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Jahresbericht 1998 - Senckenberg Deutsches Entomologisches ...

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Unter der Federführung des Museums für Naturkunde Berlin wurde <strong>1998</strong> durch die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Graduiertenkolleg eingerichtet. Das aufgezeigte<br />

Spannungsfeld wird interdisziplinär von Planetologen, Mineralogen, Geologen, Paläontologen<br />

und Zoologen der Humboldt-Universität, der Freien Universität, des Institutes für Zoo- und<br />

Wildtierforschung (alle Berlin) und des DEI bearbeitet. Am DEI arbeitet Herr S. M. Blank seit<br />

01.10.<strong>1998</strong> im Rahmen eines Stipendienvertrages über „Evolutive Prozesse bei ursprünglichen<br />

Pflanzenwespen als Schlüssel zum Verständnis der Taxogenese der Hymenoptera: Extinktion,<br />

Radiation, Trends“ (Projekt C.2). Die hierbei untersuchten Urblattwespen (Xyeloidea) oder Teile<br />

davon sind vermutlich die Schwestergruppe der Hautflügler. Die phylogenetische Analyse dieser<br />

Gruppe bildet die Voraussetzung zum Verständnis der Basisevolution der Hymenopteren und zu<br />

ihrer bislang ungeklärten Stellung innerhalb der Insekten.<br />

Zunächst werden die rezenten Arten - etwa 50 sind bekannt - revidiert. Ein Manuskript über die<br />

europäischen Taxa ist für das Frühjahr 1999 vorbereitet. Mittlerweile liegen aus Museen etliche<br />

tausend Xyeliden zur Bearbeitung vor, darunter etwa 4.000 von Dr. A. Shinohara (Tokyo) in<br />

Japan, Korea, Taiwan und Fernost gesammelte Tiere. Die Zucht der Xyela-Arten, die bereits vor<br />

zwei Jahren im Vorfeld des Projektes mit Erfolg aufgenommen wurde, erweist sich nun als<br />

äußerst hilfreich bei der Artabgrenzung, da sich sehr ähnliche mitteleuropäische Taxa anhand der<br />

larvalen Futterpflanzen unterscheiden lassen. Dr. E. Altenhofer (Etzen) stellte gezüchtetes<br />

Material von Xyela alpigena, X. curva, X. graeca, X. julii und X. obscura zur Verfügung. Im<br />

Rahmen von Forschungsreisen nach Portugal, Kroatien und Griechenland ist für 1999 geplant,<br />

die Zuchten auf weitere mediterrane Xyela-Arten auszudehnen. Dr. Bong-Kyu Byun (Seoul) und<br />

Herr Dr. Shinohara erklärten sich bereit, in Korea bzw. Japan im Rahmen gemeinschaftlicher<br />

Projekte gezielt Arten zu züchten und die Ergebnisse später gemeinsam zu publizieren.<br />

Allgemein wird die haplo-diploide Geschlechtsbestimmung als eine Synapomorphie für die<br />

Hymenopteren angenommen, obwohl die Karyologie der Urblattwespen bislang unbekannt ist.<br />

Diese Wissenslücke soll durch gezielte Untersuchung präimaginaler Stadien geschlossen werden.<br />

Der rezent recht artenarmen Gruppe stehen etwa 60 fossile Xyeloidea-Arten gegenüber.<br />

Zahlreiche Fossilien sind bereits aus der mittleren oder späten Trias bekannt, höhere Hymenopterentaxa<br />

erst aus dem frühen Jura. Zum Tertiär (vielleicht auch schon in der späten Kreide)<br />

veränderte sich das Bild völlig, da aus dieser Periode nur noch wenige Fossilnachweise der<br />

Xyeloidea existieren. Man muß annehmen, daß Auswirkungen globaler Events die Entwicklung<br />

dieser Taxa deutlich beeinflußt haben. Die weiten Lücken zwischen rezenten Gattungen sind<br />

möglicherweise auf frühe Extinktionsereignisse und die Homogenität der rezenten Gattungen auf<br />

Radiation in jüngerer Zeit zurückzuführen. Der Kenntnisstand hierüber ist unbefriedigend und<br />

wird nicht der Bedeutung der Gruppe gerecht, die eine Schlüsselstellung für das Verständnis der<br />

Hymenopteren-Phylogenie einnimmt.<br />

S. M. Blank<br />

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