NFV _02_2010 - Rot Weiss Damme
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Bezirk Hannover<br />
52<br />
Mit einer Rekordbeteiligung ist<br />
die jüngste Lehrveranstaltung<br />
des <strong>NFV</strong>-Kreises Hildesheim<br />
über die Bühne gegangen. 80 Jugendtrainer<br />
fanden den Weg in<br />
den Saal des Gemeindezentrums<br />
Emmerke. Das brisante Thema<br />
„Fußball im Rausch – ohne mich“<br />
hatte doch mehr Zuhörer interessiert<br />
als vermutet. Einige Vereine<br />
waren schon im Vorfeld an Siegfried<br />
Herrmann, Vorsitzender des<br />
Lehrausschusses herangetreten,<br />
um sich über die schleichende<br />
Drogensituation und Suchtprobleme<br />
zu informieren.<br />
Aufmerksam hörten die<br />
Übungsleiter den Ausführungen<br />
von Referent Wolfgang Kiel, Initiator<br />
von Suchtmobil e.V., zu, der<br />
alarmierende Zahlen präsentierte.<br />
Besonders Alkohol werde immer<br />
häufiger von den Nachwuchskickern<br />
konsumiert: „Die Jugendlichen<br />
werden immer jünger.<br />
Schon Acht- bis Zehnjährige kommen<br />
an Alkohol heran und erscheinen<br />
auf wackeligen Füßen<br />
beim Training oder bei den Spielen.<br />
Auch am Spielfeldrand –<br />
Wolfgang Kiel: Initiator des Vereins<br />
Suchtmobil e.V.<br />
Versunken im Schnee. Wie auf den<br />
Fotos beim SBV Erichshagen (Kreis Nienburg) und<br />
dem ASC Nienburg (oben) sah es im Januar auf<br />
vielen Sportplätzen aus. Große Teile Niedersachsens<br />
waren unter den Schneemassen versunken.<br />
So hieß es „Ski und Rodel gut“ auf Niedersachsens<br />
Fußballplätzen. Bereits Anfang Februar soll<br />
das runde Leder aber wieder über den „grünen“<br />
Platz rollen. In Anbetracht der Schneemassen, die<br />
das neue Jahr beschert hat, kann sich dies aber<br />
noch niemand vorstellen. Spielausfälle sind vorprogrammiert<br />
und werden die Staffelleiter herausfordern.<br />
Fotos und Text: Jens Lucenz<br />
Februar <strong>2010</strong><br />
„Fußball im Rausch – ohne mich“<br />
Suchtmobil e.V. informiert in Hildesheim über Drogensituation<br />
Wolfgang Kiel sprach vor 80 Hildesheimer Trainern über Suchtprävention. Fotos: Burghard Neumann<br />
während oder nach dem Spiel –<br />
kreisen die Bierflaschen“, verriet<br />
Kiel.<br />
Bei regelmäßigem Alkoholkonsum<br />
seien die psychischen Folgen<br />
oft verheerend. Gleiches gelte<br />
auch für andere Drogen wie Pillen<br />
oder Cannabis. Das komme in allen<br />
Schichten der Gesellschaft vor<br />
und mache auch vor Sportlern<br />
nicht Halt.<br />
„Eines steht fest: Die meisten<br />
Menschen können mit Alkohol<br />
umgehen. Doch für manche<br />
wird der Stoff zum Problem. Was<br />
mit einigen Schnäpsen beginnt,<br />
kann mit anderen Drogen und einer<br />
schweren Sucht aufhören“,<br />
machte Kiel deutlich. „Studien<br />
besagen, dass Jugendliche, die<br />
sich regelmäßig sportlich betätigen,<br />
eher gefeit vor Suchtabhän-<br />
gigkeit sind als andere. Hier sind<br />
die jungen Leute in den Vereinen<br />
eingebunden. Das soziale Gefüge<br />
spielt eine große Rolle“, fuhr Kiel<br />
fort.<br />
Auf die Fragen der Trainer,<br />
was sie tun könnten, gab Kiel zu<br />
bedenken, dass es schwierig sei,<br />
den Drogenmissbrauch zu erkennen.<br />
„Ein Suchtkranker muss von<br />
allein aufhören wollen. Wenn er<br />
sich gegen Hilfe sträubt, sind Eltern<br />
und Schutzbefohlene machtlos“,<br />
sagte Kiel und ergänzte:<br />
„Alkohol kann man riechen, auch<br />
die Augen sprechen Bände, aber<br />
bei Cannabis wird es schwierig.<br />
Heroin-Konsumenten sieht man<br />
ihre Sucht zuerst kaum an, weil<br />
sie den Stoff nur rauchen oder<br />
schnupfen und nicht spritzen“,<br />
erklärte der Fachmann.<br />
Kiel spricht aus eigener Erfahrung.<br />
Aus seinen Talenten als<br />
ehemaliger Bundesliga-Rugbyspieler<br />
und hoffnungsvoller Fußballer<br />
hat der 48-Jährige nichts<br />
gemacht. Er kam selbst in den<br />
Teufelskreis und war acht Jahre<br />
abhängig. Kiel hatte Alkohol getrunken,<br />
kam zu Cannabis, zuletzt<br />
konsumierte er Speed und<br />
Heroin. Er landete sogar wegen<br />
Beschaffungskriminalität im Gefängnis.<br />
Erst als er einen Therapieplatz<br />
erhielt, gelang ihm als<br />
geheilt der Absprung. Seit einigen<br />
Jahren ist er auf der anderen<br />
Seite. Unermüdlich ist er unterwegs,<br />
hält Vorträge über Suchtprävention<br />
und diskutiert über<br />
dieses Thema. „Aufklären, aufklären“,<br />
heißt seine Devise.<br />
Burghard Neumann