23.06.2020 Aufrufe

syndicom magazin Nr. 17

Das syndicom-Magazin bietet Informationen aus Gewerkschaft und Politik: Die Zeitschrift beleuchtet Hintergründe, ordnet ein und hat auch Platz für Kultur und Unterhaltendes. Das Magazin pflegt den Dialog über Social Media und informiert über die wichtigsten Dienstleistungen, Veranstaltungen und Bildungsangebote der Gewerkschaft und nahestehender Organisationen.

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24<br />

Frauen*streik – ein Jahr danach:<br />

Wir appellieren an die Politik<br />

Ein Bündnis von knapp<br />

70 Frauenorganisationen<br />

hat ein Jahr nach dem<br />

Frauen*streik einen Appell<br />

an die Politik gemacht. Wir<br />

möchten am Verhandlungstisch<br />

mitbestimmen. Hier<br />

sind unsere Forderungen.<br />

Text: Patrizia Mordini, Leiterin<br />

Gleichstellung, Mitglied der GL<br />

Bild: <strong>syndicom</strong><br />

Genau vor einem Jahr kämpften wir<br />

mit bunten Plakaten, violetten<br />

Kleidern, Pins und Schals und gemeinsam<br />

mit einer halben Million<br />

Frauen* und solidarischen Männern<br />

für Frauenrechte und die<br />

Gleichstellung. Für unsere <strong>syndicom</strong>-Forderungen:<br />

Lohngleichheit<br />

und faire Löhne für alle, gute Kinderbetreuungsregelungen,<br />

einen<br />

ausgebauten Vaterschaftsurlaub sowie<br />

klare Nulltoleranz-Bestimmungen<br />

betreffend sexuelle Übergriffe<br />

am Arbeitsplatz! Der 14. Juni 2019<br />

ging in die Geschichte ein als grösste<br />

Kundgebung der Schweiz.<br />

Nun jährt sich dieses Datum,<br />

und die Welt hat sich völlig verändert.<br />

Grosse Kundgebungen sind<br />

unmöglich. Und gerade Frauen*<br />

spielen in der Corona-Krise eine<br />

zentrale Rolle. Denn sie halten das<br />

System mehr denn je am Laufen. Sie<br />

sind «systemrelevant», wie es Neudeutsch<br />

heisst. Wussten wir das<br />

nicht schon immer? Kinder- und<br />

Angehörigenbetreuung, Homeschooling,<br />

Hausarbeit und Erwerbstätigkeit<br />

im Homeoffice prägen eine<br />

neue, erweiterte Form der bereits<br />

bekannten Mehrfachbelastung der<br />

Frauen*. Frauen* vor Ort in Kitas<br />

und Schulen, Spitälern und im Verkauf,<br />

in Briefzentren und am Postschalter<br />

hielten und halten die<br />

Grundversorgung in Gang.<br />

Trotzdem drohen die Anliegen<br />

ein Jahr nach dem Frauen*streik ins<br />

Hintertreffen zu geraten. Aus früheren<br />

Krisen und Rezessionen wissen<br />

wir, dass häufig Leistungen im Service<br />

public, so im Gesundheitswesen,<br />

in der Bildung sowie der Kinder-<br />

und Altenbetreuung, abgebaut<br />

werden und grosse Rückschritte –<br />

der sogenannte «Backlash» – in der<br />

Gleichstellung erfolgten. Sprich: die<br />

Finanzierung solcher Krisen fand<br />

auf dem Buckel der Frauen* statt.<br />

«Bundesrat und Parlament, vergesst<br />

die Frauen* nicht!»<br />

Damit sich Geschichte nicht wiederholt,<br />

tat sich ein breites Bündnis<br />

von Frauen*organisationen zusammen<br />

und formulierte einen dringenden<br />

Appell, der den gemeinsamen<br />

Nenner der unterschiedlichsten Organisationen<br />

bildet. Die Initiantinnen<br />

sind die SP-Frauen, Frauendachorganisationen<br />

wie Alliance F,<br />

der Katholische Frauenbund, diverse<br />

Frauen*streik-Kollektive, der Verband<br />

Business & Professional Women<br />

(BPW) – und <strong>syndicom</strong>.<br />

Dieses Bündnis umfasst mittlerweile<br />

knapp 70 Organisationen<br />

und vertritt Millionen von Frauen*!<br />

Der dringende Appell richtet sich an<br />

den Bundesrat und das Parlament<br />

und wurde ihnen am 30. Mai übergeben.<br />

Denn sie entscheiden über<br />

die finanzielle Unterstützung in der<br />

Corona-Krise.<br />

Die Forderungen lauten:<br />

1. Wir bestimmen mit am Verhandlungstisch!<br />

2. Massnahmen zum wirtschaftlichen<br />

Aufschwung müssen die reale<br />

Lebenssituation aller Frauen* in der<br />

Schweiz berücksichtigen (u. a. mittels<br />

Gender Budgeting und Lohngleichheit).<br />

3. Die Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie muss erreicht werden –<br />

durch Etablierung einer zeitgemässen<br />

Familienpolitik.<br />

4. Die Arbeitsbedingungen in den<br />

systemrelevanten Berufen müssen<br />

verbessert werden (u. a. Lohner höhungen<br />

in Pflege, Kita, Verkauf).<br />

5. Massnahmen gegen Gewalt an<br />

Frauen* (u. a. Ausbau Beratungsstellen,<br />

Frauen*häuser).<br />

6. Es braucht spezifische Unterstützung<br />

für Migrantinnen*, denn sie<br />

tragen die Kosten der Krise doppelt<br />

stark.<br />

7. Die Finanzierung der Krise darf<br />

nicht auf dem Rücken der Frauen*<br />

geschehen (u. a. kein Abbau im<br />

Service public).<br />

Wie gehts nun weiter? Das Bündnis<br />

wird weiter an der Kampagne sowie<br />

an der Verbreitung des Appells arbeiten<br />

und diesen online bekannter<br />

machen. Damit die Stimmen des<br />

Appells unüberhörbar sind für die<br />

Entscheide in Bundesbern!<br />

Der gesamte Appell ist zu finden auf<br />

<strong>syndicom</strong>.ch/frauen

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