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ETA Hoffmann (1776 – 1822): Querdenker im Staatsdienst - Manz

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<strong>Querdenker</strong> <strong>im</strong> <strong>Staatsdienst</strong><br />

1813, zu einem Zeitpunkt, als sich <strong>Hoffmann</strong> bereits als Komponist<br />

20 und Musikkritiker einen gewissen Ruf geschaffen hatte, bat<br />

Joseph Seconda ihn, in Dresden die Stelle des Musikdirektors anzunehmen.<br />

Die Konfrontation Preußens, Österreichs und Russlands<br />

mit dem gemeinsamen äußeren Feind Napoleon gipfelte <strong>im</strong> Oktober<br />

desselben Jahres in der Völkerschlacht bei Leipzig, aus der Preußen<br />

siegreich hervorging. Die Erlebnisse des Kriegs prägten <strong>Hoffmann</strong><br />

und gingen unter anderem in Die Vision auf dem Schlachtfeld zu<br />

Dresden ein. Preußen passte sich schnell der politischen Restauration<br />

an, wie sie durch die Heilige Allianz und das Metternichsche<br />

Konzept einer Neuordnung Europas gemäß den Ergebnissen des<br />

Wiener Kongresses von 1815 propagiert wurde. In den Jahren bis<br />

zur Julirevolution 1830 liefen die geistigen Strömungen langsam<br />

aus, ohne jedoch sich völlig zu verlieren: Romantik, Klassik und<br />

Spätaufklärung existierten nebeneinander; gleichzeitig kam der<br />

Realismus der Restauration und des Biedermeiers langsam zu<br />

Tage.<br />

<strong>Hoffmann</strong> nahm 1815 in Berlin seine Tätigkeit als Assessor, die<br />

in Warschau jäh durch den Einfall der Truppen Napoleons und die<br />

damit verbundene Auflösung der preußischen Regierung unterbrochen<br />

worden war, am Kammergericht 21 wieder auf. Zusammen<br />

mit Hitzig wurde er dem Kr<strong>im</strong>inalsenat zugewiesen. Wenige seiner<br />

Urteilsbesprechungen sind aus jener Zeit erhalten, da die Akten<br />

inzwischen eingestampft wurden. Lediglich private Aufzeichnungen<br />

und die Akten der „Immediat-Commission“, 22 in die er kurz darauf<br />

aufgenommen wurde, können Aufschluss geben über gewisse<br />

Aspekte seiner juristischen Urteilsfindung.<br />

Die typische Berliner Atmosphäre spiegelt sich in einer Vielzahl<br />

seiner Werke: Prinzessin Brambilla (1820), Lebensansichten des Katers<br />

Murr (1819/21), Seltsame Leiden eines Theaterdirektors (1818), Die<br />

Brautwahl (1819/21), Die Abenteuer der Silvesternacht (1814/15), Das<br />

Sanctus (1816/17), Ritter Gluck (1814/15), Des Vetters Eckfenster<br />

(<strong>1822</strong>). Der Ernennung zum Kammergerichtsrat folgten zahlreiche<br />

Anerkennungen, darunter auch vom Präsidenten des Kammergerichts<br />

selbst, Daniel Woldermann. Dieser schrieb in einem Brief an<br />

den preußischen Justizminister Ludwig Leopold von Kircheisen,<br />

datiert den 23. Februar <strong>1822</strong>, Folgendes: „ . . . und ich muss meiner<br />

Pflicht nach, hier wiederholen: daß der Kammergerichts-Rath<br />

<strong>Hoffmann</strong>, sich durch vorzüglich gründliche Arbeiten, in dem allerwichtigsten<br />

Cr<strong>im</strong>inal-Sachen eben so sehr, als durch Ernst und würdiges<br />

Betragen in seinen Amtshandlungen ausgezeichnet hat, auch<br />

nicht einmal eine Spur seines comischen Schriftsteller-Talents blicken<br />

ließ.“ 23<br />

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