Leseprobe_Bletschacher
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hier, einmal dort ihr Glück zu versuchen und eine Werkstatt<br />
zu gründen. Andererseits aber kamen einige Meister nach<br />
Süden, die dort ihre nicht immer leicht vermittelbaren Namen<br />
der italienischen Zunge anglichen und dann nur mehr<br />
schwer oder gar nicht auszuforschen waren. So haben sich<br />
etwa ein Magnus Lang aus Schwangau als Mango Longo im<br />
16. Jahrhundert in Padua und einer seiner gleichnamigen<br />
Nachkommen im 18. Jahrhundert in Neapel niedergelassen.<br />
Ein Albert nannte sich Alberti, ein Buchenberg nannte<br />
sich Boccaber und ein Vierter gar nur Leopoldo Tedesco,<br />
die Letzteren alle in Rom. Insgesamt konnten in Füssen<br />
und seiner näheren Umgebung, will sagen im früheren<br />
Landkreis der Stadt Füssen und in den Nachbarorten des<br />
Tiroler Außerfern, an die 700 Namen von Lauten- oder<br />
Geigenmachern ausgeforscht werden, von denen viele in<br />
den großen Städten Europas den Lauten- oder Geigenbau<br />
entweder begründet oder aber wesentlich befördert haben.<br />
So etwa, um nur zwei Beispiele zu nennen, stammten die<br />
Hoflauten- und Geigenmacher in der Reichshaupt- und<br />
Residenzstadt Wien, die für die besondere Qualität ihrer<br />
Geigen berühmt ist, über zweihundert Jahre lang allesamt<br />
aus der kleinen Stadt Füssen oder so war fast das gesamte<br />
Handwerk des Baus von Saiteninstrumenten in Rom, der<br />
Stadt der Päpste, während der Barockzeit in der Hand von<br />
Füssener Meistern. Man zählte dort an die siebzig Namen,<br />
deren Herkunft in den Lechgau zurückverfolgt werden<br />
konnte. Von ihnen lebten und arbeiteten die meisten in der<br />
Via Leutari, der Lautenmacherstraße, und wurden nach<br />
ihrem Tod auf dem Campo Santo dei Tedeschi im Vatikan<br />
begraben. Das Handwerk des Instrumentenbaus blühte<br />
in Füssen selbst wohl an die 500 Jahre, spätestens aber seit<br />
Beginn des 15. Jahrhunderts, in dem es erstmals urkundlich<br />
nachzuweisen ist, bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />
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