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Aus dem Institut für Sportgeschichte der Deutschen ... - Rudern.de

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Ungleiche Schwestern – Frauen in West- und Ost<strong>de</strong>utschland 20<br />

zent aller Frauen und Mädchen im arbeitsfähigen Alter berufstätig o<strong><strong>de</strong>r</strong> be-<br />

fan<strong>de</strong>n sich in einer <strong>Aus</strong>bildung. Dennoch arbeitete die Mehrzahl immer noch<br />

in frauentypischen Berufen wie beispielsweise im Fernmel<strong>de</strong>wesen o<strong><strong>de</strong>r</strong> in<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Textilindustrie. 45 In <strong>de</strong>n 70er Jahren setzte sich allerdings die Erkenntnis<br />

durch, dass eine kontinuierliche Erwerbsarbeit möglichst vieler Frauen und<br />

eine steigen<strong>de</strong> Geburtenrate nicht ohne Abstriche zu verwirklichen waren, da<br />

„die Frau – bedingt durch die historische Entwicklung – nach wie vor in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Regel <strong>de</strong>n größten Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> familiären Aufgaben trage“. 46 Zu dieser Zeit gal-<br />

ten <strong><strong>de</strong>m</strong>entsprechend Haushaltsführung und Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>erziehung immer noch<br />

als Domäne <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau.<br />

Festzuhalten bleibt, dass Frauen in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR zwar als berufstätige Mütter<br />

gepriesen wur<strong>de</strong>n, im Alltag und Beruf aber als zweitrangig eingestuft wur-<br />

<strong>de</strong>n. Nickel weist ihnen <strong>de</strong>n Titel als „Mitgestalterinnen <strong>de</strong>s Sozialismus“ 47<br />

zu.<br />

Frauen blieben <strong><strong>de</strong>m</strong>zufolge sozial benachteiligt, und vor allem Männer hiel-<br />

ten bereitwillig an <strong>de</strong>n stereotypen Arbeitseinteilungen fest. Der Maßstab <strong>für</strong><br />

die Persönlichkeitsentwicklung war männlich geprägt und orientierte sich<br />

hauptsächlich an beruflichen Leistungen und Karrieren. Letztlich gilt, dass<br />

Frauen nicht nur das Recht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n vor allem auch die Pflicht zur Erwerbs-<br />

tätigkeit hatten. 48<br />

Langsam etablierte sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> DDR ein neues Fraueni<strong>de</strong>al, was das Image<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> „Aufbauhelferin“ aus <strong>de</strong>n 50er Jahren ablöste. Die Bemühungen <strong>de</strong>s<br />

Staates erfassten auch verheiratete Frauen, was mit einem Verschwin<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s „Hausfrauenmo<strong>de</strong>lls“ verbun<strong>de</strong>n war. Trappe bezeichnet dies als<br />

„Frauenarbeitspolitik“. 49 Zu Beginn <strong><strong>de</strong>r</strong> 60er Jahre setzte mit <strong><strong>de</strong>m</strong> Kommuni-<br />

qué <strong>de</strong>s Politbüros „Die Frau – <strong><strong>de</strong>r</strong> Frie<strong>de</strong>n und <strong><strong>de</strong>r</strong> Sozialismus“ eine Kam-<br />

pagne zur Frauenför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung ein, die unter an<strong><strong>de</strong>r</strong>em auf eine<br />

45 Vgl. DIDCZUNEIT, „Für <strong>de</strong>n Sieg <strong>de</strong>s Sozialismus – Ran an die Arbeit!“, S. 18.<br />

46 Vgl. HELWIG, „Die Rolle <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau im gesellschaftlichen Leben Deutschlands“, S. 946.<br />

47 H. M. NICKEL, „DDR – Fünfziger und Sechziger Jahre. Leitbil<strong><strong>de</strong>r</strong> und Alltagsrealität“, in:<br />

HAUS DER GESCHICHTE DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (Hrsg.), Ungleiche Schwestern?<br />

Frauen in Ost- und West<strong>de</strong>utschland, [o.O. o.J.], S. 28.<br />

48 Vgl. ebenda.<br />

49 Vgl. H. TRAPPE, „Handlungsstrategien von Frauen unterschiedlicher Generationen zur<br />

Vereinbarkeit von Familie und Beruf und <strong><strong>de</strong>r</strong>en Beeinflussung durch sozialpolitische<br />

Rahmenbedingungen“, in: ZENTRUM FÜR INTERDISZIPLINÄRE FRAUENFORSCHUNG DER<br />

HUBMOLDT-UNIVERSITÄT (Hrsg.), Unter Hammer und Sichel. Frauenbiographien vor <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

Hintergrund ost<strong>de</strong>utscher Sozialisationserfahrungen, Pfaffenweiler 1995, S. 115-137.

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