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Geistiges Eigentum und die Entwicklung der ... - Florian Felix Weyh

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102 <strong>Florian</strong> <strong>Felix</strong> <strong>Weyh</strong><br />

zum Bildschirm, <strong>die</strong> vielgestaltigen Quellen vereinen sich im uniformen Bitmuster.<br />

Jetzt ist es auf dem PC möglich, Bild-, Ton- <strong>und</strong> Videobearbeitung unter einer<br />

Benutzeroberfläche durchzuführen; Sehen, Hören <strong>und</strong> Lesen zu integrieren <strong>und</strong><br />

„interaktive" Unterhaltungsprogramme ablaufen zu lassen. Im Gegensatz zu herkömmlichen<br />

Filmen erlaubt Multimedia Eingriffe in den Ablauf, Abfragen <strong>und</strong><br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Damit vereint sie - das zumindest behaupten ihre Verfechter<br />

- <strong>die</strong> Vorzüge des Computers mit denen des Fernsehers.<br />

Die Euphorie bleibt künstlich, denn technisch ausgereift sind <strong>die</strong> auf dem<br />

Markt befindlichen Produkte nicht. Videosequenzen ziehen einen Bewegungsschleier<br />

hinter sich her - „Zaunlatteneffekt" nennt das <strong>der</strong> Techniker -, <strong>und</strong> längere<br />

Anwendungen lassen <strong>die</strong> haushaltsüblichen Rechner <strong>und</strong> ihre Speicherme<strong>die</strong>n<br />

kapitulieren. Wie so häufig wird <strong>der</strong> Fortschritt auf dem Rücken <strong>der</strong> Konsumenten<br />

ausgetragen, <strong>die</strong> in sturer Gutwilligkeit Vorstufen zu Geräten kaufen, zu <strong>der</strong>en<br />

<strong>Entwicklung</strong> sie erst beitragen.<br />

Als größtes Problem erweist sich für <strong>die</strong> Branche, daß es, wie schon bei den<br />

Multimedia-Ansätzen <strong>der</strong> siebziger Jahre, keine wirkliche Anwendung für <strong>die</strong><br />

neue Technologie gibt. Schulung <strong>und</strong> Präsentation ergeben keinen ausreichenden<br />

Markt, sind sie doch ohnehin von <strong>der</strong> audiovisuellen <strong>Entwicklung</strong> überrannt<br />

worden; Wissenschaft <strong>und</strong> Medizin bieten allenfalls Spezialfirmen eine Nische.<br />

So lebt Multimedia von <strong>der</strong> Vorwegnahme globaler Netze, in denen sie als Fenster<br />

zur Welt ihren eigentlichen Platz fände. Noch einen Schritt weiter wird <strong>der</strong> Multimedia-Computer<br />

zum Universalterminal aller elektronischen Kommunikationsformen,<br />

vereinigt <strong>die</strong> Funktionen von Kopierer, Bildtelefon, Faxgerät, Videoschneidetisch<br />

et altera in einem Gehäuse. Bis dahin ist es freilich ein langer Weg, <strong>und</strong><br />

zwischen den Zeilen geben <strong>die</strong> Multimedia-Verfechter <strong>die</strong> aktuelle Krise zu:<br />

„Es geht darum, mit Hilfe des Computers aus <strong>der</strong> wachsenden Flut von unstrukturierten<br />

Daten brauchbare <strong>und</strong> relevante Informationen herauszufiltern <strong>und</strong> - was vielleicht entscheidend<br />

ist - <strong>die</strong>se Informationen mit Leben zu erfüllen." 13<br />

Da zeigt sich <strong>der</strong> Januskopf: Multimedia erzeugt nicht nur den digitalen Brei,<br />

son<strong>der</strong>n bietet sich sogleich als Gegenmittel an. Der Clou steckt im hinteren Teil<br />

<strong>der</strong> Aussage. Informationen mit Leben zu erfüllen, heißt in jedem Fall <strong>die</strong> Verwendung<br />

urheberrechtlich geschützten Materials, <strong>und</strong> das in rauhen Mengen.<br />

Schon verraten einzelne Pressemeldungen, wohin <strong>die</strong> Reise geht. Bill Gates, <strong>der</strong><br />

Microsoft-Milliardär, nahm etwa Verhandlungen zu den großen Museen <strong>der</strong> Welt<br />

auf, um sich Reproduktionsrechte an berühmten Werken <strong>der</strong> Kunstgeschichte zu<br />

sichern - Rohmaterial für zahllose Briefköpfe <strong>und</strong> Einladungskarten aus dem PC.<br />

Es gehört wenig Prophetie dazu, <strong>die</strong> gesamte verfügbare Masse an Kulturgut<br />

unter wenigen Großkonzernen verteilt zu sehen, bevor <strong>die</strong> Urheber <strong>und</strong> ihre<br />

12 Ein neuer Terminus soll <strong>die</strong> Sinnlücke füllen: „Edutainment" dichtet <strong>die</strong> Industrie (ein<br />

Neologismus aus „education" <strong>und</strong> „entertainment") <strong>und</strong> hofft, damit ein neues Feld<br />

<strong>der</strong> Unterhaltungsindustrie zu eröffnen.<br />

13 Fietz in <strong>der</strong> FAZ v. 22.3.1993.

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