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Leseprobe_Bletschacher

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malen der Violine befinden. Den Stich hat der Meister, der<br />

in jenen Jahren in Lyon seine Werkstatt hatte, von einem<br />

Künstler namens Woeriot im Jahre 1562 anfertigen lassen,<br />

um so für seine Instrumente zu werben.<br />

Man hat später irrtümlich geglaubt, in Caspar Tieffenbrucker<br />

den „Erfinder der Geige“ erkennen zu müssen.<br />

Unsere Väter noch wurden in dieser Annahme unterrichtet.<br />

Heute weiß man, dass Tieffenbrucker, der in Frankreich<br />

auch Gaspard Duiffobrocard genannt wurde, 1514 in<br />

dem kleinen Weiler Tieffenbruck bei Füssen geboren wurde,<br />

mit großer Gewissheit in Füssen sein Handwerk erlernt<br />

hat, im Jahre 1544 nach Heirat mit einer Bürgerstochter<br />

(möglicherweise der Tochter eines Lautenmachermeisters,<br />

wie dies damals der Brauch war) die Füssener Bürgerrechte<br />

zuerkannt bekam und sich, nachdem er im Jahr darauf auch<br />

noch als Händler mit flämischen Tüchern tätig geworden<br />

war, recht bald danach auf Wanderschaft nach Italien begab.<br />

Mag sein, dass ihn die Verwüstungen der Kriegsparteien<br />

des Schmalkaldischen Krieges, die auch Füssen nicht<br />

verschonten, gemeinsam mit vielen anderen Handwerkern<br />

im Jahre 1546 aus dem Land getrieben haben. Sein erster<br />

Aufenthalt wird, da er sich in manchen seiner Instrumente<br />

als Bologneser bekannt hat, in Bologna vermutet. 1553<br />

wird er in Lyon aktenkundig. Gestorben ist er dort im Dezember<br />

1571 nach einem erfolgreichen Berufsleben und<br />

einer privaten Tragödie in großer Armut. Sein Haus war<br />

abgerissen worden, um einem Festungsbau Platz zu schaffen,<br />

eine Entschädigung wurde erst nach seinem Tod der<br />

Witwe gewährt. Von ihm und namensgleichen Verwandten<br />

werden einige der wertvollsten aller alten Instrumente<br />

in den großen Museen aufbewahrt – unter anderem viele<br />

unter den Schätzen der Sammlung alter Musikinstrumente<br />

in der Hofburg von Wien. Dort sind nun über achtzig<br />

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