Bern Wirtschaft 2 2020
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schon kleinste Unklarheiten zu Problemen und Ablehnung führen<br />
können. Beispiel Telefon- und Videokonferenzen:<br />
Highlight<br />
Gerade in multinationalen Unternehmen müssen sie so gelegt<br />
werden, dass auch Heimarbeitende aus anderen Zeitzonen problemlos<br />
teilnehmen können (der Slot von 12 bis 14 Uhr mitteleuropäischer<br />
Zeit hat sich bewährt).<br />
Ebenso klare Regeln sollten bei der Durchführung gelten. «Bis<br />
zu drei Teilnehmer können sich noch – mit vornehmer Zurückhaltung<br />
– selbst organisieren, bei mehr sollte es einen Moderator<br />
geben, der mitschreibt und die Meinungen aller Beteiligten<br />
abfragt», empfiehlt Clemens Graf von Hoyos, ein führender Experte<br />
für -Umgangsformen im Geschäftsleben.<br />
Fingerspitzengefühl ist zudem bei der Wahl der richtigen Kommunikationsmittel<br />
gefragt.<br />
Von Hoyos stellt eine einfache Regel auf: Eine E-Mail sollte aus<br />
nicht mehr als drei Absätzen mit jeweils drei Sätzen und einer<br />
abschliessenden Handlungsaufforderung bestehen. Lässt sich<br />
der Sachverhalt nicht in dieser Kürze darstellen, sollte man zum<br />
Telefonhörer greifen.<br />
Reicht das wiederum nicht, ist eine -Videokonferenz angezeigt –<br />
oder besser noch ein persönliches Treffen. Da das in der gegenwärtigen<br />
Lage nicht möglich ist, sei es unter Umständen besser,<br />
eine Entscheidung zu vertagen, meint von Hoyos.<br />
Davon, Kurznachrichtendienste wie Whatsapp kurzerhand<br />
auch geschäftlich zu nutzen, rät der Experte stark ab, unter anderem<br />
aus Sicherheits- und Datenschutzgründen.<br />
«Für die gemeinsame Freizeitgestaltung geht das, aber kundenbezogene<br />
Daten oder Strategisches haben auf Whatsapp nichts<br />
zu suchen.» Ausnahme: Ist ein Kurznachrichtenprogramm<br />
(Messenger) Teil einer Business-Software wie Slack, kann es<br />
auch für Geschäftliches verwendet werden, solange der zu<br />
kommunizierende Sachverhalt nicht zu komplex ist.<br />
Heimarbeitende hören von ihren Kollegen häufig Bemerkungen<br />
wie «Da kannst du ja im Schlafanzug arbeiten».<br />
Experten raten genau von diesem Dresscode ab. «Man muss<br />
sich nicht im Anzug vor den Rechner setzen, aber es sollte schon<br />
ordentliche Kleidung sein», meint Experte von Hoyos. Er nennt<br />
zwei Gründe: Zum einen haben psychologische Untersuchungen<br />
gezeigt, dass Menschen, die formaler gekleidet sind, sich<br />
selbst anders wahrnehmen und auch konzentrierter arbeiten.<br />
Zum anderen besteht immer die Möglichkeit, dass man zu einem<br />
Videocall hinzugezogen wird.<br />
«Dann macht es ¬einen schlechten Eindruck, wenn man ein<br />
schmutziges Unterhemd trägt», lacht von Hoyos, der unter anderem<br />
Schweizer ¬Medizintechnikfirmen und Banken berät.<br />
Der Arbeitsort sollte ebenfalls mit Bedacht gewählt werden:<br />
Profis reservieren für ihre dienstlichen Tätigkeiten einen ¬eigenen<br />
Schreibtisch, der sich an einem Ort befindet, an dem keine<br />
Nebengeräusche ein Telefonat stören können. Werden Videokonferenzen<br />
geführt, sollte darauf geachtet werden, dass der<br />
Hintergrund neutral ist und das Licht dem Arbeitenden ins Gesicht<br />
scheint (sonst droht der sogenannt Scherenschnitteffekt<br />
– man sieht den Konferenzteilnehmer nur als Schatten). «Ich<br />
habe mal erlebt, dass ein Teilnehmer in der Videokonferenz<br />
sein Kind auf dem Schoss hatte», schmunzelt Berater Pirker.<br />
Die Folge in diesem Fall war, dass alle nur noch auf den kleinen<br />
Zuschauer achteten und nicht mehr auf das zu Besprechende.<br />
Die grundsätzliche Empfehlung aller Experten lautet: Daheim<br />
sollte möglichst wie im Büro gearbeitet werden, das heisst zu<br />
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