Radtour Dordogne - Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club ...
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ich kann mein Glück nicht fassen!! Ehe ich<br />
mich versehe – mein Kreislauf spielt verrückt<br />
– sitzt er schon in meinem Sattel (übrigens<br />
echt Leder!) und fährt mit mir (auch so<br />
etwas: Warum hat der es morgens bloß im -<br />
mer so eilig. Die Kette stöhnt und der Len -<br />
ker ächzt. Ich mache mir Sorgen. Zuviel hat<br />
man schon bei Alu-Rädern über abgebrochene<br />
Lenker gelesen) ca. 500 m bis zur neuen<br />
U-Bahn-Station!!. Aber hallo!! Ist das eine<br />
U-Bahn-Station!?! Man kann sogar bis zur<br />
mittleren Ebene (regensicher!) oberhalb der<br />
U-Bahn-Gleise fahren, ohne daß man<br />
absteigen muß. Toll!! Und dann packt er<br />
sogar ein nagelneues Bügelschloß aus und<br />
schließt mich genau über den Gleisen an das<br />
Gitter.<br />
Er murmelt noch etwas wie, „Nu demonstriere<br />
mal schön für die Stadtväter, alter<br />
Esel!“ Verstehe ich nicht! Verstehen Sie<br />
das? Ich hab´ ihm den „alten Esel“ nicht<br />
krumm genommen, denn der folgende Tag<br />
ist einer der aufregendsten meines Lebens!!<br />
Unter mir fährt alle 5 Minuten eine U-Bahn<br />
durch! Leute steigen ein und aus. Ich kann<br />
dem Fahrer stets ins Auge sehen... und er<br />
sieht mich!!! Er kann gar nicht anders.<br />
Menschen eilen an mir vorbei, Kinder gehen<br />
lärmend zur Schule. Ich bin noch ganz<br />
aufgeregt von dem bunten Treiben, da ist<br />
mein Eigentümer schon wieder da. Schade!<br />
War wohl einmalig! Aber die Gesichter vom<br />
Rennrad und erst vom arroganten Trekking-<br />
Rad hättet ihr sehen sollen.<br />
Und dann kommt das Tollste:<br />
Von dem Tag an fährt er fast täglich mit mir<br />
zur U-Bahn. Das neue Schloß und ich sind<br />
seitdem richtig „dicke Freunde“ geworden.<br />
U–Bahn–Glosse<br />
Ich bin glücklich!! Obwohl doch tatsächlich<br />
einmal ein Lausebengel mich zu klauen versucht<br />
hat, aber der hat sich mit meinem<br />
„dicken Freund“ verrechnet!! Klar, daß ein<br />
paar Schulkinder mal die Luft aus meinen<br />
Reifen lassen. Einmal haben sie sogar die<br />
Ventile mitgenommen. Finde ich nicht<br />
besonders gut! Inzwischen habe ich sogar<br />
das elektronische Anzeigesystem begriffen<br />
und könnte manchem alten Mütterken<br />
helfen, den Fahrscheinautomaten gegenüber<br />
zu bedienen, wenn... ja, wenn ich nicht ein<br />
alter Drahtesel wäre. Auch weiß ich, daß ich<br />
tagsüber genau im Erfassungsbereich einer<br />
Video-Überwachungskamera stehe. Ihr hättet<br />
das Gesicht vom Trekking-Rad sehen<br />
sollen, als ich von meiner „elektronischen<br />
Tagesüberwachung“ erzählte. Selbst die Uhr<br />
im U-Bahnhof kann ich sehen und kann<br />
mich darauf einstellen, wann er nach Hause<br />
kommt.<br />
Einmal hat ein altes Mütterken meinen<br />
Eigen tümer angesprochen: „Is auch wahr,<br />
ein tolle U-Bahn mit allen Schikanen können<br />
se für viel Geld bauen, aba ain<br />
ordentlichen Faahrradständer ham se<br />
vergessen oder kain Geld für über!“ Mein<br />
Eigentümer schmunzelte übers ganze<br />
Gesicht, als hätte man ihn zum ersten Mal<br />
richtig verstanden. Aus seinen Augen blitzte<br />
es entschlossen und fast schon böse.<br />
Jetzt habe ich es endlich begriffen. Meinem<br />
Herrn (der Respekt verlangt nun einfach<br />
eine andere Anrede für meinen Besitzer!)<br />
diene ich also nicht nur als fahrbarer<br />
Untersatz, sondern auch noch als Demon -<br />
strationsobjekt! Ich habe lange darüber<br />
nachgedacht und bin meinem Herrn politisch<br />
erheblich näher gerückt. Wir gehören eben<br />
beide, und darauf bin ich sehr stolz, zu der<br />
alten 68er Generation!!<br />
Daß ich das auf meine alten Tage noch<br />
erleben darf ....................<br />
Übrigens, mit dem Trekking-Rad rede ich<br />
kein Wort mehr!!<br />
Auf bald irgendwo im Straßenverkehr. Und<br />
viel leicht hier an selber Stelle! Tschüß<br />
dann....... GH<br />
15<br />
frei atmen! 1/95