22.12.2012 Aufrufe

Desmotronic

Desmotronic

Desmotronic

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Einzelfallstudie über den Einfluss eines Vibrationskrafttrainings<br />

in der Saisonvorbereitung eines professionellen<br />

Eishockeyspielers<br />

Diplomarbeit von Jörn Ziegler<br />

Deutsche Sporthochschule Köln<br />

Sommersemester 2003


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis 1<br />

Tabellenverzeichnis 4<br />

Abbildungsverzeichnis 6<br />

1 Einleitung 11<br />

2 Das Vibrationskrafttraining 12<br />

2.1. Grundlegende Begriffe 12<br />

2.2. Literaturüberblick 14<br />

2.2.1 Gesundheitsgefahren 14<br />

2.2.2 Allgemeine Wirkung von Vibrationen 15<br />

2.2.3 Studien über das Vibrationskrafttraining 16<br />

3 Sportartanalyse Eishockey 25<br />

3.1 Charakteristik des Eishockeys 25<br />

3.2 Eislauftechnik 27<br />

3.3 Leistungsfaktoren im Eishockey 28<br />

3.3.1 Beschleunigung und Geschwindigkeit 28<br />

3.3.2 Anforderungen an die Ausdauer 30<br />

3.3.3 Bedeutung der Muskelkraft 32<br />

3.3.3.1 Maximalkraft 33<br />

3.3.3.2 Schnellkraft 35<br />

3.3.3.3 Reaktivkraft 36<br />

3.3.3.4 Kraftausdauer 37<br />

3.4 Allgemeine Hinweise zur Trainingsgestaltung 38<br />

3.4.1 Trainingsperiodisierung 38<br />

3.4.2 Belastungsnormative, Trainingsmethoden und<br />

Trainingsprinzipien 39<br />

3.5 Trainingsgestaltung im Eishockey 45<br />

3.6 Trainingsroutine der Versuchsperson in der Vorbereitung 49<br />

4 Untersuchungsmethodik 52<br />

4.1 Testperson 52<br />

4.2 Trainingsgerät „Power Plate“ 54<br />

Seite<br />

1


4.3 Trainingskonzeption 56<br />

4.4 Rahmentrainingsplan 57<br />

4.4.1 Belastungsnormative 58<br />

4.4.2 Trainingsübungen 59<br />

4.5 Testbatterie 70<br />

4.5.1 Leistungsdiagnostik im Eishockey 70<br />

4.5.2 Testdesign 72<br />

4.5.3 Sprungkraftdiagnostik 73<br />

4.5.4 Sprintzeitendiagnostik 77<br />

4.5.5 Maximalkraftmessung Beinpresse 78<br />

4.5.6 Datenanalyse / Auswertungsdesign 80<br />

5 Untersuchungsergebnisse 81<br />

5.1 Belastungsmodifizierungen 81<br />

5.1.1 Übersicht über die Belastungsnormative in Mikrozyklus 1<br />

(1. Trainingswoche) 81<br />

5.1.2 Übersicht über die Belastungsnormative für Mikrozyklus 2<br />

(2. Trainingswoche) und Mikrozyklus 3 (3. Trainingswoche)<br />

82<br />

5.1.3 Übersicht über die Belastungsnormative in Mikrozyklus 4<br />

(4. Trainingswoche) 84<br />

5.1.4 Übersicht über die Belastungsnormative in Mikrozyklus 5<br />

(5. Trainingswoche) 85<br />

5.2 Deskriptive Statistik 86<br />

5.2.1 Isometrische Maximalkraftmessung an der Beinpresse<br />

5.2.2 Sprungkraftdiagnostik 89<br />

5.2.2.1 Squat Jump Ergebnisse 90<br />

5.2.2.2 Counter- Movement- Jump Ergebnisse 91<br />

5.2.2.3 Drop Jump Ergebnisse 94<br />

5.2.3 Ergebnisse der Sprintdiagnostik 96<br />

5.3 Vergleich der Eingangstest- Endtest Diagnostikergebnisse<br />

6 Diskussion<br />

99<br />

101<br />

6.1 Maximalkraft 102<br />

6.2 Sprungkraft 106<br />

86<br />

2


6.3 Sprint 108<br />

6.4 Trainingsempfehlungen 109<br />

7 Zusammenfassung 113<br />

Literaturverzeichnis 116<br />

Anhang<br />

Lebenslauf<br />

121<br />

3


Tabellenverzeichnis<br />

Seite<br />

Tabelle 1: Überblick über die in Kap. 2.2.3 beschriebenen ausgewählten<br />

Vibrationsstudien. Aufgeführt sind Einzelheiten über das Untersuchungsdesign<br />

(Belastungsnormative, Probandengruppe, Trainingsübungen) und die festgestellten<br />

Ergebnisse. 23<br />

Tabelle 2: Darstellung von Ergebnisse aus Spielbeobachtungen aus dem Jahre 1972.<br />

Statistiken über Spieleinsätze, Spielzeit, zurückgelegte Strecken und arithmetische<br />

Durchschnittsgeschwindigkeiten (Capla 1983, 64). 31<br />

Tabelle 3: Unterteilung der von der Maximalkraft abhängigen Schnellkraft,<br />

Reaktivkraft, Kraftausdauer in verschiedene Komponenten (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 66). 33<br />

Tabelle 4: Übersicht über Entwicklung der Belastungsnormative für die<br />

Trainingsübung Kniebeuge in den letzten 4 Wochen der speziellen Vorbereitung<br />

(Saison 2001/2002). 50<br />

Tabelle 5: Übersicht über Entwicklung der Belastungsnormative für die<br />

Trainingsübung Ausfallschritte in den letzten 4 Wochen der speziellen Vorbereitung<br />

(Saison 2001/2002). 51<br />

Tabelle 6: Übersicht über Entwicklung der Belastungsnormative für den M.<br />

Quadriceps femoris und M. Biceps femoris in den letzten 4 Wochen der speziellen<br />

Vorbereitung (Saison 2001/2002). 51<br />

Tabelle 7: Spielstatistik von Mike Pellegrims in der DEL. SP (Spiele), G (Tore), A<br />

(Vorlagen), T (Gesamtpunkte), ST (Puckgewinne) (www.duesseldorfereg.de).<br />

54<br />

Tabelle 8: Rahmentrainingsplan für das Vibrationstraining mit Übungen für obere<br />

und untere Extremitäten. 58<br />

Tabelle 9: Trainingsplan für Trainingswoche 1 (Mikrozyklus1). Nicht aufgeführt<br />

sind Übungen für die oberen Extremitäten, da diese nicht getestet werden.<br />

Fettgedruckte Belastungsnormative zeigen im Trainingsplan vorgenommene<br />

Modifizierungen. 81<br />

Tabelle 10: Trainingsplan für die 2. und 3. Trainingswoche (Mikrozyklus 2 und<br />

Mikrozyklus 3). Die Testperson trainierte in der 3. Trainingswoche die<br />

Wechselsprünge und Kniebeugen mit einer Frequenz von 50 Hz. 82<br />

4


Tabelle 11: Trainingsplan für die 4. Trainingswoche (Mikrozyklus 4). Die<br />

Reduzierung der Amplitude für Wadenheber und Kniebeugen verdeutlicht den<br />

Übertrainingszustand des Athleten. 84<br />

Tabelle 12: Trainingsplan für die 5. Trainingswoche (Mikrozyklus 4). Die Belastung<br />

wird einheitlich auf ein regeneratives Niveau zurückgesetzt. 85<br />

Tabelle 13: Standardabweichungen (sd) für die 100° Kniegelenkswinkel<br />

Maximalkraftmessungen. 87<br />

Tabelle 14: Standardabweichungen (sd) für die 120° Kniegelenkswinkel<br />

Maximalkraftmessungen. 87<br />

Tabelle 15: Standardabweichungen (sd) beim Squat Jump. 90<br />

Tabelle 16: Standardabweichungen (sd) beim Counter- Movement- Jump.<br />

91<br />

Tabelle 17: Standardabweichungen (sd) beim Counter- Movement-Jump einbeinig<br />

rechts. Zu beachten sind erhöhte Standardabweichungen in Test 5. 92<br />

Tabelle 18: Standardabweichungen (sd) beim Counter- Movement- Jump einbeinig<br />

links. Zu beachten sind erhöhte Standardabweichungen in Test 5. 93<br />

Tabelle 19: Standardabweichungen (sd) beim Drop Jump (Sprunghöhe). 94<br />

Tabelle 20: Standardabweichungen (sd) für die Drop Jump Bodenkontaktzeiten.<br />

Tabelle 21: Standardabweichungen (sd) bei der 5m Sprintdistanz.<br />

95<br />

96<br />

Tabelle 22: Standardabweichungen (sd) bei der 10 m Sprintdistanz. 97<br />

Tabelle 23: Standardabweichungen (sd) für die 20 m Sprintdistanz. 98<br />

Tabelle 24: Standardabweichungen (sd) für die 30 m Sprintdistanz. 99<br />

Tabelle 25: Dargestellt sind die Eingangs- Endtest Diagnostikwerte und die<br />

prozentualen Steigerungen bzw. Verluste. 100<br />

5


Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abbildung 1: Beispiel einer Schwingung mit Darstellung der Amplitude.<br />

Seite<br />

12<br />

Abbildung 2: Verbindung von Muskelspindel mit Motoneuronen und Muskeln (1)<br />

stellt einen Dehnungsreflex dar. (2) stellt einen tonischen Dehnungsreflex (TVR) dar<br />

(Hollmann, Hettinger 2000, 39). 13<br />

Abbildung 3: Eishockeyspielfeld mit markierten Spielzonen und<br />

Mannschaftsaufstellung. Positionen auf dem Spielfeld sind Torwart (TW), Linker<br />

Verteidiger (LV), Rechter Verteidiger (RV), Linksaußen (LA), Mittelstürmer (MS),<br />

Rechtsaußen (RA) (Capla 1983, 17). 26<br />

Abbildung 4: Korrelationen zwischen Eislauf- Höchstgeschwindigkeit („Top Speed<br />

Test“) und Beschleunigungsleistung („Acceleration times“), gemessen in einem<br />

Beschleunigungstest über etwa 25 m (80 feet) in einer Untersuchung mit US<br />

Collegespielern der höchsten Spielklasse (Div. 1 College) und Spielern einer<br />

niedrigeren Spielklasse (Div. 2 College). Spieler höherer Spielklasse beschleunigen<br />

schneller und erzielen höhere Endgeschwindigkeiten (Blatherwick, Knoblauch,<br />

Greeer 1985; http://www.hockeyinstitute.org/). 29<br />

Abbildung 5: Abfolge einer exzentrischen (1), isometrischen (2) und konzentrischen<br />

(3) Kontraktion in einer Absprungbewegung (Ehlenz, Grosser, Zimmermann 1998,<br />

67). 32<br />

Abbildung 6: Beispiel für tiefe Körperhaltung und Kniebeugung während der<br />

Gleitphase. Zu beachten ist die Körpergewichtsverlagerung auf das vordere,<br />

gleitende Bein (Cady, Stenlund 1998, xix). 34<br />

Abbildung 7: Schnellkraftparameter Explosivkraft und Startkraft veranschaulicht in<br />

einer Kraft- Zeit Kurve nach Bührle (1985) (Martin, Carl, Lehnertz, 2001, 105).<br />

35<br />

Abbildung 8: Darstellung der Streckschlinge und Drehmomente vor Auslösung<br />

einer Absprungbewegung (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 109). 36<br />

Abbildung 9: Unterteilung von Methoden im allgemeinen Krafttraining nach den<br />

Zielstellungen einer verbesserten Innervationsfähigkeit und eines höheren<br />

Energiepotentials (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 126). 41<br />

6


Abbildung 10: Hillkurve zur Beschreibung der Beziehung zwischen<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit und Höhe der Zusatzlast (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 54). 43<br />

Abbildung 11: Beispiel für ein Trainingsprinzip zur Optimierung der<br />

Trainingseffektivität (Step type approach). Deutlich wird eine Belastungsreduzierung<br />

auf mittleres Intensitätsniveau, nachdem Intensitäten zunächst kontinuierlich<br />

gesteigert wurden (Bompa 1999, 34). 44<br />

Abbildung 12: Methodischer Aufbau (allgemein– speziell) zur Entwicklung<br />

sportlicher Leistungsfähigkeit im Eishockey (Twist 2001, 216). 46<br />

Abbildung 13: Überblick über den Jahreszyklus im Eishockey unter Einbeziehung<br />

allgemeiner Trainingsaufgaben und optimalem Verlauf der sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit (Capla, Horsch 1989, 30). 47<br />

Abbildung 14: Spielerportrait von Mike Pellegrims (Düsseldorf Metro Stars)<br />

(www.duesseldorfereg.de). 53<br />

Abbildung 15: Power Plate Trainingsgerät des Herstellers Power Plate International,<br />

Badhoevendorp, Niederlande (www.power-plate.de). 54<br />

Abbildung 16: Mike Pellegrims mit Power Plate. 55<br />

Abbildung 17: Bilder des Herstellers für Trainingsübungen der unteren Extremitäten<br />

(www.power-plate.de). 60<br />

Abbildung 18: Trainingsübung Tiefe Kniebeuge (Kniewinkel 90°). 61<br />

Abbildung 19: Trainingsübung 1beinige Kniebeuge. Zu erkennen ist die unter 4.4.1<br />

erwähnte Gewichtsweste. 62<br />

Abbildung 20: Trainingsübung Ausfallschritt. 63<br />

Abbildung 21: Trainingsübung Wadenheber. 64<br />

Abbildung 22: Trainingsübung Laterale Wechselsprünge. Der Athlet verwendet bei<br />

der Ausführung Bewegungsmuster aus dem Eislaufen. 65<br />

Abbildung 23: Bilder des Herstellers für die oberen Extremitäten (www.powerplate.de).<br />

65<br />

7


Abbildung 24: Trainingsübung Bent over Pull. Das Bild zeigt den an der<br />

Vibrationsplatte befestigten Haltegriff. 66<br />

Abbildung 25: Trainingsübung Liegestütz. 66<br />

Abbildung 26: Trainingsübung Dips. 67<br />

Abbildung 27: Trainingsübung Vordere Hebung. 67<br />

Abbildung 28: Bilder des Herstellers für Stretchingübungen auf der Power Plate<br />

(www.power-plate.de). 68<br />

Abbildung 29: Massage der Wadenmuskulatur. 69<br />

Abbildung 30: Massage der Beinrückseite. 69<br />

Abbildung 31: Bewegungsverwandtschaft von Antritten im Eishockey und in der<br />

Leichtathletik. Unterschiede liegen im Abdruck von der Oberfläche (Stamm 2001,<br />

212). 70<br />

Abbildung 32: Studie unter US Nachwuchshockeyspielern (durchschnittliches Alter<br />

16,7 Jahre). Das Diagramm ordnet Sprintzeiten über 44 m (40 yards)<br />

Beschleunigungszeiten über 25 m (80 feet) auf dem Eis zu. Allgemein beschleunigen<br />

die schnellsten Sprinter auch auf dem Eis am schnellsten (Blatherwick 1994,<br />

http://www.hockeyinstitute.org/). 71<br />

Abbildung 33: Mit der gleichen Probandengruppe wie in Abb. 32 durchgeführte<br />

Studie über Zusammenhang von vertikaler Sprungkraft (vertical jump height) und 25<br />

m Beschleunigung auf dem Eis.<br />

(Blatherwick 1994, http://www.hockeyinstitute.org/). 72<br />

Abbildung 34: Squat Jump Test. Die Testperson steht auf der Kistlerplatte und<br />

befindet sich in der Streckbewegung. 74<br />

Abbildung 35: Beidbeiniger Counter- Movement- Jump. Das Bild erfasst die<br />

Bewegung in der Umkehrphase. 75<br />

Abbildung 36: Ausgangsstellung zur Ausführung des einbeinigen Counter-<br />

Movement-Jumps. 76<br />

Abbildung 37: Absprung beim einbeinigen Counter- Movement- Jump. 76<br />

Abbildung 38: Absprung zum Drop Jump. Zu sehen ist der Absprungkasten.<br />

77<br />

8


Abbildung 39: <strong>Desmotronic</strong> Beinpresse. 78<br />

Abbildung 40: Kraft- Zeitdiagramm einer 100° Kniewinkel Maximalkraftmessung<br />

von Mike Pellegrims an der <strong>Desmotronic</strong>. Über 5 s führte die Testperson wiederholt<br />

maximale Kraftstöße aus. 79<br />

Abbildung 41: Mike Pellegrims an der Desmotronik Beinpresse. Die Fußstützen<br />

enthalten Kraftmessdosen. Die Schulterstützen mussten herausgenommen werden,<br />

weil diese zu niedrig angebracht waren. Die Lendenwirbelsäule kann nicht optimal<br />

stabilisiert werden. 80<br />

Abbildung 42: Maximale Werte für die 5 Testeinheiten der isometrischen<br />

Maximalkraft. Die Kurven beider Kniegelenkswinkel (100°, 120°) sind zusammen in<br />

einem Diagramm abgebildet. In Test 4 kann aufgrund einer leichten Zerrung keine<br />

Messung für den 120° Kniewinkel mehr durchgeführt werden. 87<br />

Abbildung 43: Mittelwerte für die 5 Testeinheiten der isometrischen Maximalkraft.<br />

Die Kurven beider Kniegelenkswinkel (100°, 120°) sind zusammen in einem<br />

Diagramm abgebildet. In Test 4 kann aufgrund einer leichten Zerrung keine Messung<br />

für den 120° Kniewinkel mehr durchgeführt werden. 88<br />

Abbildung 44: Kraftzeitdiagramm einer Maximalkraftmessung (120°) von Mike<br />

Pellegrims. Zu erkennen sind 6 maximale Kraftstöße. 88<br />

Abbildung 45: Squat Jump Sprunghöhen [cm] erzielt in den 5 Testeinheiten über<br />

den Trainingszeitraum des Vibrationstrainings. Maximalwerte (SJ max) sind in rot<br />

gekennzeichnet, Mittelwerte (SJ mean) in blau. 90<br />

Abbildung 46: In den 5 Testeinheiten erzielte maximale und mittlere Sprunghöhen<br />

für den beidbeinigen Counter- Movement- Jump. 91<br />

Abbildung 47: Entwicklung der Sprunghöhe beim einbeinigen Counter-Movement-<br />

Jump rechts. 92<br />

Abbildung 48: Entwicklung der Sprunghöhe beim einbeinigen Counter-Movement-<br />

Jump links. 93<br />

Abbildung 49: Entwicklung der Drop Jump Sprunghöhen in den 5 Testeinheiten.<br />

94<br />

9


Abbildung 50: Entwicklung der Drop Jump Bodenkontaktzeiten (BKZ). 95<br />

Abbildung 51: Entwicklung der 5 m Sprintzeiten in 4 Testeinheiten. In Test 5<br />

wurden keine Sprints gelaufen. Sowohl Mittelwertverlauf als auch<br />

Maximalwertverlauf zeigt die enormen Steigerungen in Test 4. 96<br />

Abbildung 52: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 10 m<br />

Distanz. Absolute Bestwerte werden in Woche 4 erzielt. 97<br />

Abbildung 53: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 20 m<br />

Distanz. Bestwerte werden in Test 4 erzielt. 98<br />

Abbildung 54: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 30 m<br />

Distanz. In Test 4 erreicht die Testperson das Eingangstestniveau. 99<br />

10


1 Einleitung<br />

Im Leistungssport wird laufend nach neuen Trainingsmethoden gesucht, die eine<br />

effektivere Trainingsgestaltung ermöglichen.<br />

Die Vibrationsstimulation, auch Biomechanische Stimulation und Rythmisch-<br />

Neuromuskuläre Stimulation genannt, hat seit der Entdeckung durch Nazarov in den<br />

70 er Jahren Einzug in die Rehabilitation, den Fitnessbereich und die<br />

Sportwissenschaft gefunden. Obwohl in der Literatur teilweise enorme<br />

Kraftzuwächse unter geringem Zeitaufwand dokumentiert werden, hat diese Methode<br />

bisher auf breiter Basis keine Anwendung im Leistungssport gefunden.<br />

Das Vibrationstraining beruht auf der Übertragung mechanischer Schwingungen auf<br />

die Muskulatur über spezielle Trainingsgeräte. Anpassungen ergeben sich durch<br />

erhöhte Rekrutierungs-, Frequenzierungs- und Synchronisationsraten in der<br />

Muskulatur. Bisherige Studien zeigen eine Vielzahl unterschiedlicher Ergebnisse.<br />

Für die vorliegende Studie ergab sich die Möglichkeit ein<br />

Vibrationstrainingsprogramm über 4 Wochen in die Saisonvorbereitung eines Profi-<br />

Eishockeyspielers aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu integrieren. Um im<br />

Hinblick auf die kommende Saison eine individuelle, optimale Leistungsentwicklung<br />

des Athleten zu ermöglichen, wurde für das Trainingsprogramm eine offene<br />

Belastungsgestaltung gewählt. Die Belastungsnormative wurden auf Basis von<br />

Befindlichkeitsangaben und Ergebnissen der Leistungsdiagnostik angepasst.<br />

Während des Trainingsprozesses wurden wöchentlich Leistungstests zur Erfassung<br />

der Maximal- und Sprungkraftentwicklung sowie der Antrittsfähigkeit durchgeführt.<br />

Die Diagnostikelemente wurden möglichst sportartspezifisch gestaltet.<br />

Die vorliegende Studie möchte untersuchen, ob ein Einzug der Vibrationsmethode in<br />

den Leistungssportbereich gerechtfertigt ist. Die offene Belastungsgestaltung soll<br />

ergänzende Informationen über die Möglichkeit einer Integrierung der<br />

Vibrationsmethode in Trainingsprogramme ermöglichen.<br />

11


2 Das Vibrationskrafttraining<br />

2.1 Grundlegende Begriffe<br />

Neben nicht- periodischen Vibrationen, wie sie etwa bei Stößen und Erschütterungen<br />

im Alltag, Berufsleben und im Sport auftreten, werden für das Vibrationstraining<br />

periodische Schwingungen eingesetzt. Diese werden durch speziell für das<br />

Vibrationstraining konzipierte Trainingsgeräte erzeugt. So werden etwa über<br />

Vibrationsplatten Vibrationen auf die Muskulatur geleitet. Nach Künnemeyer,<br />

Schmidtbleicher (1997) stellen Vibrationen wiederholte exzentrische Belastungen<br />

der Muskulatur dar.<br />

Grundlegende Parameter zur qualitativen und quantitativen Beschreibung dieser<br />

mechanischen Schwingungen sind die Frequenz (Schwingungszahl) und die<br />

Amplitude (Schwingungsweite). Als Frequenz, angegeben in der Einheit Hertz [Hz],<br />

wird die Anzahl von Schwingungen in einer Sekunde [s] bezeichnet. Die Amplitude<br />

beschreibt die maximale Auslenkung (Elongation), die das schwingende Element<br />

erfährt.<br />

Abbildung 1: Beispiel einer Schwingung mit Darstellung der Amplitude.<br />

Periodische Schwingungen werden nach dem Angriffspunkt der Vibrationen auf den<br />

menschlichen Körper unterschieden. Nach dieser vereinfachenden Kategorisierung<br />

gibt es Ganzkörper- und Teilkörpervibrationen. Zu Teilkörpervibrationen gibt es<br />

Studien über den Einfluss von Vibrationen, die im Sport oder in der Arbeitswelt auf<br />

Körperteile wie Hand und Arm übertragen werden. Bei Ganzkörpervibrationen steht<br />

die Person auf einer Platte.<br />

12


Bei der neuromuskulären Stimulation durch Vibrationen spielen die beiden<br />

Rezeptoren Muskelspindel und Golgi- Sehnen- Organ eine wichtige Rolle. Beide<br />

Rezeptoren leiten Informationen über muskuläre Spannungszustände an das<br />

Zentralnervensystem (ZNS). Die Muskelspindel ist parallel zum Muskel gelegen und<br />

reagiert auf Längenänderungen des Muskels (Dehnungsrezeptor). Sie wird auch als<br />

intrafusale Faser bezeichnet. Über die im kontraktilen Zentrum der Spindel<br />

gelegenen Nervenfasern (Ia- Faser) werden Afferenzen über Längenänderungen im<br />

Muskel an das Rückenmark gesendet. Hier kommt es zu einer Verschaltung mit den<br />

Motoneuronen, welche die Muskelfasern des betroffenen Muskels innervieren und<br />

eine Kontraktion auslösen. Dieser Vorgang wird als Dehnungsreflex bezeichnet. Je<br />

stärker der jeweilige Dehnungsreiz ist, desto mehr Muskelfasern werden über die<br />

entsprechenden Nervenfasern aktiviert. In der Literatur wird die Muskelspindel als<br />

Fühler für das Stellglied Muskel zur Regulierung des Muskeltonus beschrieben. Die<br />

Empfindlichkeit der Muskelspindel wird über Gamma- Fasern, die direkt die<br />

Muskelspindel innervieren, neu eingestellt. Die Muskelspindel dient deshalb auch<br />

zum Schutz vor Verletzungen bei schnellen, plötzlichen Dehnungsreizen<br />

(Kniesehnenreflex).<br />

Abbildung 2: Verbindung von Muskelspindel mit Motoneuronen und Muskeln. (1)<br />

stellt einen Dehnungsreflex dar. (2) stellt einen tonischen Dehnungsreflex (TVR) dar.<br />

(Hollmann, Hettinger 2000, 39).<br />

Das Golgi- Sehnen- Organ registriert über sensible Endigungen (Ib- Fasern) die<br />

Spannung in der Sehne. Bei zunehmender Spannung werden die kontrahierten<br />

Muskelfasern gehemmt. Dieser Regulationsmechanismus wird als präsynaptische<br />

Hemmung bezeichnet. Dementsprechend senden die beiden Rezeptoren bei<br />

Bewegungen hemmende oder aktivierende Reize an die Muskulatur. Während<br />

13


einerseits durch Vibrationen Kraftzuwächse erzielt werden können, werden über den<br />

Mechanismus der präsynaptischen Hemmung Verbesserungen der Beweglichkeit<br />

erzielt.<br />

Zur Betrachtung möglicher Nebenwirkungen von Vibrationen sind Erkenntnisse über<br />

die Verarbeitung von Schwingungen im menschlichen Körper notwendig. Die<br />

Impedanz gibt als Schwingungswiderstand Auskunft über die Menge der vom<br />

Körper absorbierten Energie. Die Impedanz ist definiert als Quotient aus Erregerkraft<br />

und Geschwindigkeit. Die Schwingungsübertragung (Transmissibility) gibt Auskunft<br />

über das Ausmaß der vom Körper gedämpften Schwingungen.<br />

2.2 Literaturüberblick<br />

2.2.1 Gesundheitsgefahren<br />

Aus der Arbeitswelt und in Tierversuchen gibt es Erkenntnisse über mögliche<br />

gesundheitsschädliche Konsequenzen von Vibrationen auf den menschlichen Körper.<br />

Spitzenpfeil (2000) weist daraufhin, dass Vibrationsbelastungen über Standards in<br />

Form einer DIN- und ISO Norm (ISO 7962, ISO 2631, DIN 54676) geregelt sind. In<br />

der Sportwissenschaft existieren keine entsprechenden Richtlinien für das Training<br />

mit der Vibrationsmethode.<br />

Neben akuten Verletzungen und Bewegungskrankheiten (Kinetosen) können durch<br />

Vibrationen auch chronische Schäden entstehen. In diesem Zusammenhang liefern<br />

Studien (vgl. Dupuis et al. 1972, 1976) Erkenntnisse über Resonanzfrequenzen von<br />

menschlichen Organen und Körperteilen. Im Resonanzbereich können die<br />

Erregungsfrequenzen vom Körper nicht gedämpft werden, sondern sogar verstärkt<br />

werden (vgl. Anhang A 1). Die Resonanzfrequenzen im Körper liegen etwa zwischen<br />

1 und 25 Hz (vgl. Kleinöder, Ziegler, Bosse, Mester 2003). Diese Frequenzbereiche<br />

sind demnach beim Umgang mit Vibrationen unbedingt zu vermeiden. In<br />

Tierversuchsstudien wurden innere Organblutungen aufgrund von eingeleiteten<br />

Vibrationen festgestellt (vgl. Sass 1969). Ein Training mit Vibrationen im<br />

Resonanzbereich kann daher auch für den Menschen gefährlich sein. Bei Spitzenpfeil<br />

(2000) werden subjektive Toleranzgrenzen für den Menschen erwähnt, die bei einer<br />

Erregungsfrequenz von etwa 20 Hz und Beschleunigungen von 6,5 g liegen.<br />

Stimmverzerrungen und visuelle Störungen sind Anzeichen für eine ungesunde<br />

Wirkung der Vibrationen auf den Körper. Im Gegensatz zu Vibrationsbelastungen,<br />

14


die während der Arbeit auftreten, gibt es im Vibrationstraining die Möglichkeit für<br />

den Trainierenden Belastungen aktiv zu dämpfen. Durch Muskelvorspannung und<br />

Körperhaltung können Dämpfungswerte verändert werden. Hierzu sind allerdings<br />

präzise Anleitungen zur Körperhaltung und Bewegungsausführung zu beachten. Vor<br />

dem Beginn eines Trainingsprogramms mit Vibrationen sollten geplante Übungen<br />

und allgemeine Sicherheitshinweise mit einer erfahrenen Person besprochen werden.<br />

Selbst die von Herstellern der Trainingsgeräte empfohlenen Übungen sind nicht<br />

immer gefahrlos anzuwenden. Hinweise zur Sicherheit werden für die eigene<br />

Untersuchung berücksichtigt und sind in der Methodik (s. Kapitel 4.4.2) aufgeführt.<br />

2.2.2 Allgemeine Wirkung von Vibrationen<br />

Bevor in Kapitel 2.2.3 ausgewählte Untersuchungen zur Wirkung von Vibrationen<br />

auf verschiedene Kraftparameter diskutiert werden, sollen in diesem Abschnitt<br />

zunächst grundlegende Wirkungsmechanismen von Vibrationen beschrieben werden.<br />

Die für eine Kraftentwicklung benötigte Aktivierung motorischer Einheiten wird<br />

über neuronale Prozesse gesteuert. Nach Grosser, Starischka, Zimmermann, Zintl<br />

(1993) werden grundsätzlich 2 Drittel der Kraft durch Frequenzierung, 1 Drittel<br />

durch Rekrutierung motorischer Einheiten erreicht. Frequenzierung ist definiert als<br />

die Anzahl der neuronalen Impulse pro Zeiteinheit. Unter Rekrutierung ist die<br />

Anzahl erfasster motorischer Einheiten gemeint. In intensiven Bereichen werden zur<br />

maximalen Kraftentwicklung motorische Einheiten gleichzeitig entladen<br />

(Synchronisation). Untersuchungen (Lippold et al 1957, Burke 1976) beweisen die<br />

zentrale Rolle des Dehnungsreflexes zur Auslösung einer Synchronisation. In<br />

Studien führt die Stimulation des Muskels mit Frequenzen von mindestens 20 Hz zu<br />

einer tonischen Reflexkontraktion, also einer Überlagerung von Dehnungs-<br />

Verkürzungszyklen statt. Eine verstärkte Kraftentwicklung wird erreicht. Dieser<br />

Mechanismus wurde von Eklund, Hagbarth (1966) entdeckt und als Tonischer<br />

Vibrations Reflex (TVR) bezeichnet. Die Erregungsfrequenzen und der<br />

Spannungszustand der Muskulatur haben Einfluss auf die Reaktion motorischer<br />

Einheiten. Martin, Park (1997) kamen durch EMG Messungen an der<br />

Handmuskulatur zu der Erkenntnis, dass eine mittlere Vorspannung in der belasteten<br />

Muskulatur zu einer maximalen Aktivierung führt. Eine weitere, wichtige Erkenntnis<br />

der Autoren bezieht sich auf die Möglichkeit durch Vibrationen motorische<br />

Einheiten schneller Muskelfasern (Ft- Fasern) mit hoher Erregungsschwelle, hoher<br />

15


Kraftentwicklung und schneller Ermüdung zu stimulieren. Im Zusammenhang mit<br />

unterschiedlichen Erregungsfrequenzen (40, 80, 100, 120, 150, 200 Hz) wurde<br />

festgestellt, dass bei Frequenzen bis zu 100 Hz die Stärke des TVR mit der<br />

Frequenzsteigerung korrelierte. Bei Frequenzen zwischen 100 und 150 Hz dagegen<br />

wurde die Synchronisation der motorischen Einheiten zunehmend aufgehoben<br />

(subharmonische Synchronisation). Am ganzen Muskel stellten De Gail et al. (1966)<br />

dagegen fest , dass die Kontraktionsstärke der Muskeln M. Quadriceps femoris und<br />

M. Triceps surae entgegengesetzt zur Studie von Martin, Park (1997) an motorischen<br />

Einheiten nur bis 50 Hz anstieg. Eine weitere Erkenntnis dieser Studie zeigt eine<br />

maximale Kontraktion der Muskeln nach einer Belastungszeit von 30– 60 s.<br />

16


2.2.3 Studien über Vibrationskrafttraining<br />

Erfahrungen über Kraftanpassungen durch Vibrationstraining in der<br />

Sportwissenschaft entstammen Studien über Ganzkörpervibrationen und<br />

Teilkörpervibrationen. Studien über die Anpassungen der Beweglichkeit und Kraft<br />

infolge von vibratorischer Stimulation gehen auf Untersuchungen von Nazarov in der<br />

ehemaligen UdSSR zurück. Professor Nazarov setzte bereits gegen Ende der 70 er<br />

Jahre Vibrationen als Trainings- und Therapieform bei Leistungsturnern ein. Dieses<br />

Kapitel stellt eine Auswahl von Studien über das Vibrationstraining vor. Studien<br />

über akute Reaktionen auf Vibrationsreize (Bosco, Cardinale, Tsarpela 1999) sowie<br />

Studien über den Einfluss von Vibrationen auf die Beweglichkeit (Künnemeyer,<br />

Schmidtbleicher 1997) bleiben hier unberücksichtigt.<br />

Weber (1997), Knauf (1999), Spitzenpfeil (2000), Becerra Motta (2001, 2002),<br />

Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) verwendeten bei Ihren Untersuchungen<br />

Vibrationsfrequenzen von 20 bis 25 Hz und Amplituden von 2,5 mm bis 4 mm.<br />

Diese entsprechen den von Nazarov benutzten Belastungsnormativen. Weber (1997)<br />

erzielte bei Einzelfallexperimenten mit Turnern über eine Dauer von 6 Wochen<br />

signifikante Maximalkraftsteigerungen von 24– 27 %. Die Entwicklung der<br />

Maximalkraft wurde nach Trainingsende über insgesamt 22 Wochen weiter getestet.<br />

Testergebnisse lagen 17 Wochen nach Trainingsende noch 11- 17 % über der<br />

Eingangstestleistung. Ähnlich dieser langfristigen Anpassungen stellt Wessels (2003)<br />

bei einer Leistungssportlerin 22 Wochen nach Beendigung des Vibrationstrainings<br />

deutliche Maximalkraftzuwächse (27,5– 35,9 %) für unterschiedliche Arm- und<br />

Rumpfmuskeln fest. Während des Vibrationstrainings wurden deutliche<br />

Leistungsrückgänge für die Maximalkraft verzeichnet. Im Eingangstest- Endtest<br />

Vergleich lag die Maximalkraft der Probanden für das Bankdrücken 52 % und 47 %<br />

unter dem Eingangsniveau. Analog zu diesen Leistungseinbußen traten während des<br />

Trainings deutliche Übertrainingssymptome auf. Müdigkeit, erhöhter Schlafbedarf,<br />

Kraftlosigkeit, Gewichtsverlust, Kopfschmerzen, Kreislaufstörungen und erhöhte<br />

Reizbarkeit sind als Symptome geschildert. Die Vibrationen stellten eine hohe<br />

Belastung für den Organismus dar. Krankheitsbedingte Trainingspausen von 1<br />

Woche erzeugten in der Diagnostik entgegen der Tendenz kurzfristige<br />

Maximalkraftzuwächse von 8 %. Die Autorin vermutet eine Erholung des<br />

Organismus als Ursache für diese gegensätzliche Entwicklung. Ein weiteres<br />

17


Experiment von Weber erreichte nach 8 Trainingseinheiten am Ruderzug<br />

Maximalkraftsteigerungen von 34 %. Während des Trainingsprozesses wurde<br />

einhergehend mit der Steigerung der Trainingslast sowohl die Belastungszeit als<br />

auch die Wiederholungszahl vermindert. Damit wurde das Training dosiert. Angaben<br />

zur Befindlichkeit sprechen von einem erhöhten aber angenehmen Muskeltonus.<br />

Belastungsbedingte Schmerzen blieben aus. Die Belastung führte nicht zu den bei<br />

Wessels geschilderten Übertrainingszuständen. Der Autor interpretiert die<br />

Zuwachsraten mit einer Ausreizung der koordinativen Kraftreserven und vertritt die<br />

Meinung, dass das Ausmaß der Kraftzuwächse von der Belastungsdosierung<br />

abhängig ist. Die verwendeten Kraftübungen „dynamischer Kreuzstütz“, „Ruderzug“<br />

sowie das Diagnostikelement („Kreuzstütz-Waage“) stellen sportartspezifische<br />

Anwendungen dar. Transferwirkungen für die sportliche Leistungsfähigkeit im<br />

Turnen wurden überprüft und durch die gesteigerten Kraftwerte vermutet. Weber<br />

(1997) spricht von der Möglichkeit „ deutliche Kraftsteigerungen trotz<br />

verhältnismäßig geringem Belastungsumfang (…)“ zu erzielen.<br />

Knauf (1999) untersuchte an der Deutschen Sporthochschule Köln den Einfluss von<br />

Vibrationen auf Maximal-, Schnell- und Reaktivkraft in einem 8 Trainingseinheiten<br />

umfassenden Training. Die Probanden absolvierten Kniebeugen mit 50 % des<br />

Maximalkraftniveaus in 2 bis 4 Trainingseinheiten pro Woche. Die Studie<br />

beabsichtigte Vergleiche mit dem zur Steigerung der Schnellkraft eingesetzten IK-<br />

Trainings anzustellen. Die Experimentalgruppe wurde Vibrationen von 24 Hz unter<br />

einer Amplitude von 2,5 mm ausgesetzt. Aus der Querschnittsuntersuchung mit 22<br />

Sportstudenten unterschiedlicher Sportarten konnten insgesamt keine signifikanten<br />

Unterschiede festgestellt werden. Der Autor führt die große Heterogenität der<br />

Probandengruppe als Erklärung auf. Bei der Betrachtung von 3 Einzelfällen aus der<br />

Leichtathletik, die neben dem Vibrationstraining mit ähnlichen Intensitäten<br />

(Zusatzlast 50 - 80 % 1 RM) zusätzlich 6 mal die Woche konventionell trainierten,<br />

konnten Maximalkraftverbesserungen festgestellt werden (7,9%, 24,4 %, 24,6%).<br />

Die Betrachtung der Schnellkraftentwicklung anhand der Flughöhe beim Squat Jump<br />

ergab eine relative Steigerung von 6,25 % bei 2 Probanden. Die<br />

Reaktivkraftentwicklung ergab bei allen 3 Probanden Steigerungen der Flughöhe von<br />

über 10 % bei einer unveränderten Bodenkontaktzeit. Dadurch, dass die Athleten<br />

während des Vibrationstrainings weiterhin Ihr reguläres Krafttraining absolvierten,<br />

ist eine gesonderte Überprüfung der Wirksamkeit der Methode nicht möglich. Die<br />

Ergebnisse deuten auf eine Wirksamkeit des Vibrationstrainings als ergänzende<br />

18


Trainingsmethode hin. Die bei Weber (1997) angeführten Zeitersparnisse durch das<br />

Vibrationstraining entfallen bei diesem Untersuchungsdesign.<br />

Spitzenpfeil (2000) untersuchte den Einfluss eines dreiwöchigen Vibrationstrainings<br />

(36 Te an 18 Trainingstagen) zunächst im Experimental- Kontrollgruppenvergleich<br />

(22 Probanden) und schließlich anhand einer Einzelfallstudie mit einem ehemaligen<br />

Weltklasse Skirennläufer. Dieser trainierte während der Untersuchung jeweils 3 Tage<br />

mit und 3 Tage ohne Vibrationen. Die Übungen und Belastungsnormative wurden<br />

dem sportartspezifischen Training nachempfunden.<br />

Ergebnisse in der Querschnittsuntersuchung sind durch hohe Standardabweichungen<br />

und keine signifikanten Unterschiede für die Maximalkraft, Sprungkraft und<br />

Reaktivkraft charakterisiert. Auch Spitzenpfeil betrachtete Einzelfälle gesondert und<br />

identifizierte Steigerungen der Reaktivkraft. Für die Einzelfallstudie konnten<br />

allerdings Maximalkraftsteigerungen von 40 % erreicht werden. Außerdem wurden<br />

leichte Steigerungen der maximalen Leistung der Sprungkraft festgestellt.<br />

Leistungssteigerungen traten erst gegen Ende der Trainingsphase ein. Auch das bei<br />

Spitzenpfeil angewendete Vibrationstraining war hoch intensiv. Katabole Effekte des<br />

Vibrationstrainings werden durch hohe Creatinkinase- und Harnstoffwerte bewiesen.<br />

Bei näherer Betrachtung ist eine Steigerung dieser Werte für die Trainingstage mit<br />

Vibration festzustellen. Durch den abwechselnden Einsatz von Vibrationen im<br />

Trainingsprozess kann eine Erholung des Organismus in den Vibrationspausen<br />

vermutet werden.<br />

Becerra Motta, Becker (2001) und Becerra Motta, Becerra Motta, Becker (2002)<br />

liefern Ergebnisse, die die Wirksamkeit des Vibrationstrainings mit den Frequenzen<br />

von Nazarov bestätigen. In einer Studie mit Leistungsschwimmern (2001) wurden 2<br />

Trainingsmethoden zur Kraftausdauerentwicklung (Intervall- und<br />

Wiederholungsmethode) mit Vibrationen durchgeführt und verglichen. Für die<br />

Wiederholungsmethode wurden verbesserte Maximalkraftwerte (40%),<br />

Schnellkraftausdauerwerte (50 %) und Kraftausdauerwerte (44 %) festgestellt. Eine<br />

sofortige Leistungssteigerung der Schwimmer durch das Vibrationstraining konnte<br />

nicht bestätigt werden. Es wurde darauf hingewiesen, dass der Transfer von neuromuskulären<br />

Verbesserungen auf die sportliche Leistung Zeit braucht. Die Autoren<br />

interpretieren die sportartspezifische Wirksamkeit der Vibrationsmethode höher als<br />

ein traditionelles Hanteltraining. Begründet wird die Aussage, dass trotz deutlicher<br />

Maximalkraftsteigerungen (19,2 %), die in nur 3 Wochen erzielt wurden, die<br />

Schwimmgeschwindigkeit der Probanden nicht beeinträchtigt wurde. Aus dem<br />

19


traditionellen Krafttraining sind Leistungsbeeinträchtigungen bei Zunahme der<br />

Maximalkraft über kurze Zeit bekannt. Besonders für die Vorbereitungsphase und<br />

auch zur Leistungserhaltung in der Wettkampfphase werden Vibrationsbelastungen<br />

von den Autoren empfohlen.<br />

In der Studie von Becerra Motta, Becerra Motta, Becker (2002) zur Bedeutung des<br />

Vibrationstrainings für den Muskelaufbau der ischiocruralen Muskulatur<br />

(Knieflexion) wird der positive Einfluss der Methode auf das dynamische<br />

Krafttraining nachgewiesen. Die Experimentalgruppe erzielte höhere<br />

Maximalkraftsteigerungen als die Kontrollgruppe. In 12 Te über 4 Wochen wurde<br />

die Explosivkraft sowohl bei der Knieflexion als auch bei der Knieextension um über<br />

40 % gesteigert. Es wurden 6 Serien mit jeweils 10 Wiederholungen unter einer Last<br />

von 60 % der Maximalkraft für 2 Wochen trainiert. In den letzten 2 Wochen wurden<br />

unter 80-90 % Zusatzlast 6 Wiederholungen in 8 Serien absolviert. Die<br />

Kraftzuwächse der Knieextensoren fielen dabei höher aus als die Zuwächse der<br />

Knieflexoren, welche durch den Knieflexions- Zugapparat eigentlich trainiert werden<br />

sollten. Als Ursache für die Kraftzuwächse nennen die Autoren eine Synchronisation<br />

motorischer Einheiten und eine erhöhte lokale Durchblutungsrate (Vasodilatation).<br />

Die Autoren beschreiben die Wirkung als Ausschöpfung des koordinativen<br />

Leistungspotentials (Verbesserung der intra- und intermuskulären Koordination). Die<br />

Berücksichtigung ausreichender Regenerationszeiten zur aktiven Erholung wird<br />

betont. Die Trainingsmaßnahmen hatten in der Mitte des Trainingsplans zu einer<br />

vorübergehenden Reduzierung der Kraftwerte geführt.<br />

Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) untersuchten an Rugby Bundesligaspielern<br />

den Einsatz eines sportartspezifischen Schnellkrafttrainings unter Vibrationen in der<br />

Vorbereitungsphase. Über 6 Wochen trainierten die Probanden mittels Kniebeugen<br />

3 mal täglich die unteren Extremitäten. Bei einer Frequenz von 20 Hz absolvierten<br />

die Probanden 5 Serien über jeweils 3 min. Die Zusatzlast wird in einem<br />

Stufendesign ausgehend von 30 % der Maximalkraft in der ersten Trainingswoche<br />

kontinuierlich bis auf 70 % in Woche 6 erhöht. Die Leistungsdiagnostik beinhaltete<br />

neben der Maximalkraft sportmotorische Tests (30 m Sprint, Slalomlauf, Counter-<br />

Movement- Jump). In Bezug auf die Maximalkraft steigerten sich Kontroll- und<br />

Experimentalgruppe um 10 %. Für die sportmotorischen Schnelligkeitstests wurden<br />

allerdings hochsignifikant größere Verbesserungen in der Experimentalgruppe<br />

erzielt, so dass die Trainingsmethode als Vorbereitung für trainierte Athleten<br />

grundsätzlich zu empfehlen ist. Über die schnelleren Zeiten in den Schnelligkeitstests<br />

20


wurde die Möglichkeit einer Optimierung der sportartspezifischen Schnelligkeit in<br />

Sportspielen aufgezeigt. Die Autoren vermuten als einen Grund der<br />

Leistungssteigerung eine verbesserte Agonist- Antagonist Balance.<br />

Kube (2002) integrierte ein Vibrationstraining in die Saisonvorbereitung von 2<br />

Sprintern nationaler Stärke. Die Probanden trainierten über 11 Wochen (2- 3<br />

Trainingseinheiten pro Woche) eine Vielzahl von Übungen mit und ohne zusätzliche<br />

Vibrationen. Übungen, die die Streckschlinge der unteren Extremitäten anzielten,<br />

wurden mit Vibrationen durchgeführt. Für die beiden Probanden konnten<br />

unterschiedliche Entwicklungen festgestellt werden. Eine individuelle Anpassung auf<br />

Vibrationsbelastungen wird berichtet. Für die exzentrische Maximalkraft werden<br />

vorübergehend deutliche Verbesserungen (12 %, 24 %) diagnostiziert. Im weiteren<br />

Verlauf gehen die Leistungen zurück. Auch für die Schnellkraft sind bei<br />

Trainingsende Verschlechterungen zu verzeichnen. Für die Sprinttests wurden<br />

wellenförmige Entwicklungen beobachtet. Dieser Verlauf wird von dem Autor mit<br />

unzureichenden Regenerationszeiten begründet. Übertrainingssymptome sind bei<br />

einem Proband zu erkennen. Aufgrund einer anscheinend höheren Belastbarkeit sind<br />

diese für den anderen Probanden nicht zu erkennen. Der Autor sieht im Hinblick auf<br />

die Vibrationsmethode einerseits die Möglichkeit zu deutlichen Anpassungen,<br />

andererseits die Gefahr schneller Überbelastungen. Deutliche Leistungseinbußen<br />

sind erst nach einer Trainingsdauer von 9 Wochen zu erkennen. Vermehrte<br />

strukturelle Schädigungen der Muskelproteine durch die Vibrationen werden<br />

vermutet. Der Autor empfiehlt die Anwendung der Vibrationsmethode<br />

vorübergehend als Blocktraining mit einer Trainingshäufigkeit von höchstens 2<br />

Trainingseinheiten pro Woche. Zur Anwendung kurz vor einer Wettkampfphase wird<br />

zu einem Training mit reduzierten Belastungsnormativen geraten.<br />

Issurin (1994) verwendete höhere Belastungsnormative. Die Vibrationsfrequenz liegt<br />

hier bei 44 Hz, die Amplitude bei 3 mm. Issurin, Lieberman, Tenenbaum (1994)<br />

erzielten in einer 3 Wochen langen Querschnittsuntersuchung mit Sportstudenten (3<br />

Te pro Woche) Maximalkraftsteigerungen am Ruderzug von insgesamt 49,8 %<br />

gegenüber lediglich 16,1 % bei der Kontrollgruppe. Der Autor argumentiert, dass<br />

höhere Belastungsnormative auch zu höheren Kraftanpassungen führen.<br />

Müller, Löberbauer, Kruk (2003) untersuchten muskuläre Anpassungen bei<br />

Sportstudenten im Verlauf eines 6- wöchigen Trainings (17 TE) unter<br />

Vibrationsstimulation. Mit 35 Hz und einer 4 mm Amplitude wurden ebenfalls<br />

höhere Belastungsnormative als in den bisher vorgestellten Studien angewendet. Im<br />

21


Training wurden 8 Serien von Kniebeugen mit wöchentlich steigender<br />

Belastungsdauer pro Serie (40 – 65 s) ohne Zusatzlast trainiert. Analog zu Berschin,<br />

Schmiedeberg, Sommer (2003) wird ein Stufendesign für den Parameter<br />

Belastungsdauer angewendet. Das Weglassen der Zusatzlast dient der Überprüfung<br />

der ausschließlich durch die Vibrationsstimulation erzielten Anpassungen.<br />

„Kombinationseffekte“ werden somit ausgeschlossen. Im Gruppenvergleich wurden<br />

geringe Unterschiede festgestellt. Für die Sprungkraft wurden Verbesserungen von<br />

maximal 6 % erzielt, die Maximalkraft konnte nicht gesteigert werden.<br />

Die Vibrationsfrequenzen bei Issurin (1994) erzielen im Vergleich mit anderen<br />

Studien die höchsten Maximalkraftanpassungen. Die Anpassungen bei Spitzenpfeil,<br />

Becerra Motta, Becker (2001, 2002) und Weber (1997) liegen nur knapp darunter.<br />

Tendenzen zu Maximalkraftsteigerungen bei Leistungssportlern, die unter<br />

sportartspezifischen Bedingungen trainieren, werden aufgezeigt. Auch die<br />

Einzelfallselektierungen bei den Querschnittsuntersuchungen von Knauf (1999),<br />

Spitzenpfeil (2000) bestätigen diese Tendenz. Untersuchungen mit heterogenen<br />

Gruppen sind durch hoch individualtypische Ergebnisse gekennzeichnet (Knauf<br />

1999, Spitzenpfeil 2000). Eine einheitliche Tendenz ist nicht festzustellen.<br />

In der Theorie sind geringere Belastungen für den passiven Bewegungsapparat und<br />

Zeitersparnisse mögliche Vorteile eines Vibrationskrafttrainings. Diese werden von<br />

Issurin (1994), Weber (1997), Becerra Motta, Becker (2001), Berschin,<br />

Schmiedeberg, Sommer (2003) bestätigt und sind im Zusammenhang mit<br />

Hochleistungssportlern enorm wichtig.<br />

Die von Martin, Park beschriebene Ansteuerung von FT-Muskelfasern durch<br />

Vibrationen in der motorischen Einheit ist identisch mit der Zielsetzung des IK-<br />

Trainings. Zur Verbesserung der inter- und intramuskulären Koordination sind im<br />

traditionellen Training hohe Zusatzlasten notwendig. Vibrationsstudien zeigen<br />

ähnliche Tendenzen.<br />

Die Beobachtung, dass Steigerungen von Kraftparametern nach vorübergehenden<br />

Belastungsreduzierungen auftreten, lässt Langzeitanpassungen vermuten.<br />

Erfahrungen über Langzeitanpassungen werden bei Weber (1997) und Wessels<br />

(2003) geliefert. Die Superkompensationsverläufe bei Wessels zeigen<br />

Verbesserungen erst 3- 4 Monate nach Trainingsende. Theorien zu<br />

Langzeitanpassungen existieren in verschiedenen Bereichen der<br />

Trainingswissenschaft. Die genauen Zeitverläufe unterliegen individuellen<br />

Voraussetzungen.<br />

22


Im Hochleistungssport gilt es individuell auf den Athleten einzugehen, da selbst<br />

kleine Optimierungen entscheidende Reserven ausreizen können.<br />

Tabelle 1: Überblick über die in Kap. 2.2.3 beschriebenen ausgewählten<br />

Vibrationsstudien. Aufgeführt sind Einzelheiten über das Untersuchungsdesign<br />

(Belastungsnormative, Probandengruppe, Trainingsübungen) und die festgestellten<br />

Ergebnisse.<br />

Autor, Publikationsjahr Untersuchungsdesign Ergebnis<br />

Issurin, Lieberman, 28 Sportstudenten Exp./K. Exp./K.: sign.<br />

Tenenbaum (1994) Td 3 Wo., 3 Te pro Woche Vibrationstraining:<br />

44Hz, 3mm, 80-100% 1RM MK + 50%<br />

6*max. Wh.<br />

Ruderzug<br />

Weber (1997) Freizeitturner, Ind.exp. MK + 24-34 %<br />

Td 12 Wo.; 2 Te pro Wo Bef. Erhöhter Muskeltonus<br />

Ti 25Hz, 3mm, 80% 1RM 17Wo noch 11-17%<br />

Ruderzug, Kreuzstütztraining<br />

Re-Test 17 Wo. nach Trainingsende<br />

Knauf (1999) Leichtathleten, Ind.exp. Mk + 8 - 25 %<br />

Td 3 Wo.; Th 2-3 pro Woche SK SJ Fh + 6 %<br />

Ti 24Hz, 2,5mm, 50% 1RM RK Fh + 10 %<br />

Kniebeugen<br />

Spitzenpfeil (2000) Ex-Skirennläufer, Ind.exp. MK + 40 %<br />

18 Trainingstage, 2 Te pro Tag SJ(Sprunghöhe) + 6 %<br />

3 Tage Tr. mit, 3 Tage ohne Vibration DJ(Sprunghöhe) +/- 0 %<br />

4-6*6-8 Wh., 70-80% 1RM DJ +/- 0 % (BKZ)<br />

untere Extremitäten<br />

Creatinkinase, Harnstoff Messung<br />

Spitzenpfeil (2000) 22 Sportstudenten, Exp./K. Exp./K.: n. sign.<br />

8 Te, 2-4 Te pro Tag<br />

4*12 Wh., 60% 1RM<br />

Kniebeugen<br />

23


Bec. Motta, 23 Lstg. Schwimmer, Exp./K. Exp./K.: sign.<br />

Becker (2001) Wiederholungstr. 85% 1RM Vibrationstraining:<br />

Td 3 Wo., 7 Te MK: +19 %<br />

Wiederholungstr. 60s Bel./90s Pause SKA + 6 %<br />

80-90% 1RM KA + 21 %<br />

Schwimmzeiten: + 5 %<br />

Bec. Motta, Bec. Motta, 10 Sportstudenten, Exp./K. Gruppenvergl.: signifikant<br />

Becker (2002) Td 4 Wo., 12 Te Vibrationstraining:<br />

25-26Hz, 4mm, 70-90% 1RM MK (Flexion) +34%<br />

Knieflexion, 6*10Wh.; 8*6Wh. MK (Extension) +15%<br />

Kube (DA 2002) 2 Lstg.sprinter, Ind.exp. MK isom. + 6/+25 %<br />

Td 18 Wo.(teilweise Vibration) 1-3 Te CMJ(Sprunghöhe) - 4/- 6%<br />

DJ(Sprunghöhe) -<br />

60-95% 1RM<br />

15/+13%<br />

untere Extremitäten, Explosivtraining DJ(BKZ) - 13/ - 4%<br />

Viele Übungen, viele Variationen Sprint(10m fliegend) +/- 0<br />

Wessels (2003) 2 Personen(Freizeit./Lstg.), Ind.exp. MK (Eingangstest-Endtest)<br />

Td 6 Wo., 3Te/2Te pro Wo. Trainingszeitraum<br />

2-3*6-8 Wh.(30-45s) Freizeitpb: - 8 bis - 48%<br />

obere Extremitäten Lstgspb: - 10 bis - 53%<br />

Re-Test 22 Wo. nach Trainingsende 22 Wo nach Trainingsende<br />

Freizeitpb: + 6 bis + 20%<br />

Lstgspb: + 28 bis +36%<br />

Müller, Löberbauer, 18 Sportstudenten, Exp./K. Exp./K.: n. sign.<br />

Kruk (2003) Td 6 Wo., 17 Te<br />

8*40(45,50,55,60,65)s ohne<br />

MK +/- 0%<br />

Zusatzlast CMJ(Sprunghöhe) + 4%<br />

35Hz, 3-4mm DJ(EKA) + 9%<br />

Beinpresse Re-Test - Eingangstest<br />

Re-Test 3 Wo nach Trainingsende MK + 3%<br />

CMJ(Sprunghöhe) + 6%<br />

DJ(EKA) + 8%<br />

Berschin, Schmiedeberg, 24 Lstg. Rugbyspieler, Exp./K. Exp./K.: n. sign.<br />

Sommer (2003) 6 Wo 3 Te pro Woche MK + 10%<br />

5*2 min, 30(40,50,60,65,70) % 1RM CMJ(Sprunghöhe) + 4%<br />

Kontrollgruppe: 5*2min 70% 1RM 30m Sprint + 6%<br />

Abkürzungen:<br />

20Hz<br />

Kniebeugen<br />

Slalomlauf + 2%<br />

CMJ:<br />

Wh.: Wiederholungen Freizeit.: Freizeitsportler<br />

CounterMovementJump<br />

Bel.: Belastungszeit<br />

Ind.exp.:<br />

MK: Maximalkraft DJ: DropJump<br />

Individualexperiment<br />

Exp.:<br />

Lstg.: Leistungssportler SKA: Schnellkraftausdauer<br />

Experimentalgruppe Td: Trainingsdauer KA: Kraftausdauer<br />

K.: Kontrollgruppe Tt: Trainingstage BKZ: Bodenkontaktzeit<br />

Wo.: Woche Te: Trainingseinheiten (n) sign.: (nicht) signifikant<br />

24


3 Sportartanalyse Eishockey<br />

Eine Sportartanalyse liefert Kenntnisse über die leistungsrelevanten Faktoren und<br />

Leistungszustände von Athleten. Berücksichtigt werden biomechanische,<br />

physiologische und funktionell anatomische Bedingungen der Bewegungsabläufe<br />

und Belastungen. Für eine gezielte Leistungssteuerung, die Trainingsplanung,<br />

Periodisierung, Testverfahren, statistische Auswertung und Veränderung des<br />

Trainings umfasst, ist eine Sportartanalyse Voraussetzung (vgl. Röthig 1992, 33).<br />

3.1 Charakteristik des Eishockeys<br />

Charakteristische Beanspruchungsformen der Sportspiele beschreibt Weineck als<br />

exzentrische Belastungen der unteren Extremität (Bremsbewegungen), Belastungen<br />

der Streckschlinge und Hüftbeuger (Laufbewegungen) und Drehbewegungen<br />

(Richtungswechsel) (vgl. Weineck 1994). Diese Beanspruchungsformen finden sich<br />

auch im Eishockeyspiel wieder. Kongruent mit den meisten Spielsportarten<br />

beansprucht auch das Eishockey ein komplexes Anforderungsprofil. „Hockey is a<br />

sport of complex motor skills within an environment of explosive speed and intense<br />

physical contact. The game demands large muscle mass and exceptional strength for<br />

aggressive body contact, but also a very lean body mass for explosive power,<br />

efficient movement, and high-speed agility. Add (...) going all-out for 45 seconds and<br />

then sitting down and resting, plus continually stopping and starting and changing<br />

direction (...)” (Twist 1997, XIII). Die damit von Twist beschriebenen maximal<br />

intensiven Belastungsintervalle (45 s) kennzeichnen das Eishockeyspiel.<br />

In vielen Literaturquellen wird Eishockey als die schnellste Mannschaftsportart der<br />

Welt bezeichnet. Das Spielfeld ist rundum von Banden begrenzt, die Bandenpässe<br />

ermöglichen und Spielunterbrechungen unterbinden. Die Eisfläche darf nach<br />

internationalem Regelwerk in der Länge 61 m nicht überschreiten und 56 m nicht<br />

unterschreiten. Die Breite des Spielfeldes muss zwischen 30 m und 26 m liegen. Auf<br />

dieser Fläche stehen sich pro Mannschaft 5 Feldspieler plus 1 Torhüter gegenüber.<br />

Spieler können zu jeder Zeit ohne Spielunterbrechung ein- und ausgewechselt<br />

werden. Eine Eishockeymannschaft besteht insgesamt aus etwa 20 Feldspielern und<br />

mehreren Torhütern. In Blöcken organisiert sind 2 Verteidiger und eine Sturmreihe<br />

(Block) mit 3 Stürmern gleichzeitig auf dem Eis.<br />

25


Abbildung 3: Eishockeyspielfeld mit markierten Spielzonen und<br />

Mannschaftsaufstellung. Positionen auf dem Spielfeld sind Torwart (TW), Linker<br />

Verteidiger (LV), Rechter Verteidiger (RV), Linksaußen (LA), Mittelstürmer (MS),<br />

Rechtsaußen (RA) (Capla 1983, 17).<br />

Die Fortbewegung der Spieler erfolgt auf Schlittschuhen. Das Regelwerk erlaubt<br />

harten körperlichen Einsatz, weshalb jeder Spieler eine 6 bis 10 kg schwere<br />

Ausrüstung zum Schutz trägt. Ein Eishockeyspiel wird über drei Drittelperioden mit<br />

jeweils 20 min effektiver Spielzeit gespielt. Drittelpausen dauern zwischen<br />

10- 15 min.<br />

Nach Capla (1983) wird das Eishockeyspiel mit der Stocktechnik (Schlägertechnik),<br />

dem Körperspiel und der Eislauftechnik in drei Komponenten eingeteilt. Die<br />

Eislauftechnik, für diese Studie der wichtigste Faktor, wird hier beschrieben. Das<br />

durchgeführte Vibrationstraining versucht vor allem die Eislauftechnik zu<br />

verbessern.<br />

26


3.2 Eislauftechnik<br />

„Beim Eishockey verliert alles andere an Bedeutung, wenn der Spieler kein guter<br />

Eisläufer ist“ (Capla 1983, 23). Erst mit einer optimierten Eislauftechnik kann ein<br />

Eishockeyspieler sein Leistungspotential ausschöpfen. Die anderen Spielfertigkeiten<br />

wie Körpereinsatz und Schlägerführung können erst mit ihr wirkungsvoll<br />

angewendet werden. Das Eislaufen muss beidseitig und in beide Richtungen gleich<br />

stark entwickelt sein. Eine effiziente Bewegungstechnik spart Energie. Die<br />

Erstellung eines Anforderungsprofils des eishockeyspezifischen Eislaufens fordert<br />

eine Unterteilung der Bewegungsanforderungen. Stamm (2001) nennt<br />

Gleichgewicht, Starts, Bremsmanöver, Techniken zur Beschleunigung in Kurven und<br />

Techniken zu Richtungswechseln (Crossovers) als grundlegende Komponenten der<br />

Eislauftechnik.<br />

Die Beschreibung der zyklischen Vorwärtsbewegung erfolgt nach Horsch, Capla<br />

(1989) durch die Unterteilung in eine Abstoß-, Gleit- und Übergangsphase (Drei-<br />

Phasen-Schritt-Lauf).<br />

In der Abstoßphase wird das gesamte Körpergewicht über das gebeugte Bein auf den<br />

Kufen des Schlittschuhes verlagert. Studien zur Erfassung der Muskelaktivität beim<br />

Eislaufen zeigen, dass der M. Quadriceps femoris der am stärksten beanspruchte<br />

Muskel ist (Halliwell 1978, http://www.hockeyinstitute.org/). Ausgehend von der<br />

Hüfte wird das gesamte Bein über die Streckschlinge vollständig gestreckt.<br />

Eine vollständige Streckung des Kniegelenks ist notwendig um die Gleitphase des<br />

anderen Beines vollständig auszunutzen. Das Bein bleibt während der Gleitphase in<br />

einer Kniegelenksstellung von etwa 90° (vgl. Abbildung 6). Die tiefe Beugung<br />

erlaubt eine längere Gleitphase und optimiert so Geschwindigkeit und<br />

Bewegungseffizienz. „A deep knee bend allows you to push longer and farther,<br />

maximizing speed and conserving energy” (Stamm 2001, 40).<br />

In der Übergangsphase wird das als Verlängerung des Rumpfes nach hinten<br />

gestreckte Bein nach vorne über den gleitenden Schlittschuh hinweg aufgesetzt.<br />

„Skating requires an additional move (…): a return or recovery, of the thrusting leg<br />

to a point centered under the body in preparation for the next stride”<br />

(Stamm 2001, 29). Durch alternierende Beinarbeit entsteht der zyklische<br />

Bewegungsablauf des Eislaufens, welcher auf dem Eis kurz und wiederholt explosiv<br />

angewandt wird.<br />

27


Obwohl nach Stamm (2001) ein Eishockeyspieler in den USA 85 % der Spieldauer<br />

in der Vorwärtsbewegung ist, so muss vor allem der Verteidiger auch das<br />

Rückwärtslaufen beherrschen. Capla (1983) zufolge laufen Verteidiger etwa 1/3 der<br />

Gesamtstrecke rückwärts. In Verteidigungssituationen müssen hohe<br />

Geschwindigkeiten rückwärts gelaufen werden und explosive Bewegungsmanöver<br />

durchgeführt werden. Die bewegungstechnischen Anforderungen im<br />

Rückwärtslaufen entsprechen grundlegend den Ausführungen zur Technik des<br />

Vorwärtslaufens. Richtungsänderungen auf dem Eis werden als kurze Sprünge (minijumps)<br />

ausgeführt. Diese kurzen Sprünge erlauben ein Rotieren der Füße.<br />

Entscheidend ist es nach vollendeter Körperdrehung explosiv zu beschleunigen um<br />

nicht an Geschwindigkeit zu verlieren. „To stay with or ahead of the action, speed<br />

must be maintained before and during the turn. After completing the turn players<br />

must accelerate” (Stamm 2001, 152). Die verschiedenen Techniken zum Bremsen<br />

stellen hohe Anforderungen an die Muskulatur der unteren Extremität. Der Körper<br />

muss möglichst schnell abgebremst werden ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu<br />

geraten.<br />

3.3 Leistungsfaktoren im Eishockey<br />

3.3.1 Beschleunigung und Geschwindigkeit<br />

Starttechniken im Eishockey haben das Ziel eine maximal hohe Beschleunigung zu<br />

erzielen. „If you can develop quickness through starting technique, you can reduce<br />

the overall time you require to reach maximum speed“ (Cady, Stenlund 1998, 63).<br />

Stamm (2001) nennt neben einer maximalen Schrittfrequenz (leg turnover) und<br />

maximal kraftvollen Abstößen als dritte Voraussetzung für eine optimale<br />

Beschleunigung die Verlagerung des Körpergewichts in die Bewegungsrichtung.<br />

Bompa (1999) führt minimale Bodenkontaktzeiten bei Beschleunigungsaufgaben als<br />

entscheidend auf.<br />

Dillman, Stockholm, Greer (1984) bei Blatherwick (1994) analysierten typische<br />

Laufwege der amerikanischen Olympiamannschaft. Nach diesen Untersuchungen<br />

kennzeichnen das Eishockey Antritte über eine mittlere Dauer von zwei Sekunden.<br />

„ (…) a typical shift was characterized by short, 2.0 second accelerations followed by<br />

coasting and deceleration of about 2.1 seconds“ (Blatherwick 1994).<br />

28


Die Beschleunigungsfähigkeit bestimmt entscheidend das Leistungsniveau im<br />

Eishockey. In einer Studie von Blatherwick, Knoblauch, Greer (1985) (vgl.<br />

http://www.hockeyinstitute.org/) beschleunigten Spieler aus dem Stand über eine<br />

Strecke von 25 m (80 feet) maximal. Die Vergleiche der Testergebnisse von Spielern<br />

mit ähnlichen anthropometrischen Daten (Gewicht, Alter, Körpergröße) einer<br />

Universitätsmannschaft der 1. Division und einer Mannschaft der 2. Division zeigten,<br />

dass die Spieler der höheren Wettkampfklasse (Division 1) im Beschleunigungstest<br />

signifikant (dreifacher Betrag der Standardabweichung) schneller waren als die<br />

Spieler der 2. Division (vgl. Abbildung 4).<br />

Abbildung 4: Korrelationen zwischen Eislauf-Höchstgeschwindigkeit („Top Speed<br />

Test“) und Beschleunigungsleistung („Acceleration times“), gemessen in einem<br />

Beschleunigungstest über etwa 25 m (80 feet) in einer Untersuchung mit US-<br />

Collegespielern der höchsten Spielklasse (Div. 1 College) und Spielern einer<br />

niedrigeren Spielklasse (Div. 2 College). Spieler höherer Spielklasse beschleunigen<br />

schneller und erzielen höhere Endgeschwindigkeiten (Blatherwick, Knoblauch,<br />

Greeer 1985; http://www.hockeyinstitute.org/).<br />

Bei einer weiteren Untersuchung (vgl. Blatherwick 1994) mit 1886 Spielern aus<br />

Nationalkadern, Profimannschaften und Universitätsmannschaften liefen alle<br />

getesteten Spieler die Strecke von 25 m schneller als die Spieler der<br />

Universitätsmannschaft der unteren Wettkampfklasse (2. Division). Spieler höheren<br />

Leistungsniveaus verzeichnen damit ausnahmslos höhere Beschleunigungswerte.<br />

Weiter ist in dieser Studie ein direkter Zusammenhang zwischen der<br />

Beschleunigungsfähigkeit und der maximalen Geschwindigkeit zu erkennen<br />

(Acceleration times vs. Top speed). Abbildung 4 zeigt, dass Spieler mit der besten<br />

Beschleunigung über 15 m (49,86 feet) auch die schnellsten<br />

Höchstgeschwindigkeiten erreichen konnten.<br />

29


Im Profieishockey ist eine Sekunde gleichbedeutend mit einer zurückgelegten<br />

Strecke von 6–9 m auf dem Eis (vgl. Cady, Stenlund 1998, IX). Nach Hofherr<br />

(1985) erreichen Verteidiger üblicherweise nicht die maximalen Geschwindigkeiten<br />

von Stürmern.<br />

3.3.2 Anforderungen an die Ausdauer<br />

Eishockeyspieler müssen in der Lage sein über jeden Abschnitt eines Spiels<br />

Bewegungen mit maximaler Intensität durchzuführen. Maximale kurze Antritte (2 s)<br />

wechseln sich im Eishockey mit Belastungen mittlerer Intensität und<br />

Spielunterbrechungen ab. Demnach ist das typische Belastungsmuster im Eishockey<br />

gekennzeichnet durch intervallartige, maximale Belastungen. Das Tragen der<br />

Schutzausrüstung mit 6-10 kg Gewicht bedeutet zusätzlichen Energieaufwand. Die<br />

Länge der Belastungsintervalle wird durch die Eiszeit pro Einsatz bestimmt. Nach<br />

Capla (1983) liegen diese zwischen 40 und 70 s. Hofherr findet in seinen<br />

Untersuchungen von Bundesligaspielen (1985) ähnliche Belastungszeiten. Weineck<br />

ordnet maximale Belastungszeiten von 40-120 s der Kurzzeitausdauer zu.<br />

Tabelle 2: Darstellung von Ergebnisse aus Spielbeobachtungen aus dem Jahre 1972.<br />

Statistiken über Spieleinsätze, Spielzeit, zurückgelegte Strecken und arithmetische<br />

Durchschnittsgeschwindigkeiten (Capla 1983, 64)<br />

30


Aus Tabelle 2 ist ersichtlich, dass Verteidiger zwischen 16 und 21 Einsätze pro Spiel<br />

haben. Effektiv befinden sich Spieler während eines gesamten Spieles für etwa<br />

20 min auf dem Eis und legen dabei zwischen 6 und 7 km zurück. Laktatwerte aus<br />

einer Studie von Hofherr (1985) liegen bei Stürmern (5,03-6,78 mmol/l) im Mittel<br />

höher als bei Verteidigern (2,72-3,92 mmol/l), da Stürmer im Mittel mehr Kilometer<br />

absolvieren. Im letzten Drittel des Spiels steigen die Laktatwerte der meisten Spieler<br />

kontinuierlich an. „During a game, the two anaerobic energy systems and the aerobic<br />

system are active for each and every shift“ (Twist 1997, 46). Während die aerobe<br />

Ausdauerfähigkeit in den Pausen die Erholungsfähigkeit bestimmt und mit<br />

fortschreitender Spieldauer (3. Drittel) die Aufrechterhaltung der physischen<br />

Leistungsfähigkeit zum Ziel hat, wird die Energie während der Einsatzzeit<br />

hauptsächlich anaerob zur Verfügung gestellt.<br />

Für den Hockeysport ist die konditionelle Fähigkeit Schnelligkeit mit den<br />

Subkomponenten Kraft, Beweglichkeit und Koordination ausschlaggebend. Diese<br />

Komponenten werden allerdings über die Dauer eines Spiels mit dem<br />

Ausdauerkomplex konfrontiert. Nach Bompa (1999) ist für den Eishockeysport die<br />

Kombination von Explosivität, Beschleunigung und Abbremsen mit<br />

Ausdauerfähigkeit charakteristisch (power endurance, acceleration endurance,<br />

deceleration endurance).<br />

31


3.3.3 Bedeutung der Muskelkraft<br />

Diese Untersuchung bezieht sich auf die Wirksamkeit eines Vibrationstrainingsplans<br />

bezüglich der eishockeyspezifischen Kraftanforderungen. Aus diesem Grund ist es<br />

nötig an dieser Stelle die spezifischen Kraftanforderungen gesondert darzustellen und<br />

Zusammenhänge herauszuarbeiten. Grundsätzlich treten bei sportlichen Bewegungen<br />

Mischformen dynamischer und statischer Arbeitsweisen der beteiligten Muskulatur<br />

auf. Die Kontraktionsformen der Muskulatur sind bei der statischen Arbeitweise<br />

isometrisch, bei dynamischen entweder auxotonisch- konzentrisch oder auxotonischexzentrisch.<br />

Während konzentrische Kontraktionen Widerstände und Lasten<br />

überwinden, arbeiten die Muskeln bei exzentrischen Kontraktionen nachgebend.<br />

Sportliche Bewegungen wie das Eislaufen im Eishockey unterliegen einer<br />

Phasenstruktur (Drei- Phasen- Schritt Lauf), in deren Ablauf sowohl isometrischexzentrische<br />

als auch konzentrische Kontraktionen der Muskulatur abverlangt<br />

werden. Im Übergang von Ausholphase zur Abstoßphase wird eine<br />

Bewegungsumkehr vollzogen. So wird beim Stemmen des Abstoßbeines gegen die<br />

Eisfläche die Muskulatur zunächst isometrisch- exzentrisch belastet um dann unter<br />

konzentrischer Kontraktion das Bein und den Körper zu beschleunigen.<br />

Abbildung 5: Abfolge einer exzentrischen (1), isometrischen (2) und konzentrischen<br />

(3) Kontraktion in einer Absprungbewegung (Ehlenz, Grosser, Zimmermann 1998,<br />

67)<br />

Das Krafttraining der unteren Extremitäten spielt eine wichtige Rolle im<br />

Trainingsplan eines Eishockeyspielers. Maximalkraft, Schnellkraft und<br />

Kraftausdauer sind im Rahmen des Krafttrainings auszubilden.<br />

Nach Ehlenz, Grosser, Zimmermann (1998) werden mit der Maximalkraft,<br />

Schnellkraft, Kraftausdauer und Reaktivkraft 4 Kraftformen, die sich in Bezug auf<br />

32


Krafthöhe und Belastungsdauer voneinander abgrenzen, unterschieden. Die vier<br />

Kraftformen bilden dabei in unterschiedlicher Gewichtung leistungsbestimmende<br />

Faktoren in der jeweiligen Sportart. Diese 4 Kraftformen werden zunächst allgemein<br />

definiert und dann für das Eishockey aufgearbeitet.<br />

Tabelle 3: Unterteilung der von der Maximalkraft abhängigen Schnellkraft,<br />

Reaktivkraft, Kraftausdauer in verschiedene Komponenten (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 66).<br />

3.3.3.1 Maximalkraft<br />

Absolutkraft ist zusammengesetzt aus der willkürlich aktivierbaren Kraft<br />

(Maximalkraft) und den Kraftreserven. Angaben in der Literatur zufolge liegt die<br />

Absolutkraft bei untrainierten Personen 10-40 % höher als die Maximalkraft.<br />

Merkmal eines trainierten Athleten ist dabei ein Kraftdefizit von lediglich 5 %-10 %.<br />

Demnach sind trainierte Athleten durch Training in der Lage autonome<br />

Kraftfähigkeiten über der Mobilisationsschwelle willkürlich zu aktivieren. Das<br />

Kraftdefizit gilt nach als Indikator für eine Verbesserung der Maximalkraft durch die<br />

intramuskuläre Koordination. Nach Weineck (1994) können so ohne Hypertrophie<br />

der Muskulatur größere Kräfte entwickelt werden. Die Maximalkraft gilt als<br />

Basiskraft aller Kraftfähigkeiten und ist für die in Sportspielen leistungsbestimmende<br />

Schnellkraft, also für die Umsetzung sportlicher Bewegungen und Techniken<br />

zuständig. Martin, Carl, Lehnertz (2001) als auch Weineck (1994) definieren<br />

Maximalkraft als die höchstmögliche Kraft, die das Nerv- Muskelsystem bei<br />

maximaler willkürlicher Kontraktion auszuüben vermag. Zu den die Maximalkraft<br />

bestimmenden Faktoren zählen der physiologische Muskelquerschnitt und die interund<br />

intramuskuläre Koordination. Die Kraftformen Schnellkraft, Reaktivkraft und<br />

Kraftausdauer sind der Maximalkraft unterzuordnen, weil Ihre Umsetzung direkt von<br />

dem Grad der willkürlich aktivierbaren Kraft abhängt.<br />

33


Ein hohes Maximalkraftniveau ermöglicht es dem Athleten individualtaktische<br />

Fähigkeiten des Eishockeyspiels auf hohem Leistungsniveau umzusetzen. Das<br />

plötzliche Abbremsen aus hoher Geschwindigkeit fordert eine exzentrische<br />

Kontraktion und damit ein hohes Maximalkraftniveau der Streckschlinge. In der<br />

Gleitphase des Eislaufens wird der M. Quadriceps femoris isometrisch angespannt.<br />

Das Maximalkraftniveau bestimmt hier wie lange der Spieler die tiefe Beugung<br />

aufrechterhalten kann (Abbildung 6).<br />

Abbildung 6: Beispiel für tiefe Körperhaltung und Kniebeugung während der<br />

Gleitphase. Zu beachten ist die Körpergewichtsverlagerung auf das vordere,<br />

gleitende Bein (Cady, Stenlund 1998, xix).<br />

Geschwindigkeitsverlust, Gleichgewichtsverlust und Energieverlust sind Folgen<br />

unzureichender Maximalkraft.<br />

34


3.3.3.2 Schnellkraft<br />

Hollmann, Hettinger bezeichnen Schnellkraft als die „dynamische Kraftentfaltung<br />

pro Zeiteinheit“ (Hollmann, Hettinger 1990, 184). Nach Martin, Carl, Lehnertz<br />

(2001) haben Schnellkraftanforderungen im Sport das Ziel über eine gegebene<br />

Beschleunigungsstrecke eine maximale Endgeschwindigkeit zu erreichen. Weineck<br />

(1994) bezeichnet Schnellkraft als eine Fähigkeit des Muskelsystems und des<br />

Nervensystems bei dem Rekrutierungs-, Frequenzierungs- und Synchronisationsraten<br />

eine Rolle spielen. Neben der Maximalkraft, der inter- und intramuskulären<br />

Koordination und der genetisch festgelegten Muskelfaserzusammensetzung sind vom<br />

ZNS gesteuerte, bewegungsspezifische Zeitprogramme die entscheidenden<br />

Einflussfaktoren für eine schnelle Kontraktionsfähigkeit. Der Einfluss der<br />

Maximalkraft am Schnellkraftvermögen steigt dabei mit der zu überwältigenden Last<br />

an (vgl. Weineck 1994, 240). Explosivkraft und Startkraft, die Komponenten der<br />

Schnellkraft, werden aus den Steigungswerten von Kraft- Zeit Kurven abgeleitet.<br />

Abbildung 7: Schnellkraftparameter Explosivkraft und Startkraft veranschaulicht in<br />

einer Kraft-Zeit Kurve nach Bührle (1985) (Martin, Carl, Lehnertz, 2001, 105).<br />

Startkraft bezieht sich auf die Fähigkeit in den ersten 30 ms einer Bewegung einen<br />

maximal hohen Kraftwert zu erreichen und damit möglichst viele motorische<br />

Einheiten zu rekrutieren (vgl. Martin, Carl, Lehnertz). Die Komponente<br />

Explosivkraft wird definiert als Quotient aus der Maximalkraft und der zum<br />

Erreichen des maximalen Kraftwertes benötigten Zeit (vgl. Abbildung 7).<br />

Schnellkrafttraining ist als wesentlicher Bestandteil vieler Sportarten für die<br />

„Technikausführung und Technikeffizienz“ (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 103)<br />

bedeutend. Weineck (1994) betont, dass kurze Zeitprogramme und deshalb schnelle<br />

Kontraktionen besonders bei explosiven, kurzen und maximalen Bewegungen<br />

35


edeutend sind. Start- und Explosivkraft sind bei allen reaktionsabhängigen<br />

Sportarten ausschlaggebend für maximale Leistungen.<br />

Maximalkraft und Schnellkraft der Streckschlinge bestimmen im Eishockey die<br />

Höhe der Kontraktionskraft in der Abstoßphase. Die Streckschlinge wird von den<br />

Muskeln M. Gluteus maximus, M. Quadriceps femoris und M. Triceps surae gebildet<br />

(Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: Darstellung der Streckschlinge und Drehmomente vor Auslösung einer<br />

Absprungbewegung (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 109).<br />

Schnellkraft ermöglicht maximal kraftvolle, schnelle Abdrücke pro Zeiteinheit.<br />

Durch die für das Eishockey typischen kurzen Beschleunigungswege ist neben der<br />

Beschleunigung auch die Endgeschwindigkeit im starken Maße von Start- und<br />

Explosivkraft abhängig.<br />

3.3.3.3 Reaktivkraft<br />

Reaktivkraft bezeichnet die Fähigkeit innerhalb eines Dehnungs-Verkürzungs-<br />

Zyklus einen erhöhten Kraftstoß (Impuls) zu realisieren. In einer kurzen,<br />

exzentrischen Dehnung (Amortisationsphase) wird die Energie des abgebremsten<br />

Körpers im Muskel-Sehnensystem gespeichert und in der anschließenden<br />

konzentrischen Kontraktion genutzt, um höhere Absprungimpulse zu realisieren.<br />

Kennzeichen der Reaktivkraft sind kurze Bodenkontaktzeiten (< 170 ms) mit hohen<br />

Kraftentwicklung pro Zeiteinheit. Neben der Maximalkraft bilden reaktive<br />

Spannungsfähigkeit, Innervationsmuster und Schnellkraft die Reaktivkraft.<br />

Ein hohes Reaktivkraftpotential ermöglicht es der Person die mit dem Eiskontakt<br />

anfallende kinetische Energie in die konzentrische Streckbewegung umzusetzen.<br />

36


3.3.3.4 Kraftausdauer<br />

Dynamische Kraftausdauer ist definiert als die Fähigkeit bei einer bestimmten<br />

Wiederholungszahl von Kraftstößen innerhalb eines definierten Zeitraums die<br />

Verringerung der Kraftstöße möglichst gering zu halten. Erscheinungsformen der<br />

Kraftausdauer sind dynamische oder statische Kraftausdauer und lokale oder<br />

allgemeine Kraftausdauer. Die Kombination aus Kraft und Ausdauer wird durch die<br />

Gestaltung von Belastungsstärke und Belastungsumfang erreicht. Martin, Carl und<br />

Lehnertz (2001) bezeichnen die Krafteinbußen pro Zeiteinheit als<br />

Verringerungsbetrag und demnach als quantifizierbaren Indikator der Kraftausdauer.<br />

Eine trainingsmethodische Unterteilung über den Prozentsatz des Krafteinsatzes,<br />

vorgenommen von Ehlenz, Grosser, Zimmermann (1998) nennt<br />

Maximalkraftausdauer (über 75 % der Maximalkraft), Submaximale Kraftausdauer<br />

(50-75 %) und Aerobe Kraftausdauer (30-50 %) als Subkategorien. Weineck (1994)<br />

unterscheidet die Schnellkraftausdauer als eine Sonderform der Kraftausdauer und<br />

rechnet ihr hohe Bedeutung in Sportspielen bei, da hier über längere Zeiträume<br />

schnellkräftige Extremitäten- und Rumpfbewegungen (vgl. Weineck 1994, 243)<br />

durchgeführt werden.<br />

Über die Dauer eines Einsatzes auf dem Eis müssen Antritte, Starts, Bremsmanöver<br />

und Richtungswechsel wiederholt in möglichst hoher Intensität ausgeführt werden.<br />

„Your leg muscles need endurance to stride repeatedly throughout a shift“<br />

(MacAdam, Reynolds 2002, 8). Je besser die Kraftausdauer des Spielers ausgebildet<br />

ist, desto länger kann der Muskel beim Eislaufen maximale Kraftstöße erzeugen. Erst<br />

in Kombination mit einer sehr guten Kraftausdauer können Maximalkraftniveau und<br />

Schnellkraft den Athleten auf höchster Leistungsebene konkurrenzfähig machen. „He<br />

is strong enough to do it well and has enough muscle endurance to do it repeatedly”<br />

(MacAdam, Reynolds 2002, 6).<br />

37


3.4 Allgemeine Hinweise zur Trainingsgestaltung<br />

3.4.1 Trainingsperiodisierung<br />

„Periodisierung ist die Festlegung einer Folge von Perioden, deren inhaltliche,<br />

belastungsmäßige und zyklische Gestaltung die Herausbildung der optimalen<br />

sportlichen Form für einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Periodenzyklus<br />

ansteuert“ (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 247).<br />

In der Trainingslehre werden die sportartspezifischen Belastungsanforderungen mit<br />

der inhaltlichen Gestaltung des Trainings in Zusammenhang gebracht. Aus dem<br />

Trainingsleitziel sportliche Höchstform zu einem erwünschten Zeitpunkt zu<br />

erreichen, resultiert die Notwendigkeit den Trainingsprozess zu steuern. Durch die<br />

Einteilung des Trainingsprozesses in Trainingsperioden können Entwicklungsphasen<br />

der sportlichen Form aneinandergeknüpft, Übertrainingszustände vermieden und<br />

Höchstform für Saisonhöhepunkte gezielt aufgebaut werden.<br />

Wettkampfperioden treten in Sportspielen über mehrere Monate auf. Um diesen<br />

Saisonhöhepunkt herum werden die jeweiligen Trainingsperioden mit ihren<br />

spezifischen Trainingsschwerpunkten aufgebaut. „ ...what is conditioned and how it<br />

is conditioned varies in each phase“(Twist 1997, 214). Ein Trainingszyklus unterteilt<br />

sich grundlegend in eine Vorbereitungs-, Wettkampf- und Übergangsperiode.<br />

Zielsetzung der Vorbereitungsphase ist es konditionelle und technisch- taktische<br />

Voraussetzungen aufzubauen (Entwicklungsphase). In der Literatur findet man die<br />

Vorbereitungsphase unterteilt in einen allgemeinen und einen speziellen Teil. Der<br />

allgemeine Teil ist gekennzeichnet durch einen hohen Trainingsumfang und<br />

sportartunspezifische, konditionelle Trainingsinhalte. Ziel ist es die<br />

Leistungsfähigkeit der letzten Saison zu steigern und eine Basis für angestrebte<br />

Höchstleistungen zu schaffen. In der speziellen Phase wird die Intensität auf<br />

Wettkampfniveau gesteigert, während der Trainingsumfang zurückgeht.<br />

Trainingsinhalte sind hier sportartspezifisch und umfassen Technik und<br />

Taktikelemente sowie Trainingsspiele.<br />

Anzahl und Häufigkeit der Wettkämpfe bestimmen den zeitlichen Umfang der<br />

Wettkampfperiode. Die in der Vorbereitung aufgebaute Leistung wird<br />

weiterentwickelt und stabilisiert (Phase der relativen Stabilisierung).<br />

38


In der Übergangsperiode wird ein kurzfristiger Leistungsrückgang unter dem Aspekt<br />

der aktiven Erholung und Regeneration in Kauf genommen. Die Übergangsphase<br />

dauert 1 bis 2 Monate.<br />

Innerhalb der Trainingsperioden wird die Trainingsplanung in weitere<br />

Untereinheiten, den Makrozyklus, Mikrozyklus und die Trainingseinheit unterteilt.<br />

Der Makrozyklus unterteilt das Training in Abschnitte. Er umfasst in der<br />

Vorbereitungsphase einen Zeitraum von 4-6 Wochen (vgl. Weineck 1994). Die<br />

Unterteilung der Trainingsperioden in Makrozyklen erlaubt es Belastungsstrukturen<br />

und Trainingsinhalte schwerpunktmäßig auszurichten. Makrozyklen geben den<br />

Wochenplänen (Mikrozyklen) eine übergeordnete Strukturierung bezüglich des<br />

Trainingsinhaltes und der Belastungsumfänge.<br />

Der Mikrozyklus bestimmt die Anordnung der Trainingseinheiten pro Woche und<br />

verteilt Trainingsinhalte, Umfänge und Intensitäten auf die geplanten<br />

Trainingseinheiten. In den Mikrozyklen müssen nach individueller Befindlichkeit<br />

Regenerationsphasen eingeplant werden und Belastungen bei Bedarf auch kurzfristig<br />

verändert werden. Martin, Carl, Lehnertz (2001) bezeichnen diesen Komplex als<br />

Dynamik der gesamten Belastungsanforderungen.<br />

3.4.2 Belastungsnormative, Trainingsmethoden und Trainingsprinzipien<br />

In der Untersuchung ersetzt ein Vibrationstraining das Krafttraining mit Hanteln und<br />

Gewichten. Dieses Kapitel wird mit einer Analyse der Krafttrainingsroutine der<br />

Testperson beendet. Vorher werden allgemeine Informationen über das Krafttraining<br />

geliefert und hockeyspezifische Empfehlungen zur Trainingsgestaltung analysiert.<br />

Krafttraining ist wichtiger Bestandteil des Trainingsprozesses in Sportspielen.<br />

Hauptziel des Krafttrainings ist es die sportartspezifische Leistungsfähigkeit zu<br />

steigern. Weineck (1994) bezeichnet „Effektivierung bzw. Perfektionierung<br />

technisch-konditioneller Fähigkeiten“, erfolgreiches Zweikampfverhalten in<br />

Sportspielen und „Voraussetzung für eine bessere Belastungsverträglichkeit (…)“ als<br />

Funktionen des Krafttrainings.<br />

Die Belastungsnormative ergeben zusammen die Gesamtbelastung des<br />

Krafttrainings. Die resultierenden Anpassungen des Krafttrainings stehen in<br />

Zusammenhang mit den gewählten Belastungsnormativen Intensität, Umfang und<br />

Dichte.<br />

39


Über die Belastungsintensität wird die Belastungsstärke während der<br />

Übungsausführung in Prozent angegeben. Der Prozentwert beschreibt das Verhältnis<br />

der Gewichtslast zur Maximalkraft (1 RM).<br />

Als Belastungsumfang wird die Anzahl der Wiederholungen in Serien<br />

zusammengefasst. Bei Training mit Zusatzlasten (Hanteln) werden die<br />

Gesamtwiederholungen mit der bewegten Last multipliziert.<br />

Die Pausenlänge zwischen Wiederholungen und Serien im Training wird als<br />

Belastungsdichte bezeichnet. Die Anzahl der Trainingseinheiten pro Woche ist über<br />

die Trainingshäufigkeit definiert.<br />

Bei Trainingsmethoden unterscheidet man zwischen allgemeinem und speziellem<br />

Krafttraining. Das allgemeine Krafttraining hat die Zielsetzung die<br />

Muskelleistungsfähigkeit unabhängig von sportartspezifischen Bewegungsmustern<br />

zu verbessern. Schlumberger (2000) nennt morphologische und neurointramuskuläre<br />

Anpassungsprozesse als Ziele des allgemeinen Krafttrainings. Bei<br />

Ehlenz, Grosser, Zimmermann (1998) wird das allgemeine Krafttraining als<br />

Basisfunktion beschrieben. Martin, Carl, Lehnertz (2001) sehen die Zielsetzungen in<br />

der „Verbesserung der Innervationsfähigkeit der Muskulatur“ (Rekrutierung) und<br />

„Erweiterung des Energiepotentials“ (Hypertrophie).<br />

40


Abbildung 9: Unterteilung von Methoden im allgemeinen Krafttraining nach den<br />

Zielstellungen einer verbesserten Innervationsfähigkeit und eines höheren<br />

Energiepotentials (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 126).<br />

Spezielles Krafttraining folgt dem Prinzip der Spezialisierung. Durch<br />

Berücksichtigung anatomischer, kinematischer und dynamischer Kennzeichen<br />

sportartspezifischer Zielbewegungen entsteht eine enge Verwandtschaft mit dem<br />

speziellen Kraftanforderungsprofil der betreffenden Sportart (vgl. Martin, Carl,<br />

Lehnertz, 2001). Über eine Optimierungen des Krafteinsatzmusters sind koordinative<br />

Anpassungen zu erwarten.<br />

Bei Martin, Carl, Lehnertz (2001) werden die folgenden Kategorien von<br />

Trainingsmethoden unterschieden.<br />

1. Methoden der wiederholten, submaximalen Belastungen<br />

(Hypertrophietraining)<br />

Die „Hypertrophiemethode“ (vgl. Ehlenz, Grosser, Zimmermann 1998) trainiert<br />

Muskeln bis zur lokalen Erschöpfung. Bei konzentrischer Arbeitsweise und<br />

gleichmäßiger Bewegungsausführung wird mit Zusatzlasten trainiert, die maximal 5-<br />

15 Wiederholungen pro Trainingssatz zulassen. Durch das Absolvieren mehrerer<br />

Serien pro Übung wird die Muskulatur wiederholt erschöpfenden Belastungen<br />

41


ausgesetzt. Neben der Muskelquerschnittsvergrößerung (Hypertrophie) ergeben sich<br />

eine Phosphatspeichervergrößerung und eine Verbesserung des alaktaziden und<br />

laktaziden Stoffwechsels. In der Literatur findet man auch die Begriffe<br />

Standardmethode, Bodybuildingmethode, isokinetische Methode und<br />

Pyramidenmethode.<br />

2. Methoden der kurzzeitigen, maximalen Krafteinsätze<br />

(Verbesserung der Innervationsfähigkeiten)<br />

Bei dieser Methode wird eine Steigerung der Kraft ohne Muskelmassenzunahme<br />

bewirkt. Grosser, Ehlenz, Zimmermann (1998) beschreiben diese Trainingsmethoden<br />

als Koordinationstraining (IK-Training). Trainingsübungen, die mehrere<br />

Muskelgruppen beanspruchen und das Zusammenwirken dieser verbessern, werden<br />

als intermuskuläres Koordinationstraining bezeichnet. Charakteristisch für diese<br />

Methode sind sehr hohe Lasten, geringe Wiederholungszahlen und lohnende Pausen.<br />

Anpassungseffekte liegen in der Rekrutierung und Frequenzierung der motorischen<br />

Einheiten.<br />

3. Methoden des Schnellkrafttrainings<br />

Mit Schnellkrafttrainingsmethoden wird das Ziel verfolgt die<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskulatur zu verbessern. Aus der Hill Kurve<br />

ergibt sich der für die Schnellkraft entscheidende Zusammenhang zwischen Kraft<br />

und Geschwindigkeit. „Die zur Bewältigung der zu befördernden Last notwendige<br />

Kraftgröße beeinflusst die Kontraktionsgeschwindigkeit“ (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 53). Bei geringen Lasten ist die maximale<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit begrenzender Faktor.<br />

42


Abbildung 10: Hillkurve zur Beschreibung der Beziehung zwischen<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit und Höhe der Zusatzlast (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 54).<br />

Zu den Trainingswirkungen zählen eine erhöhte Anfangsrekrutierung von FT-Fasern,<br />

die Steigerung der Kontraktionsgeschwindigkeit und die Verbesserung der intra- und<br />

intermuskulären Koordination.<br />

4. Methoden des Kraftausdauertrainings<br />

Im Mittelpunkt des Kraftausdauertrainings steht grundsätzlich die Verbesserung des<br />

Energieflusses. Entsprechend der Unterteilung in Maximal-, Submaximal- und<br />

aerober Kraftausdauer existieren spezielle Methoden. Das Hypertrophietraining<br />

steigert auch die Maximalkraftausdauer und verbessert die anaerobe<br />

Energiebereitstellung. Die Wiederholungsmethode und intensive Intervallmethode<br />

werden zur Verbesserung der Submaximalkraftausdauer eingesetzt. Als<br />

Trainingswirkungen dieser Methoden gelten eine erhöhte Laktattoleranz, eine<br />

Verbesserung der Erholungsfähigkeit und die Erweiterung des<br />

Muskelglykogenspeichers. Über die extensive Intervallmethode wird die aerobe<br />

Kraftausdauer trainiert. Trainingswirkungen sind eine bessere Kapillarisierung,<br />

Mitochondrienvermehrung und eine Ökonomisierung der aerob-anaeroben<br />

Energiebereitstellung.<br />

5. Methoden des Reaktivkrafttrainings<br />

Die Reaktivkraft wird über die Plyometriemethode trainiert. Trainingsinhalte dieser<br />

Methode sind Sprungbewegungen. Trainiert werden die reaktive Spannungsfähigkeit,<br />

die intramuskuläre Koordination und die Ausnutzung des Dehnungs- Verkürzungs-<br />

Zyklus.<br />

Bei der Anwendung von Trainingsmethoden sind allgemeine Trainingsprinzipien zu<br />

berücksichtigen. Diese orientieren sich an physiologischen Gesetzmäßigkeiten,<br />

welche optimale Krafttrainingsadaptionen des ZNS und der Muskulatur ermöglichen.<br />

Die wichtigsten Prinzipien werden hier zusammengefasst.<br />

1. Prinzip der Belastungssteigerung<br />

Trainingsreize können nach Ehlenz, Grosser und Zimmermann (1998) allmählich<br />

oder sprunghaft gesteigert werden. Sprunghafte Belastungsanstiege erfordern eine<br />

43


ausreichende muskuläre Grundlage, um vor Überbelastungen und Belastungsschäden<br />

zu schützen. „ Ein sprunghafter Belastungsanstieg wird jedoch bei hohem<br />

Trainingszustand notwendig, wenn die geringen Erhöhungen der äußeren Belastung<br />

keine Änderung der inneren Belastung mehr nach sich ziehen“ (Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann 1998, 127). Das Step- type approach Modell (vgl. Abbildung 11) nach<br />

Bompa (1999) sieht für den 4. Mikrozyklus eine reduzierte, regenerative Belastung<br />

(unloading phase) vor, in der sich der Athlet metabolisch und physiologisch<br />

regeneriert.<br />

Abbildung 11: Beispiel für ein Trainingsprinzip zur Optimierung der<br />

Trainingseffektivität (Step type approach). Deutlich wird eine Belastungsreduzierung<br />

auf mittleres Intensitätsniveau nachdem zuvor Intensitäten kontinuierlich gesteigert<br />

wurden (Bompa 1999, 34).<br />

2. Prinzip der Variation<br />

Die Variation der Trainingsinhalte erfolgt in Bezug auf Übungsauswahl,<br />

Belastungssteigerung, Arbeitsweise der Muskulatur, Kontraktionsgeschwindigkeit,<br />

Trainingsmethode, Trainingsform (Hanteln, Vibration, Isokinetik) und<br />

Trainingsphasen.<br />

3. Prinzip des wirksamen Belastungsreizes<br />

Zur Auslösung einer Adaption muss der Trainingsreiz eine Intensitätsschwelle<br />

überschreiten. Es werden unterschwellige (wirkungslose) Reize, überschwellige<br />

(optimale) und zu starke (schädigende) Reize unterschieden.<br />

4. Prinzip der optimalen Gestaltung von Belastung und Erholung<br />

Dieses Prinzip berücksichtigt den Wechsel von Belastungs- und Erholungsphasen<br />

über eine Steuerung der Belastungsnormative. Nach der Superkompensationstheorie<br />

kann somit die Leistungskapazität gesteigert werden.<br />

5. Prinzip der Wiederholung und Kontinuität<br />

44


Wiederholte Trainingsreize sichern Adaptionen auf metabolischer, enzymatischer,<br />

morphologischer und neuromuskulärer Ebene.<br />

6. Individualisierungsprinzip<br />

Nach diesem Prinzip werden individuelle Bedingungen wie Trainingserfahrung,<br />

Alltagsumgebung, Erholungsfähigkeit berücksichtigt. Nach Ehlenz, Grosser,<br />

Zimmermann (1998) gibt es die Trainingsstufen Grundlagentraining, Aufbautraining,<br />

Anschlusstraining, Hochleistungstraining und Höchstleistungstraining.<br />

7. Spezialisierungsprinzip<br />

Im Sinne eines sportartspezifischen Krafttrainings findet eine Orientierung an<br />

sportlichen Zielbewegungen über die Angleichung der Kontraktionsgeschwindigkeit,<br />

der Muskelgruppen, der Rekrutierungs- und Innervationsmuster statt.<br />

3.5 Trainingsgestaltung im Eishockey<br />

In der Sportartanalyse sind Anforderungen des Eishockeyspiels herausgestellt<br />

worden. In diesem Kapitel werden Trainingsempfehlungen, schwerpunktmäßig auf<br />

das Krafttraining bezogen, für die Vorbereitungsperiode zusammengestellt. Es<br />

werden Trainingsempfehlungen aus dem allgemeinen Schnellkrafttraining und<br />

eishockeyspezifische Trainingsempfehlungen aufgeführt.<br />

Das Krafttraining in der allgemeinen Vorbereitung ist von der Gestaltung der<br />

speziellen Vorbereitung klar abzugrenzen. Eine differenzierte<br />

Trainingsperiodisierung ist nötig, um einen Transfer von Trainingsinhalten auf die<br />

hockeyspezifischen Anforderungen auf dem Eis zu ermöglichen. „(…) hockey<br />

requires very specific conditioning to transfer to on ice-performance“ (Twist 1997,<br />

216). Das Pyramidenmodell von Twist (1997) in Abbildung 12 liefert einen<br />

Überblick über Trainingsteilziele im Eishockey. Es beschreibt die Steigerung des<br />

Trainings vom allgemeinen Charakter hin zu hockeyspezifischen Inhalten.<br />

45


Abbildung 12: Methodischer Aufbau (allgemein– speziell) zur Entwicklung<br />

sportlicher Leistungsfähigkeit im Eishockey (Twist 2001, 216).<br />

Wie in Abbildung 13 verdeutlicht, gibt es eine lange Wettkampfperiode im<br />

Eishockey. In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) werden die regulären<br />

Saisonspiele in der Zeit von September bis März ausgetragen (vgl. Anhang A 2)<br />

Abbildung 13: Überblick über den Jahreszyklus im Eishockey unter Einbeziehung<br />

allgemeiner Trainingsaufgaben und optimalem Verlauf der sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit (Capla, Horsch 1989, 30).<br />

In der nordamerikanischen Hockey- Fachliteratur findet man eine begriffliche<br />

Unterteilung der Vorbereitung in Off-Season (allgemeine Vorbereitung) und Pre-<br />

Season (spezielle Vorbereitung).<br />

Die allgemeine Vorbereitungsphase beginnt im März oder spätestens zum Ende der<br />

Play- Off Spiele Mitte April. MacAdam, Reynolds (2002) bezeichnen die allgemeine<br />

46


Vorbereitungsphase als fitness base. Ziel dieser fitness base ist es optimale<br />

konditionelle Voraussetzungen für maximale, sportartspezifische Trainingsmethoden<br />

und Wettkampfleistungen zu schaffen. „ Durch entsprechende<br />

Muskelmassenvergrößerung werden die erforderlichen Grundlagen für eine spätere<br />

Schnellkraftverbesserung gelegt“ (Schlumberger 2000, 23). Nach Twist (1997) wird<br />

die Steigerung der Maximalkraft über eine Vergrößerung des Muskelquerschnitts<br />

angestrebt (vgl. Abbildung 9 Hypertrophie der Muskelstrukturen). Das Training soll<br />

mit einer eingewöhnenden Trainingswoche (break- in period) mit hohen<br />

Wiederholungszahlen (12-15) und einer niedrigeren Zusatzlast begonnen werden.<br />

Das Training wird zuerst über eine Steigerung des Belastungsumfangs<br />

(Wiederholungszahl) und der Übungsanzahl intensiviert.<br />

Weitere Trainingsschwerpunkte sind die Steigerung der Beweglichkeit und der<br />

Kraftausdauer. In der Literatur werden Zeiträume von 6-12 Wochen mit 3-5<br />

wöchentlichen Trainingseinheiten für die allgemeine Vorbereitung empfohlen.<br />

Der Übergang zur speziellen Vorbereitung findet etwa 6 Wochen vor Saisonbeginn<br />

statt. Nach Schlumberger (2000) ist Ziel der zweiten, speziellen Phase die<br />

„Verbesserung (…) in Form einer verbesserten neuronalen Ansteuerung der<br />

Muskulatur.“ Eine Anhebung der Maximal- und Explosivkraft in den letzten Wochen<br />

der Vorbereitung kann daher über die Methode der maximalen Krafteinsätze<br />

(s. Kapitel 3.4.2) erreicht werden. Aufgrund der hohen Belastungen wird die<br />

Anwendung dieser Methode auf einen Zeitraum von maximal 4-6 Wochen begrenzt.<br />

Martin, Carl, Lehnertz (2001) nennen die Ziele eine Erhöhung der<br />

Kraftbildungsgeschwindigkeit und Optimierung der intermuskulären Koordination<br />

(vgl. Abbildung 9).<br />

Schlumberger (2000) schlägt den zusätzlichen Einschub ergänzender<br />

Krafttrainingsmethoden (ballistisches Krafttraining, zeitkontrollierte<br />

Schnellkraftmethode) vor. Ein Vibrationstrainingsblock als ergänzende<br />

Trainingsmethode wäre nach dieser Auffassung geeignet. Nach Meinung des Autors<br />

können direkte Transferleistungen nur über das sportartspezifische<br />

Koordinationstraining erzielt werden.<br />

In der Eishockey- Fachliteratur wird eine Annäherung an die sportliche<br />

Bewegungsstruktur empfohlen. Charakteristisch für diese Trainingsphase ist daher<br />

der Belastungswechsel auf hochintensive, explosive, hockeyspezifische<br />

Anforderungen. „The 52 week program starts with a strength focus and evolves to a<br />

power focus because power is how players most often use strength in hockey”<br />

47


(MacAdam, Reynolds 2002, 7). „If you established a good foundation in the offseason,<br />

you are ready to train speed, power, and quickness, the essential elements to<br />

winning hockey.” (MacAdam, Reynolds 2002, 25). Der Trainingsschwerpunkt in<br />

dieser Phase wird als Erarbeitung der eishockeyspezifischen Kondition bezeichnet<br />

(Horsch, Capla 1989, 31). Nach Twist (1997) wird die Intensität des Krafttrainings<br />

durch eine Erhöhung der Belastungsdichte gesteigert. Über eine Erhöhung der<br />

Wiederholungszahl, Verringerung der Trainingslast und Steigerung der<br />

Kontraktionsgeschwindigkeit wird eine Annäherung an die sportartspezifische<br />

Bewegungsstruktur erwirkt. Auf dem Eis beginnen Mannschaften mit dem Training<br />

von Individualtaktik (Stocktechnik, Schiessen, Passen), Spielzügen und<br />

Trainingsspielen.<br />

Die Wettkampfperiode umfasst in der DEL eine Spielsaison mit 52 regulären<br />

Ligabegegnungen, so dass pro Woche im Mittel über 2 Spiele bestritten werden (vgl.<br />

Anhang A 2). Im Hinblick auf die in der Vorbereitung erarbeiteten Verbesserungen<br />

der Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit ist es Ziel der<br />

Trainingseinheiten in der Wettkampfphase das aufgebaute, konditionelle<br />

Leistungsniveau zu stabilisieren (maintenance). Twist (1997) weist darauf hin, dass<br />

die Anforderungen des Eishockeysports bezüglich der Ausdauer und Kraft hoch sind.<br />

Das Eishockeyspiel selber entwickelt diese Anforderungen aber nicht weiter. Er<br />

verweist auf die Notwendigkeit eines Trainings, welches die erarbeitete Kondition<br />

erhält und so Formverluste vermeidet (inseason conditioning programs).<br />

48


3.6 Trainingsroutine der Versuchsperson in der Vorbereitung<br />

An dieser Stelle werden die Krafttrainingsgewohnheiten des Athleten in der<br />

Vorbereitungsphase beschrieben. Die Informationen sind den Trainingsplänen und<br />

den Angaben aus dem für diese Studie entworfenen Fragebogen entnommen<br />

(vgl. Anhang A 5, A 6, A 7).<br />

Nach Angaben des Fragebogens absolviert der Athlet in der Vorbereitungsphase<br />

einen Gesamttrainingsumfang von 4 Stunden pro Tag. Neben dem Krafttraining sind<br />

Fahrradfahren und Laufen nach der Ausdauer-, Intervall- und<br />

Wiederholungsmethode fester Bestandteil des Trainingsprogramms. Das<br />

Krafttraining mit Hanteln und an Maschinen hat allgemeinen Charakter. In der<br />

zweiten Hälfte des Trainingsprogramms wird zusätzlich mit dem Medizinball<br />

(Brustpässe, Überkopfpässe) trainiert. Die Übungen umfassen untere und obere<br />

Extremitäten und die Rumpfmuskulatur. Das Krafttraining in der Vorbereitung<br />

dauert von Mai bis zum Beginn des Mannschaftstrainingslagers Anfang August an.<br />

Der Trainingsplan ist periodisiert in insgesamt 4 Makrozyklen. Jeder Makrozyklus<br />

umfasst dabei 3 Mikrozyklen (Wochenpläne). Es wird an 3 Tagen in der Woche<br />

trainiert. Trainingstage sind Montag, Mittwoch und Freitag. Der hier beschriebene<br />

Trainingsplan wurde im Vorjahr der Untersuchung durchgeführt und im Jahr der<br />

Studie bis zur Aufnahme des Vibrationstrainings absolviert.<br />

Es folgt eine detaillierte Beschreibung des Zeitraums, der durch das<br />

Vibrationskrafttraining vollständig ersetzt wurde (25.06–01.08). Hier werden<br />

ausschließlich die Übungen zur Kräftigung der unteren Extremitäten betrachtet.<br />

Die Angaben belegen ein hohes Maximalkraftpotential. Die Belastungsintensität<br />

wird in der zweiten Hälfte der Vorbereitungsperiode kontinuierlich gesteigert. Der<br />

Trainingsumfang wird reduziert.<br />

Die Kniebeuge wird 2 mal pro Woche (Montag, Freitag) trainiert (vgl. Tabelle 4).<br />

Tabelle 4: Übersicht über Entwicklung der Belastungsnormative für die<br />

Trainingsübung Kniebeuge in den letzten 4 Wochen der speziellen Vorbereitung<br />

(Saison 2001/2002).<br />

Zyklus<br />

Makrozyklus 3.2, 3.3<br />

Belastungsnormative<br />

"medium day" (Montag)<br />

2*8Wh, 85% (130kg) Zusatzlast<br />

49


1*15Wiederholungen,


in Makrozyklus 4 erneut auf 3 Serien erhöht (Belastungswechsel).<br />

Trainingsintensität und Trainingsumfang sind niedriger als bei den Kniebeugen.<br />

Tabelle 6: Übersicht über Entwicklung der Belastungsnormative für den M.<br />

Quadriceps femoris und M. Biceps femoris in den letzten 4 Wochen der speziellen<br />

Vorbereitung (Saison 2001/2002).<br />

Zyklus<br />

Makrozyklus 3.2, 4<br />

Belastungsnormative<br />

1*10Wiederholungen,


4 Untersuchungsmethodik<br />

Die vorliegende Untersuchung ist eine empirisch- analytische Einzelfallstudie (one<br />

case study) eines Hochleistungssportlers.<br />

Die Untersuchung umfasst insgesamt folgende Methoden:<br />

1. Mechanische Parameter<br />

Ganzkörpervibrationen, Trainingsgerät „Power Plate“<br />

2. Sprungtest<br />

Sportartspezifische Ausführung Squat Jump (SJ), Counter Movement Jump (CMJ),<br />

Drop Jump (DJ), Kraftmessplatte „Kistler“<br />

3. Sprinttest<br />

Kurzsprintdistanzen, Zeitmessung mit doppelter Lichtschranke<br />

4. Maximalkrafttest<br />

Isometrische Maximalkraftmessung, „<strong>Desmotronic</strong>“ Beinpresse<br />

5. Methoden der mathematischen Statistik<br />

Maximal- und Mittelwertvergleiche, Software „Excel“<br />

Informationen über die Testperson, das Trainingsprogramm und die<br />

Leistungsdiagnostik sind in den folgenden Abschnitten zu finden.<br />

4.1 Testperson<br />

Für die Untersuchung steht eine nationaler Spitzensportler aus dem professionellen<br />

Eishockey zur Verfügung. Die Testperson Michel Pellegrims ist aktiver<br />

Eishockeyspieler in der höchsten deutschen Wettkampfklasse (DEL). Er spielt auf<br />

der Position des Verteidigers (vgl. Anhang A 3). Zum Zeitpunkt der Untersuchung<br />

gehört der Athlet zum All- Star Team der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und<br />

wurde zum schnellsten Spieler gewählt. Die Testperson hat keinerlei Erfahrung mit<br />

dem Vibrationstraining, verfügt aber über eine 18jährige Krafttrainingserfahrung mit<br />

52


Hanteln und Maschinen (s. Kapitel 3.6). Zu Beginn der Untersuchung ist die<br />

Testperson verletzungsfrei.<br />

Michel Pellegrims<br />

Position: Verteidiger<br />

Heimatland: Belgien<br />

Aktueller Verein: DEG Metro Stars<br />

Abbildung 14: Spielerportrait von Mike Pellegrims (Düsseldorf Metro Stars)<br />

(www.duesseldorfereg.de).<br />

Anthropometrische Daten:<br />

Alter (Jahre): 34<br />

Körpergröße (cm): 174<br />

Körpergewicht (kg): 82,5<br />

53


Tabelle 7: Spielstatistik von Mike Pellegrims in der DEL. SP (Spiele), G (Tore), A<br />

(Vorlagen), T (Gesamtpunkte), ST (Puckgewinne)<br />

Saison Team SP G A T ST<br />

1997/1998<br />

1998/1999<br />

1999/2000<br />

2000/2001<br />

2001/2002<br />

Adler Mannheim<br />

(DEL)<br />

Adler Mannheim<br />

(DEL)<br />

Berlin Capitals<br />

(DEL)<br />

Berlin Capitals<br />

(DEL)<br />

Düsseldorfer EG<br />

(DEL)<br />

4.2 Trainingsgerät „Power Plate“<br />

55 16 16 32 58<br />

61 8 32 40 105<br />

62 13 25 38 168<br />

42 7 13 30 42<br />

59 5 32 38 68<br />

Das Vibrationskrafttraining wird auf dem Gerät „Power Plate“ durchgeführt. Es<br />

werden Vibrationen über eine Plattform auf die Testperson übertragen. Das Gerät<br />

erzeugt Vibrationen mit Frequenzen von 30, 35, 40 und 50 Hz. Die<br />

Vibrationsamplitude ist mit 2 mm (low) oder 4 mm (high) festgelegt. Die Plattform<br />

ist aufgrund der weichen Federung nicht für Zusatzlasten über 120 kg (inklusive<br />

Körpergewicht) konzipiert.<br />

Abbildung 15: Power Plate Trainingsgerät des Herstellers Power Plate International,<br />

Badhoevendorp, Niederlande (www.power-plate.de).<br />

Technische Daten<br />

Elektro-Anschluss 200-240VAC 50Hz mit Erdung<br />

Gemessene Leistung 500 Watt<br />

Stromstärke (Beim Starten) 2,1 A<br />

Stromstärke (Nennwert) 1,0 A<br />

54


Maße 800x1200x500 mm (BxHxD)<br />

Tritthöhe 200 mm<br />

Gewicht 90 Kg<br />

Farbe silbergrau<br />

Bedienung manuell<br />

Max. Belastung 120 Kg<br />

Abbildung16: Mike Pellegrims mit Power Plate.<br />

55


4.3 Trainingskonzeption<br />

Mike Pellegrims ersetzt seine komplette Krafttrainingsroutine in den letzten Wochen<br />

der individuellen Vorbereitungsphase durch einen Vibrationstrainingsplan. Während<br />

des Vibrationstrainings trainiert die Testperson jedoch weiterhin auf dem<br />

Fahrradergometer und geht Laufen. Über eine Periode von etwa fast 5 Wochen<br />

(25.06.-30.07.) werden 3 Trainingseinheiten pro Woche absolviert. Zwischen jeder<br />

Trainingseinheit auf der „Power Plate“ werden 24-48 Stunden Regenerationszeit<br />

eingehalten. Schwerpunkt des Trainings sind die unteren Extremitäten. Außerdem<br />

werden Übungen für die oberen Extremitäten durchgeführt. Die Übungen des<br />

Vibrationstrainings sind im Rahmentrainingsplan (s. Kapitel 4.4) zusammengefasst.<br />

Die Belastungsgestaltung und Übungsauswahl wird als Makrozyklus (ca. 5 Wochen)<br />

dynamisch in Abstimmung mit dem Athleten konzipiert. Das bedeutet, dass die<br />

Belastungsnormative in Abhängigkeit von der Befindlichkeit des Athleten und den<br />

Ergebnissen der wöchentlichen Leistungsdiagnostik jeweils nach Beendigung eines<br />

der insgesamt 5 Mikrozyklen (Wochenpläne) modifiziert werden kann. Die optimale<br />

Leistungssteuerung und Gesundheit des Athleten steht im Vordergrund. Damit<br />

unterscheidet sich diese Studie von den festen Belastungsnormativen anderer<br />

Studien. Neben der wöchentlichen Leistungsdiagnostik dienen Fragebögen (vgl.<br />

Anhang A 8) der Überprüfung und Einschätzung der Trainingsbelastung und<br />

Befindlichkeit des Athleten. Die Testperson füllt diesen Fragebogen nach jedem<br />

Mikrozyklus aus. Zur Steigerung der Belastung soll zuerst der Umfang und dann die<br />

Intensität der Belastung gesteigert werden (Stufendesign). Die Testperson beginnt<br />

das Training mit einer Frequenz von 40 Hz analog zur Studie von Issurin,<br />

Lieberman, Tenenbaum (1994). Der Belastungsumfang kann von 30 s auf 45 s oder<br />

60 s erhöht werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass in 30 s bei mittlerer<br />

Bewegungsgeschwindigkeit 12–15 Wiederholungen absolviert werden. Die<br />

Vibrationsamplitude wird für den ersten Mikrozyklus auf 4 mm gesetzt. Da die<br />

Konstruktion der „Power Plate“ die Verwendung von hohen Zusatzlasten nicht<br />

zulässt, wird versucht über die 4 mm Amplitude eine möglichst hohe<br />

Trainingsintensität zu erreichen. Nach Aussagen der Trainingsrichtlinien des<br />

„Hockey Institutes for Research” sind Steigerungen der hockeyrelevanten<br />

Kraftfähigkeiten im Training sowohl unter der Verwendung von Zusatzlasten als<br />

auch ohne Zusatzlasten zu erreichen (vgl. www.hockeyinstitute.org). Durch die<br />

Ausführung des Trainingsprogramms ohne hohe Zusatzlasten werden nach Müller,<br />

56


Löberbauer, Kruk (2003) Trainingsresultate eindeutig der Vibrationsmethode<br />

zugeordnet. Kombinationseffekte können ausgeschlossen werden. Die<br />

Versuchsperson erhält vor Beginn des Trainingsplans eine Einführung in das<br />

Vibrationstraining. Neben der korrekten Körperhaltung zur Dämpfung der<br />

auftretenden Vibrationen werden Hinweise zur allgemeinen Sicherheit und<br />

Durchführung der im Trainingsplan vorgesehenen Übungen aufgezeigt und<br />

demonstriert (vgl. Kapitel 4.4.2). In einer gemeinsamen Trainingseinheit werden mit<br />

dem Athleten verschiedene Frequenzen und die beiden Amplituden ausprobiert. In<br />

Absprache mit dem Athleten werden die oben genannten Belastungsnormative für<br />

den ersten Mikrozyklus gewählt. Das Gerät steht der Testperson zu Hause zur<br />

Verfügung, so dass die Trainingseinheiten selbständig zu Hause durchgeführt<br />

werden. Die Testperson führt Protokoll über die jeweils verwendeten<br />

Belastungsnormative, Zeitpunkt der Trainingseinheiten und Befindlichkeit<br />

(Muskeltonus, Müdigkeit, Verletzungen). Unmittelbar nach Beendigung des<br />

Vibrationstrainings fährt die Testperson in das Trainingslager der Mannschaft. Die<br />

individuelle Vorbereitungszeit ist damit mit dem Vibrationstraining für die<br />

Testperson abgeschlossen.<br />

4.4 Rahmentrainingsplan<br />

Der unten abgebildete Rahmentrainingsplan definiert das Trainingsprogramm der<br />

Testperson für die erste Trainingswoche (1. Mikrozyklus). Die in Klammern<br />

aufgeführten Belastungsnormative verdeutlichen die Möglichkeiten zur<br />

Belastungssteigerung. Die Trainingspläne für die folgenden Mikrozyklen<br />

(Wochenpläne) werden in Zusammenhang mit den Resultaten der<br />

Leistungsdiagnostik in Kapitel 5 dargestellt. Die Veränderung von<br />

Belastungsnormativen steht in Zusammenhang mit der Befindlichkeit und<br />

Beanspruchung der Testperson durch die Trainingsreize.<br />

57


Tabelle 8: Rahmentrainingsplan für das Vibrationstraining mit Übungen für obere<br />

und untere Extremitäten.<br />

Dauer [s] Last [kg]<br />

Frequenz<br />

[Hz],Amplitude<br />

[mm]<br />

Aufwärmphase<br />

Passives Aufwärmen 1 * 60s 30 Hz<br />

Beine<br />

Wechselsprünge<br />

lateral<br />

Pause<br />

[min]<br />

3 * 30(45, 60)s (re,<br />

li) 40(50)Hz, 4mm 2min<br />

Kniebeuge 3 * 8Wdh<br />

3 * 30(45,60)s,<br />

20kg 40(50)Hz, 4mm 2min<br />

Kniebeuge 1beinig (re, li)<br />

3 * 30(45,60)s,<br />

20kg 40(50)Hz, 4mm 2min<br />

Ausfallschritte (re, li) 20kg 40(50)Hz, 4mm 2min<br />

Wadenheber<br />

Oberkörper<br />

3 * 30(45,60)s 20kg 40(50)Hz, 4mm 2min<br />

Liegestütze 3 * 30(45,60)s 30(50)Hz, 4mm 2min<br />

Dips 3 * 30(45,60)s 30(50)Hz, 4mm 2min<br />

Bent over pull 3 * 30(45,60)s 30(50)Hz, 4mm 2min<br />

Vordere Hebung 3 * 30(45,60)s 30(50)Hz, 4mm 2min<br />

Crunches<br />

Regeneration<br />

3 * 30(45,60)s 30(50)Hz, 4mm 2min<br />

Passiver Cool Down<br />

Stretching<br />

1 * 60s 30Hz, 2mm<br />

Quadrizeps 1 * 30s (re,li) 30Hz, 2mm<br />

Beinrückseite 1 * 30s (re,li) 30Hz, 2mm<br />

Adduktoren 1 * 30s (re,li) 30Hz, 2mm<br />

Wade 1 * 30s (re,li) 30Hz, 2mm<br />

4.4.1 Belastungsnormative<br />

Intensität<br />

Die Trainingsintensität ist neben der Zusatzlast hauptsächlich über die<br />

Vibrationsamplitude (2-4 mm) und die Vibrationsfrequenz (30-50 Hz) definiert.<br />

Zusatzlast ist die 20 kg schwere Gewichtsweste.<br />

Trainingsumfang<br />

Die Testperson bestreitet 5 Mikrozyklen (Trainingswochen) über den Zeitraum der<br />

Studie. Der Trainingsumfang wird durch den Zeitintervall einer Übungsserie und die<br />

Gesamtzahl an Serien pro Übung bestimmt. Die Zeitintervalle liegen zwischen 30–<br />

60 s. Der Belastungsumfang wird für die erste Trainingswoche auf 30 s festgelegt.<br />

58


30 s entsprechen etwa einer Wiederholungszahl von 12-15. Als Ausnahme ist der<br />

Trainingsumfang bei der beidbeinigen Kniebeuge über eine feste Wiederholungszahl<br />

mit geringerem Umfang festgelegt. Die beidbeinige Kniebeuge dient als<br />

Aufwärmübung für die einbeinige Kniebeuge.<br />

Dichte<br />

Die Pausenlänge wird auf 2 Min zwischen den Übungen festgelegt. Die interseriellen<br />

Pausen sind 1 Min lang.<br />

Trainingshäufigkeit<br />

Die Testperson absolviert 3 Trainingseinheiten in der Woche. Die Verteilung der<br />

Trainingstage erfolgt selbständig durch die Testperson. Zwischen Trainingseinheiten<br />

liegen 24 h–48 h Pause.<br />

4.4.2 Trainingsübungen<br />

Die Testperson hat während der Bewegungsausführung keinen Fersenkontakt mit der<br />

Vibrationsplattform. Sprunggelenk und Kniegelenk sind in der Ausgangsposition<br />

leicht gebeugt. Kopf und Nacken werden aufrecht gehalten, während der Blick<br />

geradeaus fokussiert. Durch die leicht gebeugten Beine und die Verlagerung des<br />

Körpergewichts auf den Vorderfuß, wird die Muskulatur vorgespannt.<br />

Die folgenden Abbildungen der Trainingsübungen stammen aus zur Verfügung<br />

gestellten Materialien des Herstellers. Ergänzt werden die Abbildungen mit<br />

Beschreibungen zur Ausführung der Übung und einer Auflistung der beanspruchten<br />

Muskelgruppen.<br />

Zusätzlich wird die Ausführung trainingsbegleitender Dehn- und Massageübungen<br />

beschrieben.<br />

Wichtigste Übung des Trainingsprogramms ist die Kniebeuge. Während die<br />

beidbeinige Kniebeuge ohne die entsprechende Zusatzlast auf der „Power Plate“<br />

nicht die gewünschte Intensität herstellen kann, wird die Intensität durch die<br />

anschließende einbeinige Kniebeuge gesteigert. Durch die einbeinige Ausführung<br />

können zusätzlich Kraftunterschiede zwischen Spiel- und Standbein ausgeglichen<br />

werden (vgl. Tschirner 2002, 169). Die Übung ist der Abdruckbewegung beim<br />

Eislaufen gleich.<br />

59


Untere Extremitäten<br />

Tiefe Kniebeuge Kniebeuge 1beinig Ausfallschritt Wadenheber<br />

Abbildung 17: Bilder des Herstellers für Trainingsübungen der unteren Extremitäten<br />

(www.power-plate.de).<br />

Tiefe Kniebeuge<br />

Übungsbeschreibung: Aus einer hüftbreiten Ausgangsstellung mit geradem Rücken,<br />

leicht gebeugten Beinen werden die Knie langsam gebeugt, bis die Oberschenkel fast<br />

parallel zum Boden (100°) sind. Das Gesäß bleibt oberhalb der Knie. In einer<br />

fließenden Bewegung werden die Beine aus der Beugung fast komplett gestreckt.<br />

Muskelgruppen: M. Gluteus maximus, M. Quadriceps femoris, M. Triceps surae<br />

Abbildung 18: Trainingsübung Tiefe Kniebeuge (Kniewinkel 90 °).<br />

Kniebeuge 1beinig<br />

60


Übungsbeschreibung: Ein Bein wird in Schrittlänge nach hinten angewinkelt und<br />

angehoben. Das vordere Bein wird bis ca. 80° Kniegelekswinkel gebeugt und danach<br />

fast komplett gestreckt.<br />

Muskelgruppen: s. tiefe Kniebeuge<br />

Abbildung 19: Trainingsübung 1beinige Kniebeuge. Zu erkennen ist die unter 4.4.1<br />

erwähnte Gewichtsweste.<br />

Ausfallschritt<br />

Übungsbeschreibung: Aus aufrechtem Stand vor dem Trainingsgerät wird ein Schritt<br />

nach vorne gemacht. Der Fuß setzt auf der Vibrationsplatte auf. Das Körpergewicht<br />

lagert auf dem vorderen Bein. Aus der Ausgangsposition werden bei aufrechtem<br />

Oberkörper die Beine gebeugt bis der vordere Oberschenkel parallel zum Boden ist.<br />

Die Testperson hält diese tiefe Position über den Belastungsintervall (isometrische<br />

Ausführung).<br />

Muskelgruppen: M. Iliopsoas, M. Quadriceps femoris, M. Biceps femoris<br />

61


Abbildung 20: Trainingsübung Ausfallschritt.<br />

Wadenheber<br />

Übungsbeschreibung: Die vordere Fußhälfte steht auf der Vibrationsplattform. Die<br />

Fersen werden maximal hoch angehoben und die erreichte Endposition wird kurz<br />

gehalten.<br />

Muskelgruppen: M. Triceps surae<br />

62


Abbildung 21: Trainingsübung Wadenheber.<br />

Laterale Wechselsprünge<br />

Übungsbeschreibung: In Ausgangsstellung steht die Testperson seitlich neben der<br />

Vibrationsplattform. Vom äußeren Bein abgedrückt springt die Testperson seitlich<br />

auf die Plattform. Nach Landung mit dem inneren Bein auf der Plattform springt die<br />

Testperson explosiv, ohne mit der Ferse Kontakt mit der Plattform zu haben, zurück<br />

in die Ausgangsposition neben die Plattform.<br />

Muskelgruppen: Adduktoren, Abduktoren, M. Gluteus minimus<br />

63


Abbildung 22: Trainingsübung Laterale Wechselsprünge. Der Athlet verwendet bei<br />

der Ausführung Bewegungsmuster aus dem Eislaufen.<br />

Obere Extremitäten<br />

Bent over pull Liegestütze Dips vordere Hebung<br />

Abbildung 23: Bilder des Herstellers für die oberen Extremitäten (www.powerplate.de).<br />

Bent over pull und vordere Hebung werden isometrisch ausgeführt und beanspruchen<br />

breite Muskelgruppen (Rücken, Schultern, Bizeps). Liegestütze und Dips trainieren<br />

dagegen den M. Pectoralis und M. Triceps.<br />

64


Abbildung 24: Trainingsübung Bent over Pull. Das Bild zeigt den an der<br />

Vibrationsplatte befestigten Haltegriff.<br />

Abbildung 25: Trainingsübung Liegestütz.<br />

65


Abbildung 26: Trainingsübung Dips.<br />

Abbildung 27: Trainingsübung Vordere Hebung.<br />

Stretching<br />

66


(o. Abb.) (o. Abb.)<br />

Adduktoren Beinrückseite Waden Beinvorderseite<br />

Abbildung 28: Bilder des Herstellers für Stretchingübungen auf der Power Plate<br />

(www.power-plate.de).<br />

Die Dehnung wird passiv über 30 s bei 30 Hz Frequenz und 2 mm Amplitude<br />

gehalten. Die Adduktorengruppe wird gedehnt, indem ein Bein auf die Plattform<br />

gelegt wird und das andere Bein neben der Plattform aufgestellt wird.<br />

Für die Dehnung der Beinrückseite wird der Oberkörper auf der „Power Plate“<br />

stehend nach vorne über die leicht gebeugten Beine gebeugt. Die Fersen berühren<br />

nicht den Boden. Die Beine bleiben leicht gebeugt.<br />

Die Waden werden unterhalb der Plattformoberkante abgesenkt und in dieser<br />

Position zur Dehnung gehalten.<br />

Mit dem Oberschenkel auf der Vibrationsplattform liegend, wird das zu dehnende<br />

Bein an das Gesäß gezogen um den M. Quadriceps femoris zu dehnen.<br />

67


Massage<br />

Bei Muskelkrämpfen und Schmerzen liegt der Athlet mit der betroffenen Muskulatur<br />

auf der Vibrationsplattform. Auf den entspannten Muskel wird eine regenerative<br />

Frequenz (20-30 Hz, 2 mm Amplitude) übertragen.<br />

Abbildung 29: Massage der Wadenmuskulatur.<br />

Abbildung 30: Massage der Beinrückseite.<br />

68


4.5 Testbatterie<br />

4.5.1 Leistungsdiagnostik im Eishockey<br />

In der Nordamerikanischen Literatur findet man Angaben über angewandte<br />

eishockeyspezifische Leistungstests. Grundsätzlich gilt ein enger Zusammenhang<br />

zwischen der Fähigkeit auf dem Eis schnell zu skaten und der Fähigkeit schnell zu<br />

sprinten und hoch zu springen (vgl. Blatherwick 1994). „Whatever makes you a<br />

faster sprinter will make you a faster skater.” (Blatherwick 1994, 32). Antritte auf<br />

dem Eis beanspruchen die gleichen Muskelgruppen wie im Kurzsprint und beim<br />

vertikalen Springen (vgl. Abbildung 31). Die maximale Leistung dieser Elemente ist<br />

von der Maximalkraft und intermuskulären Koordination der Streckschlinge<br />

abhängig. „Explosive starts require quick, running type strides (…) the player<br />

appears to be running rather than skating“ (Stamm 2001, 107). Dei<br />

Bewegungsabläufe bei beiden Antrittsformen sind nahezu identisch. Sie sind durch<br />

kurze, maximal schnelle Beinabdruckszyklen charakterisiert.<br />

Abbildung 31: Bewegungsverwandtschaft von Antritten im Eishockey und in der<br />

Leichtathletik. Unterschiede liegen im Abdruck von der Oberfläche (Stamm 2001,<br />

212).<br />

Im Kurzsprint erzielte Zeiten sind Indikatoren für die Sprintleistung auf dem Eis.<br />

Eine Studie unter US Nachwuchstalenten zeigt diesen Zusammenhang (vgl.<br />

Abbildung 32). Grundsätzlich gilt, je schneller gesprintet werden kann, desto<br />

schneller kann auf dem Eis beschleunigt werden. Als Konsequenz werden Sprinttest<br />

über 40 yards in der Leistungsdiagnostik zur Erfassung der sportspezifischen<br />

Leistungsfähigkeit verwendet.<br />

69


Abbildung 32: Studie unter US Nachwuchshockeyspielern (durchschnittliches Alter<br />

16,7 Jahre). Das Diagramm ordnet Sprintzeiten über 44 m (40 yards)<br />

Beschleunigungszeiten über 25 m (80 feet) auf dem Eis zu. Allgemein beschleunigen<br />

die schnellsten Sprinter auch auf dem Eis am schnellsten (Blatherwick 1994).<br />

Studien bei Blatherwick (1994) belegen weiterhin, dass die schnellsten Skater auf<br />

dem Eis auch am höchsten springen (Abbildung 33). Die Untersuchung testete<br />

Spieler aus nationalen Jugendkadern (U.S. Midget Camp) mit einem<br />

Durchschnittsalter von 16,7 Jahren.<br />

Nach Johnson, Bahamonde (1996) wird die maximale Sprunghöhe eines Counter-<br />

Movement-Jumps in sportartspezifischer Ausführung mit Armeinsatz getestet (vgl.<br />

http://www.hockeyinstitute.org/). Der Armeinsatz gleicht dem unterstützenden<br />

Einsatz der Arme beim Eislaufen.<br />

Analog zur Ausführung des Sprunges ist eine optimale Ausnutzung des Dehnungs-<br />

Verkürzungs- Zyklus bei den Sprintzeiten ausschlaggebend.<br />

70


Abbildung 33: Mit der gleichen Probandengruppe wie in Abbildung 32<br />

durchgeführte Studie über Zusammenhang von vertikaler Sprungkraft (vertical jump<br />

height) und 25 m Beschleunigung auf dem Eis (Blatherwick 1994).<br />

In der Praxis gibt es Tests zur Erfassung der Beschleunigungsfähigkeit auf dem Eis<br />

nach Naud, Holt (1979, 1980) (vgl. http://www.hockeyinstitute.org/). Aus dem Stand<br />

wird über 6,10 m (20 feet) gesprintet. Weitere Strecken zur Erfassung der<br />

Geschwindigkeit sind zum einen ein Sprint aus fliegendem Start über 15,2 m und aus<br />

stationärem Start über 47,85 m nach Mascaro, Seaver, Swanson (1992)<br />

(vgl. http://www.hockeyinstitute.org/).<br />

71


4.5.2 Testdesign<br />

Die Leistungsdiagnostik besteht aus einer Sprungkraftdiagnostik, einer Messung von<br />

Kurzsprintzeiten und einer isometrischen Maximalkraftmessung der Beinstrecker.<br />

Während die Maximalkraftmessung einen statischen Test darstellt, geben die<br />

dynamischen Testelemente Sprint und Sprungkraft Aufschluss über die<br />

intermuskuläre Koordination und Ausnutzung des Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus.<br />

Über den Untersuchungszeitraum gibt es insgesamt 5 Testtermine. 3 Tage vor<br />

Beginn des Vibrationstrainings wird ein Eingangs-Test zur Erfassung des aktuellen<br />

Leistungszustands (Ist-Zustand) durchgeführt. Unmittelbar nach Beendigung des<br />

Trainings wird ein End-Test durchgeführt. Jeweils nach Vollendung eines<br />

Mikrozyklus werden Zwischentests zur Überprüfung der Wirksamkeit abgehalten.<br />

Sämtliche Testeinheiten finden vormittags statt, so dass Leistungsschwankungen<br />

infolge des Cirkadianrhythmus vermieden werden. Die Testperson absolviert<br />

selbständig ein 15 minütiges Aufwärmprogramm, das ein 10 minütiges<br />

Fahrradergometertraining und Einlaufen, sowie eine 5 minütige Stretchingeinheit<br />

umfasst. Zum Abschluss werden einige Liegestütze absolviert.<br />

1 Eingangs-Test (Test 1)<br />

2 Zwischentest 1 (Test 2)<br />

3 Zwischentest 2 (Test 3)<br />

4 Zwischentest 3 (Test 4)<br />

5 End-Test (Test 5)<br />

72


4.5.3 Sprungkraftdiagnostik<br />

Die Erfassung der Sprunghöhen und Bodenkontaktzeiten geschieht über die<br />

Kraftmessplatte der Firma „Kistler Instrumente“.<br />

Kistler Kraftmessplatte<br />

Herrsteller: Kistler Instrumente, Winterthur, Schweiz<br />

Technische Daten:<br />

Messverfahren: piezoelektrisch<br />

Frequenzbereich: bis 1000 Hz<br />

Arbeitsbereich: -10-20 kN<br />

Material: Aluminium<br />

Maße: 40 * 60 * 10 cm<br />

Gewicht: 40 kg<br />

Im Rahmen der spezifischen Sprungkraftdiagnostik werden mit dem Squat Jump<br />

(SJ), Counter- Movement- Jump (CMJ) und Drop Jump (DJ) insgesamt 3<br />

Sprungtypen getestet. Vor der statistischen Erfassung des jeweiligen<br />

Sprungversuches wird die Bewegungsausführung überprüft. Die Testperson<br />

absolviert jeweils 1 bis 2 Probesprünge unter Testbedingungen. Pro Sprungtyp<br />

werden 3 Sprünge statistisch erfasst. Während zwischen jedem Versuch eine Pause<br />

von 1 Min eingehalten wird, beträgt die Pause zwischen den 3 Elementen der<br />

Sprungdiagnostik 2 min. Die Reihenfolge der Sprungtypen in der Sprungdiagnostik<br />

entspricht der folgenden Auflistung.<br />

Squat Jump (SJ)<br />

Über den Squat Jump wird das maximale, konzentrische Kraftpotential der<br />

Beinstreckschlinge erfasst. Der Sprung wird ohne Ausholbewegung ausgeführt, so<br />

dass die inter- und intramuskuläre Koordination nicht getestet wird. Die Testperson<br />

befindet sich in einer Hockstellung unter einem Kniegelenkswinkel von 80 °. Als<br />

Bewertungskriterium gilt die erzielte Sprunghöhe.<br />

73


Abbildung 34: Squat Jump Test. Die Testperson steht auf der Kistlerplatte und<br />

befindet sich in der Streckbewegung.<br />

Counter-Movement-Jump (CMJ)<br />

Beim Counter- Movement- Jump wird im Vergleich zum Squat Jump zum Auftakt<br />

eine Ausholbewegung ausgeführt. Somit erweitert der Counter- Movement- Jump<br />

den Squat Jump um eine koordinative Komponente. Neben der Maximalkraft wird<br />

die inter- und intramuskuläre Koordination erfasst. Die Durchführung beruht auf der<br />

Ausnutzung des Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus. Infolgedessen sind erhöhte<br />

maximale Sprunghöhen gegenüber dem Squat Jump zu erwarten. Der Umkehrpunkt<br />

von Ausholbewegung und Absprungimpuls wird für einen Kniegelenkswinkel von<br />

etwa 80 ° definiert. Auch beim Counter- Movement- Jump werden Absprung und<br />

Landung auf der Kraftmessplatte durchgeführt. Merkmal der sportartspezifischen<br />

Gestaltung ist, dass die Sprungbewegung unter Einsatz der Arme durchgeführt wird<br />

und sowohl beidbeinig als auch einbeinig abgesprungen wird. Die einbeinige<br />

Ausführung ermöglicht einen Vergleich des Kraftpotentials im rechten und linken<br />

Bein und entspricht den Vorgaben eishockeyspezifischer Leistungsdiagnostik aus der<br />

Literatur (Kapitel 4.5.1)<br />

74


Abbildung 35: Beidbeiniger Counter- Movement- Jump. Das Bild erfasst die<br />

Bewegung in der Umkehrphase.<br />

Abbildung 36: Ausgangsstellung zur Ausführung des einbeinigen Counter-<br />

Movement- Jumps.<br />

75


Abbildung 37: Absprung beim einbeinigen Counter- Movement- Jump.<br />

Drop Jump (DJ)<br />

Der Drop Jump erfasst die Reaktivkraft. Es wird die Fähigkeit überprüft,<br />

Muskelspannung bei schnellablaufenden, exzentrischen Dehnungsbelastungen<br />

aufrechtzuhalten (reaktive Spannungsfähigkeit). Weiter wird getestet wie schnell die<br />

Testperson im Dehnungs- Verkürzungs- Zyklus zwischen Ausholbewegung und<br />

Abdruckphase umschalten kann. Die Testperson wird angewiesen mit einem Schritt<br />

nach vorne den Kasten zu verlassen und bei Kontakt mit der Kistlerplatte unter<br />

maximal kurzer Kontaktzeit maximal hoch abzuspringen.<br />

76


Abbildung 38: Absprung zum Drop Jump. Zu sehen ist der Absprungkasten.<br />

4.5.4 Sprintzeitendiagnostik<br />

Der Sprint wird in 2 grundlegende Techniken, die Phase der Beschleunigung und die<br />

des aufrechten Sprintlaufs, unterteilt. Für den Kurzsprint (100m, 200m) gilt, dass der<br />

Sprinter auf den ersten 25-30 m beschleunigt. Kapitel 4.5.1 zufolge wird eine<br />

entsprechende Korrelation zwischen Beschleunigungsfähigkeit auf dem Eis und<br />

Kurzsprintzeiten erwartet.<br />

Die Sprintdistanzen der Testbatterie (5, 10, 20 und 30 m) fallen in die<br />

Beschleunigungsphase des Kurzsprints. Die Testperson läuft pro Distanz 2 gültige<br />

Versuche. Es wird mit der kürzesten Distanz begonnen, die Diagnostik endet mit der<br />

30 m Distanz. Die Pause zwischen den Läufen einer Distanz beträgt 1 min. Die<br />

interseriellen Pausen sind lohnende Pausen von 3 min Länge. Die Messungen werden<br />

mit einer fest installierten Doppellichtschranke der Firma „Sportronic“ durchgeführt.<br />

Das Zeitmeßsystem ist Teil der 100 m Hallen Tartanbahn.<br />

Vor der ersten Testeinheit wird gemeinsam mit der Testperson eine standardisierte<br />

Starttechnik aus einer aufrechten Startposition ausgearbeitet. Die Testperson<br />

bestimmt selbständig den Beginn der Zeitaufnahme. Als Auftaktbewegung wird das<br />

Körpergewicht und der Körperschwerpunkt (KSP) vom vorderen Bein auf das<br />

77


hintere Bein verlagert. Bei Überschreiten der Startlichtschranke wird die Zeitnahme<br />

gestartet.<br />

4.5.5 Maximalkraftbestimmung Beinpresse<br />

Die isometrische Maximalkraft der Beinstreckschlinge wird mittels der <strong>Desmotronic</strong><br />

Funktionsstemme (Firma Schnell GmbH, Peutenhausen) ermittelt.<br />

Abbildung 39: <strong>Desmotronic</strong> Beinpresse.<br />

<strong>Desmotronic</strong><br />

Kategorie: SYSTEME FÜR TRAINING UND DIAGNOSTIK<br />

Beschreibung: Motorbetriebene und<br />

computergesteuerte Funktions-<br />

Stemme.<br />

Dimensionen:255 x 105 x 140 cm<br />

Gewicht:420 kg<br />

Das Gerät ermittelt feine Abstufungen in den Kraftbereichen über Kraftaufnehmer<br />

und Dehnungsmessstreifen. Die Messergebnisse werden über eine Software in Kraft-<br />

Zeit– Diagramme visualisiert (Abbildung 40).<br />

78


Abbildung 40: Kraft- Zeitdiagramm einer 100° Kniewinkel Maximalkraftmessung<br />

von Mike Pellegrims an der <strong>Desmotronic</strong>. Über 5 s führte die Testperson wiederholt<br />

maximale Kraftstöße aus.<br />

Auf dem Monitor kann der Kurvenverlauf der Kontraktion mitverfolgt und überprüft<br />

werden (Abbildung 40). In standardisierter, aufrechter Sitzposition (Lehnenwinkel<br />

85°) werden maximale, statische Kontraktionen mit 2 verschiedenen<br />

Kniegelenkswinkeln ( 100°, 120°) getestet. Für jeden Kniegelenkswinkel werden 2<br />

Versuche gezählt. Die Messdauer eines Versuchs ist insgesamt 5 s. Die Pausendauer<br />

zwischen Versuchen beträgt 1 min, die Pause zwischen der 100° (Desmo 350) und<br />

120° (Desmo 400) Messung ist 3 min lang. Zur Vorbereitung absolviert die<br />

Testperson über 15 s einen isokinetischen Trainingssatz. Die Maximalkraft wird<br />

isometrisch gemessen, da durch das Gleichgewicht zwischen Widerstand und<br />

Muskelkraft maximale Kräfte eingesetzt werden können.<br />

79


Abbildung 41: Mike Pellegrims an der Desmotronik Beinpresse. Die Fußstützen<br />

enthalten Kraftmessdosen. Die Schulterstützen mussten herausgenommen werden,<br />

weil diese zu niedrig angebracht sind. Die Lendenwirbelsäule kann nicht optimal<br />

stabilisiert werden.<br />

4.5.6 Datenanalyse / Auswertungsdesign<br />

Die ermittelten Daten werden auf die Software Windows Excel übertragen. Die<br />

Datenverarbeitung zur deskriptiven Statistik geschieht über den<br />

Maximalwertvergleich unter Berücksichtung der Standardabweichung. Prozentuale<br />

Veränderungen der Werte im Trainingsverlauf werden ermittelt. Neben einer<br />

tabellarischen Auflistung werden Kurvendiagramme zur Veranschaulichung<br />

entworfen.<br />

80


5 Untersuchungsergebnisse<br />

5.1 Belastungsmodifizierungen<br />

In diesem Kapitel werden die Modifizierungen der Belastungsnormative im Laufe<br />

des Trainings abgebildet. Der Einfluss der Diagnostikergebnisse und<br />

Befindlichkeitsangaben auf die Gestaltung der Belastungsnormative kann<br />

nachvollzogen werden.<br />

Fett gedruckte Belastungsparameter markieren in dem vorliegenden Mikrozyklus<br />

vorgenommene Belastungsmodifizierungen. Die Maßnahmen zur Veränderung der<br />

Belastungsnormative werden anschließend beschrieben und begründet.<br />

Befindlichkeitsangaben vervollständigen die Analyse der jeweiligen Trainingswoche.<br />

5.1.1 Übersicht über die Belastungsnormative in Mikrozyklus 1<br />

( 1. Trainingswoche)<br />

Tabelle 9: Trainingsplan für Trainingswoche 1 (Mikrozyklus1). Nicht aufgeführt<br />

sind Übungen für die oberen Extremitäten, da diese nicht getestet werden.<br />

Fettgedruckte Belastungsnormative zeigen im Trainingsplan vorgenommene<br />

Modifizierungen.<br />

Zusatzlast Frequenz [Hz], Pause<br />

Übung Dauer [s] [kg] Amplitude [mm] [min]<br />

Aufwärmphase<br />

Passives Aufwärmen 1 * 60 s 30 Hz, 2 mm<br />

Beine<br />

Wechselsprünge lateral 3 * 30 s (re, li) 20 kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Kniebeuge 3 * 8 Wdh 20 kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Kniebeuge 1beinig<br />

3 * 30 (45) s<br />

(re, li) 20 kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Ausfallschritte 3 * 30 s (re, li) 20 kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Wadenheber 3 * 30 s 20 kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Regeneration<br />

Passiver Cool Down 1 * 60 s 30 Hz, 2 mm<br />

Stretching<br />

Quadrizeps 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beinrückseite 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Adduktoren 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Wade 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

81


Beschreibung:<br />

Bei der einbeinigen Kniebeuge wird nach der ersten Trainingseinheit das<br />

Belastungsintervall auf 45 s gesteigert.<br />

Angaben zur Befindlichkeit:<br />

Der Athlet verspürt keine intensive Belastung bei der einbeinigen Kniebeuge,<br />

weshalb der Umfang auf 45 s erhöht wird. Die Testperson berichtet von intensiven<br />

Beanspruchungen beim Wadenheber. Es wird eine hoher Muskeltonus im M.<br />

Gastrocnemius verspürt.<br />

5.1.2 Übersicht der Belastungsnormative für Mikrozyklus 2<br />

(2. Trainingswoche) und Mikrozyklus 3 (3.Trainingswoche)<br />

Für den Trainingsverlauf in Woche 2 wurden keine Belastungsmodifizierungen<br />

durchgeführt. Mikrozyklus 2 und 3 sind in einer Tabelle zusammengefasst, da nach<br />

Ende von Trainingswoche 2 keine Leistungsdiagnostik durchgeführt wurde.<br />

Tabelle 10: Trainingsplan für die 2. und 3. Trainingswoche (Mikrozyklus 2 und<br />

Mikrozyklus 3). Die Testperson trainierte in der 3. Trainingswoche die<br />

Wechselsprünge und Kniebeugen mit einer Frequenz von 50 Hz.<br />

Zusatzlast Frequenz [Hz], Pause<br />

Übung Dauer [s] [kg] Amplitude [mm] [min]<br />

Aufwärmphase<br />

Passives Aufwärmen 1 * 60 s 30 Hz<br />

Beine<br />

Wechselsprünge lateral 3 * 30 s (re, li) 40, 50 Hz, 4 mm 2 min<br />

Kniebeuge 3 * 8 Wdh 20kg 40, 50 Hz, 4 mm 2 min<br />

Kniebeuge 1beinig 3 * 45 s, (re, li) 20kg 40, 50 Hz, 4 mm 2 min<br />

Ausfallschritte 3 * 30 s, (re, li) 20kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Wadenheber 3 * 45 s 20kg 40 Hz, 4 mm 2 min<br />

Regeneration<br />

Passiver Cool Down 1 * 60 s 30 Hz, 2 mm<br />

Stretching<br />

Quadrizeps 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beinrückseite 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Adduktoren 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Wade 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

82


Beschreibung<br />

Nach Erhöhung des Umfangs in Woche 2 wird die Belastungsintensität der<br />

Kniebeuge in Mikrozyklus 3 auf 50 Hz erhöht. Die Intensität für die Kniebeugen<br />

wird gesteigert, nachdem der Athlet 1 Woche mit erhöhtem Belastungsumfang<br />

trainiert hat. Die Wechselsprünge führen aufgrund des kurzen Kontakts mit der<br />

Vibrationsplatte zu keiner hohen Belastung. Um die Ausführung möglichst explosiv<br />

zu gestalten, wird nicht der Belastungsumfang, sondern die Frequenz erhöht.<br />

Außerdem wird das Belastungsintervall für den Wadenheber von 30 s auf 45 s<br />

verlängert.<br />

Angaben zur Befindlichkeit<br />

Nachdem die Kniebeugen mit 40 Hz in Mikrozyklus 2 nicht mehr als intensiv<br />

empfunden werden, ergeben die Kniebeugen mit 50 Hz Frequenz in Mikrozyklus 3<br />

eine deutliche Intensitätssteigerung. Die Belastung bei der einbeinigen Kniebeuge<br />

wird als maximal intensiv empfunden.<br />

Die Testperson berichtet über eine hohe Muskelspannung in der Wade. Es treten<br />

vereinzelt Muskelkrämpfe auf. In Woche 2 wurden keine intensiven Belastungen bei<br />

den Wadenhebern mehr verspürt. Die Steigerung über die Frequenz erwirkt, dass die<br />

Belastung erneut als maximal intensiv empfunden wird.<br />

Die allgemeine Befindlichkeit zum Zeitpunkt der Trainingseinheiten wird als müde<br />

bezeichnet. Auf dem Eis fühlt sich die Testperson allerdings gut.<br />

83


5.1.3 Übersicht über die Belastungsnormative in Mikrozyklus 4<br />

(4.Trainingswoche)<br />

Tabelle 11: Trainingsplan für die 4. Trainingswoche (Mikrozyklus 4). Die<br />

Reduzierung der Amplitude für Wadenheber und Kniebeugen verdeutlicht den<br />

Übertrainingszustand des Athleten.<br />

Übung Dauer [s]<br />

Aufwärmphase<br />

Zusatzlast<br />

[kg]<br />

Passives Aufwärmen 1 * 60 s 30 Hz<br />

Beine<br />

Frequenz [Hz],<br />

Amplitude [mm]<br />

Pause<br />

[min]<br />

Wechselsprünge lateral 3 * 30 s (re, li) 50 Hz, 4 mm 2 min<br />

Kniebeuge 3 * 8 Wdh 20kg 50 Hz, 2 mm 2 min<br />

Kniebeuge 1beinig 3 * 45 s, (re, li) 20kg 50 Hz, 2 mm 2 min<br />

Ausfallschritte 3 * 45 s, (re, li) 20kg 50 Hz, 4 mm 2 min<br />

Wadenheber 3 * 45 s 20kg 40 Hz, 2 mm 2 min<br />

Regeneration<br />

Passiver Cool Down 1 * 60 s 30 Hz, 2 mm<br />

Stretching<br />

Quadrizeps 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beinrückseite 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Adduktoren 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Wade 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beschreibung (vgl. Anhang A 8)<br />

Eine Steigerung der Belastungsnormative findet lediglich bei den Ausfallschritten<br />

statt. Belastungsumfang (45 s) und Erregungsfrequenz 50 Hz) werden gleichzeitig<br />

erhöht. In den vorigen Trainingswochen wurde diese Übung mit konstanten<br />

Belastungsnormativen ausgeführt.<br />

Als Konsequenz der maximal intensiven Belastungsintensität und muskulären<br />

Problemen bei den Kniebeugen und den Wadenhebern wird die Amplitude auf 2 mm<br />

gesenkt.<br />

Angaben zur Befindlichkeit (vgl. Anhang A 8)<br />

84


Es werden weitere Muskeltonuserhöhungen in Wade, Oberschenkel und<br />

Beinrückseite empfunden. Infolge der anhaltenden intensiven Belastung berichtet die<br />

Testperson weiterhin über müde Beine. Trotz Verringerung der Amplitude beklagt<br />

die Testperson bei Ausführung der Kniebeugen über Schmerzen im M. Biceps<br />

femoris. Der Testperson wird von der Physiotherapie eine leichte Zerrung im M.<br />

Biceps femoris diagnostiziert. Der Athlet befindet sich in Behandlung.<br />

5.1.4 Übersicht über Belastungsnormative im Mikrozyklus 5<br />

(5. Trainingswoche)<br />

Tabelle 12: Trainingsplan für die 5. Trainingswoche (Mikrozyklus 4). Die Belastung<br />

wird einheitlich auf ein regeneratives Niveau zurückgesetzt.<br />

Übung Dauer [s]<br />

Aufwärmphase<br />

Zusatzlast<br />

[kg]<br />

Passives Aufwärmen 1 * 60 s 30 Hz<br />

Beine<br />

Frequenz [Hz],<br />

Amplitude [mm]<br />

Pause<br />

[min]<br />

Wechselsprünge lateral 3 * 30 s (re, li) 30 Hz, 2 mm 2 min<br />

Kniebeuge 3 * 8 Wdh 20kg 30 Hz, 2 mm 2 min<br />

Kniebeuge 1beinig 3 * 30 s, (re, li) 20kg 30 Hz, 2 mm 2 min<br />

Ausfallschritte 3 * 30 s, (re, li) 20kg 30 Hz, 2 mm 2 min<br />

Wadenheber 3 * 30 s 20kg 30 Hz, 2 mm 2 min<br />

Regeneration<br />

Passiver Cool Down 1 * 60 s 30 Hz, 2 mm<br />

Stretching<br />

Quadrizeps 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beinrückseite 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Adduktoren 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Wade 1 * 30 s (re,li) 30 Hz, 2 mm<br />

Beschreibung<br />

Alle Trainingsparameter werden auf ein regeneratives Niveau reduziert (30 Hz, 2<br />

mm). Aufgrund des unmittelbar folgenden Mannschaftstrainingslagers und im<br />

Zusammenhang mit der Muskelzerrung wird beschlossen den letzten Mikrozyklus<br />

mit erholend zu gestalten.<br />

85


Zusätzlich zu den Trainingsübungen werden passiv Vibrationen zur Steigerung der<br />

Durchblutung auf die einzelnen Muskeln übertragen (Massageübungen vgl. Kapitel<br />

4.4.2).<br />

Angaben zur Befindlichkeit<br />

Das Training kann ohne Schmerzen in der Beinrückseite durchgeführt werden. Die<br />

Massageübungen werden als angenehm empfunden, da der Muskeltonus zurückgeht.<br />

5.2 Deskriptive Statistik<br />

Für die Darstellung der Ergebnisse der Leistungsdiagnostik werden die jeweiligen<br />

Maximalwerte (max) und Mittelwerte (mean) in Kraft- Zeit- Diagrammen<br />

veranschaulicht. Die Standardabweichungen konnten wegen der Unübersichtlichkeit<br />

nicht in die Diagramme integriert werden. Die Standardabweichungen für jedes<br />

Diagnostikelement werden gesondert unterhalb der Diagramme aufgeführt.<br />

5.2.1 Isometrische Maximalkraftmessung an der Beinpresse<br />

Befindlichkeit<br />

Die Testperson verspürt seit Test 2 Schmerzen in der Lendenwirbelsäule aufgrund<br />

der schlechten Passform des Sitzes. Diese Beschwerden treten über den gesamten<br />

Untersuchungszeitraum auf.<br />

Die Messung in Test 3 absolviert die Testperson vollständig, obwohl vorher bei der<br />

30 m Sprintdistanz ein Ziehen im M. Biceps femoris bemerkt wurde. Die Testperson<br />

berichtet bei der Diagnostik über müde, schwere Beinen und einen hohen<br />

Muskeltonus. Für Test 4 kann die Testperson aufgrund der Verletzung die 120°<br />

Messung nicht mehr antreten. Die 100° Messung wird unter leichten Schmerzen<br />

durchgeführt.<br />

86


Kraft [N]<br />

7500<br />

6500<br />

5500<br />

4500<br />

Maximalkraft<br />

1 2 3 4 5<br />

100° max 6584 6281 4843 5405 6850<br />

120° max 7590 7731 7219 7094<br />

Test<br />

Abbildung 42: Maximale Werte für die 5 Testeinheiten der isometrischen<br />

Maximalkraft. Die Kurven beider Kniegelenkswinkel (100°, 120°) sind zusammen in<br />

einem Diagramm abgebildet. In Test 4 kann aufgrund einer leichten Zerrung keine<br />

Messung für den 120° Kniewinkel mehr durchgeführt werden.<br />

Tabelle 13: Standardabweichungen (sd) für die 100° Kniegelenkswinkel<br />

Maximalkraftmessungen.<br />

100° Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 191,6 298,4 53 129,4 236,2<br />

Tabelle 14: Standardabweichungen (sd) für die 120° Kniegelenkswinkel<br />

Maximalkraftmessungen.<br />

120° Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 210,7 120,2 361,5 - 196,6<br />

87


Kraft [N]<br />

8000<br />

7500<br />

7000<br />

6500<br />

6000<br />

5500<br />

5000<br />

4500<br />

Maximalkraft Mittelwerte<br />

1 2 3 4 5<br />

100° mean 6448,5 6070 4805,5 5313,5 6683<br />

120° mean 7441 7646 6857 6955<br />

Test<br />

Abbildung 43: Mittelwerte für die 5 Testeinheiten der isometrischen Maximalkraft.<br />

Die Kurven beider Kniegelenkswinkel (100°, 120°) sind zusammen in einem<br />

Diagramm abgebildet. In Test 4 kann aufgrund einer leichten Zerrung keine Messung<br />

für den 120° Kniewinkel mehr durchgeführt werden.<br />

Abbildung 44: Kraftzeitdiagramm einer Maximalkraftmessung (120°) von Mike<br />

Pellegrims. Zu erkennen sind 6 maximale Kraftstöße.<br />

Beschreibung<br />

Die Testperson verfügt mit Werten zwischen 6500 und 7500 N erwartungsgemäß<br />

über ein hohes Maximalkraftniveau. Dabei liegt die Maximalkraftmessung für den<br />

100° Kniegelenkswinkel (Desmo 350) generell unter der 120° Kniegelenkskurve<br />

88


(Desmo 400). Beide Kurvenverläufe zeigen für Test 2 und 3 rückläufige<br />

Entwicklungen. In Test 3 sinkt die Testleistung der 100° Kurve auf einen Tiefpunkt<br />

unter 5000 N. Insgesamt geht die Maximalkraft von Test 1 ausgehend in 3<br />

Trainingswochen um 27 % zurück. Auch die 120° Kurve hat bei Test 3 Ihren<br />

absoluten Tiefpunkt. Der Maximalkraftwert der 100° Messung steigt in den letzten<br />

beiden Testeinheiten jeweils deutlich an, so dass im Endtest eine<br />

Maximalkraftsteigerung von insgesamt 4 % gegenüber dem Eingangstest erreicht<br />

wird. Beachtlich ist die Steigerung der Werte von Test 4 zu 5 um 27 %. Für die 120°<br />

Messung ist die Testperson aufgrund der Verletzung gezwungen in Test 4 die<br />

Diagnostik abzubrechen. Die Maximalkraft geht hier im Endtest um 7 % zurück, so<br />

dass die Testperson nicht das Niveau des Eingangstests übertreffen kann. Im Endtest<br />

liegen die Werte beider Kniegelenkswinkel auf gleichem Niveau.<br />

5.2.2 Sprungkraftdiagnostik<br />

Die folgenden Abbildungen zeigen die Entwicklung des Parameters Sprunghöhe für<br />

alle 3 Sprungkrafttests (Squat Jump, Counter- Movement- Jump und Drop Jump).<br />

Für den Drop Jump wird zusätzlich die Anpassung der Bodenkontaktzeiten gezeigt.<br />

Befindlichkeit<br />

Die Angaben zur Befindlichkeit sind für alle Sprungelemente allgemeingültig.<br />

Die Testperson beklagt vor Test 2 über schwere Beine. In Test 3 berichtet die<br />

Testperson von Schmerzen und einem sehr hohem, krampfartigen Muskeltonus auf<br />

der Beinrückseite. Für Test 4 sind im Gegensatz zu Test 3 und 4 explosive<br />

Bewegungsausführungen zu beobachten. Die Testperson fühlt sich in der<br />

Beinmuskulatur ausgeruht. In Test 5 kann die Testperson nach vorsichtigem Testen<br />

ungehindert und ohne Schmerzen in der Beinrückseite die Sprünge durchführen.<br />

89


5.2.2.1 Squat Jump Ergebnisse<br />

Sprunghöhe [cm]<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

Squat Jump<br />

1 2 3 4 5<br />

SJ mean 39,1 43,14 38,86 37,41 40,78<br />

SJ max 40,18 49,855 39,544 38 42,55<br />

Abbildung 45: Squat Jump Sprunghöhen [cm] erzielt in den 5 Testeinheiten über den<br />

Trainingszeitraum des Vibrationstrainings. Maximalwerte (SJ max) sind in rot<br />

gekennzeichnet, Mittelwerte (SJ mean) in blau.<br />

Test<br />

Tabelle 15: Standardabweichungen (sd) beim Squat Jump.<br />

Squat<br />

Jump Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 1,2 5,8 0,8 0,74 1,7<br />

Beschreibung<br />

Sowohl der Mittelwert als auch der Maximalwert der Sprunghöhe steigert sich im<br />

Endtest ( Test 5) leicht gegenüber dem Eingangstest (Test 1). Der Kurvenverlauf der<br />

erzielten maximalen Sprunghöhen und durchschnittlichen Sprunghöhen nehmen über<br />

den gesamten Trainingszeitraum tendenziell den gleichen Verlauf. In Test 2 springt<br />

der Athlet extrem hoch (49,855cm). Diesen Wert kann er nicht annähernd bestätigen,<br />

so dass die Standardabweichung von 5,82 gegenüber der durchschnittlichen<br />

Standardabweichung von 2,14 deutlich erhöht ist. Test 3 und 4 zeigen rückläufige<br />

Leistungsentwicklungen. Im Endtest (Test 5) steigen diese Werte wiederum über die<br />

beim Eingangstest erzielten Werte an. Über den Trainingszeitraum betrachtet ist eine<br />

Leistungssteigerung von 6 % abzuleiten.<br />

90


5.2.2.2 Counter- Movement– Jump Ergebnisse<br />

Sprunghöhe [cm]<br />

49<br />

47<br />

45<br />

43<br />

41<br />

39<br />

37<br />

35<br />

Counter-Movement-Jump<br />

1 2 3 4 5<br />

CMJ mean 40,24 43 39,99 40,37 43,69<br />

CMJ max 41,23 45,08 40,73 41,09 45,17<br />

Test<br />

Abbildung 46: In den 5 Testeinheiten erzielte maximale und mittlere Sprunghöhen<br />

für den beidbeinigen Counter- Movement- Jump.<br />

Tabelle 16: Standardabweichungen (sd) beim Counter- Movement- Jump.<br />

CMJ Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 1,4 1,8 0,7 1,2 1,3<br />

Beschreibung<br />

Neben der Beinausholbewegung ergibt der Armeinsatz beim Counter- Movement-<br />

Jump höhere Sprunghöhen als beim Squat Jump. Mit 41,46 cm liegt so der<br />

Gesamtmittelwert des Counter- Movement- Jumps über dem Squat Jump<br />

Gesamtmittelwert von 39,86 cm. Während sich die Sprunghöhe des Counter-<br />

Movement- Jumps vom Eingangstest zu Test 2 um 9 % verbessert, verschlechtert<br />

sich der Athlet von Test 2 zu Test 3 um 10 %. Nach einer Stabilisierung der Werte in<br />

Test 4 steigert der Athlet seine Sprungleistung im Endtest deutlicher als beim Squat<br />

Jump. Der bisherigen Maximalwert aus Test 2 wird verbessert. Insgesamt sind<br />

Sprungkraftsteigerungen über den Trainingszeitraum von 10 % festzuhalten.<br />

91


Sprunghöhe [cm]<br />

Counter-Movement-Jump rechts<br />

25<br />

23<br />

21<br />

19<br />

17<br />

15<br />

1 2 3 4 5<br />

CMJ re mean 18,35 21,52 18,79 19,86 21,57<br />

CMJ re max 18,49 23,52 21,63 20,38 21,57<br />

Test<br />

Abbildung 47: Entwicklung der Sprunghöhe einbeinigen Counter-Movement-Jump<br />

rechts.<br />

Tabelle 17: Standardabweichungen (sd) beim Counter-Movement-Jump einbeinig<br />

rechts. Zu beachten sind erhöhte Standardabweichungen in Test 5.<br />

Sprunghöhe (cm)<br />

100° Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 0,2 1,9 2,5 0,5 6,3<br />

Counter-Movement-Jump links<br />

29<br />

27<br />

25<br />

23<br />

21<br />

19<br />

17<br />

15<br />

1 2 3 4 5<br />

CMJ li mean 22,06 19,55 20,66 21,81 23,38<br />

CMJ li max 21,06 19,67 21,55 22,89 25,48<br />

Test<br />

Abbildung 48: Entwicklung der Sprunghöhe beim einbeinigen Counter- Movement-<br />

Jump links.<br />

92


Tabelle 18: Standardabweichungen (sd) beim Counter-Movement-Jump einbeinig<br />

links. Zu beachten sind erhöhte Standardabweichungen in Test 5.<br />

CMJ links Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 2,8 0,2 0,8 1,5 5,8<br />

Beschreibung<br />

Das linke Bein des Athleten besitzt das größere Kraftpotential und erzielt deshalb die<br />

besseren Sprunghöhen. Beide Beine steigern Ihre Sprungkraft im Endtest der<br />

Trainingsperiode (Rechts 17 %, Links 21 %) deutlich.<br />

Zu Beginn der Diagnostik verlaufen beide Kurven entgegengesetzt. Während links<br />

die Sprunghöhe von Eingangstest zu Test 2 leicht fällt, steigt die Sprunghöhe rechts<br />

an. Von Test 3 bis 5 steigen die Werte der erzielten Sprunghöhen kontinuierlich an.<br />

Für das rechte Bein erreicht die Testperson im Endtest den in Test 2 erzielten<br />

Maximalwert. In Test3 sinkt die Leistung der Testperson auf das Niveau des<br />

Eingangstests ab. Mit dem linken Bein schafft es die Testperson erst im Endtest das<br />

Leistungsniveau des Eingangstests zu übertreffen.<br />

´<br />

93


5.2.2.3 Drop Jump Ergebnisse<br />

Sprunghöhe [cm]<br />

55<br />

53<br />

51<br />

49<br />

47<br />

45<br />

Drop Jump<br />

1 2 3 4 5<br />

DJ mean 50,68 48,47 50,23 48,02 48,2<br />

DJ max 51,19 51,19 51,98 49,75 48,95<br />

Test<br />

Abbildung 49: Entwicklung der Drop Jump Sprunghöhen in den 5 Testeinheiten.<br />

Tabelle 19: Standardabweichungen (sd) beim Drop Jump (Sprunghöhe).<br />

DJ Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 0,9 2,4 3 1,5 1,3<br />

Beschreibung<br />

In Test 4 und 5 fallen sowohl Mittel- als auch Maximalwerte niedriger aus als beim<br />

Eingangstest. Die Sprunghöhen fallen zum Ende der Untersuchung auf einen<br />

Tiefstwert. Insgesamt fällt die maximal erzielte Sprunghöhe um 4 %. Die Testperson<br />

erzielt hohe Flughöhen.<br />

94


Bodenkontaktzeit [ms]<br />

310<br />

300<br />

290<br />

280<br />

270<br />

260<br />

250<br />

240<br />

230<br />

Drop Jump<br />

1 2 3 4 5<br />

DJ mean 299,32 281,89 267,69 253,47 258,11<br />

DJ max 247,07 266,09 237,65 232,86 242,23<br />

Abbildung 50: Entwicklung der Drop Jump Bodenkontaktzeiten (BKZ).<br />

Tabelle 20: Standardabweichungen (sd) für die Drop Jump Bodenkontaktzeiten.<br />

DJ Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 Test 5<br />

Sd 46,8 23,4 36,8 35,7 16,7<br />

Beschreibung<br />

Die Grafik beschreibt die Entwicklung der Bodenkontaktzeit (BKZ). Bestwerte<br />

erreicht die Testperson in Test 4. Von Test 1 zu 4 wird die BKZ stetig verkürzt.<br />

Entgegengesetzt der Tendenz bei den anderen Sprungelementen, verschlechtert sich<br />

die BKZ im Endtest. Im Endtest liegt die Bodenkontaktzeit 2 % unter dem<br />

Eingangstest. Die BKZ zeigt, dass die Testperson Werte von unter 175 ms nicht<br />

realisieren kann. Die Testperson hat trotz hoher Flugweiten kein hohes<br />

Reaktivkraftniveau.<br />

Test<br />

95


5.2.3 Ergebnisse der Sprintdiagnostik<br />

Befindlichkeit<br />

Die Testperson bemerkt ein plötzliches Ziehen im M. Biceps femoris auf der 30 m<br />

Distanz in Test 3. In Woche 4 beendet die Testperson die 30 m Distanz mit<br />

deutlichen Schmerzen im M. Biceps femoris. Die anderen Sprintdistanzen werden<br />

vorher ohne deutliche Schmerzen gelaufen. Für den Eingangstest und Test 4 ist im<br />

Gegensatz zu Test 2 und 3 eine schnelle und explosive Bewegungsfrequenz zu<br />

beobachten. In Test 2 und 3 beklagt die Testperson müde, schwere Beine.<br />

Aufgrund der Verletzung und dem beginnenden Mannschaftstrainingslager läuft die<br />

Testperson im Endtest (Test 5) keine Sprints.<br />

Zeit [s]<br />

1,3<br />

1,25<br />

1,2<br />

1,15<br />

1,1<br />

1,05<br />

1<br />

5 m Sprint<br />

1 2 3 4 5<br />

5m mean 1,2 1,22 1,245 1,115<br />

5m max 1,17 1,22 1,23 1,03<br />

Test<br />

Abbildung 51: Entwicklung der 5 m Sprintzeiten in 4 Testeinheiten. In Test 5<br />

wurden keine Sprints gelaufen. Sowohl Mittelwertverlauf als auch<br />

Maximalwertverlauf zeigt die enormen Steigerungen in Test 4.<br />

Tabelle 21: Standardabweichungen (sd) bei der 5m Sprintdistanz.<br />

Beschreibung 5 m Sprint<br />

5 m Test 1 Test 2 Test 3 Test 4<br />

Sd 0 0 0 0,12<br />

96


In Test 4 verbessert der Athlet seinen 5 m Antritt deutlich. Im Vergleich zum<br />

Eingangstest läuft die Testperson bedeutend (12 %) schneller. In Test 2 und 3<br />

verschlechtert sich die 5 m Zeit leicht.<br />

Zeit [s]<br />

2<br />

1,95<br />

1,9<br />

1,85<br />

1,8<br />

10 m Sprint<br />

1 2 3 4 5<br />

10 m mean 1,89 1,87 1,99 1,805<br />

10m max 1,89 1,85 1,95 1,8<br />

Abbildung 52: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 10 m<br />

Distanz. Absolute Bestwerte werden in Woche 4 erzielt.<br />

Test<br />

Tabelle 22: Standardabweichungen (sd) bei der 10 m Sprintdistanz.<br />

10 m Test 1 Test 2 Test 3 Test 4<br />

Sd 0 0 0,1 0<br />

Beschreibung 10 m Sprint<br />

Auch bei der 10 m Distanz kann sich der Athlet in Test 4 entscheidend verbessern. In<br />

Test 2 zeigt sich eine Verbesserung gegenüber dem Eingangstest (2 %). Von Test 2<br />

zu 3 verschlechtert sich die Testperson jedoch um 5 %. Im Vergleich zu Test 3,<br />

steigert sich die Testperson in Test 4 um 8 % auf eine absolute Bestzeit von 1,8 s.<br />

Insgesamt findet im Eingangs- Endtest Vergleich eine Verbesserung von 5 % statt.<br />

97


Zeit [s]<br />

3,4<br />

3,35<br />

3,3<br />

3,25<br />

3,2<br />

3,15<br />

3,1<br />

20 m Sprint<br />

1 2 3 4 5<br />

20 m mean 3,2 3,24 3,36 3,12<br />

20 m max 3,19 3,22 3,32 3,11<br />

Test<br />

Abbildung 53: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 20 m<br />

Distanz. Bestwerte werden in Test 4 erzielt.<br />

Tabelle 23: Standardabweichungen (sd) für die 20 m Sprintdistanz.<br />

20 m Test 1 Test 2 Test 3 Test 4<br />

Sd 0 0 0,1 0<br />

Beschreibung 20 m Sprint<br />

Die Entwicklung für die 20 m Distanz ist den 5m und 10 m Zeiten ähnlich. Während<br />

Test 2 und 3 Leistungsrückgänge darstellen, läuft der Athlet in Test 4 Bestzeit.<br />

Besonders deutlich ist der Leistungsrückgang von Test 2 zu Test 3, analog zu der<br />

Entwicklung bei der 10m Distanz. In Woche 4 verbessert sich die Testperson um<br />

6 %. Die prozentuale Verbesserung über den Trainingszeitraum fällt im Vergleich zu<br />

den kürzeren Distanzen mit 3 % geringer aus.<br />

98


Zeit [s]<br />

4,65<br />

4,6<br />

4,55<br />

4,5<br />

4,45<br />

4,4<br />

30m Sprint<br />

1 2 3 4 5<br />

30 m mean 4,42 4,565 4,61 4,41<br />

30 m max 4,42 4,53 4,55 4,4<br />

Test<br />

Abbildung 54: Entwicklung der Sprintzeiten in 4 Testeinheiten über die 30 m<br />

Distanz. In Test 4 erreicht die Testperson das Eingangstestniveau.<br />

Tabelle 24: Standardabweichungen (sd) für die 30 m Sprintdistanz.<br />

30 m Test 1 Test 2 Test 3 Test 4<br />

Sd 0 0 0,1 0<br />

Beschreibung 30 m Sprint<br />

Die 30 m Distanz zeigt insgesamt keine Verbesserung. Die Zeit aus Test 4 entspricht<br />

der im Eingangstest erzielten Bestzeit. Parallel zur Entwicklung in allen<br />

Sprintdistanzen verschlechtert sich die Testperson in Test 2 und 3.<br />

5.3 Vergleich der Eingangstest– Endtest Diagnostikergebnisse<br />

Zusammenfassend werden für alle Diagnostikelemente die Eingangstestwerte und<br />

Ausgangstestwerte gegenübergestellt. Zusätzlich werden die Anpassungen in<br />

Prozenten aufgeführt.<br />

99


Tabelle 25: Dargestellt sind die Eingangs- Endtest Diagnostikwerte und die<br />

prozentualen Steigerungen bzw. Verluste.<br />

Test Einheit Eingangstest Endtest % Änderung<br />

Sprung<br />

SJ [cm] 40,18 42,55 6<br />

CMJ [cm] 41,23 45,17 10<br />

CMJ 1b re [cm] 18,49 21,57 17<br />

CMJ 1b li [cm] 21,06 25,48 21<br />

DJ [cm] 51,19 48,95 - 4<br />

Sprint<br />

5 m [s] 1,17 1,03 12<br />

10 m [s] 1,89 1,80 5<br />

20 m [s] 3,19 3,11 3<br />

30 m [s] 4,42 4,4 0,5<br />

Maximalkraft<br />

100° [N] 6584 6850 4<br />

120° [N] 7094 7590 -7<br />

100


6 Diskussion<br />

Sowohl in der Sportwissenschaft (Spitzenpfeil 2000, Becerra Motta, Becker 2001)<br />

als auch in der Trainingspraxis (vgl. A 6) ist die Anwendung von<br />

Vibrationstrainingsmaßnahmen im Leistungssport dokumentiert. Speziell im<br />

Leistungssport ist eine Optimierung der Trainingseffizienz entscheidend. „Im<br />

Vergleich zu traditionellen Methoden soll die spezielle Kraftentwicklung durch<br />

biomechanische Stimulation schneller und bei minimalem Zeitaufwand erfolgen“<br />

(Becerra Motta, Becker 2001, 29). Weber weist darauf hin, dass „die Ausweitung der<br />

Trainingsumfänge nicht länger eine Hauptreserve für weitere<br />

Leistungsentwicklungen darstellt“ (Weber 1997, 53).<br />

Für diese Untersuchung konnte die abschließende Saisonvorbereitung mit einem<br />

aktiven Profi Eishockeyspieler auf einem Vibrationstrainingsgerät durchgeführt<br />

werden. Das Mannschaftstrainingslager mit Vorbereitungsspielen begann unmittelbar<br />

nach dem Vibrationstraining (vgl. Anhang A 12). Die Einordnung des<br />

Vibrationstrainings in den Trainingsprozess des Spielers geschah kurzfristig.<br />

Wichtigstes Ziel der Untersuchung war es die Entwicklung der sportlichen<br />

Leistungsfähigkeit in der Vorbereitung des Athleten zu unterstützen. Über die offene,<br />

dynamische Belastungsgestaltung wurde versucht den individuellen Anforderungen<br />

und Anpassungen des Athleten entgegenzukommen.<br />

Auf umfassende Datenerhebungen und zusätzliche Diagnostikelemente<br />

(Muskelbiopsie, Harnstoff, Creatinkinase) wurde mit Rücksicht auf die Vorbereitung<br />

des Athleten verzichtet. Ziel dieser Einzelfalluntersuchung ist es Hinweise für eine<br />

sinnvolle Integrierung des Vibrationstrainings in den Trainingsprozess zu gewinnen.<br />

Die in Kapitel 5 gewonnenen Ergebnisse der Einzelfalluntersuchung werden in<br />

diesem Kapitel mit ausgewählten Ergebnissen der Literatur verglichen. Es wird<br />

versucht die Wirksamkeit des Trainings auf die sportliche Leistungsfähigkeit des<br />

Athleten einzuschätzen und anhand der offenen Belastungsgestaltung Anhaltspunkte<br />

für die Trainingspraxis festzuhalten. In der Diskussion werden analog zu Kapitel 5<br />

die Maximalkraft, Sprungkraft und Sprintentwicklung gesondert behandelt.<br />

Abschließend werden die gewonnen Erkenntnisse in Praxistipps umgesetzt.<br />

101


6.1 Maximalkraft<br />

Die erfassten Maximalkraftwerte liegen mit 6500 – 7500 N sehr hoch. Der Athlet<br />

hatte sich für eine Umsetzung eines Trainingsprogramms mit Vibrationen<br />

interessiert, seine Motivationslage war in Anbetracht der Tatsache, dass das Training<br />

der unmittelbaren Saisonvorbereitung galt, entsprechend hoch. Für die Maximalkraft<br />

konnten für eine Kniewinkelstellung geringe Verbesserungen (4 %) über den<br />

Untersuchungszeitraum festgestellt werden. Deutliche Maximalkraftsteigerungen wie<br />

etwa bei Issurin (1994), Spitzenpfeil (2000) und Becerra Motta, Becker (2001) waren<br />

in Anbetracht der in Relation zur Trainingsroutine des Athleten sehr niedrigen<br />

Zusatzlast nicht zu erwarten. Diese Interpretation bestätigt die Studie von Müller,<br />

Löberbauer, Kruk (2003), wo ohne Zusatzlasten mit der Vibrationsmethode trainiert<br />

wurde und Maximalkraftsteigerungen bei Leistungssportlern ausblieben. Während<br />

Issurin (1994) extrem hohe Leistungssteigerungen (50 %) von der Anwendung<br />

entsprechend hoher Vibrationsparameter (Frequenz + 40 Hz, Amplitude 3-4 mm)<br />

abhängig macht, zeigen andere Studien einen Einfluss der verwendeten Zusatzlast.<br />

Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) trainierten mit einem Stufendesign der<br />

Zusatzlast. Das Training wurde mit 30 % Zusatzlast begonnen und von Woche zu<br />

Woche gesteigert, während Frequenz und Amplitude niedrig gewählt waren (24 Hz,<br />

2–3 mm). Es konnten nur geringe Maximalkraftsteigerungen von 10% festgestellt<br />

werden. Bei Spitzenpfeil (2000) und Becerra Motta, Becker (2001) wurden unter<br />

Verwendung der gleichen Frequenz und Amplitude bei Zusatzlasten von 70-90 %<br />

Steigerungen von 40 % erzielt. Spitzenpfeil (2000) führt die ausbleibenden<br />

Kraftanpassungen im Gruppenvergleich auf eine zu geringe Zusatzlast zurück,<br />

obwohl diese bereits 60 % des 1 RM betrug. Das Training wurde trotz geringer<br />

Zusatzlast als maximal intensiv erlebt.<br />

Die Frequenz wurde im Trainingsverlauf nach den Empfehlungen der Literatur zur<br />

Steigerung der Reflexantwort auf maximal 50 Hz erhöht. De Gail et al. (1966)<br />

stellten Steigerungen der Reflexantworten im Muskel bei Steigerung der Frequenz<br />

bis 50 Hz fest. Den Vorgaben aus der Trainingslehre zufolge wurde für die<br />

Kniebeugenübung und die Wadenheber zunächst der Belastungsumfang erhöht, dann<br />

die Frequenz. De Gail et al. (1966) fanden weiter heraus, dass maximale<br />

Kontraktionen nach Belastungszeiten zwischen 30–60 s erreicht werden. Becerra<br />

Motta, Becker (2001) konnten beweisen, dass die Anwendung einer<br />

Wiederholungsmethode mit Belastungszeiten von 30 s gegenüber einer<br />

Intervallmethode mit Belastungen von 120 s zur Verbesserung der Maximal-<br />

102


Schnellkraft und Kraftausdauer effektiver zu sein scheint. Anhaltspunkte für eine<br />

höhere Wirkung des Vibrationstrainings auf die Kraftausdauer gibt der im<br />

Mannschaftstrainingslager absolvierte Stufentest in dem Mike Pellegrims persönliche<br />

Bestwerte erzielt. Die Aussage bleibt aufgrund fehlender Diagnostik für diese Studie<br />

spekulativ.<br />

Im folgenden Abschnitt wird die Maximalkraftentwicklung interpretiert. In Test 3<br />

wird ein extremer Leistungsabfall (20 %) festgestellt. Demgegenüber hatte der Athlet<br />

in Woche 2 nur leichte Einbußen zu verzeichnen. Der Leistungsabfall in Test 3 ist<br />

mit der hohen Intensitätssteigerung (50 Hz) und Umfangerhöhung (45 s) für die<br />

einbeinige Kniebeuge im Training in Verbindung zu bringen. Die Übung wird als<br />

maximal intensiv empfunden und der Athlet beklagt erstmalig<br />

Überlastungssymptome (hohe Muskelspannung, Müdigkeit, Schmerzen). Die<br />

berichtete hohe Muskelspannung wird auf den TVR zurückgeführt. Bei Weber<br />

(1997) berichteten Probanden über erhöhte, angenehm empfundene<br />

Muskelspannungen und erzielten deutliche Maximalkraftsteigerungen. In<br />

Mikrozyklus 4 berichtet die Testperson weiter über Schmerzen im M. Biceps femoris<br />

bei der Ausführung der Kniebeugen und Maximalkrafttests, obwohl die<br />

Trainingsintensität vorher gesenkt wurde. Die mit der Überlastung in<br />

Zusammenhang stehende Verletzung beeinträchtigt die Maximalkraftwerte.<br />

Indikatoren für die hohen Belastungen im Vibrationstraining sind die bereits<br />

erwähnten Anstiege in der Creatinkinase- und Harnstoffkonzentration (vgl. Anhang<br />

A 13). Spitzenpfeil (2000) beobachtet maximale Konzentrationsanstiege unmittelbar<br />

nach Vibrationsbelastungen. In der Einzelfallstudie trainierte der Ex-<br />

Weltklasseskiläufer abwechselnd 3 Tage mit und 3 Tage ohne Vibrationen. Die<br />

Konzentrationsanstiege sind direkt auf die Vibrationsbelastungen im Training<br />

zurückzuführen. Die Tatsache, dass bei hochtrainierten Athleten derartige Verläufe<br />

festzustellen sind, untermauert die aus den Befindlichkeitsangaben interpretierte<br />

hohe Belastung. Überraschenderweise konnte der Athlet die maximal intensive<br />

Belastung schwer einschätzen. Für Leistungssportler war ein hohes Körperempfinden<br />

und demnach eine frühere Diagnose der zu hohen Trainingsbelastung zu erwarten.<br />

Die in der Literatur erwähnte schmerzsenkende Wirkung aufgrund erhöhter<br />

Muskeldurchblutung (vgl. Bosco 1999) könnte eine Ursache für eine erschwerte<br />

Diagnose sein. Die Belastungsempfindungen unterscheiden sich anscheinend von<br />

denen eines gewöhnlichen Hanteltrainings, wo etwa die Laktatazidose im Muskel<br />

zum Abbruch des Trainingssatzes führt.<br />

103


Die engmaschige Diagnostik sowie die ständige Einbeziehung von<br />

Befindlichkeitsangaben konnten ein weiteres Absinken der Kraftparameter<br />

verhindern. Die progressive Belastungsreduzierung in Woche 4 und 5 lässt die<br />

Maximalkraftwerte wieder steigen. In Test 4 steigert der Athlet trotz einer leichten<br />

Muskelzerrung im M. Biceps femoris seine Maximalkraft. In der regenerativen<br />

Trainingswoche steigert der Athlet seine Maximalkraft um 27 % trotz einer leichten<br />

Muskelverletzung und Schmerzen in der LWS bei der Testausführung. Mit dem<br />

Endtestwert liegt der Athlet leicht über seinem Ausgangswert. Neben dem<br />

regenerativen Training als aktive Erholungsmaßnahme könnten weitere positive<br />

Effekte durch die Massage- und Dehnungsmaßnahmen erzielt worden sein. Nach<br />

Künnemyer, Schmidtbleicher (1997) bewirken Vibrationen eingeleitet auf gedehnte<br />

Muskulatur eine „Stiffness Reduktion“, der Muskel wird „weicher“. Nach Bosco<br />

(1999) werden durch Vibrationen durchblutungsfördernde Prozesse eingeleitet.<br />

Eine rückläufige Tendenz der Kraftparameter in der Trainingsphase wird in der<br />

Literatur auch bei Wessels (2003), Spitzenpfeil (2000), Kube (2002) dokumentiert.<br />

Die Probanden dieser Studie verzeichnen vor allem für Muskelgruppen (M.<br />

Pectoralis, M. Deltoideus, M. Triceps), die an vielen Übungen des<br />

Vibrationstrainings beteiligt waren, deutliche Maximalkraftverluste (20–50%). Die<br />

Autorin berichtet über extreme Übertrainingszustände der Probanden. Die<br />

Überlastungssymptome sind wesentlich intensiver (Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit,<br />

Müdigkeit, Kreislaufstörungen) als bei Mike Pellegrims. Analog zu der vorliegenden<br />

Studie beweisen Leistungsanstiege nach kurzen Trainingspausen bzw. reduzierten<br />

Belastungsnormativen im Trainingsprozess die Überlastung des Organismus. So<br />

konnten bei Wessels in Trainingsphasen, wo krankheitsbedingt nur die<br />

Leistungsdiagnostik absolviert werden konnte, entgegen der Tendenz der gesamten<br />

Studie Anstiege in der Maximalkraft (8%) festgestellt werden. Bei Wiederaufnahme<br />

des Trainings, auch mit reduzierter Trainingshäufigkeit (2 Trainingseinheiten pro<br />

Woche), wurde der Rückgang der Maximalkraft fortgesetzt. Aus der allgemeinen<br />

Trainingslehre ist die Superkompensationstheorie als Anpassung des Organismus<br />

aufgrund ungewohnter Belastungen bekannt. Ausgehend von der Homöostase, einem<br />

Gleichgewichtszustand des Organismus, lösen intensive Trainingsbelastungen<br />

Ermüdungsphasen aus. In dieser Zeit ist die Leistungsfähigkeit des Organismus<br />

reduziert. In der folgenden Erholungsphase schützt sich der Organismus mit einer<br />

Anpassung der Leistungsfähigkeit vor weiteren, intensiven Belastungen. „Das hat zur<br />

Folge, dass auch die energetische Leistungsfähigkeit des beanspruchten<br />

104


Organsystems kurzzeitig höher ist“ (Martin, Carl, Lehnertz 2001, 94). Weineck<br />

nennt eine „vertiefte Ausschöpfung des energetischen Potentials“ ausgelöst durch ein<br />

intensives Intervall-Ausdauertraining als Grundlage für besonders starke<br />

Superkompensationseffekte. Nach Weineck (1994) müssen Trainingsreize allerdings<br />

in optimaler Folge gesetzt werden. Bei unzureichenden Erholungsphasen werden<br />

Übertrainingszustände erreicht, die Leistungsfähigkeit herabgesetzt und eine<br />

Anpassung zeitlich verschoben. Bei Wessels (2003) konnten die Leistungen des<br />

Eingangstests erst 8–16 Wochen nach Ende des Trainings bestätigt werden. 6<br />

Wochen nach Einstellung der Eingangstestwerte, konnten Steigerungen für alle<br />

Diagnostikparameter festgestellt werden (Langzeitanpassungen). Mike Pellegrims<br />

war bereits einige Tage nach dem Ausgangstest wieder verletzungs- und<br />

beschwerdenfrei. Die Untersuchungen von Weber (1997) belegen, dass erzielte<br />

Verbesserungen durch unterschwellige Belastungen wieder sinken. Nach 17 Wochen<br />

war die Maximalkraftanpassung von vorerst 24-27 % im Endtest auf 11-17 %<br />

Steigerung abgefallen. Der Autor berichtet entsprechend der<br />

Superkompensationstheorie, dass nur durch weitere Steigerungen der<br />

Belastungsnormative, Anpassungen fortgesetzt werden können. Nach dem Vorbild<br />

Wessels hätten weitere Tests nach Beendigung des Trainings Aufschlüsse über<br />

verzögerte Anpassungen bringen können. Die Ergebnisse bei Wessels lassen weitere<br />

Leistungssteigerungen bei Mike Pellegrims vermuten. Es ist davon auszugehen, dass<br />

die Zeiträume zur Anpassung kürzer als bei Wessels ausfallen, da die Probanden bei<br />

Wessels extremere Überlastungssymptome verzeichnen.<br />

105


6.2 Sprungkraft<br />

Die in Kapitel 7.1 beschriebene hohe Maximalkraft in der Streckschlinge schafft gute<br />

Voraussetzungen für schnellkräftige Bewegungen. Der Squat Jump Test gibt<br />

ebenfalls Aufschluss über die Maximalkraft der Streckschlinge. Der Counter<br />

Movement Jump dagegen testet die Fähigkeit den Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus<br />

optimal zur Kraftentwicklung zu nutzen. Die Ausholbewegung, Umkehrpunkt und<br />

Beinstreckung müssen über die intra- und intermuskuläre Koordination optimal<br />

verbunden werden. Die einbeinige Ausführung wurde basierend auf Empfehlungen<br />

in der Hockey Fachliteratur zur Überprüfung sportartspezifischer Anpassungen mit<br />

Armeinsatz getestet. Die Bewegung stimmt mit der Abdruckbewegung beim Antritt<br />

auf dem Land und auf dem Eis überein.<br />

Die Ergebnisse der Diagnostik zeigen im Endtest Steigerungen der Sprungkraft beim<br />

Squat Jump und Counter-Movement-Jump. Die Steigerungen beim Squat Jump (6%)<br />

liegen erwartungsgemäß im Rahmen der Maximalkraftsteigerungen. In den dieser<br />

Diskussion zugrunde liegenden Studien werden keine höheren Anpassungen für den<br />

Squat Jump erreicht. Beim Counter-Movement-Jump liegt die Verbesserung mit<br />

10 % höher. Im Eingangstest- Endtestvergleich sind für die Werte des einbeinigen<br />

Counter- Movement- Jumps noch deutlichere Leistungssteigerungen (17–21 %)<br />

festzustellen. Aus der Literatur gibt es keine Berichte über die Durchführung<br />

einbeiniger Counter- Movement- Jump Tests. Steigerungen für den Counter-<br />

Movement- Jump bleiben in der ausgewählten Literatur unter 5 % (Müller,<br />

Löberbauer, Kruk 2003, Berschin, Schmiedeberg, Sommer 2003) zurück.<br />

Sprungkraftsteigerungen unabhängig von der Maximalkraft sind bei Müller,<br />

Löberbauer, Kruk (2003) zu finden. Die Probanden steigerten die Sprunghöhe beim<br />

CMJ um etwa 4 %. Die Belastungsnormative bei Müller, Löberbauer, Kruk<br />

entsprechen denen der vorliegenden Studie.<br />

Ein Steigerung der Flughöhe beim Counter- Movement- Jump bedeutet, dass der<br />

Athlet das Zusammenspiel der Streckschlinge beim Ablauf eines Dehnungs-<br />

Verkürzungs- Zyklus optimeren konnte (intermuskuläre Koordination). Weiter testet<br />

der Counter- Movement- Jump die maximale Streckkraft der Streckschlinge. Die<br />

erhöhte Muskelspannung durch die Auslösung des TVR könnte auf eine erhöhte<br />

Rekrutierung hindeuten. Eine verbesserte intramuskuläre Koordination bewirkt eine<br />

höhere Kraftentwicklung. Aufgrund des erwähnten Zusammenhangs der Sprungkraft<br />

mit der Antrittsschnelligkeit auf dem Eis, können verbesserte Beschleunigungswerte<br />

106


im Sprinttest gleichbedeutend mit einer erhöhten sportlichen Leistungsfähigkeit<br />

erwartet werden. Die Autoren vermuten als Ursache eine „optimierte Rekrutierung<br />

motorischer Einheiten“ und ein verbessertes Antagonist– Agonist Gleichgewicht.<br />

Der Theorie von Park, Martin (1993), dass unter Vibrationen vornehmlich<br />

schnellzuckende (Ft) Muskelfasern aktiviert werden, könnte in Bezug auf die<br />

Steigerungen der Sprungkraft und der Sprinttests Bedeutung beigemessen werden.<br />

Muskelbiopsien könnten Aussagen diesbezüglich möglich machen.<br />

Die Endtestwerte des Squat Jumps und Counter- Movement- Jumps stellen über den<br />

Trainingszeitraum Bestwerte dar. Die Überbelastung des Athleten hatte analog zur<br />

Maximalkraft Einfluss auf die Entwicklung der Sprungkraft. Testwerte sind im<br />

Verlaufe der Untersuchung rückläufig. Für alle Sprungelemente liegt die Sprunghöhe<br />

in Test 2 oder 3 unter dem Niveau des Eingangstests. Die kurzfristigen, enormen<br />

Steigerungen der Sprungkraft sind im Hinblick auf den Übertrainingszustand<br />

während des Trainings als enorm zu bewerten. Als weiteres Indiz für die Wirkung<br />

des Trainings ist das hohe Trainingsalter des Athleten. Heim (2001) stellt in<br />

Untersuchungen von Schwimmern fest, dass hohe Anpassungen trotz individuell<br />

angepasster Trainingspläne bei Sportlern hohen Trainingsalters nicht erreicht werden<br />

können. Da die Vibrationsmethode eine völlig neue Belastung für den Athleten<br />

darstellt, ist eine entsprechende Reaktion des Organismus zur Anpassung möglich.<br />

Für diese Studie konnte die Auffassung, dass hohe Zusatzlasten zur Steigerung von<br />

Schnellkraftparametern notwendig sind, nicht entsprochen werden. Die verbesserte<br />

Sprungkraft lässt eine verbesserte Beschleunigung auf dem Eis und damit höhere<br />

Leistungsfähigkeit erwarten.<br />

Die Reaktivkraft ist als weitgehend eigenständige Komponente gesondert zu<br />

betrachten. Entgegen der temporären Leistungsreduzierungen bei den anderen<br />

Testparametern nehmen die Werte der Sprunghöhe einen wellenförmigen Verlauf.<br />

Die Werte der Sprunghöhe und Bodenkontaktzeit sind für Test 4 und 5 leicht<br />

rückläufig. Insgesamt fällt die Sprunghöhe um 4 %.<br />

Die Bodenkontaktzeit wird insgesamt leicht verbessert. Es sind hohe<br />

Standardabweichungen festzustellen. Die Werte liegen über Bodenkontaktzeiten, die<br />

auf ein hohes Reaktivkraftpotential deuten. Die Ergebnisse sind nicht<br />

zusammenhängend zu analysieren. Die Steigerungen beim Squat Jump und Counter-<br />

Movement- Jump können nicht bestätigt werden. Für die Entwicklung der<br />

Reaktivkraft nennt Spitzenpfeil aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse eine hohe<br />

individuelle Wirksamkeit.<br />

107


6.3 Sprint<br />

Der Athlet gehört auf nationaler Ebene zu den schnellsten Eishockeyspielern auf<br />

seiner Position. Der Athlet hatte das Ziel durch die neue Trainingsmethode seine<br />

Antrittsfähigkeit weiter zu optimieren. Durch die Einbeziehung von Kurzsprints<br />

konnte ein Einfluss des Vibrationstrainings auf sportartspezifische Anforderungen<br />

getestet werden. Auf allen Distanzen läuft der Athlet in Test 4 absolute Bestzeiten.<br />

Es werden maximale Verbesserungen von 12 % für die 5 m Distanz erfasst. Analog<br />

zur Maximalkraftentwicklung sinken die Sprintleistungen in Test 2 und 3. Die<br />

langsameren Zeiten entsprechen den Angaben des Athleten über müde, schwere<br />

Beine. Eine deutliche Reduzierung der Bewegungsfrequenz konnte beobachtet<br />

werden. Überraschenderweise werden die Verbesserungen zu einem Zeitpunkt<br />

erzielt, wo die Überlastungssymptome am deutlichsten sind. Von der 5 m Distanz hin<br />

zur 30 m Distanz verringern sich die prozentualen Verbesserungen zunehmend. Auf<br />

der 10 m Distanz verbessert sich die Testperson um 5 %, für die 20 m werden 3 %<br />

Steigerung gemessen und über 30 m kann in Test 4 keine Verbesserung festgestellt<br />

werden. Der Athlet berichtet beim Lauf der 30 m in Test 4 über Schmerzen im M.<br />

Biceps femoris. Möglicherweise konnte die Distanz deshalb nicht maximal schnell<br />

gelaufen werden. Die Verbesserungen auf der 5 m Distanz lassen eine Verbesserung<br />

der Antrittsfähigkeit feststellen. Somit werden die Steigerungen im Counter-<br />

Movement- Jump durch die Resultate der Sprinttests untermauert. Für die<br />

Schnellkraft zeigt sich eine einheitliche Tendenz zur Verbesserung. Diese Ergebnisse<br />

werden durch die persönliche Einschätzung des Athleten bestätigt (vgl. Anhang A<br />

14). Der Athlet berichtet in der Saison von einer Steigerung seines Antritts auf den<br />

ersten Metern auf dem Eis (vgl. Anhang A 14). Er berichtet außerdem über<br />

schnellere Reaktionen und Richtungsänderungen bei azyklischen Bewegungen. Bei<br />

Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) konnten für Rugbyspieler ebenfalls<br />

verbesserte CMJ Sprunghöhen und gleichzeitig schnellere Sprintzeiten über<br />

sportartspezifische Distanzen erzielt werden. Der Meinung der Autoren „lässt sich<br />

schlussfolgern, dass das hier vorgestellte Trainingsprogramm insbesondere in<br />

Sportspielen auf höherem Leistungsniveau sehr gut geeignet ist, kurz- und<br />

mittelfristig eine deutliche Verbesserung der explosiv- und schnellkräftigen<br />

Fähigkeiten wie Natritts- und Richtungswechselfähigkeit zu erzielen“ (Berschin,<br />

Schmiedeberg, Sommer 2003, 13). Die Autoren weisen darauf hin, dass aufgrund der<br />

Ähnlichkeit von Bewegungsstrukturen in den Sportspielen die sportartspezifische<br />

108


Wirksamkeit der Vibrationsmethode auf andere Sportspiele übertragen werden kann.<br />

Diese Aussage lässt sich hier bestätigen. Transferwirkungen auf die sportliche<br />

Leistungsfähigkeit unterliegen hier keinen zeitlichen Verzögerungen. Becerra Motta,<br />

Becker (2001) schreiben, dass sportmotorische Leistungssteigerungen nach<br />

traditionellem Krafttraining gewissen Zeiträumen unterliegen. Weitere<br />

Verbesserungen für die Zeit nach dem Training können nicht ausgeschlossen werden.<br />

109


6.4 Trainingsempfehlungen<br />

Basierend auf den Erfahrungen dieser Studie werden in diesem Abschnitt mögliche<br />

Trainingsempfehlungen zusammengetragen.<br />

Vibrationstraining hat in mehreren Leistungssportstudien aufgezeigt, dass<br />

Kraftzuwächse und sportmotorische Anpassungen erzielt werden können (vgl.<br />

Spitzenpfeil 2000, Becerra Motta, Becker 2001, Wessels 2003). Eine größere<br />

Sensibilität der beiden Rezeptoren Muskelspindel und Golgi-Sehnen Organ sowie<br />

des gesamten ZNS bei austrainierten Sportlern ist eine mögliche Erklärung.<br />

Aus dem Eisschnelllaufen ist bekannt, dass eine internationale Spitzenathletin bereits<br />

Erfahrung mit Vibrationstrainingsmaßnahmen gemacht hat (vgl. Anhang A 4). Auch<br />

in dieser Studie kann festgestellt werden, dass Mike Pellegrims auf dem Eis vom<br />

Vibrationstraining profitiert.<br />

Eine breite Anwendung findet die Vibrationsmethode im Leistungssport noch nicht.<br />

Unklarheiten gibt es bezüglich der Dauer über die ein Vibrationstraining angewendet<br />

werden sollte und über die optimale Gestaltung der Belastungsnormative, also die<br />

Wahl der Erregungsfrequenz, Amplitude und des Trainingsumfangs. Die offene<br />

Belastungsgestaltung ergibt rückblickend eine dem „Step type approach“ Modell<br />

nach Bompa (1999) ähnliche Belastungsstruktur (vgl. Kapitel 3.4.2). Das Modell<br />

sieht nach ansteigender Belastungsintensität eine Belastungsreduzierung zum<br />

Abschluss eines Makrozyklus vor. Somit sind Regenerationsphasen in denen sich der<br />

Organismus den Belastungen anpassen kann garantiert. Bei austrainierten Athleten<br />

wie Mike Pellegrims sind kurze Erholungszeiträume offenbar ausreichend.<br />

Diese Studie zeigt, dass selbst bei Athleten mit 18 jähriger Krafttrainingserfahrung<br />

auf professionellem Niveau Überbelastungen durch die Vibrationsbelastung<br />

hervorgerufen werden können. Die hohe Belastung und Gefahr einer Überbelastung<br />

sind Faktoren, die positive Effekte entweder schmälern, zeitlich hinauszögern<br />

(Wessels 2003) oder vollständig verhindern können.<br />

Aus dem Verlauf dieser Studie lassen sich Anhaltspunkte zur effektiveren Gestaltung<br />

und Planung von Vibrationstrainingsprogrammen gewinnen.<br />

Für die vorliegende Studie kann gesagt werden, dass die Belastungsnormative zu<br />

Beginn des Trainings zu hoch gewählt wurden. Eine Trainingsphase mit Vibrationen<br />

sollte grundsätzlich mit einer 2 mm Amplitude beginnen um einen vorzeitigen<br />

Übertrainingszustand zu vermeiden und dem Organismus eine Gewöhnung an die<br />

Belastung zu ermöglichen. Die 4 mm Amplitude war in dieser Studie zu hoch<br />

gewählt. Um eine kontinuierliche Anpassung fortzuführen, sollten gemäß den<br />

110


Richtlinien im traditionellen Krafttraining zuerst der Belastungsumfang, dann die<br />

Intensität über die Frequenz oder Amplitude erhöht werden.<br />

Aufgrund von Übertrainingssymptomen der Probanden bei Kube (2002), Wessels<br />

(2003) und in dieser Studie sind optimale Anwendungszeiträume von<br />

Vibrationsbelastungen herauszufinden. Zu untersuchen sind benötigte<br />

Erholungszeiträume bei Hochleistungssportlern, so dass in optimalem Abstand neue<br />

Trainingsreize gesetzt werden können. Versuche mit unterschiedlich langen<br />

Vibrationskrafttrainingsblöcken könnten Hinweise liefern. Auch die wiederholte<br />

Integration von kurzen Vibrationstrainingsphasen in den Trainingsprozess bleibt zu<br />

untersuchen. Den Ergebnissen der Studie zufolge ist eine Integrierung von<br />

Vibrationstrainingseinheiten zur Steigerung der Schnelligkeit und Sprungkraft zu<br />

empfehlen. Der Wunsch des Spielers in weiteren Vibrationstrainingsprogrammen<br />

seine Krafttrainingsgewohnheiten mit Vibrationen zu ergänzen, anstatt komplett zu<br />

ersetzen, könnte analog zu Spitzenpfeil Übertrainingszustände verhindern (vgl.<br />

Anhang A 14). Im Hinblick auf diese Studie wäre es interessant ein weiteres<br />

Vibrationstraining zur Stabilisierung der Anpassungen in der Saison durchzuführen.<br />

Unumstritten ist in der Literatur die Wichtigkeit von Erholungsphasen. Becerra<br />

Motta, Becerra Motta, Becker (2002) empfehlen ausreichende, aktive<br />

Regenerationsphasen um Steigerungen der Kraftfähigkeiten zu ermöglichen.<br />

Das Untersuchungsdesign von Spitzenpfeil mit einem dosierten Einsatz von<br />

Vibrationsbelastungen (3 Tage mit, 3 Tage ohne Vibrationen) zeigt großen Erfolg, da<br />

Übertrainingszustände vermieden werden konnten. Die für die vibrationsfreien<br />

Zeiträume rückgängigen Creatinkinase- und Harnstoffkonzentrationen beweisen<br />

Erholungsvorgänge bei Vibrationstrainingspausen. Um Übertrainingszustände zu<br />

verhindern sind Konzentrationsmessungen nach Spitzenpfeil in die Diagnostik mit<br />

einzubeziehen. Zusätzlich sind Befindlichkeitsangaben und eine engmaschige<br />

Diagnostik hilfreich frühzeitig Übertrainingstendenzen zu erkennen.<br />

Eine offene und dynamische Trainingsplanung ist unbedingt zu empfehlen. Durch<br />

die Anpassung von Belastungsnormativen kann auf individuelle Entwicklungen der<br />

Leistungssportler eingegangen werden und kontinuierlichen Leistungsrückgängen<br />

entgegengewirkt werden. Die Tatsache, dass sportmotorische Verbesserungen nach<br />

Vibrationsbelastungen bei Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) und in dieser<br />

Studie mit sofortiger Wirkung eintreten, lässt einen Einsatz von Vibrationstraining<br />

für die Saisonvorbereitung empfehlen. Ein großer Vorteil dieser Methode scheint zu<br />

sein, dass bei richtiger Belastungsdosierung vorübergehende Leistungseinbußen nach<br />

111


Vibrationstrainingsmaßnahmen verhindert werden können. Becerra Motta, Becker<br />

(2001) stellen fest, dass schnelle Kraftzuwächse zu Verschlechterungen der<br />

sportartspezifischen Motorik führen. Die Autoren empfehlen eine Angleichung der<br />

Krafttrainingsübungen an sportmotorische Bewegungsmuster. Die Erfassung der<br />

Sprintzeiten zeigt sofortige Steigerungen der sportartspezifischen Antrittsfähigkeit.<br />

Die Verbesserungen können auch ohne den Einsatz hoher Zusatzlasten erzielt<br />

werden.<br />

In Bezug auf seine Kraftausdauer berichtete der Athlet im Stufentest eine<br />

Intensitätsstufe von 400 Watt über 4 Minuten durchgehalten zu haben. In früheren<br />

Tests konnte er eine Intensität von 400 Watt lediglich 1 Minute durchhalten.<br />

Aufgrund der Belastungsintervalle von 30–45 s pro Serie sind Wirkungen auf die<br />

Kraftausdauer möglich. Eine Überprüfung der Kraftausdauerentwicklung sollte<br />

deshalb in die Diagnostik miteinbezogen werden.<br />

Zur Steigerung der Maximalkraft könnte die in dieser Studie angewandte Zusatzlast<br />

zu niedrig gewesen sein.<br />

Deutliche Verbesserungen der Schnelligkeit wurden erzielt, obwohl während der<br />

Studie Muskelprobleme und zeitweilige Übertrainingszustände zu verzeichnen<br />

waren. Nach Berschin, Schmiedeberg, Sommer (2003) ist das Vibrationstraining<br />

gegenüber einem intensiven Intervalltraining in Bezug auf die Entwicklung<br />

spielspezifischer Schnellkraftfähigkeiten in den Sportspielen wirkungsvoller.<br />

Eine hohe Wirksamkeit für sportartspezifische Schnelligkeitsanforderungen kann<br />

nachgewiesen werden, obwohl die Leistungssteuerung nicht optimal verlief. Noch<br />

höhere Anpassungserschienungen könnten vermutlich durch die Berücksichtigung<br />

der Schlussfolgerungen aus dieser Studie erreicht werden.<br />

112


7 Zusammenfassung<br />

In der Studie wurde ein Vibrationstrainingprogramm über fast 5 Wochen in die<br />

spezielle Vorbereitungsphase eines Profi-Eishockeyspielers der Deutschen<br />

Eishockey Liga (DEL) integriert. Das Trainingsprogramm für obere und untere<br />

Extremitäten wurde dem traditionellen Trainingsplan nachempfunden. Es wurde<br />

untersucht, ob der Einsatz eines Vibrationstrainings im Leistungssport grundsätzlich<br />

zu rechtfertigen ist. Für den Untersuchungszeitraum ersetzte der Athlet, Mike<br />

Pellegrims, seine Krafttrainingsroutine vollständig. Die Übungen und<br />

Belastungsnormative des Trainingsprogramms wurden in Absprache mit dem<br />

Athleten konzipiert. Über eine offene Belastungsgestaltung war es im Sinne einer<br />

optimalen Leistungssteuerung möglich, Belastungsmodifizierungen vorzunehmen.<br />

Die Saisonvorbereitung und Leistungsentwicklung des Athleten stand im<br />

Vordergrund. Über dieses Untersuchungsdesign konnten zusätzliche Erkenntnisse<br />

über eine wirkungsvolle Integrierung eines Vibrationstrainings in den<br />

Trainingsprozess gewonnen werden. Die Leistungsdiagnostik dieser Einzelfallstudie<br />

bestand aus einem Eingangs- und Endtest und 3 wöchentlichen Zwischentests,<br />

welche Anpassungen der isometrischen Maximalkraft, Sprungkraft und<br />

eishockeyspezifischen Antrittsfähigkeit überprüften. Ausschlaggebend für<br />

Belastungsmodifizierungen im Trainingsplan waren neben den erhobenen<br />

Befindlichkeitsangaben die Diagnostikergebnisse. Die Sprungkraftdiagnostik<br />

umfasste den Squat Jump, den Counter- Movement- Jump in einbeiniger und<br />

beidbeiniger Ausführung, sowie den Drop Jump. Über Kurzsprintdistanzen (5 m, 10<br />

m, 20 m, 30 m) wurde die Antrittsfähigkeit erfasst. Die isometrische Maximalkraft<br />

wurde in 2 Kniegelenkswinkeln (100°, 120°) an einer computergesteuerten<br />

Beinpresse ermittelt.<br />

Das Trainingsprogramm wurde mit einer Erregungsfrequenz von 40 Hz, einer<br />

Schwingungsamplitude von 4 mm und Belastungsumfängen von 3 Serien zu jeweils<br />

30 s begonnen. Im Zuge der Belastungssteigerungen wurde das Training als maximal<br />

intensiv empfunden, obwohl lediglich minimale Zusatzlasten verwendet werden<br />

konnten. Deutliche Überlastungssymptome in Form von Muskelkrämpfen in der<br />

Wadenmuskulatur, Schmerzen in der Beinrückseite, Müdigkeit und „schweren“<br />

Beinen waren festzustellen. Die Testwerte der Diagnostikelemente zeigten fast<br />

ausnahmslos rückläufige Entwicklungen (Maximalkraft 26 %, Sprungkraft 5 %). Der<br />

Übertrainingszustand führte in Trainingswoche 4 und 5 zu Belastungssenkungen. In<br />

113


der Diagnostikeinheit nach Trainingswoche 4 wurden trotz Übertrainingszustand<br />

überraschenderweise auf allen Sprintdistanzen enorme Steigerungen gegenüber der<br />

Vorwoche erzielt. Für die 5 m Distanz wurde die Sprintzeit aus dem Eingangstest um<br />

12 % übertroffen. Die prozentualen Verbesserungen waren unter Zunahme der<br />

Sprintdistanz zunehmend rückläufig (10 m 5 %, 20 m 3 %, 30 m 0 %). Aufgrund<br />

einer leichten Muskelzerrung wurde das Training in Woche 5 einheitlich mit<br />

regenerativen Belastungsnormativen durchgeführt. In Anbetracht des unmittelbar<br />

folgenden Mannschaftstrainingslagers und der Verletzung verzichtete der Athlet im<br />

Endtest auf eine weitere Sprintdiagnostik. Für die Maximalkraft und Sprungkraft,<br />

wurden im Endtest trotz leichter Verletzung analog zur Sprintzeitenentwicklung in<br />

der vorigen Woche enorme Leistungszuwächse erreicht. Beim Counter- Movement-<br />

Jump steigert sich der Athlet um 10 %-20 % gegenüber dem Eingangstest. In<br />

Anbetracht der Tatsache, dass dieser Sprung die intra- und intermuskuläre<br />

Koordination der Sprintmuskulatur testet, bestätigt dieses Ergebnis die Entwicklung<br />

beim Sprint. Die Maximalkraft wurde angesichts der niedrigen Zusatzlast nur<br />

geringfügig verbessert.<br />

Eine Verbesserung der sportartspezifischen Antrittsfähigkeit wurde erreicht. In der<br />

Eishockeyliteratur ist dokumentiert, dass die Antrittsfähigkeit im Sprint ein präziser<br />

Indikator für die Antrittsfähigkeit im Eislaufen ist (vgl. Kapitel 4.5.1). Die<br />

Antrittsfähigkeit ist leistungsbestimmender Parameter im Eishockey, so dass ein<br />

positiver Einfluss des Vibrationstrainings auf die sportliche Leistungsfähigkeit<br />

besteht. Dieses Ergebnis bestätigt die Ergebnisse von Berschin, Schmiedeberg,<br />

Sommer (2003), die eine Wirkung der Vibrationsmethode auf die spielspezifische<br />

Schnelligkeit im Bundesliga Rugby nachweisen konnten. Die persönliche<br />

Einschätzung des Athleten zur Wirksamkeit des Trainings entspricht den<br />

Untersuchungsergebnissen (Anhang A 14). Der Athlet bemerkt auf dem Eis einen<br />

schnelleren Antritt auf den ersten Metern.<br />

Leistungssteigerungen treten erst mit der Reduzierung der Trainingsbelastung auf.<br />

Der Organismus konnte sich durch die reduzierte Belastung in der vorangegangenen<br />

Trainingswoche offenbar aktiv erholen. Deutlich längere Erholungszeiträume<br />

(Langzeitanpassungen) werden bei Wessels (2003) dokumentiert. Bei Spitzenpfeil<br />

(2000), Becerra Motta (2001), Kube (2002) und Wessels (2003) findet man Hinweise<br />

über die hohe Belastung des Vibrationstrainings und die Notwendigkeit<br />

Erholungsphasen zu berücksichtigen. Mit dem in der Saisonvorbereitung<br />

114


trainierenden Profisportler Mike Pellegrims konnten Experimente mit kürzeren,<br />

ergänzenden Vibrationstrainingsblöcken nicht durchgeführt werden.<br />

Zur Vermeidung von Übertrainingszuständen sind unbedingt engmaschige<br />

Leistungsdiagnostiken und Befindlichkeitsangaben zu verwenden. Außerdem sind<br />

zusätzliche Diagnostikelemente (Creatinkinase- und Harnstoffmessungen,<br />

Muskelbiopsien) zu empfehlen. Am Anfang eines Vibrationstrainings sollte eine<br />

einführende Trainingswoche mit reduzierten Belastungsnormativen (2 mm<br />

Amplitude) stehen. Nach Wessels (2003) sind weitere Leistungsdiagnostiken für die<br />

Zeit nach dem Vibrationstraining zur Aufdeckung von Langzeitanpassungen<br />

durchzuführen. Für die vorliegende Studie kann über Langzeitanpassungen nur<br />

spekuliert werden.<br />

Das Vibrationstrainingprogramm zeigt trotz eines vorübergehenden<br />

Übertrainingszustandes und einer nicht optimalen Leistungssteuerung Sprungkraftund<br />

Antrittssteigerungen, so dass das Ziel des Athleten eine Verbesserung der<br />

sportartspezifischen Leistung zu erzielen, erreicht werden konnte. Das durchgeführte<br />

Vibrationstraining erwies sich in der Saisonvorbereitung eines austrainierten<br />

Spielsportlers als wirksam. Es ist anzunehmen, dass die Wirksamkeit der<br />

Vibrationsbelastungen in Kombination mit der traditionellen Krafttrainingsroutine<br />

von Mike Pellegrims weniger belastend und effektiver ausgefallen wäre.<br />

115


Literaturverzeichnis<br />

Becerra Motta, J. A.; Becker R. R. (2001): Die Wirksamkeit der Biomechanischen<br />

Stimulation (BMS) in Verbindung mit traditionellen Methoden der<br />

Kraftausdauerentwicklung im Schwimmsport. Leistungssport 2, 29-35<br />

Becerra Motta, L.; Becerra Motta, J. A.; Becker, R. R. (2002): Die Biomechanische<br />

Stimulation beim Muskeltraining, Leistungssport 5, 38-43<br />

Berschin, G.; Schmiedeberg, I.; Sommer, H.-M. (2003): Zum Einsatz von<br />

Vibrationskrafttraining als spezifisches Schnellkrafttrainingsmittel in Sportspielen.<br />

Leistungssport 4, 11-14<br />

Bosco, C.; Cardinale, M.; Tsarpela, O. (1999): Influence of vibration on mechanical<br />

power and electromygram activity in human arm flexor muscles. European Journal<br />

of Applied Physiology 79, 306-311<br />

Bompa, Tudor O. (1999): Periodization Training for Sports, Champaign<br />

Blatherwick, J. (1994): Overspeed, Publishing group Inc.<br />

Bracko, M. (05.06.2003): Research, Blatherwick (1989); Naud, Holt (1979,1980);<br />

Mascaro, Seaver, Swanson (1992); Johnson, Bahamonde (1996), Halliwell (1978)<br />

http://www.hockeyinstitute.org/<br />

Bracko, M.R.; Fellingham, G.W. (1997): Effect on jump training on skating<br />

performance of ice hockey players. Journal of strength & conditioning Research<br />

(Abstract), 11 (4), 278<br />

Bracko, M.; George, J. (2001): Prediction of Ice Skating Performance With Off- Ice<br />

Testing in Women`s Ice Hockey Players, Journal of Strength and Conditioning<br />

Research, 15 (1), 116-122<br />

116


Cady, S. (1998): High-performance Skating For Hockey, Champaign<br />

Capla, J. (1983): Eishockey, Niedernhausen<br />

De Gail, P.; Lance, J. W. ; Neilson, P. D. (1966): Differential effects on tonic and<br />

phasic reflex mechanisms produced by vibration of muscle in man. J. Neurol.<br />

Neurosurg. Psychiat. 29, 1-11.<br />

Ehlenz, H.; Grosser, M.; Zimmermann, E. (1998): Krafttraining, 6. Aufl., München<br />

Gabler, H. (1988): Individuelle Voraussetzungen der sportlichen Leistung und<br />

Leistungsentwicklung, Schorndorf<br />

Hagbarth, K.- E.; Eklund, G. (1966): Motor effects of vibratory muscle stimuli in<br />

man. In: R. Granit (Eds.): Proceedings of the first nobel symposium. Stockholm<br />

1965. Stockholm, 177-186<br />

Hegner, J.; Hotz, A.; Kunz, H. (2000): Erfolgreich trainieren, Zürich<br />

Heim, S. (2002): Erfahrungen mit dem differenzierten Trainingsansatz im<br />

Schwimmsport, Leistungssport 3, 64-70<br />

Hofherr, F. (1985): Untersuchung der Leistungsfähigkeit- und Belastungsfähigkeit<br />

im Eishockey, Da DSHS Köln<br />

Hollmann, W.; Hettinger, T.(2000): Sportmedizin, Stuttgart<br />

Horsch, U. ; Capla, J. (1989): Eishockey, Hamburg<br />

117


Issurin, V.B.; Liebermann, D.G.; Tenenbaum, G. (1994): Effect of vibratory<br />

stimulation training on maximal force and flexibility, Journal of Sports Science<br />

12, 561-566<br />

Issurin, V.B.; Tenenbaum, G. (1999): Acute and residual effects of vibratory<br />

stimulation on explosive strength in elite and amateur athletes, in: Journal of Sports<br />

Sciences 17, 177-182<br />

Kleinöder, H.; Ziegler, J.; Bosse, C.; Mester, J (2003): Vibrationstraining –<br />

Sicherheit und Leistungsoptimierung, Abstract ECSS Congress Salzburg<br />

Koluzganov, V.M. (1991): Hockey Training During The Preparatory Period, in:<br />

Soviet Sports Review 1, 12-16<br />

Künnemeyer, J.; Schmidtbleicher, D. (1997): Die rhythmische neuromuskuläre<br />

Stimulation (RNS), Leistungssport 2, 39-42<br />

Kube, (2002): Die Einsetzbarkeit und Wirkung von Vibrationskrafttraining in<br />

Verbindung mit konventionellen Methoden der Kraft- und Schnellkraftentwicklung<br />

innerhalb einer Vorbereitungsperiode im Kurzsprint, DA DSHS Köln<br />

Macadam, D., Reynolds, G. (2002): 52-week hockey training, Champaign<br />

Martin, D.; Carl, K.; Lehnertz, K. (2001): Handbuch Trainingslehre, 3. Aufl.,<br />

Schorndorf<br />

Müller, E.; Löberbauer, E.; Kruk, M. (2003): Elektrostimulation und Whole Body<br />

Vibration: zwei erfolgreiche Krafttrainingsmethoden ?, Leistungssport 4, 4-10<br />

Park, H.- S.; Martin B. J. (1993): Contribution of the tonic vibration reflex to muscle<br />

stress and muscle fatigue. Scand. J. Work Environ. Health 19, 35-42<br />

Röthig, Peter; u.a. (1992): Sportwissenschaftliches Lexikon, 6. Aufl., Schorndorf<br />

118


Sass, D.J. (1969): Mechanism of injury due to intense Gz vibration in water<br />

immersed cats. J. Appl. Physiol. 26, 819-826<br />

Schmidtbleicher, D. (1987): Motorische Beanspruchungsform Kraft: Struktur und<br />

Einflussgrössen, Adaptationen Trainingsmethoden, Diagnose und<br />

Trainingssteuerung, in: Internationale Zeitschrift für Sportmedizin 9, 359-377<br />

Schlumberger, A. (2000): Optimierung von Trainingsstrategien im<br />

Schnellkrafttraining, Bundesinstitut für Sportwissenschaften, Köln<br />

Schlumberger, A.; Salin, D.; Schmidtbleicher, D. (2001): Krafttraining unter<br />

Vibrationseinwirkung. Sportverletzung Sportschaden 15, 1-7<br />

Schupp, J.-P. (2002): Interview mit Johann Cruyff am Power Plate Stand während<br />

der Fibo Essen, Fitness Tribune 78, 28<br />

Sobotta, J. (2000): Anatomie des Menschen, München<br />

Spitzenpfeil, P. (2000): Vibrationsbelastungen im alpinen Skirennlauf: Analyse –<br />

Simulation – Training, Dissertation DSHS Köln<br />

Spitzenpfeil, P.; Schwarzer, J.; Mester, J; Hartmann, U. (2002):<br />

Vibrationskrafttraining, OSP News 1, 26-28<br />

Stamm, L. (2001): Laura Stamm`s Power Skating, 3. Auflage, Champaign<br />

Tschirner, T. (2002): Das Muskel – Manual, Hamburg<br />

Twist, P. (1997): Complete Conditioning for Ice Hockey, Champaign<br />

Weber, R. (1997): Muskelstimulation durch Vibration, Leistungssport 1, 53-56<br />

119


Weineck, J. (1994): Optimales Training, 8. Aufl., Erlangen<br />

Wessels, T. (2003): Einfluss eines 6-wöchigen Hypertrophietrainings mit<br />

Vibrationsbelastung auf die Maximalkraftfähigkeit, schriftliche Hausarbeit DSHS<br />

Köln<br />

120


Anhang<br />

Tabelle A 1: Überblick über Resonanzfrequenzen verschiedener Körperteile und<br />

Organe (Spitzenpfeil 2000, 55)<br />

121


Tabelle A 2: DEL Spieltermine 2002 / 2003 (www.duesseldorfereg.de)<br />

Tag Datum Zeit Heim Gast<br />

Fr 06.09.02 19:30 Augsburger Panther DEG Metro Stars<br />

So 08.09.02 14:30 DEG Metro Stars Kölner Haie<br />

Fr 13.09.02 20:00 Krefeld Pinguine DEG Metro Stars<br />

So 15.09.02 18:30 DEG Metro Stars Kassel Huskies<br />

Do 19.09.02 19.30 Adler Mannheim DEG Metro Stars<br />

So 22.09.02 18:30 DEG Metro Stars Frankfurt Lions<br />

Fr 27.09.02 19:30 DEG Metro Stars Eisbären Berlin<br />

So 29.09.02 18:30 ERC Ingolstadt DEG Metro Stars<br />

Mi 02.10.02 19:30 DEG Metro Stars Iserlohn Roosters<br />

Fr 04.10.02 19:30 Nürnberg Ice Tigers DEG Metro Stars<br />

So 06.10.02 14:30 DEG Metro Stars Hamburg<br />

Fr 11.10.02 19:30 Hannover Scorpions DEG Metro Stars<br />

So 13.10.02 18:30 DEG Metro Stars Augsburger Panther<br />

Fr 18.10.02 19:30 DEG Metro Stars Krefeld Pinguine<br />

So 20.10.02 18:30 Kassel Huskies DEG Metro Stars<br />

Fr 25.10.02 19:30 Frankfurt Lions DEG Metro Stars<br />

So 27.10.02 18:30 DEG Metro Stars Adler Mannheim<br />

Di 29.10.02 19:30 Kölner Haie DEG Metro Stars<br />

Tag<br />

Datum<br />

Zeit<br />

Heim<br />

Gast<br />

Do 31.10.02 19:30 Eisbären Berlin DEG Metro Stars<br />

So 03.11.02 18:30 DEG Metro Stars ERC Ingolstadt<br />

Fr 15.11.02 19:30 DEG Metro Stars Schwenninger WW<br />

So 17.11.02 18:30 Iserlohn Roosters DEG Metro Stars<br />

So 24.11.02 18:30 DEG Metro Stars Nürnberg Ice Tigers<br />

Di 26.11.02 19:30 Hamburg DEG Metro Stars<br />

Fr 29.11.02 19:30 DEG Metro Stars Hannover Scorpions<br />

Fr 06.12.02 19:30 Augsburger Panther DEG Metro Stars<br />

So 08.12.02 18:30 DEG Metro Stars Kölner Haie<br />

Fr 13.12.02 20:00 Krefeld Pinguine DEG Metro Stars<br />

So 15.12.02 18:30 DEG Metro Stars Kassel Huskies<br />

Fr 20.12.02 19:30 DEG Metro Stars Frankfurt Lions<br />

So 22.12.02 18:30 Adler Mannheim DEG Metro Stars<br />

Mi 25.12.02 18:30 Schwenninger WW DEG Metro Stars<br />

Fr 27.12.02 19:30 ERC Ingolstadt DEG Metro Stars<br />

So 29.12.02 18:30 DEG Metro Stars Eisbären Berlin<br />

Fr 03.01.03 19:30 DEG Metro Stars Hamburg<br />

So 05.01.03 18:30 Nürnberg Ice Tigers DEG Metro Stars<br />

Mi<br />

Tag<br />

06.11.02<br />

Datum<br />

19:30<br />

Zeit<br />

DEG Metro Stars<br />

Heim<br />

ZSKA Moskau (Benefiz)<br />

Gast<br />

Fr 10.01.03 19:30 DEG Metro Stars Augsburger Panther<br />

So 12.01.03 15:00 Hannover Scorpions DEG Metro Stars<br />

Fr 17.01.03 19:30 DEG Metro Stars Schwenninger WW<br />

A 3: Spielerportrait Mike Pellegrims (www.duesseldorfereg.de)<br />

Name<br />

Pellegrims, Mike<br />

122


Rückennummer<br />

68<br />

Postion<br />

Verteidiger<br />

Geburtsdatum<br />

01.04.1968<br />

Land<br />

Belgien<br />

Statistik<br />

Saison Team SP G A T ST<br />

1997/1998 Adler Mannheim (DEL) 55 16 16 32 58<br />

1998/1999 Adler Mannheim (DEL) 61 8 32 40 105<br />

1999/2000 Berlin Capitals (DEL) 62 13 25 38 168<br />

2000/2001 Berlin Capitals (DEL) 42 7 13 30 42<br />

2001/2002 Düsseldorfer EG (DEL) 59 5 32 38 68<br />

belgischer Dauerläufer mit Kämpferherz<br />

Galerie<br />

Pellegrims, Mike<br />

Er gilt als einer der Dauerläufer bei den DEG METRO STARS. Manche<br />

Beobachter sagen sogar, er könne ein DEL-Spiel ohne größere Pausen<br />

nahezu durchspielen. Doch Mike Pellegrims widerspricht: "Früher war das<br />

vielleicht eher möglich. Aber heutzutage ist das Tempo so hoch und die<br />

Teams sind so gleich-wertig besetzt, dass man die Unterbrechungen<br />

dringend braucht." In jedem Fall ist der 34-Jährige einer der wichtigsten<br />

Abwehr-Säulen im Team von Mike Komma und wurde nicht von ungefähr<br />

nach 2001 auch in der vergangenen Spielzeit wieder in das DEL All Star<br />

Team gewählt. Wie wertvoll er für die Mannschaft ist, zeigt auch die<br />

Plus/Minus-Statistik, die er bei den DEG METRO STARS souverän für<br />

sich entschied. Außerdem erzielte er für einen Verteidiger erstaunliche 32<br />

Vorlagen und fünf Treffer.<br />

Immer noch nicht ganz verdaut hat der Belgier das knappe Scheitern an den<br />

Play-Offs in der vergangenen Saison. "Wenn ich spiele, möchte ich<br />

natürlich auch immer gewinnen. Wir waren nahe dran und sind erst in den<br />

letzten Spielen knapp gescheitert. Natürlich ärgere ich mich darüber. Ich<br />

hoffe, dass wir in der kommenden Spielzeit diesen einen Platz besser sind."<br />

123


Pellegrims ist froh, dass die unruhigen Zeiten an der Brehmstraße vorbei<br />

sind und der ganze Club jetzt nach vorne schaut. "Durch die gesicherten<br />

Finanzen können wir Spieler uns ausschließlich auf unsere Aufgaben<br />

konzentrieren und werden nicht abgelenkt." Aber er findet auch warnende<br />

Worte: "Selbst wenn die Rahmenbedingungen mit dem Einstieg der<br />

METRO AG und der anderen Partner deutlich besser geworden sind: Auf<br />

dem Eis stehen immer noch wir und nicht die Sponsoren. Wir müssen in der<br />

Liga Leistung bringen. Das ist es, was letztendlich zählt." Die ersten<br />

Eindrücke von seinen neuen Mitspielern sind aber gut.<br />

Zu seinen Erwartungen für die Saison 2002/2003 gefragt, ist Pellegrims<br />

zurückhaltend. "Die DEL ist eine starke und ausgeglichene Liga. Viele<br />

Mann-schaften haben sich personell verbessert. Da sind Prognosen überaus<br />

schwierig." Ist Eishockey-Profi ein Traumberuf? Der gelernte Sportlehrer<br />

lächelt: "Wenn man sein Hobby zum Beruf machen und davon auch noch<br />

leben kann, ist das immer traumhaft."<br />

Im nächsten Sommer gründet der Defensivkünstler eine Eishockeyschule in<br />

Holland. Der gelernte Sportlehrer gibt dann seine Fähigkeiten und<br />

Erfahrungen an den Nachwuchs weiter. Und davon (Erfahrung, nicht<br />

Nachwuchs) hat Mike Pellegrims eine ganze Menge.<br />

Wann haben Sie mit dem Eishockeyspielen begonnen?<br />

Als ich sieben Jahre alt war.<br />

Was war bisher Ihr größtes sportliches Erlebnis?<br />

Dreimal Deutscher Meister mit den Adlern Mannheim.<br />

Wie würden Sie sich als Spieler charakterisieren?<br />

Ich gebe immer alles.<br />

Interview<br />

Wer war oder ist der beste Spieler, mit dem Sie jemals gespielt haben?<br />

Alston Jan.<br />

Wo kann man Sie antreffen, wenn Sie nicht gerade auf dem Eis sind?<br />

Bei meiner Familie.<br />

Was würden Sie gerne im Anschluss an Ihre Eishockey-Karriere<br />

machen?<br />

Jugendtrainer bei den DEG METRO STARS.<br />

Wo würden Sie gerne im Anschluss an Ihre Karriere leben?<br />

In einem warmen, sonnigen Land.<br />

Was sind Ihre Hobbys?<br />

Tennis<br />

Welche Art von Musik hören Sie privat am liebsten?<br />

Heavy Metal.<br />

124


Was ist Ihre Lebensphilosophie/ Ihr Motto?<br />

Immer Spaß haben.<br />

Was sind Ihre Stärken?<br />

Ich bin sehr diszipliniert.<br />

Was ist Ihre größte Schwäche?<br />

Ich bin dickköpfig.<br />

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?<br />

Lance Armstrong<br />

Worüber können Sie sich besonders freuen?<br />

über meine Kinder.<br />

Worüber können Sie sich ärgern?<br />

über Unehrlichkeit.<br />

Wobei können Sie sich besonders gut entspannen?<br />

Bei meiner Familie.<br />

Gibt es eine Figur/ Person in der Geschichte, die Sie bewundern?<br />

Michael Jordan.<br />

Was reizt Sie an Düsseldorf und der DEG?<br />

Die Tradition.<br />

Was mögen Sie besonders an der Stadt?<br />

Die Altstadt.<br />

125


A 4: Anni Friesinger und „Power Plate“ (Fitness Tribune 06/02, 4)<br />

126


A 5: Fragebogen zur Trainingsroutine von Mike Pellegrims vor Beginn der Studie<br />

Fragebogen Vibrationstrainingsprogramm<br />

Name: Pellegrims Vorname: Michel<br />

Anschrift: Kerkpad 6, 6071 KE, Zwalmen, Niederlande<br />

Telefon: 0031-475300602 Mobil: 01719527438<br />

E-Mail: Pellegrims@hotmail.com, icehockeyschoolpelle@hotmail.com<br />

Geburtsdatum: 01.04.1968 Gewicht: 82,5 kg<br />

Größe: 178 cm<br />

Sportart: Eishockey Verein: DEG MetroStars (DEL)<br />

Training in der Vorbereitungsphase<br />

Trainingsperiodisierung: 11 Monate<br />

Trainingsumfang/Woche: 4 Std. pro Tag (10 Tageszyklen), ab August mit Eis<br />

Davon sportspezifisch: 90 min / Tag<br />

Andere Aktivitäten: Krafttraining, Laufen, Fahrrad<br />

Krafttrainingserfahrungen: 18 Jahre<br />

Belastungsumfang/Woche: 3* pro Woche, 90 Min. pro Tag/pro Woche<br />

Trainingsintensität/Woche: 12 Tage Zyklus, 2 Tage Ruhe, 15-12 Wdh, 10-<br />

8Wdh, 8-5 Wdh, 5-3 Wdh<br />

Anteil Beinmuskulatur: 60-70%<br />

Übungen: Squat, Ausfallschritte, Treppen Steigen, Leg Extension, Leg Curl,<br />

Abduktor, Adduktor<br />

Erfahrungen im Vibrationstraining: nein<br />

Ziele für die Vorbereitungsphase 2003: Maximalkraftsteigerung, Explosivität<br />

127


A 6: Auszug aus der Krafttrainingsperiodisierung in der Vorbereitung<br />

A 7: Auszug aus der Krafttrainingsroutine in der Vorbereitung<br />

128


A 8: Befindlichkeitsfragebogen ausgefüllt nach jeder Trainingswoche<br />

Michel Pellegrims<br />

Vibrationstraining Power Plate Mikrozyklus 4<br />

129


Fragebogen zur Befindlichkeit 23.07.02<br />

1. Allgemeine Angaben zur Befindlichkeit:<br />

müde<br />

2. Liegen z.Z. akute Krankheiten oder Verletzungen vor ?<br />

Nein<br />

3. Allgemeine Angaben zur Verträglichkeit des Vibrationstrainings ?<br />

Bei korrekter Ausführung in Ordnung; hoch intensiv<br />

4. Spezifische Angaben zu den Auswirkungen des Vibrationskrafttrainings:<br />

a) Muskeltonus in den unteren Extremitäten ?<br />

Allgemein hoher Tonus<br />

b) Muskeltonus unmittelbar nach dem Vibrationstraining ?<br />

Gelegentlich Krämpfe in Wadenmuskulatur<br />

5. Sonstige Symptome wie z.B. Muskelkater ? Muskelkrämpfe ? Wenn Ja,<br />

in welchen Muskelgruppen ?<br />

Krämpfe in Wadenmuskulatur, Beinrückseite schwer<br />

6. Gibt es eine Übung, die mit den Belastungsnormativen im Trainingsplan<br />

als zu intensiv empfunden werden ?<br />

Kniebeuge einbeinig, Liegestütze und Dips besonders intensiv<br />

7. Wurden Belastungsnormative verändert ? Wenn Ja welche (Zeit,<br />

Frequenz, Amplitude) und bei welchen Übungen ?<br />

19.07: Einbeinige Kniebeuge mit 2mm Amplitude anstatt 4mm<br />

8. Liegen Auswirkungen auf andere Trainingsformen (Koordination,<br />

Beweglichkeit, etc.) vor ?<br />

Nein<br />

9. Auswirkungen auf Eislaufen ?<br />

Gutes Gefühl<br />

130


A 9: Messwerte für einbeinigen Counter-Movement-Jump<br />

Messwerte :1083<br />

Aufnahmerate [Hz] :210<br />

Aufnahmedauer [s] :5,15<br />

Beginn [ms] :674,80<br />

Absprung [ms] :1687,00<br />

Beginn-Absprung [ms] :1012,20<br />

Dauer bis Fz-Max. [ms] :579,76<br />

Fz-Max. Absprung [N] :723,98<br />

Flugzeit [ms] :470,46<br />

Fz-Max. Landung [N] :1462,01<br />

Körpergewicht [N] :814,84<br />

Körpergewicht [kg] :83,09<br />

Kraftstoß [Ns] :178,46<br />

Schnellkraftindex [N/s]:1248,76<br />

Abflugeschw. [m/s] :2,15<br />

Höhe (Flugzeit) [cm] :27,13<br />

Höhe (Impuls) [cm] :23,52<br />

A 10: Gesamtüberblick Sprungkraftdiagnostik<br />

SJ CMJ CMJ 1b li CMJ 1b re DJ DJ<br />

Impuls [cm] Impuls[cm] Impuls [cm] Impuls [cm] Höhe [cm] Bkz [ms]<br />

Etest<br />

25.06. 39,27 39,25 20,072 18,49 51,19 337,35<br />

37,86 41,23 24,06 18,21 51,17 313,53<br />

40,18 49,69 247,07<br />

Mean 39,1033333 40,24 22,066 18,35 50,6833333 299,316667<br />

Sd 1,16894539 1,40007143 2,81994184 0,1979899 0,86031002 46,8382191<br />

ZT 04.07. 39,876 41,58 19,673 23,519 46,744 308,76<br />

39,69 42,399 19,434 21,365 47,487 270,82<br />

49,855 45,008 19,673 51,19 266,09<br />

Mean 43,1403333 42,9956667 19,5535 21,519 48,4736667 281,89<br />

Sd 5,81581553 1,79019673 0,16899852 1,92761926 2,3815672 23,420512<br />

ZT 12.07. 37,979 39,883 21,55 17,409 51,909 308,74<br />

39,544 39,351 20,567 17,321 46,803 237,65<br />

39,07 40,732 19,877 21,632 51,983 256,68<br />

Mean 38,8643333 39,9886667 20,6646667 18,7873333 50,2316667 267,69<br />

Sd 0,80251501 0,69653739 0,84076533 2,4639465 2,96954295 36,8499761<br />

ZT 23.07. 37,67 38,99 22,42 19,45 46,79 232,87<br />

38 41,09 22,89 19,75 49,75 294,67<br />

36,57 41,02 20,14 20,38 47,51 232,86<br />

Mean 37,4133333 40,3666667 21,8166667 19,86 48,0166667 253,466667<br />

Sd 0,74875452 1,19274194 1,47092941 0,47465777 1,54367527 35,7394351<br />

ZT 30.07. 42,55 45,17 23,79 18,21 48,95 275,58<br />

39,24 42,58 12,6304647 9,34232889 48,93 256,51<br />

40,54 43,33 20,87 21,41 46,73 242,23<br />

Mean 40,7766667 43,6933333 25,48 21,57 48,2033333 258,106667<br />

Sd 1,66764305 1,33267901 5,78722112 6,25172346 1,27598328 16,7145883<br />

131


A 11: Gesamtüberblick Sprint- und Maximalkraftdiagnostik<br />

Etest<br />

25.06.<br />

Desmo 350<br />

[N]<br />

Desmo 400<br />

[N]<br />

Sprint 5m<br />

[s]<br />

Sprint 10m<br />

[s]<br />

Sprint 20m<br />

[s]<br />

Sprint 30m<br />

[s]<br />

6313 7292 1,17 1,89 3,19 4,42<br />

6584 7590 1,23 1,89 3,21 4,42<br />

mean 6448,5 7441 1,2 1,89 3,2 4,42<br />

Sd<br />

ZT 04.07.<br />

191,625938 210,717821 0,04242641 0 0,01414214 0<br />

5859 7731 1,22 1,89 3,26 4,53<br />

6281 7561 1,22 1,85 3,22 4,6<br />

mean 6070 7646 1,22 1,87 3,24 4,565<br />

Sd<br />

ZT 12.07.<br />

298,399062 120,208153 0 0,02828427 0,02828427 0,04949747<br />

4768 7219 1,23 2,03 3,4 4,55<br />

4843 6496 1,26 1,95 3,32 4,67<br />

mean 4805,5 6857,5 1,245 1,99 3,36 4,61<br />

Sd<br />

ZT 23.07.<br />

53,0330086 361,5 0,0212132 0,05656854 0,05656854 0,08485281<br />

5405 verletzt 1,2 1,8 3,13 4,4<br />

5222 verletzt 1,03 1,81 3,11 4,42<br />

mean 5313,5 1,115 1,805 3,12 4,41<br />

Sd<br />

ETest<br />

129,400541 0,12020815 0,00707107 0,01414214 0,01414214<br />

30.07. 6850 6816 verletzt verletzt verletzt verletzt<br />

6516 7094 verletzt verletzt verletzt verletzt<br />

mean 6683 6955<br />

Sd 236,173665 196,575685<br />

132


A 12: Trainingtermine und Vorbereitungsspiele im Monat August<br />

133


A 13: Harnstoff- und Creatinkinasekonzentrationen gemessen bei Spitzenpfeil (2000)<br />

134


A 14: Kommentar von Mike Pellegrims bezüglich des Trainings<br />

135

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!