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279.tirol

Ausgabe 1, August 2020

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REISE INS<br />

UNGEWISSE<br />

10 Jahre GemNova<br />

GEORG<br />

Dein Gemeinde<br />

Organisator<br />

AUSGABE 1 | AUGUST 2020<br />

MEHR<br />

KNÖDEL<br />

FÜR ALLE<br />

Mit dem<br />

neuen digitalen<br />

Essensgutschein<br />

von Jausengeld


ZUR BESSEREN ÜBERSICHT HABEN<br />

WIR ZWEI ZENTRALE SCHWER-<br />

PUNKTE IN DIESER AUSGABE WIE<br />

FOLGT GEKENNZEICHNET.<br />

DIGITALISIERUNG<br />

Die Corona-Krise hat gezeigt, welch<br />

hohen positiven Einfluss die Digitalisierung<br />

in unser aller Leben haben<br />

kann. Alle Artikel im Magazin rund um<br />

dieses Thema sind mit diesem Icon<br />

gekennzeichnet.<br />

ZUKUNFT GEMEINDE<br />

Nur gemeinsam und in Kooperation<br />

mit Expertinnen und Experten können<br />

die aktuellen Herausforderungen<br />

in den Gemeinden gelöst werden.<br />

Sie finden alle Themen rund um<br />

die Zukunft der Gemeinden anhand<br />

dieser Kennzeichnung.<br />

Regionalität und Umweltverträglichkeit sind uns<br />

ein Anliegen.<br />

201920037


WIR ALLE SIND<br />

GEMEINDE.<br />

1


INHALT<br />

GemNova inside<br />

tirol.mobil<br />

tirol.bildet<br />

05 GemNova ist vielfältig –<br />

Tirols Gemeinden sind<br />

vielfältiger<br />

06 10 Jahre GemNova<br />

09 Gäb’s euch drei nicht<br />

10 Ab & zu eiert es halt<br />

13 Reise ins Ungewisse<br />

tirol.Politik<br />

16 Der Gemeinderat –<br />

Mitgestaltung in der<br />

Gemeindepolitik<br />

18 Oft unterschätzt und dennoch<br />

stille Macht im Hintergrund:<br />

Der Gemeinderat<br />

tirol.digital<br />

20 Georg – dein<br />

Gemeinde-Organisator<br />

22 Eine umfassende<br />

Digitalisierungsstrategie<br />

für Tirols Gemeinden<br />

25 Die Nach-Corona-Zeit<br />

und die Digitalisierung<br />

26 Das neue „Amtsdeutsch“<br />

tirol.wirtschaftet<br />

29 Mehr Knödel für alle<br />

30 SO:FAIR<br />

32 Es gibt nichts Gutes,<br />

außer man tut es<br />

tirol.innovativ und modern<br />

37 Unter der Erde<br />

40 Mobil mit oder trotz<br />

Tourismus<br />

tirol.investiert<br />

42 Entwicklung Wohnraum<br />

44 Architekturwettbewerbe –<br />

ein demokratischer Prozess<br />

46 Unterschiedliche Umsetzungsmodelle<br />

für<br />

Infrastrukturprojekte<br />

tirol.bunt und vielfältig<br />

49 Ein Deutschkurs, viele<br />

Bedürfnisse<br />

53 Mit wenig viel erleben<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

54 Annäherung an<br />

Laura Stigger<br />

56 Dem Rad gehört die<br />

Zukunft<br />

58 Die gesunde Gemeinde<br />

tirol.traditionell<br />

60 Osttirol fasziniert landschaftlich<br />

und kulinarisch<br />

62 Das Neue im Alten<br />

entdecken – in den<br />

Ötztaler Museen<br />

64 So geht das Virus hops<br />

66 Die Freude lacht ihnen aus<br />

den Augen<br />

68 Handreichung Elternbildungspartnerschaft<br />

70 Aus der Krise lernen<br />

tirol.Kultur<br />

72 6 lesenswerte Bücher<br />

76 Drauf gepfiffen –<br />

wir blasen weiter<br />

tirol.sozial<br />

77 YoungStar erobert das<br />

Zillertal<br />

78 Schulsozialpädagogik –<br />

What’s that?<br />

80 Gemeinsam versorgt<br />

tirol.hat Recht<br />

81 BIM, Building Information<br />

Modeling<br />

tirol.sucht Menschen<br />

84 Vitalregion über Innsbruck<br />

tirol.ist schön<br />

86 Tiroler Seen – vielfältig<br />

und wunderschön


tirol.blickt über die Grenzen<br />

6<br />

92 Interkommunale Zusammenarbeit<br />

in Vorarlberg<br />

tirol.kooperiert<br />

GemNova inside<br />

10 Jahre GemNova. Erfolgreich<br />

gewachsen durch Herausforderungen<br />

96 Die Kommunalwerkstatt<br />

98 Der neue Tiroler Baukoffer<br />

ist da<br />

100 Pitztal Regional – ein<br />

ganzes Tal handelt regional<br />

32<br />

tirol.wirtschaftet<br />

ES DIE GIBT GRENZEN NICHTS<br />

GUTES, DER SCHULEN AUSSER<br />

MAN TUT ES<br />

Ucil ma quam aut fugit, et lant volor sequiatiat<br />

audant. Sequae adi tectibernam quo<br />

Der erste Online-Shop, der wie Amazon<br />

ommolup tatur.<br />

aufgebaut ist, nur eben regional.<br />

102 „Da passiert etwas<br />

Historisches“<br />

tirol.spart<br />

104 Die Eröffnungsbilanz aus<br />

Sicht der Gemeinde<br />

106 Regionalität und<br />

Digitalisierung als Weg<br />

aus der Corona-Krise<br />

GemNova Menschen<br />

108 GemNova verstärkt<br />

Präsenz in den Bezirken<br />

110 Von der GemNova in das<br />

Büro des Landeshauptmannes<br />

54<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

ANNÄHERUNG AN<br />

LAURA STIGGER<br />

Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört.<br />

Laura Stigger? Das ist doch die verrückte<br />

Radlfahrerin. Kals am Großglockner?<br />

Lanser Alm? Kenn ich, höchster Berg<br />

Österreichs, gutes Essen und<br />

Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles –<br />

und noch vielerlei mehr – zusammenhängt?<br />

92<br />

tirol.blickt über die Grenzen<br />

INTERKOMMUNALE<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

IN VORARLBERG<br />

Gespräch mit Oliver Christof.


4


GemNova inside 5<br />

GEMNOVA IST VIELFÄLTIG –<br />

TIROLS GEMEINDEN<br />

SIND VIELFÄLTIGER<br />

10 Jahre GemNova mit neuem<br />

Auftritt und dem neuen Gem-<br />

Nova Magazin 279.TIROL.<br />

Das „Wie“ unseres unternehmerischen<br />

Tuns bei GemNova basiert auf unseren<br />

Werten. Einer davon ist Vielfältigkeit.<br />

Wir beschäftigen 34 Nationalitäten im<br />

Unternehmen, unsere jüngste Kollegin ist<br />

18 Jahre alt, unser ältester Kollege (gleichzeitig<br />

unser Botschafter) ist 66 Jahre alt.<br />

Wir haben nur die besten Erfahrungen<br />

damit. So entsteht Kreativität gepaart<br />

mit Erfahrung, Innovation in Verbindung<br />

mit Umsetzungsstärke und vieles mehr.<br />

Diese Vielfältigkeit und damit die Offenheit<br />

für Neues, Innovatives und Buntes hat<br />

uns auch dazu bewogen, dies in unserem<br />

Auftritt zu zeigen. Unser neues Logo symbolisiert<br />

das und zeigt, dass wir vielfältig,<br />

bunt, kreativ und offen sind. Wir denken,<br />

das ist eine wesentliche Stärke von uns<br />

und hat schon oft zu neuen, unkonventionellen<br />

Lösungen geführt und ist sicherlich<br />

auch Teil unserer Entwicklung.<br />

Gleichzeitig haben wir uns aber auch<br />

gesagt, dass es außerhalb unserer<br />

Arbeit für die Tiroler Gemeinden so viel<br />

Buntheit in Tirol gibt, die es auch wert<br />

ist, dargestellt und gezeigt zu werden. Und<br />

so ist die Idee zum neuen Magazin entstanden.<br />

Wir möchten im neuen Magazin<br />

„279.TIROL“ Tirol und seine 279 Gemeinden<br />

von vielen Seiten zeigen. Kulinarik,<br />

Kultur, Brauchtum, Sport, Landschaft, Innovation,<br />

starke Unternehmen und Persönlichkeiten,<br />

das ist Tirol, das zeichnet uns<br />

aus. Deshalb kommen im neuen Magazin<br />

viele zu Wort, können sich vorstellen, ihre<br />

Sicht darlegen und zeigen, wer sie sind<br />

und was sie zu etwas Besonderem macht.<br />

Unterschiedliche Meinungen sind willkommen,<br />

und in Kommentaren lassen wir auch<br />

dafür Raum und Platz.<br />

Wenn dieses Magazin irgendwo im Büro<br />

oder zu Hause liegt und über mehrere<br />

Monate immer wieder darin geblättert<br />

und gelesen wird, dann haben wir unser<br />

Ziel erreicht. Dann ist es ein Magazin, das<br />

nicht nur Werbung für GemNova sein soll<br />

(natürlich machen wir das auch, denn wir<br />

sind ja auch stolz auf unsere Arbeit), sondern<br />

das auch darüber hinaus Wissenswertes,<br />

Interessantes und manchmal vielleicht<br />

auch Kurioses zeigen soll.<br />

Wir freuen uns auch über Input und Feedback<br />

von unseren Leserinnen und Lesern<br />

(immerhin sind es bereits fast 9.000). Wer<br />

Ideen hat über berichtenswerte Themen,<br />

möge sich bei uns melden, wir freuen uns<br />

über vielfältige Berichte und Artikel. Wir<br />

alle sind Gemeinde – wir alle sind „279.<br />

TIROL“ (der Titel ändert sich erst, wenn<br />

Gemeinden fusionieren sollten ).<br />

IHR<br />

Alois Rathgeb<br />

Niki Kraak


6 GemNova inside<br />

ERFOLGREICH<br />

GEWACHSEN DURCH<br />

HERAUSFORDERUNGEN.<br />

Vor einigen Wochen, im Mai, feierte<br />

die Tochtergesellschaft des Tiroler<br />

Gemeindeverbandes, die GemNova,<br />

ihr zehnjähriges Bestehen.<br />

Statt eines großen Festes wurde, bedingt durch die Corona-Krise,<br />

online auf das Jubiläum angestoßen und ein Blick<br />

zurückgeworfen. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen<br />

war der Weg der GemNova ungewöhnlich. Es ist die<br />

Geschichte von genutzten Chancen und dem Anspruch, die<br />

Weiterentwicklung der Tiroler Gemeinden zu fördern. Was<br />

im Kleinen begann, entwickelte sich im Verlauf der Jahre<br />

zum größten kommunalen Dienstleister Österreichs.<br />

Wie in vielen Fällen begann alles mit einer Idee. Gem-<br />

Nova-Geschäftsführer Alois Rathgeb hatte vor 2010 ein<br />

Unternehmen, das auf die Beschaffung von Material und<br />

Bedarfsmittel für Busunternehmen in Österreich und<br />

Deutschland spezialisiert war. Während seiner vielen<br />

Geschäftsreisen kam ihm der Gedanke, Beschaffung<br />

müsste auch ein Thema für Gemeinden sein, die damit<br />

enorme Kosten sparen könnten. Mit dieser Idee und der<br />

Motivation, etwas Sinnstiftendes für die Region zu tun,<br />

wandte er sich schließlich an den Präsidenten des Tiroler<br />

Gemeindeverbandes, Ernst Schöpf. Die Überlegung<br />

stieß auf offene Ohren. Schon damals sah Ernst Schöpf<br />

allerdings, dass neben der Beschaffung auch andere Aufgaben<br />

für die Tiroler Gemeinden sowohl in puncto Zeit<br />

als auch Qualität zunehmend zu einer Herausforderung<br />

werden würden; nämlich Service und Dienstleistung. Das<br />

nahm Rathgeb sich zu Herzen.<br />

Einen konkreten Plan gab es nicht<br />

Am 14. Mai 2010 startete Alois Rathgeb zusammen mit<br />

fünf Kollegen, einige von ihnen in Teilzeit. „Es würde<br />

sich heute besser anhören, wenn ich sagen würde, wir<br />

haben damals einen Plan gehabt, wie sich die Dinge<br />

entwickeln sollten. Die Wahrheit ist: So etwas gab es


GemNova inside<br />

7<br />

nicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal<br />

eine Ahnung, was Gemeinden eigentlich sind<br />

und wie sie ticken. Dennoch ergriffen wir die<br />

Chancen und setzten sie um. Das ist wohl der<br />

Schlüssel zum Erfolg“, sagt Rathgeb rückblickend.<br />

Es wurde relativ rasch klar: Es bleibt nicht bei<br />

der Beschaffung. Ende 2013/Anfang 2014 kam<br />

eine Gemeinde auf die GemNova zu und bat um<br />

Unterstützung bei der Sanierung ihrer Volksschule.<br />

Gemeinsam gelang die Umsetzung des<br />

Projektes. Wie man jedoch eine Verbindung von<br />

„Beschaffung“ zu „Sanierung“ herstellen kann, ist<br />

für Rathgeb bis heute ein Rätsel. Fest steht, dass<br />

die GemNova mit den Jahren nicht nur ein immer<br />

noch wachsendes Aufgabengebiet, sondern auch<br />

mehr Erfahrung und Know-how erlangte, komplizierte<br />

Situationen gemeinsam mit den Kommunen<br />

zu meistern.<br />

Der nächste große Schritt ließ nicht lange auf<br />

sich warten. 2015 wurde Österreich und auch<br />

Tirol von einer Flüchtlingswelle erfasst. Weil<br />

Sprache die zentrale Rolle bei der Integration<br />

spielt, entschlossen sich die Tiroler Sozialen<br />

Dienste GmbH (TSD), Sprachkurse für Migrantinnen<br />

und Migranten anzubieten, und ließen ein<br />

entsprechendes Programm zu deren Durchführung<br />

ausschreiben. Alois Rathgeb erkannte die<br />

Sensibilität und Dringlichkeit dieses Themas. Mit<br />

der Motivation, einen Beitrag zur Lösung dieser<br />

Herausforderung zu leisten, rechnete er sich<br />

das Projekt durch und bewarb sich mit einem<br />

Vorschlag. Am 19. Dezember 2015 bekam die<br />

GemNova dann prompt den Zuschlag, das Programm<br />

auf ihre Weise durchzuführen. Der Projektstart<br />

war am 11. Jänner 2016. „In kürzester<br />

Zeit suchte ich mir Unterstützung, denn es galt,<br />

über die Weihnachtszeit qualifizierte Fachkräfte<br />

für die Durchführung der Sprachkurse zu finden.<br />

Über 100 Bewerbungsgespräche wurden<br />

geführt. Schließlich stellten wir 85 Leute ein.<br />

Natürlich gab es laute Kritik, ob und wenn ja wie<br />

die GemNova so eine Aufgabe bewerkstelligen<br />

könnte. Doch wir überzeugten, und bereits nach<br />

zwei Monaten bekamen wir Lob für die Qualität<br />

und den Erfolg unserer Arbeit“, erinnert sich der<br />

GemNova-Geschäftsführer.<br />

Neue Wege trotz Kritik<br />

Rathgeb führt den positiven Verlauf der Sprachkurse<br />

auf die grundlegende praktische Einstellung<br />

der GemNova zurück, ein Problem<br />

anzugehen: Wie kann man welche Qualität<br />

gewährleisten, was wird dafür benötigt und was<br />

muss getan werden, damit ein Projekt gelingt?<br />

Der Fokus auf einen möglichen monetären<br />

Gewinn spielt bei dieser Herangehensweise<br />

keine Rolle. Das erfolgreiche Gelingen ist das<br />

Ziel. Das war damals so und hat sich bis heute<br />

nicht geändert. „Es sind Geschichten wie die<br />

der Sprachkurse, die uns alle bei der GemNova<br />

mit Stolz erfüllen. Zu Beginn eines Projektes<br />

hagelt es oft Kritik. Doch dann überzeugen wir<br />

mit unserem Know-how und unserer Arbeit, und<br />

aus Kritik wird Lob. Das motiviert und spornt an,<br />

neue Chancen zu nutzen“, betont Rathgeb.<br />

Werte wie<br />

Verantwortung, Wertschätzung,<br />

Vertrauen,<br />

Authentizität und Vielfalt<br />

sind keine Worthülsen.<br />

Sie werden gelebt.<br />

Keine Lippenbekenntnisse, sondern gelebte<br />

Werte<br />

Generell ist das Handeln der GemNova durch das<br />

Verständnis geprägt, einen gesellschaftlichen<br />

Beitrag zu leisten. Zur Philosophie des Unternehmens<br />

gehört auch, dass der Sinn einer Aufgabe<br />

im Fokus steht und nicht der Zweck. Statt<br />

auf Hierarchien und strikte Führung setzt die<br />

GemNova auf Eigenverantwortung und Selbstorganisation.<br />

Daher spricht Geschäftsführer Alois<br />

Rathgeb auch von Kolleginnen und Kollegen<br />

und nicht von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Werte wie Verantwortung, Wertschätzung,<br />

Vertrauen, Authentizität und Vielfalt sind keine<br />

Worthülsen. Sie werden gelebt. Das zeigte sich<br />

gerade während des Shutdowns zu Beginn der<br />

Corona-Krise. Auch die GemNova wurde davon<br />

überrascht. Nach einer kurzen Schockstarre, wie<br />

Alois Rathgeb es beschreibt, analysierte man die<br />

Situation. Es war sofort klar: Keiner wird entlassen.<br />

Ferner beschloss man keine Kürzungen<br />

beim Gehalt. Die Unternehmensführung wollte<br />

damit die Unternehmenswerte unterstreichen<br />

und sie für jeden erlebbar machen. Betriebswirtschaftlich<br />

schuf man dann die Voraussetzungen<br />

dafür, u. a. durch neue Produkte, die in dieser Zeit<br />

entwickelt wurden.<br />

DIE<br />

LETZTEN<br />

JAHRE<br />

IN<br />

ZAHLEN<br />

ENTWICKLUNG<br />

BESCHÄFTIGTE<br />

2011<br />

7<br />

2014<br />

130<br />

2020<br />

ÜBER 450<br />

KOLLEGINNEN<br />

UND KOLLEGEN<br />

Davon sind rund 350<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

in der Freizeitbetreuung<br />

und Schulassistenz<br />

beschäftigt.<br />

Die GemNova gehört<br />

heute von der Anzahl<br />

der Beschäftigten zu<br />

den 50 größten Tiroler<br />

Unternehmen.<br />

UMSATZ-<br />

ENTWICKLUNG<br />

2011<br />

450.000 EURO<br />

2014<br />

700.000 EURO<br />

2015<br />

900.000 EURO<br />

2017<br />

7,5 MIO. EURO<br />

2019<br />

16 MIO. EURO


8 GemNova inside<br />

Die Herausforderungen der Zukunft<br />

Fragt man Alois Rathgeb, wie der künftige Weg der<br />

GemNova aussieht, schmunzelt er. Mit Rückblick auf<br />

die letzten zehn Jahre wundert er sich selbst, was alles<br />

in dieser Zeit geschehen ist. Es gab ständig Anfragen,<br />

ob die GemNova Unterstützung leisten könne, auch<br />

wenn sich das fragliche Projekt nicht im Portfolio der<br />

GemNova wiederfand. Das hat die Entwicklung des<br />

Unternehmens ausgemacht und ließ es von der Anzahl<br />

der Beschäftigten und seinem umfangreichen Knowhow<br />

her stetig wachsen.<br />

WIR<br />

ALLE SIND<br />

GEMEINDE<br />

Die Herausforderungen<br />

der Gemeinden liegen in<br />

den Themenbereichen<br />

Finanzen, Personal,<br />

rechtliche Fragen und<br />

Infrastruktur.<br />

„Die Herausforderungen der Gemeinden liegen in vier<br />

Themenbereichen. Das sind die Finanzen, das Personal,<br />

rechtliche Fragen und die Infrastruktur. Sie werden die<br />

Zukunft der Gemeinden bestimmen. Zum einen liegt<br />

die Lösung für die meisten Probleme in der Digitalisierung,<br />

zum anderen in Form von Kooperationen. Ohne<br />

diese zwei Punkte wird es nicht gehen. Wir arbeiten<br />

gerade daran, regionale Servicecenter zu initiieren.<br />

Auf diese Weise können Leistungen wie die Finanzen<br />

oder Bauverfahren ausgelagert, Rechtssicherheit<br />

gewährleistet und Kosten gespart werden. Die Gemeinden<br />

behalten aber ihre Eigenständigkeit. Das ist ganz<br />

wichtig für das Zusammenleben und die Identität der<br />

Bürgerinnen und Bürger. Anders gesagt: Wir alle sind<br />

Gemeinde, wie der Titel unseres zum Jubiläum erschienenen<br />

Buches für jedermann lautet“, fasst Alois Rathgeb<br />

seinen Ausblick zusammen.<br />

AUTOR<br />

JAN SCHÄFER<br />

GemNova Verlag<br />

Mai 2020, 190 Seiten<br />

„Wir alle sind Gemeinde“ geht auf rund 190 Seiten<br />

in leicht verständlicher Sprache der Frage<br />

nach, was eine Gemeinde ausmacht. Bei genauer<br />

Betrachtung wird offensichtlich, wie komplex die<br />

kleinste demokratische Einheit unseres föderalen<br />

Systems ist. Ob es die Wasserversorgung,<br />

die Müllentsorgung, Wege, die Kinderbetreuung,<br />

die Pflege oder der Schutz vor Gefahren ist, das<br />

alles und weit darüber hinaus gewährleistet eine<br />

Gemeinde. Um das aber zu können, steht sie vor<br />

großen Herausforderungen. Anhand von praktischen<br />

Beispielen und Alltagssituationen wird<br />

nicht nur das deutlich, es werden auch Lösungsansätze<br />

vorgestellt. „Wir alle sind Gemeinde“ ist<br />

ein Buch von Praktikern für Praktiker und richtet<br />

sich neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern<br />

auch an Gemeinderätinnen und Gemeinderäte<br />

sowie an alle Bürgerinnen und Bürger.


GemNova inside<br />

9<br />

GÄB’S<br />

EUCH<br />

DREI<br />

NICHT,<br />

GÄB’S<br />

DIE<br />

GEM-<br />

NOVA<br />

NICHT<br />

(MEHR)<br />

AUTOR<br />

ALOIS RATHGEB<br />

Viele können sich noch<br />

erinnern: „Gameover für<br />

GemNova“ hat mal einer<br />

lauthals von sich gegeben.<br />

„GemNova gehört sofort<br />

aufgelöst“ ein anderer.<br />

Ja, 2012 ging’s so richtig<br />

rund. Viele haben damals<br />

in den Chor eingestimmt,<br />

einige wenige haben uns den<br />

Rücken gestärkt.<br />

Mein und unser besonderer Dank nach<br />

zehn Jahren gilt dabei drei Personen, von<br />

denen wir wissen, dass sie auch in der<br />

schwierigsten Phase hinter uns gestanden<br />

sind, und bei denen ich mich und wir<br />

uns heute gerne ganz offiziell bedanken<br />

wollen:<br />

Landeshauptmann Günther Platter:<br />

In seiner damaligen Funktion als<br />

Gemeindereferent hat er die Idee von<br />

Anfang an mitgetragen und unterstützt.<br />

Und 2012, als es Spitz auf Knopf stand<br />

und wir sogar eine kleine Koalitionskrise<br />

mitausgelöst hatten (dass wir das<br />

in so kurzer Zeit hinbekommen hatten,<br />

tut uns heute noch leid ), hat er klar<br />

für uns Stellung bezogen und hinter den<br />

Kulissen viel für uns getan. Ich denke,<br />

er hat dafür gesorgt, dass bestimmte<br />

Themen nicht vermischt, sondern sachlich<br />

getrennt wurden. Sehr geehrter Herr<br />

Landeshauptmann, danke für die Sachlichkeit<br />

und die Unterstützung unseres<br />

Projektes.<br />

Präsident Bgm. Mag. Ernst Schöpf: Er<br />

ist wirklich eine Persönlichkeit und ein<br />

Vorbild für uns in der GemNova. Stets auf<br />

das Wohl der Gemeinden bedacht und<br />

immer die Sache im Fokus. Handschlagqualität,<br />

wie man sie heute noch selten<br />

erlebt, ist er auch in den schwierigsten<br />

Zeiten ruhig und gelassen hinter uns<br />

gestanden. „Luis, das kriegen wir schon<br />

hin“ hat uns viel Druck genommen und<br />

die Sicherheit, dass wir nicht Opfer eines<br />

Stellvertreterkrieges wurden. Und in den<br />

vielen Jahren hat er, auch wenn wir Fehler<br />

gemacht haben, nie mit uns geschimpft.<br />

Und wie heißt es so schön bei den Ötztalern:<br />

„Nicht geschumpfen ist genug gelobt!“<br />

Danke, Ernst, für dein Vertrauen, deine<br />

Unterstützung und deinen Rückhalt. Wir<br />

wären ohne dich heute nicht da, wo wir<br />

sind!<br />

Bgm. Arno Guggenbichler: Es hat eine<br />

Zeit gegeben, in der sich einige Bürgermeisterkollegen<br />

von Arno sehr stark<br />

gegen uns gemacht haben. Die Hintergründe<br />

wissen wir uns heute zu erklären,<br />

damals war es nicht wirklich angenehm.<br />

Arno war uns dabei immer eine Stütze<br />

und ist immer für uns eingetreten, auch<br />

in vielen Gesprächen mit seinen Kolleginnen<br />

und Kollegen. Ja, Arno, das wissen<br />

wir, dass du im Hintergrund viel für<br />

uns getan hast. Danke! Arno hat auch<br />

von Anfang an unsere Angebote genützt,<br />

hat viel dazu beigetragen, dass wir von<br />

Lieferanten usw. akzeptiert wurden, und<br />

ist heute immer noch ein treuer – und<br />

wir hoffen natürlich – auch ein zufriedener<br />

Kunde. (Und er teilt meine Liebe zum<br />

konventionellen Fahrrad). Danke, Arno, für<br />

deine Unterstützung und Loyalität!


10 GemNova inside<br />

AB<br />

& ZU<br />

EIERT<br />

ES<br />

HALT<br />

Ernst Schöpf, Bürgermeister von Sölden und Präsident des<br />

Tiroler Gemeindeverbandes, über zehn Jahre GemNova, über in<br />

den Weg gelegte Prügel, über politische Eitelkeiten. Und über<br />

die Bedeutung von Nadelstreif und Haargel.<br />

2009 wurden Sie erstmals zum Präsidenten<br />

des Tiroler Gemeindeverbandes<br />

gewählt, ein Jahr später gründeten Sie<br />

bereits die GemNova. Wie ist es eigentlich<br />

dazu gekommen?<br />

Eigentlich hat mir ein Busunternehmer<br />

Alois Rathgeb ans Herz gelegt. Das war<br />

bereits 2009, als ich Hubert Rauch als Präsident<br />

des Gemeindeverbandes beerbte.<br />

Dieser Kerl Alois Rathgeb hat mir gefallen,<br />

er war sympathisch und voller Energie. Wir<br />

sind dann einige Themen durchgegangen,<br />

schlussendlich beim gemeinsamen Einkauf<br />

für die Gemeinden hängengeblieben. 2010<br />

wurde ich erneut zum Kopf des Gemeindeverbandes<br />

gewählt, da hab’ ich dann die<br />

GemNova schon mitgebracht.<br />

Der Start war also die gemeinsame<br />

Beschaffung?<br />

Ja, so hat es 2010 begonnen. Die Gemeinden<br />

sind schnell draufgekommen, dass ein<br />

gemeinsamer Einkauf – von Schreibmaterialien<br />

über Computer bis hin zum Klopapier<br />

– Sinn macht. Erstens ist es günstiger,<br />

zweitens mit weniger Aufwand verbunden<br />

und drittens effizienter. Na ja, und dann sind<br />

über die Jahre halt weitere Aufgaben dazugekommen,<br />

sehr viel schneller, als wir alle<br />

gedacht haben.<br />

Bleiben wir noch ganz am Anfang. Da<br />

hat’s doch einige Prügel gegeben, die<br />

euch ganz bewusst in den Weg gelegt<br />

wurden.


GemNova inside<br />

11<br />

Das war am Anfang so, das passiert freilich<br />

auch heute noch. Wobei es da nicht<br />

immer um die GemNova, sondern vielmehr<br />

um mich ging. Wie heißt’s so treffend:<br />

Man schlägt den Sack und meint<br />

den Esel. Ich halte das schon aus, aber<br />

für ein junges Unternehmen, welches<br />

gerade erst flügge wird, waren diese<br />

Querschüsse schon ungut, unangenehm,<br />

lästig und ärgerlich. Mittlerweile steigt<br />

die GemNova leichtfüßig über diese Prügel<br />

hinweg.<br />

Stichwort Wachstum: Umsatz und<br />

Beschäftigte sind dann ja förmlich<br />

explodiert. War dies eigentlich beabsichtigt?<br />

Nein, nicht in dieser Geschwindigkeit.<br />

Allerdings haben dann viele Bürgermeisterinnen<br />

und Bürgermeister immer öfter<br />

gefragt, ob wir für die ein oder andere<br />

kommunale Herausforderung Beistand<br />

leisten könnten. Die Komplexität der<br />

Aufgaben in den Gemeinden ist massiv<br />

gestiegen, da waren natürlich viele froh,<br />

professionelle Unterstützung zu bekommen.<br />

Sei es bei den Vergabeverfahren,<br />

beim Baumanagement, bei Ausschreibungen,<br />

dem Fuhrpark, beim Personal, den<br />

Finanzen oder etwa der Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Und Sie sind dabei nicht auf die Bremse<br />

gestiegen?<br />

Also es galt schon aufzupassen, dass wir<br />

uns nicht übernehmen. Das kann nämlich<br />

leicht passieren. Ein Katalysator dieses<br />

Wachstums waren dann sicher die<br />

Deutschkurse ab 2015, die aufgrund der<br />

Flüchtlingskrise plötzlich massiv nachgefragt<br />

wurden. Gerade in dieser Zeit hat die<br />

GemNova Außerordentliches geleistet, vor<br />

allem auch in und für die Gemeinden. Eine<br />

gemeinsame Sprache, über die man sich<br />

verständigen kann, verbindet, ist die Voraussetzung<br />

für geglückte Integration. Tirol,<br />

und damit die GemNova, wurde damals<br />

von SOS Mitmensch als österreichweit<br />

bester Anbieter für Deutschkurse ausdrücklich<br />

gelobt.<br />

Sprache und Bildung ...<br />

... ist die Voraussetzung für Chancengleichheit.<br />

Darum nimmt der Bildungspool,<br />

nimmt die Akademie innerhalb der<br />

GemNova einen so wichtigen Stellenwert<br />

ein. Sprachförderung, Inklusion, Aus- und<br />

Weiterbildung, Schulungen, Nachmittagsund<br />

Freizeitbetreuung. Auch in diesen<br />

Bereichen sind die Gemeinden froh, professionelle<br />

Unterstützung samt entsprechendem<br />

Personal zu erhalten.<br />

Und Sie halten der GemNova bei alledem<br />

den Rücken frei?<br />

Meine Aufgabe ist es vor allem, politische<br />

Querschüsse abzufedern. Diese tauchen<br />

oft plötzlich aus dem Nichts auf und sind<br />

nicht so leicht zuordenbar. Da ist es dann<br />

schon hilfreich, einen starken Schutzschild<br />

zu haben. Außerdem dürfen Sie<br />

die Eitelkeiten in der Politik nicht unterschätzen,<br />

da wird manchmal gar nicht<br />

der eigentlichen Sache wegen etwas torpediert.<br />

Und nein, um Ihre nächste Frage<br />

gleich zu beantworten, ich nenne jetzt<br />

keine konkreten Beispiele.<br />

DIE GEMNOVA IST NICHT<br />

NUR DAS UNTERNEHMEN<br />

DER TIROLER GEMEIN-<br />

DEN, SONDERN AUCH DER<br />

GRÖSSTE KOMMUNALE<br />

DIENSTLEISTER ÖSTER-<br />

REICHS. DAS BLEIBT<br />

NATÜRLICH NICHT IM<br />

VERBORGENEN.<br />

Schade, das hätte nicht nur mich sehr<br />

interessiert. Die Zusammenarbeit mit<br />

dem Land ...<br />

... funktioniert grundsätzlich gut. Wenn<br />

es ab und zu mal eiert, dann gehört das<br />

einfach dazu. Auch in den Gemeinden ist<br />

die Meinungsfindung nicht immer friktionsfrei,<br />

ich weiß recht gut, wovon ich<br />

da spreche. Nach zehn Jahren steht die<br />

GemNova heute besser als je zuvor da,<br />

die Gemeinden wissen, worin die Vorteile<br />

einer Zusammenarbeit liegen. Das ist der<br />

Schlüssel zum Erfolg.<br />

Soll die GemNova auch in anderen Bundesländern,<br />

in Südtirol, tätig werden?<br />

Lassen Sie es mich so formulieren: Die<br />

Neugierde aus anderen Bundesländern ist<br />

vorhanden, Salzburg schaut gern über die<br />

Grenze, der österreichische Gemeindebund<br />

beobachtet auch sehr genau. Die GemNova<br />

ist ja nicht nur das Unternehmen der Tiroler<br />

Gemeinden, sondern auch der größte<br />

und erfolgreichste kommunale Dienstleister<br />

Österreichs. Das bleibt natürlich nicht im<br />

Verborgenen.<br />

Letzte Frage, wohl eher rhetorisch. Wie<br />

ist Ihr Verhältnis zu Alois Rathgeb?<br />

Ausgezeichnet, von gegenseitigem Vertrauen<br />

geprägt. Und ich stärke ihm politisch<br />

den Rücken. Er ist ja prima vista eher<br />

unscheinbar, kommt nicht im Nadelstreif<br />

oder mit gegeltem Haar daher. Gleichzeitig<br />

weiß er sehr genau, wovon er redet. Und,<br />

ganz wichtig, er ist sehr gut vernetzt, auf<br />

den verschiedensten Ebenen. Außerdem<br />

hat er eine gute Nase, um mit den richtigen<br />

Leuten zu kooperieren, die besten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu finden.<br />

Es ist also kein Zufall, dass er vom ersten<br />

Tag an die GemNova verantwortet.<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. REINHOLD OBLAK<br />

Aufgewachsen in Kärnten, studierte er<br />

an den Universitäten Wien und Perugia,<br />

Italien. Er war viele Jahre Journalist,<br />

Konzernsprecher, Vorstand und Aufsichtsrat.<br />

Seit 2018 ist er bei der GemNova für die<br />

Unternehmenskommunikation zuständig.<br />

Kontakt: r.oblak@gemnova.at


12 GemNova inside<br />

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GemNova inside<br />

13<br />

REISE<br />

INS UNGEWISSE<br />

AUTOR<br />

ALOIS RATHGEB<br />

MUT ZU NEUEN WEGEN<br />

Gemeindekooperationen. Digitalisierung. Wenn man<br />

die wichtigsten Worte der letzten Jahre im kommunalen<br />

Umfeld wählen müsste, dann würden wohl Kooperation<br />

und Digitalisierung mit haushohem Abstand gewinnen.<br />

Über kaum ein anderes Thema wird aktuell so viel diskutiert, geschrieben<br />

und nachgedacht. Unzählige Studien beschäftigen sich damit, Versuche gibt<br />

es viele, Einzelaktivitäten sind zahlreich, den Königsweg hat noch niemand<br />

gefunden. Eines ist jedoch gewiss, ohne Kooperation und Digitalisierung<br />

können die Gemeinden die Aufgaben der Zukunft unmöglich in der geforderten<br />

Qualität bewältigen. Der Weg führt zwangsläufig in die Fusion, für<br />

viele wohl das Unwort der letzten Jahre.


14 GemNova inside<br />

Gerade Covid19 hat noch stärker gezeigt, wie wichtig Zusammenarbeit<br />

und Digitalisierung sind, und hat viel dazu beigetragen, dass<br />

sich immer mehr Gemeinden noch intensiver damit auseinandersetzen.<br />

In einer vom Tiroler Gemeindeverband und von GemNova<br />

durchgeführten Befragung im Juni dieses Jahres (abzurufen auf<br />

www.gemnova.at) haben fast zwei Drittel der Befragten angegeben,<br />

dass sie sich vorstellen können, Aufgaben auszulagern, und<br />

bis zu 60 Prozent gaben an, dass noch viele kommunale Angebote<br />

online nicht verfügbar sind bzw. diese verfügbar sein sollten.<br />

Speziell Gemeinden bis 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner<br />

sehen in beiden Bereichen eine sehr hohe Notwendigkeit von<br />

Änderungen und Weiterentwicklungen für die Zukunft.<br />

In der Zusammenschau dieser Online-Befragung, aber auch<br />

der von uns im Vorfeld mit über 150 Bürgermeisterinnen und<br />

Bürgermeistern durchgeführten telefonischen Umfrage und<br />

aus unserer täglichen Arbeit ergibt sich folgendes Herausforderungs-<br />

und Lösungsbild für die Zukunft der Tiroler Gemeinden:<br />

Herausforderungen:<br />

Infrastruktur, Recht,<br />

Personal, Finanzen<br />

Zukunft<br />

Gemeinde =<br />

KOOPERATIONEN<br />

mittels Regionale<br />

Gemeinde ServiceCenter<br />

REGISTERBASIERTE<br />

DIGITALISIERUNG<br />

„Der Bund überträgt immer mehr Aufgaben an die Gemeinden,<br />

er vergisst nur meist, das Geld mitzuschicken“, so Gemeindeverbandspräsident<br />

Ernst Schöpf. Und daraus ergeben sich zwangsläufig<br />

große Herausforderungen für die Gemeinden. Die VRV<br />

2015 stellt Gemeinden ebenso vor Herausforderungen, und eine<br />

zukunftssichere, ausgewogene Budgetierung und Finanzplanung<br />

sind Eckpfeiler eines stabilen Haushaltes. Dazu bedarf es viel<br />

Know-how und Erfahrung.<br />

Entsprechendes Personal für diese und andere Themen zu finden<br />

und zu halten, wird zusehends schwieriger, die Schere in der<br />

Bezahlung zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Verwaltung<br />

wird nicht kleiner, eher größer. Es braucht dazu unbedingt neue,<br />

kreative Wege des Personalmarketings, der Personalsuche bis hin<br />

zur Auslagerung von Tätigkeiten.<br />

Da stellt sich für<br />

Gemeinden die Frage,<br />

wie die Zukunft aussehen<br />

soll und kann.<br />

Rechtliche Rahmenbedingungen, Bürgerinnen und Bürger, die<br />

zur Bauverhandlung mit Anwalt anrücken, Haftungsthemen für<br />

die Bürgermeisterin und den Bürgermeister. Es wird für kleinere<br />

Gemeinden immer schwieriger. Sich ohne teure Spezialisten<br />

sicher durch den Gesetzesdschungel zu bewegen. Speziell dieses<br />

Thema scheuen auch viele Menschen, und das führt wiederum<br />

dazu, dass sich immer weniger bereit erklären, politische<br />

Ämter zu bekleiden. Und schlussendlich ist es für Gemeinden<br />

eine Monsteraufgabe, Infrastruktur zu schaffen und diese auch<br />

zu erhalten. Wir haben in Tirol ein Kanalnetz, das meist schon<br />

50 Jahre und älter ist, wir haben einen extrem hohen Sanierungsbedarf<br />

im Straßennetz. Rechtliche Anforderungen zwingen<br />

Gemeinden laufend dazu, Schulgebäude, Pflegeheime und anderes<br />

zu sanieren, zu erneuern oder zu erweitern. Infrastruktur ist<br />

funktional und qualitativ hoch komplex, rechtlich herausfordernd<br />

und sehr kostenintensiv. Anpacken und Bauen ging früher, diese<br />

Zeiten sind schon längst vorbei.<br />

Da stellt sich für Gemeinden die Frage, wie die Zukunft aussehen<br />

soll und kann. Was müssen und können wir realisieren? Wie<br />

gestalten wir künftig unsere Verwaltung? Wollen wir uns auf<br />

bestimmte Themen konzentrieren? Was erwartet sich die Bürgerin<br />

und der Bürger von ihrer bzw. seiner Gemeinde? Diese und<br />

viele andere Fragen werden immer wichtiger und entscheidender,<br />

um richtige und wegweisende Entscheidungen treffen zu können.<br />

Für all diese Herausforderungen haben wir in Zusammenarbeit<br />

mit Tirols Gemeinden zahlreiche Lösungen entwickelt und mit<br />

vielen auch schon realisiert. Seit Jahren arbeiten wir daran, für<br />

diese Themen entsprechendes Fachwissen bei uns zu sammeln<br />

und gebündelt den Gemeinden zur Verfügung zu stellen. Der<br />

Erfolg gibt uns Recht, wir haben zwischenzeitlich eigentlich mit<br />

jeder Tiroler Gemeinde Projekte umgesetzt. Nun gilt es, gemeinsam<br />

den nächsten Schritt in die Zukunft zu tun. Verwaltungsgemeinschaften?<br />

Gemeindeverbände? Ist das der richtige Weg?<br />

Weitere Einheiten zu schaffen, die mit Gremien ausgestattet<br />

werden müssen u. v. m., sehen wir als sehr komplex und schwierig<br />

an. Bei manchen Themen kann das eine Lösung sein, bei manchen<br />

wird es nur so gehen.


GemNova inside<br />

15<br />

Unser Lösungsansatz geht jedoch in Richtung „Regionale Gemeinde<br />

ServiceCenter“. Das sind quasi GemNova-Niederlassungen in<br />

den Regionen, die Vor-Ort-Service und Dienstleistungen für die<br />

Gemeinden anbieten. Dies kann von der Baurechtsverwaltung über<br />

Buchhaltung- bis hin zu Lohnverrechnungsleistungen gehen. Das<br />

können „Kümmerer-Leistungen“ für die Planungsverbände sein,<br />

und das kann die regionale Koordination von Betreuungsleistungen<br />

im schulischen Kontext sein. Gemeinden können über einen<br />

Dienstleistungsvertrag diese Angebote nutzen, längerfristig aber<br />

auch kurzfristig (z. B. im Krankheits- oder Urlaubsfall) die Leistungen<br />

in Anspruch nehmen. Die hoheitlichen Tätigkeiten bleiben damit<br />

natürlich bei den Gemeinden, die ServiceCenter arbeiten zu. Für<br />

Gemeinden selbstverständlich natürlich immer auf freiwilliger Basis.<br />

Durch die Schaffung einer derartigen Struktur können tirolweit<br />

innerhalb der ServiceCenter Personalausfälle leichter kompensiert<br />

werden, es kann Erfahrungs- und Wissensaustausch strukturiert<br />

erfolgen und diverseste Spezialisierungen geben. In der GemNova<br />

selbst steht weiteres, vertieftes Fachwissen zur Verfügung, was<br />

wiederum Stabilität bringt. Dabei wird natürlich darauf geachtet,<br />

dass die Gemeinden die Entscheidungshoheit haben und entsprechenden<br />

Einfluss nehmen können. Die ServiceCenter sind schnell,<br />

flexibel und individuell anpassbar, und Gemeinden profitieren von<br />

dieser Flexibilität. Also eine Win-win-Situation für alle.<br />

Solche Strukturen – das betrifft aber auch Verwaltungs- und Verbandsstrukturen<br />

– benötigen zum Erfolg noch einen ganz wesentlichen<br />

Faktor: eine moderne, zukunftsgerichtete IT-Struktur. Es<br />

bedarf Lösungen, welche mandantenfähig<br />

sind und auf Registern<br />

(ZMR, AGWR, FB-Register etc.)<br />

basieren. Nur so können Gemeinden<br />

mit diesen ServiceCentern professionell<br />

und schnittstellenfrei zusammenarbeiten.<br />

Damit können die ServiceCenter<br />

Leistungen erbringen,<br />

und die Gemeinden können vor Ort<br />

im Amt in die Akten Einsicht nehmen.<br />

Es müssen keine Papiere hinund<br />

hergeschickt werden, und jeder<br />

kann jederzeit und ortsunabhängig<br />

zugreifen und arbeiten. Solche<br />

Lösungen führen auch zu deutlich<br />

geringeren IT-Kosten, ein weiterer<br />

Vorteil einer ServiceCenter-Lösung.<br />

Das alles mag ein mutiger Blick in<br />

die Zukunft sein. Wir sind jedoch<br />

der Überzeugung, dass es mutiger<br />

Lösungsansätze bedarf, um<br />

die künftigen Herausforderungen<br />

zu meistern.<br />

Regionale Gemeinde<br />

ServiceCenter<br />

Die Regionalen Gemeinde<br />

ServiceCenter bieten neben der<br />

Betreuung der Planungsverbände<br />

diverse Dienst- und Serviceleistungen<br />

für die Gemeinden. Die<br />

Zusammenarbeit basiert auf<br />

Vertragsbasis, und die Gemeinde<br />

ist vollkommen frei in ihrer<br />

Entscheidung, welche Leistungen<br />

sie über welchen Zeitraum in<br />

Anspruch nimmt. Kombiniert mit<br />

einer professionellen IT-Lösung<br />

ist das unser Weg für die Zukunft<br />

der Tiroler Gemeinden.<br />

Ansprechpartner bei GemNova:<br />

Alois Rathgeb, Georg Keuschnigg,<br />

Maximilian Huber<br />

STATEMENTS<br />

Am Institut für Föderalismus haben wir recherchiert,<br />

welche Kooperationsformen es auf kommunaler Ebene<br />

im deutschsprachigen Raum gibt. Es gibt viele, teilweise<br />

gleiche und teils sehr unterschiedliche Formen<br />

der Zusammenarbeit, aber keine flächendeckende,<br />

strukturierte Lösung der akuten Probleme.<br />

Die von der GemNova entwickelte Idee der Regionalen<br />

Gemeinde ServiceCenter bietet einen Lösungsansatz,<br />

der zumindest den größten Teil der Anforderungen<br />

erfüllt: In den ServiceCentern sitzen fachlich<br />

geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die als<br />

externes Gemeindeamt die übernommenen Aufgaben<br />

mit ihrem Fachwissen abarbeiten, in der Muttergesellschaft<br />

GemNova können sie auf Expertinnen und<br />

Experten zurückgreifen. Die Gemeinden bleiben die<br />

bestimmende Größe, weil sie Dienstleistungsverträge<br />

abschließen, aber auch kündigen können.<br />

Mit der regionalen Bündelung kommunaler Kompetenz<br />

entsteht eine Struktur, die es auch kleinen und<br />

kleinsten Gemeinden ermöglicht, eigenständig zu<br />

bleiben und gleichzeitig eine standardisierte Dienstleistung<br />

zu erbringen.<br />

GEORG KEUSCHNIGG<br />

EHEMALIGER NATIONALRAT UND BUNDESRAT,<br />

JETZT BEI GEMNOVA<br />

Um die Herausforderungen der Zukunft für Tirols<br />

Gemeinden zu meistern, braucht es mutige Konzepte.<br />

Es wird nicht genügen, Kleinigkeiten zu<br />

verändern. Wir sind gefordert, auch große Herausforderungen<br />

anzunehmen und vielfach auch Neues,<br />

Ungewohntes zu akzeptieren. Die Regionalen<br />

Gemeinde ServiceCenter sind so ein mutiger<br />

Schritt in die Zukunft, die den Gemeinden Handlungsspielräume<br />

zurückgeben werden. Damit können<br />

wir unsere Leistungen bündeln, professionalisieren<br />

und für die Zukunft absichern. Damit<br />

treten wir auch entschieden gegen Fusionen auf<br />

und können unsere ländlichen Strukturen weiterhin<br />

aufrechterhalten.<br />

BGM. MAG. ERNST SCHÖPF<br />

PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND


16 tirol.Politik<br />

DER GEMEINDERAT –<br />

MITGESTALTUNG IN DER<br />

GEMEINDEPOLITIK<br />

LH<br />

GÜNTHER PLATTER<br />

© Blickfang<br />

LR MAG.<br />

JOHANNES TRATTER<br />

Verantwortung für die<br />

Heimat übernehmen.<br />

Die Zugehörigkeit zu einer Gemeinde<br />

verbindet die Einwohnerinnen und Einwohner.<br />

Sie teilen gemeinsame Traditionen,<br />

Geschichten, Vorhaben und auch<br />

Sorgen. Gleichzeitig sind die Gemeinden<br />

ein politisches Organ, zu dem die Menschen<br />

einen besonderen Bezug haben.<br />

Auf dieser Ebene werden Entscheidungen<br />

getroffen, die die unmittelbare<br />

Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger<br />

direkt betreffen.<br />

Umso wichtiger ist es, dass die<br />

Gestaltung der Gemeindepolitik jenen<br />

überantwortet wird, die sich in außerordentlichem<br />

Maße für die Belange des<br />

Ortes einsetzen und denen die Bewohnerinnen<br />

und Bewohner ihr Vertrauen<br />

schenken. Dies sind nicht zuletzt die<br />

Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,<br />

die sich in der Lokalpolitik engagieren<br />

und Verantwortung für ihre Heimat<br />

übernehmen – oft zusätzlich zu ihren<br />

beruflichen Verpflichtungen.<br />

Der unermüdliche Einsatz, den Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäte für ihre<br />

Gemeinde, ihre Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürger aufbringen, verdient Dank<br />

und Anerkennung. Ihre Arbeit ist richtungs-<br />

und zukunftsweisend, mitunter<br />

kritisch, stets aber konstruktiv und mit<br />

Blick auf das Wohl der Allgemeinheit.<br />

Für dieses Engagement bedanke ich<br />

mich bei ihnen sowie bei allen anderen,<br />

die – ungeachtet ihrer Funktion –<br />

auf Gemeindeebene politisch aktiv sind<br />

und damit die Zukunft unseres Landes<br />

entscheidend mitgestalten.<br />

Ihr LH Günther Platter<br />

Gemeinsam für unsere<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

Bevor ich 2012 als Mitglied der Landesregierung<br />

mit der Zuständigkeit für<br />

die Gemeinden betraut wurde, war ich<br />

Bürgermeister in meiner Heimatstadt<br />

Hall. Die persönlichen Erfahrungen, die<br />

ich in der Kommunalpolitik gewonnen<br />

habe, begleiten mich bis heute als wertvolle<br />

Ressource. Ich schätze das hohe<br />

Engagement der Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäte und komme daher<br />

der Einladung, in diesem Magazin einige<br />

Gedanken zu ihrer Rolle auszuführen,<br />

gerne nach.<br />

In der öffentlichen Präsenz wird zwar<br />

vor allem der Bürgermeister bzw. die<br />

Bürgermeisterin wahrgenommen, doch<br />

die politischen Geschicke einer Gemeinde<br />

und alle Weichenstellungen werden<br />

im Gemeinderat durch die Arbeit der<br />

dort gewählten Mandatare eingeleitet.<br />

Die allermeisten, die hier tätig sind, tun<br />

dies unbezahlt und aus dem Motiv heraus,<br />

etwas Positives für ihren Heimatort<br />

zu bewegen. Ob Widmungsfragen,<br />

Verbesserung der Infrastruktur, soziale<br />

Themen, Projekte zur Ortskernrevitalisierung<br />

oder ganzheitliche Entwicklungsprozesse<br />

– als Gemeindelandesrat<br />

sehe ich, welche kommunalen Anliegen


tirol.Politik 17<br />

© Land Tirol/Cammerlander<br />

© Julia Moll<br />

BGM. MAG.<br />

ERNST SCHÖPF<br />

vorrangig sind, was vor Ort diskutiert<br />

und entschieden wurde und wie zielstrebig<br />

man die jeweilige Gemeinde<br />

weiterbringen möchte.<br />

Die Erwartungen der Bürgerinnen und<br />

Bürger sind vielfältig, die finanziellen<br />

Gegebenheiten keineswegs einfach.<br />

Dass es trotzdem in hohem Maß<br />

gelingt, die Lebensqualität der Bevölkerung<br />

in den Regionen, vom dicht besiedelten<br />

urbanen Raum bis hin zu entlegeneren<br />

ländlichen Gemeinden, auf<br />

einem guten Niveau zu halten, ist nicht<br />

zuletzt dem ungebrochenen Einsatz der<br />

gewählten Kommunalpolitikerinnen und<br />

-politiker zu verdanken. Sie kennen die<br />

konkreten Anliegen und setzen sich für<br />

das Wohlergehen der Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger ein.<br />

Ich bedanke mich bei allen Gemeinderätinnen<br />

und Gemeinderäten für ihre<br />

verantwortungsvolle Arbeit im Dienst<br />

der Bevölkerung! Auch wenn es zahlreiche<br />

Herausforderungen zu bewältigen<br />

gilt, zuletzt sogar im bislang ungeahnten<br />

Ausmaß einer Pandemie, steht das<br />

Land den Gemeinden als verlässlicher<br />

Partner zur Seite. Gemeinsam wird<br />

es weiterhin gelingen, unsere Heimat<br />

zukunftsfähig zu gestalten!<br />

Ihr LR Mag. Johannes Tratter<br />

Respekt, der redlich<br />

verdient ist.<br />

Wenn in der Öffentlichkeit oder in den<br />

Medien über Gemeindeangelegenheiten<br />

diskutiert wird, steht meist der Bürgermeister<br />

im Mittelpunkt. Dabei geschieht<br />

in einer Gemeinde nichts Maßgebliches,<br />

wo nicht auch die Gemeinderäte<br />

ein gewichtiges Wörtchen mitzureden<br />

und auch mitzuentscheiden hätten. Die<br />

Gemeinderäte sind ein von der breiten<br />

Masse oft übersehener, aber dennoch<br />

ungemein wichtiger Pfeiler des politischen<br />

Gemeindelebens. Der Gemeinderat<br />

ist, und das unterstreicht die Wichtigkeit<br />

dieser Institution, die gewählte Volksvertretung<br />

innerhalb einer Gemeinde.<br />

Gemeinderäte zeichnen sich vielfach<br />

durch engagierte Arbeit in den Gemeindeausschüssen<br />

aus, wo die Anträge für<br />

den Gemeinderat vorbereitet werden, die<br />

danach in selbigem beschlossen oder<br />

abgelehnt werden. Ob Budget, Raumordnung,<br />

Finanzen, Sicherheit, Sport oder<br />

Kultur – die Arbeit der Gemeinderäte<br />

betrifft das tägliche Leben der Bürger in<br />

wesentlicher Form. Denn das politische<br />

Geschehen einer Gemeinde wird nun mal<br />

in den Gemeinderatssitzungen bestimmt.<br />

Der größte Teil dieser Treffen ist übrigens<br />

öffentlich. Das heißt, jeder Bürger<br />

kann zuhören, und das sei ihm auch ans<br />

Herz gelegt, um einmal zu sehen, was da<br />

geleistet wird. Bei den letzten Gemeinderatswahlen<br />

2016 wurden 3.698 engagierte<br />

Mitbürgerinnen und -bürger in das<br />

verantwortungsvolle Amt eines Gemeinderates<br />

gewählt. Wir sollten diesen Menschen<br />

für ihr unbezahltes und oft auch<br />

ungedanktes Einbringen in ein funktionierendes<br />

Gemeindeleben dankbar sein<br />

und ihnen mit jenem Respekt begegnen,<br />

der ihnen zusteht. Und dieser Respekt ist<br />

redlich verdient. Denn die Regulierungsund<br />

Ordnungsmanie scheint eine österreichische<br />

Schwäche zu sein.<br />

Die Verwaltungskunst hat ungeahnte<br />

Höhen erreicht. Das damit einhergehende<br />

gesetzliche Regelwerk ist umfangreich<br />

und engmaschig geworden. Die<br />

Chance, sich darin zu verfangen, ist<br />

groß, und unliebsame Begegnungen von<br />

Mandatarinnen und Mandataren mit den<br />

Aufsichtsbehörden oder gar der Staatsanwaltschaft<br />

sind immer öfter zu beobachten.<br />

Bleibt unseren Gemeinden also<br />

nur die Hoffnung, dass sich auch bei den<br />

nächsten Wahlen 2022 wieder genügend<br />

Freiwillige für das Amt des Gemeinderates<br />

finden. Um ihr wertvolles Tagwerk<br />

neben Brotberuf und Familie für die Dorfgemeinschaft<br />

zu verrichten.<br />

Ihr Bgm. Mag. Ernst Schöpf


18<br />

tirol.Politik<br />

OFT UNTERSCHÄTZT<br />

UND DENNOCH STILLE<br />

MACHT IM HINTERGRUND:<br />

DER GEMEINDERAT<br />

Wenn in den Medien oder in Diskussionen<br />

von Gemeindeangelegenheiten<br />

die Rede ist, dann steht fast immer<br />

der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin<br />

im Mittelpunkt. Doch in<br />

einer Gemeinde geht nichts ohne den<br />

Gemeinderat. In der breiten Masse der<br />

Bevölkerung oftmals unterschätzt,<br />

ist das Amt der Gemeinderätin bzw.<br />

des Gemeinderates allerdings von<br />

essenzieller Bedeutung für das Funktionieren<br />

einer Kommune.<br />

Die Tiroler Gemeindeordnung definiert<br />

knapp in zwei Sätzen die Aufgaben des<br />

Gemeinderates – und zeigt damit seine<br />

Macht und seinen Einfluss auf: „Der<br />

Gemeinderat ist das oberste Organ der<br />

Gemeinde. Er hat über alle Angelegenheiten<br />

von grundsätzlicher Bedeutung zu entscheiden<br />

und die Geschäftsführung der<br />

übrigen Gemeindeorgane zu überwachen.“<br />

Aktuell bekleiden 3.698 Tirolerinnen und<br />

Tiroler dieses Amt. Stellvertretend für diese<br />

Menschen aus 279 Tiroler Ortschaften<br />

haben wir eine der interessantesten Persönlichkeiten<br />

aus diesem Kreis getroffen,<br />

um uns ein Bild vom Alltag dieser Institution<br />

zu verschaffen.<br />

Von der Privatwirtschaft in die Politik<br />

Die Telferin Cornelia Hagele machte zuerst<br />

in der freien Wirtschaft Karriere. Als stellvertretende<br />

Geschäftsführerin des österreichischen<br />

Handelskonzerns Hofer war sie<br />

u. a. für den Aufbau des ungarischen Marktes<br />

zuständig. 2007 kehrte sie nach Tirol<br />

zurück. Ihre Kinder Paul und Linda kamen<br />

zur Welt. Exakt in dieser Zeit standen in<br />

Tirol Gemeinderatswahlen an. Christian<br />

Härting, heute Bürgermeister der Marktgemeinde<br />

Telfs, kam 2009 auf Hagele zu,<br />

um sie für die Politik zu begeistern. Sie<br />

sagte zu. Bei den Wahlen 2010 trat die<br />

neue Liste in Tirols drittgrößter Gemeinde<br />

mit knapp 16.000 Einwohnerinnen und<br />

Einwohnern an. Und das Abschneiden war<br />

äußerst erfolgreich. Fünf Mandate und der<br />

Bürgermeisterposten waren der Lohn.<br />

Aufgaben, Pflichten und ein Gespür<br />

Wenn Cornelia Hagele heute zurückblickt,<br />

strahlt sie über das ganze Gesicht, gefolgt<br />

von ihrem sympathischen, verschmitzten<br />

Lächeln: „Wir haben nicht erwartet, so gut<br />

abzuschneiden. Gerechnet haben wir mit<br />

zwei bis drei Mandaten.“ Doch nun galt es<br />

für die politische Quereinsteigerin aus der<br />

Wirtschaft, auch in der Kommunalpolitik<br />

als Gemeinderätin Zeichen zu setzen. Wie<br />

beschreibt nun Cornelia Hagele aber die<br />

Aufgaben und Pflichten einer Gemeinderätin<br />

bzw. eines Gemeinderates? „Zuerst


tirol.Politik<br />

19<br />

einmal, es ist eine ganz wunderbare Sache,<br />

wenn man mitgestalten kann. Allerdings<br />

muss einem klar sein, dass es viel Aufwand<br />

mit sich bringt, wenn man diese Rolle übernimmt.<br />

Man muss viel Zeit investieren. Es<br />

muss zum Hobby werden, damit man es<br />

auch gerne und gut macht“, schildert Cornelia<br />

Hagele nach einer kurzen Nachdenkpause.<br />

„Natürlich sind inhaltliche Dinge sehr<br />

wichtig, allerdings auch gesellschaftliche. Um<br />

ein Gespür für die Menschen zu bekommen,<br />

was sie bewegt und was sie sich wünschen,<br />

„Was die tägliche politische<br />

Arbeit betrifft, ist<br />

es immens wichtig, nicht<br />

unbedarft zu sein, sondern<br />

eine klare Vorstellung<br />

zu haben, was man<br />

wie bewegen möchte.“<br />

bedarf es der Nähe zu den Bürgerinnen<br />

und Bürgern. Damit ist aber nicht nur eine<br />

Sprechstunde gemeint, man muss vor allem<br />

raus zu den Menschen.“<br />

Klare Vorstellungen und dickes Fell<br />

Bei den nächsten Wahlen 2016 wurde die<br />

heute 45-Jährige Vizebürgermeisterin. Sie<br />

hat also mittlerweile bereits einige Routine<br />

gesammelt. 2022 sind neuerlich Gemeinderatswahlen<br />

angesetzt, die Vorbereitungen<br />

quer durch das Land laufen bereits. Es wird<br />

wieder viele neue Gemeinderätinnen und<br />

Gemeinderäte geben, die schon jetzt beginnen,<br />

sich darauf vorzubereiten. Was wird<br />

sie erwarten, Frau Hagele? „Was die tägliche<br />

politische Arbeit betrifft, ist es immens<br />

wichtig, nicht unbedarft zu sein, sondern<br />

eine klare Vorstellung zu haben, was man<br />

wie bewegen möchte. Dabei sollte man<br />

aber ja nicht glauben, der Einzige zu sein,<br />

der die Wahrheit mit dem Löffel gefressen<br />

hat. Man muss viele Meinungen einbeziehen<br />

und konstruktiv an gemeinsamen Lösungen<br />

arbeiten. Außerdem braucht man ein<br />

dickes Fell, denn nicht immer wird man Lob<br />

für seine Arbeit erhalten. Der Ton wird Jahr<br />

für Jahr rauer. Zart besaitet zu sein, kann<br />

man sich nicht leisten. Am besten hat man<br />

einen breiten Rücken.“ Einen der wesentlichsten<br />

Punkte für eine erfolgreiche politische<br />

Tätigkeit fasst Cornelia Hagele mit<br />

einem einzigen Satz zusammen, den man<br />

erst einmal sacken lassen muss, um ihn<br />

in seiner ganzen Tragweite zu erfassen:<br />

„Man muss Entscheidungen treffen, aber<br />

man muss auch wissen, was passiert,<br />

wenn man keine Entscheidung trifft.“<br />

Auswirkungen in beide Richtungen<br />

Nach der wirtschaftlichen kletterte Cornelia<br />

Hagele in den Folgejahren auch die<br />

politische Erfolgsleiter unaufhaltsam nach<br />

oben. 2018 wurde sie zusätzlich zu ihren<br />

Agenden in der Heimatgemeinde Telfs<br />

auch Landtagsabgeordnete. Da drängt sich<br />

sogleich die Frage auf, wie man diese beiden<br />

teils gegensätzlichen Rollen verbinden<br />

kann? „Es gibt sehr viele Themen, die in beide<br />

Richtungen Auswirkungen haben. Deshalb<br />

finde ich es extrem wichtig, dass Menschen<br />

im Landtag vertreten sind, die gemeindepolitisches<br />

Know-how einbringen können.<br />

Schließlich haben Entscheidungen der Landespolitik<br />

oft unmittelbare Auswirkungen<br />

auf die Gemeinden.“ Und sogleich schildert<br />

Cornelia Hagele ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen.<br />

„Nehmen wir die Bildungspolitik.<br />

Kinderbetreuung ist Gemeindesache. Gruppengrößen<br />

in der Betreuung sind aber Landessache.<br />

Gruppengrößen wiederum haben<br />

klare Auswirkungen finanzieller Natur für<br />

die Gemeinden. Es gilt also, eine Balance<br />

herzustellen zwischen der bestmöglichen<br />

Organisationsform und der noch finanzierbaren.“<br />

Und wie schon zu Zeiten, als sie das<br />

Amt der Gemeinderätin angenommen hatte,<br />

fasste Cornelia Hagele auch als Landtagsabgeordnete<br />

schnell Fuß. Dank einer<br />

vorbildlichen Einstellung, die sie – von uns<br />

nachgefragt – so beschreibt: „Bereit sein,<br />

sich in neue Dinge einzulesen. Über eine<br />

starke Lernbereitschaft zu verfügen. Sich<br />

das Handwerk umgehend und umfassend<br />

anzueignen. Verstehen, was wichtig ist, und<br />

sich darauf zu konzentrieren.“<br />

OBEN: Dr. Cornelia Hagele – es<br />

ist eine wunderbare Sache, wenn<br />

man in seiner Heimatgemeinde<br />

mitgestalten kann. (© GemNova)<br />

ZUM AUTOR<br />

MANFRED SCHIECHTL<br />

25 Jahre Medienerfahrung in<br />

verschiedensten Bereichen bei<br />

der Tiroler Tageszeitung und<br />

dem Kurier sind die Basis für eine<br />

umfangreiche Expertise in allen<br />

Kommunikationsbelangen.<br />

Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at


20 tirol.digital<br />

GEORG – DEIN<br />

GEMEINDE-ORGANISATOR<br />

HALLO.<br />

ICH BIN<br />

GEORG...<br />

Georg ist eine für Tirol<br />

neue, in anderen Bundesländern<br />

bereits etablierte<br />

Softwarelösung<br />

für Gemeinden. Georg<br />

besticht durch seine<br />

Vollintegration aller<br />

Anwendungen, die in den<br />

Gemeinden zum Einsatz<br />

kommen. Besonders hervorzuheben<br />

ist, dass die<br />

Benutzeroberfläche nicht<br />

nur immer nach der selben<br />

Logik, sondern auch<br />

nach einheitlichem Aussehen<br />

aufgebaut ist. Egal<br />

ob Bauamt, Buchhaltung,<br />

Amtsleitung etc. – alle<br />

Anwendungen sind systembruchfrei<br />

integriert.<br />

... dein GEmeinde-<br />

ORGanisator. Dank<br />

einer Partnerschaft<br />

zwischen CommUnity<br />

und GemNova darf ich dir<br />

nun auch in Tirol bei<br />

deiner täglichen Arbeit<br />

unter die Arme greifen.<br />

Eigentlich kennst du mich ja schon, denn<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

CommUnity haben auch die Programme<br />

„Wahl Service“ und Lokales Melderegister<br />

entwickelt, mit denen du ja schon arbeitest.<br />

Seit 2013 unterstütze ich im Osten<br />

von Österreich die Gemeinden. Derzeit<br />

setzen 252 Gemeinden österreichweit auf<br />

mich. Meine Eltern sind der Weltmarktführer<br />

SAP und die Register der Republik<br />

Österreich. Heuer werde ich also sieben<br />

Jahre alt, und ich werde von Jahr zu Jahr<br />

größer und besser. Von der kleinsten 300<br />

Einwohnergemeinde bis hin zu den Landeshauptstädten<br />

Innsbruck, Graz und Linz<br />

darf ich die Abläufe in den Gemeinden<br />

digital umsetzen.


tirol.digital 21<br />

Was macht mich aus?<br />

Egal wie viele unterschiedliche Aufgaben<br />

du in deiner Gemeinde erledigen musst,<br />

du bist immer im gleichen System unterwegs.<br />

Das bedeutet für dich, dass du dich<br />

immer in derselben Benutzeroberfläche<br />

bewegst und sich die Symbole, Bezeichnungen<br />

und deren Anordnungen immer<br />

gleichen. Du musst dich also nie neu<br />

orientieren. Außerdem kommst du ganz<br />

einfach vom Bauakt eines Einwohners zu<br />

dessen Abrechnungsunterlagen oder Meldedaten.<br />

Ich bin also EIN System für alle<br />

Bereiche deiner Gemeinde.<br />

Wie schaffe ich diese Mehrfachbelastung?<br />

Wie ich dir weiter vorne ja schon erzählt<br />

habe, sind meine Eltern auf der einen<br />

Seite SAP und auf der anderen Seite die<br />

Register der Republik Österreich.<br />

eine eindeutige Datenbasis. Du kannst<br />

jeden Datensatz (also Einwohner, architektonisches<br />

Objekt, Unternehmen etc.)<br />

nur einmal anlegen. Du fragst dich jetzt,<br />

was dir das bringt? Die Eindeutigkeit des<br />

Datensatzes erleichtert dir sowohl die<br />

Zuordnung sämtlicher Unterlagen zu dem<br />

jeweiligen Datensatz (was dir die Umsetzung<br />

der DSGVO massiv vereinfacht)<br />

als auch deine Abläufe immer gesetzeskonform<br />

abzubilden. Dadurch werden die<br />

Bescheide nach den Vorgaben der Bundesabgabenordnung<br />

ausgestellt. Leider<br />

hat mir der Redakteur des Magazins nicht<br />

mehr Platz für meine Vorstellung gegeben,<br />

daher kann ich dir nicht im Detail mehr<br />

von meinen Zuckerseiten präsentieren.<br />

Nur so viel sei noch gesagt:<br />

Ich würde dich sehr gerne persönlich kennenlernen<br />

und mich mit dir darüber unterhalten,<br />

wie ich dich unterstützen kann.<br />

Gerne vereinbaren meine Tiroler Patinnen<br />

Verena Kaiser und Gabi Kaplenig und<br />

mein Tiroler Pate Norbert Pfleger einen<br />

Termin mit dir.<br />

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at,<br />

n.pfleger@gemnova.at, g.kaplenig@<br />

gemnova.at<br />

252 *<br />

STÄDTE &<br />

GEMEINDEN<br />

275 TSD *<br />

AUTOMATISCH VER-<br />

ARBEITETE KONTOAUSZÜGE<br />

87 MIO *<br />

BUCHUNGS-<br />

ZEILEN<br />

Beginnen wir bei SAP: SAP ist der Weltmarktführer<br />

bei ERP-Systemen. ERP<br />

steht für Enterprise Resource Planning<br />

(Planung der Unternehmensprozesse). Da<br />

die Aufgaben einer Gemeinde ja inzwischen<br />

mindestens genauso umfangreich<br />

sind, wie die eines Konzerns, ist SAP<br />

also genau die richtige Grundlage, um<br />

dich zu unterstützen. Angefangen von<br />

Bestellungen und Buchhaltungsagenden<br />

über die Abwicklung von Arbeitsabläufen<br />

(z. B. Bauverfahren) bis hin zur Versendung<br />

von Unterlagen. die Gemeinde ähnelt<br />

immer mehr einem modernen Konzern mit<br />

vielfältigen Aufgaben. Ich wurde also auf<br />

der Basis von SAP bereits ideal auf deine<br />

Arbeitsabläufe angepasst.<br />

Um allerdings noch besser für dich da<br />

sein zu können, basiert meine Struktur<br />

auf den Registern (LMR, ZMR, UR usw.)<br />

der Republik Österreich. Eine Verknüpfung<br />

der verschiedenen Register versichern dir<br />

7,5 MIO *<br />

SENDUNGEN ÜBER POST<br />

Meine zahlreichen automatisierten Prozesse<br />

ermöglichen unter anderem automatisierte<br />

Kontoauszugsbuchungen,<br />

automatisiertes Einspielen von Finanzonlineunterlagen<br />

oder das Empfangen oder<br />

Versenden von strukturierten E-Rechnungen<br />

in mein System.<br />

3,95 MIO *<br />

ARCHITEK-<br />

TONISCHE<br />

OBJEKTE<br />

ZUR AUTORIN<br />

DIPL.-KFR. VERENA KAISER<br />

Verena Kaiser ist Projektverantwortliche im Team<br />

Digitalisierung und seit 2020 bei der GemNova.<br />

Kontakt: v.kaiser@gemnova.at<br />

* seit 2013 ohne Linz, Graz, Innsbruck


22 tirol.digital<br />

EINE UMFASSENDE<br />

DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE<br />

FÜR TIROLS GEMEINDEN<br />

Der Digitalisierungsprozess<br />

hat in den vergangenen<br />

Jahren<br />

zahlreiche<br />

Lebens- und<br />

Berufsfelderverändert.<br />

Insbesondere<br />

die<br />

Industrie wurde<br />

vielfach fundamental beeinflusst, und zahlreiche<br />

Betriebe haben Probleme, sich mit den<br />

zum Teil völlig neuen Rahmenbedingungen<br />

zurechtzufinden. Als Mitarbeiter eines sehr<br />

innovativen Unternehmens auf der einen<br />

und als Bürgermeister von Wattens auf der<br />

anderen Seite wurde mir schnell bewusst,<br />

dass es auf kommunaler Ebene ein riesiges<br />

Digitalisierungspotenzial gibt, welchem<br />

sich der Markt aber offensichtlich noch<br />

nicht im ausreichenden Maß gewidmet hat.<br />

In Gemeinden haben wir es mit unheimlich<br />

vielen und interessanten Daten zu tun,<br />

welche aber zum Großteil noch völlig ungenutzt<br />

bleiben und im Tagesgeschäft immer<br />

noch manuell bzw. mehrfach gemanagt werden<br />

müssen. Datenbanken, insbesondere<br />

in Registern gedacht, sind nicht vorhanden,<br />

würden jedoch einen erheblichen Vorteil in<br />

der Datenqualität sowie der Effizienz mit<br />

sich bringen. Ein Masterplan Digitalisierung<br />

wäre daher in jedem Fall zu unterstützen<br />

und würde den Gemeinden ein wichtiges<br />

Werkzeug zur Bewältigung der zahlreichen<br />

neuen sowie immer komplexer werdenden<br />

Aufgaben sein.<br />

THOMAS OBERBEIRSTEINER<br />

BÜRGERMEISTER VON WATTENS<br />

VERÄNDERUNGEN, WELCHE MIT<br />

DER DIGITALISIERUNG EINHER-<br />

GEHEN, SIND WEITREICHEND<br />

UND VIELFÄLTIG.<br />

Die Digitalisierung nimmt keine Rücksicht<br />

auf liebgewonnene Strukturen<br />

und setzt sich über bestehende Grenzen<br />

hinweg. Sie erfasst dabei alle<br />

Lebensbereiche und hat Einfluss auf<br />

die gesamte Gesellschaft. Viel zu tun<br />

gibt es dabei auch im kommunalen<br />

Bereich, um mit den Entwicklungen<br />

Schritt halten zu können. Kernthema<br />

bei allen künftigen kommunalen Digitalisierungsinitiativen<br />

wird die durchgängige<br />

Nutzung der bestehenden<br />

Registerdaten (ZMR, Firmenbuch,<br />

AGWR etc.) von Bundes- über Landes-<br />

bis hin zur Gemeindeebene sein.<br />

Aktuell ist in Tirol keine klare Digitalisierungsstrategie<br />

auf kommunaler<br />

Ebene vorhanden. Vielfach führt<br />

dies zu unüberlegten und nicht abgestimmten<br />

Digitalisierungsinitiativen<br />

in den Gemeinden, welche zur Entstehung<br />

von Insellösungen führen und<br />

dadurch künftigen Kooperationen den<br />

Weg verbauen. Zudem werden hohe<br />

finanzielle Mittel für nicht zukunftssichere<br />

Lösungen aufgewendet. Die<br />

Digitalisierung bringt jedoch nicht<br />

nur Herausforderungen mit sich, sie<br />

schafft auch die Möglichkeit, Prozesse<br />

neu zu denken, klassische Anwendungen<br />

durch effizientere, nutzerfreundliche<br />

Lösungsansätze zu ersetzen und<br />

Innovationen anzuregen. Es wurden<br />

bereits viele wichtige Schritte gesetzt.<br />

Das Fundament ist sehr weit fortgeschritten.<br />

Etwa der Ausbau des Breitbands,<br />

welcher auf einer Gesamtstrategie<br />

beruht, unverzichtbar für<br />

eine gelungene Digitalisierung. Der<br />

Aufbau eines digitalen Informationsangebots,<br />

die Einführung der digitalen<br />

Amtstafel, die Umsetzung der<br />

DSGVO oder auch die anstehende<br />

Einführung der Barrierefreiheit für<br />

Gemeindewebseiten und Apps. Doch<br />

am Ende eines langen Weges aus<br />

der analogen in die digitale Welt mit<br />

all ihren Vorteilen gilt es noch, das<br />

Herz der digitalen Gemeinde der<br />

Zukunft zum Schlagen zu bringen.<br />

Das Herz wird die zentrale, alles verbindende<br />

kommunale Softwarelösung<br />

der Zukunft sein. Sämtlichen<br />

Prozessschritten müssen dabei die<br />

zentralen Register (ZMR, Firmenbuch,<br />

AGWR etc.) als Grundlage dienen.<br />

NUR EINE ANWENDUNG<br />

IST BÜRGERFREUNDLICH UND<br />

ZUKUNFTSFÄHIG.<br />

Nur so kann eine effiziente, zukunftsfähige<br />

und ganzheitliche Digitalisierung<br />

erfolgen. Darauf aufbauend wird<br />

zukünftig eine eindeutige e-id zum<br />

Herzstück der kommunalen Digitalisierungsstrategie<br />

werden. Der Bürger<br />

sollte damit direkten Zugriff auf seine<br />

Daten erhalten. Und auch hier wird<br />

es entscheidend sein, dass es künftig<br />

nicht zahllose Apps etc. sind, sondern<br />

EINE Anwendung. Nur das ist bürgerfreundlich<br />

und zukunftsfähig.<br />

Zusatzlösungen müssen nahtlos integrierbar<br />

bzw. anbindbar sein. Je nach<br />

Erfordernissen müssen Module, die<br />

eine maßgeschneiderte Lösung für


tirol.digital<br />

23<br />

Raum zum Wohlfühlen<br />

Ideal als langfristige oder temporäre Raumlösung<br />

(z.B. Kindergärten und Schulen)<br />

Optimale Wärmedämmung<br />

Brandschutz (R)EI30 serienmäßig<br />

www.containex.com<br />

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Gemeinden bieten, an das Herz angedockt<br />

werden können. Digitale Daten<br />

müssen – Standards gehorchend –<br />

zwischen den Modulen austauschbar<br />

sein. Alle Module müssen sozusagen<br />

die gleiche Datensprache sprechen.<br />

Nur so können Synergien genutzt und<br />

die Effizienz gesteigert werden. Eine<br />

moderne kommunale Softwarelösung<br />

wird neue Möglichkeiten eröffnen, um<br />

Abläufe zu vereinfachen und Zeit zu<br />

sparen.<br />

Für eine einzelne Gemeinde ist es<br />

ohne eine Gesamtstrategie jedoch<br />

nicht möglich, all diese Entscheidungen<br />

zu treffen. Um Schwerpunktsetzungen<br />

und eine gemeinsame Vorgehensweise<br />

wird man daher nicht<br />

herumkommen, um einen nachhaltigen<br />

Mehrwert generieren zu können<br />

und Lehrgeld zu vermeiden. Dem Tiroler<br />

Gemeindeverband ist es daher ein<br />

Anliegen, die Gemeinden bei deren<br />

Digitalisierungsentscheidungen nicht<br />

im Regen stehen zu lassen und im<br />

Zuge einer übergeordneten Strategie<br />

den „Masterplan Digitalisierung für<br />

Tirols Gemeinden“, konkrete Handlungsempfehlungen<br />

sowie die nötige<br />

Unterstützung bereitzustellen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. MARTIN WEX<br />

Martin Wex ist Landtagsabgeordneter,<br />

Vizebürgermeister von Schwaz und unterstützt<br />

die GemNova im Bereich Gemeindeentwicklung<br />

und Digitalisierung.<br />

Kontakt: m.wex@gemnova.at<br />

„Die Digitalisierung stellt die Gemeinden vor<br />

immense fachliche, aber auch finanzielle<br />

Herausforderungen. Richtige Entscheidungen<br />

in diesem Bereich zu treffen, ist mehr<br />

als schwierig. Deshalb ist es uns als Tiroler<br />

Gemeindeverband wichtig, die Gemeinden<br />

dabei zu unterstützen und mit dem „Masterplan<br />

Digitalisierung für Tirols Gemeinden“ ein<br />

Grundlagenpapier an die Hand zu geben. Wie<br />

der damals sehr erfolgreiche „Masterplan<br />

Breitbandausbau“ soll er für Gemeinden eine<br />

Leitlinie für ihre künftigen Entscheidungen<br />

sein. Damit sollte eine abgestimmte und effiziente<br />

Vorgehensweise gesichert sein.<br />

ERNST SCHÖPF<br />

PRÄSIDENT TIROLER GEMEINDEVERBAND<br />

UND BÜRGERMEISTER VON SÖLDEN


24 ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG<br />

AUFSCHWUNG FÜR MUTTERS<br />

Die NHT wickelt ein jährliches<br />

Bauvolumen von weit<br />

über 100 Millionen Euro ab<br />

und ist damit der größte<br />

gemeinnützige Bauträger in<br />

Tirol. Neben der Errichtung<br />

von leistbarem Wohnraum<br />

ist die Entwicklung von Gemeindeprojekten<br />

ein neues<br />

Steckenpferd.<br />

BILD: Spatenstich für<br />

das neue NHT-Projekt in<br />

Mutters mit (v. li.) Architekt<br />

Raimund Rainer, Bürgermeister<br />

Hansjörg Peer, Landesrätin<br />

Patrizia Zoller-Frischauf,<br />

NHT-Geschäftsführer<br />

Hannes Gschwentner.<br />

(© NHT/Vandory)<br />

Aktuell errichtet die NEUE HEIMAT TIROL<br />

im Auftrag der Gemeinde Mutters direkt<br />

im Dorfzentrum ein neues Multifunktionsgebäude.<br />

Die Baukosten betragen rund 4,3<br />

Millionen Euro.<br />

Kompetent<br />

„Nach dem 2018 übergebenen Wohn- und<br />

Pflegeheim in der Nachbargemeinde Natters<br />

freuen wir uns, nun ein weiteres Kommunalprojekt<br />

im westlichen Mittelgebirge<br />

abwickeln zu können“, so NHT-Geschäftsführer<br />

Hannes Gschwentner. Bürgermeister<br />

Hansjörg Peer: „Dieses Neubauprojekt<br />

ist ein weiterer Impuls für die Attraktivierung<br />

unseres Dorfzentrums. Die NHT steht<br />

uns mit Rat und Tat zur Seite.“<br />

Die NHT arbeitet dabei stets mit renommierten<br />

Architekturbüros zusammen. In<br />

diesem Fall stammen die Pläne vom Innsbrucker<br />

Architekt Raimund Rainer. Der Neubau<br />

ist an die bestehende Struktur angelehnt<br />

und setzt trotzdem moderne Akzente.<br />

Neben zwölf mit Fußbodenheizung und<br />

Komfortlüftung hochwertig ausgestatteten<br />

Mietwohnungen sind im Erdgeschoß<br />

eine Apotheke sowie eine Bäckerei mit<br />

Café untergebracht. Zusätzlich finden ein<br />

Probelokal der Musikschule sowie das<br />

direkt von der Hauptstraße aus zugängliche<br />

Tourismusbüro im neuen Gebäude<br />

Platz. Die Fertigstellung ist bis Dezember<br />

2021 geplant.<br />

Klimafreundlich<br />

Die dazugehörige Tiefgarage verfügt über<br />

28 Autoabstellplätze, 16 weitere Parkplätze<br />

werden seitens der Gemeinde auf<br />

einem angrenzenden Grundstück errichtet.<br />

Auch bei der Energie- und Wärmeversorgung<br />

setzt die NHT auf modernste<br />

und zugleich klimafreundliche Technik mit<br />

Pelletsheizung sowie einer Photovoltaikanlage<br />

am Dach.<br />

Weitere NHT-Projekte:<br />

neueheimat.tirol


tirol.digital<br />

25<br />

DIE NACH-CORONA-ZEIT<br />

UND DIE DIGITALISIERUNG<br />

AUTOR<br />

GEORG KEUSCHNIGG<br />

Eines ist sicher:<br />

Die Corona-Zeit hat der digitalen<br />

Kompetenz der Bevölkerung<br />

ordentlich Rückenwind verliehen!<br />

Im Homeoffice war man gezwungen,<br />

sich selbst einzuloggen, Passwörter<br />

einzugeben, sich mit den<br />

Internetdiensten in englischer<br />

Sprache auseinanderzusetzen,<br />

Konferenztools herunterzuladen,<br />

Systeme zu synchronisieren und<br />

vieles mehr. Was bleibt aber aus<br />

dieser Zeit, die jederzeit wiederkehren<br />

kann, und wie verändert<br />

sich die Gesellschaft?<br />

Außer Streit steht nunmehr, dass<br />

die Breitbandinfrastrukturen bis<br />

ins letzte Haus zu errichten sind.<br />

Ohne vernünftige Bandbreiten<br />

funktioniert das Homeoffice nicht,<br />

können die Kinder nicht lernen und<br />

kann kein EPU betrieben werden.<br />

Der Aufwand, den die Gemeinden<br />

mit massiver Unterstützung des<br />

Landes und des Bundes betreiben,<br />

hat in dieser Phase schon<br />

viel gebracht.<br />

Nach der Verfügbarkeit der Infrastruktur<br />

ist es die digitale Kompetenz,<br />

an der wir arbeiten müssen.<br />

Im Homeoffice gibt es keine IT-<br />

Abteilung, die einem alles konfiguriert.<br />

Und die Kolleginnen und<br />

Kollegen rollen die Augen, wenn<br />

man am Telefon zu begriffsstutzig<br />

ist. Der eine oder andere Kurs<br />

über die Basics der digitalen Welt<br />

wird daher wohl auch für ältere<br />

Semester unabdingbar sein.<br />

Die nächste Erkenntnis ist, dass<br />

das Teleworking funktioniert. Viele<br />

haben die Software, die es für<br />

Besprechungen und Konferenzen<br />

bereits gibt, erst jetzt kennengelernt.<br />

Wer als Tiroler viel in Wien<br />

zu tun hat, weiß um den Zeitaufwand<br />

für Sitzungen in der Bundeshauptstadt,<br />

wo sich in Österreich<br />

alles zusammenballt. Die Wiener<br />

Kolleginnen und Kollegen wechseln<br />

nur den Konferenzraum, bei unsereinem<br />

geht ein ganzer Tag drauf,<br />

von den Kosten gar nicht zu reden.<br />

Bisher hat die Gesellschaft auf<br />

die Distanzunabhängigkeit, welche<br />

die Digitalisierung ermöglicht,<br />

nicht wirklich reagiert. Nach wie<br />

vor gilt es als selbstverständlich,<br />

dass jeder, der in den Regierungsstellen<br />

etwas auf sich hält, in Wien<br />

oder in Innsbruck sitzen muss. Mit<br />

allen Folgen für den Verkehr, und<br />

was jetzt noch wichtiger geworden<br />

ist, für die Zusammenziehung<br />

von Menschen an einem Platz. Das<br />

Internet ist so weit entwickelt,<br />

dass sich die Gesellschaft ohne<br />

Effizienzverluste viel dezentraler<br />

aufstellen kann. Was Andrä Rupprechter<br />

mit dem Masterplan für<br />

den ländlichen Raum begonnen<br />

hat, sollte mit Nachdruck vorangetrieben<br />

werden.<br />

Um möglichen Einwänden vorab<br />

den Wind aus den Segeln<br />

zu nehmen: Die Welt ist nicht<br />

schwarz-weiß, es gibt nicht<br />

Homeoffice oder Bürobetrieb. Die<br />

Abläufe müssen neu austariert<br />

werden. Der menschliche Kontakt<br />

in einem Betrieb wird auch weiterhin<br />

wesentlich sein. Es wird viele<br />

Mischformen geben; zwei Sitzungen<br />

digital, zwei am Firmenstandort.<br />

Und die letzteren werden so<br />

organisiert sein, dass der menschliche<br />

Austausch bewusst gefördert<br />

wird. Oder drei Tage im Büro und<br />

zwei Tage daheim. Damit können<br />

auch diejenigen, die in den Bezirken<br />

leben, Jobs in den Zentralorten<br />

annehmen. Drei Tage pendeln<br />

geht, fünf oft nicht mehr.<br />

Die Corona-Krise wird uns allen<br />

noch viel Kopfweh bereiten. Die<br />

Chancen und neuen Sichtweisen,<br />

die sie mit sich bringt, sollten aber<br />

für neue Strategien in der Landesentwicklung<br />

genützt werden.


26<br />

tirol.digital<br />

DAS NEUE „AMTSDEUTSCH“<br />

BARRIEREFREIER ZUGANG ZU<br />

INFORMATIONEN IN DEN GEMEINDEN<br />

ZUR AUTORIN<br />

CHRISTINE EDER-<br />

HASLEHNER<br />

Christine Eder-Haslehner hat 2017 im<br />

Bereich Deutsch und Integration bei der<br />

GemNova begonnen und unterstützt<br />

aktuell den Bereich Gemeindeentwicklung.<br />

Sie verfügt über langjährige<br />

Erfahrung in der Arbeit mit Menschen<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Kontakt: c.eder-haslehner@gemnova.at<br />

Seit dem Jahr 2016 ist in Österreich die<br />

Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen<br />

gesetzlich geregelt. Tiroler<br />

Gemeinden sind verpflichtet, aufgrund der<br />

EU-Richtlinie nicht nur einen barrierefreien<br />

Zugang zu ihren Gebäuden, sondern auch<br />

zu Informationen anzubieten. Websites und<br />

auch mobile Anwendungen sind barrierefrei<br />

zu gestalten. Auf Basis des Tiroler Antidiskriminierungsgesetzes<br />

wurde ein konkreter<br />

Zeitplan für die Umsetzung erstellt.<br />

Diese Verordnung ist mit 1. Jänner 2019 in<br />

Kraft getreten und ab dem 23. September<br />

2020 anzuwenden.<br />

Doch nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen<br />

profitieren von dieser Verordnung.<br />

Die recht komplexe Amtssprache macht<br />

vielen zu schaffen. Neben den amtlichen<br />

Texten sind auch viele tägliche Informationen<br />

häufig schwer verständlich. Gerade die<br />

Corona-Zeit im März und April hat gezeigt,<br />

wie schwierig es ist, kompliziert formulierte<br />

Informationen der breiten Masse<br />

verständlich und einfach zugänglich zu<br />

machen.<br />

Pilotprojekt Gemeinde Aschau<br />

Seit Herbst 2019 läuft in Aschau im Zillertal<br />

ein vom Land Tirol gefördertes Projekt<br />

zum Thema „Leichte Sprache in der<br />

Gemeinde“. Ziel ist es, die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter für die leichte und einfache<br />

Sprache zu sensibilisieren. Außerdem<br />

werden nach und nach Texte der Website<br />

in leichte bzw. einfache Sprache übersetzt,<br />

um möglichst viele Menschen zu erreichen<br />

und komplizierte Schriftstücke verständlich<br />

zu machen.<br />

Die Expertin Dr. Monika Mazegger erklärt<br />

in mehreren Workshops den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern der Gemeinde<br />

die Grundregeln der leichten und einfachen<br />

Sprache. „In Zukunft werden wir als<br />

Gemeinde besonderen Wert darauf legen,<br />

dass alle Informationen so einfach und<br />

verständlich wie möglich an die Bevölkerung<br />

weitergegeben werden“, sagt Amtsleiter<br />

Walter Schiestl. „Zukünftig werden<br />

wir auch in der Gemeindezeitung sperrige<br />

Gesetzestexte und Verordnungen<br />

übersetzt in leichter und einfacher<br />

Sprache anbieten. Das<br />

spart uns schlussendlich<br />

viel Zeit und Ressourcen, weil Rückfragen<br />

weniger werden.“<br />

In den Workshops zur einfachen und leichten<br />

Sprache in den Gemeinden werden die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sensibilisiert,<br />

um Texte bewusst und kritisch zu<br />

analysieren und sie anhand der erarbeiteten<br />

Merkmale der einfachen Sprache in<br />

eine gut verständliche Form zu bringen.<br />

Zusätzlich zu den Workshops der einfachen<br />

und leichten Sprachen wird auch ein<br />

kritischer Blick auf die Website geworfen.<br />

Entspricht die Seite den Kriterien<br />

der WCAG-2.1? Sind die Voraussetzungen<br />

gegeben, damit Menschen mit Behinderungen<br />

Webinhalte wahrnehmen und verstehen,<br />

auf diesen Seiten navigieren und<br />

mit ihnen interagieren können? Damit beispielsweise<br />

Lesegeräte für Blinde die Seiten<br />

„verstehen“ und Informationen richtig<br />

weitergeben? Gemeinsam mit Expertinnen<br />

und Experten sowie Betroffenen bietet<br />

die GemNova einen einfachen Check an,<br />

mit dem Gemeinden in kurzer Zeit feststellen<br />

können, welcher Handlungsbedarf<br />

auf sie zukommt. Dabei wird überprüft, ob<br />

die Gemeinde-Website allen geforderten<br />

WCAG-2.1-Kriterien und den grundsätzlichen<br />

Prinzipien der Barrierefreiheit<br />

entspricht.


tirol.digital 27<br />

Fakten & Infos<br />

GESETZLICHE GRUNDLAGEN<br />

Österreichisches Bundesbehindertengleichstellungsgesetz,<br />

das die Diskriminierung von<br />

Menschen mit Behinderungen verbietet und<br />

eine gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft<br />

fordert.<br />

EU-Richtlinie 2016/2102 über den barrierefreien<br />

Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen<br />

öffentlicher Stellen. Als barrierefrei gilt<br />

eine Website, wenn sie den Anforderungen der<br />

Richtlinie für barrierefreie Inhalte (WCAG) 2.1 in<br />

der Konformitätsstufe AA entspricht, damit alle<br />

Kriterien der Stufen A und AA der WCAG 2.1<br />

erfüllt sind. (Quelle: Verwaltungs-WIKI)<br />

TIROLER<br />

ANTIDISKRIMINIERUNGSGESETZ 2005<br />

TlROLER<br />

Blaulichtpolizze<br />

§ 14b TADG 2005 Barrierefreier Zugang zu<br />

Websites und mobilen Anwendungen:<br />

Websites und mobile Anwendungen des Landes<br />

Tirol, der Gemeinden, der Gemeindeverbände,<br />

der durch Landesgesetz eingerichteten<br />

Selbstverwaltungskörper und der sonstigen<br />

durch Landesgesetz eingerichteten juristischen<br />

Personen des öffentlichen Rechts haben den<br />

Anforderungen an einen barrierefreien Zugang<br />

nach Abs. 2 zu entsprechen. […]<br />

BILD: Die GemNova-Expertin<br />

für einfache/leichte Sprache,<br />

Dr. Monika Mazegger, und der<br />

Aschauer Amtsleiter Walter<br />

Schiestl arbeiten gemeinsam<br />

am Pilotprojekt für die<br />

Zillertaler Gemeinde.<br />

(© GemNova)<br />

Spezialkonzept für Feuerwehrfahrzeuge<br />

inkl. Aufbauten und Ausrüstungsgegenstände.<br />

Versicherte Sparten: Kfz-Haftpflichtversicherung,<br />

Vollkaskoversicherung, Kfz-Rechtsschutzversicherung<br />

Neuerungen:<br />

• Erhöhung der Versicherungssumme in der<br />

Haftpflichtversicherung auf EUR 20 Mio.<br />

• Erhöhung der Versicherungssumme in der<br />

Rechtsschutzversicherung auf EUR 200.000<br />

• Anhänger können im neuen Versicherungskonzept<br />

aufgenommen werden<br />

Unser Spezialisten-Team erreichen<br />

Sie unter 0512 5313-1701 oder per<br />

mail@tiroler.at.


28 tirol.kooperiert<br />

Jetzt neu<br />

Der digitale<br />

Essensgutschein<br />

von Jausengeld<br />

Mehr<br />

Knödel<br />

für<br />

alle!


tirol.wirtschaftet<br />

29<br />

Mehr<br />

knödel<br />

für<br />

alle!<br />

MIT JAUSENGELD,<br />

DEM NEUEN DIGITALEN<br />

ESSENSGUTSCHEIN<br />

Mittagessen motiviert! Besonders<br />

für Arbeitnehmerinnen<br />

und -nehmer, die körperlich<br />

und geistig jeden Tag<br />

Höchstleistungen erbringen<br />

müssen, ist es eine Möglichkeit,<br />

zu entspannen und Energie<br />

zu tanken.<br />

Das hat auch Vater Staat erkannt und<br />

unterstützt Unternehmen durch diese<br />

sogenannten „steuerfreien Sozialleistungen“.<br />

Die Qual der Wahl<br />

Den Unternehmen stehen unterschiedliche<br />

Gutschein-Systeme zur Auswahl,<br />

damit Mitarbeiter diese Sozialleistungen<br />

einsetzen können. Diese klassischen<br />

Papiergutscheine werden gut akzeptiert,<br />

bedeuten aber enorme administrative<br />

Zusatzaufgaben für Unternehmen<br />

und Restaurants. Bei den neueren<br />

App-Lösungen müssen Mitarbeiter jede<br />

Quittung aufbewahren und einscannen.<br />

Eine neue, einfachere Lösung muss her.<br />

Die Idee zu Jausengeld wurde geboren.<br />

Mit der dazugehörigen App sind alle<br />

Informationen jederzeit abrufbar: Restaurants<br />

in der Nähe, Guthabenstand,<br />

Transaktionslisten etc. Auch Unternehmen<br />

sowie Wirtinnen und Wirte profitieren<br />

dank der Digitalisierung von dem neuen<br />

System: Das Ausgeben, Sammeln und<br />

Einreichen von Papiergutscheinen entfallen<br />

komplett, stattdessen erledigt das<br />

automatisierte System im Hintergrund<br />

die gesamte Arbeit. Dadurch kann viel an<br />

Kosten gespart werden, die Jausengeld an<br />

seine Kundinnen und Kunden weitergibt<br />

und das System zur wahrscheinlich günstigsten<br />

Gutschein-Lösung in Österreich<br />

macht. Eben mehr Knödel für alle!<br />

Wer steckt dahinter?<br />

Jausengeld ist ein Unternehmen der<br />

GemNova und BrainBehind. Für die<br />

GemNova als Förderer der regionalen<br />

Wirtschaft ist Jausengeld ein Mittel, um<br />

den regionalen Konsum am Mittagstisch<br />

anzukurbeln und somit die Wirtinnen<br />

und Wirte zu unterstützen. Der IT-<br />

Dienstleister BrainBehind hat bereits in<br />

mehreren Projekten seine weitreichende<br />

Kompetenz bewiesen und ist der ideale<br />

Partner, um die einwandfreie Funktionalität<br />

des Produktes sicherzustellen.<br />

Mehr zu Jausengeld findest<br />

du unter www.jausengeld.at<br />

Was zum Brett ist Jausengeld?<br />

Jausengeld ist der neue Star am Essensgutschein-Himmel.<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter können mit der Jausengeld-<br />

Card bei allen Restaurants im Akzeptanz-<br />

Netzwerk essen gehen, bezahlt wird ganz<br />

einfach am Bankomat-Terminal. Dank der<br />

Prepaid-Funktion muss auch kein Bargeld<br />

mehr mitgenommen werden.<br />

ZUM AUTOR<br />

STEFAN SCHOBER<br />

Stefan Schober kommt ursprünglich<br />

aus dem Salzburger Land, hat in<br />

Wien studiert und dort in den letzten<br />

fünf Jahren im Bereich Marketing<br />

und Sales gearbeitet.<br />

Kontakt: s.schober@gemnova.at


30 tirol.wirtschaftet<br />

so<br />

fair<br />

Mit gutem Beispiel voran: nicht in<br />

ausbeuterische, sondern in nachhaltige<br />

Produkte investieren.<br />

Tausende tragen und nutzen täglich spezielle Arbeitskleidung.<br />

Gemeinden benötigen etwa Kleidung für<br />

Bauhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für die<br />

Belegschaft der Pflegeheime und die Feuerwehr.<br />

„Gerade in der Textilindustrie herrschen neben den<br />

unökologischen Produktions- oft auch problematische<br />

Arbeitsbedingungen: Kinder- und Zwangsarbeit gehören<br />

ebenso zur Tagesordnung wie überlange Arbeitszeiten,<br />

schlechte Löhne und mangelnde Sicherheit“,<br />

weiß LHStvin und Klimabündnis-Obfrau Ingrid Felipe.<br />

Dabei kann man auch bei der Beschaffung von Kleidung<br />

und Textilien auf Werte wie Fairtrade und Nachhaltigkeit<br />

bauen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MARIO FOIDL<br />

Mario Foidl ist Projektverantwortlicher<br />

im Bereich Beschaffung und<br />

setzt auf fairen Einkauf.<br />

Kontakt: m.foidl@gemnova.at


tirol.wirtschaftet<br />

31<br />

RECHTS: Die<br />

GemNova achtet auf<br />

nachhaltige Beschaffung<br />

und verwendet<br />

ausschließlich zertifiziertes<br />

Papier.<br />

(© GemNova)<br />

Es<br />

geht<br />

uns<br />

alle<br />

an<br />

UNTEN: Andreas<br />

Kirchmair, Amtsleiter<br />

Gemeinde Sistrans,<br />

legt großen Wert auf<br />

faire Beschaffung.<br />

(© Gemeinde Sistrans)<br />

„Gemeinden können hier mit gutem Beispiel vorangehen<br />

und öffentliche Gelder nicht in ausbeuterische,<br />

sondern zukunftsfähige Produkte investieren“,<br />

so Felipe. Amtsleiter Andreas Kirchmair legt für seine<br />

Gemeinde Sistrans großen Wert auf eine derartige<br />

Vorgangsweise: „Als Klimabündnis- und<br />

e5-Gemeinde sind wir bestrebt, beim<br />

Einkauf aller Produkte und Dienstleistungen<br />

als Vorbild auf die Kriterien der<br />

Nachhaltigkeit zu achten“, schildert er.<br />

Und hat zugleich einen Tip parat: „Die<br />

GemNova bietet eine Einkaufsplattform<br />

mit zahlreichen Produkten, bei denen<br />

die Einhaltung der Kriterien geprüft<br />

wurde“, so Kirchmair.<br />

Verbesserung der Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Sozial faire und nachhaltige Beschaffung<br />

ist ein großes Anliegen der<br />

GemNova. Um diese erfolgreich zu<br />

etablieren, wurde eine Kooperationsvereinbarung<br />

mit SO:FAIR geschlossen. SO:FAIR ist<br />

eine Initiative von Klimabündnis, Südwind und Fairtrade,<br />

unterstützt von den Ländern Tirol, Oberösterreich und<br />

Salzburg. Gemeinsam wird ein Fahrplan entwickelt, an<br />

dessen Ende Gemeinden Maßnahmen zur Umsetzung<br />

erhalten und einer nachhaltigen Beschaffung nichts<br />

mehr im Wege steht. „Ziel ist es, nicht zuletzt auch<br />

einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten<br />

Nationen zu leisten“, so Andrä Stigger, Geschäftsführer<br />

von Klimabündnis Tirol. „Durch die Beschaffung<br />

nachhaltiger Produkte können Tiroler Gemeinden aktiv<br />

zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

beitragen. Wir sind froh, mit der GemNova einen<br />

engagierten Partner gefunden zu haben“, freut sich<br />

Stigger. Während der gesamten Projektlaufzeit werden<br />

GemNova-Fachleute von externen Expertinnen und<br />

Experten begleitet. Diese stehen zudem jederzeit mit<br />

ihrem Know-how zusätzlich zur Verfügung.<br />

Mit der GemNova-Einkaufsplattform auf der<br />

sicheren Seite<br />

Um Gewissheit zu haben, die richtigen Produkte<br />

zu erwerben, bietet die GemNova-Einkaufsplattform<br />

eine eigens erstellte Kategorie für nachhaltige<br />

Beschaffung, in der von der Abfallwirtschaft über<br />

Büromaterial, Papier bis hin zur Reinigung zahlreiche<br />

Artikel erhältlich sind. Alle Produkte dieser Kategorie<br />

verfügen über ein entsprechendes Gütesiegel bzw.<br />

Umweltzeichen. Die Einkaufsplattform ist für alle<br />

Gemeinden und deren dazugehörigen Institutionen<br />

völlig kostenlos nutzbar. „Wir freuen uns, die Plattform<br />

den Tiroler Gemeinden mit der erweiterten<br />

Funktionalität zur Verfügung stellen zu können. Wir<br />

werden unser Wissen und Angebote zum Thema<br />

Nachhaltigkeit sukzessive weiter ausbauen“, erklärt<br />

GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb.<br />

Nachhaltige Beschaffung geht uns alle an<br />

Nachhaltigkeit geht natürlich weit über die Beschaffung<br />

von Produkten für Büro und Bauhof hinaus. Vom<br />

richtigen Heizen und Dämmen, Photovoltaikanlagen,<br />

klimafreundliche Gemeindefahrzeuge, LED-Beleuchtungskonzepte,<br />

Abfallwirtschaft und vieles mehr. Die<br />

GemNova, das Unternehmen der Tiroler Gemeinden,<br />

hat für jeden Bereich die richtigen Ansprechpartner<br />

und Expertinnen und Experten. „Geben wir uns alle<br />

einen Ruck. Gemeinsam können wir eine umweltfreundlichere<br />

Beschaffung verwirklichen und im<br />

täglichen Leben umsetzen. Durch Zusammenarbeit<br />

können wir ganz einfach und unkompliziert unseren<br />

Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten.<br />

Für die Umwelt, für uns selber, für unsere Kinder“,<br />

erklärt der GemNova-Beschaffungsexperte Mario<br />

Foidl. „Denn – es geht uns alle an!“


32<br />

tirol.wirtschaftet<br />

ES GIBT NICHTS<br />

GUTES, AUSSER MAN<br />

TUT ES!<br />

ZUM AUTOR<br />

ALOIS RATHGEB<br />

Alois Rathgeb ist Gründer und Geschäftsführer<br />

der GemNova und hat in der Corona-Krise den Online-<br />

Shop ganznah.tirol zur Unterstützung der heimischen<br />

Wirtschaft und der Gemeinden initiiert.<br />

Kontakt: a.rathgeb@gemnova.at<br />

Im Zuge der Corona-Krise<br />

haben sich flugs zahlreiche<br />

Initiativen formiert, um den<br />

heimischen Handel zu unterstützen.<br />

Für einen langfristigen<br />

Erfolg braucht es jedoch<br />

eine tirolweite, gemeinsame<br />

Vorgehensweise.<br />

Die Idee gab es in der GemNova schon<br />

seit Längerem, allein es fehlten die zeitlichen<br />

Ressourcen für eine professionelle<br />

Umsetzung. Im Zuge der Corona-Krise<br />

waren sie schließlich da, und war die<br />

Notwendigkeit des Projektes noch einmal<br />

sichtbarer geworden. Mit www.ganznah.<br />

tirol soll eine Art Amazon für Tirol aufgebaut<br />

werden. Die ersten Händler sind<br />

schon mit dabei. „Plattformen mit Linksammlungen<br />

zu verschiedenen Online-<br />

Shops zu entwickeln, halte ich für kontraproduktiv.<br />

Das kann Google besser“, sagt<br />

Bernhard Moll, Projektverantwortlicher bei<br />

GemNova für ganznah.tirol, und auch nicht<br />

jeder Händler brauche einen eigenen Webshop,<br />

findet er: „Langfristig ist der Kunde<br />

nicht bereit, sich durch eine Reihe an<br />

Webshops zu klicken und sich überall zu<br />

registrieren, bis er das passende Produkt<br />

gefunden hat. Das ist der entscheidende<br />

Vorteil der Online-Riesen – dass es<br />

einfach und bequem, funktional und das<br />

Angebot vielfältig ist.“ Mit ganznah.tirol<br />

soll dieser Erfolgsfaktor auf regionale Ebene<br />

heruntergebrochen werden.<br />

Amazon für Tirol<br />

Neben Beschreibungen zum Produkt gibt<br />

es Infos zum Händler, um der Plattform<br />

ihre ganz eigene Persönlichkeit zu geben<br />

und auch die Gesichter dahinter zu präsentieren.<br />

Gesucht wird nach möglichst<br />

kurzen Lieferwegen – die Ergebnisse<br />

also nach Entfernung gereiht. Das soll<br />

gleichzeitig den Nebeneffekt haben, dass<br />

man vielleicht doch kurz persönlich ins<br />

Geschäft ums Eck schaut, anstatt sich<br />

seine Waren liefern zu lassen. Online<br />

schauen, stationär kaufen sozusagen.<br />

Wer mag, kann sich individuell beraten<br />

lassen – der Händler<br />

ist ja nicht weit weg<br />

und auch telefonisch<br />

erreichbar – oder<br />

bestimmte Services<br />

dazubuchen, etwa den<br />

Einbau von Geräten oder<br />

die Entsorgung von Altgeräten.<br />

Bezahlt wird direkt<br />

an den Händler. „Hier sind<br />

wir stärker, als Amazon es je sein<br />

kann“, ist Moll überzeugt.<br />

Wie bei allen Projekten und Unternehmungen<br />

von GemNova geht es<br />

auch hier nicht um eigene Profitmaximierung.<br />

Im Gegenteil: „Bei<br />

GemNova geht es uns immer um<br />

die Sache, darum, einen Beitrag für<br />

die Region, die Gesellschaft und die<br />

Menschen zu leisten und damit letztlich<br />

um ein achtsameres Miteinander“,<br />

erklärt Moll. „Auch mit dem Online-Shop<br />

ist es also nicht unser primäres Ziel, Geld<br />

zu verdienen, sondern den wirtschaftlichen<br />

Kreislauf am Leben zu erhalten.“


tirol.wirtschaftet<br />

33<br />

Gerade in Zeiten wie diesen gewinnt der Online-Handel für<br />

unsere Unternehmerinnen und Unternehmer eine größere<br />

Bedeutung. Durch die neuen Technologien wird es immer<br />

mehr Möglichkeiten geben, online einkaufen zu gehen.<br />

Allerdings ist darauf zu achten, dass man den regionalen<br />

Online-Handel benützt, dadurch fördert man die heimische<br />

Wirtschaft und durch die kurzen Transportwege auch die<br />

Nachhaltigkeit .Ganznah.tirol ermöglicht es den Unternehmen,<br />

die Synergie-Effekte zwischen dem stationären und dem<br />

regionalen Online-Handel bestens zu nützen.<br />

DR. CORNELIA HAGELE<br />

LANDTAGSABGEORDNETE<br />

Deshalb wird auch keine Provision pro verkauftem<br />

Produkt verlangt, sondern pauschal<br />

abgerechnet. „Wir wollen nicht in<br />

eine Konkurrenzsituation mit dem Händler<br />

treten, sondern ihm eine Plattform<br />

bieten“, erklärt Moll. Tatsächlich ist<br />

die Pauschale mehr als fair: Für<br />

Unternehmen bis fünf Mitarbeiter<br />

werden neun Euro<br />

pro Monat verrechnet,<br />

bis 20 Mitarbeiter 19<br />

Euro und darüber hinaus<br />

29 Euro. Im Höchstfall<br />

bezahlt man also 348<br />

Euro im Jahr. À la longue<br />

sollen in den Webshop<br />

auch Dienstleistungsunternehmen<br />

integriert<br />

werden. So soll man<br />

etwa seinen Friseurtermin<br />

online buchen können,<br />

mittelfristig sollen Restaurants<br />

oder Handwerksbetriebe<br />

hinzukommen. Auch hier hat die<br />

Plattform eine reine Vermittlungsfunktion,<br />

abgerechnet wird direkt mit<br />

dem Händler, der nach wie vor nur seinen<br />

monatlichen Pauschalbetrag bezahlt.<br />

Die Plattform ist für Händler und Dienstleister<br />

eine riesige Chance. Einen eigenen<br />

Webshop erfolgreich umzusetzen,<br />

ist gerade für viele kleine schlicht nicht<br />

machbar und auch für größere Unternehmen<br />

eine Herausforderung. Denn ein<br />

Webshop will auch betreut und beworben<br />

werden. Das kostet Geld. Mitunter viel.<br />

Auch das geht im Kollektiv leichter. Und<br />

ohne Online-Präsenz wird es zunehmend<br />

schwierig(er). Moll: „Ich bin überzeugt,<br />

dass man in Zukunft nur zusammen<br />

erfolgreich sein kann. Uns ist bewusst,<br />

dass wir Amazon nie ersetzen werden<br />

können. Das wollen wir auch nicht, aber<br />

wir bieten eine regionale Alternative, die<br />

genauso unkompliziert und bequem funktioniert.<br />

Dazu brauchen wir viele Händler,<br />

die das Projekt unterstützen und das<br />

Angebot breit und vielfältig gestalten. Im<br />

Moment werkelt in Tirol jeder noch gerne<br />

für sich, doch ich bin überzeugt, dass wir<br />

das gemeinsam schaffen können.“<br />

Super Sache,<br />

mit dem ganznah.tirol-<br />

Onlineshop. Es ist so<br />

einfach, die Produkte<br />

raufzuladen, zu verwalten.<br />

Jetzt wäre es super, wenn<br />

ganz viele innen und<br />

Unternehmer mitmachen,<br />

damit der Shop schnell<br />

wächst.<br />

ROSI BETZ<br />

TIMPI GESCHENKSIDEEN


34<br />

tirol.wirtschaftet<br />

Für uns schafft ganznah.<br />

tirol die Möglichkeit, unsere<br />

Werkstatt und unsere<br />

Produkte einem breiteren<br />

Publikum präsentieren<br />

zu können. Zudem hilft<br />

sie uns, Erfahrungen im<br />

Online-Handel zu sammeln<br />

und eventuell durch<br />

Synergien mit anderen<br />

Tiroler Betrieben, welche<br />

auch diese Plattform nutzen,<br />

neue Angebote zu<br />

entwickeln. Wir möchten<br />

über ganznah.tirol unsere<br />

Liebe zu Tirol und zur<br />

Schafwolle weitergeben<br />

und zeigen, was mit (regionaler)<br />

Schafwolle unter<br />

anderem möglich ist.<br />

DIETMAR MERANER<br />

MERANER WEIN-<br />

HANDLUNG<br />

Danke<br />

für die Möglichkeit, bei ganznah.tirol mit dabei<br />

zu sein. Das Tiroler Verkaufsportal wird eine<br />

Erfolgsgeschichte, wo wir Unternehmer unsere<br />

Produkte den Tirolerinnen und Tiroler vorstellen,<br />

was Tirol alles produziert und zu leisten vermag!<br />

Die Wertschöpfung bleibt im Land, und Tirol<br />

rückt noch näher zusammen.“<br />

JOACHIM REGENSBURGER<br />

ÖTZTALER SCHAFWOLL-<br />

ZENTRUM<br />

Unsere Handelsbetriebe<br />

sorgen sowohl stationär als<br />

auch online für Wertschöpfung in unserem<br />

Land und sichern heimische Arbeitsplätze<br />

für die Tirolerinnen und Tiroler. Die Corona-Pandemie<br />

hat gezeigt, wie wichtig es ist, neue Vertriebswege<br />

zu beschreiten und sich zu digitalisieren. Zudem<br />

ist durch Corona die Regionalität wieder stärker in den<br />

Fokus der Bevölkerung gerückt. Ich begrüße deshalb alle<br />

Initiativen, die unsere Tiroler KMU bei der Umsetzung<br />

der Digitalisierungen unterstützen – so auch die<br />

Plattform ganznah.tirol.<br />

Für die Tiroler Bezirksblätter als den medialen<br />

Tiroler Nahversorger – auch in Corona-Zeiten –<br />

war es ganz klar, die Initiative der GemNova,<br />

ganznah.tirol tatkräftig zu unterstützen. Denn gerade<br />

in schwierigen Zeiten ist die Unterstützung der regionalen<br />

Tiroler Anbieter und Dienstleister enorm wichtig.<br />

Nur wenn wir zusammenstehen und die heimische Wirtschaft<br />

durch einen Einkauf fördern, können wir gemeinsam<br />

die Krise meistern.<br />

Eine ganz tolle<br />

Idee!<br />

LANDESRÄTIN<br />

PATRIZIA ZOLLER-<br />

FRISCHAUF<br />

SIEGHARD KRABICHLER<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

BEZIRKSBLÄTTER


tirol.wirtschaftet<br />

35<br />

Für uns als kleiner Händler bietet<br />

ganznah.tirol eine hervorragende<br />

Ergänzung zu unserem Online-<br />

Shop. Wenn alle Tiroler Händler<br />

mitmachen, erreichen wir gemeinsam<br />

wesentlich mehr Kunden, und<br />

wir profitieren alle davon!<br />

GERHARD KAPELLER<br />

RIDE WITH PASSION GMBH<br />

Online-Shopping gehört<br />

heute zum Alltag, bequem von<br />

zu Hause aus, ohne mühsame<br />

Öffnungszeiten und Parkplatzsuche.<br />

Mit ganznah.<br />

tirol wurde endlich<br />

ein regionaler<br />

Marktplatz<br />

erschaffen, der<br />

die Wertschöpfung<br />

im Land<br />

hält. Kurze Wege<br />

entlasten die Umwelt<br />

und regionale Arbeitsplätze<br />

können gesichert werden.<br />

Gemeinsam können Tiroler<br />

Betriebe den großen Online-<br />

Anbietern Paroli bieten und<br />

das nützt uns allen: Betriebe,<br />

Kundinnen und Kunden und<br />

schlussendlich auch der<br />

Gemeinde.<br />

ANDREAS EGGER<br />

BÜRGERMEISTER<br />

ASCHAU IM ZILLERTAL<br />

INTERVIEW MIT DEM KÜNFTIGEN<br />

PROJEKTVERANTWORTLICHEN<br />

BERNHARD MOLL<br />

Bernhard Moll aus Imst wird mit September<br />

die Projektverantwortung für<br />

ganznah.tirol übernehmen. Wir sprachen<br />

mit ihm über sich und seine<br />

Beweggründe, nach vielen Jahren im<br />

internationalen Vertrieb zurück nach<br />

Tirol zu kehren und sich dieser spannenden<br />

Herausforderung zu stellen:<br />

Lieber Bernhard! Es freut uns sehr,<br />

dass du unser Team verstärken<br />

und mit diesem Projekt künftig die<br />

regionale Wirtschaft unterstützten<br />

wirst. Stell dich doch kurz vor.<br />

Ich bin 51 Jahre alt, verheiratet mit<br />

Herta und habe einen Sohn und drei<br />

Enkel, aufgewachsen und wohnhaft bin<br />

ich in Imst. Anfänglich habe ich mehrere<br />

Jahre Erfahrungen im Vertrieb bei<br />

einem Tiroler Lebensmittelgroßhändler<br />

und bei einer Werbeagentur gesammelt.<br />

Anschließend war ich knapp<br />

20 Jahre mit Leidenschaft bei zwei<br />

multinationalen Medizintechnik-Unternehmen<br />

aktiv. Verschiedene Positionen<br />

im Vertrieb, Produkt- und Projektmanagement,<br />

national und international,<br />

haben für spannende Erfahrungen und<br />

Erfolge gesorgt. Parallel durfte ich viele<br />

Fortbildungen für Vertrieb und Marketing<br />

absolvieren.<br />

Du scheinst wenig Zeit zu haben.<br />

Was machst du in deiner Freizeit?<br />

Als Mitglied der Stadtfeuerwehr Imst<br />

und Unterstützer des Vereinswesens<br />

bin ich gerne mit der Heimatstadt<br />

Imst verbunden. Mit Freude bin ich<br />

„Fasnachtler“ beim Schemenlaufen,<br />

bei mancher Gelegenheit auch Führer<br />

im Museum der Fasnacht. Und wenn<br />

es die Zeit erlaubt, wird das eine oder<br />

andere Tal in Tirol mit dem Vespa-<br />

Roller erkundet, mit dem Mountainbike<br />

die Tiroler Natur genossen oder<br />

Familie und Freunde beim Barbecue<br />

verwöhnt.<br />

Warum reizt dich das Projekt ganznah.tirol<br />

– DER neue Marktplatz für<br />

Tirol – so sehr? Was waren deine<br />

Beweggründe?<br />

Erstens war ich fasziniert, wie in einer<br />

sehr kurzen Zeit ein derartiges regionales<br />

Konzept vom ersten Gedanken<br />

bis zur Realisierung umgesetzt wurde.<br />

Das GemNova-Team hat rasch<br />

erkannt, welche zusätzlichen regionalen<br />

Vertriebskanäle es in Zeiten von<br />

Covid19 braucht. Man schätzt umso<br />

mehr die Dienstleistungen und Produkte,<br />

welche regional angeboten werden,<br />

wenn man Vergleiche in anderen Ländern<br />

machen konnte. Als die Plattform<br />

ganznah.tirol veröffentlicht wurde, hat<br />

mich diese Idee sofort fasziniert.Heftige<br />

Umbrüche beschäftigen aktuell<br />

unsere Gesellschaft. Diese Umbrüche<br />

haben aber auch einen Trend verstärkt,<br />

der sich schon seit Längerem abzeichnet:<br />

Regionalität und kurze Wege. Internationalität<br />

wird es weiter benötigen<br />

und brauchen – lokale Wertschöpfung<br />

und regionale Alternativen bekommen<br />

aber einen höheren Stellenwert und<br />

sind wichtig für unsere Gemeinden! Ich<br />

habe den Entschluss gefasst, regional<br />

meine Erfahrungen einzubringen. Mit<br />

dem Projekt „ganznah.tirol“ habe ich<br />

DIE Gelegenheit gesehen, ein lokales<br />

Projekt mitaufzubauen und zum Erfolg<br />

zu führen.<br />

Ein Projekt, welches das<br />

Gemeinsame vor den<br />

Einzelnen stellt und<br />

als Plattform eine<br />

zusätzliche Alternative<br />

bietet für den<br />

lokalen Handel und<br />

lokale Dienstleister.


36 tirol.wirtschaftet<br />

Halloooooooo,<br />

jemand zu<br />

Hauseee?<br />

Werde auch du Händler bei<br />

Tirols erstem ONLINE-SHOP<br />

der wie Amazon aufgebaut ist,<br />

nur eben regional.<br />

www.ganznah.tirol


tirol.innovativ und modern<br />

37<br />

UNTER<br />

DER ERDE<br />

ZUM AUTOR MARKUS BRUGGER, MSC<br />

Markus Brugger ist seit Anfang 2020 bei GemNova und ist Projektverantwortlicher<br />

für den Bereich Abfall- und Ressourenmanagement. Die<br />

letzten Jahre war er bei der IKB und hat sämtliche Projekte wie Unterflursammelsysteme,<br />

neue Wege bei Recyclinghofgestaltungen und wichtige<br />

Themen wie Abfallvermeidung vorangetrieben und umgesetzt.<br />

Kontakt: m.brugger@gemnova.at<br />

Das weltweit modernste<br />

Müllsammelsystem hält auch<br />

in Tirol Einzug.<br />

Das aktuell modernste Abfallsammelsystem<br />

ist die „Unterirdische Müllentsorgung“.<br />

Sie bietet eine Reihe von Vorteilen<br />

gegenüber herkömmlichen Sammellösungen.<br />

Zudem sind sie in der Anschaffung<br />

und auch im Betrieb günstiger. Das zeigen<br />

auch zwei Pilotprojekte, die derzeit in der<br />

Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck laufen.<br />

Diese sogenannten Unterflursysteme<br />

bestehen aus einem Betonschacht mit<br />

Sammelbehälter, der somit unterirdisch<br />

aufgestellt ist. Über Einwurfsäulen, die<br />

knapp einen Meter hoch sind, wird der<br />

Müll eingeworfen. Bei der Abholung wird<br />

der gesamte Großcontainer von einem<br />

speziellen Müllwagen per Kran aus dem<br />

Schacht gehoben und in das Entsorgungsfahrzeug<br />

entladen.<br />

Viele Vorteile<br />

Unterflursammelsysteme bestechen<br />

durch eine Reihe von Vorteilen für den<br />

Endverbraucher. Sie sind komfortabel und<br />

einfach bedienbar, barrierefrei zugänglich<br />

und präsentieren sich in einem gepflegten<br />

Erscheinungsbild. Sie sorgen bei der Altglasentsorgung<br />

für eine deutliche Lärmreduktion,<br />

was eine Verlängerung der<br />

Sammelzeiten auch an Wochenenden und<br />

Abenden ermöglichen würde. Die Geruchsund<br />

Ungezieferbelästigung vor allem bei<br />

Rest- und Biomüll ist durch die unterirdische<br />

Lagerung erheblich verringert. Vor<br />

allem an heißen Sommertagen. Außerdem<br />

ist eine Entsorgung von Müll durch Fremdpersonen<br />

aufgrund eines Schlüsselsystems<br />

unmöglich. Die Brandgefahr ist stark<br />

eingeschränkt. Aber auch für die Abfallentsorger<br />

hat dieses System große Vorteile.<br />

Die Baukosten im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Müllhäuschen sind günstiger,<br />

Personaleinsatz und -kosten im laufenden<br />

Betrieb können deutlich gesenkt werden.<br />

Das zeigen die langjährigen Erfahrungen<br />

aus Vorreiternationen wie Italien, Spanien<br />

und die Schweiz. Aufgrund des vergrößerten<br />

Sammelvolumens – 5.000 anstelle<br />

der derzeit üblichen 1.000 Liter Fassungsvermögen<br />

pro Müllsorte – verlängern sich<br />

die Abholintervalle erheblich. Mit einge-<br />

OBEN: Markus Brugger<br />

erklärt Interessierten die<br />

Vorteile von Unterflursystemen.<br />

(© GemNova)


38<br />

tirol.innovativ und modern<br />

bauten elektronischen Sensoren, die den<br />

Füllstand anzeigen, kann die Entsorgung<br />

sogar punktgenau durchgeführt werden.<br />

Das Ablesen erfolgt zentral aus dem Recyclinghof.<br />

Ebenfalls ein Vorteil für die Entsorger,<br />

welche die lukrierten, potenziell<br />

erheblichen Einsparungen an die Kunden<br />

weitergeben können.<br />

Zwei Pilotprojekte in Innsbruck<br />

In Tirol laufen derzeit zwei Pilotprojekte.<br />

Beide in Innsbruck. In der Kajethan-<br />

Sweth-Straße im Stadtteil Olympisches<br />

Dorf haben die Innsbrucker Kommunalbetriebe<br />

(IKB) eine Unterflursammelanlage<br />

errichtet. In der Prinz-Eugen-Straße im<br />

Stadtteil Pradler Saggen wiederum die<br />

Neue Heimat Tirol.<br />

„Die Sammelstelle<br />

wird von den Kundinnen<br />

und Kunden sehr<br />

gut angenommen,<br />

außerdem hat sich<br />

eine klare Verbesserung<br />

der Müllsortierung<br />

eingestellt.“<br />

Das Interesse ist laut GemNova-Abfallexperte<br />

Markus Brugger, der beide Anlagen<br />

mitkonzipiert hat, hier, aber auch in<br />

anderen Tiroler Gemeinden groß. „Seit<br />

die beiden Pilotanlagen in Innsbruck in<br />

Betrieb sind, werden wir immer wieder<br />

darauf angesprochen. Ich kann das System<br />

nur empfehlen. Ich wurde einmal<br />

gefragt, ob es bei all den Vorteilen auch<br />

Nachteile gibt. Ich musste nach einiger<br />

Überlegung antworten, dass mir keine in<br />

den Sinn kommen..“<br />

Jede Menge positive Erfahrungen<br />

Bernhard Matt, bei der Innsbrucker<br />

Immobiliengesellschaft<br />

für das Objektmanagement<br />

zuständig, gilt als einer<br />

der Urväter dieser Idee in Tirol.<br />

Seine Erfahrungen nach der<br />

Umsetzung der Pilotanlage<br />

für die IKB: „Die Sammelstelle<br />

wird von den Kundinnen und<br />

Kunden sehr gut angenommen,<br />

außerdem hat sich eine klare<br />

Verbesserung der Müllsortierung<br />

eingestellt. Weitaus besser<br />

als gedacht läuft es mit<br />

illegaler Fremdentsorgung. Es<br />

wurde nur in zwei Einzelfällen<br />

von Ortsfremden Müll in der<br />

Anlage deponiert. Das optische<br />

Erscheinungsbild ist weitaus<br />

sauberer als bei öffentlichen<br />

Wertstoffinseln. Zudem konnte<br />

die Geruchsbelästigung im Vergleich<br />

zum abgelösten Müllraum stark reduziert<br />

werden.“ Markus Pollo, kaufmännischer<br />

Geschäftsführer der Neuen Heimat Tirol<br />

(NHT), ist ebenfalls vom neuen System<br />

sehr angetan. „Die Abholung des Mülls kann<br />

punktgenau erfolgen. Es muss nicht mehr<br />

routinemäßig nach einem Zeitplan das<br />

jeweilige Müllauto vorbeikommen. Durch<br />

eingebaute Sensoren kann termingerecht<br />

abgeholt werden. Dadurch erwarten wir<br />

uns eine Senkung der anfallenden Müllkosten,<br />

was sich schlussendlich bei unseren<br />

Mietern in den Betriebskosten positiv<br />

auswirken wird.“<br />

Die Zukunft der Tiroler Müllentsorgung<br />

GemNova-Geschäftsführer Alois Rathgeb<br />

glaubt an eine große Zukunft von Unterflursammelanlagen<br />

in Tirol: „Unterflursysteme<br />

sehen wir als sehr großes Zukunftsprodukt<br />

in und für Tirol. In vielen Ländern<br />

dieser Welt ist dieses System mittlerweile<br />

Standard. Bei uns ist es sehr neu. Es<br />

bietet unheimliche Vorteile – im Entladerhythmus,<br />

in der Sauberkeit, einfach im<br />

ganzen Handling. Deshalb sind wir ganz<br />

fest überzeugt, dass das die Zukunft in<br />

der Müllentsorgung sein wird.“<br />

Mehr Informationen<br />

gibt es im Videobeitrag<br />

„Unter der<br />

Erde” bei 279.TIROL<br />

auf YouTube.<br />

OBEN: Die Großcontainer von Unterflursystemen<br />

fassen mit einem Volumen von 5.000<br />

Litern fünfmal mehr Müll als herkömmliche<br />

Container. (© GemNova)


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 39<br />

DIE IKB INVESTIERT IN DIE<br />

TECHNISCHEN ANLAGEN<br />

VON GEMEINDEN<br />

Die Innsbrucker Kommunalbetriebe<br />

AG (IKB) bietet mit ihrer Contracting-Lösung<br />

für Gemeinden ein interessantes<br />

Produkt für die Erneuerung<br />

und den Betrieb von Heizungs-, Lüftungs-<br />

und Kühlanlagen an.<br />

Legen Sie als Gemeinde-Verantwortliche<br />

Ihre technischen Anlagen in die<br />

professionellen Hände eines regionalen<br />

Partners vor Ort. Beim Contracting-Modell<br />

investiert die IKB in die<br />

Anlagen der Gemeinden. Dadurch fallen<br />

Anschaffungskosten weg und die<br />

laufenden Kosten werden planbar – und<br />

das bei hoher Versorgungssicherheit.<br />

Die Gemeinden zahlen eine fixe Rate<br />

(über eine zu vereinbarende Laufzeit),<br />

die die Investition als auch die laufende<br />

Betreuung beinhaltet. Nach Ende<br />

der Laufzeit geht die Anlage in das<br />

Eigentum der Gemeinde über. Während<br />

der Vereinbarung betreibt die IKB<br />

die technischen Anlagen auf eigene<br />

Kosten. So muss sich die Gemeinde<br />

um keine Wartungen, Instandhaltungen,<br />

Garantieabwicklungen und Störungen<br />

sorgen.<br />

Sparen Sie Zeit, Geld und Energie in<br />

einem – und konzentrieren Sie sich auf<br />

die Anliegen Ihrer Bürger/-innen.<br />

IHRE VORTEILE<br />

AUF EINEN BLICK:<br />

keine Investitionskosten durch<br />

das Contracting-Modell der IKB<br />

höchste Energieeffizienz<br />

und niedrige Energie- und<br />

Betriebskosten<br />

besserer Preis beim<br />

Energieeinkauf<br />

100 % Sicherheit durch<br />

Vollgarantie<br />

technisch und gesetzlich am<br />

Stand der Technik<br />

Alles aus einer Hand: von der<br />

Beratung bis zur Umsetzung und<br />

Wartung<br />

Hotline rund um die Uhr und an<br />

365 Tagen erreichbar<br />

Vereinbaren Sie am<br />

besten noch heute<br />

einen Termin:<br />

ING. MARTIN ANGERER<br />

0512 502-5234<br />

martin.angerer@ikb.at<br />

He zungssanierung fällig ?<br />

Die IKB investiert in Ihre Anlagen und garantiert Sicherheit und<br />

Service mit dem Rundum-Sorglos-Paket.


40 tirol.mobil<br />

MOBIL MIT ODER<br />

TROTZ TOURISMUS<br />

ZUM AUTOR<br />

DIPL.-BW. ANDREAS<br />

KNAPP, MBA<br />

Andreas Knapp ist seit Kurzem bei<br />

der GemNova im Bereich Multimodale<br />

Mobilität tätig. Er verfügt<br />

über jahrelange Erfahrung bei der<br />

Planung, Finanzierung und<br />

Ausschreibung von regionalen<br />

Mobilitätskonzepten.<br />

Kontakt: a.knapp@gemnova.at<br />

Die regionale Mobilität zählt mit<br />

zu den größten Herausforderungen<br />

nachhaltiger Lebensweise.<br />

Egal ob mit den Öffis, dem Rad<br />

oder anderen multimodalen Mobilitätsformen,<br />

„stehenbleiben“<br />

will niemand.<br />

Bei der „Mobilitätsstrategie Ötztal 2030“<br />

wurde erstmals in einer großen und starken<br />

touristischen Region eine Allianz<br />

von Gemeinden, Tourismusverband und<br />

Bergbahnen gebildet, um gemeinsam und<br />

abgestimmt der Verkehrsproblematik entgegenzutreten.<br />

Im 65 Kilometer langen Ötztal zwischen<br />

Haiming und Gurgl leben 21.000 Personen,<br />

wobei ca. 5.300 bzw. 6.500 Personen<br />

aus oder ins Tal pendeln. Mit<br />

ca. 4,1 Millionen Nächtigungen<br />

im Jahr stellt der Tourismus<br />

die Säule der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung im nächtigungsstärksten<br />

Tourismusverband<br />

in Tirol dar. Doch neben Gästean-<br />

und -abreisen, Pendlerinnen-<br />

und Schülerverkehre ist<br />

vor allem auch der tägliche<br />

Talverkehr auf den mitunter<br />

engen Ortsdurchfahrten<br />

immer mehr ein Ärgernis. So<br />

wurde der Entschluss gefasst,<br />

dass es eine umfassende<br />

Mobilitätsstrategie braucht.<br />

Rührt euch, Ötztaler!<br />

Den Bürgermeistern war<br />

vor allem die Einbindung der<br />

Bevölkerung wichtig. So wurde<br />

ein in die Mobilitätsstrategie<br />

eingebetteter BürgerInnenbeteiligungsprozess<br />

beauftragt, um<br />

dies sicherzustellen und Feedback für<br />

Lösungsansätze zu gewinnen. Aufgrund<br />

der starken Betroffenheit der Ortschaft<br />

Oetz wurde besonders emotional und<br />

lebendig diskutiert. Gefordert wurde vor<br />

allem der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel<br />

und die Verbesserung der<br />

Verkehrssituation auf der B 186, samt<br />

Fahrzeug- und Lärmreduktion.<br />

Neben dem Einbinden der BürgerInnen<br />

war die fachliche Aufarbeitung sowie das<br />

Erstellen einer belastbaren Datengrundlage<br />

das wichtigste Instrument beim Finden<br />

von Lösungen. Hierzu wurde ein Planungsbüro<br />

hinzugezogen, das viel Wert<br />

auf nachhaltige Lösungen legte und einige<br />

hochinteressante Ansätze hervorbrachte.<br />

Mit der Bahn nach Sölden<br />

Der eigentliche Verkehrsknoten für das<br />

Tal ist der Bahnhof Ötztal, dort wo täglich<br />

Tausende die Bahnsteige füllen, hält<br />

auch der Fernverkehr. Direkt von Zürich<br />

oder Wien ins Ötztal, ohne Umstieg, erste<br />

Klasse, best service, best holidays … Das<br />

war die Basis einer Studie, die beauftragt<br />

wurde, um zu eruieren, ob es eine Möglichkeit<br />

gibt, mit einer Bahnverbindung<br />

vom Bahnhof Ötztal ins Tal zu gelangen.<br />

Abseits der Straße – mittels Zug, Schwe-


tirol.mobil<br />

41<br />

bebahn oder ganz anders. Denn es war<br />

klar, der tägliche hausgemachte Verkehr<br />

war das Problem, das man in den Griff<br />

bekommen muss.<br />

So wurden verstärkt Anstrengungen<br />

unternommen, um alternative Möglichkeiten<br />

nachhaltiger Mobilität zu forcieren.<br />

Ein Rückgrat bildet u. a. der talweite Radweg,<br />

der sowohl touristischem Radvergnügen<br />

als auch täglichen Radfahranforderungen<br />

Platz bietet. Um den Menschen<br />

etwas abseits der Tallinie die Möglichkeit<br />

zu geben, mit dem Rad zur Bahn zu<br />

fahren, dort das Rad sicher, überdacht,<br />

absperrbar, beleuchtet und aufladbar<br />

abzustellen, werden Radabstellanlagen<br />

für E-Bikes an Haltestellen, Bergbahnen,<br />

am Bahnhof und weiteren wichtigen<br />

Punkten angeschafft. Zudem wurde ein<br />

jahresdurchgängiger Halbstundentakt für<br />

den Bus fixiert.<br />

Alternative Antriebe<br />

Um Einheimischen und Gästen vermehrt<br />

abgas- und lärmemissionsfreie Mobilität<br />

im Ötztal zu gewährleisten, werden in<br />

einer Kooperation mit der TIWAG an insgesamt<br />

24 Standorten von Ötztal Bahnhof<br />

bis zum Timmelsjoch Ladestationen<br />

für E-Autos errichtet. Egal ob für PendlerInnen<br />

am Bahnhof Ötztal, BergbahnbesucherInnen<br />

während des Skifahrens, vor<br />

Gemeindeämtern, für Timmelsjochüberquerer<br />

oder anstatt der eigenen Ladestationen,<br />

E-Mobilität wird breit nutzbar<br />

gemacht und soll die Lärm- und Abgasreduktion<br />

unterstützen.<br />

Doch aktuell wiegt die Tatsache, dass einfach<br />

zu viele Wege mit dem PKW erledigt<br />

werden (müssen), noch zu stark.<br />

Hier gibt es, ausgehend vom Tourismus,<br />

das Projekt „Ötztaler Card“, das den Menschen<br />

im Tal dieselbe Infrastruktur, den<br />

Gästen gleichgestellt, ermöglichen soll.<br />

Den öffentlichen Verkehr und alle Freizeiteinrichtungen<br />

im Tal mit einer Karte<br />

nutzen, ohne nochmals in die Geldtasche<br />

greifen zu müssen.<br />

Alternativen sind der Schlüssel zum Ziel<br />

Man muss das Rad nicht neu erfinden und<br />

Menschen belehren, was für sie das Beste<br />

sei. Es ist den BewohnerInnen selbst<br />

ein Anliegen, ihr Tal, das sie als eines der<br />

schönsten Österreichs wahrnehmen, zu<br />

erhalten. Viele sind bereit, ihr Mobilitätsverhalten<br />

zu überdenken, dafür sind jedoch<br />

echte Alternativen notwendig. Das Mobilitätsangebot<br />

zu erweitern und somit die<br />

Nutzung zu erleichtern, ist eines der großen<br />

Ziele der „Mobilitätsstrategie Ötztal<br />

2030“. Gemeinsam kann das erreicht werden,<br />

trotz oder vielmehr mit Tourismus.<br />

Ötztal(er) Card, eine verlockende Perspektive<br />

Gäste nehmen den Service im Tal gerne<br />

in Anspruch, egal ob im Sommer der Bus<br />

mit Radanhänger zum Downhillen oder<br />

im Winter der verdichtete Linienverkehr<br />

zu den Bergbahnen zum Skifahren. Als<br />

Gast hat man es gut, immer mobil mit<br />

Skipass oder mit der Ötztal Card. Und<br />

die Einheimischen, die nicht täglich pendeln<br />

oder am Wochenende mit der Familie<br />

unterwegs sein wollen? Die nur gelegentlich<br />

fahren oder nur kurze Strecken in<br />

Anspruch nehmen?<br />

LINKS OBEN: Busverkehr<br />

im Ötztal im Halbstundentakt.<br />

(© GemNova)<br />

LINKS UNTEN: Die neue<br />

Mobilitätsstrategie soll den<br />

täglichen Verkehr reduzieren.<br />

(© GemNova)


42 tirol.investiert<br />

Wohnen in Lans 2030 ist mehr als<br />

nur Wohnen. Auf der Suche nach der<br />

Zukunft des Dorfes hat Lans ein ambitioniertes<br />

Wettbewerbsverfahren<br />

ausgerufen. Der Ort mit aktuell knapp<br />

über 1.100 Einwohnerinnen und Einwohnern<br />

und gleichzeitig in direkter<br />

Nähe zu Innsbruck verbindet die Vorteile<br />

und Herausforderungen zwischen<br />

Stadt und Land fast prototypisch.<br />

Hier wird ein neuer Ortsteil geplant –<br />

keine reine Wohnsiedlung, sondern ein<br />

lebendiges Quartier, in dem die gewachsenen<br />

Strukturen weitergedacht<br />

werden können. Wie in einem Dorfkern<br />

bilden ähnliche Häuser rund um den<br />

gemeinsamen Anger einen Ort zum<br />

Wohnen, zum Arbeiten, zum Leben.<br />

ARCHITEKTURBÜRO<br />

FELD72<br />

BILD: Visualisierung.<br />

(© feld72/Janusch)


tirol.investiert<br />

43<br />

ENTWICKLUNG<br />

WOHNRAUM<br />

ZUM AUTOR<br />

CEDRIC KLOSE<br />

Cedric Klose ist Bürgermeister-<br />

Stellvertreter der Gemeinde Lans.<br />

(© Gemeinde Lans)<br />

Die Gemeinde Lans startete ein Pilotprojekt<br />

zur nachhaltigen Entwicklung des<br />

Baufeldes „Oberes Feld“, einem Wohngebiet,<br />

dass in den nächsten 10 bis 15<br />

Jahren vielen Lanser Bürgerinnen und<br />

Bürgern zur Heimat werden soll. Es ging<br />

der Gemeinde darum, dass innovative<br />

Wohnmodelle entwickelt werden, die den<br />

Lebensbedürfnissen der Menschen durch<br />

ihre Maßstäblichkeit, Flexibilität und ihre<br />

Qualität in Bezug auf hochwertige Außenräume<br />

gerecht werden. Mit ungezwungenen<br />

Möglichkeiten der Begegnung, aber<br />

auch der Chance zur „Intimität in den<br />

eigenen vier Wänden“.<br />

hat die Gemeinde bei der Organisation<br />

des Wettbewerbsverfahrens begleitet.<br />

Auf den ersten Platz gereiht und somit<br />

als Sieger des Wettbewerbs sind die<br />

Entwürfe und Arbeiten des Architekturbüros<br />

feld72 gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten<br />

von Plansinn gekürt<br />

worden. Auf Basis des Siegerprojektes<br />

wird ein Rahmenplan für das gesamte<br />

Baufeld festgelegt. Anschließend erfolgt<br />

die Umsetzung einer ersten Baustufe mit<br />

Wohnraum für Lanserinnen und Lanser.<br />

„Dörfliches“ Leben in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum<br />

urbanen Innsbruck.<br />

Unter aktiver Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung<br />

wurde dazu ein nicht offener,<br />

anonymer mehrstufiger Realisierungswettbewerb<br />

durchgeführt. Die GemNova<br />

BILD: Endausbaustufe mit zwölf Häusern. In der ersten Baustufe könnten fünf Häuser errichtet werden.<br />

Die weiteren Flächen stehen für die nächsten 10 – 15 Jahre zur Verfügung. (© feld72 Architekten)


44 tirol.investiert<br />

ARCHITEKTURWETTBEWERBE –<br />

EIN DEMOKRATISCHER PROZESS<br />

OBEN: Dipl.-Ing.<br />

Christian Höller, Vorsitzender<br />

der Sektion<br />

ArchitektInnen der<br />

Kammer der ZiviltechnikerInnen<br />

Tirol und<br />

Vorarlberg (© Günter<br />

Richard Wett)<br />

Architekturwettbewerbe werden<br />

gern kritisiert. Eines der hartnäckigsten<br />

Gerüchte lautet, sie<br />

würden zu Kostensteigerungen<br />

bei Projekten führen. Unterschlagen<br />

wird dabei – siehe<br />

das Drama um die Ausschreibung<br />

des MCI-Neubaus in Innsbruck<br />

–, dass die teilnehmenden<br />

Architektinnen und Architekten<br />

realistische Berechnungen<br />

erstellen, ausgehend vom Anforderungsprofil,<br />

das die Auslobenden<br />

formuliert haben. Das Problem<br />

liegt daher in den meisten<br />

Fällen an den Ausschreibungen:<br />

Sie fordern oft einen Raum- und<br />

Nutzungsplan, der um die veranschlagte<br />

Summe nicht realisierbar<br />

ist!<br />

Die Kammer der Ziviltechnikerinnen und -techniker<br />

für Tirol und Vorarlberg und ihre Vertreterinnen<br />

und Vertreter leisten hier Aufklärungsarbeit.<br />

Sie evaluieren regelmäßig durchgeführte<br />

Wettbewerbe, arbeiten daraufhin, die Qualität<br />

der Ausschreibungen weiter zu verbessern und<br />

die Abläufe zu optimieren.<br />

Unabdingbar dafür sind eine gründliche Projektentwicklung<br />

und eine klare Definition der Aufgabenstellung<br />

seitens der Auslobenden. Eine<br />

unzureichende, lückenhafte oder oberflächliche<br />

Vorbereitung rächt sich und mündet meist in<br />

einer kostspieligen Projektumsetzung. Das lässt<br />

sich vermeiden.<br />

Kooperiert der Auslobende von Anfang an mit<br />

einem wettbewerbsvorbereitenden Büro, steht<br />

ihm ein Partner zur Seite, der ihn bei sämtlichen<br />

Schritten begleitet und zentrale Aufgaben übernimmt<br />

– bis hin zur Formulierung der Anforderungen<br />

und der Ausschreibung. Wettbewerbsverfahren<br />

lassen sich perfekt auf die jeweiligen<br />

Bedürfnisse abstimmen. Erfahrungswerte und<br />

Analysen zeigen: Je präziser die Bestellerwünsche,<br />

desto besser die Ergebnisse!<br />

Mit dem Konsulenten für das Wettbewerbswesen<br />

hat die Kammer der Ziviltechnikerinnen<br />

und -techniker für Tirol und Vorarlberg zudem<br />

eine Stelle geschaffen, die öffentliche Hand wie<br />

private Auftraggebende professionell, objektiv<br />

und unabhängig berät. Ein für die NutzerIinnen<br />

und Nutzer kostenloses Service, das wesentlich<br />

dazu beiträgt, die Wettbewerbskultur in Tirol zu<br />

fördern und zu verbessern.<br />

Als völlig unberechtigt erweist sich die Sorge<br />

einiger Auslobenden, sie könnten bei einem<br />

Architekturwettbewerb die Kontrolle über die<br />

Entscheidungen verlieren, denn:<br />

Ein solches Verfahren findet<br />

immer auf Augenhöhe statt.<br />

Auslobende und Teilnehmende ziehen am<br />

selben Strang. Alle wollen das bestmögliche<br />

Ergebnis für die jeweilige Aufgabe erzielen. Auftraggebende<br />

können auf das Wissen und die<br />

Erfahrung von Expertinnen und Experten bauen,<br />

die Fachjury unterstützt sie in allen Belangen.<br />

Die Zahlen der letzten Jahre unterstreichen:<br />

Über 90 Prozent der Entscheidungen werden<br />

einstimmig getroffen. Das bestätigt, dass niemand<br />

etwas vorgesetzt bekommt! Vielmehr<br />

herrscht nach dem Abschluss des Architekturwettbewerbs<br />

große Klarheit darüber, was<br />

die Entscheidungsträger wollen – und was sie<br />

nicht wollen.


tirol.investiert<br />

45<br />

Auch kostenmäßig ist ein Wettbewerb anderen Verfahren<br />

vorzuziehen. In der Regel bewegen sich die<br />

finanziellen Aufwendungen für einen Architekturwettbewerb<br />

zwischen 0,5 und drei Prozent der Baukosten.<br />

Ein Architekturwettbewerb bietet unschlagbare<br />

Vorteile<br />

Er bringt eine breite Palette an Vorentwürfen. Der<br />

Entscheidungsprozess verläuft transparent und<br />

wird von einer unabhängigen Fachjury getragen,<br />

was zu einer hohen Rechtssicherheit führt. Mit dem<br />

Abschluss des Architekturwettbewerbs erhält der<br />

Auslobende ein Siegerprojekt, kann mit nur einem<br />

Bietenden in Verhandlung treten – und zwar über<br />

ein konkret vorliegendes Projekt! Ein enormer Vorteil<br />

gegenüber herkömmlichen Verhandlungsverfahren,<br />

bei denen in der Regel die Kosten im Vordergrund<br />

stehen, nicht aber eine nachhaltige, ressourcenschonende<br />

und hochwertige Bauweise.<br />

Architekturwettbewerbe garantieren die jeweils bestmögliche<br />

Lösung für ein Bauprojekt, der Prozess ist<br />

für alle Beteiligten in jedem Punkt nachvollziehbar. Es<br />

gibt kein Verfahren, das all diese Vorzüge besser in<br />

sich vereint als ein Architekturwettbewerb.


46 tirol.investiert<br />

UNTERSCHIEDLICHE<br />

UMSETZUNGSMODELLE<br />

FÜR INFRASTRUKTURPROJEKTE<br />

Ausgangspunkt für jedes<br />

erfolgreiche Projekt ist die Definition<br />

der Projektziele.<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. MAGDALENA<br />

RALSER<br />

Magdalena Ralser ist Expertin im<br />

Vergaberecht. Sie ist seit 2015<br />

Teil des GemNova-Teams und<br />

gehört mittlerweile zu den besten<br />

Vergabejuristinnen in Österreich.<br />

Kontakt: m.ralser@gemnova.at<br />

Ohne klare Vorstellungen darüber, welche Zielsetzungen<br />

das Projekt verfolgt/verfolgen soll, wie die Prozesse<br />

gestaltet sind/werden sollen und wie das Projekt<br />

organisatorisch abgewickelt wird/werden soll, ist es<br />

nicht möglich, das passende Umsetzungskonzept zu<br />

entwerfen bzw. bereitzustellen.<br />

Die drei wesentlichen Fragen zu Beginn eines<br />

jeden Projektes sind:<br />

In welcher Qualität, in welchem<br />

Zeitrahmen und zu<br />

welchen Kosten kann das<br />

Projekt realisiert werden?<br />

Für den erfolgreichen Beginn<br />

eines Projektes muss die<br />

Aufgabenstellung erarbeitet<br />

bzw. abgestimmt werden. Dazu<br />

sollten folgende Punkte berücksichtigt<br />

werden:<br />

Qualität<br />

..<br />

ZUM AUTOR<br />

DI ALEXANDER<br />

GOSTNER<br />

Alexander Gostner ist seit 2016 bei<br />

der GemNova und verantwortet den<br />

Bereich Infrastruktur.<br />

Kontakt: a.gostner@gemnova.at<br />

Ist-Analyse/Ausgangsanalyse/Bedarfsanalyse<br />

Ideenbeschreibung<br />

Zielfindung/Zieldefinition<br />

(Zeit, Qualität, Kosten)<br />

Projektmachbarkeit<br />

prüfen<br />

Findung des Projektteams<br />

Kosten


tirol.investiert<br />

47<br />

Ein Projekt ist eine zeitlich befristete, relativ innovative und<br />

Ein Projekt ist eine zeitlich befristete,<br />

risikobehaftete Aufgabe von erheblicher Komplexität, die aufgrund<br />

ihrer Schwierigkeit und Bedeutung meist ein gesonder-<br />

relativ innovative und risikobehaftete<br />

Aufgabe von erheblicher Komplexität,<br />

tes Projektmanagement erfordert.<br />

die aufgrund ihrer Schwierigkeit und Bedeutung<br />

DEFINITION PROJEKT GABLER<br />

meist<br />

WIRTSCHAFTSLEXIKON<br />

ein gesondertes Projektmanagement<br />

erfordert.<br />

Es handelt sich dabei um die bestimmende Phase<br />

für die Projektkosten und Qualität des Projektes.<br />

Zur Erreichung der Projektziele können bei Bauvorhaben<br />

verschiedene Organisationsmodelle gewählt<br />

werden, die nachfolgend kurz dargestellt werden.<br />

Bei der Wahl des Organisationsmodelles sind im Hinblick<br />

auf die Besonderheit des öffentlichen Bauherrns<br />

folgende Fragestellungen notwendig:<br />

Wie wirkt sich das Vergaberecht auf die Eignung<br />

von Organisationsmodellen aus?<br />

Das Vergaberecht setzt dem öffentlichen Bauherrn<br />

einen besonderen institutionellen Rahmen, der bei<br />

der Erstellung von Infrastrukturprojekten berücksichtigt<br />

werden muss. Je nach gewähltem Organisationsmodell<br />

sowie geschätzten Auftragssummen muss<br />

das passende Vergabeverfahren gewählt werden.<br />

Wie kann eine hohe Effizienz der Ausgestaltung<br />

in Verbindung mit einer guten Transparenz und<br />

Nachvollziehbarkeit für außenstehende Dritte<br />

gewährleistet werden? Welche eventuellen Abwägungsprobleme<br />

treten dabei auf?<br />

Wie wird sichergestellt, dass bei der Ausgestaltung<br />

des Organisationsmodells die Auswirkung<br />

auf die Marktsituation berücksichtigt wird?<br />

Ausgestaltungsmöglichkeiten der Planung<br />

Die jeweiligen Planungsgewerke Objekt-, Tragwerks-,<br />

TGA-Planung und beratende Leistungen können<br />

generell getrennt vergeben werden. Es ist aber auch<br />

möglich, einen Generalplaner zu beauftragen. Bei der<br />

Wahl des passenden Vergabeverfahrens ist dabei die<br />

geschätzte Auftragssumme zu berücksichtigen. Der<br />

Objektplaner bzw. Generalplaner kann im Zuge eines<br />

Architekturwettbewerbes oder auch im Zuge eines<br />

Verhandlungsverfahrens ermittelt werden.<br />

Ausgestaltungsmöglichkeiten Bauausführung<br />

MODELL: EINZELUNTERNEHMER<br />

Die traditionelle Form des Organisationsmodelles<br />

auf Einzelprojektebene sieht die Vergabe der Bauausführung<br />

nach der Ausführungsplanung an Einzelunternehmer<br />

vor, die einen bestimmten, ihrem<br />

fachspezifischen Gewerk entsprechenden Teil der<br />

Bauausführung übernehmen. Die Einzelunternehmer<br />

werden nach vollständiger Planung im Rahmen einer<br />

Gewerkevergabe beauftragt. Auf diese Weise kann<br />

der Bauherr direkte Vertragsbeziehungen zu einzelnen<br />

Unternehmen aufnehmen, wodurch sich, je nach<br />

Projektumfang, die Anzahl der zu koordinierenden<br />

einzelnen Auftranehmerinnen und -nehmer erhöht<br />

und eine entsprechende Vielzahl an Vertragsbeziehungen<br />

entsteht.<br />

MODELL: GENERALUNTERNEHMER-<br />

AUSFÜHRUNG (GU-A)<br />

Im GU-A-Modell übernimmt ein Generalunternehmer<br />

auf Basis der vom Bauherrn zur Verfügung gestellten<br />

abgeschlossenen Ausführungsplanung die schlüsselfertige<br />

Bauausführung. Er erbringt dabei keine<br />

Planungsleistungen, sondern führt den Teil der Bauleistung,<br />

der seinem eigenen Fachgewerk entspricht,<br />

selbst durch und vergibt die übrigen Teilleistungen<br />

an Subunternehmer. Die Beauftragung von Subunternehmern<br />

erfolgt im Namen und auf Rechnung des<br />

GU-A, und es besteht zwischen den Subunternehmern<br />

und dem Bauherrn kein Vertragsverhältnis. Der


48 tirol.investiert<br />

GU-A übernimmt eigenverantwortlich die gesamten<br />

Bauausführungsleistungen und damit auch die Steuerungs-<br />

und Koordinationsaufgaben der einzelnen<br />

Gewerke sowie deren Schnittstellen im Projektverlauf.<br />

Ausgestaltungsmöglichkeiten Planung und Bauausführung<br />

Die Ausgestaltung dieser Modelle kann variieren und<br />

muss im Vorfeld im Detail abgestimmt werden.<br />

MODELL: GENERALUNTERNEHMER/-<br />

ÜBERNEHMER-AUSFÜHRUNGSPLANUNG<br />

+ AUSFÜHRUNG (GU+)<br />

Das GU-Modell GU+ bezieht neben der Bauausführung<br />

auch die Ausführungsplanung vertraglich ein.<br />

Der Generalunternehmer übernimmt teilweise oder<br />

vollständig die Ausführungsplanung des Bauprojektes,<br />

nachdem der Bauherr die Entwurfs- und Genehmigungsplanung<br />

abgeschlossen hat und die Baugenehmigung<br />

erteilt wurde. Auf Basis der zur Verfügung<br />

gestellten Entwurfspläne führt der Generalunternehmer<br />

die Planung bis zur Ausführungsreife weiter und<br />

realisiert nach Abstimmung der Planungsergebnisse<br />

mit dem Entwurfsplaner den Bau.<br />

Beim GU+ kann der Generalunternehmer neben der<br />

Bauausführung und der Ausführungsplanung auch<br />

die Entwurfs- sowie die Genehmigungsplanung im<br />

Bauprojekt durchführen. Dem geht ein grundlegendes<br />

Planungskonzept des Bauherrn voraus, das die<br />

funktionalen Objektanforderungen beschreibt. Der<br />

gestalterische Einfluss des Generalunternehmers bei<br />

diesem GU-Modell ist besonders hoch, da er große<br />

Teile der Planungsleistung übernimmt, allerdings<br />

behält sich der Bauherr mit Unterstützung eines<br />

Architekten oftmals die Gestaltung des Bauwerks vor.<br />

MODELL: TOTALUNTERNEHMER (TU)<br />

Bei einer kompletten Übernahme der Planungs- und<br />

Bauleistungen durch einen einzigen Auftragnehmer<br />

und einer damit einhergehenden schlüsselfertigen<br />

Durchführung des Bauprojektes handelt es sich um<br />

das TU-Modell. Der Totalunternehmer realisiert das<br />

Projekt eigenständig und vergibt in eigener Verantwortung<br />

Teilleistungen an Fachplaner oder Einzelunternehmer.<br />

Lediglich die Grundlagenermittlung und<br />

die Definition der funktionalen Bauabsicht verbleiben<br />

beim Bauherrn. In der Bauausführung erbringt der<br />

Totalunternehmer einen wesentlichen Teil der Bauleistung<br />

selbst, bei den Planungsleistungen hingegen<br />

steht es ihm frei, diese selbst zu erbringen oder an<br />

Fachplaner zu vergeben.<br />

Der Bauherr beauftragt einen Totalunternehmer zur<br />

Erstellung einer integrierten ganzheitlichen Lösung<br />

von der Planung bis zur Fertigstellung der Bauausführung.<br />

Er hat damit einen einzigen Ansprechpartner,<br />

der die vollständige schlüsselfertige Projektdurchführung<br />

koordiniert und verantwortet.<br />

Steuerung und Koordination<br />

Auch bei den oben angeführten Organisationsmodellen<br />

(Planung und Bauausführung) kann der Bauherr<br />

den Umfang der ihm zugeordneten Verantwortung<br />

für Steuerungs- und Koordinationsaufgaben beeinflussen.<br />

Mit der Festlegung der Ausgestaltung des<br />

Organisationsmodelles entscheidet der Bauherr, wo<br />

die vertragliche Schnittstelle zwischen Planung und<br />

Bauausführung erfolgen soll. Die Verantwortung für<br />

die Steuerungs- und Koordinationsaufgaben zwischen<br />

Planung und Bau verbleibt auf der Seite des Bauherrn.<br />

Unabhängig von der Ausgestaltung des Organisationsmodelles<br />

liegt es in der Verantwortung des<br />

Bauherrn, die Übereinstimmung zwischen vertraglich<br />

vereinbarter und tatsächlich erbrachter Leistung zu<br />

überwachen.<br />

Je nach den vorhandenen eigenen Kompetenzen und<br />

notwendigen Ressourcen kann der Bauherr in einem<br />

Projekt entscheiden, welche Managementleistungen,<br />

Verantwortungen und Risiken er selbst übernehmen<br />

bzw. an externe Konsulenten auslagern möchte sowie<br />

welches Organisationsmodell für sein Bauvorhaben<br />

das geeignetste ist.<br />

Deshalb ist es umso wichtiger, bereits im Anfangsstadium<br />

die Projektziele zu definieren und die weitere<br />

geplante Vorgehensweise festzulegen, denn:<br />

Je später im Projektablauf Änderungen<br />

erforderlich sind, desto größer sind die<br />

Auswirkungen auf Kosten und Termine.


tirol.bunt und vielfältig 49<br />

EIN DEUTSCHKURS,<br />

VIELE BEDÜRFNISSE.<br />

ZUR AUTORIN<br />

DIPL. SOZ. PÄD. KATHRIN MALINA<br />

Kathrin Malina hat im März 2016 als Sprachtrainerin bei<br />

GemNova begonnen, seit Mai 2019 ist sie zudem im GemNova-<br />

Bildungspool für die Koordination der Schulassistentinnen und<br />

Freizeitbetreuer im Tiroler Unterland zuständig.<br />

Bei Fragen zu Kursen im Unterland: v.kitzbichler@gemnova.at<br />

Rückblick auf eine gelungene<br />

österreichisch-deutsche<br />

Kooperation vor dem Hintergrund<br />

der Herausforderungen,<br />

die ein offenes Europa für<br />

Menschen mit sich bringt, die<br />

wegen der Arbeit ihr Glück<br />

in der Ferne suchen und dort<br />

auf unerwartete sprachliche<br />

Hürden stoßen. Pack ma’s!<br />

Berge, blauer Himmel, hinter uns der Wilde<br />

Kaiser und vor uns grüne Wiesen: Mitten<br />

in diesem Idyll liegt der Ort, an dem<br />

der Caritas-Deutschkurs stattfindet. Was<br />

klingt wie die Beschreibung einer typischen<br />

Tiroler Gemeinde, ist tatsächlich<br />

die der grenznahen bayerischen Nachbargemeinde<br />

Kiefersfelden, zehn Autominuten<br />

von Kufstein entfernt.<br />

Auch wenn die beiden Orte nur durch<br />

einen Fluss getrennt sind, sind sie sprachlich<br />

weiter auseinander,<br />

als man<br />

meinen würde. Was<br />

für Einheimische<br />

vielleicht keinen<br />

großen Unterschied<br />

macht, stellt aber<br />

sehr wohl eine Herausforderung<br />

für<br />

all jene dar, deren<br />

Muttersprache nicht<br />

Deutsch ist und die<br />

ihren Alltag inmitten<br />

von Dialektsprache<br />

bewältigen müssen.<br />

Das war auch einer der Gründe, die den<br />

Leiter des Altenwohnheims St. Peter dazu<br />

bewogen haben, für sein Pflegeteam einmal<br />

wöchentlich Kurse für Deutsch im<br />

Arbeitsleben anzubieten. Ein ganz besonderer<br />

Kurs mit einer herausfordernden<br />

Thematik, wechselndem Trainerteam<br />

und Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

aus sehr unterschiedlichen Herkunftsländern.<br />

Wir drei Deutschtrainerinnen, Carina<br />

Gruber, Verena Kitzbichler und Kathrin<br />

Malina, haben uns heute zusammengesetzt,<br />

um gemeinsam darüber zu sprechen,<br />

wie es uns im Laufe des letzten Jahres<br />

in diesem Kurs ergangen ist und was<br />

wir alles erlebt haben.<br />

OBEN: Die Sprachtrainerinnen<br />

Verena Kitzbichler, Kathrin Malina<br />

und Carina Gruber (v. l .n. r.)<br />

(© GemNova)


50 tirol.bunt und vielfältig<br />

CARINA: „Wisst ihr noch, wie überrascht<br />

wir waren, als letztes Jahr auf<br />

einmal eine Anfrage aus Deutschland<br />

kam? Das hat uns schon ein bisschen<br />

stolz gemacht, dass sich unser Angebot<br />

der Deutschkurse auch bis ins Nachbarland<br />

rumgesprochen hat.“<br />

KATHRIN: „Stimmt, aber es ist ja einfach<br />

auch echt schwierig, ein Angebot zu<br />

finden, wenn die Kursteilnehmerinnen und<br />

-teilnehmer im Schichtbetrieb arbeiten …“<br />

VERENA: „… die normalen Kurszeiten sind<br />

ja meistens einmal pro Woche am Abend,<br />

und das ist für Leute, die manchmal in der<br />

Nachtschicht und manchmal in der Frühschicht<br />

arbeiten, einfach nicht möglich.“<br />

KATHRIN: „Genau! Da haben wir ja<br />

wirklich schon einige lustige Situationen<br />

erlebt. Ausdrücke und Redewendungen,<br />

die für uns ganz normal sind, erklären<br />

sich eben nicht automatisch jedem Menschen<br />

mit nichtdeutscher Muttersprache.“<br />

VERENA: „Ja, zum Beispiel „Das ist mir<br />

wurscht!“ – wir haben im Kurs gemeinsam<br />

schon gegrübelt, ob der Ausdruck<br />

daher kommt, dass alle Würste gleich<br />

aussehen.“<br />

VERENA: „Und gerade in einem Heim<br />

wie in Kiefersfelden kommen ja Bewohnerinnen<br />

und Bewohner sowie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter aus ganz Tirol<br />

und Bayern zusammen. Da ist es natürlich<br />

wahnsinnig schwierig, die unterschiedlichen<br />

Dialekte zu verstehen. Da<br />

verstehen ja schon die Unterlandler nicht<br />

immer die Oberlandler!“<br />

KATHRIN: „Da braucht’s dann vüh Gfüh,<br />

vui Gfui oder eben viel Gefühl …“<br />

CARINA: „Das Ziel unserer Kurse ist<br />

ja, die Sprache im Berufsalltag zu verbessern.<br />

Gerade in einem Heim wie in<br />

Kiefersfelden gibt es viel Kommunikation<br />

mit den Bewohnerinnen und Bewohnern,<br />

den Angehörigen und den Arbeitskolleginnen<br />

und -kollegen. Da hilft es dann<br />

auch beruflich, wenn man ein bisschen<br />

Dialekt versteht.“<br />

CARINA: „Mich beeindruckt ja immer<br />

wieder, dass die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer auch nach einem anstrengenden<br />

Acht-Stunden-Tag noch gerne<br />

in unseren Kurs kommen. Das Interesse<br />

ist wirklich groß!“<br />

DIE ALLTAGSSPRACHE IST OFT SEHR WEIT<br />

WEG VON DEM, WAS IN KLASSISCHEN DEUTSCH-<br />

BÜCHERN GELEHRT WIRD.<br />

VERENA: „Ja, ich finde, daran sieht<br />

man auch, dass sie sich darauf freuen,<br />

sich in einem ganz anderen Rahmen<br />

auszutauschen. Und ich habe festgestellt,<br />

dass es für die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer eine gute Gelegenheit<br />

ist, auch über Dinge zu sprechen, die sie<br />

gerade bewegen. Oft trauen sie sich das<br />

sonst nicht, weil sie denken, ihr Deutsch<br />

ist nicht gut genug.“<br />

KATHRIN: „Das ist für den Heimleiter,<br />

Herrn Hartmann, auch ein ganz wichtiger<br />

Punkt bei diesem Kurs. Ihm ist es ein<br />

Anliegen, dass die Kursteilnehmerinnen<br />

und -teilnehmer Wortschatz lernen, um<br />

ihre Bedürfnisse und Empfindungen auszudrücken.<br />

Gerade in diesem Arbeitsbereich<br />

ist man oft psychisch sehr belastet,<br />

und dann hilft es einfach, wenn man<br />

das auch mal sagen kann – quasi als<br />

eine kleine Form der Psychohygiene.“<br />

CARINA: „Und wenn einer sagt, „Ich bin<br />

fix und foxi“, muss das natürlich erstmal<br />

im Kurs erklärt werden.“ (lacht)<br />

CARINA: „Manchmal führt so ein Unverständnis<br />

ja auch buchstäblich zu Notlagen<br />

– wenn ein Bewohner des Altenwohnheims<br />

sagt „I muss pieseln!“, dann<br />

braucht es schon ein hohes Maß an Dialektverständnis,<br />

um das zu verstehen.<br />

Selbst wenn man versucht, so etwas<br />

zu googeln, würde man wahrscheinlich<br />

nichts finden.“<br />

KATHRIN: „Gerade das Thema Dialekt<br />

ist ja für die meisten die größte Herausforderung.<br />

Oft haben die Leute in ihren<br />

Heimatländern schon Deutschkurse<br />

gemacht, sogar auf sehr hohem Niveau,<br />

aber dort wird natürlich nur Hochdeutsch<br />

gesprochen und geschrieben. Der Alltag<br />

sieht bei uns in der Region dann ganz<br />

anders aus.“<br />

KATHRIN: „Allein schon die Richtungen<br />

rauf-runter, rein-raus sind immer ein<br />

Aha-Erlebnis.“<br />

VERENA: „Wir ermuntern unsere Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer ja auch,<br />

dass sie aufschreiben sollen, wenn sie<br />

ein Wort oder einen Satz hören, der<br />

immer wieder in ihrem Alltag vorkommt,<br />

den sie aber nicht verstehen. Dann können<br />

wir im Kurs versuchen zu klären,<br />

worum es sich handeln könnte.“<br />

KATHRIN: „Da fällt mir ein Beispiel ein,<br />

in dem eine nichtdeutschsprachige Pflegerin<br />

von ihrem Erlebnis erzählt hat. Eine<br />

Dame hat gefragt, ob ihre Bettnachbarin<br />

schon munter sei. Die Antwort der Pflegerin:<br />

‚Nein, es ist Mittwoch.‘ Sie kannte<br />

zwar das Wort ‚wach‘, aber ‚munter‘ hatte<br />

sie noch nie gehört. Da sie gut Englisch<br />

spricht, hatte sie Monday verstanden,<br />

und es deshalb mit einer Frage nach<br />

einem Wochentag assoziiert.“


tirol.bunt und vielfältig<br />

51<br />

VERENA: „Da merkt man einfach, dass<br />

die Alltagssprache oft sehr weit weg ist<br />

von dem, was in klassischen Deutschbüchern<br />

gelehrt wird.“<br />

CARINA: „Und genau das lernen ja die<br />

meisten. Und dann sind sie total verzweifelt,<br />

dass sie kein Wort verstehen, obwohl<br />

sie schon die B2-Prüfung bestanden<br />

haben. (vgl. Infokasten rechts) Deshalb ist<br />

das Wichtigste sprechen, sprechen, sprechen.<br />

Mit dem normalen Alltagsdeutsch<br />

haben die meisten die größten Schwierigkeiten.<br />

In ihrem beruflichen Fachbereich<br />

kennen die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer meist alle wichtigen Begriffe<br />

sehr gut.“<br />

VERENA: „Aber wenn einer zu ihnen<br />

sagt, ‚Wie läuft’s?‘, können sie nicht antworten,<br />

weil sie gar nicht wissen, was<br />

damit gemeint ist.“<br />

KATHRIN: „Und dann denken die Einheimischen,<br />

‚Die können kein Deutsch!‘<br />

Dabei sind die Leute in unserem<br />

Deutschkurs wirklich sehr gut qualifiziert<br />

und ausgebildet. Da sitzen diplomierte<br />

Krankenschwestern und Physiotherapeutinnen<br />

und -therapeuten – von<br />

den Philippinen, aus Estland, Kroatien,<br />

Ungarn und so weiter ….“<br />

CARINA: „Das finde ich auch das Tolle<br />

an unseren Kursen, dass wir so viele<br />

Menschen aus den unterschiedlichsten<br />

Herkunftsländern mit teilweise wahnsinnig<br />

interessanten Lebensläufen treffen.<br />

Da fragt man sich dann schon:<br />

Wie kommt jetzt eine Meteorologin mit<br />

Universitätsabschluss aus China nach<br />

Kiefersfelden ins Altenwohnheim? Vielleicht<br />

liegt’s ja doch am blauen Himmel,<br />

dem Wilden Kaiser und dem ganzen Idyll<br />

drumherum …<br />

RICHTUNGS-<br />

ANWEISUNGEN IM<br />

Dialekt<br />

Der Angesprochene soll sich hin zum<br />

Sprecher bewegen: (Endung auf a )<br />

Kimm oba/owa!<br />

Kimm aufa!<br />

Kimm eina!<br />

Kimm aussa!<br />

Kimm umma!<br />

Geh obi/owi!<br />

Geh aufi!<br />

Geh eini!<br />

Geh aussi!<br />

Komm runter!<br />

Komm rauf!<br />

Komm rein!<br />

Komm raus!<br />

Komm rüber!<br />

Der Angesprochene soll sich weg vom<br />

Sprecher bewegen: (Endung auf i)<br />

Geh ummi!<br />

Geh runter!<br />

Geh rauf!<br />

Geh rein!<br />

Geh raus!<br />

Geh rüber!<br />

Erläuterung Sprachniveau B2<br />

Die Grundaussagen komplexer Texte und<br />

Aussagen werden verstanden und können<br />

wiedergegeben werden. Eine flüssige<br />

Unterhaltung mit Muttersprachlern zu verschiedenen<br />

Themen fällt leicht. Meinungen<br />

und Ansichten können jetzt auch begründet,<br />

Vor- und Nachteile von Entscheidungsmöglichkeiten<br />

verständlich erläutert werden.


52 tirol.bunt und vielfältig<br />

GEFÖRDERTE<br />

integration<br />

Eine große Herausforderung für das Trainerinnenteam<br />

ist, lernungewohnten Menschen, die<br />

mit den regulären Lehrwerken oft überfordert<br />

sind, den Druck und die Angst vor dem Fremdsprachenlernen<br />

zu nehmen. Durch die jahrelange<br />

Erfahrung der GemNova Akademie in<br />

diesem Bereich und durch die für die Zielgruppe<br />

individuell erstellten Unterrichtsmaterialien<br />

gelang es, eine entspannte und motivierende<br />

Atmosphäre zu schaffen, in welcher der Kursbesuch<br />

zu Freude wird.<br />

ZUR AUTORIN<br />

MONIKA KOPP<br />

Monika Kopp kommt ursprünglich aus<br />

Ungarn und hat dort Deutsch studiert,<br />

aber die Tiroler Dialekte waren auch für<br />

sie eine Herausforderung. Seit 2016 ist<br />

sie bei der GemNova als Sprachtrainerin<br />

tätig und vermittelt auch die regionale<br />

Sprachenvielfalt.<br />

Kontakt: m.kopp@gemnova.at<br />

Die deutsche Sprache ist der Schlüssel zu<br />

erfolgreicher Integration. Erlernen kann man<br />

sie auf vielen Wegen – aber spätestens, wenn<br />

Sprachprüfungen verpflichtend abgelegt werden<br />

müssen, kommt man um einen professionellen<br />

Deutschkurs nicht herum.<br />

Allerdings ist es oft gar nicht so einfach, den<br />

passenden Kurs zu finden. Vor allem Frauen<br />

mit Kleinkindern und eingeschränkter Mobilität<br />

haben Schwierigkeiten, alles unter einen<br />

Hut zu bringen. Die GemNova unterstützt die<br />

Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer, indem<br />

sie unter anderem im Vormittagskurs für eine<br />

Kinderbetreuung sorgt: Während die Kinder auf<br />

dem Spielteppich unter Aufsicht Lego spielen,<br />

Türme bauen oder sich in Memory messen,<br />

trainieren die Mütter Telefongespräche, lernen<br />

neue Wörter oder lösen Aufgaben zu Hörtexten.<br />

Für diese Selbstzahlerkurse gibt es verschiedene<br />

Förderungen, allerdings ist es vor allem für<br />

Anfängerinnen und Anfänger schwer, fast sogar<br />

unmöglich, in dem Förderdschungel zurechtzukommen.<br />

Das Team der GemNova Akademie<br />

berät die Teilnehmenden nicht nur bei der<br />

Suche nach der passenden Förderung, sondern<br />

unterstützt sie auch bei der Antragstellung, die<br />

oft digitale Kompetenzen voraussetzt.<br />

Von Beginn an Grundkenntnisse der deutschen<br />

Sprache zu erwerben, erachtet Bürgermeister<br />

Dietmar Wallner als besonders wichtig:<br />

„Das Erlernen einer Sprache<br />

eröffnet den Zugang zur<br />

Kultur der Menschen, die<br />

diese Sprache sprechen.“<br />

„Dadurch erlernt man, wie eine andere Kultur<br />

kommuniziert, wodurch bestimmte Vorurteile<br />

von vornherein vermieden werden<br />

können“, so der Bürgermeister.<br />

BILD: Bürgermeister<br />

Dietmar Wallner (© Marktgemeinde<br />

Jenbach)<br />

Factbox<br />

Die GemNova Akademie<br />

bietet maßgeschneiderte<br />

Deutschkurse für Privatpersonen<br />

und Firmen an.<br />

Das für einen erfolgreichen<br />

Spracherwerb entwickelte<br />

Kurskonzept basiert auf<br />

langjährigen Erfahrungen<br />

der Trainerinnen und Trainer<br />

und legt den Fokus auf<br />

Effizienz, Individualität und<br />

Flexibilität.<br />

KONTAKT<br />

MAG. MICHAEL<br />

MAURER, MA<br />

Michael Maurer ist in der<br />

GemNova Akademie u. a. als<br />

Deutschtrainer tätig. Er ist<br />

dort für Weiterbildungen und<br />

Qualitätsentwicklung verantwortlich<br />

und ist Experte für<br />

Sprachtests.<br />

m.maurer@gemnova.at


tirol.bunt und vielfältig<br />

53<br />

MIT WENIG VIEL ERLEBEN –<br />

EIN NACHMITTAG IN EINER<br />

TIROLER PFLICHTSCHULE<br />

„Fantasie ist wichtiger<br />

als Wissen, denn Wissen<br />

ist begrenzt.“<br />

Das hat Albert Einstein einmal gesagt.<br />

Dieses Zitat erwartet man vermutlich<br />

am wenigsten in Verbindung mit einer<br />

Tiroler Pflichtschule, obwohl dort jeden<br />

Tag gezaubert wird.<br />

Wer – so wie ich – in der Nachmittagsbetreuung<br />

arbeitet, weiß, dass ein Blatt<br />

Papier schon lange nicht nur ein Blatt<br />

Papier ist. Das ist so viel mehr. Es kann<br />

in Sekunden zu einem Hut, einem Schiff,<br />

in ein Spiel oder ein Geschenk verwandelt<br />

werden. Stoffreste werden zu Jongliertüchern,<br />

Stofftieren oder Gespenstern.<br />

Und sogar ganz ohne Material kannst du<br />

die Kinder auf Abenteuerreisen mitnehmen<br />

– egal ob auf Monsterjagd, nach<br />

Ägypten oder in ein romantisches Schloss.<br />

Das alles geht allein mit der Fantasie.<br />

Dieses Verzaubern verlangt natürlich<br />

sehr viel von den Mitarbeitererinnen und<br />

Mitarbeitern, aber es gibt ihnen auch<br />

viel Freiheit. Freiheit, den Tag selbst zu<br />

gestalten. Fast jedes noch so kleine Hobby<br />

kann schnell im Rahmen eines interessanten<br />

Nachmittagsprogramms umgesetzt<br />

werden. Zum Beispiel kann Schach,<br />

Kartenspiel, Zauberei oder Erste Hilfe<br />

als Zusatz zur Hausübungsbetreuung<br />

oder als Workshop angeboten werden.<br />

Aber auch Themen wie Gartenarbeit,<br />

Brotbacken und Müllsortieren können<br />

mit Leichtigkeit für alle Altersklassen<br />

umgesetzt werden.<br />

Mit so viel Spannung und Abwechslung<br />

genießen die Kinder die Ruhe während<br />

des Mittagsessens noch mehr. So bleibt<br />

auch Zeit für Gespräche mit einzelnen<br />

Kindern. Diese Zeit ist vermutlich die<br />

wertvollste des ganzen Tages, weil<br />

man hier zwischen Tellergeklapper<br />

und Besteckschieben mehr über<br />

jedes einzelne Kind erfährt als<br />

den restlichen Tag über.<br />

Kein Tag gleicht dem vorherigen,<br />

und so bringt auch<br />

jeder Tag neue Abenteuer<br />

mit sich. Gestern als Held<br />

der Wikinger, heute als helfender<br />

Samariter, und wer<br />

weiß, wo es morgen hingeht<br />

...<br />

ZUM AUTOR<br />

DIPL.SOZ.PÄD. MARTIN<br />

NYENSTAD<br />

Arbeitet im Tagesheim Volksschule<br />

Dreiheiligen und ist Teambetreuer<br />

an der NMS Gabelsbergerstraße,<br />

NMS Pembauerstraße, VS Dreiheiligen,<br />

VS Innere Stadt, VS Saggen<br />

Siebererschule und an der<br />

Daniel-Sailer-Schule<br />

Kontakt: m.nyenstad@gemnova.at<br />

Interview<br />

MIT EINEM TAGES-<br />

HEIMKIND<br />

Wie heißt du? Nadja.<br />

Wie ist es für dich, ins Tagesheim zu<br />

gehen? Es ist nicht immer schön, aber<br />

es gibt immer etwas Cooles zu tun.<br />

Besonders gut ist, dass man immer<br />

Unterstützung beim Lernen und für das<br />

Hausübungmachen bekommt.<br />

Wie sieht dein Nachmittag aus?<br />

Nach der Schule gehe ich ins Tagesheim.<br />

Da machen wir Hausübung und<br />

lernen. Dann gehen wir essen, und<br />

danach können wir spielen.<br />

Was war dein tollstes Erlebnis im<br />

Tagesheim? Als wir letztes Jahr eine<br />

Zirkusaufführung für die gesamte<br />

Schule und die Eltern gemacht haben.<br />

Ich war ein Zauberer. Das war besonders<br />

toll.<br />

Was könnte besser sein?<br />

Das Essen.


54<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

ANNÄHERUNG<br />

AN LAURA STIGGER<br />

AUTOR REINHOLD OBLAK<br />

Bike Challenge? Ja, hab ich schon gehört. Laura<br />

Stigger? Das ist doch die verrückte Radlfahrerin.<br />

Kals am Grossglockner? Lanser Alm? Kenn ich,<br />

höchster Berg Österreichs, gutes Essen und<br />

Trinken, urige Atmosphäre. Wie das alles – und<br />

noch vielerlei mehr – zusammenhängt? Der Versuch<br />

einer gemütlichen Annäherung.<br />

Am Anfang stand, wie zumeist, eine Idee.<br />

Oder nein, eigentlich gleich mehrere. Etwa:<br />

Junge Sportlerinnen und Sportler gehören<br />

unterstützt. Dann noch: Tirols Gemeinden<br />

haben doch tolle Bike-Strecken, warum daraus<br />

nicht mehr machen. Weiters: Das kann<br />

man doch professionell aufziehen, einer legt<br />

eine beeindruckende Zeit vor, andere können<br />

sich an dieser messen. Und schließlich:<br />

Keine Eintagsfliege, jährlich soll mindestens<br />

eine neue Bike-Strecke in einer neuen<br />

Gemeinde dazukommen. Wer vor zwei Jahren<br />

so intensiv zwischen seinen Ohren hinund<br />

herdachte, war Alois Rathgeb, beruflich<br />

Geschäftsführer der GemNova, privat leidenschaftlicher<br />

Mountainbiker und Straßenradrennfahrer<br />

und Marathonläufer.<br />

BILD: Laura Stigger pfeift in 38 Minuten und<br />

31 Sekunden auf die Lanser Alm. Wer gemütlich<br />

hinaufradelt, braucht dafür rund zwei Stunden.<br />

„Ich bin die Stigger Laura“<br />

Aus dem Einen wurde relativ rasch<br />

die Eine, und was für Eine. Laura<br />

Stigger ist mehrfache Bike-Europa-<br />

und -Weltmeisterin bei den<br />

Juniorinnen, gewann 2018 zwei<br />

Tage nach ihrem 18. Geburtstag<br />

sensationell die Straßenrad-Weltmeisterschaft<br />

bei den Juniorinnen<br />

und wurde folglich zu Tirols Sportlerin<br />

des Jahres gewählt. Vor allem<br />

aber ist sie unglaublich sympathisch<br />

und down to earth, also genau das<br />

Gegenteil von abgehoben. Laura lebt in


tirol.sportlich und gesund<br />

55<br />

Haiming, nur ein paar Steinwürfe vom Ötztal<br />

entfernt, für dessen URC sie auch startet<br />

und Rennen gewinnt. 2017 übrigens gab<br />

es kein einziges Rennen, welches sie nicht<br />

gewonnen hätte. Heuer im Frühjahr – Tirols<br />

Politik hatte wegen Corona gerade eine<br />

vollständige Quarantäne in jeder einzelnen<br />

Gemeinde ausgerufen – traf es Laura<br />

übrigens doppelt. Keine schweißtreibenden<br />

Bike-Einheiten in der freien Natur, dann<br />

auch noch beim Stiegenlauftraining zu<br />

Hause ein grauslicher Knacks und – schon<br />

war das Bandl im rechten Fuß gerissen.<br />

Das Glück im Unglück: Alle Rennen waren<br />

ohnehin abgesagt, Olympia verschoben,<br />

das Gymnasium geschlossen, nur die Matura<br />

wartete. Somit hieß es für sie Pauken<br />

statt Biken, und das mit Erfolg. Anfang Juni<br />

schaffte sie gleich im ersten Durchgang die<br />

Reifeprüfung, Gratulation.<br />

„Der Alois hat gefragt, ich hab ja gesagt“<br />

Aber wolltest du nicht von der Bike Challenge<br />

erzählen? Klar doch, aber wir haben<br />

ja keinen Stress. Also: Der Rathgeb Alois<br />

hat sodann die Stigger Laura gefragt, ob<br />

sie sich vorstellen könne, bei der Bike Challenge,<br />

natürlich powered by GemNova, eine<br />

Spitzenzeit vorzulegen. „Ich hab gleich ja<br />

gesagt“, erinnert sich Laura heute an Alois’<br />

Avancen. „Es war die absolut richtige Entscheidung.“<br />

Rathgeb sah und sieht es übrigens<br />

ebenso.<br />

Die Spitzensportlerin war somit gefunden,<br />

jetzt fehlte noch die Strecke. Die GemNova,<br />

salopp formuliert ist diese 420-Mann/<br />

Frau-Firma das Unternehmen der Tiroler<br />

Gemeinden, lud daraufhin die 279 Kommunen<br />

ein, sich mit einer offiziellen Mountainbike-Strecke<br />

zu bewerben. Das war Anfang<br />

2019. Das Rennen machte, für einige doch<br />

etwas überraschend, Kals am Großglockner.<br />

Die kleine Osttiroler Gemeinde legte eine<br />

überzeugende Bewerbung vor und punktete<br />

außerdem mit der engagierten Bürgermeisterin<br />

Erika Rogl und ihrem Team.<br />

Der Teufel steckt im Detail<br />

Doch nun etwas schneller, sonst hört dieser<br />

Artikel ja überhaupt nicht mehr auf.<br />

Die Vorbereitungen waren intensiv und<br />

fordernd, ein detailliertes Streckenprofil<br />

musste erstellt, die<br />

erforderlichen Tafeln behördlich<br />

bewilligt, die teuflischen technischen<br />

Details bewältigt werden.<br />

Danach war wieder Laura an<br />

der Reihe, und wie nicht anders<br />

zu erwarten, legte sie auf der<br />

Strecke zwischen dem Kalser<br />

Ortszentrum und dem Lucknerhaus<br />

eine fantastische Zeit vor.<br />

Den ganzen Sommer über, gut,<br />

in Kals, am Fuße des Großglockners,<br />

ist dieser eher kurz, den<br />

ganzen kurzen Sommer über<br />

hatten nun ambitionierte Bikerinnen<br />

und Biker die Möglichkeit, sich an<br />

Lauras Zeit zu messen. Versucht haben<br />

es natürlich viele, einige reisten sogar aus<br />

Finnland oder Ungarn an, Alois blieb so um<br />

die 25 Minuten hinter der Spitzensportlerin<br />

zurück. Und ja, der Uwe aus dem Tiroler<br />

Unterland schaffte es tatsächlich, um<br />

41 Sekunden schneller als Laura zu sein. Ihr<br />

Kommentar:<br />

„Der kerl hat wirklich<br />

dynamit in seinen haxn.<br />

bravo.“<br />

Vom Glockner zum Kofel<br />

Heuer findet die Bike Challenge, und damit<br />

bin ich nun wirklich bald am Ende, in Lans<br />

am Fuße des Patscherkofels statt. Die Strecke<br />

führt von Lans hinauf zur Lanser Alm,<br />

der engagierte Vizebürgermeister heißt<br />

Cedric Klose und ist selbst begeisterter<br />

Biker. Coronabedingt war heuer übrigens<br />

lange nicht klar, ob und wie diese Challenge<br />

nun stattfinden kann. Die Vorbereitungen<br />

waren, ja, eh so ereignisreich wie im<br />

Vorjahr, Laura trat nach ihrem Bänderriss<br />

dennoch an und zeigte ihre Stärke. Ihre Zeit<br />

für die 789 Höhenmeter und 6,2 Kilometer:<br />

38 Minuten und 31 Sekunden.<br />

BILD: „Ich lade<br />

alle herzlich ein“, sagt<br />

Laura Stigger im<br />

ORF-Interview, „an der<br />

Bike Challenge in Lans<br />

teilzunehmen. Einige<br />

werden schneller sein<br />

als ich, andere<br />

langsamer.“<br />

Alois jagte abermals verzweifelt und<br />

erfolglos ihrer Zeit hinterher (Rückstand:<br />

lediglich 19 Minuten, das meine ich anerkennend,<br />

wohlgemerkt), doch es gab diesmal<br />

auch deutlich Flottere. Julia Sörgel<br />

aus Reutte, österreichische Meisterin im<br />

Mountainbike Hillclimb, nahm Laura knapp<br />

drei Minuten ab, eine Handvoll weiterer<br />

Athleten unterbot Julias Zeit nochmals um<br />

etliche Sekunden. Eine Klasse für sich war<br />

freilich der junge Martin Peinelt aus Sistrans.<br />

Mit unglaublichen 31 Minuten und<br />

25 Sekunden stellte er eine wahre Fabelzeit<br />

auf. Ob da in den nächsten Wochen<br />

noch irgendjemand auch nur annähernd<br />

herankommt? Schau ma mal.<br />

Rennradeln auf die Aschinger Alm<br />

Neben den Mountainbike-Strecken in Kals<br />

und in Lans gibt es übrigens eine weitere<br />

Strecke speziell für Rennrad-Fans (das sind<br />

jene Radln mit den besonders dünnen Reifen).<br />

Diese führt von Ebbs im Bezirk Kufstein<br />

auf die Aschinger Alm, die zu unterbietende<br />

Richtzeit legte der Local Hero Maximilian<br />

Kuen vor, Laura ist bis dato noch nicht angetreten.<br />

Maximilian seinerseits freilich auch<br />

noch nicht in Kals oder in Lans.<br />

So, das wäre es jetzt mal in aller gemütlichen<br />

Kürze. Wie bitte? Nein, dafür ist jetzt<br />

wirklich kein Platz mehr. Außerdem muss<br />

ich an die frische Luft. Schau einfach auf<br />

bikechallenge.tirol im Internet nach, ja, das<br />

kannst du auch von deinem Computer aus<br />

machen, dort findest du viele weitere Infos.<br />

Nein, das meinst du jetzt aber nicht wirklich?<br />

Okay, gut, auf bikechallenge.tirol gibt’s<br />

auch Fotos von Laura und Alois ...


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tirol.sportlich und gesund<br />

DEM RAD GEHÖRT<br />

DIE ZUKUNFT<br />

ZUM AUTOR<br />

THOMAS PUPP<br />

Thomas Pupp ist Gründer und<br />

Manager des Tirol KTM Cycling<br />

Teams und war einer der Initiatoren<br />

der Rad-WM 2018. Gemeinsam<br />

mit Gerhard Kapeller leitet er die<br />

Ride with passion GmbH.<br />

Giro del Friuli, Herbst 2019. Jubelnd streckte<br />

Patrick Gamper auf der Ziellinie beide<br />

Arme in die Höhe. Mit seinem Sieg auf der<br />

zweiten Etappe dieser viertägigen Rundfahrt<br />

im hügeligen Veneto legte er den<br />

letzten Grundstein für einen Profivertrag<br />

beim deutschen Team BORA hansgrohe.<br />

Überhaupt war dieses Jahr 2019 gespickt<br />

mit großen Erfolgen: Vier internationale Siege,<br />

drei österreichische Meistertitel, das<br />

begehrte Bergtrikot bei der Österreich-<br />

Rundfahrt haben drei jungen Fahrern den<br />

Weg zu einem großen Profiteam ermöglicht.<br />

In Summe ist es die bisher erfolgreichste<br />

Saison in der 13-jährigen Geschichte des<br />

Tirol KTM Cycling Teams gewesen, das<br />

2007 mit dem Ziel gegründet wurde, die<br />

größten Radtalente auf ihrem angestrebten<br />

Weg zum Radprofi bestmöglich zu begleiten<br />

und zu fördern, mit einem professionellen<br />

Umfeld und mit einem internationalen<br />

Rennkalender. Und so bilden die jungen Fahrer<br />

seit Jahren das Gerüst der österreichischen<br />

U23-Nationalmannschaft und haben<br />

als Aushängeschilder des österreichischen<br />

Radsports, die jetzt international ihre Ausrufezeichen<br />

setzen, das Tirol-Trikot getragen:<br />

Marco Haller, Patrick Konrad, Gregor Mühlberger,<br />

Lukas Pöstlberger, Michael Gogl,<br />

Sebastian Schönberger und nun eben auch<br />

der Tiroler Patrick Gamper. Die junge, erfrischende<br />

und erfolgreiche Philosophie hat<br />

dem Team national und international einen<br />

sehr guten Ruf beschert, als Kaderschmiede,<br />

als Sprungbrett für junge Talente, und<br />

sie lässt sehr viele Partner und Mitstreiter<br />

seit 13 Jahren an das Projekt glauben.<br />

Mehr als nur ein Radteam<br />

Heuer ist alles anders. Corona hat auch<br />

die Räder des Teams jäh zum Stillstand<br />

gebracht. Doch während die Rennkilometer<br />

bisher sehr überschaubar sind, arbeitet<br />

die Führung des Teams an seinem<br />

Stützpunkt am Innsbrucker<br />

Hauptbahnhof intensiv an seiner<br />

strategischen Ausrichtung,<br />

mehr als nur ein Radteam zu<br />

sein. Das Missionstatement<br />

„Ride with passion“ ist dabei<br />

Programm und Philosophie<br />

zugleich, mit Leidenschaft, Herz<br />

und Hirn umfassend am Rad zu<br />

drehen: Da ist einmal die Veranstaltung<br />

Gravel Innsbruck, mit<br />

der man den großen Trend Gravel<br />

auch für Tirol sinnstiftend<br />

nützen möchte. Dann der Aufbau<br />

und die einladende Gestaltung<br />

eines Shops, mit einem feinen<br />

Menü vieler Köstlichkeiten,<br />

die den Radsport so lebenswert<br />

machen. Und schließlich will<br />

man dem Thema Rad in einem<br />

breiten Kontext eine Community und meinungsbildende<br />

Plattform sein. Mit der Initiative,<br />

die Radweltmeisterschaften 2018 nach<br />

Tirol zu holen, wurde dafür ein wichtiger<br />

Impuls für Tirol gesetzt.<br />

Wir sind Weltmeister<br />

Hunderttausende Besucherinnen und Besucher<br />

säumten links und rechts die Straßen,<br />

und Millionen verfolgten die Helden<br />

der Landstraßen vor den Fernsehgeräten.<br />

Der touristische Erfolg war groß. Doch ist<br />

dieser nur eine von drei großen zu gewinnenden<br />

Etappen, wenn wir die Gesamtwertung<br />

wollen, das Regenbogentrikot für<br />

ein weltmeisterliches Radland Tirol: Da ist<br />

natürlich einmal der Radsport selbst. Seine<br />

Förderung und Unterstützung muss nachhaltiger<br />

für die Zukunft gesichert werden,


tirol.sportlich und gesund<br />

57<br />

um den Talenten eine positive Perspektive<br />

zu geben. Dann die Infrastruktur, mit Radwegen,<br />

Beschilderungen und ausreichend<br />

Abstellflächen. Einiges passiert in diesem<br />

Bereich. Das Land Tirol tätigt im Schulterschluss<br />

mit den Gemeinden die notwendigen<br />

Investitionen in bauliche Maßnahmen,<br />

um verlorene Kilometer der Vergangenheit<br />

aufzuholen. Und schließlich die Königsetappe:<br />

das Bewusstsein, die Einstellung, das<br />

Commitment aller, wirklich das Radland<br />

Tirol zu sein.<br />

WÄHREND COVID-19 VIELE<br />

BRANCHEN FIEBRIG AN DAS<br />

BETT FESSELT, ZÄHLT DIE<br />

RADINDUSTRIE ZU DEN<br />

GROSSEN GEWINNERN.<br />

Die Zeichen der Zeit könnten dafür nicht<br />

besser stehen. Während Covid-19 viele<br />

Branchen fiebrig an das Bett fesselt, zählt<br />

die Radindustrie zu den großen Gewinnern:<br />

Der Radhandel ausverkauft und die Auftragsbücher<br />

prall gefüllt für die Zukunft.<br />

Denn wenn es um die Entwicklung zeitgemäßer<br />

Verkehrslösungen in Städten und<br />

Regionen geht, ist das Fahrrad eindeutig<br />

das Fahrzeug der Zukunft: untadelig der<br />

ökologische Fußabdruck, genügsam der<br />

Anspruch an Platz und Raum. Und der<br />

gesundheitliche Aspekt für die Bevölkerung<br />

unbestritten. Auch wird längst nicht mehr<br />

nur von Radwegen gesprochen: Bike- oder<br />

Cycling-Highways sind die neuen verkehrsplanerischen<br />

Begriffe. Überbreite Radwege,<br />

die intelligente Verbindungen zwischen<br />

Städten und deren peripheren Räumen<br />

schaffen sollen, und das ausschließlich<br />

für Radler.<br />

Radfahren boomt<br />

Und so wundert es kaum, dass das Fahrrad<br />

seit Langem wieder auf einer Erfolgswelle<br />

strampelt, moderne Mobilität mit viel Lifestyle<br />

verbindet, und es in vielen Städten<br />

Europas schon hipper ist, mit einem stylishen<br />

Fixie oder Retro-Rennrad unterwegs<br />

zu sein als mit einem im Vergleich dazu<br />

anachronistischen Porsche. Kopenhagen<br />

gilt dabei vielen als Mekka des städtischen<br />

Radfahrens. Über 50 Prozent des beruflichen<br />

und schulischen Verkehrs werden<br />

mit dem Rad zurückgelegt, Delegationen<br />

aus der ganzen Welt schauen vorbei, um<br />

zu lernen. Die Stadt gibt gerne Auskunft<br />

und Know-how weiter, „to Copenhagenize<br />

a city“ heißt das dann, andere Städte radfit<br />

machen.<br />

Viele Städte ziehen nach, wetteifern um<br />

den Ruf der fahrradfreundlichsten Stadt<br />

Europas: Amsterdam, London, Barcelona,<br />

Berlin, Düsseldorf, Münster, München,<br />

Rotterdam oder Utrecht, die im Moment<br />

wohl progressivste Stadt in Sachen Fahrrad.<br />

Rund 200 Millionen Euro werden dort<br />

in die Radinfrastruktur investiert. Die zwei<br />

Gemeinsamkeiten vieler dieser Städte:<br />

Die Stadtregierungen setzen voll auf das<br />

Zukunftspotenzial des Fahrrades, und<br />

Großveranstaltungen wie Radweltmeisterschaften<br />

oder Starts der Tour de France<br />

geben und gaben zusätzlichen Schub für<br />

diese Investitionen.<br />

FAZIT FÜR<br />

INNSBRUCK UND<br />

TIROL: VIEL<br />

ANSPORN UND<br />

MOTIVATION, UM<br />

DEM NAMEN<br />

„BIKECITY“ UND<br />

RADLAND WIRKLICH<br />

GERECHT ZU<br />

WERDEN! ES LOHNT<br />

SICH! NUR NICHT<br />

AUFGEBEN. GEHEN<br />

WIR ES AN!<br />

TIROL KTM<br />

CYCLING TEAM<br />

2007 gegründet. Zählt<br />

international seit Jahren zu<br />

den erfolgreichsten<br />

Talenteschmieden.<br />

RIDE WITH<br />

PASSION GMBH<br />

Leitet die operativen<br />

Geschicke des Teams, führt<br />

einen Shop<br />

www.ridewithpassion.tirol,<br />

organisiert Veranstaltungen<br />

wie das „Gravel Innsbruck“<br />

und versteht sich als meinungsbildende<br />

Plattform<br />

für die Welt des Rades. Die<br />

GemNova hält an der GmbH<br />

eine strategische Beteiligung.<br />

GRAVEL<br />

Neuer großer Fahrradtrend.<br />

Geländetaugliche „Rennräder“<br />

für Fahren auf und abseits<br />

der Straßen und perfekt für<br />

Radreisen.<br />

OBEN: Die so erfolgreiche Rad-WM<br />

2018 sollte den Gemeinden den nötigen<br />

Rückenwind geben. (Tirol Cycling<br />

Team WM 2018 Zeitfahren) (© Tom<br />

Bause)<br />

LINKS: Am Hauptfrachtenbahnhof in<br />

Innsbruck befindet sich die Basis des<br />

Tirol KTM Cycling Teams, mit einem<br />

Shop und einem kleinen Café.<br />

(© home of cycling/Haumesser)


58<br />

tirol.sportlich und gesund<br />

Die gesunde<br />

Gemeinde<br />

STARTET JETZT<br />

AUCH IN TIROL.<br />

Die Bürgermeister und<br />

Amtsleiter von Fiss, Serfaus<br />

und Ladis haben sich am<br />

21. Juli in Fiss mit den Vertretern<br />

der „ARGE Gesunde<br />

Gemeinde“ getroffen, um die<br />

ersten Schritte zur Umsetzung<br />

der gesunden Gemeinde<br />

in Fiss, Serfaus und Ladis<br />

im Herbst zu besprechen.<br />

Die Beweggründe erklärt Planungsverbandssprecher<br />

und Bürgermeister von<br />

Fiss, Mag. Markus Pale so: „Wir sind<br />

schon seit Jahren im Bereich der Gesundheitsförderung<br />

in Fiss aktiv und bieten<br />

Veranstaltungen von Kräuterwanderungen<br />

über Vorträge zu medizinischen Themen<br />

bis hin zu gemeinsamen Ausflügen<br />

mit den Seniorinnen und Senioren an. Als<br />

wir von der GemNova als Projektleitung<br />

der gesunden Gemeinde gefragt wurden<br />

ob wir Interesse an einem Pilotprojekt in<br />

Tirol hätten, haben wir sofort zugesagt.“<br />

Paul Greiter, Bürgermeister in Serfaus,<br />

schließt sich dem gleich an: „Wir<br />

haben uns über die Einladung von Fiss,<br />

gemeinsam mit Ladis die Modellregion<br />

der gesunden Gemeinde in Tirol<br />

zu bilden, sehr gefreut. Auch wir haben<br />

bereits gute Erfahrungen mit Gesundheitsförderungsmaßnahmen<br />

gemacht,<br />

wie z. b. die Dorfgesundheitswochen,<br />

die von avomed, dem Arbeitskreis für<br />

Vorsorgemedizin und ARGE-Partner der<br />

gesunden Gemeinde, bereits in Serfaus<br />

erfolgreich veranstaltet wurden.“<br />

Die „Arbeitsgemeinschaft Gesunde<br />

Gemeinde“ bestehend aus der Projektleiterin<br />

Mag. Claudia Angerer-Foissner, Gem-<br />

Nova, Friedrich Lackner, Geschäftsführer<br />

avomed, und Mag. Marion Zimmermann,<br />

Geschäftsführerin Verein Sicheres Tirol,<br />

versteht sich als Prozessbegleiter und<br />

-berater für die Gemeinden auf dem Weg<br />

zu einer gesunden Gemeinde.<br />

ZUR AUTORIN MAG. CLAUDIA<br />

ANGERER-FOISSNER<br />

Claudia Angerer-Foissner ist Projektverantwortliche<br />

bei der GemNova für die gesunde<br />

Gemeinde. Sie unterstützt Gemeinden bei<br />

der Schaffung von nachhaltigen und gesunden<br />

Strukturen, die Gemeindebürgerinnen und -bürger<br />

zu einem gesunden Lebensstil motivieren.<br />

Kontakt: c.angerer-foissner@gemnova.at<br />

BILD: Hinten: Mag. Paul Greiter, Bürgermeister Serfaus, Florian<br />

Klotz, Bürgermeister Ladis, Mag. Markus Pale, Bürgermeister Fiss<br />

Vorne: Pauli Erhart, Amtsleiter Ladis, Michael Rietzler, Amtsleiter<br />

Fiss, Mag. Claudia Angerer-Foissner, Projektverantwortliche<br />

GemNova, Mag. Marion Zimmermann, GF Verein Sicheres Tirol,<br />

Friedrich Lackner, GF avomed, Christian Kofler, Finanzreferent<br />

Fiss (© Alexander Achenrainer/Gemeinde Fiss)


tirol.sportlich und gesund<br />

59<br />

DIE 7 SCHRITTE<br />

ZUR GESUNDEN<br />

GEMEINDE.<br />

WELCHE AKTIVITÄTEN<br />

KÖNNEN ANGEBOTEN<br />

WERDEN?<br />

1.<br />

Projektvorstellung in der Gemeinde<br />

durch die ARGE Gesunde<br />

Gemeinde<br />

3.<br />

Gesundheitsbefragung der<br />

Bürgerinnen und Bürger:<br />

Online-Fragebogen, persönliche<br />

Interviews<br />

5.<br />

Gründung des ehrenamtlichen<br />

Arbeitskreises<br />

Gesundheit durch fachliche<br />

Unterstützung der ARGE<br />

Gesunde Gemeinde, mit<br />

Einbindung der regionalen<br />

Expertinnen und Experten<br />

(Gemeinde, Arzt, Apotheker,<br />

Therapeuten, Sprengel, Heimleiter<br />

etc.)<br />

7.<br />

Regelmäßige und nachhaltige<br />

Gesundheitsveranstaltungen<br />

führen zur Qualifizierung als<br />

gesunde Gemeinde (Ortsschild<br />

und Amtstafel)<br />

2.<br />

Gemeinderatsbeschluss<br />

4.<br />

Präsentation der Befragungsergebnisse<br />

in der Gemeinde<br />

in Form eines Startworkshops<br />

mittels Einbindung der Bürgerinnen<br />

und Bürger<br />

6.<br />

Entwicklung eines<br />

individuellen Gesundheitsprogrammes<br />

durch den Arbeitskreis<br />

Gesundheit.<br />

Kommunikation des Programmes<br />

in den Gemeindemedien<br />

(Flyer, Homepage,<br />

Postwurf, Social Media, Vereine,<br />

Gesundheits- und Sozialsprengel<br />

etc.)<br />

+ Vorträge zu Ernährung, Bewegung,<br />

psychischer und mentaler Gesundheit etc.<br />

+ Projekte mit Kindergärten und Schulen:<br />

gesunde Ernährung, gesunde Jause etc.<br />

+ Jährliche Schwerpunktthemen: Herzkreislauf,<br />

Immunsystem, Rücken ...<br />

+ Bewegungsprogramme wie Rückenschule,<br />

Walking, Sportkurse etc.<br />

+ Gesundheits-Workshops<br />

+ Dorfgesundheitswochen<br />

+ Entspannungsprogramme wie Yoga,<br />

mentales Training, Entspannungstechniken<br />

+ Gesundheitskampagnen in Kooperation<br />

mit dem Fonds Gesundes Österreich:<br />

Nachbarschaftshilfe, Mobilität im Alter,<br />

generationsübergreifende Projekte,<br />

Projekte zur Förderung des Zusammenhalts<br />

in der Gemeinde etc.<br />

WAS KOSTET DIE<br />

GESUNDE GEMEINDE?<br />

+ Einmalige Anstoßfinanzierung von 500 Euro für<br />

die Kosten der Befragung, durchgeführt in<br />

Kooperation mit dem MCI, Nonprofit, Sozial &<br />

Gesundheitsmanagementlehrgang<br />

+ Jährlicher Mitgliedsbeitrag von 500 Euro<br />

+ 1 Euro pro Bürgerin und Bürger stellt die Gemeinde<br />

dem Arbeitskreis Gesundheit für Gesundheitsförderungsaktivitäten<br />

zur Verfügung (das Budget<br />

bleibt in der Gemeinde).<br />

Der Fonds Gesundes Österreich, das Land Tirol und<br />

die ÖGK finanzieren die fachliche begleitende Unterstützung<br />

durch das Team der ARGE Gesunde Gemeinde.


60<br />

tirol.taditionell<br />

Osttirol fasziniert<br />

landschaftlich und kulinarisch<br />

AUTOR JAN SCHÄFER<br />

Steile Felswände, bizarre<br />

Felsformationen, verborgene<br />

Seitentäler, tosende Gebirgsbäche,<br />

aber auch sanfte<br />

Almen sind typisch für den<br />

Bezirk Lienz, so die offizielle<br />

Bezeichnung Osttirols.<br />

Diese in weiten Teilen noch<br />

erhaltene abwechslungsreiche,<br />

ursprüngliche und wilde<br />

Landschaft prägt die Menschen<br />

und ihre Kultur. Auch<br />

die heimische Küche ist davon<br />

beeinflusst.<br />

Ackerbau, Graswirtschaft und bedingt der<br />

Getreideanbau waren gerade in frühen<br />

Zeiten in dieser Region mühsam und nur<br />

auf eingeschränkten Flächen möglich. Die<br />

zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel<br />

wurden durch Kräuter, Pilze und das,<br />

was die Natur saisonal sonst noch bot,<br />

ergänzt. Um die oft langen, harten Winter<br />

zu überstehen, wurden die Lebensmittel<br />

zur Konservierung und zum Lagern<br />

fermentiert oder geräuchert. Das prägte<br />

die Küche Osttirols. Speck, Hauswürstl,<br />

Lammbraten zählen genauso dazu wie<br />

Ziegen-, Grau- und Almkas. Nicht zu vergessen<br />

sind Schlipfkrapfen, kräftiges Bauernbrot<br />

und Polsterzipfln aus Dinkelmehl.<br />

Traditionelles trifft auf mediterrane<br />

Einflüsse<br />

Inzwischen werden viele traditionelle<br />

Rezepte neu und kreativ interpretiert.<br />

Zu verdanken ist das der örtlichen<br />

Spitzengastronomie.<br />

Denn neben 266 Dreitausendern<br />

bietet Osttirol auch elf<br />

von „Gault & Millau“ ausgezeichnete<br />

Haubenlokale. Viele<br />

gastronomische Betriebe<br />

setzen zunehmend auf Regionalität<br />

und Erzeugnisse, die<br />

von heimischen Bauern produziert<br />

werden. Die Qualität<br />

und Frische drückt sich im<br />

Geschmack aus, der durch die<br />

Nähe zu Italien mit mediterraner<br />

Küche kombiniert wird.<br />

Passend dazu wird eine Vielzahl<br />

von erlesenen Weinen aus<br />

Österreich und Italien angeboten.<br />

Heimische Brände aus<br />

Obst und Zirbe runden das<br />

kulinarische Angebot ebenso<br />

ab wie in Osttirol produzierter<br />

Gin und Whiskey.<br />

In jedem Winkel des Bezirks<br />

kann man Osttirol auf sehr unterschiedliche<br />

Weise, aber immer sehr genussvoll<br />

erleben. Mittlerweile gibt es 17 Genussrouten,<br />

auf denen sich Osttirol landschaftlich<br />

und kulinarisch entdecken lässt. Im<br />

Schatten der Hohen Tauern, im hinteren<br />

Iseltal auf 1.451 Metern hoch über Matrei,<br />

verzaubert beispielsweise der „Strumerhof“<br />

mit seiner Kräuterküche. Diese wachsen<br />

nicht nur im Garten des „Strumerhofs“.<br />

Für die Gerichte wird alles genutzt,<br />

was die Natur der unmittelbaren Umgebung<br />

bietet. So entstehen einzigartige<br />

Kreationen wie die würzige Unkrautsuppe<br />

oder Brennesselknödel in raffinierter<br />

Gorgonzolasoße. In Matrei selbst finden<br />

sich gleich zwei Haubenlokale. Zum einen<br />

ist es die „Rauter Stube“ im Hotel Rauter,<br />

wo Chefkoch Michael Rainer traditionelle<br />

Hausmannskost neu interpretiert. Zum<br />

anderen ist da das „Saluti“. Drei-Hauben-<br />

Koch Ernst Moser überrascht seine Gäste<br />

mit einem regelmäßig wechselnden Ange-<br />

OBEN: Drei-Hauben-Koch Josef Mühlmann vom Gannerhof,<br />

Innervillgraten. (© Gannerhof/Matteo Marioli)<br />

RECHTS KLEIN: Eine Kreation des<br />

Gannerhofs: Rübenkraut-Schlipfkrapfen mit luftgetrocknetem<br />

Schicken und eingelegten Zirbenkernen.<br />

(© Gannerhof/Lukas Kirchgasser Fotografie)<br />

RECHTS GROSS: Das Kräuterwirtshaus<br />

Strumerhof der Familie Holzer auf 1.451 Meter Seehöhe<br />

hoch über Matrei i. O. (© Alex Papis/Strumerhof)


tirol.taditionell<br />

61<br />

bot. Mal ist es mexikanisch<br />

ausgerichtet,<br />

dann wieder asiatisch<br />

oder orientiert sich<br />

an lokalen Gerichten.<br />

Haubenküche ist in<br />

Osttirol daheim<br />

Am Anfang des<br />

Defreggertals, in<br />

Hopfgarten, lädt das<br />

„Zedernklang“ zu<br />

prämierten Gaumenfreuden<br />

ein. Zwei-<br />

Hauben-Koch Gerald<br />

Rieger legt bei seinen kulinarischen Gaumenfreuden<br />

ebenso wie seine Kochkollegen Wert auf höchste<br />

Qualität heimischer Produkte. Natürlich dürfen bei<br />

dieser Aufzählung Osttiroler Spitzengastronomie<br />

das „Hotel Pfleger“ in Anras, das „Vinicea“ in Lavant,<br />

der „Strasserwirt“ in Strassen oder das „Parkhotel<br />

Tristachersee“ in Amlach nicht fehlen. Wer sich ins<br />

ursprüngliche Villgratental aufmacht, sollte unbedingt<br />

im fast schon entlegenen „Gannerhof“ in Innervillgraten<br />

vorbeischauen. Hier verwöhnt der mit drei Hauben<br />

ausgezeichnete Koch Josef Mühlmann seine Gäste<br />

mit wahren Sinnesfreuden. Gault & Millau schrieb<br />

über den Gannerhof: „Man muss schon hinwollen,<br />

aber dieses ‚Hinwollen‘ zahlt sich aus. So werden bei<br />

Josef Mühlmann Schlipfkrapfen durch die Rübenkrautfüllung<br />

in Kombination mit luftgetrocknetem Schinken<br />

und Zirbenkernen in etwas Kalbsfond angerichtet zu<br />

einem Hochgenuss.“<br />

"<br />

Man muss schon<br />

hinwollen, aber dieses<br />

'<br />

Hinwollen' rentiert sich."<br />

Heimische Produkte, höchste Qualität und alte<br />

Familienrezepte<br />

Jenseits von prämierter Küche gibt es auch bei den<br />

vielen Einkehrmöglichkeiten Osttirols kulinarische<br />

Genüsse zu entdecken. Gleich, ob man auf dem<br />

Venediger Höhenweg, am Fuße des Großglockners,<br />

zwischen Glödis und Hochschober oder auf dem<br />

Karnischen Kamm unterwegs ist – jede Hütte wartet<br />

mit ihrer eigenen Spezialität auf: Spinat- oder<br />

Kaspressknödel, Kaiserschmarrn und unterschiedlichste<br />

Kuchen nach Hausrezept. Das Probieren ist<br />

es wert. Doch auch eine einfache Brettljause mit<br />

einem heimischen Obstler – auch Pregler genannt<br />

– verkörpert den Geschmack der Region. Zu Recht<br />

hat sich Osttirol nicht nur touristisch, sondern auch<br />

kulinarisch einen guten Namen gemacht. Es ist ein<br />

Reiseziel, für das man sich Zeit nehmen sollte, denn<br />

es gibt viel zu entdecken.


62<br />

tirol.taditionell<br />

Das Neue im Alten entdecken –<br />

in den Ötztaler Museen<br />

ZUR AUTORIN<br />

MMAG. DR. EDITH HESSENBERGER<br />

Ist eine österreichische Kulturwissenschaftlerin und<br />

europäische Ethnologin. Aufgewachsen in Salzburg, studierte<br />

sie an den Universitäten Wien und Innsbruck. 2018 übernahm<br />

sie die Leitung der Ötztaler Museen, seit 1. Jänner 2019<br />

fungiert sie als Geschäftsführerin der neu gegründeten<br />

Ötztaler Museen GmbH.<br />

Die Ötztaler Museen zählen<br />

mit dem mittelalterlichen<br />

Turm in Oetz und dem frühneuzeitlichen<br />

Bauerndorf-<br />

Ensemble in Lehn/Längenfeld<br />

zu den ältesten Häusern im<br />

Tal. Schon durch ihre Geschichte<br />

haben sie die Funktion<br />

von Zeitzeugen.<br />

Die Gebäude erinnern an unsere Geschichte,<br />

sie zeigen Spuren all der Schritte,<br />

die unsere Gesellschaft in den letzten<br />

Jahrhunderten gegangen ist.<br />

Die Geschichte der alten Häuser ist ihr<br />

Auftrag: Mahnmal zu sein für die schwierigen<br />

Zeiten und Krisen in der Vergangenheit,<br />

wie Hunger oder Naturgefahren,<br />

– aber auch Leuchtturm zu sein für die<br />

Tradition eines nachhaltigen Wirtschaftens,<br />

das Familien mit kleinstem ökologischen<br />

Fußabdruck ernährte und trug –<br />

und nicht zuletzt auch in Zukunft ernähren<br />

und tragen könnte.<br />

So wird im Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum,<br />

das insgesamt elf Gebäude<br />

umfasst, auch ein Garten mit alten Sorten<br />

gepflegt und alle zwei Wochen traditionelles<br />

Bauernbrot im historischen Ofen<br />

gebacken. Auf Anfrage wird auch gerne ein<br />

traditionelles Mues in der Rauchküche des<br />

Museums zubereitet. Die vier Mühlen am<br />

Lehnbach erzählen die Geschichte der Wassernutzung<br />

für aufwändige Arbeiten, wie<br />

etwa die Verarbeitung von Flachs zu Leinen.<br />

In Oetz wird der Bogen vom historischen<br />

bergbäuerlichen Leben hin zur Kunst<br />

geschlagen: Im Turmmuseum findet ein<br />

Teil der rund 5.000 Objekte umfassenden<br />

Kunstsammlung des Oetzer Sammlers<br />

Hans Jäger in einem über 600 Jahre alten<br />

Gebäude Platz.<br />

OBEN: Museumswart<br />

Christian<br />

Holzknecht bei der<br />

Flachsernte im<br />

Museumsgarten und<br />

frische Teiglinge in<br />

der Museumsstube.<br />

(© Ötztal Museum)


tirol.taditionell<br />

63<br />

Ötztaler Museen<br />

Schriften<br />

Der „Turm“, wie er von Einheimischen<br />

genannt wird, ist sicherlich selbst schon<br />

einen Besuch wert. Aber auch die Ausstellung,<br />

die sich über die fünf Ebenen des<br />

mittelalterlichen Gebäudes erstreckt, lädt<br />

zu einer interessanten Zeitreise ein: Das<br />

Ötztal wird im Spiegel der Kunst gezeigt,<br />

und damit wird auch die Geschichte des<br />

Tourismus erzählt. Denn Maler und Wissenschaftler<br />

waren die ersten Reisenden,<br />

die das Ötztal als erstaunlichen, beeindruckenden<br />

Naturraum beschrieben und<br />

damit indirekt Werbung machen. Die<br />

Spuren des darauffolgenden Jahrhundertwende-Sommerfrische-Tourismus<br />

sind<br />

bis heute in Oetz deutlich zu sehen.<br />

Das ganze Jahr über wird ein buntes Veranstaltungsprogramm<br />

für ein breites<br />

Publikum angeboten, es reicht von wissenschaftlichen<br />

Vorträgen über Kunst-<br />

Workshops bis hin zu weihnachtlichen Liederabenden.<br />

Geschichte wird aber auch<br />

im talweiten Archiv „Gedächtnisspeicher“<br />

erfahrbar und<br />

zugänglich gemacht, das über<br />

eine stattliche regionalhistorische<br />

Fachbibliothek verfügt:<br />

Hier werden alte Schriften,<br />

Aufzeichnungen, Medien und<br />

Bücher gesammelt und Interessierten<br />

für Nachforschungen<br />

zur Verfügung gestellt – denn<br />

es gibt zur Geschichte des<br />

Tales auch in Zukunft noch<br />

sehr viel zu entdecken.<br />

Vorbereitend zu den Ausstellungen<br />

forscht das Museumsteam<br />

natürlich auch selbst.<br />

Damit die Ergebnisse Interessierten<br />

nachhaltig zugänglich<br />

sind, erscheint in regelmäßigen<br />

Abständen eine Schriftenreihe.<br />

In diesem Sommer<br />

werden die Themen Kulturlandschaft<br />

und historische<br />

Architekturen vor den Vorhang<br />

geholt: Zwei Ausstellungen,<br />

eine davon erstreckt sich über<br />

neun Standorte im gesamten<br />

Ötztal, setzen sich damit auseinander,<br />

was an Landschaft<br />

eigentlich „schön“ ist, wo der<br />

Wert von historischen Bau-Ensembles<br />

liegt – und welche Chancen ein achtsamer<br />

Umgang mit unserem kulturellen<br />

Erbe birgt.<br />

BAND 2<br />

226 Seiten<br />

Studienverlag,<br />

Innsbruck 2019.<br />

BAND 3<br />

250 Seiten<br />

Studienverlag,<br />

Innsbruck 2020.<br />

BAND 1<br />

175 Seiten<br />

Studienverlag,<br />

Innsbruck 2018.<br />

Ötztaler Heimat- und Freilichtmuseum<br />

Gedächtnisspeicher Ötztal<br />

Lehn 23b | 6444 Längenfeld<br />

+43 664 9102321 | info@oetztalermuseen.at<br />

OBEN: Publikationen<br />

der Ötztaler<br />

Schriften aus den<br />

Jahren 2018, 2019<br />

und 2020. (© Ötztal<br />

Museum)<br />

Mehr dazu unter:<br />

www.oetztalermuseen.at<br />

LINKS: Das Turmmuseum<br />

in Oetz<br />

stellt Kunstwerke und<br />

Künstler rund ums<br />

Ötztal vor. (© Ötztal<br />

Museum)


64<br />

tirol.bildet<br />

So geht das Virus hops<br />

AUTOREN<br />

NINA REDLICH & MICHAEL MAURER<br />

Die Wochen von steigenden<br />

Infektionen mit Covid-19 und<br />

der daraus resultierenden<br />

Maßnahmen stellten für alle<br />

Kinder eine außergewöhnliche<br />

Zeit dar.<br />

Sie mussten sich mit neuen Lebensweisen<br />

vertraut machen und wurden damit auch<br />

vor sozial-emotionale sowie die Lernpraxis<br />

betreffende Herausforderungen gestellt.<br />

Die Öffnung von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

barg anschließend die<br />

Chance, einerseits die Erfahrungen der<br />

letzten Woche gemeinsam aufzuarbeiten,<br />

und andererseits sich mit den Merkmalen<br />

des Zusammenseins in einem veränderten<br />

Alltag vertraut zu machen.<br />

Aus diesem Grund beschloss ein Team<br />

aus Kolleginnen und Kollegen des Gem-<br />

Nova Bildungspools und der GemNova<br />

Akademie, Pädagoginnen und Pädagogen<br />

bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Mit<br />

ihrem Know-how und ihrer Erfahrung wurden<br />

gemeinsam Materialien entwickelt, um<br />

den Wiedereinstieg der Pädagoginnen und<br />

Pädagogen in den Bildungsalltag mit ihren<br />

Kindern, in dem sie die Auswirkungen der<br />

Corona-Krise weiterhin begleiten werden,<br />

zu erleichtern.<br />

Mit diesem speziell aufbereiteten Material<br />

werden einige inhaltlich-didaktische<br />

Impulse für verschiedene pädagogische<br />

Angebote mitgegeben.<br />

Diese lassen sich aufgrund<br />

ihrer unterschiedlichen<br />

didaktischen Zugänge in den<br />

Bereichen Natur und Technik,<br />

Sprache und Kommunikation,<br />

Emotionen und soziale Beziehungen,<br />

Ästhetik und Gestaltung<br />

mit Kindern sowohl auf<br />

unterschiedlichen Altersstufen<br />

(3 bis 14 Jahren) als auch in verschiedenen<br />

Bildungssettings<br />

anwenden. Ziel ist es, die Kinder<br />

im Rahmen des Bildungsbzw.<br />

Unterrichtsgeschehens im<br />

Kindergarten, in der Volksschule,<br />

in der Neuen Mittelschule<br />

und auch im Rahmen der Freizeitbetreuung<br />

mit ihren aktuellen Gefühlen<br />

und Interessen sowie ungeklärten Fragen<br />

rund um die Geschehnisse der Corona-Krise<br />

abzuholen. Die gewählten methodischen<br />

Zugänge des „gemeinsamen lauten Denkens“,<br />

des „Vorlesens und Erzählens“, des<br />

naturwissenschaftlichen Experimentierens<br />

sowie der Sprachsensibilisierung (language<br />

awareness) regen Gespräche mit Kindern<br />

an und ermöglichen das Aufgreifen bzw.<br />

Vertiefen ihrer Gedanken sowie ihrer individuellen<br />

Bedürfnisse. Sie stellen gleichzeitig<br />

jene didaktische Grundlage dar, welche<br />

angelehnt an aktuelle empirische Befunde<br />

zur Wirksamkeit von sprachförderlichen<br />

Maßnahmen eine nachhaltige Qualität im<br />

Bereich der alltagsintegrierten Sprachförderung<br />

hervorruft. Diese wiederum führt<br />

laut internationaler Studien zu positiven<br />

Effekten bei der sprachlichen Entwicklung<br />

von Kindern.<br />

Das Material kann kostenlos heruntergeladen<br />

oder als Druckversion mit dazu<br />

passenden Pflege- und Hygieneprodukten<br />

bestellt werden:<br />

www.gemnova.at/aktuelles/so-gehtdas-virus-hops.html<br />

OBEN: Die Lehrmaterialien vermitteln anhand<br />

eines spannenden Experiments, wie wichtig<br />

Händewaschen ist. (© GemNova)


tirol.bildet<br />

65<br />

Ziel ist es, die Kinder mit<br />

ihren aktuellen Gefühlen<br />

und Interessen sowie ungeklärten<br />

Fragen rund um<br />

die Geschehnisse der<br />

Corona-Krise abzuholen.<br />

RECHTS: Auch den<br />

Kleinsten kann bereits<br />

anhand von Bildern das<br />

Virus erklärt werden.<br />

(© GemNova)


66<br />

tirol.bildet<br />

DIE<br />

Freude<br />

LACHT IHNEN AUS<br />

DEN AUGEN<br />

ZUR AUTORIN<br />

SANDRA LEITNER<br />

Hat die Gründung des Vereins<br />

„Gemeinsam Ferien by GemNova“<br />

koordiniert und sich intensiv mit<br />

dem Thema Ferienbetreuung in<br />

Gemeinden auseinandergesetzt.<br />

Kontakt:<br />

ferienbetreuung@gemnova.at<br />

Die Tiroler Sommerschulwochen werden<br />

heuer erstmals durchgeführt. An 16 Standorten<br />

in allen Bezirken Tirols werden rund<br />

300 Kinder intensiv betreut. Diese gemeinsame<br />

Aktion von Land Tirol und dem Gem-<br />

Nova Bildungspool kam in den Gemeinden<br />

sehr gut an und soll nächstes Jahr konzeptionell<br />

weiter ausgearbeitet werden.<br />

Für viele Alleinerzieherinnen und -erzieher, für viele<br />

Eltern war die Situation während des Höhepunkts<br />

der Corona-Krise ungemein herausfordernd. Die<br />

Schulen waren geschlossen, die Kinder mussten<br />

zu Hause beschäftigt und beaufsichtigt werden. Da<br />

ging auch schon der eine oder andere Urlaubstag<br />

drauf. Um die Erziehungsberechtigten jetzt in den<br />

Sommerferien zusätzlich zu unterstützen, wurden<br />

seitens des Landes die Tiroler Sommerschulwochen<br />

ins Leben gerufen.<br />

RECHTS: Tobias Binder und Rawa Kachi bringen<br />

Flüchtlingskindern spielerisch die deutsche Sprache näher.<br />

(© GemNova)


tirol.bildet<br />

67<br />

Intensive Betreuung<br />

Zwischen minimal zwei und maximal vier Wochen,<br />

je nach Bedarf der Eltern, werden nun an 16 Standorten<br />

in ganz Tirol diese Sommerschulwochen durchgeführt.<br />

Rund 300 Kinder werden dabei intensiv<br />

betreut, vormittags wird gemeinsam gelernt, nachmittags<br />

ein tolles Freizeitprogramm absolviert. Für<br />

die Erziehungsberechtigten ist das Angebot bis auf<br />

die Verpflegung (rund 5 Euro pro Tag für das Mittagessen<br />

der Kinder) kostenlos, auch weil die einzelnen<br />

Gemeinden die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen,<br />

die Kosten für die Pädagoginnen und Pädagogen<br />

wiederum von Landesseite übernommen werden.<br />

Thomas Ramsl, 38 Jahre jung und leidenschaftlicher<br />

Musiker, der in Wien und München Musik studierte<br />

und auch Meisterklassen besuchte, leitet nun an der<br />

freien Waldorfschule in Innsbruck die Sommerschulwochen.<br />

„Ich lerne mit den Kindern Englisch, Deutsch<br />

und Mathematik, nachmittags musizieren wir dann<br />

gemeinsam und sind auch künstlerisch tätig. Die<br />

Begeisterung bei den Kindern ist groß, die Freude<br />

lacht ihnen aus den Augen.“ Bei diesem Pädagogen<br />

freilich kein Wunder, dirigiert Ramsl doch auch die<br />

Tiroler Kaiserjägermusik oder die Big Band Innsbruck.<br />

Spezielle Hilfe für Flüchtlingskinder<br />

Besonderes Augenmerk wird bei den Sommerschulwochen<br />

auch auf jene Kinder gelegt, die der<br />

deutschen Sprache noch nicht so mächtig sind. Die<br />

39-jährige Rawa Kachi, vor fünf Jahren selbst aus<br />

dem von heftigen Kämpfen und<br />

Kriegen erschütterten Syrien<br />

nach Österreich geflohen, gibt<br />

„DAS WICHTIGSTE IST, ALLE<br />

ihr Wissen nun an diese Kinder<br />

SIND MIT GROSSER FREUDE weiter: „Vor allem geht es darum,<br />

die Buchstaben zu erken-<br />

DABEI UND LERNEN SPIELE-<br />

RISCH DIE DEUTSCHE SPRACHE.“ nen, langsam lesen zu lernen.<br />

Wir sprechen natürlich Deutsch<br />

miteinander, manchmal erkläre<br />

ich auch etwas auf Arabisch.<br />

Beim Spielen gibt es dann keine Sprachschwierigkeiten<br />

mehr, die Kinder verständigen sich mit Händen<br />

und Füßen. Und mit sehr viel Lachen.“<br />

Insgesamt sieben Kinder umfasst ihre kleine Gruppe,<br />

sechs davon kommen aus Syrien, ein Mädchen<br />

aus Kenia. Das Umfeld ist für fast alle neu, natürlich<br />

gibt es auch Heimweh, das eine oder andere<br />

Wehwehchen, Verständigungsschwierigkeiten. „Das<br />

Wichtigste aber ist, alle sind mit großer Freude dabei<br />

und lernen dabei spielerisch die deutsche Sprache.“<br />

Verein: Gemeinsam Ferien by GemNova<br />

Die bei den Tiroler Sommerschulwochen tätigen Pädagoginnen<br />

und Pädagogen sind übrigens alle beim<br />

Verein „Gemeinsam Ferien by GemNova“ angestellt,<br />

der speziell dafür von der GemNova gegründet wurde.<br />

Der Zweck dieses Vereins: das Angebot an Ferienbetreuung<br />

für schulpflichtige Kinder sowohl quantitativ<br />

als auch qualitativ zu verbessern, um gleichzeitig<br />

auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf voranzubringen,<br />

womit auch das berufliche Fortkommen<br />

von Frauen gefördert wird. Ein fürwahr wichtiges, nie<br />

enden wollendes Ziel.<br />

Über diese Sommerschulwochen hinaus gibt es natürlich<br />

auch eigene Angebote der Gemeinden. So werden<br />

etwa in Mutters oder in Steinach am Brenner noch<br />

deutlich längere Ferienbetreuungen angeboten. Alleine<br />

in diesen beiden Gemeinden werden den Sommer<br />

über bis zu 50 Kinder betreut, die Pädagoginnen und<br />

Pädagogen dafür stellt abermals die GemNova. Und ja,<br />

dieses Konzept der Ferienbetreuung ist eine schlüssige<br />

Sache. Auch weil der Verein „Gemeinsam Ferien by<br />

GemNova“ bestens vernetzt ist. Mit ein Grund, warum<br />

die besten Pädagoginnen und Pädagogen beschäftigt<br />

werden können. Zwei Beispiele davon sind eben<br />

Thomas Ramsl und Rawa Kachi.<br />

OBEN: Landesrätin Beate Palfrader zu<br />

Besuch an der Volksschule Pfunds, wo aktuell<br />

die Tiroler Sommerschulwochen stattfinden.<br />

(© Land Tirol)


68<br />

tirol.bildet<br />

HANDREICHUNG<br />

ELTERNBILDUNGSPARTNER-<br />

SCHAFT<br />

PRAXISEMPFEHLUNGEN<br />

ZUR ALLTAGSINTEGRIER-<br />

TEN SPRACHFÖRDERUNG<br />

VON ZU HAUSE AUS.<br />

Handreichung Elternbildungspartnerschaft<br />

– Praxisempfehlungen<br />

zur alltagsintegrierten<br />

Sprachförderung von<br />

zu Hause aus.<br />

Der Zusammenarbeit mit Eltern und Erziehungsberechtigten<br />

kommt in einer Zeit, in<br />

der Kinder verstärkt zu Hause betreut werden,<br />

eine besondere Bedeutung zu, da sie<br />

die Durchgängigkeit alltagsbasierter Sprachbildung<br />

sicherstellen kann, welche Kinder<br />

dabei unterstützt, sich ein- bzw. mehrsprachig<br />

optimal weiterzuentwickeln.<br />

Die Folgen der Corona-Pandemie im aktuellen<br />

Kindergartenjahr, durch die der pädagogische<br />

Alltag in elementaren Bildungseinrichtungen<br />

nicht mehr in gewohnter Weise<br />

sichergestellt werden konnte, verursachten<br />

insbesondere für Kinder mit Migrationskontext<br />

und anderen Herkunftssprachen<br />

einen einschneidenden Bruch auf ihrem<br />

Bildungsweg. Sie führten zu einem Verlust<br />

wertvoller Bildungszeit, welche gerade<br />

vor dem Übergang in die Schule intensiv<br />

genutzt werden kann, um Kinder in ihren<br />

Teilhabemöglichkeiten am Bildungsgeschehen<br />

zu stärken. Die kontaktlose Zeit<br />

kristallisierte sich jedoch auch als besondere<br />

Chance für pädagogische Fachkräfte<br />

heraus, Bildungspartnerschaften mit Eltern<br />

und Erziehungsberechtigten zu intensivieren,<br />

um weiterhin das Wohlbefinden und<br />

die individuelle Entwicklung jedes Kindes<br />

in den zentralen Fokus zu stellen. Im regelmäßigen<br />

telefonischen Austausch bot sich<br />

pädagogischen Fachkräften die Gelegenheit,<br />

über interessiertes Nachfragen Eltern<br />

und Erziehungsberechtigte in ihrem täglichen<br />

Tun und Handeln mit den Kindern als<br />

Entwicklungsbegleiterinnen und -begleiter<br />

wertzuschätzen und sie als Sprachvorbilder<br />

zu stärken. Insbesondere im Hinblick auf<br />

die sprachlichen Entwicklungsfortschritte,<br />

die zwischenzeitlich im häuslichen Kontext<br />

in der Erst- bzw. Zweitsprache jedenfalls<br />

stattgefunden haben, bot sich diese Form<br />

der Zusammenarbeit auf Distanz als besonders<br />

wirksam an, um mögliche Ängste und<br />

Unsicherheiten von Eltern in Bezug auf den<br />

Erst- und Zweitspracherwerb aufzugreifen<br />

und insbesondere, um Entwicklungsfortschritte<br />

mithilfe der Alltagsbeobachtungen<br />

der Eltern und Erziehungsberechtigten im<br />

häuslichen Kontext sichtbar zu machen und<br />

gemeinsam zu reflektieren.<br />

Sprachliche Bildung im Alltag unter Einbezug<br />

der sprachlichen Vielfalt<br />

Das Team der Sprachberaterinnen und<br />

-berater hat im Auftrag der Fachabteilung<br />

für Elementarbildung der Tiroler Landesregierung<br />

eine pädagogische Handreichung<br />

mit praktischen Empfehlungen für pädagogische<br />

Teams im Kindergarten ausgearbeitet,<br />

die vor allem Unterstützungsmöglichkeiten<br />

zur alltags-integrierten Sprachförderung<br />

sowie zur Sprachentwicklungsbeobachtung<br />

im häuslichen Kontext aufzeigt.<br />

DER KINDLICHE SPRACHERWERB<br />

KANN IN JEDEM BELIEBIGEN<br />

LEBENS- UND LERNKONTEXT<br />

GANZHEITLICH UND DURCH JEDE<br />

KOMPETENTE BEZUGSPERSON<br />

GEFÖRDERT WERDEN.<br />

Der Leitfaden basiert auf der grundlegenden<br />

Überlegung, dass Sprachentwicklung immer<br />

durch Beziehung und über das Sammeln<br />

von Sinneserfahrung bzw. das Anregen von<br />

Denkprozessen auf ganz natürliche Weise<br />

beim Kind passiert. Somit kann der kindliche<br />

Spracherwerb in jedem beliebigen Lebensund<br />

Lernkontext ganzheitlich und durch<br />

jede kompetente Bezugsperson gefördert<br />

werden. Als wesentlich hervorzustreichen<br />

gilt, dass die Förderung des Kindes in seiner<br />

Erstsprache(n)kompetenz gleichermaßen<br />

zur Förderung seiner Zweitsprachenkompetenz<br />

beiträgt und deren Entwicklung<br />

sogar begünstigt, eben weil das Wahrnehmen,<br />

Denken und Handeln immer ein ganzheitlicher<br />

Prozess ist. In der pädagogischen<br />

Handreichung finden sich daher zu verschiedenen<br />

inhaltlichen Schwerpunkten konkrete<br />

Handlungsmöglichkeiten, die von pädagogischen<br />

Fachkräften als Empfehlung direkt an


tirol.bildet<br />

69<br />

LIEBE KINDER, WIR<br />

HOFFEN, ES GEHT EUCH<br />

GUT?! UNS GEHT ES<br />

GUT. BEI UNS IM WALD<br />

IST ALLES IN ORDNUNG.<br />

AUSZUG DER SPRACHLICH-SPIELERISCHEN IMPULSE<br />

IM WALD, DER ALS „BILDUNGSRAUM“ GENUTZT WIRD.<br />

Eltern und Familien weitergegeben werden<br />

können. Das Interesse an „Bilderbuchkultur<br />

und Vorlesen“ kann beispielsweise durch<br />

den Besuch einer örtlichen Kinderbücherei<br />

bzw. durch die Zurverfügungstellung eines<br />

Ausleihverfahrens des Kindergartens selbst<br />

gefördert werden oder aber auch, indem die<br />

erwachsene Bezugsperson gemeinsam mit<br />

dem Kind Bücher auf einem Online-Marktplatz,<br />

basierend auf den aktuellen Bedürfnissen<br />

des Kindes, aussucht. Das gemeinsame<br />

Lesen bzw. Anschauen von Büchern, das<br />

dialogische Sprechen über damit verknüpfte<br />

Themen sowie auch das bewusste Beobachten<br />

des Kindes bei der selbstständigen<br />

Auseinandersetzung mit dem Buch zu Hause<br />

kann den Fokus des kindlichen Interesses<br />

auf den Literacybereich lenken.<br />

Ebenso kann im häuslichen Alltag auch<br />

der Zugang zur Schriftkultur durch das<br />

Sichtbarmachen von Schriftdokumenten<br />

(Kalender, Einkaufszettel, Zeitschriften etc.)<br />

oder auch durch das gemeinsame Suchen<br />

nach Schriftzeichen oder Piktogrammen<br />

beim Spazierengehen auf einfache Weise<br />

begünstigt werden. Das Aufgreifen der<br />

konkreten Fragen des Kindes, wenn es sich<br />

selbst beim Schreiben versuchen möchte,<br />

zählen dazu wie auch das gemeinsame<br />

Besorgen von Schreibutensilien und<br />

„Schulsachen“, wenn das Kind bereits vor<br />

Schuleintritt Interesse zeigt. Beim Führen<br />

von Gesprächen mit dem Kind kann<br />

auch dem dekontextualisierten Sprechen<br />

besondere Beachtung geschenkt werden.<br />

Dies gelingt bei Erzählungen über vergangene<br />

oder zukünftige Ereignisse (z. B.: den<br />

gemeinsamen Tag reflektieren und Pläne<br />

schmieden, Familienmitglieder erzählen<br />

Geschichten aus ihrer Kindheit,<br />

von der Großfamilie, aus der<br />

Gegend, in der sie aufgewachsen<br />

sind etc.) sowie beim Thematisieren<br />

abstrakter Phänomene wie<br />

das Beschreiben von Gefühlen<br />

oder anderen nicht sichtbaren<br />

Zuständen. Auch das naturwissenschaftliche<br />

Experimentieren<br />

im Alltag gehört dazu: Gemeinsame<br />

Tätigkeiten im Haushalt wie<br />

auch Unternehmungen in der<br />

Natur, für die das Kind besonderes Interesse<br />

zeigt, eignen sich für das gemeinsame<br />

laute Nachdenken. Insbesondere durch<br />

bewusstes Nachfragen können die aktuellen<br />

Gedanken der Kinder aufgegriffen werden.<br />

Im Rahmen der alltagsbasierten Sprachbildung<br />

kann auch explizites Sprachwissen<br />

von Kindern, welches idealerweise schon<br />

vor dem Schuleintritt sichtbar wird, effizient<br />

gefördert werden. Dabei ist es dienlich,<br />

aufmerksam zu sein, ob und wann das Kind<br />

beispielweise zwischen zwei oder mehreren<br />

Sprachen wechselt, ob der kindliche Wortschatz<br />

neben konkreten auch abstrakte<br />

Begriffe beinhaltet oder auch zu welchen<br />

Satzkonstruktionen Kinder in der Lage sind<br />

(Haupt- und Nebensätze). Auch das gemeinsame<br />

Nachdenken über andere Sprachen<br />

fördert den Zugang und das Wissen über<br />

Sprachenvielfalt.<br />

Intensive Bildungspartnerschaft mit den<br />

Eltern als Chance<br />

Alltagsbasierte Sprachbildung, welche über<br />

die Förderung des Kindergartens hinaus<br />

noch durch eine intensive Bildungspartnerschaft<br />

mit Eltern und Erziehungsberechtigten<br />

angereichert wird, birgt die besondere<br />

Chance in sich, die sprachliche Entwicklung<br />

jedes Kindes sehr individuell sowie ganzheitlich<br />

begleiten zu können und damit auch<br />

sein sozial-emotionales Wohlbefinden in<br />

den Fokus zu rücken. Das bewusste Einbinden<br />

der Familiensprache(n) in alltäglichen<br />

sprachförderlichen Maßnahmen (alle im<br />

oberen Abschnitt angeführten Empfehlungen<br />

lassen sich in der Erst- wie auch in der<br />

Zweitsprache umsetzen!) verleiht der Expertise<br />

der Bildungspartnerinnen und -partner<br />

als sprachliche Vorbilder ihrer Herkunftssprachen<br />

sowie als Entwicklungsbegleiterinnen<br />

und -begleiter ihrer eigenen Kinder<br />

eine besondere Wertschätzung.<br />

Gelebte pädagogische Praxis in einer<br />

Tiroler Gemeinde<br />

Dem Kindergarten der Gemeinde Stanz bei<br />

Landeck ist es gelungen, während des Lockdowns<br />

mit Kindern und Eltern auf besondere<br />

Weise in Kontakt zu treten und somit<br />

der Bildungspartnerschaft mit Eltern sowie<br />

der Bildungsarbeit mit Kindern eine ganz<br />

neue Ausdrucksform zu verleihen. An einem<br />

besonderen Platz im Wald, den das pädagogische<br />

Team bereits vor der Krise mit<br />

den Kindern wöchentlich aufsuchte und als<br />

„Bildungsraum“ nutzte, wurde eine Szene<br />

mit sprachlich-spielerischen Impulsen vorbereitet,<br />

welche für Kinder und ihre Familien<br />

ein Anstoß zum Miteinander plaudern, Nachdenken,<br />

Erzählen, Geschichten erfinden und<br />

aufschreiben war. Eltern und Erziehungsberechtigte<br />

hatten die Chance, mithilfe<br />

dieses pädagogischen Angebots ihre Kinder<br />

im Alltag in ihrer sprachlichen Entwicklung<br />

intensiv und individuell zu begleiten.<br />

Der Kindergartenleitung, Frau Maria Senn,<br />

gemeinsam mit ihrer Assistenzkraft ist es<br />

gelungen, durch das Schaffen einer lern- und<br />

sprachanregenden Umgebung außerhalb<br />

des Kindergartens ihren Bildungsauftrag<br />

im Bereich Sprache, Kommunikation und<br />

die Heranführung an Literacy mithilfe einer<br />

gelingenden Bildungskooperation mit Eltern<br />

fortzusetzen und somit einen wesentlichen<br />

Beitrag zur pädagogischen Qualität in der<br />

elementaren Bildungsarbeit zu leisten.<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. NINA REDLICH, MA ECED<br />

Nina Redlich leitet das Team Sprachberatung<br />

des Landes Tirol und<br />

koordiniert den Fachbereich Elementarpädagogik<br />

im GemNova Bildungspool Tirol.<br />

Kontakt: n.redlich@gemnova.at


70<br />

tirol.bildet<br />

AUS<br />

DER KRISE<br />

LERNEN<br />

März – Freitag, der<br />

13. Lockdown. Gemeinsame<br />

Unternehmungen<br />

verboten.<br />

Kontakt ausschließlich<br />

mit Personen im<br />

eigenen Haushalt.<br />

Veranstaltungen<br />

abgesagt. Aus- und<br />

Weiterbildung undenkbar.<br />

Und dann?<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. SANDRA<br />

WIMMER<br />

Sandra Wimmer verantwortet<br />

den Bereich Aus- und<br />

Weiterbildung. Sie hat selbst als<br />

Deutschtrainerin gearbeitet und<br />

ist Expertin im Bereich Sprachund<br />

Wissensvermittlung.<br />

Kontakt: s.wimmer@gemnova.at


tirol.bildet<br />

71<br />

Das Leben verläuft nun mal nicht immer<br />

wie eine Autobahn geradeaus. Auch steinige<br />

und unvorhersehbare Passagen sind ein<br />

Teil davon. Jedoch liegt die Kunst darin, die<br />

in den Weg gelegten Steine zu sammeln<br />

und schlussendlich ein Haus daraus zu<br />

bauen. Dieser Gedanke hat auch die Gem-<br />

Nova Akademie während der Zeit von Quarantäne<br />

und Veranstaltungsverbot stetig<br />

begleitet. Kurzerhand wurde eine DSGVOkonforme<br />

Online-Lernplattform implementiert<br />

und die Präsenzkurse in niedrigem<br />

Ausmaß so gut wie möglich weitergeführt.<br />

Jedoch auch hier gab es immer wieder<br />

Brocken, die beseitigt werden mussten:<br />

fehlende technische Ausrüstung, schlechte<br />

Internetverbindung, überlastete Server,<br />

verzweifelte oder sogar unauffindbare Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer<br />

Zeit, Geduld und Kreativität<br />

Wie alles im Leben benötigte es eine<br />

gewisse Zeit, viel Geduld und kreative Trainerinnen<br />

und Trainer, bis der Online-Unterricht<br />

wieder mit Spaß stattfinden konnte.<br />

Im Laufe der Monate hat sich diese Art<br />

der Aus- und Weiterbildung sehr gut etabliert.<br />

Sogar so gut, dass wir künftig verstärkt<br />

auf Webinare und Blended Learning<br />

(eine Kombination aus Präsenzseminaren<br />

und E-Learning) setzen werden. Somit<br />

konnte mit den vielen Steinen und Brocken<br />

ein tolles, stabiles Haus geschaffen werden.<br />

Eine weitere Baustelle, die sich rund<br />

um die kommunale Fortbildung aufgetan<br />

hat, steht ebenso im Zeichen der Flexibilität<br />

und des maßgeschneiderten, lebenslangen<br />

Lernens. Durch Covid-19 hatten<br />

plötzlich viele deutlich mehr Zeit, welche<br />

für Aus- und Weiterbildungen genutzt werden<br />

konnte. Mithilfe von E-Learning ist es<br />

heutzutage möglich, sich orts- und zeitunabhängig<br />

neues Wissen anzueignen.<br />

Auch das ist künftig über die GemNova<br />

Akademie möglich.<br />

Lernen, trainieren, festigen<br />

Anhand einer Webapp können sowohl<br />

kommunalspezifische als auch allgemeine<br />

Inhalte in Selbstregie gelernt, trainiert<br />

und gefestigt werden. Dies umfasst Neuerungen<br />

zur TGO (Tiroler Gemeindeordnung),<br />

rechtliche Grundlagen zum Freizeitwohnsitz<br />

oder Umgang und Tricks<br />

mit den Office-Programmen, Krisenmanagement<br />

und Präsentationstechniken.<br />

Begleitend zu diesen Themen können<br />

Präsenzseminare besucht werden.<br />

Somit kann jede und jeder selbst entscheiden,<br />

wie viel Zeit in eine Fortbildung<br />

investiert wird. Dies kann sich von einer<br />

kurzen zehnminütigen Sequenz mittels<br />

Smartphone bis zu einem mehrstündigen<br />

Themenkomplex erstrecken.<br />

Alles in allem kann rückblickend gesagt<br />

werden, dass auch aus einer Krise wie dieser<br />

viele positive Neuerungen mitgenommen<br />

werden können: eine Veranstaltungsplattform<br />

mit allen relevanten Aus- und<br />

Weiterbildungen für Gemeinden, Blended-<br />

Learning-Kurse und E-Learning-Seminare.<br />

Dennoch freuen wir uns wieder darauf,<br />

wenn Normalität einkehrt. Trotz der<br />

technischen Möglichkeiten möchten wir<br />

Präsenzseminare nämlich nicht missen.<br />

Wir bieten den Gemeinden<br />

auch individuelle,<br />

maßgeschneiderte Inhouse-Schulungen<br />

an.<br />

Kontakt:<br />

akademie@gemnova.at<br />

Factbox<br />

Alle Veranstaltungen, die für<br />

Gemeinden relevant sind,<br />

können auf der Veranstaltungsplattform<br />

gemeindeveranstaltungen.at<br />

gefunden<br />

werden.<br />

Derzeitige Anbieter sind:<br />

FLGT – Fachverband der<br />

Gemeindebediensteten<br />

Tirols, Bildungsforum, Tiroler<br />

Gemeindeverband, Open-<br />

Digital, Kommunalwerkstatt,<br />

Bauernbund, GemNova Akademie<br />

und Grillhof.


72 tirol.kultur<br />

LESENSWERTE<br />

BÜCHER<br />

INSIDE TÜRKIS<br />

KLAUS<br />

KNITTELFELDER<br />

EMPFOHLEN VON<br />

REINHOLD OBLAK<br />

Edition a<br />

Mai 2020<br />

224 Seiten, € 22,-<br />

Sehr sauber recherchiert. Frech und flott und frei geschrieben. Keine allzu persönlichen<br />

Bewertungen, stattdessen viele Informationen, amüsante Aperçus, alles mit zuweilen<br />

recht trockenem Humor versehen. Die Zusammenhänge erklärend dargestellt, die<br />

jeweilige Vita pointiert zusammengefasst. Der Journalist Klaus Knittelfelder, ein bisher<br />

eher unbekannter Name, selbst gerade mal 28 Jahre jung, hat ein wirklich bemerkenswertes<br />

Buch verfasst. Und ja, die wenigen Männer und noch weniger Frauen im<br />

engsten Kreis des türkisen Kanzlers gehören schon mal in dieser Form porträitiert,<br />

zueinander in Beziehung gestellt. Wichtig auch aufzuzeigen, wie der Hase innerhalb<br />

der gegenwärtigen ÖVP läuft, wer Entscheidungen vorbereitet, das Ohr des Herrn<br />

Kurz hat. Dafür gebührt dem Autor großes Lob, gleichzeitig Respekt und Anerkennung.<br />

Was als beispielgebende Geschichte dieses Netzwerkes freilich fehlt: die Chronologie<br />

zur penibel vorbereiteten Machtübernahme innerhalb der ÖVP, welche Mitterlehner in<br />

den Schatten, Kurz ins Licht stellte. Ins, wie viele meinen, in jenem Fall freilich ziemlich<br />

schlechte Licht.


tirol.kultur<br />

73<br />

Steidl Verlag<br />

Juni 2020<br />

240 Seiten, € 34,-<br />

ISCHGL<br />

LOIS HECHENBLAIKNER<br />

Der renommierte Tiroler Fotograf Lois<br />

Hechenblaikner hat einmal mehr einen<br />

beeindruckenden Bildband vorgelegt.<br />

Diesmal, dem aktuellen Anlass entsprechend,<br />

über den Corona-Hotspot Ischgl.<br />

Seine Aufnahmen zeigen – im Zeitraum<br />

von 26 Jahren – die Auswüchse<br />

des Tourismus in diesem Wintersportort.<br />

Unglaubliche Fotos, schockierende<br />

Bilder, für sich sprechende Aufnahmen.<br />

Deswegen war es auch nicht nötig, diese<br />

mit Bildunterschriften zu versehen.<br />

Hechenblaikner richtet seine Kamera so<br />

zielgenau auf das Treiben im Schnee,<br />

dass die Fotos für sich stehen, keiner<br />

weiteren Worte bedürfen. Und ja, natürlich,<br />

diese öffentlichen Saufgelage, diese<br />

touristischen Auswüchse bedürfen zweierlei:<br />

eines entsprechenden Angebotes,<br />

gleichzeitig vieler Menschen, die dieses<br />

auch nutzen. In Ischgl ist beides zuhauf<br />

vorhanden.<br />

Zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 wurden<br />

in den Vernichtungslagern Treblinka,<br />

Sobibor und Belzec mindestens 1,5 Millionen<br />

Jüdinnen und Juden ermordet. Der<br />

harmlose Name für diese systematische<br />

Ermordung von Menschen: „Aktion Reinhard“.<br />

Über viele Umwege gelangten nun<br />

die Fotos von Johann Niemann, stellvertretendem<br />

Lagerkommandanten von Sobibor,<br />

an die Öffentlichkeit. Darüber wird in diesem<br />

ausgezeichnet recherchierten Buch<br />

detailliert berichtet. Mit wissenschaftlicher<br />

Genauigkeit, mit vielen Zahlen, Daten, Fakten.<br />

Vor allem aber auch mit Aussagen<br />

Überlebender, nachgezeichneten Einzelschicksalen,<br />

die der Geschichte erst ihr<br />

ganz persönliches Gesicht geben.<br />

Bemerkenswert an diesen Fotos aus dem<br />

Vernichtungslager Sobibor: sie zeigen die<br />

Selbstherrlichkeit, die lockere Entspanntheit<br />

der Täter, allen voran von Johann Niemann.<br />

Gleichzeitig verschweigen sie das<br />

unsagbare Leid, die unglaubliche Angst,<br />

das grauenhafte Elend der Hunderttausenden<br />

Opfer. Und Sie verschweigen den<br />

Kontext, die Umstände, unter denen diese<br />

Bilder aufgenommen wurden. Ein uneingeschränkt<br />

empfehlenswertes Buch, das<br />

über die Fotos die eine Seite der Medaille<br />

zeigt. Und über den ausgezeichneten<br />

Inhalt, die erklärenden Texte, die schreckliche<br />

andere.<br />

Und dann kam Corona, Covid-19, mit<br />

Ischgl als Zentrum. Während die Tiroler<br />

Politik relativierte, die Hände in Unschuld<br />

wusch und ohnehin alles richtig machte,<br />

zeigt Hechenblaikner mit seinen Bildern<br />

die schrille, die laute, die grausliche<br />

Realität. Von gestern, von heute,<br />

wohl auch wieder von morgen. Selbiges<br />

hat er freilich auch mit seinen anderen<br />

Büchern – Hinter den Bergen, Volksmusik<br />

– gemacht. Dass er damit in Tirol recht<br />

oft als „Nestbeschmutzer“ tituliert, überall<br />

sonst hingegen geachtet und respektiert<br />

wird, spricht wohl für ihn. Ein Buch,<br />

das deshalb vor allem auch in und für<br />

Tirol uneingeschränkt zu empfehlen ist.<br />

Metropol Verlag<br />

Jänner 2020<br />

382 Seiten, € 29,-<br />

FOTOS<br />

AUS SOBIBOR


74 tirol.kultur<br />

ALPENGLETSCHER<br />

FISCHER/RITSCHEL<br />

Wer dieses faszinierende Buch nur in die<br />

Hand nimmt, wird schon überrascht sein.<br />

Der Haptik des Covers wegen greift es<br />

sich wirklich gut an. Dann die großformatigen<br />

Fotos, aufgenommen über viele<br />

Jahrzehnte. Erinnerungen an einst massive<br />

Gletscherströme, gewaltige Aufnahmen<br />

bekannter Berge und schwindender<br />

Eisbrüche. Beim langsamen, sorgfältigen,<br />

staunenden Eintauchen in dieses Buch<br />

werden wir immer wieder an den beeindruckenden<br />

Bildern hängenbleiben. Was<br />

für grandiose Fotos, was für ein Genuss<br />

beim Betrachten.<br />

Dazu viele sehr interessanten Texte.<br />

Bei uns in den Alpen, heißt es etwa, verlieren<br />

die Gletscher zwischen einem<br />

halben und einem Meter Eis. Pro Jahr,<br />

wohlgemerkt. Ist es wärmer, können es<br />

auch schnell mal zwei Meter sein. Der<br />

Klimawandel lässt grüßen. Ausdrücklich<br />

hervorzuheben: die teils sehr persönlichen<br />

Zeilen zum Gletscherschwund, zu<br />

vergangenen Touren in den Ost- und<br />

Westalpen. Ein Buch, das mit viel Herzblut<br />

verfasst wurde. Uneingeschränkte<br />

Leseempfehlung.<br />

Tyrolia Verlag,<br />

Mai 2020<br />

256 Seiten, € 39,-


tirol.kultur 75<br />

PAPA LALALAYA<br />

KRIEMHILD BUHL<br />

Kriemhild Buhl hat ein unglaublich beeindruckendes<br />

Buch geschrieben. Ja, natürlich über ihren Vater, Hermann<br />

Buhl, der in Bergsteigerkreisen nach wie vor<br />

Legendenstatus genießt. Viel mehr freilich noch über<br />

ihre Mutter, Generl, über ihre Schwestern, über sich<br />

selbst. Herausgekommen ist eine fein ziselierte Familiengeschichte,<br />

mit vielen endgültigen Brüchen, mit<br />

großen Hoffnungen, bitteren Enttäuschungen. Verfasst<br />

aus der Sicht der Tochter, der Schwester, eines Kindes,<br />

einer Jugendlichen, einer erwachsenen Frau.<br />

Edition Tandem,<br />

März 2019<br />

265 Seiten, € 22,-<br />

Besonders hervorzuheben ist die Sprache, sind die<br />

grundsätzlichen Gedanken und Überlegungen, ist die in<br />

wunderschöne Worte gefasste Zuneigung zu ihrer Mutter,<br />

Hermann Buhls Frau. Hier wurde mit ganz feiner<br />

Feder geschrieben. Und ja, dieses Buch durchströmt<br />

auch sehr viel Herzblut, intensives Gefühl. Zuweilen ist<br />

es reine Hilflosigkeit, die uns hier entgegentritt. Dann<br />

wieder pralle Lebensfreude, große Nachdenklichkeit,<br />

auch Verzweiflung. Wer dieses Buch zur Hand nimmt,<br />

wird reich beschenkt. Chapeau!<br />

Bergverlag Rother,<br />

Mai 2019<br />

208 Seiten, € 24,90<br />

FELSTOUREN IM<br />

II. UND III. GRAD<br />

OTTO/BAUR<br />

Wer mal ins leichte Klettern hineinschnuppern möchte, der oder dem sei dieses Buch empfohlen.<br />

Vor allem deswegen, weil sich hier eine feine breite, übersichtliche Auswahl an entsprechenden<br />

Zielen findet. Klar, für jemanden, der wirklich klettert, ist ein II. und III. Grad wohl nichts. Für andere<br />

indes kommt auch bei diesen Schwierigkeiten schon mal die „Nähmaschine“ zum Vorschein. Vor<br />

allem, wenn eine gewisse Ausgesetztheit auch noch hinzukommt. Und die ist bei einigen dieser<br />

Touren durchaus vorhanden.<br />

Die recht ausführlichen Beschreibungen sind grundsätzlich in Ordnung, wenngleich in Einzelfällen<br />

ein „Local“ schon mal den Kopf schüttelt. Die Fotos sind mitunter recht nett, was bei einigen<br />

Touren freilich besser wäre, ist ein Topo. Vielleicht ein Anreiz für die nächste Auflage. Besonders<br />

hervorzuheben: die für den ersten Blick hilfreiche Übersichtskarte, die feine Zusammenfassung<br />

der Ziele samt Schwierigkeitsgraden. Und ja, dieses Buch mit knapp 50 Touren deckt von den<br />

Allgäuer Alpen im Westen bis zum Tennengebirge im Osten gleich mehrere schöne Regionen<br />

ab. Kommt bitte immer gesund zurück.


76<br />

tirol.kultur<br />

DRAUF GEPFIFFEN–<br />

WIR BLASEN WEITER!<br />

Den Kopf in die Tuba stecken hätte auch<br />

nichts gebracht – und so haben sich viele<br />

Musikantinnen und Musikanten der Tiroler<br />

Musikkapellen wegen des Virus nicht<br />

aus dem Takt bringen lassen. Denn eine<br />

Woche ohne Probe geht gar nicht.<br />

Von einem Tag auf den anderen nicht<br />

mehr proben, anschließend nicht mehr<br />

gemeinsam zusammensitzen – eine<br />

Vorstellung, die wohl keinem Musikanten<br />

wohl bekommen war. „Bleib dahoam!“ –<br />

für einen Musikanten schlichtweg Freitag<br />

abends ein Fremdwort. Die Musikkapelle<br />

Sautens blieb daheim, war aber deswegen<br />

noch lange nicht leise. Sie machten<br />

bei verschiedenen Aktionen mit. Ab dem<br />

15. März ließen sie – wie in ganz Österreich<br />

– Töne aus den Fenstern und von<br />

Balkonen erklingen oder waren Teil der<br />

Klopapier-Challenge.<br />

Auch bei der Bundesmusikkapelle Ried-<br />

Kaltenbach gestalten sich die Proben nur<br />

anders, was dem Spaß an der Musik keinen<br />

Abbruch tut. „Es finden derzeit Covidbedingt<br />

leider noch keine Platzkonzerte<br />

unserer Bundesmusikkapelle Ried-Kaltenbach<br />

statt. Es ist aber mit großer Freude<br />

zu beobachten, wie fleißig geprobt wird,<br />

und die Covid-Vorgaben eingehalten werden.<br />

Es ist nur zu hoffen, dass bald wieder<br />

Konzerte stattfinden können“, so Bürgermeister<br />

Klaus Gasteiger.<br />

OBEN: Daheim<br />

gemeinsam beim<br />

Proben. (© MK<br />

Sautens)<br />

LINKS:<br />

Die Bundesmusikkapelle<br />

Ried-Kaltenbach<br />

probt derzeit im<br />

Freien. (© BMK Ried-<br />

Kaltenbach)


tirol.sozial 77<br />

EROBERT DAS ZILLERTAL<br />

ZUR AUTORIN<br />

DIPL. SOZ. PÄD. CHRISTIANE MAYER<br />

Christiane Mayer ist seit über 20 Jahren im sozialen<br />

Bereich tätig. YoungStar ist ihr Herzensprojekt, weil es<br />

Jugendliche dort abholt, wo sie gerade stehen und eine<br />

aktive und sinnvolle Beschäftigung bietet.<br />

Kontakt: c.mayer@gemnova.at<br />

Die vier Zillertaler Gemeinden<br />

Schwendau, Hippach, Ramsau<br />

und Hainzenberg starten mit<br />

„YoungStar“, einem tollen Projekt<br />

der GemNova. Dabei wird<br />

Jugendlichen ab 13 Jahren eine<br />

sinnvolle Freizeitbeschäftigung<br />

geboten. Tirolweit übernehmen<br />

diese vier Gemeinden eine<br />

beispielgebende Vorreiterrolle.<br />

Den Auftakt machte in diesen Tagen der<br />

erste „Lernfreude“-Nachmittag im Haus<br />

der Gemeinde. Dabei wurde gemeinsam<br />

gelernt, Englisch wiederholt sowie Hausübungen<br />

erledigt. Die ersten drei „Lernfreude“-Stunden<br />

sind für die teilnehmenden<br />

Kinder kostenlos, die Jugendlichen<br />

hingegen bekamen bereits ihren ersten<br />

Ziller-Taler im Wert von 3,- Euro pro Stunde.<br />

„Ich finde es einfach toll, etwas Neues<br />

auszuprobieren“, so eine Teilnehmerin.<br />

„Ich kann Verantwortung übernehmen und<br />

andere mit meinem Wissen unterstützen.<br />

Da haben wir alle etwas davon.“<br />

wichtig, „das soziale Miteinander zu fördern.<br />

Gerade in dieser für uns alle nicht<br />

einfachen Zeit ist es notwendig, Kinder<br />

und Jugendliche bestens zu unterstützen.“<br />

Für die Projektbetreuung vor<br />

Ort ist die diplomierte Sozialpädagogin<br />

Marion Kogler zuständig. Sie ist die<br />

erste Ansprechpartnerin, sie liefert bei<br />

plötzlich auftretenden Fragen rasche<br />

Antworten.<br />

Um die Kinder und Jugendlichen aneinander<br />

zu gewöhnen, organisierte Kogler<br />

kürzlich einen gemeinsamen Kennenlernen-Nachmittag.<br />

„Natürlich sind dabei<br />

auch Spaß und Spiel nicht zu kurz gekommen“,<br />

so die Pädagogin, die sich von der<br />

Begeisterung der Kinder und Jugendlichen<br />

gleich anstecken ließ.<br />

Ausweitung geplant<br />

Doch YoungStar besteht nicht nur aus<br />

der „Lernfreude“. Als nächster Schritt<br />

ist der Aufbau einer Sommerbörse angedacht,<br />

bei der Jugendliche insbesondere<br />

in soziale Einrichtungen hineinschnuppern<br />

sollen. Und dann gibt es natürlich<br />

auch noch die Idee der Nachbarschaftshilfe<br />

oder von sogenannten Sprachbuddys.<br />

Gemnova Prokurist Niki Kraak: „Die<br />

vier Zillertaler Gemeinden haben einen<br />

tollen Start hingelegt. Wie zu hören ist,<br />

werden bald weitere Gemeinden folgen..“<br />

UNTEN:<br />

Der tirolweite Start von YoungStar erfolgt<br />

im Zillertal. Bgm. Franz Hauser (Schwendau),<br />

Marion Kogler (Projektbetreuung), Bgm. Gerhard<br />

Hundsbichler (Hippach), Christiane Mayer<br />

(GemNova) sowie Niki Kraak (Prokurist<br />

GemNova) (© GemNova)<br />

Soziales Miteinander fördern<br />

Für den Schwendauer Bürgermeister<br />

Franz Hauser ist es dabei besonders


78 tirol.sozial<br />

Schulsozialpädagogik –<br />

what’s that?<br />

ZUR AUTORIN<br />

MAG. CARINA GRUBER<br />

Carina Gruber ist seit Juli 2016<br />

als Sprachtrainerin bei GemNova,<br />

seit Mai 2019 ist sie zudem im<br />

GemNova Bildungspool für die<br />

Koordination der Schulassistentinnen<br />

und Freizeitbetreuerinnen im<br />

Tiroler Unterland zuständig.<br />

Kontakt: c.gruber@gemnova.at<br />

Soziales Lernen als Lerngegenstand gibt<br />

es an diversen Schulstandorten in Tirol<br />

schon seit geraumer Zeit, die Einbettung<br />

in das Konzept der Schulsozialpädagogik<br />

ist hingegen noch nicht so weit verbreitet.<br />

Das erste tirolweite Pilotprojekt startete<br />

im Jahr 2009 an der NMS, damals<br />

noch Hauptschule, in Fieberbrunn im Tiroler<br />

Unterland. Inzwischen haben einige<br />

Gemeinden nachgezogen, unter anderem<br />

die Gemeinde Kössen, welche seit dem<br />

Frühjahr 2017 das Projekt Schulsozialpädagogik<br />

an der hiesigen Neuen Mittelschule<br />

anbietet.<br />

Umgesetzt wird das Projekt Schulsozialpädagogik<br />

an der NMS Kössen seit Anbeginn<br />

von Dipl. Soz.-Päd. Nicole Mayr und<br />

Mag. Bernhard Lang. Die beiden Schulsozialpädagogen<br />

fokussieren sich im<br />

Unterrichtsfach Soziales Lernen auf die<br />

sozialen Belange der Schülerinnen und<br />

Schüler. Klassenverbände sind eine heterogene<br />

Zusammensetzung aus unterschiedlichsten<br />

Charakteren, die mitten<br />

in ihrer Identitätsfindungsphase stecken.<br />

Diese Mischung birgt natürlich ein gewisses<br />

Konfliktpotenzial in sich, und da setzt<br />

die Schulsozialpädagogik an, um mit ausgewählter<br />

Methodik mit den Kindern diese<br />

Thematiken zu bearbeiten.<br />

KLASSENVERBÄNDE<br />

SIND EINE HETEROGENE<br />

ZUSAMMENSETZUNG<br />

AUS UNTERSCHIED-<br />

LICHSTEN CHARAK-<br />

TEREN, DIE MITTEN IN<br />

IHRER IDENTITÄTSFIN-<br />

DUNGSPHASE STECKEN.<br />

Die zu behandelnden Themen verändern<br />

sich natürlich je nach Altersstufe. „Wo es<br />

in der ersten Klasse zu Schulbeginn noch<br />

viel um Eingewöhnung und Kennenlernen<br />

geht, werden in der zweiten Schulstufe<br />

bereits Domänen wie Selbst- und Fremdwahrnehmung,<br />

Egoismus und Narzissmus<br />

sowie Glück und Zufriedenheit thematisiert“,<br />

erläutert Sozialpädagogin Nicole<br />

Mayr. Zudem wird das Angebot auf die<br />

jeweiligen Bedürfnisse der Schülerinnen<br />

und Schüler bzw. der Klassen im Generellen<br />

zugeschnitten. Insbesondere in den<br />

höheren Klassen wird die Themenauswahl<br />

in der Gruppe und auch in enger Abstimmung<br />

mit den Lehrpersonen getroffen.<br />

Überdies werden neben diesen unterrichtsintegrierten<br />

Einheiten auch Beratungsgespräche<br />

von den beiden Schulsozialpädagogen<br />

angeboten. Diese finden<br />

am Standort statt und können sowohl von<br />

Schülerinnen und Schülern, als auch von<br />

Eltern und Lehrpersonen wahrgenommen<br />

werden. Die Nachfrage nach einer solchen<br />

Hilfestellung und Beratungsmöglichkeit ist<br />

groß - Tendenz steigend.<br />

Was die Fördermittel für Schulsozialpädagogik<br />

betrifft, so sind diese seitens des<br />

Landes Tirol auf einen Beitrag aus dem<br />

Resort Bildung beschränkt. Das heißt, das<br />

Angebot wird bis dato von den Gemeinden<br />

selbst finanziert, was für kleinere<br />

Gemeinden mit großen finanziellen Aufwendungen<br />

verbunden ist - das Ergebnis<br />

kann sich jedoch sehen lassen. Umfragen<br />

zufolge sind Eltern, Lehrerinnen und<br />

Lehrer und die wichtigste Zielgruppe, die<br />

Schülerinnen und Schüler selbst, an der<br />

NMS Kössen überaus zufrieden mit dem<br />

Angebot und schätzen das Engagement<br />

seitens der Schulleitung und der Gemeinde<br />

als Schulerhalter in diesem Bereich.<br />

Die Gemeinde Kössen hat die Stelle der<br />

Schulsozialpädagogik an der NMS mit der<br />

Anstellung als Leitung des Jugendzentrums<br />

Kössen kombiniert und somit eine<br />

Vollzeitanstellung für Nicole geschaffen.<br />

Die Kombination aus den beiden Tätigkeiten<br />

ist laut Sozialpädagogin Nicole Mayr<br />

eine sinnhafte Verknüpfung und ermöglicht<br />

ihr ein ganzheitliches Arbeiten mit<br />

den Jugendlichen.<br />

RECHTS: Die eigenständige Erledigung der<br />

Schulaufgaben war eine große Herausforderung.<br />

(© shutterstock)


tirol.sozial<br />

79<br />

Auch in Zeiten des Corona-Lockdowns und<br />

der damit einhergehenden Schulschließungen<br />

und des Umstiegs auf Homeschooling war<br />

die Schulsozialpädagogik eine große Unterstützung<br />

für sowohl Lehrerinnen und Lehrer<br />

als auch Schülerinnen und Schüler an der<br />

NMS Kössen. Schulsozialpädagogin Nicole<br />

Mayr hierzu: „Es ging vor allem darum, die<br />

Lehrpersonen zu unterstützen. Mit Schülerinnen<br />

und Schüler die schwer erreichbar<br />

waren, Kontakt aufzunehmen oder jenen zu<br />

helfen, die Schwierigkeiten mit dieser neuen<br />

Strukturierung des Unterrichts hatten. Es war<br />

eine Fokussierung auf unser Beratungsangebot.“<br />

Zudem musste für manche Lernende<br />

technisches Equipment besorgt werden, da<br />

sie andernfalls gar nicht am digitalen Unterricht<br />

teilnehmen hätten können. Als Fazit<br />

meint die Sozialpädagogin jedoch, dass es<br />

unglaublich sei, wie gut die Youngsters mit<br />

dieser schwierigen Zeit des Homeschoolings<br />

umgegangen seien, vor allem vor dem Hintergrund,<br />

dass einige der Kinder noch kaum<br />

mit den dazu notwendigen Programmen vertraut<br />

waren und die Umstellung in so kurzer<br />

Zeit stattgefunden hatte. Sowohl die selbstständige<br />

Strukturierung des Tages und die<br />

eigenständige Erledigung der Schulaufgaben<br />

zuhause als auch die fehlende soziale Nähe<br />

zu Freunden, welche in dieser Altersgruppe<br />

für die persönliche Entwicklung von großer<br />

Bedeutung ist, zählten zu den großen Herausforderungen<br />

dieser Zeit und wurden in den<br />

„SOL-Einheiten“ und Beratungsgesprächen<br />

der letzten Schulwochen vor den Sommerferien<br />

thematisiert.<br />

Es ist unglaublich, wie gut<br />

die Jugendlichen mit dieser<br />

schwierigen Zeit des Homeschoolings<br />

umgegangen sind.


80 tirol.sozial<br />

GEMEINSAM VERSORGT:<br />

EINE GUTE SACHE, DIE<br />

NACHHALTIG WIRKT<br />

den Partnern des Projektes –<br />

u. a. MPreis, die Rewe-Gruppe,<br />

Hofer und DM – regional für<br />

den Besteller einkaufen.<br />

ZUM AUTOR<br />

MICHAEL KIRCHMAIR<br />

Michael Kirchmair ist seit 2013<br />

bei der GemNova. Er ist Experte<br />

für den Bereich Informations- und<br />

Kommunikationstechnik.<br />

Kontakt: m.kirchmair@gemnova.at<br />

In Corana-Zeiten haben viele an der Versorgung<br />

für jene getüftelt, die Hilfe bei den<br />

täglichen Besorgungen brauchen. Gemeinsam<br />

mit verschiedenen Partnern hat Gem-<br />

Nova ein nachhaltiges System geschaffen,<br />

dass bargeld- und kontaktlose Hilfe<br />

ermöglicht, Freiwillige und Gemeinden<br />

einbindet und allen lokalen Händlern die<br />

Teilnahme ermöglicht. „Die Initiative kam<br />

von der Firma MPreis. Von Anfang an war<br />

aber klar, dass alle ein offenes System wollen“,<br />

sagen die GemNova-Projektbetreuer<br />

Michael Kirchmair und Magnus Gratl. In<br />

einzelnen Gemeinden wurde bereits erfolgreich<br />

getestet. In einem zweiten Schritt<br />

wird „Gemeinsam versorgt“, das auf Nonprofit-Ebene<br />

arbeitet, an professionelle<br />

Dienstleister in der Pflege übergeben.<br />

Was steckt dahinter?<br />

Die Firma Brain Behind hat als genialer<br />

Partner ein einfaches App für Helfer entwickelt,<br />

dass den digitalen Einkauf regelt.<br />

Mittels einer Karte können sie auch bei<br />

Der Hilfesuchende meldet<br />

sich erstmals an und kann<br />

dann unkompliziert per Telefon,<br />

oder auch selbstständig<br />

oder über Hilfsorganisationen<br />

seine Bestellung aufgeben.<br />

„Es geht auch, wenn man den<br />

Einkaufszettel einfach fotografiert<br />

und hochlädt. Schon<br />

ist die Bestellung im System“,<br />

erklärt Michael Kirchmair. Dann<br />

kommt wieder der Helfer zum<br />

Zug. Er erledigt in einem oder<br />

mehreren Geschäften den Einkauf<br />

und bezahlt an der Kasse<br />

bargeldlos im Auftrag des<br />

Bestellers. Der Einkauf wird<br />

samt Kassenbon zugestellt und im System<br />

als erledigt gekennzeichnet. Fertig. „Unser<br />

System funktioniert ohne Lieferschein,<br />

ist offen für alle interessierten Händler in<br />

einem Ort und ermöglicht es dem Bestellenden<br />

sogar, Wünsche zu äußern und für<br />

mehrere Einheiten Aufträge zu erteilen. Für<br />

die Helfer ist es toll, dass niemand mehr in<br />

Vorlage zur Finanzierung gehen muss. Es<br />

wird direkt und bargeldlos – auf Wunsch<br />

auch über ein Treuhandkonto – im Auftrag<br />

des Hilfesuchenden abgewickelt“, sagen<br />

Kirchmair und Gratl.<br />

In allen Bundesländern gibt es interessierte<br />

Gemeinden und Organisatoren.<br />

„Die Entwicklungen von Corona haben uns<br />

überholt. Das System ist soweit fertig und<br />

soll bei einer zweiten Welle vor allem für<br />

professionelle Hilfseinrichtungen bereitstehen.<br />

Erfolgreich in Tirol umgesetzt wurde<br />

‚Gemeinsam versorgt‘ in der Gemeinde<br />

Mils bei Hall. Dort wurde eine Einheit<br />

betreutes Wohnen unkompliziert versorgt“,<br />

erklärt Michael Kirchmair abschließend.<br />

Er dankt allen am Projekt Beteiligten: „Die<br />

Abstimmung zwischen Brain Behind, Raiffeisen,<br />

der Kronenzeitung als Medienpartner<br />

und den vielen Interessenten hat gut<br />

funktioniert. Ein gutes Produkt steht zum<br />

Einsatz bereit.“<br />

OBEN: Der Startschuss erfolgte in Mils bei<br />

Hall in Tirol: Amtsleiter Roland Klingler, miniM-<br />

Filialleiterin Özlem Karakus, Bürgermeister<br />

Peter Hanser (v. l. n. r.). (© GemNova)


BIM<br />

BUILDING INFORMATION MODELING<br />

IST GOLD WERT FÜR DEN BAUHERRN<br />

tirol.hat Recht 81<br />

AUTOREN<br />

CHRISTOPH MÜLLER-THIEDE (M.O.O.CON), DANIEL DEUTSCHMANN (HEID & PARTNER)<br />

UND MIRKO WARZECHA (MENSCH UND MASCHINE)<br />

BIM (Building Information Modeling)<br />

ist in aller Munde. Allerdings<br />

wird es aktuell vorwiegend<br />

aus der Perspektive<br />

von Planerinnen und Planern<br />

und Ausführenden diskutiert.<br />

Die Nutzenstiftung von seiten<br />

der Bau-Auftraggeberinnen<br />

und -geber wird kaum beleuchtet.<br />

Dabei ist BIM eine Methodik und ein Tool,<br />

das seinen vollen Nutzen erst entfaltet,<br />

wenn es über den gesamten Lebenszyklus<br />

einer Immobilie angewendet wird.<br />

Und damit rückt der Nutzen von BIM in<br />

den Fokus von Auftraggebernnen, Nutzern,<br />

Betreiberinnen sowie Investoren.<br />

Gemeinden sind oftmals Auftraggeber<br />

sowie Investoren von Immobilienprojekten<br />

und treten in der Folge häufig zugleich<br />

als Nutzer und Betreiber auf, weshalb<br />

BIM insbesondere auch im kommunalen<br />

Bereich vermehrt ein wichtiges Thema<br />

sein wird. Um diese Perspektive entsprechend<br />

in den Fokus zu rücken, haben sich<br />

drei Partner aus den Bereichen Projektmanagement,<br />

Recht und Digitale Modelle<br />

zusammengeschlossen und eine Veranstaltungsreihe<br />

zum Thema „BIM – Die<br />

erfolgreiche Umsetzung für den Bauherrn“<br />

ins Leben gerufen. Denn: Das sind die drei<br />

Bereiche, die notwendig sind, um ein BIM-<br />

Projekt aus Sicht von Auftraggeberinnen<br />

und -gebern erfolgreich zu machen.<br />

Worum geht es denn nun eigentlich aus<br />

Sicht des Bauherrn? Zu allererst gilt es,<br />

den – je nach Projekt individuellen – Nutzen<br />

zu identifizieren. Je nachdem, ob ich<br />

geberin oder -geber eines Gebäudeprojekts<br />

Nutzerin, Betreiber und/oder Investorin<br />

bin, sieht die Nutzenstiftung anders<br />

aus. Aus jeder dieser Perspektiven können<br />

unterschiedliche Vorteile durch eine<br />

Anwendung von BIM erzielt werden.<br />

Grundlage für nutzenstiftendes BIM ist<br />

in jedem Fall der strukturierte und im<br />

Projektfortschritt detailliert werdende<br />

Datenaufbau. Diese Daten gliedern sich<br />

in statische Daten (so wie das Gebäude<br />

übergeben wird) und dynamische Daten<br />

(Daten aus der Nutzung des Gebäudes).<br />

Zusammen erhält man einen digitalen<br />

Zwilling, der auf Knopfdruck Informationen<br />

zum aktuellen Zustand von Bauelementen<br />

und Anlagen liefert, aber auch<br />

zu Nutzungsverhalten und Auslastung der<br />

unterschiedlichen Bereiche und Räume.<br />

Aus Nutzersicht können mit diesen Daten<br />

das Nutzungsangebot verbessert und beispielsweise<br />

Echtzeitdaten zur Auslastung<br />

eingesehen werden. Aus Betreibersicht<br />

können mit diesen Daten Facility Management<br />

(FM) Services zielgerichtet gesteuert<br />

und optimiert werden. Aus Investorensicht<br />

sind Werterhaltung der Immobilie<br />

sowie Kostensicherheit in Errichtung und<br />

Betrieb die relevantesten Faktoren.<br />

Sobald sich der Bauherr im Klaren ist, welche<br />

dieser Anwendungen für ihn wichtig<br />

sind, geht es um die Frage: Was muss<br />

ich als Auftraggeberin oder-geber tun,<br />

damit diese tatsächlich Realität werden<br />

und einen Nutzen stiften?<br />

Unsere Antwort spiegelt die drei nachfolgenden<br />

– für ein BIM-Projekt – erfolgsrelevanten<br />

Kompetenzen wider:


82 tirol.hat Recht<br />

TEIL 1<br />

Projektmanagement<br />

Aus Sicht des Projektmanagements muss<br />

der Bauherr, nachdem er seine BIM-Strategie<br />

– also die relevanten Anwendungsfälle<br />

– festgelegt hat, die dazu passende<br />

Projektorganisation aufsetzen. Wichtig<br />

dabei ist, Klarheit über die Modellverantwortung<br />

zu schaffen sowie Strukturen für<br />

das Qualitätsmanagement zu etablieren,<br />

das passende Beschaffungsmodell auszuwählen<br />

und dafür zu sorgen, dass an<br />

den Schnittstellen Planung-Ausführung-<br />

Betrieb die korrekte Übergabe der Modellverantwortung<br />

definiert ist, sodass die<br />

Daten ohne Informationsverlust weitergegeben<br />

werden. Mit dieser Grundlage<br />

ist der Bauherr in der Lage, die entsprechenden<br />

Leistungsbilder für die Auftragnehmerinnen<br />

und -nehmer zu erstellen<br />

sowie die Bestellqualität für das digitale<br />

Modell – die so genannte Auftraggeber-<br />

Informationsanforderung (AIA) – zu formulieren.<br />

So wie Bau-Auftraggeberinnen und<br />

-geber auch für das physische Gebäude<br />

einen Bedarf formulieren, müssen damit<br />

Architektinnen und Architekten und Fachplanerinnen<br />

- und planer wissen, was sie<br />

zu planen haben, müssen sie dies auch für<br />

das digitale Gebäudemodell tun.<br />

Die größte Herausforderung besteht darin,<br />

dass viele dieser Angaben und Festlegungen<br />

in der Strategie- und Initiierungsphase<br />

eines Gebäudeentwicklungsprojektes<br />

erfolgen müssen. Also zu einem Zeitpunkt,<br />

zu dem noch kein Plan gezeichnet ist. Zu<br />

so einem frühen Zeitpunkt ist der Bauherr<br />

aufgefordert, die für ihn nutzenstiftenden<br />

Anwendungsfälle eines BIM-Modells für<br />

den gesamten Lebenszyklus – also auch<br />

für den Betrieb – zu definieren. Gelingt dies,<br />

ist der Bauherr in der Lage viele Jahrzehnte<br />

lang von einem lückenlosen, auf die Bedarfe<br />

zugeschnittenen digitalen Gebäudemodell<br />

zu profitieren und damit den Wert und Nutzen<br />

der Immobilie deutlich zu erhöhen.<br />

TEIL 2<br />

Rechtliche Aspekte<br />

Im Zusammenhang mit dem Einsatz von<br />

BIM sind verschiedene strategische, vergabe-<br />

und vertragsrechtliche Punkte zu<br />

beachten. Das BIM-Abwicklungsmodell<br />

regelt die konkrete Vergabe- und Vertragsstrategie<br />

für das Projekt und in welcher<br />

Phase die Modellverantwortung bei<br />

welchem Projektbeteiligten liegt.<br />

Für die erfolgreiche Realisierung von BIM-<br />

Projekten bedarf es darüber hinaus der<br />

Festlegung neuer Leistungsbilder (z. B.<br />

„BIM-Manager“, „BIM-Koordinator“), einer<br />

Verantwortungsmatrix, von Regelungen<br />

zur Datenspeicherung und zu Nutzungsrechten<br />

sowie von zusätzlichen (einheitlichen)<br />

Vertragsbedingungen für alle Beteiligten<br />

(sogenannte „BIM-BVB“). Bei der<br />

Wahl eines konkreten Vertragsmodells<br />

ist grundlegend zwischen „gebündelter“<br />

Beauftragung und Einzelverträgen zu<br />

unterscheiden.<br />

Ein Praxisbeispiel<br />

Als vergaberechtliche Strategie für das<br />

Tiroler BIM-Pilotprojekt „Neubau der<br />

HBLFA Rotholz“ wurde festgelegt, zwei<br />

Vergabeverfahren zur Findung eines<br />

Generalplaners (GP) und eines Generalunternehmers<br />

„Plus“ (GU+) durchzuführen.<br />

Beide Verfahren wurden als<br />

Verhandlungsverfahren mit vorheriger<br />

europaweiter Bekanntmachung gemäß<br />

des Bundesvergabegesetzes durchgeführt,<br />

um die gemeinsame Festlegung<br />

eines hinreichend genauen Leistungsumfangs<br />

(insbesondere für das BIM-Modell<br />

und die Schnittstellen) zu ermöglichen.<br />

Das Leistungsbild des GP umfasste u.<br />

a. die Gebäudemodellbearbeitung mittels<br />

BIM, somit die Erstellung eines<br />

„as-planned-Model“. Der GU+ wurde<br />

im Anschluss beauftragt, das vom GP<br />

zur Verfügung gestellte BIM-Modell für<br />

alle Fachbereiche weiterzuführen und<br />

ein „as-built-model“ zu erstellen, womit<br />

eine vollständige Gebäude- und Bauteilerfassung<br />

im BIM-Modell erreicht werden<br />

konnte. Die Verantwortung für das<br />

BIM-Modell lag zunächst beim GP, ging<br />

später an den GU+ über und verblieb bis<br />

zur Übernahme des Bauwerks durch den<br />

Bauherrn und Übergabe des BIM-Modells<br />

bei diesem. Dabei oblag es dem GU+,<br />

den optimalen Übergabezeitpunkt des<br />

Modells vom GP auf den GU+ zu bestimmen.<br />

Der GU+ verantwortete ab diesem<br />

Zeitpunkt in Eigenverantwortung die Planungsfortschreibung<br />

und die Verteilung<br />

der einzelnen Rollen (z. B. BIM-Koordinator).<br />

TEIL 3<br />

Digitale Modelle<br />

Wie bereits eingangs erwähnt, liegt es<br />

an den Auftraggeberinnen und -gebern,<br />

bereits in der Entwurfs- und Planungsphase<br />

klarzustellen, wofür das zentrale<br />

Datenmodell am Ende dienen soll und in<br />

welcher Phase welche Informationen im<br />

Modell erfasst werden. Man spricht in diesem<br />

Zusammenhang u. a. vom Level of<br />

Information (LoI) und Geometry (LoG). Diese<br />

Regeln müssen klar im BIM-Lastenheft<br />

(AIA – Auftraggeber-Informationsanforderungen)<br />

definiert werden (z. B. wann und in<br />

welchem Format welche Daten übergeben<br />

werden). Digitale Modelle sind nicht nur<br />

saubere 3D-Modelle, sondern speichern<br />

die richtigen Informationen, die später für<br />

den Betrieb wichtig sind und wachsen mit<br />

der Bauphase und im Betrieb.<br />

Als Auftraggebergeberin und -geber möchte<br />

man jederzeit wissen, wie der Stand<br />

des Projektes ist. Demnach ist in der Realisierung<br />

und Ausführung eine gemeinsame<br />

virtuelle Arbeitsumgebung – eine CDE


tirol.hat Recht 83<br />

(Common Data Environment)<br />

–, die den digitalen<br />

Austausch von Projektinformationen<br />

ermöglicht,<br />

wichtig. Dies erhöht<br />

nicht nur die Transparenz,<br />

sondern ermöglicht<br />

sowohl ein Controlling<br />

über den gesamten Projektfortschritt<br />

und auch<br />

die dokumentierte Verwaltung<br />

von Aufgaben.<br />

Zudem wird durch diese<br />

verbesserte Kommunikation<br />

die Entscheidungsfindung<br />

erleichtert.<br />

Die möglichst papierlose<br />

Bau- und Ausführungsphase<br />

(BIM2Field) dient<br />

zur tatsächlichen Mengenermittlung,<br />

zur Bauablaufsimulation<br />

und<br />

zum Kostenmanagement.<br />

Während der Ausführung<br />

können Informationen von<br />

Objekten beispielsweise<br />

über QR-Codes ins Modell<br />

zurückgeschrieben werden.<br />

So erreicht man die Sicherung der<br />

Fortschreibung des Datenmodells sowie<br />

eine Baufortschrittsvisualisierung und<br />

-analyse, wodurch Termin- und Kostensicherheit<br />

im Projekt besser gewährleistet<br />

werden können.<br />

Durch die Übergabe eines digitalen<br />

Modells an den Betrieb bleiben wichtige<br />

Informationen erhalten. Das richtige Aufbereiten<br />

und Einspielen der Daten in die<br />

CAFM-Umgebung (Computer Aided Facility<br />

Management) ist essenziell für die<br />

weitere Nutzung und muss von Beginn an<br />

mitgedacht werden. Bei der Übertragung<br />

der BIM-Daten ins Facility-Management-<br />

BILD: Projekt<br />

Rotholz (© DI Hannes<br />

Buchinger)<br />

System (BIM2FM) ist es wesentlich, dass<br />

mittels BIM-Profile alle Parameter festgelegt<br />

werden, die ins FM-System übernommen<br />

werden sollen. Nur so ist die<br />

Nutzenstiftung von BIM auch im Gebäudebetrieb<br />

sichergestellt.<br />

Heid & Partner Rechtsanwälte ist eine<br />

Partnerkanzlei von GemNova und hat<br />

eine Tirol Niederlassung in den Büroräumlichkeiten<br />

der GemNova.<br />

Der Vergabemodus beim<br />

Projekt HBLFA Rotholz als<br />

GU+ ist eine richtungsweisende<br />

Möglichkeit der<br />

öffentlichen Vergabe, bei<br />

der Qualität, Kosten und<br />

Termine exakt eingehalten<br />

werden. Die Umsetzung<br />

als eines der ersten<br />

BIM-Projekte in Tirol kann<br />

als gelungener Einstieg in<br />

diese Methode und Technologie<br />

bewertet<br />

werden.<br />

BM DI<br />

ANTON<br />

RIEDER


84 tirol.sucht Menschen<br />

VITALREGION<br />

ÜBER INNSBRUCK<br />

EIN IN MEHRFACHER HINSICHT HOCHINTERESSANTES PROJEKT<br />

Die „Vitalregion über Innsbruck“,<br />

eine Kooperation der Gemeinden<br />

Ellbögen, Patsch, Vill, Igls,<br />

Lans, Aldrans, Sistrans, Tulfes<br />

und Rinn im Freizeit- und Touristikbereich,<br />

ist ein in mehr-<br />

facher Hinsicht hochinteressantes<br />

Projekt.<br />

Die neun Gemeinden möchten gemeinsam<br />

die Region weiterentwickeln. Die<br />

Vorteile sollen dabei sowohl für Einheimische<br />

als auch für Touristinnen und<br />

Touristen und Tagesgäste spürbar und<br />

erlebbar werden. Darüber hinaus entstand<br />

im Rahmen des Projekts aber auch eine<br />

spannende Jobmöglichkeit, welche als Vorreitermodell<br />

für den kommunalen Arbeitsmarkt<br />

dienen kann.<br />

Welche Ziele verfolgen die kooperierenden<br />

Gemeinden im Detail? Johannes Strobl,<br />

Bürgermeister der Gemeinde Aldrans,<br />

schildert das Besondere an dieser Zusammenarbeit:<br />

„Die Vitalregion ist ein Zusammenschluss<br />

über die Planungsverbandsgrenzen<br />

hinaus. Wir verfolgen das Ziel,<br />

unsere gemeinsamen Interessen stärker<br />

zu vertreten und den größeren Nutzen,<br />

der aus der Zusammenarbeit entsteht,<br />

zu lukrieren.“<br />

Synergien über Jobmodell nutzen<br />

Die Gemeinde Aldrans spielt dabei eine<br />

besondere Rolle, denn die Administration<br />

der Vitalregion ist im Gemeindeamt angesiedelt.<br />

Eine Mitarbeiterin der Gemeinde<br />

ist zu einem Teil für das Aldranser Bürgerservice<br />

zuständig, zum anderen übernimmt<br />

sie die Projektkoordination für die<br />

gesamte Vitalregion.<br />

„Wir haben uns entschieden, Aufgaben aus<br />

der Gemeindeverwaltung und der Vereinsadministration<br />

zusammenzuführen, um<br />

durch dieses Angebot erstens ein attraktiver<br />

Arbeitgeber zu sein und vor allem, was<br />

für uns ganz wichtig ist, Gemeinsamkeiten<br />

und Synergien zwischen den beiden Verwaltungsaufgaben,<br />

für das Bürgerservice<br />

einerseits und die Vitalregion andererseits,<br />

zu nutzen. Dies in einer Person zu verbinden,<br />

macht Sinn und ist die Zukunft“, so<br />

Bürgermeister Strobl.<br />

Die Tiroler Gemeinden sind laufend auf<br />

der Suche nach verlässlichen und engagierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />

Dabei sind Stellen in den unterschiedlichsten<br />

Bereichen zu besetzen,<br />

um sämtliche Services für die Bürgerinnen<br />

und Bürger bieten zu können. „Um<br />

die Tiroler Gemeinden als attraktive<br />

Arbeitgeber zu positionieren, kommen<br />

vermehrt innovative Beschäftigungsmodelle<br />

zum Einsatz“, so Maximilian Huber,<br />

bei der GemNova für das Personalmanagement<br />

zuständig.<br />

Ein Paradebeispiel hierfür ist die gemeinsam<br />

mit der GemNova, dem Unternehmen<br />

der Tiroler Gemeinden, ausgeschriebene<br />

Stelle in der Gemeinde Aldrans.<br />

Jobattraktivität stark erhöht<br />

Die ausgeschriebene Position im Bereich<br />

Verwaltungsmanagement vereint zwei<br />

unterschiedliche Aufgabengebiete, welche<br />

sich zu einem attraktiven Vollzeit-Jobangebot<br />

ergänzen. Mit Alexandra Skamen<br />

konnte eine engagierte und sehr kompetente<br />

Person für diese Stelle gefunden werden.<br />

„Die Tätigkeit ist äußerst interessant<br />

und vielseitig. Man hat sehr viel mit unterschiedlichsten<br />

Menschen zu tun. Aufgrund<br />

der Tätigkeit für die Vitalregion sogar über<br />

die Gemeindegrenzen hinaus. So erfährt<br />

man auch, was in allen Nachbargemeinden<br />

los ist. Ich finde das sehr spannend“, freut<br />

sich Skamen über die vielen Herausforderungen<br />

in ihrem Aufgabengebiet.


tirol.sucht Menschen 85<br />

LINKS: Bgm.<br />

Johannes Strobl<br />

fand mit GemNova<br />

eine professionelle<br />

Unterstützung in der<br />

Personalsuche.<br />

(© GemNova)<br />

RECHTS: Die<br />

Gemeinde Aldrans ist<br />

Teil der Vitalregion<br />

über Innsbruck.<br />

(© Innsbruck Tourismus/Tom<br />

Bause)<br />

Professionelles Recruiting als Weg zum<br />

Erfolg<br />

„Die Tiroler Gemeinden mit ihren dazugehörigen<br />

Einrichtungen bieten eine umfassende<br />

Bandbreite an interessanten und zugleich<br />

herausfordernden Jobmöglichkeiten. Um allerdings<br />

hochqualifiziertes Personal zu finden,<br />

wird die Durchführung eines professionellen<br />

Recruiting-Prozesses immer wichtiger. Von<br />

der Festlegung der detaillierten Anforderungen<br />

und Schaltung von Stelleninseraten über ein<br />

umfangreiches Analyse- und Screening-Verfahren<br />

der Bewerbungen bis hin zur Abhaltung<br />

von Hearings – die geeigneten Personen<br />

zu finden, wird zunehmend komplexer<br />

und erfordert ein großes Maß an fachlichen<br />

sowie zeitlichen Ressourcen“, so Maximilian<br />

Huber. „Durch die Vielzahl an täglichen Aufgaben<br />

in der Verwaltung verfügen Gemeinden<br />

oft nicht über ausreichend Ressourcen sowie<br />

das umfassende Netzwerk. Außerdem ist mit<br />

einer externen Abwicklung über die GemNova<br />

eine transparente und neutrale Personalsuche<br />

garantiert. So konnten auch wir für die<br />

Gemeinde Aldrans und die Vitalregion mit Alexandra<br />

Skamen in kurzer Zeit eine qualifizierte<br />

Person für die ausgeschriebene Stelle finden“,<br />

fasst Bürgermeister Strobl zusammen.<br />

Erfahren Sie mehr mehr<br />

über Jobs in den Gemeinden<br />

im Videobeitrag bei<br />

279.TIROL auf YouTube.<br />

AUTOR<br />

MANFRED SCHIECHTL


86 tirol.ist schön<br />

TIROLER SEEN –<br />

VIELFÄLTIG<br />

UND WUNDERSCHÖN


tirol.ist schön<br />

87<br />

ZUM FOTOGRAFEN<br />

FELIX RICHTER<br />

Felix Richter studierte Journalismus<br />

an der Universität von Rio<br />

de Janeiro. Seit 1997 war Richter<br />

als Berufsfotograf, Verleger und<br />

Schriftsteller in Brasilien tätig. Er<br />

veröffentlichte 20 Fotografiebücher,<br />

fünf Romane und hatte<br />

zahlreiche Fotoausstellungen. 2017<br />

übersiedelte Richter mit seiner<br />

Familie nach Innsbruck und arbeitet<br />

heute als Social-Media-Manager<br />

und Fotograf.<br />

Kontakt: f.richter@gemnova.at<br />

BILD: Achensee –<br />

der größte See Tirols<br />

mit einer Tiefe von<br />

bis zu 133 Metern.<br />

(© Felix Richter)


88 tirol.ist schön<br />

OBEN: Ein Naturjuwel,<br />

der Hintersteiner<br />

See, liegt oberhalb von<br />

Scheffau im Naturschutzgebiet<br />

Kaisergebirge.<br />

(© Felix Richter)<br />

UNTEN: Am Fuße des<br />

Fernpasses gelegen ist<br />

der Blindsee aufgrund der<br />

versunkenen Baumstämme<br />

besonders beliebt bei<br />

Taucherinnen und<br />

Tauchern. (© Felix Richter)<br />

RECHTS: Der Obernbergersee<br />

liegt auf ca.<br />

1.600 Meter Seehöhe und<br />

gilt als beliebtes Wanderziel<br />

für Naturliebhaber.<br />

(© Felix Richter)


tirol.ist schön<br />

89


90 tirol.ist schön


tirol.ist schön 91<br />

LINKS:Der Piburger<br />

See bei Ötz ist einer der<br />

wärmsten Seen Tirols<br />

und nur zu Fuß erreichbar.<br />

(© Felix Richter)<br />

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92 tirol.blickt über die Grenzen<br />

INTERKOMMUNALE<br />

ZUSAMMENARBEIT<br />

IN VORARLBERG<br />

AUTOR<br />

GEORG KEUSCHNIGG<br />

Beim westlichen Nachbarn stellen<br />

sich die Gemeinden in vielen<br />

Bereichen neu auf – im Gespräch<br />

mit Oliver Christof vom Vorarlberger<br />

Gemeindeverband.<br />

Das Land Vorarlberg und der Vorarlberger<br />

Gemeindeverband haben vor elf<br />

Jahren eine Stelle eingerichtet, die sich<br />

mit der Beratung und Entwicklung von<br />

neuen interkommunalen Formen der<br />

Zusammenarbeit befasst. Mit ihrer Leitung<br />

wurde Oliver Christof betraut. Georg<br />

Keuschnigg von der GemNova bat ihn um<br />

eine Zwischenbilanz.


tirol.blickt über die Grenzen<br />

93<br />

In Vorarlberg werden seit einigen Jahren<br />

neue interkommunale Strukturen entwickelt.<br />

Was wird konkret gemacht?<br />

In den letzten fünf Jahren sind zu den bestehenden<br />

interkommunalen Strukturen folgende neue<br />

dazugekommen:<br />

Bereich IT-Betreuung, Geografisches Informationssystem<br />

(GIS): IT-Kompetenzzentrum<br />

Bludenz/Walgau/Montafon (derzeit 22 von 25<br />

Gemeinden); EDV-Betreuung in der Region Vorderland<br />

(sechs von 13); IT amKumma (vier von<br />

vier); IT-Fachbereich der Region Leiblachtal (fünf<br />

von fünf); Kompetenzzentrum GIS Hohenems-<br />

Kummenberg (fünf Gemeinden).<br />

Bereich Personal: Zusätzlich zu den bestehenden<br />

Personalverwaltungen (Bludenz, Dornbirn,<br />

Feldkirch) wurde 2018 das Kompetenzzentrum<br />

Personalverwaltung Hard eingerichtet. Derzeit<br />

gehören ihr zwei Gemeinden von zehn an.<br />

Baurechtsverwaltung: Zusätzlich zu den bestehenden<br />

Baurechtsverwaltungen (Großes Walsertal,<br />

Klostertal-Arlberg, AmKumma, Blumenegg,<br />

Montafon, Walgau West) wurde 2017 die Baurechtsverwaltung<br />

Bregenzerwald gegründet (16<br />

von 24).<br />

Finanzverwaltungen: Zusätzlich zur bestehenden<br />

Finanzverwaltung für die Gemeinden<br />

der Region Vorderland wurden in den letzten<br />

Jahren folgende neue gegründet: Finanzverwaltung<br />

Montafon für neun von zehn Gemeinden<br />

und Stand Montafon; Finanzverwaltung<br />

Hofsteig: drei Gemeinden von sieben; Finanzund<br />

Rechnungswesen Walgau West: drei<br />

Gemeinden von acht; Finanzdienstleistungszentrum<br />

Blumenegg mit sieben Gemeinden;<br />

Finanzverwaltung Leiblachtal: fünf Gemeinden<br />

von fünf. Neu ist auch die gemeinsame<br />

Parkraumüberwachung Hofsteig für vier von<br />

sieben Gemeinden.<br />

Wie sind diese Kooperationen<br />

organisiert?<br />

Die Mehrzahl der neuen IKZ-Formen<br />

wurden als Verwaltungsgemeinschaften<br />

umgesetzt, weil es<br />

sich hier um eine zwar formalisierte,<br />

aber einfache und unbürokratische<br />

Form der Zusammenarbeit<br />

handelt. Der Einstieg in die interkommunale<br />

Zusammenarbeit ist<br />

damit relativ leicht, mittlerweile<br />

haben wir auch schon viel Erfahrung<br />

mit dieser Rechtsform. Beim<br />

Gemeindeverband besteht wiederum<br />

eine höhere Rechtssicherheit.<br />

Welche Aufgaben werden erfüllt?<br />

Meine Beschreibungen sind naturgemäß unvollständig,<br />

aber der Reihe nach:<br />

Baurechtsverwaltungen: Im Rahmen der Verwaltungsgemeinschaft<br />

sind im Namen der<br />

Gemeinde die gesamten Agenden des Baurechtes<br />

im Sinne des Baugesetzes gemeinschaftlich<br />

zu besorgen.<br />

IT-Betreuung: Lizenzverwaltung für die<br />

Gemeinden; Rechteverwaltung; Organisationsberatung,<br />

Schulung; ProOffice (Facility Management);<br />

Unterstützung bei der Einführung Zusatzprogrammen<br />

(Wirtschaftshof, Kassabuch) u. a.<br />

Finanzverwaltungen: Strategisches Finanzmanagement,<br />

Buchhaltung und Rechnungswesen,<br />

Förderwesen, Erstellung von mittelfristigen<br />

Finanzplanungen, Liquiditätsmanagement,<br />

Darlehensmanagement, Unterstützung in steuerlichen<br />

Angelegenheiten, Erarbeitung von<br />

Finanzkennziffern und Aufbau eines Benchmarksystemes,<br />

Gebühren- und Tarifkalkulationen,<br />

Unterstützung bei der Erstellung von<br />

Voranschlägen und Rechnungsabschlüssen,<br />

LINKS: Ausblick vom<br />

Gipfel des Hochhäderichs in<br />

Vorarlberg (© Johannes Fink)<br />

OBEN: Oliver Christof<br />

(© privat)


94 tirol.blickt über die Grenzen<br />

Koordinierung und Übernahme von Buchhaltungsagenden,<br />

Steuer- und Abgabenwesen.<br />

Personalverwaltungen: Personalverwaltung<br />

und die Gehaltsverrechnung der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Mitgliedsgemeinden.<br />

Abfall und Umwelt: Gemeindeverband<br />

für Abfallwirtschaft und Umweltschutz:<br />

Sammlung und Verwertung, Abfallberatung,<br />

Verwaltung Abfallwirtschaft und<br />

Umweltprojekte. Über den Umweltverband<br />

wird für alle 96 Vorarlberger Gemeinden<br />

die Sammlung und Verwertung vieler<br />

Abfall- und Altstoffarten ausgeschrieben.<br />

Gleichzeitig wird dafür gesorgt, dass die<br />

Kosten für die Gemeinden – und damit für<br />

die Bürgerinnen und Bürger – im Rahmen<br />

bleiben. Der Gemeindeverband für Abfallwirtschaft<br />

und Umweltschutz verhandelt<br />

im Interesse der Kommunen Verträge und<br />

Tarife für die Abfallsammlung und Abfallverwertung.<br />

Nachhaltige Beschaffung (Themenbereich<br />

des Vorarlberger Gemeindeverbandes–Alt;<br />

Beschaffungs- und<br />

Vergabemanagement): ÖkoBeschaffungsService<br />

(ÖBS), Nachhaltig Bauen in<br />

der Gemeinde und Vergabemanagement;<br />

als Verwaltungsgemeinschaft organisiert,<br />

72 Gemeinden nehmen teil. Mit dem<br />

Servicepaket "Nachhaltig: Bauen" in der<br />

Gemeinde unterstützt der Vorarlberger<br />

Gemeindeverband gemeinsam mit seinen<br />

Partnern Energieinstitut Vorarlberg<br />

und Spektrum Bauphysik & Bauökologie<br />

die Vorarlberger Gemeinden. Mit einem<br />

Satz: Wir unterstützen auf Wunsch den<br />

gesamten Prozessablauf zum nachhaltigen<br />

Gebäude.<br />

Abgabenprüfung: Aufgabe der Verwaltungsgemeinschaft,<br />

an der 55<br />

Gemeinden beteiligt sind, ist die Durchführung<br />

der Nachschau (§ 144 BAO) und<br />

der Außenprüfung (§§ 147 ff BAO).<br />

Wie geht es weiter?<br />

Wir haben eine Reihe von Projekten<br />

in Vorbereitung. Für vier Gemeinden<br />

kon- zipieren wir gerade eine gemeinsame<br />

Gemeindesicherheitswache. In<br />

der Konzeptionsphase befindet sich<br />

auch eine Sozialraumplanung für mehrere<br />

Großregionen (26 Gemeinden). Für<br />

13 Gemeinden entwickeln wir einen strategischen<br />

Kooperationsplan. Das Projekt<br />

ist bereits beschlossen und befindet sich<br />

in der ersten Umsetzungsphase. Neun<br />

Gemeinden entwickeln eine weitere<br />

Finanzverwaltung. Im Bereich Digitalisierung<br />

beschäftigen wir uns mit der<br />

Überarbeitung und Priorisierung der ca.<br />

350 Produkte und Dienstleistungen.<br />

Vielen Dank für diese Informationen<br />

und weiterhin viel Erfolg bei der Realisierung<br />

der ambitionierten Projekte!<br />

KOMMENTAR<br />

Vorarlberg scheint, was Kooperationen<br />

angeht, schon sehr weit zu sein. Klar,<br />

das Bundesland ist kleiner und schon<br />

allein geografisch kompakter als Tirol.<br />

Das macht schon vieles einfacher,<br />

weil sich die handelnden Personen<br />

näher sind und dadurch auch vertrauter<br />

sind. Was man in Vorarlberg deutlich<br />

sieht: Es gibt offensichtlich ein<br />

klares und sehr breites Bekenntnis<br />

zu Kooperationen. Von der Landesregierung<br />

über den Gemeindeverband<br />

bis hin zu den einzelnen Gemeinden.<br />

Wie sich die Umsetzung in Form von<br />

Verbänden und Verwaltungsgemeinschaften<br />

in der Praxis bewähren wird,<br />

wird sich zeigen. Die Sorge, dass es<br />

eine unüberschaubare Zahl an diesen<br />

Konstellationen gibt, ist berechtigt<br />

und damit sicherlich auch die Sorge,<br />

dass Bürgermeistinnen und -meister<br />

in unzähligen Sitzungen ihre Zeit verbringen.<br />

Unser Modell der Regionalen<br />

Gemeinde ServiceCenter (siehe dazu<br />

den Beitrag „Die Reise ins Ungewisse“<br />

auf den Seiten 13 – 15) ist eine Alternative<br />

dazu. Wir werden dieses Modell<br />

in den nächsten Jahren verfolgen, da<br />

es unserer Überzeugung nach sehr<br />

flexibel ist und den Gemeinden viel<br />

Handlungsspielraum lässt.<br />

ALOIS<br />

RATHGEB


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 95<br />

STUFENLOSE KOMMUNALPROFI-TECHNOLOGIE<br />

„MADE IN AUSTRIA“<br />

In jedem Transporter und Traktor von Lindner stecken<br />

200 Stunden österreichische Wertarbeit. Europäische Premiumkomponenten<br />

machen die Fahrzeuge zu hocheffizienten<br />

und vielseitigen Geräteträgern für moderne Städte und<br />

Gemeinden. Jetzt gibt es den Lintrac 130 und den Unitrac 112<br />

LDrive als hochwertig ausgestattete Kommunalprofi-Modelle<br />

„Made in Austria“ zum Sonderpreis.<br />

Wendig, stufenlos, sehr sauber und leicht zu bedienen: Dafür<br />

stehen der Lintrac 130 und der Unitrac 112 LDrive des Tiroler<br />

Familienunternehmens Lindner. „In jedem unserer Traktoren und<br />

Transporter stecken über 200 Stunden österreichische Wertarbeit.<br />

60 Prozent der Wertschöpfung bleiben in Österreich,<br />

95 Prozent in Europa“, betont Geschäftsführer Hermann Lindner.<br />

Sauberste Motorentechnologie auf dem Markt<br />

In den Lintrac 130 baut Lindner den besonders sauberen und<br />

sparsamen Perkins-Syncro-Motor der Stufe 5 ein. Diese ist mit<br />

der Abgasklasse EURO 6 vergleichbar. Mit 3,6 Liter Hubraum und<br />

100 kW Leistung (136 PS) sowie einem enormen Drehmoment<br />

von 530 Nm ist der Lintrac<br />

130 der stärkste stufenlose<br />

Lindner-Traktor. Das stufenlose<br />

TMT11-ZF-Getriebe<br />

kommt aus Steyr.<br />

Unitrac 112 LDrive: Hocheffizienter<br />

Geräteträger<br />

mit Stufenlos-Technologie<br />

Der Unitrac 112 LDrive<br />

punktet mit ZF-Stufenlostechnologie<br />

und einfacher<br />

LDrive-Bedienung. Das im<br />

Unitrac 112 LDrive verwendete<br />

CVT Stufenlosgetriebe<br />

wurde gemeinsam mit ZF entwickelt und wird von Lindner<br />

produziert. Der 107 PS starke Motor erfüllt die Kriterien von<br />

EURO 6c, die Nutzlast liegt bei sechs Tonnen.<br />

Mehr Information: www.lindner-traktoren.at<br />

LINTRAC UND UNITRAC<br />

FÜR KOMMUNALPROFIS<br />

MADE IN<br />

AUSTRIA<br />

• SAUBERSTE MOTOREN STUFE V / EURO6<br />

• ZF-STUFENLOSGETRIEBE AUS STEYR<br />

• 4-RAD-LENKUNG & 50 KM/H<br />

• TRACLINK MIT GERÄTEERKENNUNG<br />

• LUFTSITZ MIT SITZHEIZUNG<br />

• FRONTANBAUKONSOLE<br />

• KOMMUNALBEREIFUNG<br />

• BEHEIZTE FRONTSCHEIBE<br />

• 3 JAHRE WERKSGARANTIE<br />

Lintrac 130<br />

Kommunalprofi<br />

statt 148.785 € nur<br />

119.000 €<br />

Unitrac 112 LDrive<br />

Kommunalprofi<br />

statt 172.608 € nur<br />

139.000 €<br />

* Aktionspreise sind Sondernettopreise inklusive MwSt. Aktion gültig von 1.7. bis 30.10.2020 auf Neufahrzeug-Bestellungen in Kommunalprofi-Ausstattung.<br />

lindner-traktoren.at


96 tirol.kooperiert<br />

DIE KOMMUNALWERKSTATT -<br />

GEMEINSAM FÜR TIROLS<br />

GEMEINDEN<br />

ZUM AUTOR<br />

MAXIMILIAN HUBER, MA<br />

Maximilian Huber ist seit 2018 bei der GemNova<br />

und verantwortet die Bereiche Personalmanagement,<br />

Förderberatung sowie Zukunft und Innovation.<br />

Kontakt: m.huber@gemnova.at<br />

Heimische Kommunal-Spezialisten<br />

bündeln für die Tiroler<br />

Gemeinden ihre Kräfte: die Finanz-<br />

und Steuerexpertinnen<br />

und -experten von Stauder,<br />

Schuchter & Kempf, die Kanzlei<br />

Heid & Partner, die Bundesimmobiliengesellschaft<br />

(BIG),<br />

die Förderungsspezia- listen<br />

der Cemit und die GemNova,<br />

das Unternehmen der Tiroler<br />

Gemeinden, schließen sich zur<br />

Kommunalwerkstatt zusammen.<br />

Gemeinden sind in ihrer täglichen Arbeit<br />

mit zahlreichen Aufgaben in den unterschiedlichsten<br />

Themenfeldern konfrontiert.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass eine<br />

vernetzte Herangehensweise die beste<br />

und nachhaltigste Lösung bringt, jedoch<br />

zugleich auch die größte Herausforderung<br />

darstellt. Die Kommunalwerkstatt vereint<br />

Spezialisten aus den verschiedensten<br />

Bereichen, um ein integratives Handeln<br />

der Kommunen zu fördern und die Tiroler<br />

Gemeinden in ihrer täglichen Arbeit zu<br />

unterstützen, finanziell zu entlasten und<br />

darüber hinaus rechtlich abzusichern.<br />

Finanzen<br />

Nahezu jede Aktivität hat in Gemeinden<br />

eine monetäre Auswirkung. Durch die<br />

OBEN: Stehend v. l. n. r. GemNova-<br />

Prokurist Nikolaus Kraak, Präsident des<br />

Tiroler Gemeindeverbandes Bgm. Ernst<br />

Schöpf, Landesrat Johannes Tratter, BIG-<br />

OFM Teamleiter Tirol Wolfgang Rauth.<br />

Sitzend v. l. n. r. GemNova-Geschäftsführer<br />

Alois Rathgeb, Daniel Deutschmann (Heid<br />

& Partner), BIG-Geschäftsführer Wolfgang<br />

Gleissner, Cemit Geschäftsführer Bernhard<br />

Hofer, nicht im Bild: Stauder, Schuchter &<br />

Kempf. (© GemNova)


tirol.kooperiert<br />

97<br />

zumeist eingeschränkten Mittel sowie die<br />

aktuell durch die Auswirkungen der Coronakrise<br />

verschärften Situation stehen<br />

Gemeinden vor großen finanziellen Herausforderungen.<br />

Die frei verfügbaren Mittel<br />

werden immer knapper. Eine umfassende<br />

Analyse des mittelfristigen Finanzplans,<br />

der freien Finanzspitze sowie eine Priorisierung<br />

der anstehenden Projekte sind<br />

hierbei wesentlich.<br />

Steuern<br />

Die öffentliche Hand ist Abgabengläubiger<br />

und Abgabenschuldner zur gleichen<br />

Zeit. Egal von welcher Seite man es betrachtet,<br />

in jedem Fall sind Steuern, Abgaben,<br />

Gebühren und Beiträge beträchtliche<br />

Budgetposten.<br />

Infrastruktur<br />

Einen Kernbereich des Tätigkeitsfeldes für<br />

jede Gemeinde bildet die Bereitstellung<br />

kommunaler Infrastruktur. Eine umfassende<br />

Analyse unter Berücksichtigung<br />

der ganzheitlichen Gemeindeentwicklung<br />

ist essentziell. Um unüberlegte<br />

Schnellschüsse zu vermeiden, ist die<br />

Anfertigung einer Studie zur Bewertung<br />

der Ausgangslage für die Projektentwicklung<br />

unabdingbar.<br />

Die aufbereiteten Zahlen, Daten und Fakten<br />

dienen der Gemeinde als Grundlage,<br />

um die beste Entscheidung treffen zu<br />

können. Die Erhaltung und der Betrieb<br />

von kommunaler Infrastruktur stellen<br />

weiterhin eine umfangreiche Aufgabe für<br />

Gemeinden dar.<br />

Recht<br />

Die rechtliche Betreuung im kommunalen<br />

Umfeld erfordert viel Erfahrung,<br />

eine sensible Vorgehensweise und das<br />

Verständnis für den sorgsamen Umgang<br />

mit öffentlichen Aufgaben und Mitteln. Die<br />

Herausforderung besteht im konstruktiven<br />

Umgang mit diesen Anforderungen und<br />

dem Bemühen, kreative und zukunftsweisende<br />

Lösungen zu erarbeiten.<br />

Förderung & Innovation<br />

Aufgrund der eingeschränkten finanziellen<br />

Mittel, welche Gemeinden zur Verfügung<br />

stehen, ist die Umsetzung von Projekten<br />

in den überwiegenden Fällen an Förderungen<br />

gebunden. Die Förderlandschaft wird<br />

jedoch zunehmend komplexer. Von der<br />

Ausschöpfung der Möglichkeiten über<br />

die fachlich richtige Antragstellung und<br />

Prozessabwicklung bis hin zur korrekten<br />

Abrechnung ist es ein langer Weg.<br />

Gerade in Zeiten wie diesen, wo unzählige<br />

Fördermöglichkeiten im Rahmen des<br />

kommunalen Investitionsprogrammes bereitgestellt<br />

werden, ist die Ausschöpfung<br />

sämtlicher zur Verfügung stehender Mittel<br />

unabdingbar, um das ohnehin schon<br />

angespannte Budget zu entlasten und<br />

Investitionen tätigen zu können.<br />

Personal<br />

Der Fachkräftemangel macht auch vor<br />

öffentlichen Institutionen nicht Halt. Tirols<br />

Gemeinden und deren Einrichtungen sind<br />

laufend auf der Suche nach verlässlichen<br />

und qualifizierten Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern. Als Übergangslösung in der<br />

Urlaubszeit, als Karenzvertretung oder<br />

für dauerhaft. Neues Personal zu suchen,<br />

Unterlagen zu sichten, Kandidatinnen und<br />

Kandidaten auszuwählen und letztlich die<br />

passende Person anzustellen, ist oftmals<br />

ein langwieriger und aufwändiger Prozess.<br />

Digitalisierung<br />

Als unumgängliche Querschnittsmaterie<br />

darf auch die Digitalisierung in all den<br />

kommunalen Aufgabenbereichen nicht<br />

außer Acht gelassen werden. Vielmehr<br />

gilt es, dieser ein besonderes Augenmerk<br />

zu schenken. Dabei muss zukünftig die<br />

Durchgängigkeit von Verwaltungsprozessen<br />

als zentrales Ziel gelten, welches nur<br />

durch registerbasierte Softwarelösungen<br />

und Tools erreicht werden kann.<br />

All diese unterschiedlichen Themenfelder<br />

stellen für Gemeinden immense Herausforderungen<br />

dar, welche es jedoch in jeder<br />

Phase des Handelns zu berücksichtigen<br />

gilt. Die Experten der Kommunalwerkstatt,<br />

welche auf umfassende Fachkenntnisse<br />

und eine weitreichende Erfahrung zurückgreifen<br />

können, sind in der Lösung aller<br />

kommunalen Herausforderungen die richtigen<br />

Partner für die Tiroler Gemeinden.<br />

OBEN: VS Angedair in Landeck –<br />

der Bau oder Umbau einer Volksschule<br />

erfordert eine vernetzte Denkweise in den<br />

Themenfeldern der Kommunalwerkstatt.<br />

(© Lukas Schaller)


98<br />

tirol.kooperiert<br />

DER NEUE TIROLER<br />

BAUKOFFER IST DA<br />

Ein Gemeinschaftsprojekt der Tiroler Bezirksblätter und der GemNova.<br />

ZUM AUTOR<br />

SIEGHARD<br />

KRABICHLER<br />

Sieghard Krabichler ist Chefredakteur<br />

der Bezirksblätter.<br />

Sie wollen ein Haus bauen?<br />

Eine Wohnung sanieren? Die<br />

Fenster tauschen oder ein<br />

neues Bad installieren?<br />

Alle derartigen Bauvorhaben haben zwei<br />

Gemeinsamkeiten: Zum einen sind Baumaßnahmen<br />

immer mit viel Geduld, Arbeit<br />

und Aufwand verbunden, zum anderen gilt<br />

es, die richtigen Fachleute zu finden, um in<br />

der Region die Aufträge vergeben zu können.<br />

Auch die richtige Förderung zum richtigen<br />

Zeitpunkt bei der richtigen Behörde<br />

anzusuchen, ist ungemein wichtig. Dazu<br />

kommen noch die richtige Finanzierung<br />

und der möglichst rasche Abschluss der<br />

Baumaßnahmen.<br />

Die Tiroler Bezirksblätter haben sich<br />

im letzten Jahr bereits gemeinsam<br />

mit ihrem Partner, der GemNova,<br />

entschlossen, die Bauwerber und Bau-<br />

interessierten mit dem Tiroler<br />

Baukoffer zu unterstützen. Die<br />

zweite. Auflage des Baukoffers<br />

wird über die Gemeinden und<br />

die Geschäftsstellen der Tiroler<br />

Bezirksblätter vertrieben.<br />

Weiters wird der Baukoffer<br />

auf der Herbstmesse 2020<br />

und bei der Häuslbauermesse<br />

2021 an Interessierte verteilt.<br />

Der Baukoffer beinhaltet ein<br />

Baumagazin mit vielen wertvollen<br />

Tipps rund ums Bauen<br />

sowie nützlichen Planungslisten,<br />

ein Gutscheinheft mit<br />

attraktiven Angeboten und<br />

Informationen der teilnehmenden<br />

Firmen in Form von<br />

Flyern oder Beilagen.<br />

Im Koffer sind auch nützliche Giveaways<br />

wie Maßband, Bleistift und Bauhandschuhe<br />

zu finden, und die Gemeinden haben<br />

die Möglichkeit, lokalbezogene Informationen<br />

mit hineinzupacken. „Hier unterstützen<br />

wir die Bürgermeister, und sie<br />

können diesen Vorteil gerne nutzen“, sagt<br />

Sieghard Krabichler, Chefredakteur der<br />

Tiroler Bezirksblätter.<br />

Alois Rathgeb, der Geschäftsführer der<br />

GemNova: „Das ist eine tolle Initiative<br />

der Tiroler Bezirksblätter, der Tiroler<br />

Gemeinden und der GemNova. Die regionalen<br />

Unternehmen sowie die Häuslbauer<br />

werden davon begeistert sein.“ Die Gem-<br />

Nova ist in Sachen Gemeindebetreuung<br />

in Tirol ein starker Partner der Kommunen.<br />

Die Tiroler Bezirksblätter konnten<br />

auch heuer wieder als Projektpartnerin<br />

gewonnen werden, die mit ihnen in<br />

Zusammenarbeit dieses Projekt umsetzt.<br />

Die GemNova wird die Kommunikation<br />

mit den Gemeinden übernehmen und die<br />

Amtsbauleiterinnen und -leiter oder die<br />

Bürgermeisterinnen und -meister informieren.<br />

„Wir starten mit diesem Projekt<br />

in den nächsten Wochen in ganz Tirol“,<br />

so Rathgeb.<br />

OBEN: Präsentieren die zweite Auflage des<br />

Tiroler Baukoffers: die Bezirksblätter-Geschäftsführer<br />

Fredy Pfurtscheller und Gunther Sternagl.<br />

(© Tiroler Bezirksblätter)<br />

RECHTS: Der Tiroler Baukoffer, eine gemeinsame<br />

Initiative von Bezirksblätter und Gem-<br />

Nova, wird in diesen Tagen an alle Gemeinden<br />

Tirols ausgegeben. (© GemNova)


tirol.kooperiert<br />

99<br />

Ein weiteres Ziel des Baukoffers ist es,<br />

spezifisch die Fachbetriebe, die in der<br />

Region ihre Angebote zur Verfügung stellen,<br />

den Bauinteressierten zu präsentieren.<br />

„Denn gerade die Fachleute in der Region<br />

sichern die Arbeitsplätze und stehen kompetent<br />

in kurzer Zeit für die Kunden zur<br />

Verfügung“, weiß der Geschäftsführer der<br />

Tiroler Bezirksblätter, Fredy Pfurtscheller.<br />

Es wird dieses Jahr zwei Mutationen<br />

des Baukoffers geben. Nord- und Osttirol<br />

werden unterschiedliche Angebote<br />

enthalten. Natürlich gibt es auch<br />

regionsübergreifend agierende größere<br />

Bauunternehmen oder auch Anbieter im<br />

Baunebengewerbe. „Auch diese bekommen<br />

die Chance, hier im gesamten Verbreitungsgebiet<br />

ihre Kompetenz den Bauwerbern<br />

zur Verfügung zu stellen“, erklärt<br />

Pfurtscheller.<br />

Den Baukoffer erhalten Sie nach positivem<br />

Baubescheid sowie als Bauinteressierter<br />

bei Ihrer Gemeinde, in einer der<br />

neun Geschäftsstellen der Tiroler Bezirksblätter,<br />

auf der Herbstmesse 2020 oder<br />

der Häuslbauermesse 2021.<br />

„Wir haben uns zusammengesetzt, intensiv<br />

diskutiert und ein wirklich tolles Paket<br />

geschnürt. Wenn die Tiroler Bezirksblätter,<br />

die Tiroler Gemeinden und die GemNova<br />

die Köpfe zusammenstecken, kann nur<br />

etwas Beeindruckendes dabei herauskommen.<br />

Mit diesem Baukoffer werden auch<br />

heuer alle Beteiligten eine große Freude<br />

haben“, erklären Rathgeb und Pfurtscheller<br />

unisono.<br />

Wir haben uns zusammengesetzt,<br />

intensiv diskutiert<br />

und ein wirklich tolles Paket<br />

geschnürt.


100 tirol.kooperiert<br />

PITZTAL REGIONAL –<br />

EIN GANZES TAL HANDELT<br />

REGIONAL<br />

Produkte aus der Landwirtschaft,<br />

die man im<br />

gesamten Tal genießen kann.<br />

Die Antwort auf Corona & Co? Lokal<br />

denken und handeln, regional einkaufen<br />

und am besten Produkte frisch aus dem<br />

Tal genießen. Das alles bietet der Verein<br />

Pitztal Regional mit Unterstützung<br />

von Bund, Land und Europäischer Union<br />

(LEADER). Die Vermarktungsplattform<br />

nimmt Fahrt auf, auch wenn durch Corona<br />

der Absatz im Tourismus stillgestanden<br />

ist. Über 5.000 Kilo Fleisch wurden<br />

in den ersten Monaten vermarktet. Sehr<br />

zur Freude von Bauern, Vereinsvertreterinnen<br />

und -vertretern, Touristikerinnen<br />

und Touristikern und Konsumentinnen<br />

und Konsumenten.<br />

Die ersten Fleischprodukte vor Ort wurden<br />

erfolgreich zu einem guten Preis vermarktet.<br />

Viele Partnerinnen und Partner<br />

haben sich bereits gemeldet und wollen<br />

mit an Bord sein. „Wir haben bereits jetzt<br />

rund 150 Mitglieder aus dem Tourismus<br />

und aus der Landwirtschaft.<br />

Es beginnt zu laufen. Die Mischpakete<br />

wurden an private Haushalte ausgeliefert“,<br />

so die beiden Obleute Andrea Lechleitner<br />

und Markus Kirschner, die als Vertreter<br />

von Landwirtschaft und Tourismus<br />

an der Spitze von Pitztal Regional stehen.<br />

Doch, was ist so besonders an Pitztal<br />

Regional? „Wir sind eine regionale<br />

Vermittlungsplattform. Wir garantieren<br />

unseren Bauern einen guten Preis, binden<br />

die Schlachtstelle in Wenns mit ein<br />

und sichern Privaten und Touristikerinnen<br />

und Touristikern beste Qualität mit<br />

Herkunftskennzeichnung zu. Das ist der<br />

Schlüssel: Unsere Bauern müssen nachweisen,<br />

dass ihre Tiere im Pitztal aufgewachsen<br />

sind und den Kriterien des<br />

Vereins entsprechen. Wir wollen möglichst<br />

lokal vermarkten und damit auch<br />

unsere bäuerlichen Betriebe absichern.<br />

Ein Mehrwert, den auch Gäste und Einheimische<br />

zu spüren bekommen“, sagt<br />

Andrea Lechleitner. Die Vereinsvertreter<br />

finden es positiv, dass man eigentlich<br />

überall auf offene Ohren stößt. „Uns<br />

freut, wenn Kunden auf das Mischpaket<br />

rückmelden, dass sie von Qualität, Verpackung<br />

und Lieferung total begeistert<br />

sind. Kein Wunder: Für die Haushalte<br />

werden alle Fleischsorten separat in<br />

haushaltsüblichen Mengen sortiert und<br />

vakuumiert“, ergänzt Markus Kirschner.<br />

Der Pitztal Burger<br />

Die beiden Vereinsobleute freuen aber<br />

auch noch andere Initiativen. Neben<br />

klassischen Produkten wird ein eigener<br />

Pitztal Burger mit 100 Prozent Rindfleisch<br />

aus dem Tal und einem eigenen<br />

Brot, das der „Tal-Bäck“ Andreas Schranz<br />

zur Verfügung stellt, geschaffen. Der<br />

Burger soll talweit einheitlich zu einem<br />

Mindestpreis vermarktet werden. Erste<br />

Partner sind dabei die beiden Restaurantleiter<br />

Benedikt Lederle (Hochzeiger<br />

Bergbahnen) und Bernd Matschnig (Gletscherbahnen).<br />

Bernd Matschnig, Pitztaler<br />

Gletscher: „Ich habe schon lange an der<br />

Idee für einen Burger gearbeitet. Pitztal<br />

Regional passt dabei super. Für uns ist<br />

klar, dass wir mit dabei sein werden.“ In<br />

dieselbe Kerbe schlägt auch Benedikt<br />

Lederle, Hochzeiger: „Wir beziehen schon<br />

seit Jahren Rindfleisch aus dem Pitztal.<br />

Der Burger ist eine tolle Ergänzung für<br />

OBEN: Der Pitztal Burger mit 100 Prozent<br />

Rindfleisch aus dem Tal. Auch das Brot wird im<br />

Tal gebacken. (© Hochzeiger Bergbahnen)


tirol.kooperiert 101<br />

gerade die coronapandemie<br />

hat gezeigt,<br />

wie wertvoll und<br />

wichtig es ist zu<br />

wissen, woher lebensmittel<br />

kommen.<br />

unsere Gäste und<br />

wird schon gut angenommen.“<br />

Pitztal Regional soll sich<br />

weiterentwickeln. Gerade<br />

die Corona-Pandemie<br />

hat gezeigt, wie wertvoll und<br />

wichtig es ist zu wissen, woher<br />

Lebensmittel kommen. „Die ersten<br />

Abnahmen stimmen uns grundsätzlich<br />

positiv. Mit dem Pitztaler<br />

Babyerdäpfel wurde bereits ein weiteres<br />

Produkt aufgenommen. Für die<br />

Entwicklung brauchen wir aber noch Zeit“,<br />

sagt Andrea Lechleitner. Markus Kirschner<br />

ergänzt: „Das Bewusstsein steigt, das ist<br />

positiv. Wir haben uns außerdem bemüht, für<br />

die in die Jahre gekommene Schlachtstelle in<br />

Wenns ebenfalls eine Lösung zu finden. Hier stehen<br />

die Gemeinden voll hinter einer Neuausrichtung.<br />

Dann haben wir eine eigene Verkaufsstelle<br />

für Gäste und Einheimische zur Verfügung.“ Dies sei<br />

ein wichtiger Baustein, unterstreichen beide Vereinsvertreter.<br />

Für den Herbst wird jetzt die Wintersaison<br />

vorbereitet. Hier wird transparent gearbeitet. „Die Preise<br />

werden zwischen Gastronomie, Landwirten und Metzger<br />

verhandelt. Jeder soll auch seinen Nutzen daraus ziehen“, ist<br />

Andrea Lechleitner und Markus Kirschner wichtig. Begleitet<br />

wird Pitztal Regional von der GemNova. „Es ist uns ein Herzensanliegen,<br />

dass regionale Kreisläufe funktionieren und Wertschöpfung<br />

bringen“, sagt dazu Projektbegleiter Magnus Gratl.<br />

RECHTS: Grauvieh auf der Weide.<br />

(© GemNova)<br />

ZUM AUTOR<br />

MAGNUS GRATL<br />

Magnus Gratl hat den Bereich<br />

Gemeindeentwicklung bei der<br />

GemNova aufgebaut und wechselt<br />

Anfang September in das<br />

Büro des Landeshauptmannes.<br />

Kontakt: m.gratl@gemnova.at


102 tirol.kooperiert<br />

„Da passiert<br />

etwas<br />

Historisches“<br />

AUTOR<br />

MAGNUS GRATL<br />

LINKS: Bgm. Paul<br />

Hauser, Gemeinde<br />

Matrei a. B., Bgm.<br />

Alfons Rastner,<br />

Gemeinde Mühlbachl,<br />

und Bgm. Alexander<br />

Woertz, Gemeinde<br />

Pfons auf dem Weg<br />

einer möglichen<br />

Gemeindefusion.<br />

(© Kreativstadl Tirol)


tirol.kooperiert<br />

103<br />

Der Terminkalender für die Gemeinderäte<br />

der drei Wipptaler<br />

Gemeinden Matrei am Brenner,<br />

Mühlbachl und Pfons ist nicht<br />

erst seit heuer eng getaktet.<br />

Während in den Vorjahren die Vertiefung<br />

einer Kooperation auf Verwaltungsebene<br />

im Mittelpunkt stand, soll jetzt stärker bei<br />

den Bauhöfen kooperiert werden. Gleichzeitig<br />

werden am 20. September 2020<br />

die Bürgerinnen und Bürger zu den Urnen<br />

gerufen. „Wir wollen ein Stimmungsbild,<br />

ob aus Sicht der Menschen in unseren<br />

Gemeinden eine Fusion überhaupt Sinn<br />

macht. Darum hoffen wir im September<br />

auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“,<br />

so die drei Bürgermeister Paul Hauser<br />

(Matrei), Alfons Rastner (Mühlbachl) und<br />

Alexander Woertz (Pfons).<br />

Gemeinsam mit den Gemeinderäten wurde<br />

daran intensiv gearbeitet. Bereits Anfang<br />

Jänner traten die drei Gemeinderäte zu<br />

einer gemeinsamen Klausur zusammen.<br />

Erste rechtliche Fragen, Vor- und Nachteile<br />

sollten abgewägt werden. In einer<br />

zweiten Klausur im Frühjahr wurden dann<br />

Inhalte besprochen und ein Fragen- und<br />

Antwortenkatalog für die Bürgerinnen und<br />

Bürger ausgearbeitet. „Sie wurden auch<br />

per Postwurf eingeladen, ihre Fragen, Sorgen,<br />

Ängste und Chancen zu formulieren.<br />

Hier sind viele Vorschläge eingelangt“, sagt<br />

dazu Bürgermeister Paul Hauser. Er betont<br />

das harmonische Arbeitsklima in diesen<br />

Klausuren, bei dem auch kritische Fragen<br />

aufgearbeitet wurden. In einem zweiten<br />

Schritt wurde eine umfangreiche Informationsbroschüre<br />

für die drei Gemeinden<br />

vorbereitet. „Hier finden sich die Ergebnisse<br />

aus den Klausuren, Zahlen und Fakten,<br />

Interviews, aber auch alle wichtigen Daten<br />

die Volksbefragung betreffend“, führt Bürgermeister<br />

Alfons Rastner aus. Jetzt im<br />

Sommer wird eine Gemeindeversammlung<br />

vorbereitet, die am 10. September stattfinden<br />

soll. „Bei dieser Versammlung sollen<br />

die letzten Fragen beantwortet werden.<br />

Schließlich ist für uns die Volksbefragung<br />

richtungsweisend. Wir hoffen daher, dass<br />

in allen drei Gemeinden eine gute Wahlbeteiligung<br />

erreicht wird“, erklärt Bürgermeister<br />

Alexander Woertz. Die drei Bürgermeister<br />

und ihre Gemeinderäte beschließen im<br />

Juli die Ausschreibung der Volksbefragung.<br />

DIE FRAGESTELLUNG IST EIN-<br />

DEUTIG UND KANN SO AUCH<br />

MIT JA ODER NEIN BEANT-<br />

WORTET WERDEN, WIE ES DIE<br />

TIROLER GEMEINDEORDNUNG<br />

VORSIEHT.<br />

„,Stimmen Sie einer Fusion der drei<br />

Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl<br />

und Pfons zu?‘ Klarer kann man es<br />

nicht formulieren. Wir haben an diesem<br />

Tag in allen drei Gemeinden die Wahllokale<br />

gleichzeitig geöffnet und wollen das Ergebnis<br />

auch gemeinsam verkünden. Wichtig<br />

war uns, dass auch die Briefwahl möglich<br />

ist“, sagt Bürgermeister Rastner.<br />

Unabhängig von der Fusion soll jetzt die<br />

weitere Zusammenarbeit bei den Bauhöfen<br />

vertieft werden. „Auch hier gilt,<br />

die Mitarbeiter müssen mitgenommen<br />

werden und die Kooperation in diesem<br />

Bereich mittragen. Nur dann sind wir<br />

erfolgreich“, meint Bürgermeister Paul<br />

Hauser. Das Wo und Wie wird über die<br />

externe Begleitung durch die GemNova<br />

gemeinsam mit den Bauhofmitarbeiterinnen<br />

und -mitarbeitern ausgearbeitet. „Die<br />

externe Begleitung war für die Vorbereitung<br />

der Volksbefragung wichtig und ist<br />

es auch bei den weiteren Kooperationsschritten.<br />

Wir als Bürgermeister sind<br />

sehr positiv eingestellt, Bevölkerung und<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ja<br />

hauptbetroffen sind, müssen diese Schritte<br />

aber mittragen“, so Alexander Woertz,<br />

Bürgermeister in Pfons.<br />

Für alle drei Gemeindeoberhäupter wird<br />

die Entscheidung im Herbst mit Spannung<br />

erwartet. „Es ist eigentlich alles offen. Wir<br />

wünschen uns eine hohe Wahlbeteiligung<br />

und ein eindeutiges Ergebnis. Dann werden<br />

die Gemeinderäte zur Tat schreiten.<br />

Sollte eine Mehrheit für die Fusion sprechen,<br />

werden die nächsten Schritte noch<br />

heuer eingeleitet“, unterstreichen die drei<br />

Bürgermeister. Doch dann müssten sich<br />

die Bürgerinnen und Bürger noch gedulden.<br />

Denn frühestens mit 1. Jänner 2022<br />

entstünde eine neue Gemeinde aus den<br />

bisherigen drei Orten. Bis dahin wären<br />

auch emotionale Fragen wie Gemeindename<br />

oder Gemeindewappen eindeutig<br />

geklärt. „Am 20. September passiert<br />

etwas Historisches für unser Land. Die<br />

Augen werden sich ins Wipptal richten“,<br />

sagen Hauser, Rastner und Woertz<br />

abschließend.


104 tirol.spart<br />

DIE ERÖFFNUNGS-<br />

BILANZ AUS SICHT<br />

DER GEMEINDE<br />

ZUM AUTOR<br />

MAG. GEORG HOCHFILZER<br />

Georg Hochfilzer ist Politikwissenschaftler<br />

mit Schwerpunkt Kommunale Politik. Er bildet<br />

gemeinsam mit Christoph Carotta und<br />

Christian Lechner das Team der GemNova<br />

Kommunalfinanz. Er verfügt über langjährige<br />

Erfahrung in der Arbeit mit den Tiroler<br />

Gemeinden und kennt auch den Blickwinkel<br />

von der Gemeindeseite.<br />

Kontakt: g.hochfilzer@gemnova.at<br />

Mit der Einführung der VRV 2015<br />

geht es für die Gemeinde einher,<br />

eine Bilanz des aktuellen Vermögens<br />

zu erstellen.<br />

Daraus ergibt sich die Chance, den IST-<br />

Bestand zu analysieren. Häufig hört man<br />

auch die Frage, was dieser ganze Aufwand<br />

eigentlich bringen soll. Eine Standortanalyse.<br />

Die Einführung der VRV 2015 und<br />

die damit verbundenen Aufgaben führten<br />

unter den beteiligten Finanzverwaltern<br />

und den verantwortlichen Politikerinnen<br />

und Politikern häufig zu Diskussionen.<br />

Brachten diese verbundenen Aufgaben<br />

doch einen sehr beachtlichen Mehraufwand.<br />

Doch was ist nun der Output?<br />

Die wesentlichen Änderungen durch die<br />

VRV 2015 bestehen darin, dass die bisherige<br />

Aufzeichnung des Zahlungsflusses<br />

(Finanzierungshaushalt) um die Bereiche<br />

Ergebnishaushalt und Vermögenshaushalt<br />

erweitert wird. Das bedeutet im Detail: Die<br />

bisherige Form der finanziellen Aufzeichnung<br />

wird als Finanzierungshaushalt weitergeführt.<br />

Neu und somit zusätzlich sind:<br />

DER ERGEBNISHAUSHALT UND DER<br />

VERMÖGENSHAUSHALT.<br />

Wichtiger Teil des Vermögenshaushaltes<br />

ist die Eröffnungsbilanz. Diese erstmalig<br />

zu erstellen und vom Gemeinderat<br />

beschließen zu lassen, gehört zu den<br />

nächsten Schritten bei der Umstellung<br />

auf die VRV 2015. Zeitlich empfohlen<br />

wird die Erstellung samt Beschluss bis<br />

Herbst 2020, spätestens notwendig ist<br />

dies vor dem Erstellen des Rechnungsabschlusses<br />

(Schlussbilanz) für 2020.<br />

Transparenz als Möglichkeit<br />

Das Erfassen des Vermögens und dessen<br />

Bewertung ist nicht nur mit Arbeit verbunden,<br />

es bietet auch Chancen und Möglichkeiten,<br />

Transparenz zu schaffen. Was<br />

alles ist im Besitz der Gemeinde? Welche<br />

Straßen, welche Grundstücke, welche<br />

Fahrzeuge? Wasserleitungen, Abwasseranlagen,<br />

Fahrzeuge, Werkzeuge, Einrichtungen<br />

– alles, was einmal gekauft wurde,<br />

noch im Besitz der Gemeinde ist und beim<br />

Ankauf mehr als 400 Euro gekostet hat,<br />

wurde im Sachanlagevermögen erfasst.<br />

Diesen Wert erkennt man erstmals in der<br />

Eröffnungsbilanz. Im Detail werden diese<br />

„Sachen“ im Anlageverzeichnis angeführt.<br />

Auch Beteiligungen an Unternehmen sind<br />

auf der „Aktivseite“ der Eröffnungsbilanz<br />

angeführt. Damit erkennen interessierte<br />

Bürgerinnen und Bürger auch wesent-


tirol.spart<br />

105<br />

DAS<br />

ERSTELLEN DER<br />

ERÖFFNUNGSBILANZ IST<br />

EINE ARBEIT, DIE UNS FORDERT,<br />

DIE UNS SEHR BESCHÄFTIGT UND<br />

DIE RESSOURCEN BINDET. ABER<br />

DIESE ARBEIT LOHNT SICH. SIE<br />

BELOHNT UNS MIT TRANS-<br />

PARENZ, MIT PLANBARKEIT,<br />

MIT VERGLEICHBAR-<br />

KEIT.<br />

liche Zusammenhänge der Gemeindepolitik.<br />

An welchen Unternehmen ist die<br />

Gemeinde beteiligt? Hat sie Einfluss auf<br />

den Betrieb der Skiliftgesellschaft? Ist<br />

das Schwimmbad Teil des Gemeindevermögens<br />

oder in einer Gesellschaft<br />

mit der Gemeinde verbunden? Welche<br />

Anteile besitzt die Gemeinde an einer<br />

überregionalen Mautstraße? Besitzt die<br />

Gemeinde Aktien? Fragen, die sich aus<br />

der Eröffnungsbilanz beantworten lassen.<br />

Sie bringt in diesem Sinn Transparenz<br />

und Übersicht, sie kann wesentliche<br />

Zusammenhänge aufzeigen, und<br />

sie zeigt, welches Angebot die Gemeinde<br />

ihren Bürgerinnen und Bürgern macht.<br />

Sind der Tausch bzw. die Neuanschaffung<br />

eines Anlagegutes notwendig? Muss der<br />

Bestand schon getauscht werden oder<br />

ist die Restnutzungsdauer noch ausreichend?<br />

Ist eine Reparatur sinnvoll oder<br />

soll wegen des Alters ein Tausch stattfinden?<br />

Könnte man mit der Nachbargemeinde<br />

bei der einen oder anderen<br />

Investition eine Kooperation eingehen,<br />

um Kosten zu teilen? Dies wird,<br />

unter anderem, durch die Erstellung<br />

der Eröffnungsbilanz sichtbar<br />

– und es schafft Raum zum Denken.<br />

Zum Überdenken und Handeln.<br />

Diese Aussage stimmt bis auf wenige<br />

Ausnahmen. Selbstverständlich<br />

kann man freie, bebaubare Grundflächen<br />

verkaufen und somit zu Geld machen.<br />

Aber was ist mit dem Kindergarten, der<br />

Volksschule, dem Gemeindeamt? Will<br />

man diese Einrichtungen verkaufen,<br />

bekommt man kurzfristig Geld. Aber<br />

dieses muss dann sofort wieder in den<br />

Neubau der eben verkauften Einrichtung<br />

investiert werden. Denn ohne Kindergarten,<br />

ohne Volksschule, ohne Bücherei,<br />

ohne Feuerwehrgebäude wird kaum eine<br />

Gemeinde auskommen. In den meisten<br />

Gemeinden wird dieses Vermögen, das<br />

sich als „Saldo der Eröffnungsbilanz“<br />

abbildet, einen Millionenbetrag ausweisen.<br />

Die Gemeinde mag dabei vermögend<br />

erscheinen, aber Geld hat sie deswegen<br />

noch lange nicht.<br />

„NICHTS, WAS DER GEMEINDE<br />

GEHÖRT, KANN MAN ZU GELD<br />

MACHEN!“<br />

Die leidigen Straßen und Wege<br />

Typisches Beispiel für hohe Werte sind<br />

Straßen und Wege. Die Grundfläche, der<br />

Aufbau samt Absicherung verschlingen<br />

bei der Errichtung ein Vermögen. Nicht<br />

weniger aufwändig ist die Erhaltung der<br />

Straßenanlagen. Über die Jahre fließen<br />

horrende Beträge in diese Infrastruktur.<br />

Kann man sie verkaufen? Kann man daraus<br />

Geld erwirtschaften? In den meisten<br />

Fällen nicht. Wieder ein Mosaikstein<br />

an Transparenz in der Verwendung von<br />

Gemeindemitteln. Viel Aufwand, wenig<br />

bis kein Ertrag.<br />

Möglichkeiten der Planung<br />

Das in der Eröffnungsbilanz angeführte<br />

Vermögen wird Jahr für Jahr weniger<br />

wert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören<br />

Grundflächen und Kulturgüter. Für das<br />

meiste Vermögen der Gemeinde muss<br />

mit der Zeit wieder Ersatz geschaffen<br />

werden. Wann benötigt die Feuerwehr ein<br />

neues Auto, wie lange kann der Gemeindetraktor<br />

noch genutzt werden, welche<br />

Spielgeräte müssen am Dorfspielplatz<br />

erneuert werden? Diese Wertminderung,<br />

bzw. die Sicht der Neuinvestition,<br />

ist durch die Eröffnungsbilanz gegeben.<br />

Damit ermöglicht eine detaillierte Erfassung<br />

und Bewertung des Sachanlagevermögens<br />

auch eine vorausschauende Planung<br />

in zukünftige Ersatzinvestitionen.<br />

Ist es das wert?<br />

Die Eröffnungsbilanz wird ein Menge<br />

Gesprächsstoff bilden, und es stellt sich<br />

die Frage, muss denn das alles sein? Die<br />

Antwort lautet Ja. Die Eröffnungsbilanz<br />

ist es wert, erstellt zu werden. In Hinblick<br />

auf Vergleichbarkeit, auf Planung,<br />

auf die zukünftigen Schritte, welche die<br />

Gemeinde setzt. Die Eröffnungsbilanz<br />

mit allen ihren Gliederungen und Anlagen<br />

ermöglicht es, das Vermögen und die<br />

Finanzierung des Vermögens zu erkennen.<br />

Das Erstellen der Eröffnungsbilanz ist<br />

eine Arbeit die uns fordert, die uns sehr<br />

beschäftigt und die Ressourcen bindet.<br />

Aber diese Arbeit lohnt sich. Sie belohnt<br />

uns mit Transparenz, mit Planbarkeit, mit<br />

Vergleichbarkeit.<br />

Factbox<br />

Grundlage Voranschlags- und<br />

Rechnungsabschlussverordnung<br />

2015.<br />

Stichtag der Erstellung 1.1.2020,<br />

Beschluss der Eröffnungsbilanz<br />

bis Q3/2020 (Empfehlung Land<br />

Tirol). Mögliche Korrekturen mit<br />

GR-Beschluss bis fünf Jahre nach<br />

Beschluss möglich.


106 tirol.spart<br />

REGIONALITÄT UND<br />

DIGITALISIERUNG ALS WEG<br />

AUS DER CORONA-KRISE<br />

Die vorherrschende Corona-<br />

Krise beeinflusst unser Leben<br />

in einem Ausmaß, wie es<br />

selbst für Pessimisten unter<br />

uns nicht vorstellbar war:<br />

eine rasante Ausbreitung des<br />

Virus weltweit, hohe Ansteckungsraten<br />

und Todesfälle<br />

bei älteren und vorbelasteten<br />

Menschen, Ausgangssperren<br />

und Social Distancing.<br />

Jedoch nicht nur das Alltagsleben der<br />

Menschen wird massiv eingeschränkt und<br />

beeinflusst, sondern im Zuge der Ausgangsbeschränkungen<br />

und Quarantänemaßnahmen<br />

wird auch die Wirtschaft praktisch<br />

lahmgelegt. Die sogenannten „Systemerhalter“,<br />

welche sich vor allem um das Aufrechterhalten<br />

der Gesundheitsversorgung bzw.<br />

Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen<br />

Waren kümmern, sind unsere<br />

Helden des Alltages geworden und sorgen<br />

dafür, dass keine Eskalation der Lage und<br />

Verzweiflung bei den Menschen aufkommt.<br />

Für jene Teile der Wirtschaft, welche aufgrund<br />

des Shutdowns praktisch zu 100<br />

Prozent betroffen sind, wie beispielsweise<br />

der Tourismus inklusive Restaurants und<br />

Gastronomie sowie Handel, müssen mit<br />

milliardenschweren Paketen geschützt bzw.<br />

gerettet werden.<br />

Milliarden an Steuergeld<br />

Auch die selbstständigen Unternehmer,<br />

KMU sowie Großunternehmen müssen<br />

kämpfen und können sich zum Teil nur<br />

via AMS-Kurzarbeit, AWS-Überbrückungsfinanzierung<br />

sowie Stundung öffentlicher<br />

Abgaben „über Wasser“ halten. All diese<br />

Schutz- und Rettungsmaßnahmen kosten<br />

Milliarden an Steuergeld, welche in diesem<br />

Ausmaß natürlich nie eingeplant waren.<br />

Darüber hinaus muss berücksichtigt werden,<br />

dass auch die, eigentlich vom Staat<br />

eingeplanten, laufenden Steuereinnahmen<br />

in einem relevanten Ausmaß von den zu<br />

erzielenden Steuereinnahmen abweichen<br />

werden, sodass es zu einem erheblichen<br />

Staatsdefizit kommen wird.<br />

In weiterer Folge kann dieses Defizit nur<br />

wieder reduziert werden, indem gesunde<br />

und innovative österreichische Unternehmen<br />

wieder vollständig ihre Wirtschaftsleistung<br />

entfachen werden und darüber hinaus<br />

auch aus der Krise neue Kraft schöpfen.<br />

Diese potenziellen zusätzlichen und notwendigen<br />

Kräfte orientieren sich eigentlich<br />

auch an den Themengebieten, welche für<br />

Unternehmen noch vor der Corona-Krise<br />

relevant waren – die Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

und Einsatz von Kreativität und<br />

Innovation. Viele von uns erlebten praktisch<br />

im Zeitraffer, wie sich unsere Arbeitsplätze<br />

vom Office ins Homeoffice verlagerten und,<br />

je nach Ausstattung, praktisch nahtlos weitergearbeitet<br />

worden ist. Diverse bis dato<br />

persönliche Meetings wurden praktisch<br />

„in Real-Time“ durch Skype-, Zoom- oder<br />

Team-Meetings ersetzt, wodurch schlussendlich<br />

auch ein deutlicher Aufwand an<br />

Fahrt- und Reiseaufwendungen weggefallen<br />

ist.<br />

Regionalität im Fokus<br />

Darüber hinaus zeigt sich, dass plötzlich die<br />

Regionalität und diesbezügliche Produkte<br />

und Dienstleistungen via digitale und virtuelle<br />

Plattformen den Tirolerinnen und Tirolern<br />

vermittelt werden können. So beliefern<br />

Tiroler Restaurants, welche ihre Gasträume<br />

schließen mussten, via Online-Services<br />

ihre Kundinnen und Kunden bzw. können<br />

Obst und Gemüse direkt via Hofverkäufe<br />

eingekauft werden. Jene selbstständigen<br />

Dienstleister, welche bis dato beispielsweise<br />

Fitnesstrainings, Ernährungsberatungen<br />

etc. in persönlichen Trainings und<br />

Meetings vermittelt hatten, bieten interaktive<br />

virtuelle Meetings oder Lernvideos an,<br />

damit die Kundenbindung auch losgelöst<br />

vom persönlichen Treffen aufrechterhalten<br />

werden kann. Es zeigt sich, dass im Zuge<br />

der Krise und der relevanten Maßnahmen


tirol.spart<br />

107<br />

ZUM AUTOR<br />

BERNHARD HOFER<br />

Bernhard Hofer ist CEO der Cemit Speeding<br />

up Innovation GmbH, welche sowohl Start-ups,<br />

Gemeinden als auch Großunternehmen im<br />

Innovationsprozess begleitet. Bernhard Hofer<br />

verfügt über umfassende Erfahrung in der<br />

Konzeption von Digitalisierungsprojekten sowie<br />

Technologie-Scouting.<br />

die Digitalisierung<br />

nun „Einzug in jedes<br />

Wohnzimmer“ hält<br />

und somit eigentlich ein<br />

völlig neuer Marktzugang<br />

für Tiroler Unternehmen<br />

entsteht, da die Bevölkerung<br />

wesentlich digital affiner wird<br />

und somit regionale Dienstleistungen<br />

via verschiedenster digitaler<br />

Initiativen zur Tiroler Bevölkerung<br />

gebracht werden können.<br />

Diese potenzielle Kreativität und digitale<br />

Begeisterung wird auch im Sinne der notwendigen<br />

Wertschöpfung ansteigen müssen,<br />

wozu auch diverse Fördermöglichkeiten<br />

genutzt werden sollen – wie beispielsweise<br />

das Förderprogramm „FFG Kleinprojekte“. Via<br />

des Förderprogramms werden Projekte von KMU<br />

und Start-ups, welche alleine oder in Kooperation<br />

durchgeführt werden und welche als Ergebnis kommerziell<br />

verwertbare Produkte, Verfahren oder Dienstleistungen<br />

aufweisen, unterstützt. Gefördert werden<br />

Projektkosten bis max. 60 Prozent (max. Gesamtkosten<br />

150.000 Euro) in Form von Zuschüssen. Einreichungen<br />

können laufend erfolgen, es gibt keine Einschränkungen,<br />

darüber hinaus gelten vereinfachte Kriterien für die Förderung.<br />

Das sind im Wesentlichen der Innovationsgehalt, der technische<br />

Schwierigkeitsgrad des Projektes, die wirtschaftlichen Verwertungsaussichten<br />

(Unique Selling Proposition, Geschäftsmodell)<br />

sowie die Perspektive, dass durch das Projekt die Forschungstätigkeit<br />

der Bewerberin oder des Bewerbers intensiviert wird.


108 GemNova Menschen<br />

GEMNOVA VERSTÄRKT<br />

PRÄSENZ IN DEN BEZIRKEN<br />

Bereits im März begann die GemNova mit der<br />

Optimierung ihrer Gemeindebetreuung.<br />

AUTOR JAN SCHÄFER<br />

Mit der Erweiterung des Teams erfolgte<br />

auch eine neue Positionierung der<br />

Gemeindebetreuer in den Bezirken.<br />

„Unser Ziel ist es, die Kommunikation<br />

zwischen den Gemeinden weiterauszubauen.<br />

Durch einen engeren Informationsaustausch<br />

können wir als GemNova auf<br />

der einen Seite unser Leistungsangebot<br />

noch gemeindespezifischer aussteuern.<br />

Andererseits profitieren die Gemeinden<br />

von Wissenstransfer und Kostenersparnissen.<br />

Das können wir jetzt durch unsere<br />

vier Gemeindebetreuer noch besser<br />

und effektiver gewährleisten“, sagt der<br />

Geschäftsführer der GemNova, Alois<br />

Rathgeb.<br />

Erfahrung, Fingerspitzengefühl und<br />

Netzwerker<br />

Klaus Gasteiger, Jahrgang 1965, ist seit<br />

April 2018 als Gemeindebetreuer der<br />

GemNova in Tirol unterwegs. Er ist vielen<br />

Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern,<br />

Amtsleiterinnen, Amtsleitern und Gemeindebediensteten<br />

ein Begriff. Von 1999 bis<br />

2003 saß er im Bundesrat, in den Jahren<br />

2003 bis 2013 und 2016 bis 2018 war er<br />

Abgeordneter zum Tiroler Landtag. Seit<br />

2000 ist Klaus Gasteiger direkt gewählter<br />

Bürgermeister seiner Heimatgemeinde<br />

Kaltenbach im Zillertal. Seine Tätigkeiten<br />

in der Privatwirtschaft sind ebenso vielseitig.<br />

Der gelernte Tischler kam 1986<br />

zur Firma Empl Fahrzeuge Ges.m.b.H. und<br />

baute zwischen 1988 und 1998 die Sparte<br />

Vertrieb Feuerwehrfahrzeuge auf. 1999<br />

bis 2002 betrieb er eine Handelsagentur<br />

und war von 2014 bis 2016 Handels- und<br />

Gewerberechtlicher Geschäftsführer der<br />

ASKÖ Tirol GmbH.<br />

Gefragt nach seiner Motivation, warum er<br />

Gemeindebetreuer der GemNova geworden<br />

ist, sagt er:<br />

„Ich wollte schon immer<br />

etwas bewirken und aktiv<br />

gestalten – gleich ob es in<br />

der Wirtschaft oder in der<br />

Politik war.“<br />

„Das ist auch so bei der GemNova. Meine<br />

Funktion verstehe ich als Netzwerker im<br />

Unternehmen und für die Tiroler Gemeinden.“<br />

Nachdem Klaus Gasteiger überall<br />

in Tirol als Gemeindebetreuer tätig war,<br />

konzentriert er sich jetzt auf das Tiroler<br />

Unterland mit den Bezirken Kitzbühel, Kufstein,<br />

Schwaz und die Landeshauptstadt<br />

Innsbruck.<br />

Einen Betrag für die Tiroler Gemeinden<br />

leisten<br />

Seit Anfang April ist Michael Radl, Jahrgang<br />

1976, im Team der Gemeindebetreuer.<br />

Er wohnt im Ötztal in Umhausen,<br />

ist verheiratet und hat einen Sohn. Seine<br />

berufliche Laufbahn startete mit einer<br />

Lehre als Büro- und Bankkaufmann bei<br />

der Sparkasse in Imst. Kurz nach seiner<br />

Lehre wechselte er zu „max.mobil“<br />

– jetzt T-Mobile Austria – und war für<br />

den Bereich Firmenkunden in Vorarlberg<br />

und Tirol zuständig. Als sich später die<br />

Chance ergab, für die Pensionsversicherungsanstalt<br />

tätig zu werden, nutzte der<br />

Umhausener sie. Er begann als Pensionssacharbeiter<br />

und wurde später freigestellter<br />

Betriebsrat.<br />

Anschließend war er für die Arbeitnehmervertretung<br />

des ÖGB tätig. In diesem<br />

Rahmen kümmerte er sich hauptsächlich<br />

um die Bereiche Banken und Energiewirtschaft.<br />

Über die Jahre sammelte Michael<br />

Radl viel Erfahrung und Know-how mit<br />

gewählten Funktionären. In ihm wuchs<br />

jedoch der Wunsch, sich abermals beruflich<br />

zu verändern, und so bewarb er sich<br />

bei der GemNova. „Ich wollte auf regionaler<br />

Ebene aktiver werden, etwas für<br />

unsere Gemeinden tun, ihnen bei den Herausforderungen<br />

helfen, die sie heute und<br />

künftig zu bewältigen haben. Das ist der<br />

Grund, warum ich mich bei der GemNova<br />

bewarb. Ich freue mich, meine Erfahrungen<br />

einbringen zu können und Teil eines<br />

starken Teams zu sein“, sagt der Umhausener.<br />

Michael Radl ist der Ansprechpartner<br />

für Imst und Innsbruck Land.<br />

Ein offenes Ohr für Gemeindeanliegen<br />

Zeitgleich mit Michael Radl kam Jan Schä-


GemNova Menschen 109<br />

LINKS: Das GemNova-<br />

Gemeindebetreuer-Team:<br />

Jan Schäfer, Reinhard<br />

Raggl, Michael Radl und<br />

Klaus Gasteiger (v. l. n. r.)<br />

(© GemNova)<br />

fer ins Team der Gemeindebetreuer. Über<br />

die Zusammenarbeit bei der Entstehung<br />

des Buchs der GemNova „Wir alle sind<br />

Gemeinde“ entstand gegenseitiges Vertrauen<br />

und Interesse. Jan Schäfer, Jahrgang<br />

1965, siedelte 2013 mit seiner Frau<br />

und seinen zwei inzwischen erwachsenen<br />

Kindern von Deutschland nach Matrei in<br />

Osttirol. Seitdem lebt und arbeitet er dort<br />

als Unternehmensberater für Marketing<br />

und Kommunikation. Er studierte Holzwirtschaft,<br />

kam aber durch Zufall 1999 in die<br />

Marketingbranche, wo er betriebsintern u.<br />

a. zum Marktforscher und strategischen<br />

Planer ausgebildet wurde. Bevor er sich<br />

2006 selbstständig machte, war er für<br />

verschiedene Agenturen tätig. Beruflich<br />

bedingt lebte der „Wahlmottinga“ in Norwegen,<br />

Schweden, Guinea und den USA.<br />

Gemeinden sind das Fundament<br />

unserer Gesellschaft<br />

und Wirtschaft.<br />

Zu den Themenschwerpunkten seiner<br />

Arbeit gehörten Tourismus, Energiewirtschaft,<br />

Markenbildung, Risikokommunikation<br />

und kommunale Themen. Heute<br />

unterstützt er mit seiner Arbeit hauptsächlich<br />

klein- und mittelständische<br />

Unternehmen sowie öffentliche Institutionen.<br />

„Welch wichtige Rolle Gemeinden<br />

in unser aller Leben spielen, wurde<br />

mir über die Jahre durch die diversen<br />

Projekte immer bewusster. Sie sind das<br />

Fundament unserer Gesellschaft und<br />

Wirtschaft. Sie auf ihrem Weg Richtung<br />

Zukunft zu unterstützen, ist mir ein Anliegen.<br />

Wesentlich dabei sind das Zuhören<br />

und der offene Dialog“, hebt der Marketingexperte<br />

hervor. Jan Schäfer kümmert<br />

sich um die Gemeinden im Bezirk Lienz.<br />

Know-how aus Wirtschaft & Gemeindewesen<br />

Die GemNova konnte Anfang August<br />

Reinhard Raggl, Jahrgang 71, als vierten<br />

Gemeindebetreuer gewinnen. Er lebt im<br />

Bezirk Landeck in Schönwies, ist verheiratet<br />

und hat zwei erwachsene Kinder. Dort<br />

ist er seit 2018 auch Bürgermeisterstellvertreter.<br />

Der studierte Diplomwirtschaftsingenieur<br />

blickt auf über drei Jahrzehnte<br />

Erfahrung in der europäischen Industrie<br />

zurück. Er war als Qualitätsmanager,<br />

Auditor, Sales Director und Coach tätig.<br />

Zu seinen beruflichen Stationen gehören<br />

Unternehmen wie Thöni Industriebetriebe,<br />

Sapa oder die Hydro Aluminium.<br />

Ferner arbeitet er als Business Coach mit<br />

Schwerpunkt im Sales- und Gesundheitsmanagement.<br />

Dieses umfangreiche Wissen aus dem<br />

Management lässt Reinhard Raggl immer<br />

wieder in seine Gemeindearbeit einfließen.<br />

Er weiß, wie die Wirtschaft tickt und<br />

kennt sich mit kommunalen Themen aus.<br />

Das möchte er für seine neue Aufgabe bei<br />

der GemNova zur Stärkung der Tiroler<br />

Gemeinden nutzen. Mit Blick auf seine<br />

neue Tätigkeit sagt er: „Als Vizebürgermeister<br />

der Gemeinde Schönwies kenne<br />

ich die stetig steigenden Herausforderungen<br />

einer Gemeinde. Durch meine<br />

neue Aufgabe bei der GemNova kann ich<br />

dazu beitragen, die Gemeinden umfangreich<br />

zu entlasten. Vielseitige Services<br />

und Dienstleistungen machen das möglich,<br />

aber auch zahlreiche Expertinnen und<br />

Experten aus verschiedensten Fachgebieten.“<br />

Die Bezirke Landeck und Reutte sind<br />

Reinhard Raggls Betreuungsgebiet.<br />

Bereits in den vergangenen Wochen und<br />

Monaten haben die Gemeindebetreuer<br />

viele Gemeinden bereist und sich bei<br />

den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern<br />

persönlich vorgestellt. Viele<br />

neue Erkenntnisse und Einblicke in die<br />

Gemeinden konnten gewonnen werden.<br />

Einerseits sind die Herausforderungen<br />

vielfach sehr ähnlich. Andererseits gibt es<br />

ebenso sehr spezielle orts- oder regionsbezogene<br />

Anliegen. Durch die Rückmeldungen<br />

der Gemeindebetreuer wird nicht<br />

nur das Leistungsangebot der GemNova<br />

optimiert, auch neue Lösungen können<br />

dadurch entwickelt werden.<br />

Denn: Nur gemeinsam gelingt es, die<br />

vielen Herausforderungen in unseren<br />

Gemeinden zu meistern.


110<br />

GemNova Menschen<br />

VON DER<br />

GEMNOVA ...<br />

Auf Wunsch des Tiroler Landeshauptmannes<br />

Günther Platter wechselt der Bereichsverantwortliche<br />

für Gemeindeentwicklung<br />

der GemNova, Magnus Gratl, in das Büro<br />

des Landeshauptmannes. Dort wird Gratl<br />

nach seinem Wechsel aus dem Unternehmen<br />

der Tiroler Gemeinden ab Anfang<br />

September für Gemeindeangelegenheiten<br />

zuständig sein. „Die bisher bereits ausgezeichnete<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Land Tirol und der GemNova sowie dem<br />

Tiroler Gemeindeverband wird damit weiter<br />

ausgebaut. Wir bedanken uns bei Günther<br />

Platter für das Vertrauen in die Expertise<br />

der GemNova“, freut sich Geschäftsführer<br />

Alois Rathgeb, das Land Tirol einmal mehr<br />

in seiner Arbeit unterstützen zu dürfen.<br />

„Ich werde im Büro des Landeshauptmannes<br />

unter anderem die gesamten<br />

Gemeindeagenden übernehmen“, bestätigt<br />

Gratl. „Ich denke, man sieht an meinem<br />

Beispiel, dass die Arbeit der GemNova<br />

auch im Landhaus sehr genau beobachtet<br />

wird.“- Gratl, ehemals Geschäftsführer des<br />

Maschinenrings Innsbruck-Land, hat den<br />

Bereich Gemeindeentwicklung in der Gem-<br />

Nova aufgebaut.<br />

... IN DAS BÜRO DES<br />

LANDESHAUPT-<br />

MANNES


ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG 111<br />

BEIM WINTERDIENST AUF DER SICHEREN SEITE<br />

Maschinenring<br />

Kontakt: 059060 700<br />

www.maschinenring.tirol<br />

Wenn es in Tirol Winter wird, steht Gemeinden<br />

eine besonders herausfordernde Jahreszeit<br />

ins Haus. Für Unterstützung beim<br />

Winterdienst sorgt bei einem Großteil der<br />

heimischen Kommunen der Maschinenring.<br />

So auch in Thaur, wo die Maschinenring-<br />

Dienstleister Andreas und Romed Plank vom<br />

Bartlhof seit mehr als fünf Jahren für die<br />

Schneeräumung und Streuung verantwortlich<br />

sind. Gemeinsam mit dem Maschinenring-Winterdienstroutinier<br />

Josef Brunner<br />

vom Madleinhof werden von November bis<br />

März alle Gemeindestraßen in ihrer Heimatgemeinde<br />

betreut.<br />

Verantwortungsvolle Tätigkeit<br />

Neben Räumung und Salzstreuung werden<br />

besonders steile Abschnitte des Straßennetzes<br />

auch gekiest und Schneeansammlungen<br />

abtransportiert. Bei großen<br />

Neuschneemengen kommt zusätzlich eine<br />

Schneefräse zum Einsatz, um möglichst<br />

schnell wieder Platz in den engen Gassen<br />

zu schaffen und für sichere Straßenverhältnisse<br />

zu sorgen. „Regelmäßige Kontrollfahrten<br />

und die Einschätzung von Witterung<br />

und Gefahrenpotenzial zählen ebenso<br />

zu unseren Aufgaben. Ein nützliches Hilfsmittel<br />

ist das detaillierte Wetter-SMS vom<br />

Maschinenring, das über relevante Prognosen,<br />

Niederschlag und Glättegefahr informiert“,<br />

erklärt Andreas Plank.<br />

Regionalität als Pluspunkt<br />

„Der örtliche Bezug unserer Dienstleister<br />

macht den Maschinenring als Winterdienstanbieter<br />

aus. Unsere Fahrer<br />

werden in einem Gebiet eingesetzt, wo<br />

sie sich auskennen. Dadurch funktioniert<br />

auch die Kommunikation mit den<br />

Gemeindebediensteten einwandfrei.<br />

Außerdem bleibt die Wertschöpfung<br />

in der Region, wovon Dienstleister und<br />

Kunden gleichermaßen profitieren. Für<br />

die Fahrer bedeutet die Ausübung des<br />

Winterdienstes über den Maschinenring<br />

auch eine rechtliche und<br />

versicherungstechnische<br />

Absicherung“, erklärt Mag.<br />

Hannes Ziegler, Geschäftsführer<br />

des Maschinenring.<br />

Versorgungssicherheit und<br />

Schlagkraft aus der Region<br />

Mit mehr als 500 Winterdienst-Mitarbeitern<br />

ist der<br />

Maschinenring tirolweit bei<br />

mehr als 1.000 Kunden im Einsatz. Von der<br />

maschinellen Räumung reicht die Palette<br />

über den händischen Winterdienst, die Eiszapfenentfernung<br />

und die Tauwetterkontrolle<br />

bis hin zum Dachabschöpfen und den<br />

Abschlusskehrungen. „Durch große und<br />

regional verteilte Lagerkapazitäten für Salz<br />

kann die Streuung auch bei schwierigen<br />

Wetter- oder Marktsituationen sichergestellt<br />

werden“, ergänzt Ziegler. Genaueste<br />

Wetterprognosen mit einer vernetzten Alarmierung<br />

kommen genauso zum Einsatz wie<br />

GPS-Tracking für die Aufzeichnung der erledigten<br />

Arbeiten. Eine ständige Rufbereitschaft<br />

sowie regelmäßige Aus- und Weiterbildungen<br />

der eingesetzten Arbeitskräfte<br />

bieten größtmögliche Sicherheit für die Auftraggeber.<br />

„Die lückenlose Dokumentation<br />

von Routen und ausgebrachten Streumitteln<br />

ist mittlerweile ein wichtiger Bestandteil<br />

unserer Winterdienst-Aufträge. Auch im Falle<br />

von Haftungsfragen sind Kommunen auf<br />

der sicheren Seite – schließlich übernehmen<br />

wir auch die rechtliche Verantwortung“,<br />

erklärt der Maschinenring-Geschäftsführer<br />

abschließend.<br />

OBEN: Die beiden Maschinenring-Dienstleister<br />

Andreas und Romed Plank aus Thaur<br />

sorgen für die Schneeräumung und Streuung<br />

in ihrer Heimatgemeinde.<br />

LINKS: Der Maschinenring setzt für den<br />

verlässlichen Winterdienst auf Mitarbeiter aus<br />

der Region. (© Mario Webhofer/Maschinenring)


112<br />

DIE ERSTE<br />

AUSGABE IM NEUEN<br />

LOOK IST GESCHAFFT.<br />

WIR DANKEN ALLEN<br />

MITWIRKENDEN BEI<br />

DER UMSETZUNG DES<br />

NEUEN GEMNOVA<br />

MAGAZINS.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse<br />

7a, A-6020 Innsbruck, office@gemnova.at, +43 (0) 50 4711, www.gemnova.at, © 2020.<br />

Herstellung und Druck: Alpina Druck GmbH, www.alpinadruck.com. Auflage: 9.000 Stück.<br />

Anzeigenverkauf: Mag. Bernhard Müssiggang, www.bmw-agentur.at. Konzept & Gestaltung:<br />

Mitspieler – Kommunikation & Gestaltung, www.mitspieler.at. Textkorrekturen:<br />

Text:Quell, Innsbruck, www.text-quell.at. Redaktionsschluss: 07.08.2020.<br />

Mit „Entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen und<br />

fallen nicht in die Verantwortlichkeit der Redaktion.


GeOrg<br />

taucht auf.<br />

Und kommt jetzt<br />

auch bald zu dir.<br />

open-digital.at<br />

Die Software für Tiroler Gemeinden.


GemNova Dienstleistungs GmbH | Adamgasse 7a | A-6020 Innsbruck<br />

office@gemnova.at | +43 (0) 50 4711<br />

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