Geistiges Eigentum und die Entwicklung der ... - Florian Felix Weyh
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<strong>Florian</strong> <strong>Felix</strong> <strong>Weyh</strong><br />
<strong>Geistiges</strong> <strong>Eigentum</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>der</strong><br />
Kommunikationstechnik, Teil II: Mein <strong>und</strong> Dein im<br />
weißen Rauschen<br />
J. Vorrede<br />
Im vorigen Heft (Leviathan 4/93) habe ich versucht, <strong>die</strong> historische <strong>Entwicklung</strong><br />
des Urheberrechts in Beziehung zur technologischen Me<strong>die</strong>nentwicklung zu setzen.<br />
Recht entsteht im Me<strong>die</strong>nbereich durch Technik, lautete eine Hypothese, <strong>und</strong><br />
es wird durch Technik ständig im Status quo bedroht. Ein ausführlicher Streifzug<br />
durch <strong>die</strong> unterschiedlichen Denkschulen des europäischen „droit moral" <strong>und</strong><br />
des amerikanischen Copyrights ergab eine deutlich bessere Adaptionsfähigkeit<br />
des Copyright-Modells auf <strong>die</strong> gegenwärtige me<strong>die</strong>ntechnologische Revolution.<br />
Das marktorientierte Copyright, das sich im Verkaufsvorgang gänzlich vom Urheber<br />
ablöst <strong>und</strong> keine unveräußerlichen, handelshemmende Persönlichkeitsrechte<br />
enthält, wird im Me<strong>die</strong>nhandel <strong>der</strong> Zukunft <strong>die</strong> führende Rolle spielen - zugunsten<br />
internationaler Me<strong>die</strong>ntrusts, auf Kosten einzelner Urheber.<br />
Wie sehr <strong>die</strong> technische <strong>Entwicklung</strong> <strong>die</strong> philosophischen Gr<strong>und</strong>lagen des<br />
geistigen <strong>Eigentum</strong>s demontiert hat, zeigt sich in <strong>der</strong> Entstehung <strong>und</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>der</strong> Kopiergesellschaft. Ihr Drang nach umfassen<strong>der</strong> Verbreitung aller Informationen,<br />
dem „free flow of Information", löst allmählich das Verständnis von Individualität<br />
<strong>und</strong> Originalproduktion auf. Die Kopiergesellschaft vermag <strong>die</strong> Originale<br />
zwar noch zu erkennen, bewertet sie aber nicht mehr als herausragend <strong>und</strong><br />
strebt ihre Entzauberung durch perfekte Plagiate an. Im elektronischen Warenverkehr<br />
<strong>der</strong> Zukunft löst sich <strong>der</strong> dualistische, vom Falsifikat abgrenzbare Originalbegriff<br />
zur Gänze auf.<br />
IT. Die Welt ist Multimedia o<strong>der</strong> Der digitale Brei<br />
1. Vor dreißig Jahren hätte kaum jemand <strong>die</strong> Behauptung akzeptiert, daß Musik<br />
<strong>und</strong> Malerei, Literatur <strong>und</strong> Fotografie, Film, Fernsehen, R<strong>und</strong>funk, sämtliche<br />
Drucktechnologien, <strong>der</strong> Geldverkehr <strong>und</strong> das Archivwesen eines Tages in ihren<br />
Bausteinen identisch sein werden. Während <strong>die</strong> Physiker vergeblich nach einer<br />
einheitlichen Feldformel zur Verschmelzung von Materie- <strong>und</strong> Energietheoremen<br />
suchen, haben <strong>die</strong> Computertechnologen <strong>die</strong> einheitliche Weltformel längst ge-