Industrieanzeiger 16/17.2020
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der Ausfall von Messen seit dem Frühjahr 2020 hat<br />
für viele ausstellenden Unternehmen, vor allem für<br />
kleine und mittlere, negative Auswirkungen auf den<br />
Geschäftsverlauf. Dementsprechend gibt es eine Reihe<br />
von Branchen, in denen Aussteller auf die Durchführung<br />
von Messen noch in diesem Herbst drängen. Angesichts<br />
der Konjunkturflaute suchen viele Firmen<br />
nach neuen Kunden, nach kurzfristigen Geschäftsabschlüssen<br />
und nach Partnern. Messen sind hierfür genau<br />
das passende Instrument. Denn die dortige Live-<br />
Präsentation von Innovationen wird die Entscheidungsprozesse<br />
beschleunigen. Auch für die Gewinnung<br />
neuer Kunden werden Messen ideale Plattformen sein.<br />
Ebenso für Kooperationsgespräche für alle, die mit gebündelten<br />
Kräften aus der aktuellen Wirtschaftskrise<br />
kommen wollen. Und für den, der will, werden Masken<br />
und Abstand dabei kein Hindernis sein. Bei der Nutzung<br />
rein digitaler Formate ist vielen Firmen klargeworden,<br />
dass diese schnell an ihre Grenzen kommen,<br />
wenn es um Emotionen geht, um Qualitätsprüfung<br />
oder Vertrauensaufbau. Mit virtuellen Präsentationen<br />
kann man in gewissem Umfang Marktpräsenz demonstrieren<br />
und auch mit Kunden kommunizieren, aber reale<br />
Messen haben eine ganz andere Überzeugungskraft –<br />
vor allem durch die Ansprache aller Sinne.<br />
Messen können auch unter erschwerten<br />
Bedingungen funktionieren<br />
Viele Messeveranstalter haben für den Herbst neue Formate<br />
mit veränderten Konzepten und mit neu definierten<br />
Besucherzielgruppen entwickelt. Dies sind wichtige<br />
Initiativen, auch mit dem Ziel, das reale Messe-Erlebnis<br />
mit digitalen Formaten intelligent zu ergänzen. Solche<br />
Referenzprojekte werden zeigen: Messen können auch<br />
unter erschwerten Bedingungen funktionieren. Die Erfahrungen<br />
daraus werden allen Beteiligten helfen, die<br />
folgenden Messen zu planen.<br />
Die Teilnahme an einer Messe in der neuen Normalität<br />
der Corona-Zeit wird sich nicht wesentlich von der<br />
aktuellen Situation etwa in einem Shopping-Center unterscheiden,<br />
eine Situation, die die meisten Menschen<br />
kennen und zunehmend akzeptieren. Dass die Grenzen<br />
innerhalb Europas wieder offen sind, es Fortschritte bei<br />
den Grenzöffnungen gegenüber Nicht-EU-Ländern gibt<br />
und auch der internationale Flugverkehr allmählich<br />
wieder in Schwung kommt, lässt Messegesellschaften<br />
hoffen. Denn das sind wichtige Voraussetzungen für<br />
erfolgreiche Messen im Herbst. Bis zum Normalbetrieb<br />
im Messegeschäft wird jedoch noch einige Zeit vergehen.<br />
Dennoch sollte die Wirtschaft nicht warten, bis<br />
wieder ideale Bedingungen herrschen. Viele Branchen<br />
erleben gegenwärtig, dass sich frühzeitige erste Schritte<br />
lohnen, wenn das Geschäft anschließend mit höherer<br />
Geschwindigkeit in Gang kommen soll. Das gilt für den<br />
Einzelhandel ebenso wie für den Tourismus und das<br />
wird auch für den Erfolg auf Messen gelten.<br />
Digitale Elemente werden nach der Corona-Krise<br />
nicht aus der Messewirtschaft verschwinden. Bereits im<br />
Herbst 2019 haben 17 % der deutschen Aussteller in einer<br />
Auma-Befragung angegeben, dass sie auf ihrem<br />
Messestand Virtual Reality ergänzend zu ihren realen<br />
Präsentationen einsetzen. Von den Firmen mit über<br />
125 Mio. Euro Umsatz waren es sogar rund ein Drittel.<br />
Dabei geht es vorrangig darum, Spezialanwendungen<br />
von Produkten oder Sondermodellen auf der Messe in<br />
Funktion zu zeigen. Die Messeveranstalter werden in<br />
vielen Fällen ihre realen Veranstaltungen um digitale<br />
Virtual Reality wird zum Bestandteil jeder Messe – 17 % der Aussteller setzen laut einer<br />
Auma-Umfrage schon darauf. Bild: Deutsche Messe<br />
Events ergänzen, um etwa Personen zu erreichen, die<br />
kurzfristig nicht teilnehmen konnten oder um neue Zielgruppen<br />
anzusprechen, die mittelfristig als reale Teilnehmer<br />
gewonnen werden können. Der realen Messemarke<br />
kann dies nur nützen.<br />
•<br />
Jörn Holtmeier<br />
Geschäftsführer des Auma und Themenpartner<br />
des bvik<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> <strong>16</strong>/17.20 27