Geistiges Eigentum und die Entwicklung der ... - Florian Felix Weyh
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530 <strong>Florian</strong> <strong>Felix</strong> <strong>Weyh</strong><br />
Daß sich <strong>die</strong> großen Privatsen<strong>der</strong> Deutschlands - allen voran RTL - wenig um<br />
<strong>die</strong> Ansprüche <strong>der</strong> Urheber scheren <strong>und</strong> <strong>die</strong> Amerikanisierung <strong>der</strong> Branche vorantreiben,<br />
ist langst aktenk<strong>und</strong>ig. Lautet <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gedanke unseres Urheberrechtes<br />
immer noch, daß <strong>der</strong> Schöpfer an je<strong>der</strong> wirtschaftlichen Auswertung seiner<br />
Werke beteiligt sein soll, praktizieren Sen<strong>der</strong> wie RTL das amerikanische „buyout"-System.<br />
Dabei werden Drehbuchautoren gegen Pauschalsummen, <strong>die</strong> nicht<br />
einmal <strong>die</strong> Höhe <strong>der</strong> Erstvergütung erreichen müssen, alle Wie<strong>der</strong>holungsrechte<br />
abgekauft; spätestens nach <strong>der</strong> zweiten o<strong>der</strong> dritten Ausstrahlung erwirtschaftet<br />
<strong>der</strong> Sen<strong>der</strong> gewinnträchtige Werbezeit zum Nulltarif. Wer <strong>die</strong> Taktrate des Immerwie<strong>der</strong>kehrenden<br />
in den letzten Jahren verfolgt hat, weiß, was das auf Länge<br />
<strong>der</strong> gesetzlichen Schutzfrist bedeutet - den Ausverkauf des Urhebers nach Gutsherrenart.<br />
Da <strong>die</strong> öffentlich-rechtlichen Anstalten davon nicht unberührt bleiben,<br />
rückt <strong>der</strong> Tag näher, an dem <strong>die</strong> Justitiare von ARD <strong>und</strong> ZDF ebenfalls aufs<br />
„buy-out"-Modell pochen werden. Der Markt nivelliert sich zu Lasten <strong>der</strong>er, <strong>die</strong><br />
ihn erst ermöglichen.<br />
3. Auch was sich im Fall John Huston wie ein großer Sieg <strong>der</strong> Berner Konvention<br />
ausnimmt, ist in Wirklichkeit ein trojanisches Pferd. Mit dem Beitritt <strong>der</strong> Briten<br />
<strong>und</strong> Amerikaner, mit den GATT-Verhandlungen <strong>und</strong> dem gemeinsamen Markt<br />
in Europa gelang es <strong>der</strong> Copyright-Fraktion, einen wesensverän<strong>der</strong>nden Zug ins<br />
Urheberrecht zu implantieren. Ihnen kam <strong>der</strong> Handlungsbedarf einer Wachstumsindustrie<br />
zugute, <strong>die</strong> sich vor Angriffen mangelhaft gefeit wähnte: <strong>der</strong> Computerindustrie.<br />
Eine EG-weit gültige Richtlinie zum Softwareschutz, flugs ins Urheberrecht<br />
<strong>der</strong> einzelnen Län<strong>der</strong> gehievt, schafft Schutz <strong>und</strong> neue Probleme. Ein Kenner<br />
<strong>der</strong> Materie faßt es bündig zusammen: „Man hat wirtschaftlich sinnvoll gehandelt,<br />
aber dem Urheberrecht einen Bären<strong>die</strong>nst erwiesen."<br />
Die Computerrechtsnovelle, seit 23. Juni 1993 zu nationalem Gesetz geworden,<br />
wertet den Programmcode buchstäblich als „literarisches Werk". Keine Analogie,<br />
son<strong>der</strong>n eine axiomatische Behauptung. Daß Programmierer damit Schriftsteller<br />
sind <strong>und</strong> Persönlichkeitsrechte beanspruchen können, beinhaltet sie nicht. Selbst<br />
bei Pauschalverträgen wäre das für <strong>die</strong> Industrie unpraktikabel, denn es hieße,<br />
daß jede individuelle Softwareinstallation <strong>der</strong> Rückfrage bedürfe. So griff man zu<br />
Ausnahmeregelungen, <strong>die</strong> als Bestandteil des Urheberrechts dasselbe weiträumig<br />
umgehen. Verklausuliert fand <strong>der</strong> Copyright-Begriff „work made for hire" Eingang<br />
in <strong>die</strong> Richtlinie, wonach sich ein Softwarehaus mit den festen Gehaltszahlungen<br />
für seine Programmierer aller späteren Ansprüche entziehen kann; Einwände<br />
17 Der Erdrutschsieg <strong>der</strong> Konservativen in Frankreich hat eine neue Lage bei den GATT-<br />
Verhandlungen geschaffen: Aus Sicht <strong>der</strong> Franzosen haben nationale Eigenheiten, zu<br />
denen das „droit moral" gezählt wird, Vorrang vor dem freien Welthandel. Ob sich<br />
<strong>die</strong>se als Protektionismus angefeindete Haltung politisch durchsetzen läßt, ist <strong>der</strong>zeit<br />
nicht absehbar.<br />
18 Mündliche Mitteilung von Dr. Joseph Drexel im Münchner Max-PIanck-Institut für<br />
Internationales Urheberrecht am 6.5.1992.