Bern Wirtschaft 2 2020
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Digitalisierung<br />
Lock-In/Loyalität und Prozesskosten-Optimierung<br />
Je durchdringender die Lock-In-Effekte und je einschneidender<br />
die Prozesskosten-Optimierungen, je näher rücken Anbieter<br />
und Nachfrager zusammen, sowohl technisch wie auch prozessual,<br />
organisatorisch oder gar räumlich.<br />
Wenn wir im B2B-Bereich von digitalen Vertriebsmodellen oder<br />
Umsatzzahlen sprechen, gilt es jeweils zu differenzieren, welche<br />
Erlöse über Online-/Mobile-Shops, Apps, Devices oder auch<br />
Online-Marktplätze und Beschaffungsplattformen erzielt werden<br />
und welche durch E-Procurement-Lösungen durch System-<br />
Integrationen.<br />
So lohnen sich Systemintegrationen nach unseren Erfahrungen<br />
gerade für A-Kunden schnell, da spürbare Prozesskosten-Optimierungen<br />
erzielt werden können, auf beiden Seiten. Stillschweigend<br />
steigt natürlich auch der Lock-In bei einer entsprechenden<br />
IT-Anbindung. Ein Wechsel zu einem anderen Anbieter<br />
ist mit grösserem Aufwand verbunden und will mehr als einmal<br />
überlegt sein.<br />
Beratungsservices mit Branchen- und Sortiments-Know-how<br />
sind für viele Hersteller und Händler eines ihrer wichtigsten Assets.<br />
Oft hat sie dies auch gross gemacht und legitimiert sie für<br />
ihre Position, die sie heute innehaben. Doch auch diese Position<br />
ist im digitalen Zeitalter gefährdet, wenn es nicht gelingt, diese<br />
Beratungsservices unterschiedlichster Natur zu transformieren<br />
und mit den digitalen Services optimal und effizient zu integrieren.<br />
Kunden mit Services langfristig binden<br />
Bei den Nutzungsservices geht es darum, Zugang und Nutzung<br />
der Produkte auf einen neuen Level zu heben. Neue Erlös- oder<br />
Geschäftsmodelle gehören hier dazu, die das bestehende Geschäftsmodell<br />
ergänzen oder gar konkurrenzieren mögen.<br />
abgerechnet wird, quasi ein Selecta-Automat für Elektrotechnik,<br />
Sanitärbedarf, Bewehrungen und mehr.<br />
Die nächste Stufe sowohl bzgl. Lock-In wie auch Prozesskosten-<br />
Optimierung kann mit Logistikservices erklommen werden. Darunter<br />
haben wir Ausprägungen, wie die Bewirtschaftung der<br />
Vorräte, Lager und Magazine vor Ort beim Kunden, ebenso zusammengefasst<br />
wie hochgradig individualisierte Versand- und<br />
Zustelllogistik-Konzepte bis hin zur Unterstützung von BIM-<br />
Prozessen in der Bauwirtschaft.<br />
Bei Plattform-Services unterscheiden wir zwischen der passiven<br />
und der aktiven Strategie, die unterschiedliche Auswirkungen<br />
auf den Lock-In und Kosten haben kann.<br />
Die aktive Plattformstrategie ist bzgl. der Evolution und des<br />
Impacts auf Lock-In und Prozesskosten-Optimierung die interessantere<br />
Variante, wenn auch aufwendig, wenn man selbst zur<br />
Plattform wird, ob branchen-, themen- oder kompetenzspezifisch.<br />
Vom reinen Produktverkauf wird in Zukunft kaum noch ein<br />
Unternehmen leben können. Höchste Zeit also, sich Gedanken<br />
darüber zu machen, wie man neue Erlösströme erzielen kann<br />
und die Kunden näher an sich bindet. Grundlage dazu ist jedoch,<br />
dass man als Unternehmen dazu bereit und befähigt ist. Und<br />
dazu ist eine Transformation nach innen dringend nötig mit<br />
griffigem Change-Management, das vor Kultur, Führungs- und<br />
Organisations-Modellen keinen Halt macht. Ansonsten könnte<br />
es schwierig werden für viele Hersteller, Marken und Händler.<br />
Der Autor<br />
Thomas Lang ist Geschäftsführer und Inhaber der Carpathia AG,<br />
Denkbar und in der Praxis immer wieder anzutreffen sind Mietstatt<br />
Kaufkonzepte, Selfservice-Lager mit Verbrauchsmaterial<br />
vor Ort, z. B. auf Baustellen, wo automatisiert nach Verbrauch<br />
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