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Aus dem Institut für Sportgeschichte der Deutschen ... - Rudern.de

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Historische Formen <strong>de</strong>s Frauensports 32<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e und komplexere Übungen zu. Bedingt durch diese verbesserten Um-<br />

stän<strong>de</strong> glich sich das Frauenturnen immer mehr <strong><strong>de</strong>m</strong> Männerturnen an und<br />

nahm damit auch Einfluss auf die Spielbewegung und an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Sportformen:<br />

„Vorangetrieben wur<strong>de</strong> die ‘Bewegung’ nach BRAUNGARDT von<br />

jungen Vorturnerinnen, die in <strong>de</strong>n Turnabteilungen von Jugend auf<br />

geturnt hatten. [...] Die Reigen verschwan<strong>de</strong>n. Kräftiges Turnen,<br />

Volksturnen und Spiele traten an ihre Stelle, auch Mehrkämpfe.<br />

[...] Der Stafettenlauf als Pen<strong>de</strong>lstaffel leitete <strong>de</strong>n Wettkampf ein.<br />

Tamburinball, Faustball, Grenzball und vor allem Korbball fan<strong>de</strong>n<br />

kampffrohe Gefolgschaft. Prächtige Turnfahrten schufen unvergängliche<br />

Erinnerungen.“ 97<br />

1905 wur<strong>de</strong> dieser Entwicklung Rechnung getragen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Turnunterricht<br />

an <strong>de</strong>n Mädchenvolksschulen in Städten und größeren Orten als Pflichtfach<br />

eingeführt. Inhaltlich erfolgte eine Einschränkung <strong><strong>de</strong>r</strong> Reigen, mittlerweile als<br />

„unnütze Tän<strong>de</strong>lei“ bezeichnet, zugunsten <strong><strong>de</strong>r</strong> Bewegungs- und Laufspiele. 98<br />

Dennoch sollte es bis 1913 dauern, bis <strong><strong>de</strong>r</strong> erste Leitfa<strong>de</strong>n <strong>für</strong> das Mädchen-<br />

turnen, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>für</strong> alle Mädchenschulen und Lehrerinnenbildungsanstalten gültig<br />

war, herausgegeben wur<strong>de</strong>. 99 Dabei orientierten sich die Verfasser an Wer-<br />

ten und Zielen wie Gesundheit, Kraft, Charakterbildung, Frische <strong>de</strong>s Geistes,<br />

<strong>Aus</strong>dauer und Frohsinn. 100 Dieser Ansatz lässt sich auf <strong>de</strong>n Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s<br />

Frauenbil<strong>de</strong>s <strong><strong>de</strong>r</strong> damaligen Zeit zurückführen. Die traditionellen „weiblichen“<br />

Charaktereigenschaften wie Anmut und Hilfsbereitschaft wur<strong>de</strong>n nun durch<br />

„die im Hinblick auf die gesellschaftlichen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen notwendigen Ver-<br />

haltensweisen wie Kraft, <strong>Aus</strong>dauer, Selbstständigkeit und Geistesgegen-<br />

wart“ 101 ergänzt.<br />

Die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lage Deutschlands im Ersten Weltkrieg führte zu erheblichen poli-<br />

tischen, sozialen und wirtschaftlichen Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen. Die Umbruchsituation<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> frühen 20er Jahre brachte es mit sich, dass die herkömmliche Frauenrol-<br />

le kritisiert und neu diskutiert wur<strong>de</strong>. 102 Eine Berufstätigkeit galt nicht mehr<br />

97<br />

L. SCHELLER, Schritte – Die Entwicklung <strong>de</strong>s Frauen- und Mädchenturnens im nordwest<strong>de</strong>utschen<br />

Raum, Celle 1979, S. 17-18.<br />

98<br />

Vgl. PFISTER/LANGENFELD, „Die Leibesübungen <strong>für</strong> das weibliche Geschlecht“, S. 512.<br />

99<br />

Vgl. ebenda.<br />

100<br />

Vgl. ebenda.<br />

101<br />

Ebenda.<br />

102<br />

G. PFISTER/H. LANGENFELD, „Vom Frauenturnen zum mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Sport – Die Entwicklung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Leibesübungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Frauen und Mädchen seit <strong><strong>de</strong>m</strong> Ersten Weltkrieg“, in: H.<br />

UEBERHORST (Hrsg.), Geschichte <strong><strong>de</strong>r</strong> Leibesübungen, Bd. 3/2, Leibesübungen und Sport<br />

in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Berlin/München/Frankfurt a.M.<br />

1982, S. 977.

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