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Geistiges Eigentum und die Entwicklung der ... - Florian Felix Weyh

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536 <strong>Florian</strong> <strong>Felix</strong> <strong>Weyh</strong><br />

privaten Zwecken. Darum kümmert sich fast niemand, denn <strong>die</strong> Einführung <strong>der</strong><br />

Kopierabgabe stellt im Rechtsbewußtsein <strong>der</strong> Menschen eine Quasi-Legitimation<br />

aller Kopiervorgänge dar. Trotzdem schielt man an<strong>der</strong>norts neidisch auf <strong>die</strong> Verwertungsgesellschaften<br />

von Musik, Literatur <strong>und</strong> Film. Eine Leerdiskettenabgabe<br />

wird von Programmierern immer wie<strong>der</strong> gefor<strong>der</strong>t.<br />

Das ist weit schwieriger als im Musik- <strong>und</strong> Videobereich, weil Raubkopien<br />

nur einen Bruchteil <strong>der</strong> verkauften Disketten füllen, während <strong>der</strong> Löwenanteil<br />

auf <strong>die</strong> legale Datensicherung fällt. Aufschlußreich zudem <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Wertrelationen:<br />

„Die nächste große Abweichung zum Musikbereich besteht darin, daß <strong>die</strong> Preisspanne für<br />

eine bespielte Schallplatte, einer bespielten Musikcassette o<strong>der</strong> bespielten Compactdisk<br />

relativ eng ist. Demgegenüber können sich beispielsweise auf zehn technisch gleichwertigen<br />

Disketten Low-Cost-Computerspiele für insgesamt DM 100,00 o<strong>der</strong> ein hochwertiges<br />

CAD-Programm für mehrere tausend Mark befinden. Infolge <strong>die</strong>ser starken Abweichungen<br />

(...) dürfte eine Verwertungsgesellschaft im EDV-Bereich für <strong>die</strong> Erhebung von Leerdiskettenabgaben<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>gleichen nicht praktikabel sein." 27<br />

Die Wertrelationen stellen eines <strong>der</strong> größten Probleme für <strong>die</strong> Verwertungsgesellschaften<br />

dar. Die Industriezweige, bei denen man <strong>die</strong> Kopierabgaben kassiert,<br />

rechnen den vergütungspflichtigen Anteil <strong>der</strong> Kopien möglichst niedrig, <strong>und</strong> niemand<br />

kann das schlüssig wi<strong>der</strong>legen. Es bleibt beim statistischen Spiel, an dessen<br />

Ausgang, staatlich verordnete zwei Pfennige pro Blatt stehen - eine lächerliche<br />

Marge angesichts <strong>der</strong> bekannten Kopierbereitschaft fortgeschrittener Zivilisationen.<br />

Im Verhältnis <strong>der</strong> Verwertungsgesellschaften zum einzelnen Mitglied setzt<br />

sich <strong>die</strong>se Indifferenz fort. Für <strong>die</strong> wichtigsten Nutzungsarten erhält <strong>der</strong> Urheber<br />

eine Tantieme, <strong>die</strong> mit seinem persönlichen Werk in keinerlei Beziehung mehr<br />

steht. Mag es hie <strong>und</strong> da bei beson<strong>der</strong>s erfolgreichen Autoren <strong>und</strong> Komponisten<br />

noch eine nachweisbare Verbindung geben - wer in den Charts auf Platz eins<br />

steht, wird wirklich häufig auf Cassette überspielt -, so ist <strong>der</strong> Verteilungsplan<br />

für das Gros <strong>der</strong> Urheber ein stochastisches Mysterium. Gewiß eines, dessen<br />

Früchte man gerne einstreicht, über dessen Bedeutung man sich aber kaum Gedanken<br />

macht.<br />

Gibt es überhaupt Alternativen? Zwischen <strong>der</strong> genossenschaftlichen Verteilung<br />

anonymer Masseneinnahmen <strong>und</strong> dem unrealistischen totalen Kopierverbot behauptet<br />

sich allenfalls <strong>die</strong> Shareware als Idee. Darunter versteht man Computerprogramme,<br />

<strong>die</strong> gegen geringe Materialgebühr frei kopiert werden dürfen. Die<br />

Anwen<strong>der</strong> sollen sich aber nach einer Testphase beim Softwareproduzenten registrieren<br />

lassen; dafür zahlen sie eine dem Kaufpreis ähnliche Lizenzgebühr <strong>und</strong><br />

erhalten <strong>die</strong> aktuelle Programmversion mit Handbüchern <strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>iger Unterstützung.<br />

Wer sich nicht registrieren läßt, das Programm aber weiterhin nutzt,<br />

wird nicht als Straftäter betrachtet - das ist <strong>der</strong> Unterschied zur normalen Praxis.<br />

Ein paradoxes Prinzip, weil es exakt auf <strong>die</strong> Voraussetzungen zurückgreift, <strong>die</strong><br />

27 Gravenreuth, S. 115.

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