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0330_Trends&Style

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AUS ALLER WELT

TOILETTEN-GESCHICHTEN

Jeder von uns benutzt sie und doch redet man nicht über sie: die Toilette. Doch so still, wie es

um das «Örtchen» geworden ist, war es nicht immer. Zu manchen Zeiten war der öffentliche

Toilettengang sogar ein gesellschaftliches Ereignis. Die Geschichte des «Klos» verrät einiges

über die Menschheit.

von René Laemmel

Ein wirklich stilles Örtchen ist

dieses Plumpsklo auf Madagaskar.

(Bild: Nina Sedano)

TOILETTEN SUCHTE MAN IM 16. JAHR-

HUNDERT VERGEBENS

Hygiene war im Mittelalter noch ein Fremdwort

– speziell auf dem «stillen Örtchen».

Das «dunkle» Mittelalter mag in vielerlei

Hinsicht weniger schlimm gewesen sein,

als man es sich heute vorstellt. Für Menschen

mit empfindlicher Nase war es aber

definitiv eine düstere Zeit: Der Gestank in

den Städten und Dörfern muss unbeschreiblich

gewesen sein.

Suchen Archäologen im Staub nach Überresten

vergangener Kulturen, stossen sie

nicht immer auf wertvolle Schmuckstücke

oder ausgefeilte Waffen, manchmal finden

sie auch nur eine Toilette. Immerhin wissen

wir dank grabwütigen Forschern, dass unser

Klosett Vorfahren hat, die schon Tausende

Jahre alt sind. Funde aus Schottland

belegen, dass es auf der britischen Insel

schon vor 5000 Jahren Toiletten gegeben

haben muss. Die Sumerer im heutigen Irak

sollen sogar schon über Toilettenräume mit

Wasserspülung verfügt haben. Und auch

bei den alten Indern, Ägyptern und Kretern

soll es sehr sauber zugegangen sein.

DIE RÖMER BAUTEN TOILETTEN MIT STIL

Die Hochkultur des Klos herrschte in der

Antike im alten Rom. Während es in einem

durchschnittlichen römischen Zuhause

eher schlicht zuging – die Toilette bestand

aus einem Fass, in das die Hausbewohner

den Inhalt ihrer Nachttöpfe kippten –, besassen

die Reichen sogar schon richtige

Privatklos. Die meisten Menschen benutzten

allerdings die öffentlichen Latrinen, in

denen es durchaus gesellig zuging. Die

Hygiene-Einrichtungen ohne Trennwände

und Privatsphäre boten Platz für 50 bis 60

Personen, da kam man leicht ins Ge-

Das «Water Closet» wurde 1596 vom

englischen Dichter John Harington im

Auftrag von Königin Elisabeth I. entwickelt.

Obwohl er ein funktionierendes

Exemplar in seinem Landsitz einbauen

liess, wurde das WC nicht ernst genommen

und geriet in Vergessenheit –

bis es 1775 als schottische Erfindung

patentiert wurde.

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