Industrieanzeiger 16/17.2020
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Es sind aber nicht nur Software-Lösungen, die aus<br />
dem Netzwerk heraus entstehen. So stellte ein Mitarbeiter<br />
aus dem Personalwesen ein Trainingskonzept vor,<br />
um im Unternehmen die für die Digitalisierung nötige<br />
Denkweise zu fördern. Die daraus entstandenen Workshops<br />
werden nun bei Siemens auf breiter Basis umgesetzt.<br />
Prototyp im Praxistest<br />
Doch auf dem Weg von der Idee bis zur fertigen Lösung<br />
gibt es auch Hürden. Wenn ein Prototyp funktioniert,<br />
wird die Idee an die Organisation übergeben – mit der<br />
Empfehlung, diese zu skalieren. Das bedeutet unter anderem,<br />
ein Berechtigungskonzept sowie Nutzermanagement<br />
umzusetzen und sich mit Cyber-Security-Aspekten<br />
zu beschäftigen. Erst dann zeigt sich, ob das ursprüngliche<br />
Kickstarter-Projekt auch alltagstauglich ist.<br />
„Ich sehe das Diginetwork als Think Tank und Inkubator<br />
der Digitalisierung innerhalb der SCM-Community<br />
bei Siemens“, sagt Kemper. Entscheidend sei dabei<br />
die Learning-Culture, wie die Digitalisierungs-Expertin<br />
es nennt. Wer am Diginetwork teilnimmt, soll die Möglichkeit<br />
haben, Ideen zu entwickeln und daraus zu lernen<br />
– auch wenn nicht aus jeder Idee ein Prototyp oder<br />
eine fertige Lösung wird.<br />
„Wichtig ist, dass alle auf Augenhöhe sind“, so Holzner.<br />
„Es wird nichts von oben herab verordnet. Wir geben<br />
Freiraum zum Austausch.“<br />
Der Erfolg des Netzwerks ist auch im restlichen Siemens-Konzern<br />
angekommen. Beim Start des Diginetworks<br />
in Spanien und Großbritannien beispielsweise<br />
sprachen Mitglieder aus der obersten Siemens-Führungsetage.<br />
Auch andere Geschäftseinheiten haben sich vom Diginetwork<br />
inspirieren lassen. So nutzt etwa der Siemens-<br />
Bereich Mobility den gleichen Set-Up, um eigene Digitalisierungsthemen<br />
voranzubringen. „Es geht gar nicht<br />
mehr nur um die Kickstarter-Projekte, die aus unseren<br />
Treffen entstehen – es geht um den Mindset“, meint Göbel-Ralph.<br />
Das Netzwerk bringt Botschafter für die Digitalisierung<br />
hervor, die das Thema weiter in den Konzern<br />
tragen.<br />
”<br />
„Ich sehe das Diginetwork als<br />
Think Tank und Inkubator der<br />
Digitalisierung innerhalb der<br />
SCM-Community bei Siemens.“<br />
Die Expertise ist überall gefragt<br />
Das zeigt sich besonders seit Ausbruch von Corona.<br />
Denn auf die Frage, ob die Pandemie mehr Zeit für das<br />
Entwickeln von Ideen gebracht habe, können Holzner<br />
und das Diginetwork-Team nur lachen. Das Gegenteil<br />
sei der Fall. Die Erfahrung mit digitaler Zusammenarbeit<br />
war plötzlich sehr begehrt im Konzern. Und die besitzen<br />
die Diginetz-Leute. Bei den Treffen kommen nicht<br />
nur Webkonferenz-Tools zum Einsatz, sondern auch digitale<br />
Whiteboards, auf denen die Teilnehmer ihren<br />
kreativen Ideen freien Lauf lassen können.<br />
Mit Beginn des Lockdowns kamen die Anfragen aus<br />
der Organisation. Dann hieß es: „Ihr seid doch vom Diginetwork.<br />
Ihr könnt uns doch helfen“, berichtet<br />
Holzner.<br />
Die Digitalisierungsbotschafter sind nun für die<br />
SCM im gesamten Konzern global unterwegs, um die<br />
anderen Bereiche dabei zu unterstützen, virtuelle<br />
Meetings und Workshops in Online-Form umzusetzen<br />
– und damit die Digitalisierung methodisch und<br />
kulturell zu unterstützen. So sorgt das Diginetwork<br />
dafür, dass die vielen vorhandenen Digitalisierungsideen<br />
nicht mehr wie Wasser ver sickern, sondern auf<br />
fruchtbaren Boden fallen.<br />
•<br />
Quelle: Lien Kemper, Siemens<br />
Häufig wurden in<br />
Software-Projekten nicht<br />
die Menschen erreicht,<br />
um die es eigentlich geht,<br />
beschreibt Thomas<br />
Holzner die Situation<br />
vor dem Diginetwork.<br />
Bild: Siemens<br />
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