<br />
frei zugängliche Früchte, Kräuter und Pflan -<br />
zen (auch zur medizinischen Versorgung)<br />
geerntet. Und fast alle, die körperlich dazu<br />
noch in der Lage sind, wirken im hohen Aus -<br />
maß an der Betreuung ihrer Kinder und<br />
Enkel mit. Neben einem „in familiäre Netz -<br />
werke eingebundenen“ Typus findet sich<br />
auch ein sehr stark an den „verwandtschaft -<br />
lichen Heimatnetzwerken orientierter“<br />
Typus, der während der Sommermonate in<br />
diese Netze ganz real, ansonsten aber bloß<br />
virtuell (z.T. auch über das Internet) einge -<br />
bunden ist. Starke Überlappungen zeigt dieser<br />
Typus zu einem aus Enttäuschung über die<br />
ebenfalls in Deutschland lebenden Verwan d -<br />
ten und Familienmitglieder zumindest in<br />
den alltäglichen Bezügen „zurückgezogenen<br />
Typus“. Allerdings gibt es in einigen Kultu ren<br />
auch eine Tradition des Rückzugs im hohen<br />
Alter. Und zum Teil verfügen die Alten auch<br />
schlicht nicht über die Ressourcen (man gel nde<br />
körperliche Beweglichkeit, mangelnde<br />
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FORSCHUNG