10. Die Diktatur der Jakobiner - Fehler/Fehler - Universität Bielefeld
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<strong>Die</strong> Gruppierungen <strong>der</strong> Nationalversammlung<br />
________________________________________________________________________________________________________________ Seite 5<br />
In <strong>der</strong> Nationalversammlung<br />
Graf Mirabeau ist wirklich ein großer Redner – scharf, lebendig, schwungvoll und<br />
ungestüm. (…) <strong>Die</strong> Hauptwortführer in <strong>der</strong> Versammlung sind Target, Le<br />
Chapelier, Mirabeau, Barnave, <strong>der</strong> weitgereiste Volney, und zu ihnen gehörte bis<br />
zum Angriff auf die Kirchengüter auch <strong>der</strong> Abbé Sieyès; <strong>der</strong> ist mit <strong>der</strong><br />
Vorgehensweise <strong>der</strong>art unzufrieden gewesen, dass er längst nicht mehr so eifrig ist<br />
wie früher. <strong>Die</strong> wilden Demokraten, denen man nachsagt, sie sähen keine politische<br />
Notwendigkeit, auch nur dem Namen nach einen König zu behalten, nennt man die<br />
Enragés. Sie treffen sich im <strong>Jakobiner</strong>kloster im sogenannten Klub <strong>der</strong> Revolution,<br />
<strong>der</strong> jeden Abend in eben dem Saal zusammentritt, wo unter Heinrich III. die<br />
berühmte Heilige Liga gegründet wurde, und sie sind so zahlreich, dass dort alle<br />
Angelegenheiten entschieden werden, bevor die Nationalversammlung darüber<br />
berät. (…)<br />
Am Abend nahmen mich die Herren Decrétot und Blin in den Klub <strong>der</strong> Revolution<br />
bei den <strong>Jakobiner</strong>n mit. (…) Es waren ungefähr hun<strong>der</strong>t Abgeordnete anwesend, <strong>der</strong><br />
Sitzungspräsident im Sessel. Man stellte mich ihm als den Verfasser <strong>der</strong><br />
„Politischen Arithmetik“ vor; er erhob sich, wie<strong>der</strong>holte meinen Namen laut für die<br />
Versammlung und fragte, ob jemand Einwände habe. –„Keine Einwände.“ – Das<br />
war die ganze Zeremonie, und zwar nicht für die bloße Einführung, son<strong>der</strong>n für die<br />
Aufnahme, denn man sagte mir, es stehe mir, obwohl ich Auslän<strong>der</strong> sei, fortan frei,<br />
je<strong>der</strong>zeit an den Sitzungen teilzunehmen. Zehn, zwölf weitere Aufnahmen wurden<br />
vorgenommen. In diesem Klub werden regelmäßig die Angelegenheiten, die <strong>der</strong><br />
Nationalversammlung vorliegen, diskutiert: es werden die Anträge verlesen, die<br />
man dort einzubringen wünscht, und sie werden verworfen o<strong>der</strong> abgeän<strong>der</strong>t und<br />
gebilligt. Ist man sich völlig darüber einig geworden, so sind alle Mitglie<strong>der</strong><br />
gehalten, sie zu unterstützen. Dort wird jeweils auch die Vorgehensweise<br />
abgesprochen; man legt fest, wer in den Ausschüssen mitarbeiten soll, ja, man<br />
bestimmt auch die Präsidenten <strong>der</strong> Versammlung, und ich kann hinzufügen, dass die<br />
Mitglie<strong>der</strong> des Klubs in <strong>der</strong> Nationalversammlung so sehr in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit sind,<br />
dass jemand, <strong>der</strong> von ihm gewählt worden ist, so gut wie sicher sein darf, auch in<br />
<strong>der</strong> Versammlung durchzukommen.<br />
Aufgabe:<br />
Aus: Müller, Ulrich Friedrich, <strong>Die</strong> französische Revolution. Welche Meinung vertritt <strong>der</strong> Ich-<br />
1789-1799, München 1988, S. 91-94. Erzähler dieses Textes gegenüber<br />
dem <strong>Jakobiner</strong>klub?