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Peter-und-Paul-Fest<br />

20 Jahre Seifensieder<br />

Aus anrüchigem Sud wird<br />

ein wohlriechendes Stück<br />

Gott erhalt’se, die fettsauren<br />

Salze“; dieser Ausruf ist während<br />

des mittelalterlichen Treibens<br />

bereits im 20. Jahr in der Nähe der<br />

Kreuzkirche zu hören. So lange<br />

schon bereichern die Seifensieder<br />

mit ihrer authentischen Darstellung<br />

der Seifenherstellung in früheren<br />

Jahrhunderten das Festgeschehen.<br />

Seife, erstmals in Mesopotamien<br />

hergestellt, hatte bereits eine<br />

wechselvolle und äußerst interessante<br />

Geschichte hinter sich, ehe<br />

sie in Germanien zur Zeit der Römer<br />

ein beliebter Exportartikel<br />

wurde.<br />

Der römische Kaiser Marc Aurel<br />

erkannte die Seife als Wasch- und<br />

Reinigungsmittel, war mit dieser<br />

Erkenntnis aber erfolglos – zumindest<br />

bei seinem eigenen Volk. Erst<br />

385 nach Christus wurde der Beruf<br />

des „Saponarius“, des Seifensieders,<br />

erstmals erwähnt. Unter Karl<br />

dem Großen bildete sich neben<br />

dem häuslichen Seifenkochen<br />

schließlich das Seifenhandwerk.<br />

Erst im 14. Jahrhundert schlossen<br />

sich die deutschen Seifensieder<br />

zusammen und bildeten mit<br />

den Kerzenziehern, auch Lichtzieher<br />

genannt, eine gemeinsame<br />

Zunft. Drei Jahre mussten die<br />

Lehrlinge in die Lehre gehen, ehe<br />

sie zur Gesellenprüfung zugelassen<br />

wurden.<br />

Es galt Wanderzwang<br />

Für Gesellen galt anschließend,<br />

wie für andere Handwerker auch,<br />

der „Wanderzwang“. Als Meisterstück<br />

musste ein Geselle einen<br />

Sud Seife sieden: Wurde die Seife<br />

im Kessel buntfl eckig, war die Zusammensetzung<br />

die richtige und<br />

damit „meisterlich“.<br />

Wie alle anderen handwerklichen<br />

Gruppen von Alt-Brettheim<br />

Über 170 Aktive sind dabei<br />

Wache ist gesellig<br />

Gesellig geht es zu im Lager der<br />

Stadtwache Bretten. Direkt an<br />

der Stadtbücherei unterhalb der<br />

Stiftskirche schlagen die Stadtwächter<br />

auch in diesem Jahr wieder<br />

ihr Lager mit der großzügigen<br />

Schenke <strong>auf</strong>. Sie sind eine der<br />

größten mittelalterlichen Gruppen<br />

des Peter-und-Paul-Festes, mehr<br />

als 170 Aktive nehmen jährlich am<br />

Fest teil.<br />

Das Quartier der Stadtwache im<br />

Hof der evangelischen Diakonie und<br />

das Außenlager sind stets gut besuchte<br />

Anl<strong>auf</strong>stellen für Gäste, <strong>Besuch</strong>er<br />

und Aktive anderer Gruppen.<br />

Typische mittelalterliche Speisen<br />

wie Ochsenfetzen oder die<br />

Soldatenfrass sowie die zum Großteil<br />

überdachte Schenke laden zum<br />

Verweilen ein. Im Außenlager leben<br />

die Stadtwächter das Mittelalter.<br />

Am offenen Feuer wird gegrillt, zu<br />

Gitarrenmusik gesungen oder dem<br />

Flötenspiel der Kinder gelauscht.<br />

Für Abwechslung sorgen auch die<br />

Programmgruppen, die sich innerhalb<br />

der Stadtwache gebildet haben.<br />

Darunter die Cantarottis, die<br />

mit ihrem mehrstimmigen Gesang<br />

im Programmteil im Lager überzeugen.<br />

Die Tanzgruppe ist unter anderem<br />

<strong>auf</strong> dem Marktplatz zu sehen.<br />

Nachwuchsprobleme haben die<br />

Stadtwächter keinesfalls. Und so<br />

versteht es sich von selbst, dass<br />

auch eine Kinder-Jonglage sowie<br />

eine Flötengruppe zum festen Bestandteil<br />

gehören. Erstmals urkundlich<br />

erwähnt wurde der Stadtwächter<br />

in Bretten in den Jahren<br />

1315 sowie 1406. Der Stadtwächter<br />

selbst hatte im Mittelalter unter<br />

anderem die Aufgaben von Wach-<br />

und Streifendiensten, Eintreiben<br />

von Bußgeldern und Abgaben sowie<br />

die Verteidigung der Stadt in<br />

Kriegszeiten. Es verseht sich von<br />

selbst, dass das Tragen und der<br />

Umgang mit der Waffe für einen<br />

Stadtwächter selbstverständlich<br />

ist. Aber auch das Trommeln beherrscht<br />

die aktive Trommlergruppe<br />

und so sieht man nicht selten eine<br />

Abordnung der Stadtwache trommelnd<br />

durch die Gassen der Altstadt<br />

ziehen. Als Gäste begrüßt die<br />

Gruppe in diesem Jahr wieder ihre<br />

Freunde der Stadtwache Wittenberg<br />

sowie deren Waschweiber. wen<br />

auch, studierten die Seifensieder<br />

eifrig, um die K<strong>uns</strong>t ihres Handwerks,<br />

die Seifensiederei, möglichst<br />

originalgetreu vorführen zu<br />

können.<br />

Verhältnis ist wichtig<br />

Heute zeigen die Brettener die<br />

Seifenherstellung mit unterschiedlichen<br />

Bestandteilen. Tierische<br />

Fette, pfl anzliche Öle und Farbzusätze<br />

sowie Duftstoffe, werden im<br />

richtigen Verhältnis über einer offenen<br />

Flamme gesiedet.<br />

Wer einmal das Seifensieden<br />

ausübte, weiß, wie „anrüchig“ dieser<br />

Beruf seinerzeit war und durch<br />

die Jahrhunderte auch blieb. Die<br />

Verantwortlichen der Städte wiesen<br />

den Seifensiedern deshalb in<br />

aller Regel Arbeitsplätze am äußersten<br />

Stadtrand zu. Dort störte<br />

der durchdringende Gestank, den<br />

ihr Handwerk mit sich brachte,<br />

nicht allzu viele Bürger. Beim Festzug<br />

am Sonntag führen die Seifensieder<br />

eine Zunftfahne der osteuropäischen<br />

Seifensieder mit.<br />

Die silberne Rose<br />

Dar<strong>auf</strong> ist das Zunftzeichen der<br />

Krakauer Seifensieder – eine fünfblättrige<br />

silberne Rose – dargestellt,<br />

die von zwei in bürgerlicher<br />

- 17 -<br />

Bei der Herstellung „anrüchig“, als Endprodukt wohlriechend – die Seifensieder<br />

zeigen, wie im Mittelalter Seife hergestellt wurde. Foto: fz<br />

Tracht gekleideten Schildträgern<br />

gehalten wird. Das Original befi ndet<br />

sich im Historischen Museum<br />

der Stadt Krakau in Polen und wurde<br />

als Abbildung zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Wer Interesse am mittelalterlichen<br />

Handwerk zeigt und Bereitschaft<br />

mitbringt bei Auswärtsfahrten<br />

mitzumachen, ist bei den Seifensiedern<br />

herzlich willkommen. fz

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