HEALTHHYPERSENSIBILITÄTHeulattacken, Wutausbrüche oder ständiges Zurückziehen … Wenn Mitmenschen oft sehr emotionalreagieren oder mit Stress nicht gut umgehen können, fragt man sich: Ist das mitfühlendoder doch schon hypersensibel? Letzteres ist gar nicht so unwahrscheinlich, denn heute gehtman davon aus, dass jeder fünfte Mensch hoch- oder hypersensibel ist.24trends & style 3/20
Die amerikanische PsychologinElaine Aron, die den Begriff der Hypersensibilitätgeprägt hat, hatfestgestellt, dass die Gehirne von hypersensiblenMenschen ein wenig andersfunktionieren: Ihre Intuition ist intensiver,jedes noch so kleine Detail fällt ihnen auf.Viele hochsensible Personen sind sehr kreativ,musikalisch oder künstlerisch begabtund bei ihren Mitmenschen aufgrund ihrerEinfühlsamkeit sehr beliebt. Doch das hatauch seine Schattenseiten: Oft kommt esbei ihnen schnell zu einer Reizüberflutungoder Ängsten, vor allem bei Kindern. ErwachsenenHypersensiblen fällt esschwer, etwas abzulehnen oder Entscheidungenzu treffen, da sie nichts falsch machenmöchten.Neueste Erklärungsversuche gehen davonaus, dass bei Hypersensiblen Personen(HSPs) mehr Reize vom Thalamus ans Bewusstseinweitergeleitet werden als beianderen Menschen. Diese Theorie passtauch zum erhöhten Cortisolspiegel, derhäufig bei HSPs im Blut festgestellt wird.Da nicht so viele unnötige Reize herausgefiltertwerden, können HSPs mit Lärm,Stress oder grossen Menschenmengenschlecht umgehen. Da solche Situationenleider nicht immer unvermeidbar sind,können sie auch zu körperlichen Symptomenführen: Migräne, Arrhythmien,Schwindel oder Tinnitus und Verdauungsbeschwerdensind typische Begleiterscheinungenhypersensibler Personen.Chronischer Stress kann zu Herz-Kreislauf-Problemen, Magengeschwüren, Depressionenoder Schlafstörungen führen.DÜNNHÄUTIGOft kommt es vor, dass HSPs auf gewöhnlicheHautpflegeprodukte beziehungsweisederen Inhalts- oder vor allem Duftstoffe reagieren.Daher sollten sie lieber zu Pflegeproduktemit möglichst wenigen, naturbelassenenInhaltsstoffen greifen und aufkünstliche Zusätze in Kosmetik – und auchin der Nahrung – weitgehend verzichten.REIZDARM & CO.Auch im Verdauungstrakt reizen künstlicheStoffe die sowieso schon empfindlicheSchleimhaut von Magen und Darm nochmehr. Oft leiden HSPs auch unter Reizdarmund Glutenunverträglichkeit oderneigen zu Magengeschwüren. Liegenkeine Allergien vor, kann eine HSP gerneessen, was ihr bekommt. Empfohlen werdenballaststoffreiche, vorwiegend pflanzlicheNahrungsmittel. Das einzige Genussmittel,von dem Hochsensiblen generellabgeraten wird, sind koffeinhaltige Nahrungsmittel.Wirkt Kaffee im Normalfalldurch eine Ausschüttung des NeurotransmittersDopamin aufputschend, so wirddadurch bei Hypersensiblen die überreizteWahrnehmung noch weiter verstärkt.KOPFSCHMERZEN? KEIN WUNDER!Durch die überaktive Wahrnehmung wirddas Gehirn von HSPs so stark beansprucht,dass es häufiger zu Migräneattackenkommen kann. Neben Entspannungstrainingkönnen auch entspannendeÖl-Massagen, beruhigende Pflanzenextraktein Tee oder Tablettenform sowieBachblüten oder andere naturheilkundlicheTherapien solchen Migräneattackenvorbeugen.WAS TUN, WENN ALLES ZU VIEL WIRD?Wichtig sind Rückzugsmöglichkeiten zuHause (vor allem für Kinder) und auf der Arbeit.Lehrer, Erzieher und Kollegen solltenBescheid wissen, damit sie besser mit denHSPs umzugehen lernen. Manchen HSPsfällt es leichter, mit Kopfhörern zu arbeiten.Vielen hilft es, Meditationstechniken zu erlernenoder eine Sportart zu finden, die siezur Ruhe kommen lässt wie Bogenschiessenoder Schwimmen.trends & style 3/2025