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AUS ALLER WELT
TOILETTEN-GESCHICHTEN
Jeder von uns benutzt sie und doch redet man nicht über sie: die Toilette. Doch so still, wie es
um das «Örtchen» geworden ist, war es nicht immer. Zu manchen Zeiten war der öffentliche
Toilettengang sogar ein gesellschaftliches Ereignis. Die Geschichte des «Klos» verrät einiges
über die Menschheit.
von René Laemmel
Ein wirklich stilles Örtchen ist
dieses Plumpsklo auf Madagaskar.
(Bild: Nina Sedano)
TOILETTEN SUCHTE MAN IM 16. JAHR-
HUNDERT VERGEBENS
Hygiene war im Mittelalter noch ein Fremdwort
– speziell auf dem «stillen Örtchen».
Das «dunkle» Mittelalter mag in vielerlei
Hinsicht weniger schlimm gewesen sein,
als man es sich heute vorstellt. Für Menschen
mit empfindlicher Nase war es aber
definitiv eine düstere Zeit: Der Gestank in
den Städten und Dörfern muss unbeschreiblich
gewesen sein.
Suchen Archäologen im Staub nach Überresten
vergangener Kulturen, stossen sie
nicht immer auf wertvolle Schmuckstücke
oder ausgefeilte Waffen, manchmal finden
sie auch nur eine Toilette. Immerhin wissen
wir dank grabwütigen Forschern, dass unser
Klosett Vorfahren hat, die schon Tausende
Jahre alt sind. Funde aus Schottland
belegen, dass es auf der britischen Insel
schon vor 5000 Jahren Toiletten gegeben
haben muss. Die Sumerer im heutigen Irak
sollen sogar schon über Toilettenräume mit
Wasserspülung verfügt haben. Und auch
bei den alten Indern, Ägyptern und Kretern
soll es sehr sauber zugegangen sein.
DIE RÖMER BAUTEN TOILETTEN MIT STIL
Die Hochkultur des Klos herrschte in der
Antike im alten Rom. Während es in einem
durchschnittlichen römischen Zuhause
eher schlicht zuging – die Toilette bestand
aus einem Fass, in das die Hausbewohner
den Inhalt ihrer Nachttöpfe kippten –, besassen
die Reichen sogar schon richtige
Privatklos. Die meisten Menschen benutzten
allerdings die öffentlichen Latrinen, in
denen es durchaus gesellig zuging. Die
Hygiene-Einrichtungen ohne Trennwände
und Privatsphäre boten Platz für 50 bis 60
Personen, da kam man leicht ins Ge-
Das «Water Closet» wurde 1596 vom
englischen Dichter John Harington im
Auftrag von Königin Elisabeth I. entwickelt.
Obwohl er ein funktionierendes
Exemplar in seinem Landsitz einbauen
liess, wurde das WC nicht ernst genommen
und geriet in Vergessenheit –
bis es 1775 als schottische Erfindung
patentiert wurde.
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