Leseprobe_Bletschacher
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Vorwort<br />
Der Blick aus meinem Fenster<br />
Wenn ich aus dem Fenster meiner Wohnung schaue, kann<br />
ich den Blick über die Dächer der alten Häuser der Wiener<br />
Innenstadt und um die Türme dreier Kirchen herum spazieren<br />
führen. Manches hat sich in den vergangenen Jahrzehnten<br />
an ihnen verändert, nicht alles zu meinem Wohlgefallen.<br />
Aber ich weiß doch, dass sich in der Ferne hinter<br />
ihren Silhouetten die bewaldete Kuppel des Kahlenbergs<br />
duckt und dass die Donau, wenn auch nicht sichtbar, so<br />
doch nahe vorbeirauscht. Ihre Wasser nähren sich von den<br />
Flüssen der Alpen, an deren Ufern ich auch einmal zu Hause<br />
war. Die Geräusche des Regens und das Pferdegetrappel,<br />
Motorengeräusch und Stimmengewirr der Straßen dringen<br />
nur gedämpft bis zu mir an die Leselampe oder den Schreibtisch.<br />
Da sitze ich allein, aber nicht aus der Welt. In der hab’<br />
ich mich viele Jahrzehnte lang umgetrieben, mit den Füßen<br />
und auch mit dem Kopf. Wen wundert es, wenn das, was<br />
ich schreibe, sich aus tausend Erfahrungen und Erinnerungen<br />
nährt. Manches davon findet sich nun in den Versuchen,<br />
die ich in diesem dritten Band meiner Essays aus den Händen<br />
gebe.<br />
Essays nennt man Versuche, intellektuelle Fragestellungen<br />
in literarischer, das heißt künstlerischer Form zu beantworten.<br />
Die gewählten Themen in der nachfolgenden<br />
Sammlung sind auch diesmal wieder sehr unterschiedlicher<br />
Art. Sie wurden ebenso aus „fernen Zeiten“ wie aus der<br />
„Fülle des Lebens“ unserer Gegenwart gegriffen. Es mag<br />
sein, dass die Vielfalt der behandelten Themen den Leser<br />
mehr verwirrt als dass sie durch Abwechslung und Neubesinnung<br />
sein immer erneuertes Interesse weckt. Doch es<br />
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