Jahresbericht 1998 - Senckenberg Deutsches Entomologisches ...
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der Cerebralganglien angefertigt. Diese werden mit Colchicin, einem Spindelgift, behandelt, um die<br />
sich teilenden Zellen in der Metaphase der Zellteilung zu arretieren. In dieser Phase können die<br />
Chromosomen lichtmikroskopisch gut untersucht werden, da das Chromatin stark kondensiert ist und<br />
die Chromosomen sich in den Spindelapparat einpassen. In der Metaphase kann man bei zweiarmigen<br />
Chromosomen auch die Teilung der Centromeren beobachten, die bei allen Chromosomen synchron<br />
erfolgt. Die Berücksichtigung dieser Abläufe ist notwendig, um die Karyotypen verschiedener Arten<br />
miteinander vergleichen zu können. Die auf den Objektträgern fixierten, zunächst nur im<br />
Phasenkontrastmikroskop sichtbaren Chromosomen werden gefärbt. Neben den klassischen<br />
Färbungen, bei denen die Chromosomen ohne weitere Vorbehandlung angefärbt werden, haben sich<br />
in der Chromosomenanalytik Bänderungsmethoden und die spezifische Anfärbung der Nucleus<br />
Organizing Regions (NOR) bewährt. Diese Techniken helfen vor allem bei der Differenzierung der<br />
Chromosomen innerhalb der Chromosomensätze. Das ist insbesondere dann hilfreich, wenn sehr<br />
ähnliche Karyotypen untersucht werden und die Richtung der chromosomalen Veränderungen in der<br />
Evolution bewertet wird. Die Chromosomenanalyse beginnt mit der lichtmikroskopischen<br />
Betrachtung der Chromosomen. Dabei ist es unerläßlich, möglichst viele Metaphasen auszuwerten.<br />
Die besten Präparate, bei denen die Chromosomen auf dem Objektträger gut gespreitet und angefärbt<br />
sind, werden fotografiert und mit Hilfe einer Spezialkamera in den Computer aufgenommen. Später<br />
können die Chromosomen computergestützt vermessen und Karyogramme erstellt werden. Dabei<br />
wird auch der Centromerenindex bestimmt. Dieser sagt etwas über die Lage des Centromers<br />
innerhalb der Chromosomen aus. So sind bei metacentrischen Chromosomen beide Arme ungefähr<br />
gleich lang, während bei den acrocentrischen Chromosomen das Centromer fast am Ende liegt.<br />
II. Einige Ergebnisse<br />
Bis jetzt wurden für 51 Arten der Symphyta:Tenthredinidae (44), Argidae (5), Cephidae (1) und<br />
Cimbicidae (1) die Chromosomensätze untersucht. Für über 30 Arten der Familie Tenthredinidae<br />
können jetzt erste Ergebnisse veröffentlicht werden. Die meisten Daten liegen für Arten der<br />
Familie Tenthredinidae vor. In den vier untersuchten Unterfamilien Selandriinae, Nematinae,<br />
Allantinae und Tenthredininae liegen die haploiden Chromosomenzahlen im Bereich von n=5 bis<br />
n=20. Dabei sind die Modalwerte in den einzelnen Gruppen unterschiedlich. Bei den Tieren mit<br />
Chromosomenzahlen im Bereich von n=10 finden sich nur wenige acrocentrische Chromosomen.<br />
Ihr Anteil nimmt bei den Arten mit höheren Chromosomenzahlen zu. Das deutet daraufhin, daß<br />
im Prozeß der Evolution die Zunahme der Chromosomenzahl auch durch die Teilung<br />
zweiarmiger Chromosomen erfolgt sein kann. Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, daß<br />
in den Metaphasen mit mehr als zehn Chromosomen die relative Länge der einzelnen Elemente<br />
abnimmt.<br />
Die bisher untersuchten Arten der Gattung Tenthredo (Tenthredininae) haben überwiegend zehn<br />
Chromosomen im haploiden Kern. Einige wenige Arten haben 11, 14, 18 und 20 Chromosomen.<br />
Als Beispiel wird eine Metaphase für Tenthredo marginella gezeigt. Entsprechend der Lage des<br />
Centromers wurden die Chromosomen in metacentrische (M), submetacentrische (SM),<br />
subtelocentrische (ST) und acrocentrische (A) eingeteilt und angeordnet.<br />
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