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Aus dem Institut für Sportgeschichte der Deutschen ... - Rudern.de

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Historische Formen <strong>de</strong>s Frauensports 28<br />

sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>erziehung auch <strong>de</strong>n Einsatz im Kriegsfall als moralische<br />

Verstärkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Wehrgemeinschaft in kritischen Situationen. Mädchen und<br />

Jungen wur<strong>de</strong>n nicht getrennt erzogen, und obwohl man nicht von systema-<br />

tischer körperlicher Erziehung sprechen kann, musste die Germanin die ent-<br />

sprechen<strong>de</strong>n körperlichen Voraussetzungen mitbringen, um im Einbaum zu<br />

ru<strong><strong>de</strong>r</strong>n, Haus und Gut zu verteidigen und einen Speer o<strong><strong>de</strong>r</strong> Stein schleu<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

zu können. 74 Neben <strong><strong>de</strong>m</strong> Tanzen und Kämpfen fin<strong>de</strong>n auch das Bergsteigen<br />

sowie <strong><strong>de</strong>r</strong> Eis- und Schneelauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Nordgermanen bei Saurbier und Weinhold<br />

Erwähnung. 75 Die nordgermanischen Frauen sollen es im Schneelauf, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> heutigen Skilauf ähnelte, zu beachtlichen Leistungen gebracht haben. 76<br />

Durch die Staatengründungen unter Königen und Herzogen kam es zu er-<br />

heblichen Verschiebungen in <strong><strong>de</strong>r</strong> germanischen Welt. Bildung wur<strong>de</strong> als be-<br />

<strong>de</strong>utend angesehen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Einfluss <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche, die zusammen mit <strong><strong>de</strong>m</strong><br />

männlichem A<strong>de</strong>l politisch dominierte, weitete sich aus. Der Klerus verleug-<br />

nete die allgemeine Körperlichkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Frau und folgte streng <strong><strong>de</strong>m</strong> Diktat<br />

Tertullians, das implizierte, dass Leib und Seele eben nicht gleichberechtigt<br />

sind. 77<br />

Die Landbevölkerung betrieb weiterhin Wettkämpfe im Lauf, Wurf und<br />

Sprung. Vor allem aber <strong><strong>de</strong>r</strong> traditionelle Tanz wur<strong>de</strong> weiterhin gepflegt, bei<br />

<strong><strong>de</strong>m</strong> Frauen und Männer sich gemeinsam auf Erntefesten, Hochzeiten und<br />

Volksfesten amüsierten. Diese gehüpften o<strong><strong>de</strong>r</strong> gesprungenen Tänze wur<strong>de</strong>n<br />

von <strong><strong>de</strong>r</strong> Kirche als „körperliche Raserei“ o<strong><strong>de</strong>r</strong> „Tanzwut“ strikt abgelehnt. 78<br />

Zeitliche Einflüsse wirkten sich auf die Entwicklung <strong>de</strong>s mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Sports<br />

aus. Den Tänzen entgegengesetzt waren Florettfechten, Reiten o<strong><strong>de</strong>r</strong> tennis-<br />

ähnliche Spiele, die nur von Frauen <strong><strong>de</strong>r</strong> oberen Schicht betrieben wur<strong>de</strong>n. 79<br />

Die weibliche Landbevölkerung widmete sich dagegen Wettläufen, die <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Volksbelustigung dienten und im Rahmen von Schützenfesten, Jahrmärkten<br />

und Volksfesten abgehalten wur<strong>de</strong>n. Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e Erwähnung in <strong><strong>de</strong>r</strong> Literatur<br />

74<br />

Vgl. A. BLUEMCKE, Die Körperschule <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Frau im Wan<strong>de</strong>l <strong><strong>de</strong>r</strong> Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>te,<br />

Dres<strong>de</strong>n 1928, S. 11.<br />

75<br />

Vgl. B. SAURBIER, Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Leibesübungen, 8., erweiterte Auflage, Frankfurt a.M.<br />

1965, S. 68. Ferner K. WEINHOLD, Die <strong>de</strong>utschen Frauen im Mittelalter, Bd. I und II, Amsterdam<br />

1968, S. 45.<br />

76<br />

Vgl. BLUEMCKE, Die Körperschule <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen Frau, S. 14.<br />

77<br />

Vgl. ebenda, S. 16.<br />

78<br />

TSCHAP-BOCK, Frauensport und Gesellschaft, S. 67.<br />

79<br />

Vgl. G. PILZ, Wandlung <strong><strong>de</strong>r</strong> Gewalt im Sport: Eine entwicklungssoziologische Analyse<br />

unter beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Berücksichtigung <strong>de</strong>s Frauensports, Ahrensburg bei Hamburg 1982, S.<br />

22.

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